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Vertrauen und Vertrauensspielräume in Zeiten der Unkontrollierbarkeit

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Das Ziel all dieser Maßnahmen ist letztlich die Beschleunigung von Innovationen, e<strong>in</strong>e<br />

verbesserte Markt- <strong>und</strong> K<strong>und</strong>enorientierung <strong>der</strong> Produktentwicklung <strong>und</strong> Kostensenkung.<br />

Wenn man dieser Logik streng folgt <strong>und</strong> <strong>der</strong> unternehmerischen Seite Glauben schenkt,<br />

dann müsste man spätestens jetzt erkennen, dass erst diese tiefgreifend verän<strong>der</strong>ten Strukturen<br />

<strong>und</strong> Prozesse die breite Entfaltung <strong>der</strong> menschlichen Handlungskompetenz ermöglichen.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e das Erfahrungswissen <strong>der</strong> „lebendigen Arbeit“ <strong>und</strong> die soziale Kompetenz zur<br />

Kommunikation <strong>und</strong> Kooperation gew<strong>in</strong>nen unter diesen Bed<strong>in</strong>gungen ihren zentralen<br />

Stellenwert wie<strong>der</strong>. In dieser schönen neuen Arbeitswelt bildet die Arbeit e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>heit von<br />

k<strong>und</strong>enorientierter Wertschöpfung, Reflexion <strong>der</strong> eigenen Tätigkeit <strong>und</strong> daraus hervorgehend<br />

e<strong>in</strong>e ständige Verbesserung an Produkten <strong>und</strong> Prozessen. Vorbei die <strong>Zeiten</strong> des alten<br />

arbeitsteiligen Systems mit se<strong>in</strong>en ausschließlich e<strong>in</strong>fachen, von an<strong>der</strong>en vorgedachten <strong>und</strong><br />

vorgeplanten Tätigkeiten (vgl. Brödner 1998, 36f) 104 . An die Stelle straff <strong>und</strong> rational<br />

durchorganisierter Großorganisationen treten Netzwerke kle<strong>in</strong>er autonomer E<strong>in</strong>heiten, die je<strong>der</strong><br />

für sich ihren Erfolg selbständig verrechnen. Die e<strong>in</strong>zelnen Akteure stehen dabei <strong>in</strong> je<br />

unterschiedlichen Beziehungszusammenhängen, <strong>in</strong> die sie sich kurzfristig, aktiv <strong>und</strong> ohne<br />

persönliche Vorbehalte wechselseitig e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen sollen. Dazu bedarf es <strong>in</strong>tellektueller<br />

Fähigkeiten, E<strong>in</strong>fühlungsvermögen <strong>und</strong> kommunikativer Kompetenz sowie <strong>der</strong> Bereitschaft,<br />

Unsicherheit zu ertragen <strong>und</strong> Risiko zu akzeptieren (vgl. Heisig/ Littek 1995, 285f).<br />

Man könnte diese Entwicklungen allerd<strong>in</strong>gs auch aus an<strong>der</strong>er Sicht betrachten. Und<br />

eigentlich müsste es e<strong>in</strong>em eher suspekt vorkommen, wenn es ganz e<strong>in</strong>fach so möglich se<strong>in</strong><br />

sollte, das Nützliche so gew<strong>in</strong>nbr<strong>in</strong>gend mit dem Praktischen zu verb<strong>in</strong>den. Zwar ist es richtig,<br />

dass <strong>der</strong> Mensch <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er gesamten Wesensart gefor<strong>der</strong>t ist, jedoch müssen noch e<strong>in</strong> paar<br />

„ger<strong>in</strong>gfügige“ E<strong>in</strong>schränkungen gemacht werden.<br />

Unmittelbare Folgen<br />

Die verän<strong>der</strong>ten Rahmenbed<strong>in</strong>gungen setzen primär auf e<strong>in</strong>en Autonomiegew<strong>in</strong>n<br />

seitens <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Akteure. Dagegen gibt es zunächst nichts e<strong>in</strong>zuwenden, es sei denn, man<br />

bevorzugt e<strong>in</strong>e Bequemlichkeit ohne Verantwortung. Insofern stellt sich jede Art von<br />

Verän<strong>der</strong>ung zugleich als e<strong>in</strong>e relative Belastung dar. Die Frage ist nun, welche Dynamik diese<br />

Belastung e<strong>in</strong>schlägt?<br />

104 Auch Arnold (1998, 231f) sieht hier<strong>in</strong> die „Chance“ zur kompetenzorientierten Wende <strong>der</strong> Berufspädagogik.<br />

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