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Vertrauen und Vertrauensspielräume in Zeiten der Unkontrollierbarkeit

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(Heisig 1997, 144) stattf<strong>in</strong>det. Kotthoff (1995, 14ff) nennt vier Hauptgründe für die Loyalität<br />

hochqualifizierter Beschäftigter <strong>und</strong> ihre hohe Leistungsbereitschaft: Erstens liegt es an <strong>der</strong><br />

Stabilität <strong>der</strong> Firma, dem Unternehmenserfolg <strong>und</strong> dem Ansehen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Öffentlichkeit.<br />

Zweitens spielt die soziale Sicherheit <strong>und</strong> die Kont<strong>in</strong>uität im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er planbaren beruflichen<br />

Karriere e<strong>in</strong>e große Rolle. Drittens kam es darauf an, dass sich das Top- Management zur<br />

Firma sozial zugehörig fühlt. Und viertens musste e<strong>in</strong> kooperatives Führungsverhalten<br />

zwischen <strong>der</strong> zweiten <strong>und</strong> dritten Managementebene existieren.<br />

Den fast schon gegenteiligen Effekt konnte Kotthoff (ebd. 10f) bei Firmen im Verlauf <strong>der</strong><br />

zu dieser Zeit stattf<strong>in</strong>denden Umstrukturierungsprozesse erkennen. In acht von zehn<br />

untersuchten Betrieben stellte er e<strong>in</strong>e <strong>Vertrauen</strong>skrise fest. Kriterien hierfür waren, dass noch<br />

nie so viel „geschimpft“ <strong>und</strong> unter Vorbehalt gestellt wurde, noch nie e<strong>in</strong>e vergleichbare<br />

Emotionalität vorherrschend war <strong>und</strong> noch nie so extrem, <strong>in</strong> teilweise zynischer Distanz,<br />

kritisch abwartend <strong>der</strong> Firma gegenüber gestanden wurde.<br />

Je mehr die Betriebe dazu überg<strong>in</strong>gen, den Aspekt <strong>der</strong> Selbststeuerung <strong>und</strong><br />

Selbstverantwortung so weit für sich auszunutzen, dass sie sich damit auch gleichzeitig <strong>der</strong><br />

kompletten Verantwortung für den Arbeitsprozess entledigten, desto offensichtlicher wurde es,<br />

dass die Betriebe immer weniger „corporate identity“ besaßen als <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vergangenheit.<br />

Vermutlich ist das auch <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>, warum stattdessen immer häufiger von „Unternehmenskultur“<br />

geredet wird. Es ist aber ke<strong>in</strong> sozialer Kitt, im S<strong>in</strong>ne von Vertrautheit, mehr <strong>in</strong> Sicht,<br />

<strong>der</strong> den alten ersetzen könnte (vgl. Heisig 1997, 144).<br />

Im Verlauf <strong>der</strong> folgenden Abschnitte werde ich dieses Dilemma wie folgt darstellen:<br />

Die zwei gr<strong>und</strong>sätzlichen Herausfor<strong>der</strong>ungen von Organisationen bestehen dar<strong>in</strong>, dass zum<br />

e<strong>in</strong>en das Umfeld <strong>und</strong> die Eigendynamik we<strong>der</strong> durchschaubar, noch kalkulierbar s<strong>in</strong>d; daraus<br />

folgt zweitens, dass die Zukunft ungewiss ist <strong>und</strong> riskant bleibt. Die Frage ist nun, wie man das<br />

Maß an Sicherheit <strong>und</strong> Orientierung gew<strong>in</strong>nen kann, das jede Organisation für ihre spezifische<br />

Leistungsfähigkeit unabd<strong>in</strong>gbar braucht? Warum sollte man dazu bereit se<strong>in</strong>, se<strong>in</strong>en<br />

Mitarbeitern zu vertrauen, warum sollte man soziale Spielräume schaffen, <strong>in</strong> denen, wenn auch<br />

nur temporär, Komplexität reduziert werden würde? Von Rutenberg (2000, 3) br<strong>in</strong>gt diese<br />

Problematik an<strong>der</strong>s auf den Punkt:<br />

„Der Satz unser wichtigstes Kapital s<strong>in</strong>d unsere Mitarbeiter ist <strong>der</strong>art zum Allgeme<strong>in</strong>platz des<br />

New-Economy-Palavers geworden, dass dessen erste Erwähnung ... im Publikum prustende<br />

Heiterkeit auslöste. Geme<strong>in</strong>t s<strong>in</strong>d mit diesem Satz natürlich immer nur die superqualifizierten,<br />

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