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Vertrauen und Vertrauensspielräume in Zeiten der Unkontrollierbarkeit

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„Rehabilitation <strong>der</strong> menschlichen Arbeit“ (Schumann 1993, 193). Die Technik ersetzte damit<br />

we<strong>der</strong> die Organisation noch den Arbeiter, nur das Niveau <strong>der</strong> Masch<strong>in</strong>enbedienung hat sich<br />

qualitativ durch weitgehende Computersteuerung nach oben verschoben <strong>und</strong> die Anzahl <strong>der</strong><br />

konkreten Bediener ist ke<strong>in</strong>eswegs auf Null gesunken.<br />

Die 80er Jahre zeichneten sich dann durch e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>novative Arbeitspolitik aus. Die<br />

gewandelten Produktionsanfor<strong>der</strong>ungen, die erhöhten Ansprüche bzgl. Zeit, Flexibilität,<br />

Qualität bedurften <strong>der</strong> Mobilisierung <strong>der</strong> Produzenten<strong>in</strong>telligenz. Die kreative Potenz des<br />

e<strong>in</strong>zelnen wurde zur Schlüsselressource (vgl. Kern/ Schumann 1998, 8f). Das Problem bestand nun<br />

<strong>in</strong> den un- <strong>und</strong> angelernten Arbeitern (wie z.B. manuelle Schweißer <strong>und</strong> Lackierer), die unter<br />

den neuen Bed<strong>in</strong>gungen kaum <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage waren, die <strong>in</strong>stallierten High–Tech Anlagen<br />

sachk<strong>und</strong>ig <strong>und</strong> effizient zu betreiben. An<strong>der</strong>erseits hatte <strong>der</strong> Arbeitsmarkt <strong>in</strong>zwischen<br />

ausreichend qualifizierte Facharbeiter zur Verfügung, so dass es nicht mehr genügend Arbeit<br />

für alle gab. Bevorzugt wurde <strong>der</strong> qualifizierte, männliche, deutsche Normalarbeiter. 101<br />

Trotz allem behielt die Rationalisierung bis <strong>in</strong> die 80er Jahre h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>en<br />

zentralistisch–strukturkonservativen Gr<strong>und</strong>zug. Das neue Leitbild entstand als Kumulation<br />

ungeplanter Folgen jahrzehntelanger tayloristisch–fordistischer Rationalisierung, gerade wegen<br />

<strong>der</strong> ausufernden Technisierung, Bürokratisierung, Hierarchisierung <strong>und</strong> funktionalen<br />

Spezialisierung <strong>der</strong> <strong>in</strong>dustriellen Produktion (vgl. Faust et al. 1994, 110 <strong>und</strong> Weitbrecht 1998, 17).<br />

Diese Methoden stellten <strong>in</strong>sofern auch ke<strong>in</strong>e Reaktion auf die For<strong>der</strong>ungen nach e<strong>in</strong>er<br />

Humanisierung <strong>der</strong> Arbeit wie <strong>in</strong> den 70er Jahren dar, son<strong>der</strong>n entstanden aufgr<strong>und</strong> e<strong>in</strong>es<br />

äußeren Drucks auf die Organisation. Daher konnte von verantwortlicher Autonomie o<strong>der</strong> von<br />

weitreichenden Entscheidungsspielräumen auch nicht die Rede se<strong>in</strong>.<br />

Die 90er Jahre stellten e<strong>in</strong>e weitere R<strong>und</strong>e bei <strong>der</strong> Suche nach funktionsfähigen<br />

Arbeitskonzepten dar. Dass es dazu e<strong>in</strong>es tiefen wirtschaftlichen E<strong>in</strong>bruchs (1992/93) bedurfte,<br />

war ke<strong>in</strong> Zufall, son<strong>der</strong>n e<strong>in</strong>e weitere Bestätigung <strong>der</strong> oben genannten These. Wie<strong>der</strong> wurde<br />

e<strong>in</strong>e radikale Kritik am Alten durchgeführt <strong>und</strong> <strong>der</strong> organisatorische Transformationsprozess<br />

wurde weiter forciert. Aber e<strong>in</strong> Nochmehr an Automatisierung wie <strong>in</strong> den 80er Jahren war<br />

kaum möglich <strong>und</strong> hätte nur graduelle Verän<strong>der</strong>ungen mit sich gebracht. So wurde die ganze<br />

Fabrikorganisation selbst fraglich, <strong>und</strong> um so zw<strong>in</strong>gen<strong>der</strong> erschien daher die totale Abkehr<br />

vom tayloristisch fordistischen Produktionsmodell, um die drei Hauptfaktoren Kosten, Qualität<br />

<strong>und</strong> Zeitdurchlauf zu verbessern (vgl. Schumann 1993, 198 u. Spr<strong>in</strong>ger 1998, 97). Man konzentrierte<br />

101 Die fast schon klassischen Schlagworte zu dieser Zeit waren Akademikerschwemme <strong>und</strong> Verdrängungswettbewerb,<br />

<strong>und</strong> es begann die Negativentwicklung für die weniger qualifizierten Angestelltengruppen (vgl.<br />

Kotthoff 1995, 12).<br />

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