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Vertrauen und Vertrauensspielräume in Zeiten der Unkontrollierbarkeit

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verlieren, ermöglichte es, e<strong>in</strong>en Gehorsam um jeden Preis zu verlangen <strong>und</strong> um dies<br />

durchzusetzen, war das Fließband das Mittel <strong>der</strong> Wahl. Die Arbeit wurde soweit vere<strong>in</strong>facht,<br />

dass sie genau kontrolliert werden konnte: d.h. dass es ke<strong>in</strong>e Erfahrungsabhängigkeit bzgl. <strong>der</strong><br />

Arbeitsvorgänge gab. E<strong>in</strong> Masch<strong>in</strong>enbediener konnte praktisch nichts verlernen. Über die<br />

Materialien gab es nichts zu wissen, <strong>und</strong> e<strong>in</strong> Arbeiter, <strong>der</strong> faul zu se<strong>in</strong> schien, wurde von den<br />

Aufsehern nie<strong>der</strong>geschlagen o<strong>der</strong> gleich entlassen. Das Ausmaß <strong>der</strong> Autorität wurde immer<br />

umfangreicher, so dass den Arbeitern nachspioniert wurde, ob sie Zuhause tranken o<strong>der</strong> gar <strong>in</strong><br />

Gewerkschaften organisiert waren. Doch bereits <strong>in</strong> den 40er Jahren zeigten sich vier große<br />

Konfliktbereiche. Hierzu gehörte e<strong>in</strong>e beständig s<strong>in</strong>kende Produktivität, e<strong>in</strong>e niedrige<br />

Arbeitsmoral, <strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>stand gegen neue Technologien <strong>und</strong> e<strong>in</strong> sich verschärfen<strong>der</strong><br />

Arbeitnehmer-Arbeitgeber Konflikt (vgl. Littler, 1987, 27f) auf dessen pr<strong>in</strong>zipielle Ursachen wir<br />

immer wie<strong>der</strong> zurückkommen werden.<br />

III. Die Informations- <strong>und</strong> Wissensgesellschaft:<br />

War <strong>der</strong> Übergang von <strong>der</strong> handwerklichen Fertigung zum System <strong>der</strong><br />

Massenproduktion e<strong>in</strong> zentraler Wendepunkt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Dynamik des Managementwissens<br />

während <strong>der</strong> Entwicklung des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts, so setzte <strong>der</strong> zweite Wendepunkt <strong>in</strong> den 70er<br />

Jahren desselben Jahrh<strong>und</strong>erts e<strong>in</strong>. Dies war <strong>der</strong> Übergang von <strong>der</strong> Massenproduktion <strong>der</strong><br />

Industriegesellschaft zu e<strong>in</strong>em System flexibler Spezialisierung e<strong>in</strong>er Wissensgesellschaft. Das<br />

mutmaßlich neue Leitbild mag aber letztlich nicht mehr se<strong>in</strong> als die Reflexionen <strong>der</strong> „bl<strong>in</strong>den<br />

Flecken“ des alten Paradigmas (vgl. Deutschmann 1999, 155). Wo waren dann die<br />

Unzulänglichkeiten <strong>der</strong> <strong>in</strong>dustriellen Fremdkontrolle, die das System zunächst <strong>in</strong> die<br />

strukturelle Krise im Jahre 1974/75 <strong>und</strong> dann an se<strong>in</strong> Ende führte? (vgl. hierzu auch ausführlich<br />

Schaarschuch 1990, 59ff)<br />

Die ausschlaggebenden Größen für diesen Prozess lassen sich wie folgt<br />

zusammenfassen (vgl. Henckel 1999, Heidenreich 1998, Willke 1998, Klau<strong>der</strong> 1994):<br />

Erstens f<strong>in</strong>det e<strong>in</strong>e gr<strong>und</strong>legende Verän<strong>der</strong>ung <strong>in</strong> <strong>der</strong> technischen Entwicklung statt.<br />

Die immer effektivere Nutzung <strong>der</strong> Mikroelektronik <strong>und</strong> Telekommunikation sowie die<br />

Automatisierung <strong>und</strong> die immer neueren Produktionskonzepte lassen Information <strong>und</strong> Wissen<br />

zu den zentralen Ressourcen des Wirtschaftens werden. „E<strong>in</strong>fache“ Arbeiten s<strong>in</strong>d unter diesen<br />

Bed<strong>in</strong>gungen nicht mehr konkurrenzfähig <strong>und</strong> werden entwe<strong>der</strong> automatisiert o<strong>der</strong> <strong>in</strong><br />

sogenannte Billiglohnlän<strong>der</strong> vergeben.<br />

Zweitens ist die Beschleunigung e<strong>in</strong> weiteres Hauptmerkmal. Nicht nur <strong>der</strong> Transport<br />

wird via Glasfaser so schnell wie das Licht, son<strong>der</strong>n auch die Produkt(lebens)zyklen, die<br />

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