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Vertrauen und Vertrauensspielräume in Zeiten der Unkontrollierbarkeit

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Der Weg <strong>in</strong> die Ungewissheitsgesellschaft<br />

I. Agrargesellschaft II. Industriegesellschaft III. Wissensgesellschaft<br />

handwerkliche<br />

Eigenkontrolle<br />

<strong>in</strong>dustrielle<br />

Fremdkontrolle<br />

marktliche<br />

Erfolgs-„Kontrolle“<br />

----------------------------------------------Zeit--------------------------------><br />

(Abbildung 4.1.1 Die drei Kontrollmodi, O.G.)<br />

I. Die Stände-/ Agrargesellschaft:<br />

Die erste Epoche entspricht <strong>der</strong> Zeit <strong>der</strong> Agrar- bzw. Ständegesellschaft: Die<br />

Gesellschaft <strong>und</strong> <strong>der</strong>en mächtige Personen o<strong>der</strong> Institutionen beriefen ihre Bürger <strong>in</strong> die<br />

e<strong>in</strong>zelnen Berufe. Dort bekam man se<strong>in</strong>en Platz zugewiesen <strong>und</strong> wurde mit den für notwendig<br />

erachteten Qualifikationen, sozialem Status <strong>und</strong> E<strong>in</strong>kommen versorgt. Im 16. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

entsprach letztlich <strong>der</strong> Begriff des Berufes dem des Standes, <strong>und</strong> wenn man von <strong>der</strong><br />

Ständegesellschaft spricht, hätte man sie auch Berufsgesellschaft nennen können (vgl. Geißler/<br />

Geramanis 2001, 40). Über den Beruf wurde das gesellschaftliche Arbeitsvermögen reproduziert<br />

<strong>und</strong> gerade hier<strong>in</strong> lag auch die normative Bedeutung als universalistische Regelung.<br />

Handwerker <strong>und</strong> Kaufleute waren unter vor<strong>in</strong>dustriellen Bed<strong>in</strong>gungen ke<strong>in</strong>e arbeitenden<br />

Berufstätigen im heutigen S<strong>in</strong>ne, sie waren <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie anerkannte <strong>und</strong> ehrbare Stadtbürger,<br />

sowie Zunft- <strong>und</strong> Gildemitglie<strong>der</strong>. Die Ausübung ihrer Tätigkeit war die konsequente<br />

Erfüllung ihrer gesellschaftlichen Funktion. Vor<strong>in</strong>dustrielle Berufe waren daher zw<strong>in</strong>gend<br />

ganzheitlich organisiert, weil sie den gesamten Lebenszusammenhang <strong>der</strong> Berufstätigen<br />

e<strong>in</strong>schließlich ihrer Familien mitbestimmten. Es waren Lebensberufe, welche sämtliche<br />

Komplexität <strong>und</strong> Ungewissheit <strong>der</strong> Umwelt für ihre Inhaber reduzierten <strong>und</strong> diesen dabei<br />

e<strong>in</strong>deutig def<strong>in</strong>ierte Spielräume zur Verfügung stellten. Insofern war e<strong>in</strong> Zutrauen unnötig, da<br />

es ke<strong>in</strong>e Ungewissheit gab.<br />

Die Kontrolle unterlag e<strong>in</strong>er handwerklichen Eigenkontrolle (Littler 97 1987, 29). Dies soll<br />

nicht bedeuten, dass je<strong>der</strong> Handwerker sich pr<strong>in</strong>zipiell selbst kontrollieren durfte. Die<br />

Kontrolle, welche durch die Zünfte ausgeübt wurde, umfasste ebenso wie <strong>der</strong> Beruf die ganze<br />

Persönlichkeit des Meisters. Die Zünfte reproduzierten sich durch die Berufsehre e<strong>in</strong>er ehrbare<br />

Meisterschaft <strong>und</strong> dies be<strong>in</strong>haltete Arbeitstugenden wie Gewissenhaftigkeit, Ordentlichkeit <strong>und</strong><br />

Zeitdiszipl<strong>in</strong>. Indem e<strong>in</strong> Handwerker e<strong>in</strong> guter Handwerker war – <strong>und</strong> die Richtl<strong>in</strong>ien dafür,<br />

97 Littler nimmt Bezug auf e<strong>in</strong>e Gegenüberstellung von Braverman 1974 <strong>in</strong> <strong>der</strong> handwerkliche Eigenkontrolle<br />

versus Kapitalistenkontrolle gesetzt wird.<br />

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