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Vertrauen und Vertrauensspielräume in Zeiten der Unkontrollierbarkeit

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In <strong>der</strong> aktuellen Managementliteratur ist von dem Wunsch die Rede, von e<strong>in</strong>er<br />

Kontroll- zu e<strong>in</strong>er <strong>Vertrauen</strong>skultur zu wechseln 95 . Gerade hier<strong>in</strong> spiegelt sich das<br />

Kontrolldilemma wi<strong>der</strong>. Es taucht die Hoffnung auf, offensichtlich unkontrollierbar gewordene<br />

Situationen nun nicht mehr durch Kontrolle kontrollieren zu müssen, son<strong>der</strong>n durch<br />

<strong>Vertrauen</strong>(skontrolle) <strong>in</strong> den Griff zu bekommen.<br />

<strong>Vertrauen</strong> ist aber nicht die Lösung für <strong>der</strong>artige Probleme. Anhand des Mechanismus‘<br />

<strong>Vertrauen</strong> kann man die Reflexivität, das soziale Arrangement, vielleicht das Konstrukt von<br />

Gewissheit <strong>und</strong> Verantwortlichkeit sozialer Situationen erkennen, sowie die Nicht-<br />

Reduzierbarkeit <strong>der</strong> <strong>in</strong> ihr herrschenden Ungewissheit. <strong>Vertrauen</strong> ist letztlich aber nur e<strong>in</strong>e<br />

„Krücke“, um mit dieser Ungewissheit umgehen zu können, vielmehr e<strong>in</strong>e Brücke, um an die<br />

soziale Verantwortlichkeit <strong>der</strong> Akteure, an die Verb<strong>in</strong>dlichkeit ihrer Selbstb<strong>in</strong>dung glauben zu<br />

können. <strong>Vertrauen</strong> kann aber ke<strong>in</strong>e Kontrollfunktion übernehmen.<br />

Reflexives <strong>Vertrauen</strong> basiert auf <strong>der</strong> Entscheidung des Treugebers über die<br />

<strong>Vertrauen</strong>swürdigkeit des Treuhän<strong>der</strong>s, damit steht <strong>Vertrauen</strong> am Anfang <strong>der</strong> Beziehung <strong>und</strong><br />

nicht wie Kontrolle am Ende. <strong>Vertrauen</strong> ist das Voraus unter Risiko.<br />

Zusammengefasst heißt dies: <strong>Vertrauen</strong> ist e<strong>in</strong> sozialer Mechanismus, um mit<br />

Ungewissheit umzugehen. Der Schlüssel liegt <strong>in</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>schätzung des Treugebers über die<br />

<strong>Vertrauen</strong>swürdigkeit des Treuhän<strong>der</strong>s. Diese E<strong>in</strong>schätzung erfolgt entwe<strong>der</strong> auf <strong>der</strong><br />

Gr<strong>und</strong>lage von (gesellschaftlicher) Vertrautheit o<strong>der</strong> über das <strong>in</strong>dividuelle, eigen<strong>in</strong>teressierte<br />

Selbstvertrauen, sich bewusst auf die Kont<strong>in</strong>genz des an<strong>der</strong>en e<strong>in</strong>zulassen. <strong>Vertrauen</strong> „sichert“<br />

sich dabei jedoch nicht primär über Kontrolle ab, son<strong>der</strong>n über soziale Prozesse wie die<br />

E<strong>in</strong>schätzung von Zuverlässigkeit <strong>und</strong> den verb<strong>in</strong>dliche Charakter von Verpflichtungen. Wenn<br />

nun e<strong>in</strong>e Situation ihres sozialen Umfeldes entledigt wird, beraubt sie sich zugleich ihres<br />

<strong>Vertrauen</strong>s.<br />

Im folgenden Kapitel wird auf dieser Gr<strong>und</strong>lage <strong>der</strong> Bogen gespannt vom<br />

geschichtlichen Gang <strong>in</strong>s Kontrolldilemma über die Bereiche Dezentralisierung <strong>und</strong><br />

Globalisierung h<strong>in</strong> zum mutmaßlichen Ende <strong>der</strong> Arbeit unter gesellschaftlichen Bed<strong>in</strong>gungen.<br />

95 ... o<strong>der</strong> von e<strong>in</strong>er geschlossenen misstrauensdom<strong>in</strong>ierten zu e<strong>in</strong>er offenen vertrauensbasierten Kontrollkultur,<br />

wie es Krystek (1997, 283) nennt, (vgl. auch Willke 1998).<br />

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