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Vertrauen und Vertrauensspielräume in Zeiten der Unkontrollierbarkeit

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– also all das, was im ersten Teil vorausgesetzt wurde, ersche<strong>in</strong>t nun unwahrsche<strong>in</strong>lich <strong>und</strong><br />

erklärungsbedürftig (vgl. Junge 1998, 29).<br />

Das dritte Kapitel soll ke<strong>in</strong>e Auflösung darüber br<strong>in</strong>gen, ob <strong>Vertrauen</strong> die Bed<strong>in</strong>gung<br />

für o<strong>der</strong> das Resultat von sozialen Handlungen ist, son<strong>der</strong>n soll gerade die gegenseitige<br />

Bed<strong>in</strong>gtheit <strong>in</strong> ihrer Reflexivität beleuchten: Was heißt es für den e<strong>in</strong>zelnen Akteur, wenn er<br />

sich auf dieses Konzept <strong>Vertrauen</strong> e<strong>in</strong>lässt? Was s<strong>in</strong>d die Bed<strong>in</strong>gungen <strong>der</strong> Möglichkeit, sich<br />

bewusst für <strong>Vertrauen</strong> zu entscheiden, <strong>in</strong> <strong>der</strong> heutigen Zeit im Vergleich zu früheren <strong>Zeiten</strong>?<br />

Was bedeutet dies unter rationalen Gesichtspunkten, im Vergleich zu e<strong>in</strong>er Entscheidung, die<br />

e<strong>in</strong> Akteur vielleicht <strong>in</strong>s Ungewisse trifft? Es gilt hierbei, den Eigenanspruch von <strong>Vertrauen</strong><br />

herauszuarbeiten, es gilt zu klären, wor<strong>in</strong> das „Mehr“ liegt, die „Nicht-Reduzierbarkeit“ auf die<br />

bloße Funktion.<br />

<strong>Vertrauen</strong> wird auf diese Weise sowohl als e<strong>in</strong>e Ressource ersche<strong>in</strong>en, die man<br />

benutzen kann, als auch selbst zur Konsequenz e<strong>in</strong>er reflektierten Entscheidung werden. Wenn<br />

diese doppelte Eigenschaft zutrifft, dann wäre <strong>Vertrauen</strong> selbst gleichsam die Brücke zwischen<br />

<strong>der</strong> Funktion <strong>Vertrauen</strong> als normgeladenes Phänomen <strong>und</strong> <strong>der</strong> Entstehung von <strong>Vertrauen</strong> aus<br />

eigen<strong>in</strong>teressierten Handlungen.<br />

Kapitel 1.2<br />

<strong>Vertrauen</strong> als soziales Kapital – die Funktion von <strong>Vertrauen</strong><br />

Je<strong>der</strong> kennt das Märchen von Hans Christian An<strong>der</strong>sen: „Des Kaisers neue<br />

Klei<strong>der</strong>“ <strong>und</strong> weiß, dass dem Kaiser von w<strong>in</strong>digen Geschäftsleuten die<br />

„allerschönsten“ Klei<strong>der</strong> mit dem H<strong>in</strong>weis verkauft wurden, dass nur <strong>der</strong>jenige, <strong>der</strong><br />

wirklich guten Geschmack hat, diese Klei<strong>der</strong> auch sehen kann. Der Kaiser glaubt<br />

diesen Worten. Er vertraut den Verkäufern – sei es aus ignoranter Eitelkeit o<strong>der</strong><br />

e<strong>in</strong>fach nur aus Dummheit.<br />

Zunächst jubelt auch e<strong>in</strong> Großteil <strong>der</strong> Menge ihm zu, vielleicht, weil sie darauf<br />

vertrauen, dass e<strong>in</strong> Kaiser nicht e<strong>in</strong>fach nichts anhaben kann, dass e<strong>in</strong> Kaiser schon<br />

wissen wird, was er tut, vielleicht kennen sie auch das Modehaus. Das Ende ist<br />

bekannt: Nachdem e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d sie auf se<strong>in</strong>e Sichtweise aufmerksam gemacht hatte,<br />

„e<strong>in</strong>igte“ sich die Menge darauf, nur dem zu trauen, was man sah, bzw. nicht sah –<br />

<strong>und</strong> man war überzeugt zu wissen, dass <strong>der</strong> Kaiser nichts anhatte.<br />

<strong>Vertrauen</strong> soll <strong>in</strong> diesem Abschnitt als e<strong>in</strong> Mittel def<strong>in</strong>iert werden, auf welches zurückgegriffen<br />

werden kann, wenn es die Situation erlaubt o<strong>der</strong> erfor<strong>der</strong>t. Wenn ich im folgenden<br />

Kapitel <strong>Vertrauen</strong> als e<strong>in</strong>e Ressource, als soziales Kapital darstellen werde, so ist es dabei<br />

wichtig zu klären, wor<strong>in</strong> die Funktion dieses Mittels <strong>Vertrauen</strong> liegt.<br />

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