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Vertrauen und Vertrauensspielräume in Zeiten der Unkontrollierbarkeit

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sowohl <strong>der</strong> re<strong>in</strong>e Markt als auch die pure Bürokratie – bzw. <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong> dafür, warum sie wi<strong>der</strong><br />

Erwarten nicht scheitern, liegt nicht <strong>in</strong> ihrer eigenen Logik, son<strong>der</strong>n gerade dar<strong>in</strong>, dass sich<br />

soziale Aspekte wie <strong>Vertrauen</strong> <strong>und</strong> Misstrauen e<strong>in</strong>mischen. Das e<strong>in</strong>dimensionale Modell,<br />

Markt versus Hierarchie, bekommt e<strong>in</strong>e weitere Achse von <strong>Vertrauen</strong> versus Misstrauen, <strong>und</strong><br />

die Nullsumme löst sich zugunsten e<strong>in</strong>er Tendenz <strong>in</strong> Richtung <strong>der</strong> vier Pole auf.<br />

Damit ist die Untersuchung allerd<strong>in</strong>gs wie<strong>der</strong> an dem Punkt angekommen, <strong>Vertrauen</strong><br />

über se<strong>in</strong>e Funktion als e<strong>in</strong>e Ressource zu beschreiben. Das Dilemma lässt sich dennoch<br />

auflösen. Die Frage ist:<br />

- Wo gilt es bzgl. <strong>Vertrauen</strong> e<strong>in</strong>e Entscheidung zu treffen? Und<br />

- was kann <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelne Akteur bewirken, wenn er sich für <strong>Vertrauen</strong> entscheidet?<br />

Hierzu ist es nötig, <strong>Vertrauen</strong> zu differenzieren, <strong>und</strong> zwar <strong>in</strong> drei Gruppen: erstens<br />

Vertrautheit <strong>und</strong> Zuversicht, zweitens Zutrauen <strong>und</strong> drittens <strong>Vertrauen</strong>.<br />

Vertrautheit ist e<strong>in</strong> Zustand <strong>der</strong> Unbewusstheit. Vertrautheit, im S<strong>in</strong>ne von<br />

Selbstverständlichkeit <strong>und</strong> Unh<strong>in</strong>terfragtheit steht nicht als e<strong>in</strong>e Kategorie zur Disposition <strong>der</strong><br />

Akteure. Sie war entwe<strong>der</strong> schon immer da, sei es als das k<strong>in</strong>dliche Urvertrauen o<strong>der</strong> die<br />

vormo<strong>der</strong>ne Unh<strong>in</strong>tergehbarkeit <strong>der</strong> Welt; o<strong>der</strong> diese Vertrautheit wurde im S<strong>in</strong>ne von<br />

Gewohnheit <strong>und</strong> Selbstverständlichkeit hergestellt bzw. ist irgendwann e<strong>in</strong>mal da gewesen,<br />

weil man feststellt, dass man irgendetwas schon immer so getan hat. 91 Vertrautheit lässt sich<br />

aber nicht punktgenau willentlich <strong>in</strong>itiieren. Es ist e<strong>in</strong>e umgebungsspezifische<br />

Voraussetzungshaftigkeit. Man kann sich nicht dazu entscheiden, ob e<strong>in</strong>em die Mitmenschen<br />

o<strong>der</strong> bestimmte Situationen vertraut vorkommen, <strong>der</strong> Zweifel alle<strong>in</strong> wäre bereits <strong>der</strong> Beweis,<br />

dass die Vertrautheit zerbrochen se<strong>in</strong> muss.<br />

Zuversicht ist nur im Rahmen von Vertrautheit denkbar. Zuversichtlich se<strong>in</strong> reflektiert<br />

nicht die Alternativen möglicher Handlungen, son<strong>der</strong>n spiegelt e<strong>in</strong>e Haltung wi<strong>der</strong>, welche<br />

e<strong>in</strong>er Schicksalsergebenheit mit <strong>der</strong> Hoffnung auf e<strong>in</strong> gutes Ende darstellt. Wer <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er<br />

Zuversicht scheitert, muss sich dafür nicht ernsthaft verantworten.<br />

Auch diese <strong>Vertrauen</strong>sform be<strong>in</strong>haltet e<strong>in</strong> gewisses Risiko. Rout<strong>in</strong>en alle<strong>in</strong> stellen noch<br />

ke<strong>in</strong>e Garantien dar. Dieses Risiko wird aber nicht reflektiert, da Reflexion bereits wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e<br />

Form von Abstand <strong>und</strong> Entfremdung darstellt. Das Wissen um dieses Risiko bedeutet dann<br />

lediglich, dass Gegebenheiten hergestellt <strong>und</strong> pr<strong>in</strong>zipiell verän<strong>der</strong>bar s<strong>in</strong>d, sie liegen<br />

jedoch außerhalb des eigenen E<strong>in</strong>flussbereichs. Zuversichtlich zu se<strong>in</strong> bedeutet zwar, sich auf<br />

e<strong>in</strong>e Sache mehr o<strong>der</strong> weniger bewusst e<strong>in</strong>zulassen, man wird se<strong>in</strong>e Handlung aber nicht<br />

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