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Vertrauen und Vertrauensspielräume in Zeiten der Unkontrollierbarkeit

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Wie müssen dann diese möglichen „äußeren“ Umstände aussehen, damit <strong>Vertrauen</strong><br />

rational wird? Das Angebot an unterstützenden Mechanismen ersche<strong>in</strong>t auf den ersten Blick<br />

immens. Es reicht von Recht, Sanktionen, Zwang, Gewalt bis h<strong>in</strong> zu Kommunikation,<br />

Versprechen, Reputation, <strong>und</strong> vielen an<strong>der</strong>em mehr. Allerd<strong>in</strong>gs wird <strong>in</strong> dieser Pauschalität<br />

leicht „das K<strong>in</strong>d mit dem Bade ausgeschüttet“. Wenn e<strong>in</strong>e Situation rechtlich h<strong>in</strong>reichend<br />

abgesichert ist, wenn <strong>der</strong> Zwang, <strong>der</strong> von e<strong>in</strong>em Herrscher ausgeübt werden kann, fast<br />

grenzenlos ist, wor<strong>in</strong> besteht dann noch das <strong>Vertrauen</strong>? Muss e<strong>in</strong> Sklavenhalter se<strong>in</strong>em<br />

Sklaven vertrauen, dass er nicht die Alternative des Todes se<strong>in</strong>em erbärmlichen Dase<strong>in</strong><br />

vorzieht? Wenn alles zu <strong>Vertrauen</strong> wird, wird <strong>Vertrauen</strong> beliebig.<br />

E<strong>in</strong> unterstützen<strong>der</strong> Mechanismus darf also die Freiheit, sich für o<strong>der</strong> gegen <strong>Vertrauen</strong><br />

zu entscheiden, nicht mit-elim<strong>in</strong>ieren, da die Bed<strong>in</strong>gung für <strong>Vertrauen</strong> die Möglichkeit zum<br />

<strong>Vertrauen</strong>sbruch be<strong>in</strong>halten muss: <strong>Vertrauen</strong> ohne Risiko ist S<strong>in</strong>n-los. Damit bleibt die riskante<br />

Entscheidung immer auf Seiten des Treugebers <strong>und</strong> die Unterstützung von Seiten des<br />

Treuhän<strong>der</strong>s muss dann dar<strong>in</strong> bestehen, dem Treugeber die <strong>Vertrauen</strong>svergabe so<br />

„schmackhaft“ wie nötig, bzw. das potentielle Risiko so ger<strong>in</strong>g wie möglich ersche<strong>in</strong>en zu<br />

lassen. In diesem S<strong>in</strong>ne laufen alle Formen <strong>der</strong> Unterstützung auf die Plausibilisierung <strong>der</strong><br />

„Selbst-Geb<strong>und</strong>enheit“ h<strong>in</strong>aus. Wenn <strong>der</strong> Treuhän<strong>der</strong> dem Treugeber glaubhaft versichern<br />

kann, dass das Risiko, welches er e<strong>in</strong>gehen wird, ke<strong>in</strong>eswegs bl<strong>in</strong>d ist, son<strong>der</strong>n er sich<br />

vernünftigerweise auf se<strong>in</strong>e Selbstb<strong>in</strong>dung verlassen kann, dann handelt es sich letztlich bei<br />

allen Unterstützungen um eben diese Form von Versprechen <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er Selbstb<strong>in</strong>dung des<br />

89 90<br />

Treuhän<strong>der</strong>s.<br />

Unterstützende Mechanismen können aber nur unterstützen. Damit ist noch immer nicht<br />

geklärt, wor<strong>in</strong> letztlich <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong> liegt, dass <strong>Vertrauen</strong> entsteht. Vielleicht lässt sich <strong>Vertrauen</strong><br />

aber auch gänzlich umgehen? Vielleicht ist <strong>Vertrauen</strong> nur „folkloristisches“ Beiwerk, was an<br />

sich gar nicht nötig wäre? In <strong>der</strong> Ökonomie gilt seit langem die Dichotomie von Hierarchie <strong>und</strong><br />

Markt. Gleichsam als Nullsumme standen sich Kontrolle <strong>und</strong> Wettbewerb gegenüber:<br />

Positional kontrollierte Pflichterfüllung versus eigen<strong>in</strong>teressierte Nutzenmaximierung. Aber<br />

auch hier wird das Modell sehr schnell e<strong>in</strong>geholt, denn unter realen Bed<strong>in</strong>gungen scheitert<br />

88 Der Aspekt korporativer Akteure auf Seiten des Treugebers wurde bewusst außer Acht gelassen, da die von mir<br />

getroffene Def<strong>in</strong>ition von <strong>Vertrauen</strong> ausschließlich die Entscheidung e<strong>in</strong>es e<strong>in</strong>zelnen Akteurs darstellt.<br />

89 Auf genau diese Art wirkt Reputation. Es ist das implizite Versprechen des Treuhän<strong>der</strong>s, als E<strong>in</strong>zelperson o<strong>der</strong><br />

auch als Institution, eher se<strong>in</strong>em guten Ruf gerecht werden zu wollen, als diesen für e<strong>in</strong>en kurzfristigen Gew<strong>in</strong>n<br />

aufs Spiel zu setzen.<br />

90 Es bleibt aber dabei, dass auch Versprechen letztlich nur <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es sozialen Rahmens wirken können<br />

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