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Vertrauen und Vertrauensspielräume in Zeiten der Unkontrollierbarkeit

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Treugeber verfügen über e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same Vergangenheit, <strong>in</strong> <strong>der</strong> sie die Möglichkeit hatten,<br />

Informationen übere<strong>in</strong>an<strong>der</strong> auszutauschen 85 . Ebenso schaffen sie e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same mögliche<br />

Zukunft, <strong>in</strong>dem sie sich bewusst werden, dass die Langfristigkeit <strong>der</strong> Beziehung über die<br />

kurzfristigen, opportunistischen Anreize dom<strong>in</strong>ieren soll.<br />

Die Handlungen <strong>der</strong> Akteure f<strong>in</strong>den immer <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em sozialen Kontext statt. Hierzu<br />

gehören mögliche Netzwerk-E<strong>in</strong>bettungen, mit denen die Beziehungsdichte beschrieben<br />

werden kann, <strong>in</strong> welcher sich die Akteure bef<strong>in</strong>den, sei es die Gruppe <strong>der</strong> Diamantenhändler<br />

o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Dorfgeme<strong>in</strong>schaft. Hierüber def<strong>in</strong>iert sich dann auch die mögliche Reputation des<br />

Akteurs bzw. die Wirksamkeit e<strong>in</strong>er impliziten Bedrohung des Verlusts dieser Reputation.<br />

Der letztlich entscheidende Punkt, ob <strong>Vertrauen</strong> geschenkt wird o<strong>der</strong> nicht, liegt jedoch<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>schätzung <strong>der</strong> <strong>Vertrauen</strong>swürdigkeit des Treuhän<strong>der</strong>s durch den Treugeber, wenn es<br />

um das <strong>Vertrauen</strong> <strong>in</strong> die Person des an<strong>der</strong>en geht. Das Programm heißt dann: Aufgeklärtes<br />

Eigen<strong>in</strong>teresse an dauerhaften Zweierbeziehungen unter Ungewissheit, mit den Effekten<br />

sozialer E<strong>in</strong>bettung.<br />

<strong>Vertrauen</strong> als Spielraum <strong>der</strong> Akteure<br />

„Ökonomische Innovation stellt das Resultat e<strong>in</strong>er Kooperation dar, <strong>in</strong> <strong>der</strong> es<br />

verschiedenen Wissensträgern gel<strong>in</strong>gt, ihre jeweilige Expertise so mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> zu<br />

verschmelzen, dass e<strong>in</strong>e neue ökonomische Funktion erfüllt werden kann. Die Kooperation, <strong>der</strong><br />

die Innovation entspr<strong>in</strong>gt, stellt naturgemäß e<strong>in</strong>en offenen, risikoreichen Prozess dar <strong>und</strong> kann<br />

deshalb nicht ex ante <strong>in</strong> allen Details def<strong>in</strong>iert <strong>und</strong> abgesichert werden. Wenn sich e<strong>in</strong> Akteur<br />

zum Zwecke e<strong>in</strong>er Innovation mit e<strong>in</strong>em Partner zusammentun muss, weil er nur mit diesem<br />

zusammen das Wissen aufbr<strong>in</strong>gen kann, welches für e<strong>in</strong>e erfolgversprechende<br />

Innovationsarbeit benötigt wird, weiß niemand woh<strong>in</strong> die Kooperation letztlich führen wird“<br />

(Kern 1997, 271). Das Risiko, sich auf e<strong>in</strong>en ungewissen Spielraum e<strong>in</strong>zulassen, betrifft <strong>in</strong> diesem<br />

Fall beide Akteure, wobei aber auch alltäglichere Arbeitnehmer–Arbeitgeber Situationen<br />

ähnlich symmetrisch risikoreich s<strong>in</strong>d; dies könnte <strong>der</strong> Fall se<strong>in</strong> bei <strong>der</strong> Über-legung<br />

h<strong>in</strong>sichtlich e<strong>in</strong>er Investition <strong>in</strong>s Humankapital e<strong>in</strong>es Unternehmens: Auf beiden Seiten besteht<br />

<strong>der</strong> Anreiz für opportunistisches Verhalten. Beide Seiten s<strong>in</strong>d sowohl Treugeber als auch<br />

Treuhän<strong>der</strong>. Der Arbeitgeber, als Treugeber <strong>in</strong>vestiert <strong>in</strong> die Weiterbildung des Arbeitnehmers,<br />

womit sich dessen „Wert“ auf dem allgeme<strong>in</strong>en Arbeitsmarkt erhöht <strong>und</strong> das Risiko besteht,<br />

85 In diesem S<strong>in</strong>ne ist auch Luhmanns These zu verstehen, dass Vertrautheit e<strong>in</strong>e Voraussetzung für <strong>Vertrauen</strong><br />

darstellt, nicht weil Vertrautheit das Risiko gr<strong>und</strong>sätzlich m<strong>in</strong>imieren könnte, son<strong>der</strong>n weil es e<strong>in</strong>e Möglichkeit<br />

<strong>der</strong> E<strong>in</strong>schätzung von <strong>Vertrauen</strong>swürdigkeit bietet – wir werden hierauf nochmals zu sprechen kommen.<br />

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