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Vertrauen und Vertrauensspielräume in Zeiten der Unkontrollierbarkeit

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- Vertrautheit als Selbstverständlichkeit o<strong>der</strong> Gewissheit.<br />

- Zutrauen im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>fach kont<strong>in</strong>genten Entscheidungssituation.<br />

- Hoffnung; da Hoffen eher e<strong>in</strong>e religiöse Kategorie ist, welche Unsicherheit elim<strong>in</strong>iert.<br />

- Loyalität; <strong>Vertrauen</strong> mag e<strong>in</strong>e Voraussetzung hierfür se<strong>in</strong>, Loyalität hat jedoch eher den<br />

Charakter von Pflicht <strong>und</strong> Verpflichtung.<br />

- das klassische Verhältnis <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er Organisation zwischen Angestellten <strong>und</strong><br />

Unternehmern, da diese Beziehung primär positional vordef<strong>in</strong>iert ist <strong>und</strong> <strong>in</strong>sofern wenig<br />

Spielraum bietet.<br />

- Manipulation; sei es über angewandte Psychologie o<strong>der</strong> anreizorientierte Situationsverän<strong>der</strong>ung.<br />

84<br />

<strong>Vertrauen</strong>sbeziehungen s<strong>in</strong>d demgegenüber auf Konsensstiftung angelegt, dies schließt<br />

jedoch nicht aus, dass <strong>Vertrauen</strong> dennoch als <strong>in</strong>teressengeleitetes <strong>und</strong> strategisches Handeln<br />

konzipiert werden kann (vgl. Gondek et al. 1992, 34). <strong>Vertrauen</strong> mag jenseits von Kalkulierbarkeit<br />

vergeben werden, es muss aber nicht jenseits von Rationalität ablaufen.<br />

In e<strong>in</strong>er <strong>Vertrauen</strong>sbeziehung kann also nur dann von <strong>Vertrauen</strong> im dargestellten S<strong>in</strong>n<br />

gesprochen werden, wenn zwischen zwei Akteuren folgenden Interdependenzen ablaufen (vgl.<br />

auch Raub 1999, 241f): Treugeber <strong>und</strong> Treuhän<strong>der</strong> stehen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er wechselseitigen Abhängigkeit,<br />

d.h. sie hängen vom jeweiligen Verhalten des an<strong>der</strong>en ab (doppelte Kont<strong>in</strong>genz). Ihre<br />

Interessen s<strong>in</strong>d dabei we<strong>der</strong> vollständig entgegengesetzt (Kooperation wäre unmöglich), noch<br />

vollständig identisch (<strong>Vertrauen</strong> wäre unnötig). Das <strong>Vertrauen</strong>sproblem ist dabei von zwei<br />

Merkmalen gekennzeichnet. Erstens, die <strong>Vertrauen</strong>svergabe, ebenso wie die Honorierung des<br />

<strong>Vertrauen</strong>s, ist für beide <strong>in</strong> irgende<strong>in</strong>er Form vorteilhaft. Zweitens geht <strong>der</strong> Treugeber immer<br />

e<strong>in</strong> Risiko e<strong>in</strong>, wenn er dem Treuhän<strong>der</strong> vertraut, da dieser opportunistisch handeln könnte.<br />

Jenseits dieser unmittelbaren Bed<strong>in</strong>gungen für beide Akteure gilt es ebenfalls, die<br />

bereits angesprochenen Mechanismen zur Stabilisierung von <strong>Vertrauen</strong> zu berücksichtigen.<br />

Hierbei handelt es sich um soziale <strong>und</strong> zeitliche Aspekte, welche nicht nur als Parameter<br />

def<strong>in</strong>iert werden sollen, son<strong>der</strong>n letztlich e<strong>in</strong> Konstituens sozialen Handelns <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

wechselseitigen Abhängigkeit <strong>der</strong> Akteure s<strong>in</strong>d; was sich die Akteure auch reflexiv vor Augen<br />

führen können (vgl., auch im Folgenden, Junge 1998, 40ff <strong>und</strong> Raub 1999, 246ff).<br />

Zunächst zur zeitlichen E<strong>in</strong>bettung: Durch <strong>Vertrauen</strong> gew<strong>in</strong>nt e<strong>in</strong>e Transaktion, ebenso<br />

wie e<strong>in</strong>e personale Beziehung, an Zeit, gleichsam bedurfte es aber auch schon e<strong>in</strong>er gewissen<br />

Zeit, um die <strong>Vertrauen</strong>swürdigkeit des an<strong>der</strong>en e<strong>in</strong>schätzen zu können. Treuhän<strong>der</strong> <strong>und</strong><br />

84 Wenn ich jemanden besteche, versuche ich ja gerade zu vermeiden, mich auf ihn verlassen zu müssen.<br />

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