ZAHNÄRZ TEBLATT
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NOVEMBER 2014<br />
N I E D E R S Ä C H S I S C H E S<br />
<strong>ZAHNÄRZ</strong> <strong>TEBLATT</strong><br />
4 Medizinische Ausbildung<br />
in Zeiten der Bologna-<br />
Reform: Wesensfremde<br />
Kleinteiligkeit<br />
18 Zahnärztlich relevante<br />
Neben- und Wechselwirkungen<br />
der meistverordneten<br />
Arzneimittel<br />
in Deutschland<br />
40 Fit4Praxis –<br />
Herbstkonferenz 2014<br />
47 Mit den German Doctors<br />
in Nicaragua
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Generation Y (Why) – nicht nur für<br />
die Praxis eine Herausforderung<br />
E D I T O R I A L<br />
Als Alt-68-iger kann ich mich noch sehr gut<br />
an den Spruch erinnern:<br />
„Unter den Talaren Muff von 1000 Jahren“.<br />
http://www.spiegel.de/fotostrecke/<br />
das-ende-der-talare-fotostrecke-108649.html<br />
Wir gingen damals auf die Straße, um unseren Unmut<br />
über die Stagnation in der Gesellschaft zu artikulieren.<br />
Heute finden Forderungen von notwendigen berufs- und<br />
gesellschaftspolitischen Veränderungen bevorzugt in sozialen<br />
Netzwerken und bestenfalls auf Fortbildungen und<br />
nicht mehr auf der Straße ihren Niederschlag. Die diskutierten<br />
Lebensmodelle sind flexibler geworden und basieren nicht<br />
mehr auf tradierten Vorstellungen. Die nachrückende Kolleginnen-<br />
und Kollegengeneration hat gefühlt, sicher teilweise<br />
auch zu Recht, den Eindruck, dass von Seiten der Körperschaften<br />
ihre Vorstellungen und Wünsche nicht ausreichend<br />
wahrgenommen oder berücksichtigt werden. Wie so oft<br />
liegt die Wahrheit in der Mitte, spiegelt aber einen typischen<br />
Generationskonflikt wider. In einer Mitarbeit in der Selbstverwaltung<br />
sehen Viele wenig Sinn, weil ihr Lebensbild<br />
völlig andere Prämissen setzt. Darin hat ehrenamtliches<br />
Engagement in der eigenen Berufsvertretung (noch) keinen<br />
Platz. Gut ausgebildet, engagiert und anspruchsvoll<br />
gegenüber dem eigenen Leistungsprofil, verknüpft mit der<br />
Ausgewogenheit von Arbeit, Freizeit und Familienplanung,<br />
sind die Vorstellungen an das Berufsleben vorgegeben. In<br />
der Lebensrealität stoßen diese Planungen jedoch leicht an<br />
Grenzen. Zwischen all diesen Positionen einen individuellen<br />
und gangbaren Mittelweg zu finden, ist für jede nachrückende<br />
Generation keine leichte Aufgabe. Das war immer<br />
schon so! Hierbei Hilfestellung zu geben, versteht der<br />
Vorstand der KZVN neben der Erfüllung seiner vorgegebenen<br />
bürokratischen Geschäftstätigkeiten, als eine seiner<br />
wichtigsten Aufgaben. Wir sehen einen Schlüssel hierzu in<br />
unserem ständig aktualisierten Fortbildungsangebot, das<br />
sich nicht nur in Abrechnungsfragen und der Wirtschaftlichkeitsprüfung<br />
erschöpft. Alle Teilnehmer sind dazu eingeladen,<br />
aus diesen Angeboten den Nutzen für die eigene Praxis<br />
oder für eine zukünftige Niederlassung zu ziehen. Ausgesuchte<br />
Fachleute sowie Kolleginnen und Kollegen geben<br />
über Vorträge eigene Erfahrungen und konkrete Tipps<br />
weiter. Auf diese Weise können auch Netzwerke entstehen,<br />
die die Arbeit der Selbstverwaltung, ihr Handeln und den<br />
daraus entstehenden Nutzen transparenter machen.<br />
Die KZVN unterliegt der Rechtsaufsicht des vom Gesetzgeber<br />
vorgegebenen Rahmens. Sie versteht sich aber<br />
nach wie vor als die Berufsvertretung aller angestellten<br />
Zahnärztinnen und Zahnärzte sowie der niedergelassenen<br />
Zahnärzte, die als Einzelkämpfer oder in Mehrbehandlerpraxen<br />
praktizieren, gegenüber den Alleinvertretungswünschen<br />
von Krankenkassen und Sozialpolitikern. Ohne eine<br />
nachrückende Generation in der Selbstverwaltung sinkt<br />
die Möglichkeit der Einflussnahme einer gemeinsamen<br />
Berufsvertretung. Letztlich würde auch die Berufsausübung,<br />
ob als Angestellter oder als in freier Praxis Niedergelassener,<br />
Schaden nehmen. Also, liebe Kolleginnen und Kollegen,<br />
lassen Sie uns im Gespräch bleiben!<br />
ß<br />
—<br />
Dr. Jobst-W. Carl<br />
Vorsitzender des Vorstandes der<br />
Kassenzahnärztlichen Vereinigung Niedersachsen<br />
Foto: NZB-Archiv<br />
N O V E M B E R 2 0 14 | N Z B | E D I T O R I A L<br />
1
I M P R E S S U M<br />
NIEDERSÄCHSISCHES <strong>ZAHNÄRZ</strong><strong>TEBLATT</strong> – 49. Jahrgang<br />
Monatszeitschrift niedersächsischer Zahnärztinnen und Zahnärzte mit<br />
amtlichen Mitteilungen der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Niedersachsen<br />
(KZVN), erscheint elfmal jährlich, jeweils zum 15. eines jeden Monats.<br />
HERAUSGEBER<br />
Kassenzahnärztliche Vereinigung Niedersachsen<br />
Zeißstraße 11, 30519 Hannover;<br />
Postfach 81 03 64, 30503 Hannover;<br />
Tel.: 0511 8405- 0, Internet: www.kzvn.de<br />
REDAKTIONSBÜRO<br />
Niedersächsisches Zahnärzteblatt (NZB),<br />
c/o KZVN, Heike Philipp, Zeißstraße 11, 30519 Hannover;<br />
Tel.: 0511 8405 -207; Fax: 0511 8405 -262;<br />
E-Mail: nzb-redaktion@kzvn.de<br />
REDAKTION<br />
Dr. Lutz Riefenstahl, Redaktionsleiter (lr)<br />
Breite Straße 2 B, 31028 Gronau<br />
Tel.: 05182 921719; Fax: 05182 921792<br />
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Elke Steenblock-Dralle (st-dr)<br />
c/o KZVN, Zeißstraße 11, 30519 Hannover<br />
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Verspätet eingegangene Manuskripte können nicht<br />
berücksichtigt werden.<br />
REDAKTIONSSCHLUSS<br />
Heft 01 / 15: 5. Dezember 2014<br />
Heft 02 / 15:12. Januar 2015<br />
Heft 03 / 15: 9. Februar 2015<br />
4<br />
Dieser sog. QR-Code führt nach<br />
Einscannen mit z.B. einem Smartphone<br />
über ein geeignetes Programm/App<br />
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Homepage des NZB:<br />
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14<br />
E D I T O R I A L<br />
39<br />
I N H A LT<br />
40<br />
P O L I T I S C H E S<br />
EDITORIAL<br />
1 Dr. Jobst-W. Carl:<br />
Generation Y (Why) – nicht nur für<br />
die Praxis eine Herausforderung<br />
POLITISCHES<br />
4 Medizinische Ausbildung in<br />
Zeiten der Bologna-Reform:<br />
Wesensfremde Kleinteiligkeit<br />
6 Bachelor DH – Cui bono?<br />
8 Selektivverträge im<br />
zahnärztlichen Bereich<br />
10 Welche Krankenkasse empfehlen Sie,<br />
Herr Doktor?<br />
11 Alles wird besser?<br />
Versorgungsstärkungsgesetz:<br />
Regierung will Versorgung steuern<br />
FACHLICHES<br />
18 Zahnärztlich relevante Neben- und<br />
Wechselwirkungen der meistverordneten<br />
Arzneimittel in Deutschland<br />
26 Die Biopsie und histopathologische<br />
Untersuchung von Mundschleimhautveränderungen<br />
30 Der Dialysepatient beim Zahnarzt<br />
34 Die Servicehotline der KZVN für<br />
Abrechnungsfragen informiert<br />
Materialkosten im Bereich ZE –<br />
Was darf man berechnen und<br />
was nicht?<br />
36 Ordnungsgemäße Rechnungsstellung<br />
gegenüber gesetzlich versicherten<br />
Patienten auf der Grundlage der GOZ<br />
39 Fachtagung der Vertragsgutachter am<br />
08.10.2014 in Altwarmbüchen<br />
14 Kammerversammlung der ZKN<br />
40 Fit4Praxis – Herbstkonferenz 2014<br />
26<br />
43 7. Nordhordhorner Symposium für<br />
Zahnheilkunde – „Tag des Dialogs“<br />
45 Der ladies dental talk in Stade<br />
und in Oldenburg<br />
46 Rechtstipp:<br />
Gewerbesteuer durch die Hintertür<br />
45<br />
INTERESSANTES<br />
47 Mit den German Doctors in Nicaragua<br />
TERMINLICHES<br />
49 Termine<br />
KZVN<br />
50 Niederlassungshinweise<br />
KLEINANZEIGEN<br />
52 Kleinanzeigen<br />
K Z V N P E R S Ö N L I C H E S T E R M I N L I C H E S I N T E R E S S A N T E S F A C H L I C H E S<br />
43<br />
K L E I N A N Z E I G E N<br />
© Fotos Titel/Inhaltsverzeichnis: © kasto/Fotolia.com; NZB-Archiv; © DZZ; Privat<br />
N O V E M B E R 2 0 14 | N Z B | I N H A L T<br />
3
© kasto/Fotolia.com<br />
Medizinische Ausbildung in<br />
Zeiten der Bologna-Reform:<br />
Wesensfremde Kleinteiligkeit<br />
Sozialgemeinschaften im globalen Wettbewerb<br />
müssen sich ständig mit neuen Ideen und<br />
Leistungen behaupten. Das muss durch Personal getragen<br />
werden, das sich der Bedeutung, aber auch Begrenzung<br />
wissenschaftlicher, kultureller ebenso wie ökonomischer<br />
Daten bewusst ist. Die Fähigkeit zur selbstständigen kritischen<br />
Bearbeitung vorgegebener Sachverhalte liefert ein<br />
Universitätsstudium. Die europäischen Universitäten haben<br />
diese Aufgabe über die Jahrhunderte glänzend geleistet.<br />
Der wesentliche Leitgedanke der europäischen Universität<br />
war nicht, unmittelbar berufsverwertbares Wissen anzubieten,<br />
sondern den Studierenden das Wesen der jeweiligen<br />
Wissenschaft zu vermitteln, das hinter aus dem Leben<br />
gegriffenen Beispielen erkannt werden konnte. So hatten<br />
die Absolventen ein Werkzeug zur Hand, das nicht in<br />
kurzer Zeit unscharf und unbrauchbar wurde, sondern<br />
sie in die Lage versetzte, auch zukünftige Probleme und<br />
Sachverhalte beurteilen zu können – auch solche, die sie<br />
noch nicht im Studium kennengelernt hatten.<br />
Ein akademischer Unterricht zeigt nicht nur sichere Daten<br />
und Sachverhalte auf, sondern die Prinzipien und Systematik<br />
der jeweiligen Wissenschaft. Gerade die Darstellung<br />
von Fehlern, Unsicherheiten, aber auch Perspektiven eines<br />
Fachs macht den akademischen Unterricht aus. Ein Fachschulunterricht<br />
vermittelt anwendbare Kenntnisse, die sich<br />
unmittelbar in praktische Handlungen umsetzen lassen.<br />
Akademischer Unterricht hat das Ziel, den Studierenden zu<br />
einem kritischen Hinterfragen der jeweiligen Wissenschaft<br />
zu leiten und nicht vordergründig Wissensstoff anzuhäufen.<br />
Zu allen Zeiten haben sich Studierende über zu den zu<br />
bewältigenden Stoff beklagt und darüber, dass sie Details<br />
lernen sollten, die für den späteren Beruf nicht wichtig<br />
seien. Nie ist jemals festgestellt worden, dass solche<br />
Auffassungen auf irgendeiner nachprüfbaren Basis ruhen<br />
würden. Dennoch haben die Reformer der Nach-68er-Zeit<br />
solche Vorstellungen aufgenommen, akzentuiert und<br />
veränderte Lehrstrukturen gefordert – mit dem Ziel, auch<br />
an den Universitäten mehr praxisbezogenen Unterricht<br />
zu etablieren, den Lernaufwand zu verringern und den<br />
späteren Einsatz im Beruf zu erleichtern. Diese Entwicklung<br />
kumulierte in der „Bologna-Reform“, die zunächst die<br />
geisteswissenschaftlichen Fächer traf, sich aber inzwischen<br />
in die naturwissenschaftliche, technische und medizinische<br />
Lehre hineingefressen hat. Das Ziel der Vergleichbarkeit eu-<br />
4 P O L I T I S C H E S | N Z B | N O V E M B E R 2 0 14
opäischer Studienleistungen wurde nicht<br />
erreicht, weil auch übersehen worden war,<br />
dass die europäischen Studienabschlüsse<br />
seit dem Mittelalter ohne besondere Strukturvorgaben,<br />
allein aufgrund der der Lehre<br />
innewohnenden Wissenschaft vergleichbar<br />
gewesen waren.<br />
Damit ist der Schritt von einer akademischen<br />
Zielen verpflichteten Ausbildung zu einer<br />
vordergründig berufsbezogenen Zielen<br />
verpflichteten technokratischen Ausbildung<br />
mit Fachschulcharakter vollzogen worden.<br />
Es ist eine Kleinteiligkeit ins System der<br />
Wissensvermittlung an den Universitäten<br />
gekommen, auch in der Medizin, die diesen<br />
im Grunde fremd sein sollte und einer akademischen<br />
Ausbildung kontraproduktiv entgegensteht.<br />
Wenn sich in Zukunft die akademische Lehre in der<br />
Medizin auf einzelne von einer Kommission festgelegte<br />
„Lernziele“ konzentrieren sollte, festgelegt in einem nationalen<br />
kompetenzbasierten Lernzielkatalog (NKLM), ist die<br />
Sorge berechtigt, ob sich die Lernziele noch zu einem<br />
Ganzen zusammenfügen lassen. Zwingend muss den<br />
Studierenden im Studium eine Gesamtbildung vermittelt<br />
werden; weniger wichtig ist es, im Studium praxisbezogene<br />
Kenntnisse zu betonen. Die gegenwärtige Diskussion um<br />
einen Lernzielkatalog der Medizin ist auch ein Versuch,<br />
Prinzipien in die deutsche akademische Lehre einzufügen,<br />
die die medizinischen Verhältnisse, aber auch die wissenschaftlichen<br />
Traditionen in Europa nicht berücksichtigen.<br />
Foto: DÄ<br />
Prof. Dr. med. Peter von<br />
Wichert, emer. Direktor des<br />
Zentrums für Innere Medizin,<br />
Universität Marburg.<br />
Die Reise in die Fachschule erscheint so<br />
unvermeidlich. Ein Blick in die USA wäre<br />
hilfreich, wenn nicht nur auf Harvard oder<br />
Mayo geschaut würde. Das Gesundheitswesen<br />
der USA ist verglichen mit dessen<br />
Effektivität außerordentlich teuer. Das liegt<br />
nicht zuletzt an einem Ausbildungssystem,<br />
das sich nicht auf das Ziel einer umfassenden<br />
Vermittlung der wissenschaftlichen<br />
Basis der Medizin konzentriert, sondern auf<br />
die Erfassung von einzelnen medizinischen<br />
Gegebenheiten, gelegentlich nach Art von<br />
Checklisten.<br />
Ob eine Ausbildung anhand von Lernzielkatalogen<br />
bezüglich der Versorgungsqualitäten<br />
in Zukunft irgendetwas verbessert, kann<br />
heute niemand sagen – es ist aber eher unwahrscheinlich.<br />
Unser akademisch geprägtes System gilt weltweit als<br />
exzellent, eine große Zahl deutscher Ärzte arbeitet erfolgreich<br />
im Ausland. Leider sind auch einige Ausbildungsforscher<br />
dem Wunsch der Studierenden aufgesessen, „praxisnah“ zu<br />
lernen. Dabei wird vergessen, dass es nicht nötig ist, dass<br />
ein Arzt drei Wochen nach dem Staatsexamen eine Hirnoperation<br />
durchführt. Nötig ist aber, dass er über das Wissen<br />
und den theoretischen Hintergrund verfügt, die ihn eines<br />
Tages in die Lage versetzen, die mit solch einer Operation<br />
verbundenen Probleme in Ganzheit zu verstehen.<br />
ß<br />
—<br />
Prof. Dr. Peter von Wichert<br />
Quelle: Deutsches Ärzteblatt 2014; 111(39)<br />
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Bachelor DH – Cui bono?<br />
Seit dem Sommersemester 2014 wird an<br />
der „praxisHochschule“ in Köln ein vierbzw.<br />
sechssemestriges Studium „Dentalhygiene und<br />
Präventionsmanagement (B.Sc.)“ für Zahnmedizinische<br />
Fachangestellte (ZFA) angeboten. Im verkürzten<br />
Sprachgebrauch mittlerweile bekannt als „Bachelor DH“-<br />
Studiengang oder „akademische DH-Ausbildung“,<br />
Kostenpunkt 650 € pro Monat, Betreiber der Hochschule<br />
ist die „Klett Gruppe“. Laut Pressemitteilung haben Mitte<br />
2014 „knapp 90 Studierende ihr duales Bachelorstudium“<br />
aufgenommen.<br />
Werbung mit unbewiesenen Behauptungen<br />
Es wurde und wird sicher auch in Zukunft weiterhin kontrovers<br />
über diesen akademischen Grad für ZFAs diskutiert.<br />
Ein besonderer Aufreger ist dabei die Behauptung des<br />
Unternehmens „Klett Gruppe“, dass die von den Landeszahnärztekammern<br />
angebotene (Aufstiegs)Fortbildung<br />
zum/zur Dentalhygieniker(in) unzureichend sei und daher<br />
neue und zusätzliche Angebote auf den Markt gebracht<br />
werden müssten. Zitat aus einer Online-Veröffentlichung<br />
auf der Homepage der „praxisHochschule“:<br />
„Schon heute weisen laut Mundgesundheitsstudie DMS IV<br />
mehr als 70% der über 40-Jährigen eine parodontale<br />
Erkrankung auf – Prävention und Prophylaxe gewinnen<br />
immens an Bedeutung. Dieser steigenden Nachfrage<br />
stehen in Deutschland bisher ungenügend qualifizierte<br />
Fachkräfte gegenüber…“<br />
Darauf, dass diese Behauptung – auch im internationalen<br />
Vergleich – wissenschaftlich nicht belegt ist, machte der<br />
Präsident der Zahnärztekammer Nordrhein Dr. Johannes<br />
Szafraniak anlässlich der Kammerversammlung im Mai 2014<br />
aufmerksam. Sowohl der Kammerpräsident als auch der<br />
Vorstandsreferent Dr. Thomas Heil wiesen zudem deutlich<br />
darauf hin, dass für den akademischen DH-Abschluss aus<br />
ihrer derzeitigen Sicht kein Mehrwert erkennbar sei. Denn<br />
das Zahnheilkundegesetz ziehe eine klare Grenze und<br />
lasse kein erweitertes Tätigkeitsspektrum (gegenüber der<br />
„Kammer-DH“) zu. Auch der Deutsche Qualifikationsrahmen<br />
(DQR) mache hier keinen Unterschied. „Ein Bachelor in<br />
Dentalhygiene ist zunächst einmal nicht mehr und nicht<br />
weniger als ein Titel und eine weitere Qualifikationsmöglichkeit“,<br />
brachte es der Präsident in seinem Bericht auf<br />
den Punkt. Aus fachlicher Sicht sei diese Akademisierung<br />
nicht notwendig und es bleibe abzuwarten, ob eine überwiegend<br />
verschulte Ausbildung den Praxistest bestehen<br />
werde. Eng damit verknüpft sei die Frage nach den Berufschancen,<br />
die sich für die Absolventen nach erfolgreichem<br />
Studienabschluss ergeben.<br />
6 P O L I T I S C H E S | N Z B | N O V E M B E R 2 0 14
Kostenvergleich<br />
In diesem Kontext sind außerdem die Gebühren zu beachten.<br />
Während die nordrheinische Kammer im Rahmen ihrer<br />
„Offenen Bausteinfortbildung“ (OBF) am Karl-Häupl-Institut<br />
für die komplette Aufstiegsfortbildung zur ZMF 3.700 €<br />
plus 750 € Prüfungsgebühr (= 4.450 €) berechnet, fallen<br />
für die vier Semester an der Uni 24 x 650 € (= 15.600 €)<br />
an. In der „Vollversion“ (inklusive ZFA-Ausbildung) sind es<br />
sogar 23.400 €.<br />
Foto: NZB-Archiv<br />
Weitere Überlegungen und Fragen<br />
Interessenten für den Studiengang sollten vor ihrer<br />
Entscheidung aber neben der Kostenanalyse und den<br />
Überlegungen zu den Berufschancen noch weitere<br />
Aspekte kritisch hinterfragen. Beispielsweise und ohne<br />
Anspruch auf Vollständigkeit:<br />
Wie ist es möglich, dass im Studiengang der „praxis-<br />
Hochschule“ innerhalb von zwei Semestern dieselbe<br />
Wissensvermittlung in sämtlichen vorgeschriebenen<br />
zehn Lernfeldern „und noch mehr“ erfolgen soll, für<br />
die eine ZFA-Azubi im dualen Ausbildungssystem im<br />
Normalfall drei Jahre braucht? Zitat aus den „Vorschriften<br />
für die Einstellung, Ausbildung und Prüfung für den<br />
Ausbildungsberuf Zahnmedizinische/r Fachangestellte/r<br />
im Bereich der Zahnärztekammer Nordrhein (Stand:<br />
September 2012): „2.1 Eine Mindestdauer der<br />
Ausbildungszeit von 2 Jahren soll wegen der Fülle des<br />
Lehrstoffes und der Aufgaben einer Zahnmedizinischen<br />
Fachangestellten gefordert werden (vgl. § 25 Abs. 2<br />
Ziffer 2 BBiG) …“<br />
Wird es mit diesen – in einem Jahr erworbenen –<br />
Kenntnissen überhaupt möglich sein, die schriftliche<br />
und praktische Abschlussprüfung der Zahnärztekammer<br />
zu bestehen?<br />
Ist es wirklich realistisch anzunehmen, dass eine<br />
Zahnärztin / ein Zahnarzt als „praxisPartner“ (s.u.) bereit<br />
sein wird, für eine komplette Ausbildung eines Azubi bis<br />
hin zur Bachelor DH an der Uni 23.400 € hinzublättern<br />
und noch zusätzlich ein Ausbildungssalär zu zahlen?<br />
Zitat von der Homepage „Studiengebühren: Die Studiengebühren<br />
betragen 650,– Euro im Monat. In der Regel<br />
werden diese vom praxisPartner getragen.“<br />
Ist es wirklich realistisch anzunehmen, dass Zahnarzt und<br />
Bachelor DH (als „selbständig arbeitende Spezialistin“<br />
s.u.) am Patienten auf Augenhöhe zusammenarbeiten?<br />
Zitat von der Homepage: „…Wie wäre es, wenn Sie<br />
eigene Patienten behandeln, selbstständig arbeiten und<br />
entscheidend zum Erfolg der Praxis beitragen könnten?<br />
Wie wäre es, wenn Sie gemeinsam mit dem Zahnarzt<br />
arbeiten würden – inklusive akademischem Titel?“,<br />
heißt es in der Online-Bewerbung des Studienganges<br />
„Dentalhygiene und Präventionsmanagement (B.Sc.)“.<br />
und weiter: Hört sich gut an? Dann sind Sie hier genau<br />
Dr. Dirk Erdmann, Haan.<br />
richtig: Der Studiengang Dentalhygiene und Präventionsmanagement<br />
(B.Sc.) kombiniert einen akademischen<br />
Abschluss mit der Ausbildung zur ZFA – und falls Sie die<br />
Ausbildung zur ZFA schon abgeschlossen haben, können<br />
Sie die Dauer des Studiums sogar um bis zu zwei<br />
Semester verkürzen. Die Absolventen sind selbständig<br />
arbeitende Spezialisten für Prävention und Prophylaxe –<br />
und ergänzen so nicht nur den Zahnarzt, sondern<br />
spielen eine entscheidende Rolle im Gesundheitssystem<br />
der Zukunft. Sie betreuen ihre Patienten eigenständig<br />
und erweitern das Tätigkeitsfeld einer Zahnarztpraxis um<br />
die wirtschaftlich immer wichtiger werdenden Bereiche<br />
Prävention und Prophylaxe…“<br />
Kostenlose PZR als „Zahnfeeversuchskaninchen“<br />
Temporäres Fazit: Der gerade gestartete Studiengang<br />
„Dentalhygiene und Präventionsmanagement (B.Sc.)“ muss<br />
seine Praxistauglichkeit und Werthaltigkeit erst noch unter<br />
Beweis stellen. Hier kann man gelassen abwarten, ob und<br />
wie sich das Angebot am Markt etablieren wird und welche<br />
Gehälter im Anschluss realisierbar sein werden. Nicht<br />
so besonders gut kommt jedenfalls in der Kollegenschaft<br />
ein Flyer unter der Überschrift „Wir brauchen Ihre Zähne“<br />
an, der in Köln per Briefwurfsendung an die Haushalte<br />
verteilt wurde. Darin heißt es: „An der praxisHochschule<br />
Köln bilden wir die Dentalhygienikerinnen (B.Sc.) von<br />
morgen aus – und dafür brauchen wir lhre Unterstützung:<br />
Helfen Sie unseren Studenten bei ihrem Studium, indem<br />
Sie sich für eine professionelle Zahnreinigung bei uns<br />
melden. Für lhre Mühe erhalten Sie nicht nur eine für Sie<br />
kostenfreie professionelle Zahnreinigung, sondern auch<br />
dieses T-Shirt (mit dem Aufdruck „Zahnfeeversuchskaninchen“)<br />
als Dank für lhren Einsatz …“<br />
ß<br />
—<br />
Dr. Dirk Erdmann, Haan<br />
P O L I T I S C H E S<br />
N O V E M B E R 2 0 14 | N Z B | P O L I T I S C H E S<br />
7
Selektivverträge im<br />
zahnärztlichen Bereich<br />
Im Thüringer Zahnärzteblatt haben wir einen interessanten<br />
Artikel zum rezidivierend aufflammenden<br />
Thema der Selektivverträge gefunden, dessen<br />
Aussagen gleichermaßen auf die niedersächsischen<br />
Kollegenschaft übertragbar sind. Da der Artikel auch<br />
die Meinung des Vorstands der KZV Niedersachsen<br />
uneingeschränkt widerspiegelt, freuen wir uns, ihn<br />
nun auch im NZB nachdrucken zu dürfen.<br />
— NZB-Redaktion<br />
Achtung! Sie müssen auf Ihre Patienten aufpassen.<br />
Leistung, Qualität und individuelle<br />
Betreuung zählen nicht mehr. Billig ist das Gebot der Stunde.<br />
Patienten wählen nicht mehr den Zahnarzt ihres Vertrauens<br />
– Patienten wählen medizinische Versorgung aus der<br />
Wühlkiste. Rabattaktionen, Sommer-/Winterschlussverkauf<br />
gesteigert mit „Alles muss raus, denn wir müssen schließen“.<br />
Welch schöne bunte Welt des Wettbewerbs in der staatlich<br />
regulierten Kassenwelt.<br />
Nachdem eine Weile Ruhe war, erhalten wir von den<br />
Zahnarztpraxen in Thüringen Anrufe, mit denen wir informiert<br />
werden, dass die Indento GmbH telefonisch an<br />
diese herantritt, um sie zu einer vertraglichen Vereinbarung<br />
zu bewegen. Offensichtlich will man nun auch endlich in<br />
Thüringen Zahnärzte finden, die sich auf einen Selektivvertrag<br />
einlassen.<br />
Was steckt dahinter?<br />
Eine Reihe von Betriebs- und Ersatzkrankenkassen gemeinsam<br />
mit der Firma Imex Dental und Technik GmbH bieten<br />
über die Indento GmbH den Patienten scheinbar billigen<br />
Zahnersatz aus Fernost an. Als Gegenleistung zahlt der<br />
Patient bei Regelversorgungen und vollem Bonus nichts<br />
dazu, bekommt eine Gewährleistung von fünf Jahren<br />
auf den Zahnersatz und, allerdings nur bei einzelnen<br />
Krankenkassen, vom Zahnarzt ein- bis zweimal jährlich<br />
professionelle Zahnreinigung. Der Zahnarzt erhält für die<br />
professionelle Zahnreinigung unabhängig vom Aufwand<br />
einen Festpreis von der Indento GmbH, nach unserer<br />
Kenntnis 50,00 EUR. Mithin wird der Zahnarzt im Preis<br />
limitiert, ohne dass die von der GOZ hierfür vorgesehenen<br />
Gebührensätze Beachtung finden.<br />
Erfüllt der Patient allerdings den Bonus nicht oder wählt er<br />
aufwändigeren Zahnersatz, also gleich- oder andersartige<br />
Versorgungen, muss er für zahntechnische Leistungen<br />
genauso zuzahlen wie alle anderen, jedoch auch hier<br />
den Zahnersatz über Imex/Indento beziehen. Wünscht der<br />
Patient jedoch die Fertigung durch einen anderen Anbieter,<br />
Labor oder Dentalhandelsgesellschaft, muss der Zahnarzt<br />
die Behandlung ablehnen und den Abtrünnigen bei Indento<br />
anzeigen.<br />
Für Imex lohnt sich ein solcher Vertrag. Denn mit dem<br />
Einschreiben des Zahnarztes und Patienten in den Vertrag<br />
verpflichten sich beide, den Zahnersatz ausschließlich über<br />
diese Firma zu beziehen. Damit spekuliert Imex, eine<br />
Monopolstellung zu erreichen, jedenfalls ihre Umsätze<br />
und Gewinne anzukurbeln. Soviel zum Thema Wettbewerb.<br />
Und Imex verdient sogar zweimal, nämlich durch<br />
ihre Managementgesellschaft Indento GmbH. Bekommt<br />
diese doch für jede Abrechnung vom Zahnarzt eine<br />
Bearbeitungsgebühr. Dafür rechnet Indento gegenüber der<br />
Krankenkasse ab, jedoch erst nachdem die Abrechnung<br />
durch sie auf Ordnungsgemäßheit geprüft wurde. Zahlt<br />
dann aber die Krankenkasse, aus welchem Grund auch<br />
immer, nicht, haftet Indento aber nicht, denn ein Zahlungsanspruch<br />
dieser Firma gegenüber besteht nicht, dafür<br />
bleiben die Krankenkassen verantwortlich.<br />
Die Krankenkasse spart hierbei eigentlich nicht. Sie zahlt,<br />
was sie bisher auch zahlen muss, den Festzuschuss.<br />
Einzelne Krankenkassen legen sogar noch etwas drauf,<br />
nämlich eine Pauschale für die professionelle Zahnreinigung.<br />
Jedoch scheint sich der Vertrag für sie zu lohnen.<br />
Zum einen erhalten sie einen um drei Jahre längeren<br />
Garantieanspruch. Ist der Zahnersatz innerhalb von fünf<br />
Jahren zu erneuern, müssen sich der Zahnarzt und Indento/<br />
Imex einigen, wer die Kosten für die Neuanfertigung oder<br />
Reparatur trägt; natürlich ohne Gutachten und ohne Hinterfragen,<br />
ob vielleicht der Patient am Schaden mitgewirkt<br />
hat. Und die Mehrausgaben haben daneben auch noch<br />
einen anderen Wert.<br />
8 P O L I T I S C H E S | N Z B | N O V E M B E R 2 0 14
Zum Thema professionelle Zahnreinigung<br />
50,00 EUR dazuzuverdienen ist schön. Es stellt sich nur<br />
die Frage, ob für diese geringe Pauschale tatsächlich eine<br />
professionelle Zahnreinigung überhaupt kostendeckend<br />
erbringbar ist. Hinsichtlich der Qualität dürfen aber keine<br />
Abstriche gemacht werden. Hier hat der Zahnarzt den<br />
vollen Standard zu erbringen. Immerhin darf der Zahnarzt<br />
jetzt Patienten diese Zahnreinigung zukommen lassen,<br />
die ohnehin nur als Schnäppchenjäger für ihre eigene<br />
Zahngesundheit aktiv werden.<br />
Und wo ist für den Zahnarzt der Gewinn? Nun, er darf<br />
darauf hoffen, dass er von seinen Kollegen ein paar<br />
Patienten zugewinnt und dass seine Praxis endlich mit<br />
mehr Patienten gefüllt ist. Dass diese den Selektivverträgen<br />
nur beitreten, um nichts zu bezahlen und für höherwertige<br />
Versorgungen i. d. R. nicht zu begeistern sind, wird dabei<br />
verdrängt.<br />
Und er weiß genau, wieviel er für seine Arbeit bekommt,<br />
exakt den Betrag, der vom Festzuschuss übrigbleibt, wenn<br />
die Kosten von Imex abgezogen wurden. Dies übrigens<br />
unabhängig davon, wie kompliziert sich die Behandlung<br />
gestaltete. Werden also z. B. mehrere Einproben nötig und<br />
müssen mehrere Provisorien gefertigt werden, sinkt eben<br />
der Anteil des Zahnarztes.<br />
Dass er fünf Jahre Garantie übernimmt, ist für den Kollegen<br />
nicht schlimm. Schließlich arbeitet er auf höchstem Qualitätsniveau.<br />
Ob dieser Betrag kostendeckend ist und dass<br />
der Zahnarzt auch bei mehr Aufwand keine Zuzahlung<br />
des Patienten verlangen darf, wird vergessen.<br />
So wird sich jeder Patient und Zahnarzt überlegen müssen,<br />
ob er einem solchen Vertrag beitritt und ob er sich an eine<br />
Handelsgesellschaft bindet. Der Vorstand der KZV Thüringen<br />
jedenfalls, und da weiß er sich mit der Mehrheit<br />
der Thüringer Kolleginnen und Kollegen einig, wird genau<br />
hinschauen, wo die Forderungen nach angemessener Vergütung<br />
für Qualität für vermeintliche Wettbewerbsvorteile<br />
gegenüber der Kollegenschaft aufgegeben werden. Wir<br />
werden die Diskussion in den Kreisstellen suchen und<br />
den Zahnärzten, die einem solchen Vertrag beitreten, die<br />
Möglichkeit geben, dies ihren Kollegen zu erklären.<br />
Und noch eines zum Schluss. Warum muss sich ein Patient<br />
eigentlich an ein Labor binden lassen, um professionelle<br />
Zahnreinigung zu erhalten? Der Wert der Prophylaxe auch<br />
im Erwachsenenalter ist mittlerweile allgemein anerkannt.<br />
Deshalb haben fast alle Krankenkassen Angebote, mit<br />
denen sie die Aktivitäten ihrer Mitglieder unterstützen,<br />
ohne dass der Zahnersatz eingeflogen werden muss.<br />
ß<br />
—<br />
Roul Rommeiß, Quelle: tzb 03/2014<br />
P O L I T I S C H E S<br />
– Anzeige –
Welche<br />
Krankenkasse<br />
empfehlen Sie,<br />
Herr Doktor?<br />
Foto: ZÄK-SH<br />
Dr. Michael Brandt.<br />
Haben Sie als Zahnarzt und Arbeitgeber<br />
auch die freundlichen Schreiben der<br />
großen Krankenkassen anlässlich des Beginns des<br />
Ausbildungsjahres erhalten? Tenor: Demnächst beginnt<br />
doch eine neue Mitarbeiterin in Ihrer Praxis ihre Ausbildung<br />
zur Zahnmedizinischen Fachangestellten. Wir<br />
(die Barmer/GEK, die DAK oder Kasse XY) möchten<br />
die Damen nur zu gerne versichern. Also empfehlen Sie<br />
uns doch bitte…<br />
Werbung muss wohl sein, auch bei den Krankenkassen.<br />
Die neue Auszubildende wird wie alle Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter meiner Praxis zwar von mir bezahlt, aber<br />
woher kommt eigentlich das Geld?<br />
Für die Deckung des Praxiskontos sorgen insbesondere<br />
Patienten, die unsere Arbeit schätzen und ihre Privatrechnungen<br />
begleichen. Nach den KZBV-Statistiken entfallen<br />
mittlerweile im Durchschnitt mehr als 50 Prozent der Gesamteinnahmen<br />
auf Eigenanteils- und Privatrechnungen.<br />
Auch Patienten, die etwas mehr für ihre Mundgesundheit<br />
tun wollen und in unserem Prophylaxekonzept betreut<br />
werden, finanzieren unsere Praxis und damit die Gehälter<br />
der Mitarbeiterinnen, sichern also deren Arbeitsplätze. Sie<br />
wissen die Professionelle Zahnreinigung als Maßnahme zur<br />
Gesunderhaltung von Zähnen und Zahnfleisch zu schätzen<br />
und kommen gerne zu uns, einige seit Jahrzehnten.<br />
Doch auf einmal sorgen ausgerechnet diejenigen Kassen,<br />
die ich meiner neuen Auszubildenden empfehlen soll,<br />
dafür, dass meine Patienten durch Selektivverträge in<br />
andere Praxen gelotst werden. Praxen, die entweder mit<br />
Dumping-Preisen um neue Patienten buhlen oder über<br />
den Einkauf von Zahnersatz bei vorgegebenen Anbietern<br />
eine Refinanzierung der Prophylaxe erreichen.<br />
Die Krankenkassen werben teilweise aggressiv für<br />
Zahnärzte, mit denen sie direkt oder indirekt über externe<br />
Dienstleister und entsprechende Kooperationsverträge<br />
Selektivverträge geschlossen haben. Druck erzeugen sie<br />
dadurch, dass sie ihren Versicherten die Professionelle<br />
Zahnreinigung bezuschussen. Zunächst waren es 20 EUR<br />
einmal im Jahr, nun sollen es 30 oder 50 EUR sein, aber<br />
nur, wenn die Versicherten in die Praxen gehen, die sich<br />
an die jeweilige Krankenkasse oder an den Dienstleister<br />
verkauft haben.<br />
Ich soll also mit meinem Arbeitgeberbeitrag und meine<br />
Mitarbeiterin mit ihrem Arbeitnehmerbeitrag an eine der<br />
oben genannten Krankenkassen dafür sorgen, dass ihr<br />
eigener Arbeitsplatz und der ihrer Kolleginnen gefährdet<br />
wird?<br />
Den Krankenkassen sollte klar sein, dass Ärzte und Zahnärzte<br />
tagtäglich unzählige Patientenkontakte haben, das<br />
persönliche Gespräch kommt dabei nicht zu kurz. Natürlich<br />
sind unter den Patienten auch viele Schüler, die mit dem<br />
Beginn ihrer Ausbildung eine Krankenkasse wählen müssen.<br />
Da wird man schon mal um eine Empfehlung gebeten,<br />
insbesondere von Jugendlichen, die bislang über ihre Eltern<br />
privat versichert waren.<br />
Wenn Sie also das nächste Mal gefragt werden, wissen<br />
Sie Bescheid. Sie empfehlen dann sicher auch eine<br />
Krankenkasse, die nicht durch Selektivverträge Versicherte<br />
in andere Praxen lenken will.<br />
ß<br />
—<br />
Dr. Michael Brandt<br />
Präsident der Zahnärztekammer Schleswig-Holstein<br />
Quelle: Editorial im Zahnärzteblatt Schleswig-Holstein,<br />
Ausgabe September 2014<br />
10 P O L I T I S C H E S | N Z B | N O V E M B E R 2 0 14
Alles wird<br />
besser?<br />
VERSORGUNGSSTÄRKUNGSGESETZ:<br />
REGIERUNG WILL VERSORGUNG<br />
STEUERN<br />
Das Gesetz zur Stärkung der Versorgung in<br />
der Gesetzlichen Krankenversicherung –<br />
GKV-Versorgungsstärkungsgesetz (GKV-VSG) nimmt<br />
Gestalt an. Ein erster 140 Seiten umfassender Entwurf<br />
hat sich am Nachmittag des 8. Oktober blitzschnell<br />
versendet. Zuvor waren nur Einzelteile in Form einer<br />
Loseblattsammlung indiskreterweise an Außenstehende<br />
gelangt. Erster Eindruck: Der Entwurf enthält viele,<br />
teilweise sehr kleinteilige Neuregelungen, die in ihrem<br />
Gesamtzusammenspiel noch nicht absehbar sind, das<br />
Sozialrecht aber um einiges komplizierter machen<br />
werden. Erkennbar wird eine Aufweichung der Sektorengrenzen.<br />
Die Erfüllung des Sicherstellungsauftrags wird<br />
außerdem eingefordert. Krankenkassen werden vom<br />
Prüfungsjoch der Selektivverträge durch die Aufsicht<br />
befreit. Wie bei jeder Reform, erhält der Gemeinsame<br />
Bundesausschuss (G-BA) reichlich Aufgabenzuwachs.<br />
Das Gesetz soll in der zweiten Jahreshälfte 2015 in Kraft<br />
treten.<br />
Der Titel „abteilungsinterner Arbeitsentwurf – mit der Leitung<br />
noch nicht abgestimmt“ signalisiert, das Aufgeschriebene<br />
steht auf der untersten Stufe der Hierarchie von Gesetzentwürfen.<br />
Die Inhalte erfüllen erwartungsgemäß die Anforderungen<br />
des Koalitionsvertrages. „Neuer Gesetzentwurf –<br />
Alles wird besser für Kassenpatienten“, verspricht BILD-<br />
Online vollmundig seinen Lesern. Das Boulevardblatt hebt<br />
hervor: „Versicherte bekommen künftig eine Termingarantie!“<br />
Ob das allerdings ein Kassenschlager wird oder eine<br />
populistische Ankündigung bleibt, muss sich noch zeigen.<br />
Bild-Zeitung, BILD GmbH & Co. KG, Berlin, Beitrag „Neuer<br />
Gesetzentwurf – Alles wird besser für Kassenpatienten”,<br />
http://www.bild.de/bild-plus/politik/inland/facharzt/jeder-erhaelttermin-innerhalb-von-vier-wochen-38090330,var=a,view=<br />
conversionToLogin.bild.html.<br />
Laufen Terminservicestellen ins Leere?<br />
Mit Händen und Füßen hatten sich die Ärzte gegen einen<br />
gesetzlichen Eingriff bei den Wartezeiten gewehrt. Bundesgesundheitsminister<br />
Hermann Gröhe (CDU) hat von Beginn<br />
an signalisiert, dass es zwecklos ist. Er hat sich nicht von<br />
den Vorschlägen abbringen lassen. Das Versorgungsstärkungsgesetz<br />
(VSG) sieht im Entwurf vor, dass Patienten mit<br />
einer Überweisung binnen einer Woche einen Termin vom<br />
Facharzt erhalten müssen. Die maximale Wartezeit darf<br />
vier Wochen betragen. Die Kassenärztlichen Vereinigungen<br />
(KVen) müssen Terminservicestellen einrichten. Für einen<br />
Kontakt beim Augen-, Frauen- oder Kinderarzt soll für die<br />
Vermittlung durch die Servicestellen keine Überweisung<br />
notwendig sein. Das Konzept steht unter dem Vorbehalt,<br />
dass die Behandlung in den Fristen tatsächlich medizinisch<br />
erforderlich ist. Dieser einschränkende Satz hat<br />
das Zeug dazu, das Terminversprechen ad absurdum zu<br />
führen. Gelingt es der Terminstelle nicht, einen Kontakt<br />
innerhalb der Frist zu organisieren, soll der Patient in ein<br />
zugelassenes Krankenhaus zur ambulanten Versorgung<br />
verwiesen werden.<br />
Sicherstellungsauftrag – Praxisaufkauf – MVZ<br />
Um die Verteilung der Ärzte besser zu regeln, sieht der<br />
Entwurf vor, dass die KVen verstärkt Arztsitze in überversorgten<br />
Regionen stilllegen und Praxen aufkaufen. „Der<br />
Sicherstellungsauftrag umfasst auch die vertragsärztliche<br />
Versorgung zu den sprechstundenfreien Zeiten“, heißt es<br />
und um eine Sollbestimmung „Kooperation mit Kliniken“ ergänzt.<br />
Ermächtigte Ärzte an den Kliniken sollen verstärkt <br />
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11
Fotos: © pag, Thorsten Maybaum<br />
<br />
Hermann Gröhe, Bundesminister für Gesundheit,<br />
will die Wartezeiten gesetzlich regeln.<br />
in die ambulante Versorgung eingebunden werden. Im<br />
Gesetz verankert werden soll ein Recht auf Zweitmeinung<br />
vor geplanten Operationen. Krankenhäuser und Medizinische<br />
Versorgungszentren (MVZ) sollen dazu berechtigt<br />
sein. Darüber hinaus ist vorgesehen, dass MVZ künftig<br />
auch „arztgruppengleich“ sein dürfen. Kommunen sollen<br />
solche Einrichtungen ausdrücklich betreiben. Änderungen<br />
gibt es bei der Bewerbung von MVZ auf eine ausgeschriebene<br />
Zulassung. Geregelt wird unter anderem die Verlegung<br />
einer Anstellungsgenehmigung von einem MVZ in ein<br />
anderes. Ziel der Änderungen sei es, sicherzustellen, dass<br />
MVZ „bei Zulassung und Betrieb nicht gegenüber Vertragsärzten<br />
benachteiligt werden“. MVZ und Vertragsärzte<br />
müssten gleiche Gestaltungsmöglichkeiten haben, heißt<br />
es im Entwurf. Der Entwurf legt auch fest, dass es in Krankenhäusern<br />
künftig ein Entlassmanagement geben muss.<br />
Details soll der G-BA regeln. Ebenso in seinen Regelungsbereich<br />
fällt die Festlegung von leistungsrechtlichen Ansprüchen<br />
von pflegebedürftigen Menschen – insbesondere<br />
die Erhebung des Mundgesundheitsstatus sowie ein Plan<br />
zur Mund- und Prothesenpflege etc.<br />
Konkretisierung der Bewertung von NUB-Verfahren<br />
Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) bewertet künftig<br />
auch neue Untersuchungs- und Behandlungsmethoden<br />
(NUB-Verfahren) mit Medizinprodukten der Risikoklassen<br />
IIb und III. Kliniken, die neue Verfahren anwenden wollen,<br />
müssen dem Gremium dafür Informationen über den<br />
wissenschaftlichen Stand sowie zu den Anwendungen<br />
übermitteln. Weist die Methode ein neues theoretischwissenschaftliches<br />
Konzept auf, gibt der G-BA innerhalb<br />
von zwei Wochen – im Wege einer öffentlichen Bekanntmachung<br />
– allen Kliniken, die diese Methode einführen<br />
wollen, Gelegenheit zur Stellungnahme. Im Anschluss hat<br />
der G-BA drei Monate Zeit, das Verfahren auf der Grundlage<br />
der von den Krankenhäusern bereitgestellten Informationen<br />
zu bewerten. Dem Entwurf zufolge soll der G-BA<br />
prüfen, ob der Nutzen der Methode unter Anwendung des<br />
Medizinprodukts als hinreichend belegt anzusehen ist.<br />
Stellt das Gremium keinen belegten Nutzen fest, kommt<br />
es darauf an, ob der G-BA ausmachen kann, ob die<br />
Methode unter Anwendung des Medizinprodukts das<br />
Potenzial einer erforderlichen Behandlungsalternative bietet.<br />
Prüfen soll der G-BA auch, ob die Methode als schädlich<br />
oder unwirksam anzusehen ist. Je nachdem, was der G-BA<br />
als Ergebnis aufführt, sieht der Gesetzentwurf unterschiedliche<br />
Regeln vor. Ist der Nutzen aus Sicht des G-BA belegt,<br />
können Qualitätsanforderungen und Vergütung geregelt<br />
werden. Entscheidet das Gremium, der Nutzen ist nicht<br />
belegt, aber das Verfahren bietet Chancen, dann entscheidet<br />
der G-BA innerhalb von sechs Monaten über eine<br />
Erprobung. Krankenhäuser, die die Methode unter Anwendung<br />
des Medizinprodukts zu Lasten der Krankenkassen<br />
erbringen wollen, sind verpflichtet, an der Erprobung<br />
teilzunehmen. Die Erprobung soll innerhalb von drei Jahren<br />
abgeschlossen sein. Kommt der G-BA zu dem Ergebnis,<br />
die Methode ist unwirksam oder schadet, muss er<br />
unverzüglich über den Ausschluss der Methode aus der<br />
Krankenhausbehandlung entscheiden.<br />
Krankenkassen erhalten mehr<br />
Freiräume für Selektivverträge<br />
Der Gesetzentwurf sieht außerdem vor, die an unterschiedlichen<br />
Stellen geregelten Voraussetzungen für selektive<br />
Vertragsabschlüsse der Kassen neu zu strukturieren und in<br />
einer Vorschrift zusammenzufassen. Dazu heißt es: Das<br />
Satzungserfordernis entfällt, ebenso die aufsichtsrechtliche<br />
Präventivkontrolle aller Selektivverträge. Klargestellt wird,<br />
dass auch solche Leistungen, die nicht zur Regelversorgung<br />
Auf den Gemeinsamen Bundesausschuss kommen zahlreiche<br />
neue Aufgaben zu.<br />
12 P O L I T I S C H E S | N Z B | N O V E M B E R 2 0 14
zählen, Gegenstand der Selektivverträge sein können.<br />
Damit dürften die Krankenkassen ein hohes Maß an<br />
Gestaltungsfreiheit erhalten.<br />
Finanzielle Auswirkungen des Gesetzes<br />
Beim G-BA wird ab 2016 der Innovationsfonds gehütet<br />
und die Mittel daraus für innovative Projekte verteilt.<br />
Das sind 300 Mio. Euro jährlich, wobei sich dies hälftig<br />
aus der Liquiditätsreserve des Gesundheitsfonds und<br />
den Krankenkassen speist. Darüber hinaus schätzen die<br />
Finanzfachleute des BMG „ohne Abstimmung mit der<br />
politischen Führung des Hauses“ jährliche Mehrausgaben<br />
von rund 50 Mio. Euro allein mit der Einführung von<br />
Leistungen zur Verhütung von Zahnerkrankungen bei pflegebedürftigen<br />
und behinderten Menschen. Weitere Mehrausgaben<br />
von etwa 30 Mio. Euro berechnen die Experten<br />
für die Förderung von Weiterbildungsstellen in der Allgemeinmedizin.<br />
Das Reduzieren des Investitionskostenabschlags<br />
auf die Abrechnungen der Hochschulambulanzen<br />
von zehn auf fünf Prozent ab Inkrafttreten des Gesetzes<br />
kostet rund 13 Mio. Euro. Die Finanzierung der Zweitmeinung<br />
ist noch nicht eingepreist, man erwartet sich andererseits<br />
auch Einsparungen durch „eingesparte“ Interventionen.<br />
ß<br />
—<br />
Quelle: Presseagentur Gesundheit, Berlin<br />
WEITERES IN KÜRZE:<br />
Umfangreiche Regelungen sieht der Entwurf zu<br />
Wirtschaftlichkeitsprüfungen (§ 106 SGB V) vor.<br />
Der G-BA wird beauftragt die Psychotherapie-<br />
Richtlinie zu überarbeiten.<br />
Medizinische Behandlungszentren für schwer<br />
Behinderte können eingerichtet werden.<br />
KVen und Krankenkassen zahlen die<br />
Kosten für Förderung der Weiterbildung in<br />
der Allgemeinmedizin.<br />
KVen/KBV: Hausarztangelegenheiten werden nur<br />
von Hausärzten, Facharzt-Angelegenheiten nur<br />
von Fachärzten bestimmt. Ansonsten Stimmengewichtung<br />
in der Vertreterversammlung: immer<br />
paritätisch.<br />
Folgende drei Fachausschüsse müssen eingerichtet<br />
werden: Hausärzte, Fachärzte, angestellte Ärzte.<br />
Für anerkannte Praxisnetze müssen eigene<br />
Honorarvolumen als Teil der morbiditätsbedingten<br />
Gesamtvergütung nach § 87a Abs. 3 gebildet<br />
werden.<br />
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13
Kammerversammlung der ZKN<br />
– KV MISSBILLIGT DAS VERHALTEN DES KAMMERPRÄSIDENTEN<br />
– SATZUNGSÄNDERUNG IM AVW BESCHLOSSEN<br />
– AVW-VORSITZENDER DR. SCHIRBORT IST ABGEWÄHLT<br />
Fotos: NZB-Archiv<br />
Kammerpräsident<br />
Dr. Michael Sereny.<br />
Die, wie er sagte, vermutlich letzte KV<br />
der Legislaturperiode wurde durch den<br />
Präsidenten der ZKN eröffnet. Neben den anwesenden<br />
59 KV-Mitgliedern begrüßte Dr. Michael Sereny zunächst<br />
seinen Vorgänger im Amt, Dr. Dr. Henning Borchers so<br />
wie die zahlreichen Gäste und Funktionsträger.<br />
Der Präsident konnte als neue Mitglieder der KV die<br />
Kollegen Dr. Tilo Frenzel, Dr. Annette Vietinghoff-Sereny<br />
sowie Dr. Klaus Senge begrüßen, der für den verstorbenen<br />
Kollegen Dr. Joachim Wömpner nachgerückt war. Gleichzeitig<br />
würdigte der Präsident das berufspolitische Wirken der<br />
in diesem Jahr verstorbenen Kollegen Peter Böker und<br />
Dr. Wömpner in besonderer Weise.<br />
Auch in seinem Bericht gelang es Präsident Sereny nicht<br />
ganz, ohne wahlkampfrelevante Bemerkungen auszukommen.<br />
So bezeichnete er es als „Wahlkampf“, dass im NZB<br />
10/14 ein schriftliches Angebot des Vorstandes der<br />
Kassenzahnärztlichen Vereinigung Niedersachsen aus dem<br />
Jahr 2006 an den Präsidenten der ZKN abgedruckt wurde.<br />
In diesem war u. a. zu lesen: „Wir sind bereit, mit der<br />
Zahnärztekammer Niedersachsen über ein gemeinsames<br />
Niedersächsisches Zahnärzteblatt der beiden Körperschaften<br />
sofort in Verhandlungen zu treten. Unser Ziel ist ein fairer<br />
und gerechter Vertrag mit gleichen Rechten und Pflichten<br />
für beide Seiten… Schaffen Sie mit uns das Ärgernis<br />
zweier Mitteilungsblätter aus der Welt und lassen Sie<br />
uns nebenbei auch noch unnötige Kosten für die Kollegen<br />
vermeiden!“ Obwohl ZKN-Präsident Sereny auf dieses<br />
Angebot bis heute nicht schriftlich geantwortet hat, hatte<br />
der Vizepräsident, Dr. Ebeling, in einem Interview der<br />
ZKN-Mitteilungen den Eindruck zu erwecken versucht,<br />
als sei es gerade die ZKN, die nun einen „neuen“ Vorstoß<br />
unternehmen wolle, um zu einem gemeinsamen Mitteilungsblatt<br />
zu kommen. Eine entsprechende Richtigstellung<br />
nahm der KZVN-Vorsitzende Dr. Jobst-W. Carl, selbst Mitglied<br />
der KV, vor.<br />
Nachdem die Mitglieder im Vorstand der ZKN Einblicke<br />
in die Arbeit ihrer Ressorts gegeben hatten, erhielt<br />
PD Dr. Werner Kullmann Gelegenheit, zum Thema „Praxisbegehung”<br />
zu sprechen und den von ihm entwickelten<br />
„PraxisVisitor“ vorzustellen.<br />
14 P O L I T I S C H E S | N Z B | N O V E M B E R 2 0 14
Hatte angesichts der Abstimmungsergebnisse<br />
seiner Gruppe kein leichtes Spiel:<br />
Dr. Julius Beischer.<br />
Der Vorstand der ZKN v.l.n.r.: Dr. Jörg Röver, Dr. Julius Beischer, Sabine Steding,<br />
Dr. Michael Sereny, Dr. Michael Ebeling, Dr. Jürgen Reinstrom.<br />
Die KV bot den Rahmen für die Auszeichnung vieler<br />
Kolleginnen und Kollegen für ihr Engagement. Mit der<br />
„Ehrengabe der Zahnärztekammer Niedersachsen für<br />
besondere Verdienste um die niedersächsische Zahnärzteschaft“<br />
wurden PD Dr. Werner Kullmann, Dr. Bodo Heckroth,<br />
Dr. Lutz Glusa, Dr. Ulrich Obermeyer, Gisela Gode-Troch,<br />
Dr. Christoph Kusche, Dr. Uwe Peters, Dr. Jens Riegelmann,<br />
Dr. Jürgen Lemme und Dr. Wolfhard Ross ausgezeichnet.<br />
Die „Ehrennadel der deutschen Zahnärzteschaft in Silber“<br />
erhielten Dr. Jörg Thomas, Dr. Jobst-W. Carl, Dr. Karl-Heinz<br />
Düvelsdorf, Dr. Hans-Joachim Kögel, Dr. Karl-Hermann Karstens,<br />
Dr. Maria Kaschner, Dr. Dirk Timmermann, Dr. Reinhard<br />
Urbach und Rolf Zick für seine journalistische Begleitung<br />
der ZKN.<br />
In der eigentlichen Sachdiskussion wurden 23 Anträge in<br />
kollegial-sachlicher Weise diskutiert und schließlich gemeinsam<br />
beschlossen, wobei sich ein großer Teil der Anträge<br />
beider in der KV vertretenen Gruppen, Freier Verband<br />
Deutscher Zahnärzte (FVDZ) und Zahnärzte für Niedersachsen<br />
(ZfN), thematisch und in gleicher Zielsetzung überschnitten.<br />
Im Einzelnen wurden (hier auszugsweise und<br />
zusammengefasst) in den Anträgen folgende<br />
Forderungen an die Politik beschlossen:<br />
Danach soll der Gesetz- und Verordnungsgeber<br />
adäquate finanzielle Rahmenbedingungen für<br />
freiberuflich tätige Zahnärzte schaffen. Die Bundesregierung<br />
wird aufgefordert, in der GOZ den Punktwert<br />
auf 11.00 Cent anzuheben, eine jährliche<br />
Dynamisierung einzuführen und einen angepassten<br />
Bürokratiezuschlag und Hygienezuschlag je Patientenkontakt<br />
in die GOZ aufzunehmen.<br />
Die Zahnärzte werden dazu aufgefordert, bei der<br />
Liquidation zahnärztlicher Leistungen die Kommentierung<br />
der zuständigen Stelle – hier der Zahnärztekammer<br />
– anzuwenden. Und sie empfiehlt der<br />
Kollegenschaft, sich bei der Anwendung der GOZ<br />
nicht verordnungswidrig selbst zu beschränken,<br />
indem beispielsweise sogar zahnärztliche Leistungen<br />
Waren sich einig in der Wertschätzung des zahnärztlichen<br />
Personals und für eine höhere Ausbildungsvergütung:<br />
Gisele Gode-Troch und Thomas Koch (gewähltes Mitglied<br />
im neuen LA des AVW).<br />
zu einem Steigerungssatz kleiner als 1,0 liquidiert<br />
werden, sondern die Gestaltungsspielräume auch<br />
im Sinne angemessener Honorarbemessung und<br />
betriebswirtschaftlicher Notwendigkeit voll zu nutzen.<br />
Es wird gefordert, in der Gebührenordnung für Ärzte<br />
bei der Neubewertung die zahnärztlich relevanten<br />
Röntgenleistungen der wirtschaftlichen Situation<br />
von heute anzupassen, ebenso eine Änderung der<br />
amtlichen Begründung zur Gebührenziffer 2390 GOZ.<br />
Mit der Feststellung „Bürokratie schafft keine Qualität“<br />
wird die Bundesregierung aufgefordert, das Ausufern<br />
der Bürokratie in den zahnärztlichen Praxen zu<br />
stoppen. Insbesondere durch die Umsetzung der im<br />
Koalitionsvertrag vereinbarten sog. „Qualitätsoffensive“<br />
dürften den Praxen keine weiteren zeitlichen<br />
oder finanziellen Belastungen entstehen.<br />
Ferner lehnt die KV Eingriffe der Europäischen Kommission<br />
in das bewährte System der verkammerten<br />
Berufe ab.<br />
Die KV spricht sich für das Primat der selbständig<br />
geführten freiberuflichen Zahnarztpraxis in der<br />
ambulanten Versorgung aus und fordert daher den<br />
Gesetzgeber auf, im Bereich Zahnmedizin keine<br />
MVZ s und Kettenpraxen zuzulassen. <br />
P O L I T I S C H E S<br />
N O V E M B E R 2 0 14 | N Z B | P O L I T I S C H E S<br />
15
Dr. Herbert Exner und<br />
Dr. Jürgen Hadenfeldt.<br />
Am Rande: Sabine Steding<br />
bedankt sich bei Heike Hengen<br />
von der ZKN-Verwaltung.<br />
Dr.-Neucks-Stiftung: Einstimmig gewählt wurden Dr. Klaus Senge<br />
(li) als Vorsteher der Stiftung und Dr. Uwe Peters als Beisitzer<br />
(später auch als neues Mitglied im Leitenden Ausschuss des<br />
Altersversorgungswerkes gewählt).<br />
<br />
Mehrere Anträge befassten sich mit der Elektronischen<br />
Gesundheitskarte (eGK), Telematik und Mehrwertdiensten.<br />
Die KV lehnt darin den Aufbau neuer<br />
Überwachungs-, Kontroll- und Steuerungsmechanismen<br />
im Gesundheitswesen und die Entwicklung<br />
sog. Mehrwertdienste ab.<br />
Die Bundesregierung wird aufgefordert, Mittel für die<br />
geforderten Investitionen für einen barrierefreien<br />
bzw. barrierearmen Zugang zu Zahnarztpraxen zu<br />
finanzieren.<br />
Aufsuchende Betreuung und Behandlung: Die<br />
Zahnärzteschaft hält es (auch in Anbetracht der<br />
ausgeweiteten Dokumentations- und Haftungserfordernisse<br />
nach dem Patientenrechtegesetz) für unabdingbar,<br />
dass bei der zahnärztlichen Behandlung<br />
dieses Personenkreises die gleichen Voraussetzungen<br />
und Standards eingehalten werden, wie sie bei<br />
Behandlungen in zahnärztlichen Praxen gefordert<br />
sind. Sollte diese Voraussetzung in den Pflegeeinrichtungen<br />
nicht gegeben sein, so hat grundsätzlich<br />
der Transport in entsprechend ausgerüstete Praxen<br />
stattzufinden.<br />
Der Vorstand der ZKN wird aufgefordert, die Möglichkeiten<br />
des neuen Partnerschaftsgesellschafts-Gesetzes<br />
für die Zahnärzteschaft und die Voraussetzung für<br />
eine Umsetzung zu erarbeiten.<br />
Einmal mehr spricht sich die KV gegen ein Sonderstrafrecht<br />
für Heilberufe aus.<br />
Gänzlich unpolitisch verlief dagegen die Wahl zum Vorstand<br />
der Dr.-Neucks-Stiftung, einer ursprünglich als Altersheim<br />
für Zahnärzte gedachten Stiftung, die als Alten- und<br />
Pflegeheim zusammen mit dem DRK betrieben wird. Zum<br />
Ende seiner Amtszeit als Stiftungsvorsteher wollte Dr. Dr.<br />
Henning Borchers, ehemaliger Präsident der ZKN, dieses<br />
Amt in jüngere Hände übergeben. Dies allerdings nicht,<br />
ohne das rein ehrenamtlich geleistete Engagement der<br />
Familie Ross und seines Stellvertreters Dr. Wolfhard Ross in<br />
den vergangenen 30 Jahren hervorzuheben. In offener<br />
Wahl wurde zum neuen Vorsteher Dr. Klaus Senge gewählt<br />
und ebenso einstimmig Dr. Uwe Peters als Beisitzer bis<br />
2020 bestätigt. Die Amtsperiode des stellvertretenden<br />
Vorstehers Dr. Wolfhard Ross und der Beisitzerin Kerstin<br />
Dörlitz läuft erst 2017 ab.<br />
Dr. Klaus Winter nutzte die KV, um im Namen des Kuratoriums<br />
des Hilfswerkes Deutscher Zahnärzte für die erneute<br />
Unterstützung durch die ZKN zu danken. Gleichzeitig<br />
wünschte er sich, dass noch mehr Zahnärzte für eine Zustiftung<br />
für das HDZ gewonnen werden, zumal die Erlöse<br />
aus gesammeltem Zahngold zurückgingen. Er betonte die<br />
absolute Unabhängigkeit des HDZ bei seiner Zusammenarbeit<br />
mit zahlreichen Projekt-Partnern. Und er beschrieb<br />
eindrucksvoll eine Vielzahl der realisierten Projekte unterschiedlichster<br />
Art in aller Welt. http://www.stiftung-hdz.de/<br />
Abstimmungsniederlage für Dr. Sereny<br />
Der Antrag 23 hatte es dann in sich. Dort heißt es: „Die<br />
Kammerversammlung der Zahnärztekammer Niedersachsen<br />
missbilligt das Verhalten des Präsidenten der Zahnärztekammer<br />
Niedersachsen, einen Beschluss der Kammerversammlung<br />
nicht umzusetzen, und zur Begründung dafür<br />
ein vollkommen irrelevantes juristisches Gutachten zu<br />
zitieren“. In geheimer Abstimmung wurde der Antrag mit<br />
42 zu 15 Stimmen bei einer Enthaltung angenommen.<br />
Spätestens mit diesem deutlichen Votum der KV wurde<br />
der tiefe Graben zwischen dem Landesvorstand des FVDZ<br />
und dem Präsidenten Dr. Sereny wegen dessen als autoritär<br />
empfundener Amtsführung deutlich.<br />
Dr. Klaus Winter, Vorsteher<br />
des Hilfswerkes Deutscher<br />
Zahnärzte (HDZ), dankt der<br />
Kammerversammlung.<br />
Bei erkennbarem Rückgang<br />
der Altgoldspenden sind<br />
Zustiftungen notwendig.<br />
16 P O L I T I S C H E S | N Z B | N O V E M B E R 2 0 14
Bericht des Vorsitzenden des Altersversorgungswerkes<br />
der ZKN, Dr. Schirbort<br />
Nach rund neunjähriger Amtszeit gab Dr. Schirbort seinen<br />
letzten Bericht zur Entwicklung des Altersversorgungswerkes<br />
für 2013. Aufgrund der allgemeinen Situation am Kapitalanlagenmarkt<br />
ist die Netto-Rendite auf 3,78 % gesunken.<br />
Eine Rentenanpassung wird auch in diesem Jahr nicht<br />
stattfinden, da der gesamte Überschuss systembedingt in<br />
die Verlustrücklage fließen wird. Der diesjährige Abschreibungsbedarf<br />
an einem Immobilienfonds von rund 4,4 Mio<br />
Euro nach 1,2 Mio Euro Abschreibung im Vorjahr schmälert<br />
zudem den Gewinn. In einem Interview in den ZKN-Mitteilungen<br />
4/14 führte der stellvertretende Vorsitzende des LA,<br />
Dr. Josef Kühling-Thees, aus, dass man diesen defizitären<br />
Immobilienfonds „von unseren Vorgängern“ übernommen<br />
habe. Um eine korrekte Einordnung vornehmen zu können,<br />
muss man ergänzen, dass dieser Fonds, der auch in den<br />
kommenden Jahren erhebliche Abschreibungen erwarten<br />
lässt, von den „Vorgängern“ vor 9 Jahren mit einer positiven<br />
Wertentwicklung übernommen wurde.<br />
Gleich zu Beginn seiner Ausführungen ging Dr. Karl Horst<br />
Schirbort auf das Verhältnis zwischen dem LA und seiner<br />
Person im Besonderen und dem ZKN-Vorstand ein. Mit<br />
deutlichen Worten bemängelte er die „Begleitung“ des<br />
AVW durch den ZKN-Vorstand, insbesondere durch den<br />
Vizepräsidenten Ebeling. Auch in dieser Diskussion zeigt<br />
sich die Fraktionsbildung innerhalb des FVDZ, die ihren<br />
Höhepunkt später in der Neuwahl von drei Mitgliedern des<br />
Leitenden Ausschusses des AVW fand.<br />
Zunächst jedoch wurde der Jahresabschluss 2013 des AVW<br />
entgegengenommen und ebenso einstimmig beschlossen<br />
wie das Versicherungsmathematische Gutachten. Die<br />
Entlastung des ZKN-Vorstandes und des Leitenden Ausschusses<br />
des AVW erfolgten ebenso einstimmig wie die<br />
Beschlussfassung über die Verwendung von Überschüssen.<br />
Änderung der Alters-, Berufsunfähigkeits- und<br />
Hinterbliebenensicherung (ABH) des AVW beschlossen<br />
Nachdem das Oberverwaltungsgericht Lüneburg in letzter<br />
Instanz einem klagenden Kollegen u. a. bescheinigt hatte,<br />
dass dessen „Zwangsverheiratung“ und die damit verbundene<br />
Rentenkürzung gegen Artikel 14 des Grundgesetzes<br />
verstößt, wurde das AVW der ZKN zugleich aufgefordert, eine<br />
Satzungsänderung der ABH vorzunehmen.<br />
Zur KV hatte der LA seinen Vorschlag zur Diskussion<br />
gestellt. Nach den Stellungnahmen der Sachverständigen<br />
sei eine positive Abstimmung praktisch alternativlos. Trotz<br />
deutlicher rechtlicher Bedenken und „erheblicher Bauchschmerzen“,<br />
die D.M.D. Henner Bunke für seine Fraktion<br />
ZfN begründete, wurde der Antrag zur Änderung der ABH<br />
mit 49 Stimmen bei 9 Enthaltungen von der KV angenommen.<br />
Bleibt abzuwarten, ob es zu erneuten Klagen kommen<br />
wird.<br />
D.M.D. Henner Bunke<br />
erläuterte die Ansichten<br />
und Bedenken der Zahnärzte<br />
für Niedersachsen (ZfN).<br />
Dr. Ulrich Obermeyer war mit dem<br />
Zahlenmaterial des AVW absolut<br />
vertraut. Er unterlag bei der Wahl<br />
zum LA durch Losentscheid.<br />
LA-Vorsitzender Dr. Schirbort abgewählt<br />
Turnusmäßig waren drei Mitglieder des Leitenden<br />
Ausschusses des AVW für sechs Jahre neu zu wählen.<br />
Zur großen Überraschung konnte sich im ersten Wahlgang<br />
Thomas Koch mit 34 Stimmen gegen den langjährigen<br />
LA-Vorsitzenden Dr. Schirbort durchsetzen, der nur 22<br />
Stimmen auf sich vereinen konnte. Auch das war ein<br />
deutliches Signal für die unterschiedlichen Einschätzungen<br />
innerhalb der Gruppe des FVDZ. Dr. Schirbort brachte seine<br />
tiefe Enttäuschung gegenüber seinem Freien Verband zum<br />
Ausdruck, für den er jahrzehntelang maßgeblich tätig war.<br />
Während Dr. Hans-Joachim Kögel erneut in den LA gewählt<br />
wurde, kam es zwischen Dr. Ulrich Obermeyer und Dr. Uwe<br />
Peters bei jeweils 28 Stimmen zu einem Losentscheid, bei<br />
dem Dr. Uwe Peters erfolgreich war.<br />
Seitens der ZfN war die Abstimmung gegen Dr. Schirbort<br />
ganz sicher nicht als der Versuch einer Annäherung an die<br />
Gruppe um Dr. Sereny und Dr. Ebeling zu sehen. Vielmehr<br />
erfolgte die Ablehnung ausschließlich unter rein sachlichen<br />
und nach Einschätzung der ZfN-Delegierten auch für das<br />
AVW höchst notwendigen Gründen.<br />
Auch diese Kammerversammlung war von profunder Sacharbeit<br />
geprägt, bei der die Meinungen zum Teil kontrovers,<br />
aber durchweg sachlich und konstruktiv ausgetauscht wurden.<br />
Emotionen waren bei den Diskussionen zu spüren –<br />
Polemik hingegen nicht.<br />
ß — loe<br />
Enttäuschung bei Dr. Karl Horst Schirbort. Er wurde nicht wieder in<br />
den Leitenden Ausschuss des Altersversorgungswerkes gewählt.<br />
P O L I T I S C H E S<br />
N O V E M B E R 2 0 14 | N Z B | P O L I T I S C H E S<br />
17
Zahnärztlich relevante Neben- und<br />
Wechselwirkungen der meistverordneten<br />
Arzneimittel in Deutschland<br />
Einleitung: Mehr als 50 % aller zahnmedizinischen<br />
Patienten sind heute multimorbide und multimedikamentiert.<br />
Unter einer Polypharmakotherapie treten<br />
unerwünschte Arzneimittelwirkungen besonders<br />
häufig auf. Deshalb sollten Zahnärzte die wichtigsten<br />
Nebenwirkungen der am häufigsten verordneten<br />
systemischen Arzneimittel und deren mögliche Interaktionen<br />
mit der zahnärztlichen Medikation kennen.<br />
Methode: Eine Übersicht der 50 in Deutschland am<br />
häufigsten verordneten Arzneimittel des Jahres 2011<br />
wurde erstellt. Auf der Basis der aktuellen Fachinformationen<br />
wurden die Arzneimittel mit unerwünschten<br />
oralen Reaktionen und potenziellen Interaktionen<br />
mit dentalen Antibiotika, Analgetika und Lokalanästhetika<br />
herausgesucht und analysiert.<br />
Ergebnisse: 24 Arzneimittel zeigen unerwünschte<br />
orale Arzneimittelwirkungen, davon 7 mit mehreren<br />
Nebenwirkungen. Drei Arzneimittel verursachen<br />
„sehr häufig“, 12 „häufig“ und 12 „gelegentlich“<br />
orale Nebenwirkungen. Am häufigsten treten<br />
Geschmacksstörungen und Mundtrockenheit als<br />
unerwünschte Wirkungen auf. Bei den Arzneimittelinteraktionen<br />
sind besonders die Auswirkungen auf<br />
die kardiale Erregungsleitung, die systemische Adrenalinwirkung<br />
und das Blutungsrisiko von Bedeutung.<br />
Schlussfolgerung: Besonders bei älteren Patienten<br />
mit Polypharmakotherapie müssen Zahnärzte mit<br />
unerwünschten oralen Arzneireaktionen rechnen.<br />
Schwere Neben- und Wechselwirkungen sind im<br />
oralen Bereich selten, können aber lebensbedrohlich<br />
sein. Die Komplexität vieler Erkrankungen macht<br />
eine laufende Auffrischung der pharmakologischen<br />
Kenntnisse für den Zahnarzt unabdingbar.<br />
(Dtsch Zahnärztl Z 2013; 68: 669–676)<br />
Einleitung<br />
„Ich werde ärztliche Verordnungen treffen zum Nutzen der<br />
Kranken [...], hüten aber werde ich mich davor, sie zum<br />
Schaden [...] anzuwenden“ [34]. Diese im Eid des Hippokrates<br />
formulierten Grundsätze weisen auf die besondere<br />
Bedeutung der Nutzen-Risiko-Abwägung im Bereich der<br />
ärztlichen Arzneitherapie hin. Vor dem Hintergrund einer<br />
Überalterung der Bevölkerung in Mitteleuropa muss in<br />
Zukunft mit einer deutlichen Zunahme alter und multimorbider<br />
Patienten ausgegangen werden. So liegt die<br />
Multimorbidität zahnmedizinischer Patienten, die unter<br />
einer oder mehreren systemischen Erkrankungen leiden,<br />
bei mehr als 50 % [25]. Multimorbidität ist fast zwangsläufig<br />
auch mit einer Polypharmakotherapie verknüpft [11].<br />
Schätzungen zufolge erhält ein Drittel der an chronischen<br />
Krankheiten leidenden Menschen 4 und mehr Medikamente<br />
in Dauertherapie [21]. Dementsprechend nehmen<br />
zwischen 40 und 50 % der Patienten in zahnärztlichen<br />
Praxen ein oder mehrere Medikamente ein [1, 25]. Bei<br />
älteren Patienten (> 60 Jahre) steigt dieser Anteil auf über<br />
80 % [12]. Bei einer Polypharmakotherapie kommt es leicht<br />
zu Medikationsfehlern, das Risiko für unerwünschte Arzneimittelwirkungen<br />
(UAW) und das Interaktionspotenzial steigt<br />
[11]. Mit UAW ist bei etwa 4–5 % aller medikamentösen<br />
Behandlungen zu rechnen [24, 31].<br />
Nicht selten werden neue Medikamente (z.B. die direkten<br />
Gerinnungshemmer) in der Humanmedizin bereits flächendeckend<br />
eingesetzt, bevor deren klinische Bedeutung für<br />
die Zahnmedizin wissenschaftlich erfasst worden ist. Bei<br />
diesen Patienten orientiert sich die zahnärztliche Behandlung<br />
und Medikation oft an rein empirischen Erfahrungen<br />
ohne Evidenz [6]. Letztlich beruht die Qualität der zahnärztlichen<br />
Verschreibungspraxis zu einem guten Teil auf der<br />
Vermeidung von UAW, zumal die von Zahnärzten häufig<br />
verordneten Antibiotika und Analgetika oft folgenschwere<br />
Nebenwirkungen und Arzneimittelinteraktionen hervorrufen<br />
können [27].<br />
Vor diesem Hintergrund drängt sich die Frage auf, welche<br />
Auswirkungen die Medikamente, die der Patient im Rahmen<br />
18 F A C H L I C H E S | N Z B | N O V E M B E R 2 0 14
Definition<br />
Häufigkeit<br />
Sehr häufig ≥ 1/10<br />
Häufig ≥ 1/100 bis
Abb. 2: Anzahl der Arzneimittel mit zugehörigen<br />
Häufigkeiten oraler UAW.<br />
Abb. 3: Anzahl der Arzneimittel mit jeweiliger oraler UAW.<br />
Pregabalin) mit einem Volumen von 24,3 Mio. Verordnungen<br />
weisen beide UAW in Kombination auf. Sieben Arzneimittel<br />
zeigen mehrere (bis zu 3) orale UAW. Insgesamt liegen bei<br />
24 Arzneimitteln relevante orale UAW vor (Tab. 2 und 3).<br />
Das potenziell lebensbedrohliche angioneurotische Ödem<br />
(auch Angioödem oder Quincke-Ödem) tritt als UAW bei<br />
den Hemmern des Angiotensin- konvertierenden Enzyms<br />
(im Folgenden ACE-Hemmer) auf. Bei Enalapril ist es eine<br />
„häufige“, bei Ramipril und Lisinopril eine „gelegentliche“<br />
UAW (Tab. 2 und 3, Abb. 4). Bei den Arzneimittelinteraktionen<br />
sind sehr unterschiedliche Effekte feststellbar (Tab. 4).<br />
Auffällig sind die Interaktionen zahlreicher Arzneimittel mit<br />
Auswirkungen auf die systemische Adrenalinwirkung, die<br />
Blutungsneigung und den Blutzuckerspiegel. Potenziell<br />
lebensgefährliche kardiale Nebenwirkungen können<br />
Makrolide wie Erythromycin in Komedikation mit Antidepressiva<br />
(z.B. Citalopram) hervorrufen. Eine Kontraindikation<br />
ergab sich für die Gabe bestimmter Makrolide (Erythromycin/<br />
Clarithromycin) bei gleichzeitiger Dauertherapie mit dem<br />
Lipidsenker Simvastatin. Ursächlich ist eine Makrolid-induzierte<br />
Hemmung von Cytoochrom-P450-Enzymen in der<br />
Leber, was zu einem Anstieg des Blutspiegels von Simvastatin<br />
mit dem Risiko einer Myopathie oder Rhabdomyolyse<br />
führt [20].<br />
Diskussion<br />
Arzneimittel werden prinzipiell zur Vorbeugung, Kontrolle und<br />
Heilung von Erkrankungen verwendet. Trotzdem zeigen sie<br />
immer wieder unerwünschte Wirkungen und Interaktionen.<br />
UAW sind vor allem bei älteren Patienten von Bedeutung,<br />
da diese aufgrund veränderter Stoffwechselvorgänge,<br />
Alterung einzelner Organsysteme und Veränderungen der<br />
Körperzusammensetzung empfindlicher auf Medikamente<br />
reagieren [11, 30]. Statistisch gesehen nimmt jeder Mensch<br />
ab dem 60. Lebensjahr im Mittel 3 rezeptpflichtige und<br />
fast ebenso viele apothekenpflichtige Medikamente ein.<br />
Jedem Dritten zwischen 75 und 85 Jahren werden sogar<br />
mehr als 8 Arzneimittel verordnet [11]. Die Folge einer<br />
vermehrten Arzneimittelanwendung im Alter ist auch,<br />
dass 70- bis 80-jährige Menschen etwa 4- bis 5mal<br />
häufiger UAW aufweisen als junge Personen [29].<br />
Wichtigste Risikofaktoren für UAW im Alter sind<br />
eingeschränkte Nierenfunktion;<br />
Gebrechlichkeit, d.h. die physiologischen<br />
Kompensationsmöglichkeiten sind erschöpft;<br />
niedriges Körpergewicht;<br />
Multimorbidität und Multimedikation.<br />
Bis zu 10 % aller stationären Einweisungen erfolgen<br />
aufgrund schwerer UAW [15]. Der Anteil von Arzneimittelnebenwirkungen<br />
an der Gesamtmortalität wird nach einer<br />
schwedischen Studie auf 3 % geschätzt [32].<br />
Überraschenderweise war die Bedeutung systemisch<br />
applizierter Arzneimittel für die zahnärztliche Praxis bislang<br />
nur relativ selten Gegenstand wissenschaftlicher Forschung<br />
[1, 5, 25]. Lediglich einzelne Wirkstoffe wie die<br />
Bisphosphonate oder gerinnungshemmende Medikamente,<br />
deren Nebenwirkungen für die zahnärztliche Behandlung<br />
von besonderer Bedeutung sind, rückten in den letzten<br />
Jahren in den Fokus des wissenschaftlichen Interesses<br />
[6, 26]. In Deutschland informiert die Arzneimittelkommission<br />
Zahnärzte nur einmal im Jahr systematisch über die zahnärztlichen<br />
Meldungen zu Arzneimittelnebenwirkungen [27].<br />
Gerade die relativ häufigen UAW Mundtrockenheit und<br />
Geschmacksstörungen bei Arzneimitteln der TOP 50-Liste<br />
haben für die zahnärztliche Behandlung speziell älterer<br />
Patienten große Bedeutung, da sich durch die Beeinträchtigungen<br />
der Kau- und Schluckfähigkeit, durch den verminderten<br />
Speichelfluss, den oftmals reduzierten Zahnbestand<br />
und die Beeinträchtigungen des Geschmacksempfindens<br />
die Essgewohnheiten verändern und generell die Esslust<br />
vermindert wird [14, 18]. Arzneimittel können einen<br />
Eigengeschmack erzeugen oder über die Ausscheidung<br />
mit dem Speichel geschmacklich wahrgenommen werden.<br />
20 F A C H L I C H E S | N Z B | N O V E M B E R 2 0 14
Art der Nebenwirkung Wirkstoffe (Platzierung TOP 50) Verordnungen in Mio.<br />
Geschmacksstörungen Metformin (11)<br />
Enalapril (20)<br />
Amoxicillin (21)<br />
Citalopram (29)<br />
Mirtazapin (41)<br />
Opipramol (46)<br />
Mundtrockenheit Tramadol (28)<br />
Pregabalin (49)<br />
Tiatropiumbromid (50)<br />
Stomatitis/Glossitis Ibuprofen (1)<br />
Cefuroxim (30)<br />
Sulfamethoxazol/Trimethoprim (48)<br />
29,26<br />
8,24<br />
26,58<br />
Angioneurotisches Ödem Enalapril (20) 5,46<br />
Tab. 2: Arzneimittel mit „häufigen“ oralen UAW und Verordnungsvolumen.<br />
Art der Nebenwirkung Wirkstoffe (Platzierung TOP 50) Verordnungen in Mio.<br />
F A C H L I C H E S<br />
Geschmacksstörungen Omeprazol (10)<br />
Amlodipin (12)<br />
Lisinopril (35)<br />
Ciprofloxacin (26)<br />
Pregabalin (49)<br />
Stomatitis/Glossitis Salbutamol (18)<br />
Doxycyclin (36)<br />
Mundtrockenheit Ramipril (4)<br />
Amlodipin (12)<br />
Enalapril (20)<br />
Angioneurotisches Ödem Ramipril (4)<br />
Lisinopril (35)<br />
30,88<br />
8,66<br />
39,25<br />
18,6<br />
Orale Hypästhesie Mirtazapin (41) 2,47<br />
Tab. 3: Arzneimittel mit „gelegentlichen“ oralen UAW und Verordnungsvolumen.<br />
Zusätzlich beeinträchtigt eine trockene Mundschleimhaut<br />
die Haftung von Prothesen und erschwert dadurch die<br />
Nahrungsaufnahme [5]. Die Prävalenz für Xerostomie liegt<br />
bei den über 65-Jährigen bei etwa 30 % und nimmt mit<br />
höherem Alter weiter zu [28]. Sie wird am häufigsten<br />
durch die Einnahme xerogener Medikamente verursacht<br />
[14]. Insgesamt können mehr als 400 Medikamente zu<br />
einer Unterfunktion der Speicheldrüsen führen und rund<br />
80 % der am häufigsten verordneten Medikamente gehören<br />
zu dieser Gruppe [5, 14]. So verwundert es nicht, dass<br />
die Xerostomie und Geschmacksstörungen einen nicht<br />
unerheblichen Anteil an der hohen Prävalenz von Mangelernährung<br />
und ungewolltem Gewichtsverlust im Alter hat<br />
[14, 18]. Die klinischen Folgen einer progredienten Mangelernährung<br />
sind seit vielen Jahren wissenschaftlich gut<br />
belegt. Mangelernährung ist ein unabhängiger Risikofaktor,<br />
der Morbidität, Letalität und Lebensqualität beeinflusst<br />
und erhebliche Kosten im Gesundheits- und Sozialwesen<br />
verursacht [18].<br />
Arzneibedingte Stomatitiden können immunogener oder<br />
nicht-immunogener Natur sein, nur intraoral oder zusammen<br />
mit extraoralen Hautveränderungen auftreten und ein breites <br />
N O V E M B E R 2 0 14 | N Z B | F A C H L I C H E S<br />
21
Abb. 4: Angioneurotisches Ödem der Oberlippe links unter<br />
einer Medikation mit Ramipril.<br />
Spektrum klinischer Befunde bieten [10]. Erschwerend<br />
kommt hinzu, dass chemisch grundverschiedene Medikamente<br />
zu klinisch ähnlichen Haut- und Schleimhautveränderungen<br />
führen können. Bei Ibuprofen, Cefuroxim und<br />
Sulfmethoxazol/Trimethoprim muss häufiger mit einer<br />
Stomatitis oder Glossitis gerechnet werden (Tab. 2).<br />
Üblicherweise klingen die Beschwerden wieder ab, wenn<br />
der Patient die Medikamenteneinnahme beendet [5].<br />
Aufgrund des potenziell tödlichen Risikos für die Patienten<br />
sollte das angioneurotische Ödem (auch Angiödem oder<br />
Quincke-Ödem), das bei 3 Arzneimitteln als UAW genannt<br />
wird, besondere Erwähnung finden (Tab. 2 und 3, Abb. 4).<br />
Neben den hereditären Angioödemen, die durch einen<br />
C1-Esterase- Inhibitor-Mangel gekennzeichnet sind und<br />
mit einer Prävalenz von 1:50.000 auftreten [3], führen ACE-<br />
Hemmer (auch Sartane und Acetylsalicylsäure) bei etwa<br />
0,1 bis 2,2 % der Behandelten zu rezidivierenden Angioödemen<br />
und beruhen auf einer pharmakologisch bedingten<br />
Abbaustörung von Bradykinin, die zu einer Zunahme<br />
der vaskulären Permeabilität führt (Tab. 2 u. 3) [3, 5, 19].<br />
Klinisch kann das Quincke-Ödem über eine Schwellung<br />
der Lippen und des Gesichtes bis hin zu einer Schwellung<br />
der Zunge und des Larynx mit einer lebensbedrohlichen<br />
Obstruktion der oberen Atemwege reichen (Abb. 4). Grundsätzlich<br />
kann ein Quincke-Ödem ein lebensbedrohliches<br />
Krankheitsbild darstellen [5, 19]. Die Zeitdauer zwischen<br />
dem Medikationsbeginn und dem ersten Auftreten der<br />
Ödeme kann durchaus Monate bis mehrere Jahre betragen,<br />
d.h. nachdem ACE-Hemmer zuvor lange Zeit gut vertragen<br />
wurden [3]. Im Falle rezidivierender orofazialer Schwellungen<br />
sollte der behandelnde Zahnarzt nach der Abklärung<br />
möglicher dentogener Ursachen auch immer ein medikamentös<br />
induziertes Angioödem in die Differentialdiagnose<br />
einbeziehen. Wird das Ödem durch einen ACE-Hemmer<br />
induziert, muss das Medikament sofort abgesetzt werden<br />
und eine andere Medikation erwogen werden.<br />
Arzneimittelinteraktionen können zu erwünschten, aber auch<br />
zu verminderten und unerwünschten Wirkungen führen.<br />
Die Wahrscheinlichkeit von Wechselwirkungen steigt mit<br />
der Zahl der eingenommenen Medikamente. Das Interaktionsrisiko<br />
beträgt bei Einnahme von 2 Arzneimitteln im<br />
Durchschnitt 13 %, bei 4 Arzneimitteln 38 %, bei 7 Arzneimitteln<br />
sind es sogar 82 % [30]. Bei einer repräsentativen<br />
amerikanischen Studie fand sich bei 4 % der Teilnehmer<br />
das Risiko einer schweren Arzneimittelinteraktion. Etwa die<br />
Hälfte betraf Antikoagulantien und nicht-verschreibungspflichtige<br />
Medikamente [24]. Besonders bei älteren Patienten<br />
besteht ein eher gering ausgeprägtes Risikobewusstsein<br />
bezüglich der Gefahren einer Arzneimitteltherapie. Nach<br />
einer deutschen Studie vertrauen fast drei Viertel (71,2 %)<br />
der Befragten hier ihrem Arzt. Allerdings hat die Mehrzahl<br />
der Befragten keine Erinnerung an eine Therapieberatung<br />
durch den Hausarzt oder Apotheker bei der Verordnung<br />
und Abgabe eines Arzneimittels [35].<br />
In der vorliegenden Untersuchung zeigte sich, dass einige<br />
Interaktionen zwischen zahnärztlich verordneten Arzneimitteln<br />
und den Dauermedikationen für den Patienten durchaus<br />
lebensbedrohlich sein können (Tab. 4). So können sowohl<br />
Makrolide wie Clarithromycin als auch die trizyklischen<br />
Antidepressiva Amitryptilin und Opipramol und der selektive<br />
Serotonin-Wiederaufnahmehemmer Citalopram zu deutlichen<br />
QT-Verlängerungen im EKG führen. Bei gleichzeitiger<br />
Gabe kann diese kardiale Repolarisationsstörung besonders<br />
ausgeprägt sein und damit die Entwicklung von ventrikulären<br />
Arrhythmien und Kammerflimmern begünstigten [4, 9].<br />
Interaktionen mit Antikoagulantien (Cumarine) sind ebenfalls<br />
risikoreich. So erhöht eine Komedikation mit Antibiotika<br />
(z.B. Amoxicillin) das Blutungsrisiko um den Faktor 4 bis 7,<br />
bei einer Zusatzmedikation mit ASS oder nichtsteroidalen<br />
Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen sind Blutungen 3mal<br />
häufiger [4, 5, 23].<br />
Die Hemmung des Abbaus von Arzneistoffen ist eine<br />
häufige Ursache von Medikamenteninteraktionen. Der<br />
überwiegende Teil der Interaktionen beruht auf einer<br />
Konkurrenz um die in der Leber exprimierten Cytochrom-<br />
P450-Enzyme, die den Abbau von mehr als der Hälfte<br />
aller Medikamente katalysieren [4]. Ältere Makrolide wie<br />
Clarithromycin hemmen diese Enzyme mit der Folge einer<br />
verstärkten blutdrucksenkenden Wirkung von Kalziumkanalblockern<br />
wie Amlodipin. Ebenso kann durch einen<br />
Blutspiegelanstieg des Cholesterinsenkers Simvastatin eine<br />
Rhabdomyolyse ausgelöst werden, die wiederum ein akutes<br />
Nierenversagen hervorrufen kann [20]. Als Konsequenz<br />
sollten neuere Makrolide wie Roxithromycin oder Azithromycin<br />
verordnet werden, bei denen diese Gefahr nicht besteht.<br />
Besonders auffallend sind die Wechselwirkungen mit NSAR<br />
(Tab. 4). Sie hemmen die blutdrucksenkende Wirkung der<br />
ACE-Hemmer, der Diuretika und anderer Antihypertonika.<br />
Das Risiko einer gastrointestinalen Blutung oder Ulceration<br />
ist bei gleichzeitiger Gabe von Glucocorticoiden deutlich<br />
gesteigert, und sie verstärken die gerinnungshemmende<br />
Wirkung von Cumarinen und Thrombozytenaggregationshemmern<br />
[4]. In einer aktuellen, retrospektiven Kohortenstudie<br />
wurde die Nephrotoxizität bei kombinierter Einnahme<br />
von Antihypertensiva und NSAR anhand eines<br />
Patientenkollektivs von knapp 500.00 Patienten überprüft.<br />
22 F A C H L I C H E S | N Z B | N O V E M B E R 2 0 14
Antihypertonika<br />
Metoprolol<br />
Bisoprolol<br />
Enalapril<br />
Lisinopril<br />
Ramipril<br />
Amlodipin<br />
Analgetika<br />
Diclofenac<br />
Ibuprofen<br />
Acetylsalicylsäure<br />
Acetylsalicylsäure<br />
Ibuprofen<br />
Wechselwirkung<br />
Bei gleichzeitiger Gabe von Adrenalin beträchtliche Blutdruckerhöhung möglich<br />
Adrenalin und NSAR können blutdrucksenkende Wirkung abschwächen<br />
Erythromycin/Clarithromycin können blutdrucksenkende Wirkung verstärken<br />
Wechselwirkung<br />
Gleichzeitige Anwendung mehrerer NSAR und/oder Glucokortikoide <br />
deutlich erhöhtes Risiko gastrointestinaler Ulcera und Blutungen<br />
Wirkung von Antikoagulantien kann verstärkt werden<br />
Acetylsaliylsäure<br />
Antibiotika<br />
Amoxicillin<br />
Ciprofloxacin<br />
Psychopharmaka<br />
Citalopram<br />
Opipramol<br />
Amitryptilin<br />
Wirkung von Antidiabetika (z. B. Glimepirid) kann verstärkt werden Blutzucker sinkt<br />
Wechselwirkung<br />
Verstärkung der Blutungsneigung bei Gabe von Cumarinen<br />
Wechselwirkung<br />
QT-Intervall – Verlängerung bei gleichzeitiger Gabe von Makroliden<br />
F A C H L I C H E S<br />
Amitryptilin<br />
Opipramol<br />
Nierentherapeutika<br />
Furosemid<br />
Torasemid<br />
Hydrochlorothiazid<br />
Hydrochlorothiazid<br />
Antidiabetikum<br />
Glimepirid<br />
Sonstiger Wirkstoff<br />
Simvastatin<br />
Wirkung von Adrenalin kann erheblich verstärkt werden<br />
Wechselwirkung<br />
Verminderte diuretische Wirkung bei gleichzeitiger Gabe von NSAR<br />
Abschwächung der Adrenalinwirkung<br />
Wechselwirkung<br />
Verstärkte Wirkung bei Gabe von ASS, Tetrazyklin, Clarithromycin Blutzucker sinkt<br />
Abgeschwächte Wirkung bei Adrenalingabe Blutzucker steigt<br />
Wechselwirkung<br />
Erythromycin/Clarithromycin kontraindiziert, da Gefahr der Myopathie/Rhabdomyolyse<br />
Tab. 4: Wechselwirkungen verschiedener TOP 50-Arzneimittel mit häufig verwendeten Arzneimitteln in der Zahnmedizin.<br />
Interessanterweise wurde bei gleichzeitiger Verabreichung<br />
zweier Antihypertensiva und NSAR ein deutlich erhöhtes<br />
Risiko für Nierenschäden gefunden. Die höchste Gefährdung<br />
besteht der Studie zufolge bei kurzfristiger Gabe (in den<br />
ersten 30 Tagen der Einnahme) mit einem relativen Risiko<br />
von 1,82 [17]. Folglich sind NSAR eine der Arzneimittelgruppen,<br />
die häufiger Anlass für eine UAW-bedingte<br />
Krankenhauseinweisung geben [11, 31]. Als Alternative<br />
bei Patienten mit gastrointestinalen oder kardialen Risiken<br />
oder als Additiva bei unzureichender Analgesie stehen<br />
deshalb die nicht sauren Nichtopioidanalgetika Paracetamol<br />
und Metamizol zur Verfügung [7]. <br />
N O V E M B E R 2 0 14 | N Z B | F A C H L I C H E S<br />
23
Da im zahnärztlichen Bereich üblicherweise Lokalanästhetika<br />
mit Adrenalinzusatz eingesetzt werden, müssen<br />
Wechselwirkungen mit den trizyklischen Antidepressiva<br />
Amitryptilin und Opipramol sowie den Betablockern<br />
Metoprolol und Bisoprolol beachtet werden (Tab. 4). Bei<br />
beiden Wirkstoffgruppen besteht bei der Lokalanästhesie<br />
die Gefahr einer erheblichen Blutdrucksteigerung mit<br />
reflektorischer Bradykardie. Allerdings sind die beschriebenen<br />
Wechselwirkungen bei den nicht-selektiven Betablockern<br />
(z.B. Propanolol) wahrscheinlicher [16, 21]. Zu den Lokalanästhetika,<br />
die auch ohne Vasokonstriktor eine gute<br />
Schmerzausschaltung erzeugen, zählen Mepivacain,<br />
Bupivacain sowie Articain. Articain ohne Adrenalinzusatz<br />
ist besonders zur Leitungsanästhesie gut einsetzbar [13].<br />
Um Ärzten und Patienten eine Risikoabschätzung bei<br />
der Medikation zu erleichtern, bietet das Bundesinstitut<br />
für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) seit Ende<br />
April 2013 einen Online-Zugang zu seiner Datenbank mit<br />
Verdachtsmeldungen unerwünschter Arzneimittelwirkungen<br />
an [2]. Weiterhin ist es empfehlenswert, eine zertifizierte,<br />
regelmäßig aktualisierte Arzneimitteldatenbank (z.B. MMI<br />
Pharmindex oder IFAP) in die Praxissoftware zu integrieren.<br />
Sie bietet im Rahmen der elektronischen Medikamentenverordnung<br />
jederzeit Zugriff auf alle relevanten UAW und<br />
Interaktionen eines Arzneimittels. Das entbindet natürlich<br />
keinen Zahnarzt davon, bei jedem Patienten eine gründliche<br />
Medikamentenanamnese durchzuführen. Diese sollte neben<br />
der Dauer- und der Bedarfsmedikation (z.B. Antibiotika)<br />
auch stets die Selbstmedikation des Patienten beinhalten.<br />
Auffällige UAW und Arzneimittelinteraktionen im Rahmen<br />
der zahnärztlichen Behandlung sollten umgehend der<br />
Arzneimittelkommision Zahnärzte (Berlin) gemeldet werden.<br />
Schlussfolgerungen<br />
Der Zahnarzt muss in zunehmendem Maße damit rechnen,<br />
dass Patienten orale Neben- und Wechselwirkungen als<br />
Folge einer systemischen Medikation zeigen. Obwohl<br />
die Einsatzgebiete für Pharmazeutika in der Zahnmedizin<br />
relativ überschaubar sind, ist es wichtig, nicht nur Nebenund<br />
Wechselwirkungen der zahnärztlich verordneten Medikamente,<br />
sondern auch der am häufigsten verordneten<br />
Medikamente in der Allgemeinmedizin zu kennen. Bei<br />
Unklarheiten oder besonderen medizinischen Fragestellungen<br />
ist eine Kontaktaufnahme mit den behandelnden Haus- oder<br />
Fachärzten vor Beginn der zahnärztlichen Behandlung<br />
unerlässlich. Im Dialog muss versucht werden, notwendige<br />
medikamentöse Behandlungen mit einer möglichst geringfügigen<br />
Belastung des Patienten durch orale Neben- oder<br />
Wechselwirkungen zu vereinbaren.<br />
Besonders Geschmacksstörungen und Mundtrockenheit<br />
treten als unerwünschte Wirkung zahlreicher Medikamente<br />
auf. Vital bedrohliche Wechselwirkungen sind bei der<br />
Komedikation von Antidepressiva mit Erythromycin/Clarithromycin<br />
sowie adrenalinhaltigen Lokalanästhetika mit<br />
Betablockern oder Antidepressiva zu beachten. Die vorliegende<br />
Analyse belegt, dass eine fundierte Medikamenten -<br />
anamnese zum integralen Bestandteil der zahnärztlichen<br />
Diagnostik gehört. Dafür ist eine ständige Aktualisierung<br />
der pharmakologischen Kenntnisse für den Zahnarzt unabdingbar.<br />
Interessenkonflikt: Der Autor weist darauf hin, dass er<br />
Honorare für Vorträge und Beratung von der Firma Sanofi<br />
Aventis erhalten hat.<br />
ß<br />
—<br />
Dr. Dr. Frank Halling<br />
Quelle: Mit freundlicher Nachdruckgenehmigung des Deutschen<br />
Ärzte-Verlags, Erstveröffentlichung DZZ 2013;68:669-676<br />
Die Literaturliste können Sie unter<br />
https://www.kzvn.de/nzb/literaturlisten.html herunterladen<br />
oder unter www.nzb-redaktion@kzvn.de anfordern.<br />
Korrespondenzadresse:<br />
Dr. med. Dr. med. dent. Frank Halling<br />
Gesundheitszentrum Fulda<br />
Praxis für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie<br />
Plastische Operationen<br />
Gerloser Weg 23a, 36039 Fulda<br />
Tel.: 0661 63362, Fax: 0661 63368<br />
E-Mail: Dr.Halling@t-online.de<br />
Vita<br />
DR. DR. FRANK HALLING<br />
*1959, Studium der Human- und<br />
Zahnmedizin von 1977-1985 (Uni<br />
Marburg). 1985 Promotion Dr. med.<br />
und 1987 Promotion Dr. med. dent.<br />
Ärztliche Weiterbildung am Bundeswehrkrankenhaus Hamburg<br />
und an der Universitätsklinik Göttingen. 1990 Facharzt<br />
für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie und 1992 Zusatzbezeichnung<br />
„Plastische Operationen“. Seit 1993 Niederlassung<br />
in einer Gemeinschaftspraxis mit Dr. Sigrid Halling im<br />
Gesundheitszentrum Fulda. Zunächst Belegarzt, seit 2006<br />
Konsiliararzt am Herz-Jesu-Krankenhaus Fulda. 1999 Laserzertifizierung,<br />
2001 Tätigkeitsschwerpunkt Implantologie.<br />
2006 ITI – Fellow. 2010 Lehrauftrag für spezielle zahnärztliche<br />
Pharmakologie an der Universität Marburg.<br />
Seit 1995 über 150 nationale und internationale Vorträge.<br />
Fortbildungsreferent für zahlreiche Zahnärztekammern<br />
und Fortbildungsinstitute. Mitglied im Redaktionsbeirat der<br />
Zeitschrift „ZMK“. Publikation von über 50 Originalarbeiten<br />
und Buchbeiträgen.<br />
24 F A C H L I C H E S | N Z B | N O V E M B E R 2 0 14
November/Dezember/Januar/Februar<br />
Einreichungs- und<br />
Zahlungstermine 2014/2015
Die Biopsie und histopathologische<br />
Untersuchung von Mundschleimhautveränderungen<br />
Patienten mit Mundschleimhautveränderungen<br />
wenden sich zumeist an ihren Zahnarzt.<br />
Dieser sollte intraorale Läsionen erkennen und ggf. notwendige<br />
paraklinische Untersuchungsmethoden kennen.<br />
Ein diagnostisches Verfahren ist die Biopsie und deren<br />
histopathologische Untersuchung. In Fällen, bei denen<br />
der Zahnarzt nicht selbst eine Biopsie durchführt und<br />
den Patienten in eine spezialisierte Klinik/ Praxis überweist,<br />
sollte er mit entsprechenden Maßnahmen vertraut<br />
sein und histopathologische Befunde interpretieren<br />
können, um eine adäquate Therapie zu ermöglichen.<br />
Dieser Artikel beschäftigt sich mit Schwierigkeiten, die<br />
bei der Durchführung einer Biopsie auftreten können<br />
sowie Problemen bei der Interpretation histopathologischer<br />
Befunde, die möglicherweise zu falschen Diagnosen<br />
führen können. (Dtsch Zahnärztl Z 2012, 67: 657–661)<br />
1 Einleitung<br />
Bei Mundschleimhautveränderungen wenden sich Patienten<br />
oft zunächst an ihren Zahnarzt/ihre Zahnärztin [5]. Daher<br />
ist es entscheidend, dass der Zahnarzt Veränderungen<br />
erkennt und Techniken, die bei der Diagnosefindung hilfreich<br />
sind, kennt. Es ist hierzu nicht notwendig, dass er selbst<br />
die Biopsie durchführt, doch auch im Falle einer Überweisung<br />
in eine spezialisierte Praxis/Klinik müssen notwendige<br />
Maßnahmen und Befundinterpretation beherrscht<br />
werden, um die adäquate Behandlung des Patienten<br />
sicherzustellen. Die American Academy of Oral and Maxillofacial<br />
Pathology empfiehlt, dass jedes veränderte<br />
Gewebe umgehend biopsiert sowie mikroskopisch untersucht<br />
und analysiert werden muss [12]. In den meisten<br />
Fällen ist die histopathologische Untersuchung des Gewebes<br />
der Goldstandard bei der Diagnose oraler und perioraler<br />
Veränderungen [3, 11, 12, 14]. Die histopathologische<br />
Untersuchung dient nicht nur der Diagnosefindung,<br />
sondern bringt darüber hinaus Hinweise zum klinischen<br />
Verlauf und zur Prognose [13, 19].<br />
Trotz des hohen Stellenwerts der histologischen Untersuchung<br />
sind Zahnärzte bei der Entnahme von Gewebeproben<br />
und deren Einsendung an den Pathologen eher zurückhaltend<br />
[6]. Als Grund werden mangelnde Erfahrung in<br />
der Durchführung und die Angst vor einer Fehldiagnose<br />
angegeben [4].<br />
2 Biopsie der Mundschleimhaut<br />
Eine adäquate Gewebeprobe ist für eine exakte Untersuchung,<br />
Diagnose und anschließende Behandlung unerlässlich<br />
[6]. Poh et al. wiesen darauf hin, dass eine Biopsie<br />
Gewebe einer repräsentativen Stelle der Veränderung<br />
enthalten muss. Damit ist die Güte der Biopsie abhängig<br />
von der Wahl der Lokalisation, der Art der Biopsie und der<br />
Einsendung des Biopsats an das Labor [14]. Zunächst ist<br />
die Größe des entnommenen bzw. einzusendenden<br />
Gewebes entscheidend. Obwohl die Biopsie nicht groß<br />
sein muss, sind sehr kleine oder oberflächliche Biopsien<br />
oft nicht ausreichend und diagnostisch nicht zu verwerten.<br />
Bei zu kleinen Proben kann im histopathologischen Labor<br />
oftmals das Epithel nicht identifiziert werden, was für eine<br />
verlässliche Diagnose jedoch das Entscheidende ist. Von<br />
großer Bedeutung für den Pathologen ist die akkurate und<br />
relevante Beschreibung des klinischen Bildes, die Angabe<br />
der Lokalisation und Differenzialdiagnose sowie die Anamnese<br />
des Patienten [12] (Abb. 1). Auf Seiten der Pathologen<br />
müssen spezielle Kenntnisse vorhanden sein, um die klinischen<br />
Informationen zielgerichtet einarbeiten zu können.<br />
2.1 Indikation<br />
Folgende oralpathologische Veränderungen müssen<br />
biopsiert werden:<br />
1) Persistierende weiße Mundschleimhautveränderungen,<br />
da es sich um Präkanzerosen handeln kann<br />
2) Persistierende Ulzerationen<br />
3) Persistierende Schwellungen ohne eindeutige Diagnose<br />
4) Veränderungen, die nicht auf Therapie ansprechen<br />
5) Verdacht auf Malignität. Hier sollte der Zahnarzt keine<br />
Biopsie vornehmen, sondern den Patienten in eine<br />
Fachklinik überweisen [8, 15].<br />
26 F A C H L I C H E S | N Z B | N O V E M B E R 2 0 14
Fotos: © DZZ<br />
Abb. 2: Kavernöses Hämangiom<br />
an der Zungenspitze.<br />
Abb. 1: Antrag auf histopathologische Untersuchung: Anamnese des Patienten,<br />
Risikofaktoren, Beschreibung der Lokalisation sowie des klinischen Bildes.<br />
Abb. 3 Anzeichnen des zu exzidierenden<br />
Bereichs mittels Schleimhautmarker<br />
(Codman).<br />
Bei der Entscheidung, ob eine Läsion biopsiert werden<br />
sollte, gilt der Grundsatz, dass alle Läsionen, die nicht<br />
innerhalb von 7 bis 10 Tagen abgeheilt bzw. regredient<br />
sind, der Biopsie zugeführt werden müssen (Turnover Rate<br />
des Epithels).<br />
2.2 Wahl der Entnahmestelle<br />
Bei großen Veränderungen können Diskrepanzen in<br />
Hinblick auf histologische Merkmale auftreten, innerhalb<br />
einer Veränderung können beispielsweise unterschiedliche<br />
Dysplasiegrade vorkommen. So kann es bei einem Plattenepithelkarzinom<br />
Bereiche geben, die invasives Wachstum<br />
zeigen, andere nur eine geringgradige Epitheldysplasie. Die<br />
Entnahmestelle muss daher für die gesamte Veränderung<br />
repräsentativ sein. In solchen Fallen bietet es sich an,<br />
mehrere kleinere Biopsien durchzufuhren, damit die<br />
Aussicht besteht, dass der Pathologe einen repräsentativen<br />
Bereich zur Begutachtung erhält. In einer Studie verglichen<br />
Lee et al. Leukoplakien, bei denen nur ein Bereich biopsiert<br />
wurde mit dem Resektionspräparat der gesamten Veränderung.<br />
Die Übereinstimmung zwischen den Diagnosen betrug<br />
nur 56 %. Betont werden muss hierbei, dass in dieser<br />
Studie 29,5 % der Leukoplakien unterdiagnostiziert wurden.<br />
Die Autoren zeigten, dass die Rate der Unterdiagnosen auf<br />
11,9 % reduziert werden konnte, wenn bereits zu Anfang<br />
multiple Biopsien entnommen wurden [9].<br />
2.3 Art des Eingriffs<br />
Bei den meisten Mundschleimhautveränderungen ist eine<br />
Skalpellbiopsie indiziert, um ausreichend Gewebe für die<br />
histologische Untersuchung zu erhalten. Aus klinischer<br />
Sicht existieren einige Faktoren, die Einfluss auf die Form<br />
der Biopsie oder die Wahl des Gewebes haben. Hierzu<br />
zählen die umgebenden anatomischen Strukturen, die<br />
einen chirurgischen Eingriff erschweren können, die<br />
Beschaffenheit (z. B. hohe Vaskularisation des Gewebes)<br />
oder die Größe der Veränderung (Leukoplakie des gesamten<br />
Mundbodens).<br />
Doch auch weitere Techniken zur Probengewinnung wie<br />
Zytologie oder Feinnadelbiopsien finden klinisch Verwendung.<br />
Mögliche Probleme bei der Anwendung dieser Techniken<br />
müssen jedoch bekannt sein, damit die Befunde richtig<br />
interpretiert werden.<br />
2.3.1 Skalpellbiopsie<br />
Die gängige Methode der Gewebegewinnung zur histologischen<br />
Untersuchung ist die Skalpellbiopsie. Dies kann<br />
durch eine Entfernung der gesamten Veränderung (Exzisionsbiopsie,<br />
Abb. 2–7) oder durch Entnahme eines Teils der<br />
Veränderung (Inzisionsbiopsie) erfolgen. Eine bis zu 1 cm<br />
große Veränderung wird einschließlich normalen Gewebes<br />
in toto entfernt (Exzisionsbiopsie). Bei pathologischen<br />
Veränderungen über 1 cm sollte ein repräsentatives<br />
Gewebestück an der Grenze zwischen normalem und<br />
pathologischem Gewebe entfernt werden. Ist die Veränderung<br />
größer als 1,5 bis 2 cm und sollte eine Biopsie nicht<br />
alle Charakteristika der Veränderung erfassen, können zwei<br />
oder mehrere Biopsien entnommen werden. Auch Inzisionsbiopsien<br />
sollten normales Gewebe mit einschließen [15].<br />
Die Entnahme ausschließlich aus dem Zentrum der Läsion<br />
ist nicht zu empfehlen, da dann der für die histopathologische<br />
Beurteilung wichtige Übergang zu makroskopisch<br />
gesundem Gewebe nicht analysiert werden kann.<br />
2.3.2 Stanzbiopsie<br />
Alternativ zur Skalpellbiopsie bieten sich Stanzbiopsien<br />
an (Abb. 8). Die hierzu notwendigen Einweginstrumente<br />
sind in verschiedenen Durchmessern erhältlich (Abb. 9). <br />
F A C H L I C H E S<br />
N O V E M B E R 2 0 14 | N Z B | F A C H L I C H E S<br />
27
Abb.4: Exzision der Veränderung<br />
mittels Skalpell.<br />
Abb. 5: Exzisionsbiopsat.<br />
Abb. 6: Zustand nach Exzisionsbiopsie.<br />
Abb. 7: Nahtverschluss.<br />
Abb. 8: Stanzbiopsie an der Unterlippe<br />
(Entnahme von Speicheldrüsengewebe).<br />
Abb. 9: Stanzen verschiedener Größen<br />
(2 mm, 4 mm, 6 mm).<br />
Die Gewebsentnahme mittels Stanzbiopsie ist – abhängig<br />
von der Konfiguration der Veränderung – eine einfache<br />
Methode und verursacht wenige Gewebeartefakte [2].<br />
Bei Verdacht auf vaskuläre Läsionen ist die Stanzbiopsie<br />
wegen der Blutungsgefahr nicht zu empfehlen.<br />
2.3.3 Exfoliativ-Zytologie (Bürstenzytologie) (Abb. 10 und 11)<br />
Diese nicht invasive Methode kann u. U. bei der Evaluation<br />
oraler Mundschleimhautveränderungen nützlich sein,<br />
besonders bei der Beurteilung oberflächlicher zellulärer<br />
Merkmale. Sollten atypische Zellen gefunden werden, kann<br />
dies ein Zeichen für Entzündungen aber auch Anzeichen<br />
für Epitheldysplasie bzw. Malignität sein, so dass in solchen<br />
Fallen eine zeitnahe chirurgische Biopsie obligat anzuschließen<br />
ist [7, 11, 17]. Nachteil der zytologischen Untersuchung<br />
ist, dass am Zellmaterial der Bürstenbiopsie zwar<br />
eine Epitheldysplasie diagnostiziert, jedoch nicht in geringgradig,<br />
mittelgradig oder hochgradig/Carcinoma in situ<br />
eingeteilt werden kann, da auf Grund der Zellvereinzelung<br />
bei dieser Methode die Schichtung des Epithels nicht<br />
erhalten ist und somit nicht beurteilt werden kann.<br />
Anwendung findet die Bürstenzytologie bei Patienten,<br />
Abb. 10: Zellentnahme mittels Bürstchen<br />
(Bürstenzytologie), homogene Leukoplakie<br />
Wangenschleimhaut (rechts).<br />
Abb. 11: Antrag auf zytologische<br />
Untersuchung (Methode: Oral CDx<br />
Analyse).<br />
die einen invasiven Eingriff ablehnen, wenn kein Verdacht<br />
auf einen malignen Prozess vorliegt, z. B. bei homogener<br />
Leukoplakie. Bei Malignitätsverdacht muss in jedem Fall<br />
eine Skalpellbiopsie erfolgen.<br />
2.4 Schwierigkeiten bei der Gewebeentnahme<br />
Gelegentlich kann es zu Problemen bei der Interpretation<br />
der Histologie kommen, z. B. in Fällen, in denen klinische<br />
Kriterien nicht mit den histologischen Merkmalen korrelieren.<br />
Dies kann z. B. daran liegen, dass die Biopsie von einer<br />
nicht repräsentativen Stelle der Veränderung entnommen<br />
wurde. Jedoch können auch folgende weitere Faktoren die<br />
Struktur des eingesendeten Materials beeinflussen:<br />
2.4.1 Chirurgische Kriterien<br />
Die chirurgische Vorgehensweise ist essentiell. So kann das<br />
Quetschen des Gewebes mit der Pinzette die histologischen<br />
Merkmale zerstören und eine mikroskopische Untersuchung<br />
wertlos machen. In einer Untersuchung von Seoane et al.<br />
wurde nachgewiesen, dass Quetschartefakte häufiger bei<br />
Einsendungen von allgemeinzahnärztlich-tätigen Zahnärzten<br />
auftraten [18]. Ein weiterer Faktor, der zur Artefaktbildung<br />
führen kann, ist die Gewebeentnahme<br />
mittels Laser- oder Elektrochirurgiegerät<br />
[10]. Diese Techniken<br />
induzieren thermische Artefakte wie<br />
Karbonisierung, Elongation der<br />
Zellkerne und vakuoläre Degeneration<br />
des Gewebes.<br />
Daher ist der Skalpellbiopsie (und<br />
ggfs. der anschließende Gebrauch<br />
eines Elektrochirurgiegeräts zur<br />
Blutungskontrolle) der Vorzug zu<br />
geben.<br />
28 F A C H L I C H E S | N Z B | N O V E M B E R 2 0 14
Vita<br />
2.4.2 Fixierung des Biopsats<br />
Der unsachgemäße Umgang mit dem Gewebe nach dessen<br />
Entfernung kann ebenfalls zu Artefaktbildung führen oder –<br />
im schlimmsten Falle – zu einer Nichtbeurteilbarkeit durch<br />
den Pathologen. Die Fixierung des Biopsats ist zur Vermeidung<br />
autolytischer Artefakte essentiell. Für die histologische<br />
Untersuchung ist im Routinefall 4%-iges Formalin die<br />
Fixierlösung der Wahl, es sei denn, andere diagnostische<br />
Techniken benötigen spezifische Fixierungen. In diesen<br />
Fallen ist eine vorherige Absprache mit dem Pathologen<br />
unerlässlich. So ist beispielsweise bei Autoimmunerkrankungen<br />
(Pemphigoid, Lupus erythematodes etc.) eine<br />
Immunfluoreszenzfärbung für eine präzise Diagnose notwendig<br />
[16]. Es bietet sich an, das Biopsat nach Entnahme<br />
zu teilen; eine Hälfte wird in Transportmedium für Immunfluoreszenz<br />
und die andere in Formalin für die Routineuntersuchung<br />
gelegt. Bei diesem Vorgehen wird verhindert,<br />
dass die frische Gewebeprobe mit Formalin in Berührung<br />
kommt, was nachfolgende Immunfluoreszenzuntersuchungen<br />
erschwert. Formalin und weitere Spezifika werden in<br />
der Regel von dem Pathologie-Labor bereitgestellt.<br />
Der Versand von Gewebeproben in Alkohol führt zu<br />
Schrumpfungsartefakten des Gewebes und physiologische<br />
Kochsalzlösung kann die autolytischen Prozesse nicht<br />
aufhalten. Die beiden letztgenannten Lösungen sind deshalb<br />
für den Transport der Gewebeproben nicht geeignet.<br />
2.5 Forensische Aspekte<br />
Zahnärzte haben eine berufliche Verpflichtung Mundschleimhautveränderungen<br />
zu diagnostizieren und zu behandeln<br />
oder den Patienten entsprechend zu überweisen. Wird<br />
eine Biopsie entnommen, tragt der Zahnarzt Verantwortung<br />
dafür, dass das Ergebnis dokumentiert und der Patient<br />
informiert wird sowie therapeutische Schritte eingeleitet<br />
werden. Fehler in diesem Ablauf, speziell wenn es sich<br />
um malignes Geschehen handelt, können juristische<br />
Konsequenzen nach sich ziehen [1].<br />
UNIV.-PROF. DR. MED. DENT.<br />
ANDREA MARIA SCHMIDT-WESTHAUSEN<br />
Derzeitige Position:<br />
Leiterin der Abteilung für Oralmedizin, zahnärztliche<br />
Röntgenologie und Chirurgie innerhalb der<br />
Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie<br />
(Direktor: Univ.-Prof. Dr. Dr. B. Hoffmeister)<br />
Ausbildung:<br />
1976-82 Studium der Zahnmedizin an der Freien Universität Berlin<br />
1982 Staatsexamen und Approbation<br />
1983 Promotion (Dr. med. dent.)<br />
1989 Fachzahnärztin für Oralchirurgie<br />
2001 Habilitation, Venia legendi für das Fach Oralchirurgie und Oralmedizin<br />
Beruflicher Werdegang:<br />
1982-1984 Assistenzzahnärztin in freier Praxis<br />
1984-1985 selbständig<br />
1985-1989 Mitarbeiterin der Abteilung für Oralchirurgie und zahnärztliche<br />
Röntgenologie Nord zunächst der Freien Universität Berlin,<br />
1994 erfolgte die Zusammenlegung der Abteilung mit der Humboldt<br />
Universität, Charité.<br />
1989-2004 (Ltd.) Oberärztin der Abt. für Oralchirurgie und zahnärztliche<br />
Röntgenologie, Zentrum für Zahnmedizin Campus Virchow-Klinikum.<br />
01.10.2004 Berufung zur Universitätsprofessorin für das Fach<br />
Oralmedizin, zahnärztliche Röntgenologie und -Chirurgie an die<br />
Charité Universitätsmedizin Berlin<br />
Seit 1993 Mitglied des Prüfungsausschuss für die zahnärztliche<br />
Prüfung (Staatsexamen) für das Fach Zahn-, Mund- und<br />
Kieferheilkunde sowie Oralchirurgie<br />
Seit 2003 Mitglied des Prüfungsausschuss für die<br />
Fachzahnarztanerkennung „Oralchirurgie“<br />
3 Fazit<br />
Eine Vielzahl von Autoren kommt überein, dass der allgemeinzahnärztlich-tätige<br />
Zahnarzt in der Lage sein sollte,<br />
einfache, klinisch gutartig imponierende Mundschleimhautveränderungen<br />
selbst zu biopsieren [20]. Deutlich wird, dass<br />
im Praxisalltag dieses nicht konsequent umgesetzt wird.<br />
Grund hierfür ist, dass Mundschleimhautveränderungen in<br />
der Zahnarztpraxis eher selten auftreten. Folglich ist auch<br />
ein Mangel an Routine Anlass für die Zurückhaltung bei<br />
der Durchführung von Biopsien. Dennoch sollten Zahnärzte,<br />
was das Auftreten von Veränderungen der oralen Mukosa<br />
betrifft, geschult sein und umsichtig agieren. Auch wenn<br />
die Eingriffe nicht selbst durchgeführt werden, sollten<br />
Zahnärzte die Untersuchungsprinzipien und Techniken<br />
verstehen sowie ein standardisiertes Überweisungskonzept<br />
entwickeln, so dass die Diagnose für den Patienten<br />
frühzeitig und suffizient gestellt werden kann.<br />
Interessenkonflikt: Die Autorin/die Autoren erklären, dass<br />
kein Interessenkonflikt im Sinne der Richtlinien des International<br />
Committee of Medical Journal Editors besteht.<br />
ß<br />
—<br />
Prof. Dr. Andrea Maria Schmidt-Westhausen<br />
Quelle: „Mit freundlicher Nachdruckgenehmigung des Deutschen<br />
Ärzte-Verlags, Erstveröffentlichung DZZ 2012;67:657-661“<br />
Die Literaturliste können Sie unter<br />
https://www.kzvn.de/nzb/literaturlisten.html herunterladen<br />
oder unter www.nzb-redaktion@kzvn.de anfordern.<br />
Korrespondenzadresse<br />
Prof. Dr. Andrea Maria Schmidt-Westhausen<br />
Oralmedizin, zahnärztliche Röntgenologie und Chirurgie<br />
Charité – Universitätsmedizin Berlin,<br />
Campus Benjamin Franklin<br />
Aßmannshauser Str. 4–6, 14197 Berlin<br />
Tel.: 030 450562-692, Fax: 030 450562-922<br />
E-Mail: schmidt-westhausen@charite.de<br />
F A C H L I C H E S<br />
N O V E M B E R 2 0 14 | N Z B | F A C H L I C H E S<br />
29
Der Dialysepatient beim<br />
Zahnarzt<br />
© picsfive/Fotolia.com<br />
Derzeit werden in Deutschland rund 61.000<br />
Patienten mit chronischer Niereninsuffizienz<br />
regelmäßig mit einem Dialyseverfahren behandelt [1].<br />
8.000 Patienten befinden sich auf der Warteliste für eine<br />
Nierentransplantation. Mit zunehmender Lebenserwartung<br />
nimmt die Inzidenz und Prävalenz von Dialysepatienten<br />
kontinuierlich zu – und somit auch die Anzahl der<br />
Patienten, die einer Zahnbehandlung bedürfen.<br />
Abb. 1: Verfahren der Hämodialyse.<br />
Bei Dialysepatienten finden sich nicht nur die typischen<br />
Erkrankungen, die mit einer chronischen Niereninsuffizienz<br />
einhergehen wie arterielle Hypertonie, metabolische<br />
Azidose, renale Osteopathie oder renale Anämie. Häufig<br />
besteht auch ein hohes Maß an Komorbiditäten, zum<br />
Beispiel im Rahmen der Grundkrankheit, die zur Niereninsuffizienz<br />
geführt hat, oder des stark erhöhten kardiovaskulären<br />
Risikos, das Dialysepatienten aufweisen.<br />
Welche medizinischen Besonderheiten finden sich bei<br />
Patienten mit chronischer Niereninsuffizienz und bei Dialysepatienten?<br />
Zur Pathogenese und Pathophysiologie der<br />
chronischen Niereninsuffizienz<br />
Die häufigsten Ursachen für eine chronische Niereninsuffizienz,<br />
die im Endstadium zur Nierenersatztherapie (Dialyse<br />
oder Nierentransplantation) führen, sind der Diabetes<br />
mellitus, die arterielle Hypertonie (vaskuläre Nephropathie),<br />
Glomerulonephritiden und Zystennieren [1].<br />
Der Verlust von mehr als 50 bis 70 Prozent an funktionstüchtigem<br />
Nierengewebe führt – unabhängig vom Verlauf<br />
(akut vs. chronisch) und von der Art der Nierenschädigung<br />
– entsprechend den Funktionen der Niere zu folgenden<br />
klinischen Problemen:<br />
Dysregulation des Flüssigkeitshaushaltes mit zunehmender<br />
Überwässerung und Ausbildung von Ödemen; Elektrolytstörungen<br />
(Hyperkaliämieneigung); Störungen im Säure-Base-<br />
Haushalt mit Entwicklung einer metabolischen Azidose;<br />
fehlende Entgiftung einhergehend mit Urämiesymptomen<br />
wie Übelkeit, Erbrechen, Juckreiz, Müdigkeit, Blutungsneigung;<br />
Auswirkungen auf die Blutdruckregulation mit<br />
Entwicklung einer arteriellen Hypertonie; Störungen im<br />
Knochenstoffwechsel verbunden mit Hyperphosphatämie<br />
und Hypocalcämie.<br />
Typische Begleiterkrankungen einer fortgeschrittenen<br />
chronischen Niereninsuffizienz sind die renale Anämie und<br />
der sekundäre Hyperparathyreoidismus (bis hin zur renalen<br />
Osteopathie).<br />
30 F A C H L I C H E S | N Z B | N O V E M B E R 2 0 14
Wann zum Nephrologen, ab wann Dialyse?<br />
Die chronische Niereninsuffizienz wird anhand der glomerulären<br />
Filtrationsrate (GFR), die als Maß für die Nierenfunktion<br />
verwendet wird, in fünf Stadien eingeteilt [Tab.1]. Die<br />
GFR kann aus dem Kreatininwert im Serum anhand von<br />
speziellen Formeln (z.B. Formel nach MDRD [3] oder CKD-<br />
EPI[4]) abgeschätzt werden.<br />
Ab dem dritten Stadium ist vermehrt mit dem Auftreten<br />
klinisch relevanter Symptome der Niereninsuffizienz zu<br />
rechnen. Spätestens ab dem vierten Stadium sollten die<br />
Patienten einem Nephrologen vorgestellt werden. Neben<br />
der Optimierung der konservativen Therapie (zum Beispiel<br />
diätetische Maßnahmen bei Hyperkaliämie und Hyperphosphatämie,<br />
medikamentöse Therapie bei Azidose,<br />
Hyperkaliämie, sek. HPT, Anämie usw.) sollte dann auch<br />
die Vorbereitung des Patienten auf ein Nierenersatzverfahren<br />
(das heißt Hämodialyse, Bauchfelldialyse oder Nierentransplantation)<br />
erfolgen.<br />
Ab dem fünften Stadium ist dann in Abhängigkeit vom<br />
Ausmaß der klinischen Symptome die Durchführung eines<br />
Nierenersatzverfahrens indiziert. Die Nierentransplantation<br />
stellt das Verfahren mit der besten Lebensqualität und der<br />
besten Lebenserwartung dar. Die Verfügbarkeit ist aber<br />
durch den Mangel an Spenderorganen eingeschränkt. Die<br />
durchschnittliche Wartezeit auf eine Nierentransplantation<br />
bei postmortaler Spende beträgt in Deutschland fünf bis<br />
sechs Jahre. Außerdem ist nicht jeder Dialysepatient aufgrund<br />
von Kontraindikationen für eine Nierentransplantation<br />
geeignet. Als alternative Nierenersatzverfahren stehen Dialyseverfahren<br />
– die Hämodialyse und die Bauchfelldialyse<br />
– zur Verfügung. Ca. 95 Prozent aller Dialysepatienten in<br />
Deutschland werden derzeit durch Hämodialyse behandelt,<br />
nur fünf Prozent mit Bauchfelldialyse.<br />
Stadium Beschreibung GFR<br />
(ml/min/1.73m 2 )<br />
1 Nierenschaden mit<br />
normaler Nierenfunktion<br />
2 Nierenschaden mit<br />
leicht eingeschränkter<br />
Nierenfunktion<br />
3 Moderate Nierenfunktionseinschränkung<br />
4 Schwere Nierenfunktionseinschränkung<br />
5 Chronisches<br />
Nierenversagen<br />
90<br />
60-89<br />
30-59<br />
15-29<br />
< 15<br />
(oder Dialyse)<br />
Tab. 1: Stadieneinteilung der chronischen Niereninsuffizienz<br />
nach (K/DOQI) [2].<br />
Dr. Beate Schamberger,<br />
Funktionsoberärztin des<br />
Schwerpunktes Nephrologie<br />
I. Medizinische Klinik und<br />
Poliklinik Universitätsmedizin<br />
der Johannes Gutenberg<br />
Universität Mainz.<br />
Univ.-Prof. Dr. Jens Lutz,<br />
Leiter des Schwerpunktes<br />
Nephrologie<br />
I. Medizinische Klinik und<br />
Poliklinik Universitätsmedizin<br />
der Johannes Gutenberg<br />
Universität Mainz.<br />
Was bedeutet Hämodialysetherapie?<br />
Bei der Hämodialyse wird das Blut in einem extrakorporalen<br />
Kreislauf über einen Dialysefilter geleitet, über den der<br />
Stoffaustausch und der Flüssigkeitsentzug stattfindet<br />
[Abb.1]. Voraussetzung ist ein Gefäßzugang, der einen<br />
ausreichend Blutfluss von mind. 250ml/min. gewährleistet.<br />
Hierfür ist die Anlage eines arterio-venösen Shunts am<br />
Arm oder eines getunnelten Vorhofkatheters erforderlich.<br />
Im Umgang mit dem Gefäßzugang gibt es zu beachten,<br />
dass am Shuntarm keine Blutdruckmessungen sowie<br />
Blutentnahmen erfolgen und auch keine Venenverweilkanülen<br />
angelegt werden. Ein Vorhofkatheter darf nur durch<br />
speziell geschultes Dialysepersonal unter sterilen Bedingungen<br />
benutzt werden. Die Hämodialyse wird in der<br />
Regel drei Mal pro Woche (Mo-Mi-Fr oder Di-Do-Sa) in<br />
einem Dialysezentrum über vier bis fünf Stunden durchgeführt.<br />
Währenddessen ist eine Vollantikoagulation mit<br />
Heparin oder LMWH erforderlich.<br />
Folgen für den Patienten<br />
Eine chronische Hämodialysebehandlung wird von den<br />
meisten Patienten als eine deutliche Einschränkung der<br />
Lebensqualität empfunden – durch die Abhängigkeit von<br />
der Maschine, den Verlust an Zeit mit Einschränkung der<br />
Mobilität sowie den Diätauflagen und der Trinkmengenrestriktion.<br />
Die meisten Dialysepatienten müssen auf eine<br />
phosphatarme und kaliumarme Ernährung achten. Wenn<br />
keine Restausscheidung mehr besteht, sollte die tägliche<br />
Trinkmenge 500 bis 750ml nicht überschreiten.<br />
Der Dialysepatient beim Zahnarzt<br />
Was gibt es bei Dialysepatienten im Hinblick auf<br />
zahnmedizinische Behandlungen zu beachten? <br />
Fotos: Privat<br />
F A C H L I C H E S<br />
N O V E M B E R 2 0 14 | N Z B | F A C H L I C H E S<br />
31
Kreatinin-Clearance<br />
10-50 ml/min. < 10 ml/min. Hämodialyse<br />
Amoxicillin<br />
0,5-1g<br />
alle 12 Stunden<br />
0,5-0,75g<br />
alle 12 Stunden<br />
0,5-0,75g<br />
alle 12 Stunden, an HD-Tagen<br />
nach HD zusätzlich 0,5g<br />
Ampicillin 1-2g<br />
alle 12 Stunden<br />
1-2g<br />
alle 24Stunden<br />
0,5g<br />
alle 12 Stunden, an HD-Tagen<br />
nach HD zusätzlich 1g<br />
Tab. 2: Anpassung der Amoxicillin- und Ampicillin-Dosis in Abhängigkeit von der Nierenfunktion.<br />
GFR<br />
10-30 ml/min. < 10 ml/min. Hämodialyse<br />
Amoxicillin +<br />
Clavulansäure<br />
500/125mg<br />
alle 12 Stunden<br />
500/125mg<br />
alle 24 Stunden<br />
500/125mg<br />
alle 24 Stunden, an HD-Tagen<br />
nach HD zusätzlich 500/125mg<br />
Tab. 3: Anpassung der Amoxicillin + Clavulansäure-Dosis in Abhängigkeit von der Nierenfunktion.<br />
Orale Manifestationen bei chronischer Niereninsuffizienz<br />
Im Rahmen der Urämie können vermehrt Stomatitiden,<br />
Xerostomien und Gingivitiden auftreten. Charakteristisch<br />
ist häufig ein Foetor uraemicus. Bei renaler Osteopathie<br />
können vermehrt Zahnlockerungen aufgrund von vermehrter<br />
Knochenresorption beobachtet werden. Eine Gingivahyperplasie<br />
ist eine typische medikamentös-toxische Nebenwirkung<br />
von Amlodipin, das bei den Patienten als Antihypertensivum<br />
eingesetzt wird, sowie von Ciclosporin A, das zur<br />
Behandlung von Glomerulonephritiden und nach Nierentransplantation<br />
zur Immunsuppression eingesetzt wird [5].<br />
Blutungsneigung<br />
Bei fortgeschrittener Niereninsuffizienz und bei Dialysepatienten<br />
muss mit einer erhöhten Blutungsneigung bei operativen<br />
Eingriffen gerechnet werden. Verschiedene Faktoren<br />
spielen hierbei eine Rolle: Im Rahmen der Urämie kann sich<br />
eine Störung der Thrombozytenfunktion entwickeln. Des<br />
Weiteren erhalten viele Patienten aufgrund kardiovaskulärer<br />
Begleiterkrankungen eine Therapie mit Thrombozytenaggreggationshemmern<br />
oder oralen Antikoagulantien.<br />
Während einer Hämodialysebehandlung ist eine Antikoagulation<br />
mit Heparinen oder LMWH erforderlich, deren<br />
Effekt bis zu drei bis vier Stunden nach der Dialysetherapie<br />
anhält. Inwieweit eine Umstellung oder Pausierung der<br />
Antikoagulantientherapie bei der Planung eines zahnmedizinischen<br />
Eingriffes vorgenommen werden kann, sollte<br />
in Rücksprache mit dem behandelnden Nephrologen des<br />
Dialysezentrums erfolgen. Es empfiehlt sich, bei zahnmedizinischen<br />
Eingriffen auf eine sorgfältige Blutstillung zu achten.<br />
Medikamentöse Therapie<br />
Bei Patienten mit chronischer Niereninsuffizienz und bei<br />
Dialysepatienten ist bei der Verordnung von Medikamenten<br />
zu beachten, dass die Dosis entsprechend der Nierenfunktion<br />
angepasst wird. Genaue Angaben finden sich hierzu<br />
in der Fachinformation des entsprechenden Medikamentes.<br />
Prinzipiell sollte die Gabe von nephrotoxischen Substanzen<br />
vermieden werden. Als Ausnahme hiervon können in<br />
speziellen Situationen Dialysepatienten ohne Restausscheidung<br />
gelten.<br />
Im Hinblick auf die medikamentöse Schmerztherapie<br />
gelten folgende Empfehlungen:<br />
NSAR sind nephrotoxisch und sollten vermieden werden.<br />
Paracetamol, Metamizol und leicht wirksame Opioide gelten<br />
als unbedenklich. Bei stark wirksamen Opioiden besteht<br />
bei Morphinpräparaten die Gefahr der Akkumulation und<br />
Überdosierung, so dass hier Präparate wie zum Beispiel<br />
Hydromorphonhydrochlorid, bei denen dies weniger auftritt,<br />
eingesetzt werden sollten.<br />
32 F A C H L I C H E S | N Z B | N O V E M B E R 2 0 14
Der Einsatz von Lokalanästhetika kann ohne Dosisanpassung<br />
erfolgen. Auch bei der Gabe von Benzodiazepinen wie<br />
Diazepam ist keine Dosisanpassung erforderlich.<br />
Bei der Durchführung einer antibiotischen Therapie gilt<br />
allgemein, dass am ersten Behandlungstag die Normaldosis<br />
verabreicht werden kann. Eine Dosisanpassung ist in<br />
Abhängigkeit von der Art des Antibiotikums ggf. ab dem<br />
zweiten Tag erforderlich. In Tabelle 2 und 3 sind exemplarisch<br />
Dosisempfehlungen aufgeführt. Bei der Gabe von<br />
Clindamycin sind keine Dosisanpassungen erforderlich.<br />
Tetracylcine sollten nicht verabreicht werden.<br />
Im Hinblick auf die Durchführung einer Endokarditisprophylaxe<br />
gelten bei Dialysepatienten dieselben Empfehlungen<br />
wie bei Nicht-Dialysepatienten. Entsprechend den Leitlinien<br />
der European Society of Cardiology [6] sollte bei Hochrisikopatienten<br />
eine Endokarditisprophylaxe vor zähnärztlichen<br />
Risikoeingriffen erfolgen. Eine Dosisanpassung ist aufgrund<br />
der einmaligen Gabe nicht erforderlich.<br />
Allgemeine Aspekte<br />
Bezüglich des Behandlungszeitpunktes sollten elektive zahnmedizinische<br />
Eingriffe vorzugsweise am Nichtdialysetag<br />
erfolgen [5]. Am Dialysetag besteht in den ersten Stunden<br />
unmittelbar nach der Dialyse in der Regel ein deutlich<br />
erhöhtes Blutungsrisiko aufgrund der während der Dialyse<br />
durchgeführten Antikoagulation.<br />
Im langen Intervall zwischen den Dialysebehandlungen<br />
treten gehäuft Hyperkaliämien oder Überwässerungen<br />
(bis hin zum Lungenödem) auf, so dass im langen Dialyse -<br />
intervall größere zahnmedizinische Eingriffe vermieden<br />
werden sollten.<br />
In Abhängigkeit von den Vorerkrankungen ist bei größeren<br />
Eingriffen eine stationäre Behandlung in Erwägung zu ziehen.<br />
Es empfiehlt sich, diese Fragen mit den behandelnden<br />
Nephrologen des Dialysezentrums zu klären.<br />
Bei Dialysepatienten, die sich auf der Warteliste für eine<br />
Nierentransplantation befinden, sollten alle Zahnbehandlungen<br />
vor Transplantation abgeschlossen sein.<br />
Zusammenfassung<br />
Die Inzidenz und Prävalenz von Patienten mit chronischer<br />
Niereninsuffizienz und von Dialysepatienten nimmt stetig<br />
zu. Neben den unmittelbaren Folgen der fortgeschrittenen<br />
chronischen Niereninsuffizienz bestehen bei diesen Patienten<br />
ein stark erhöhtes kardiovaskuläres Risiko und eine große<br />
Multimorbidität. Insbesondere sind die Antikoagulation<br />
nach Hämodialyse sowie die richtige Wahl der Analgetika<br />
und Dosierung von Antibiotika durch den Zahnarzt zu<br />
beachten. Zahnmedizinische Behandlungen und Eingriffe<br />
sollten deshalb in einer engen Kooperation und Absprache<br />
mit den behandelnden Nephrologen des Dialysezentrums<br />
geplant und durchgeführt werden.<br />
ß<br />
—<br />
Dr. Beate Schamberger, Univ.-Prof. Dr. Jens Lutz<br />
Quelle: KZV aktuell 2/2013<br />
Die Literaturliste können Sie unter<br />
https://www.kzvn.de/nzb/literaturlisten.html herunterladen<br />
oder unter www.nzb-redaktion@kzvn.de anfordern.<br />
Vita DR. MED. BEATE SCHAMBERGER<br />
Frau Dr. Beate Schamberger ist seit 2010 Oberärztin im<br />
Schwerpunkt Nephrologie der I. Medizinischen Klinik der<br />
Universitätsmedizin Mainz. Sie betreut die Nephrologische<br />
Ambulanz und die Nierentransplantationsambulanz.<br />
Von 1994 bis 2001 studierte sie Humanmedizin an der<br />
Ludwig-Maximilian Universität München. Nach beruflichen<br />
Tätigkeiten im Bereich der Inneren Medizin im Klinikum<br />
München-Großhadern und im Krankhaus München Bogenhausen<br />
wechselte sie 2004 an die I. Medizinische Klinik der<br />
Universitätsmedizin Mainz. Seit 2009 ist sie Fachärztin für<br />
Nephrologie. Seit 2010 führt sie die Zusatzbezeichnung<br />
Diabetologin DDG.<br />
F A C H L I C H E S<br />
– Anzeige –<br />
N O V E M B E R 2 0 14 | N Z B | F A C H L I C H E S<br />
33
KOMPETENT • ZEITNAH • VERLÄSSLICH • NIEDERSACHSENWEIT<br />
Die Servicehotline der KZVN für<br />
Abrechnungsfragen informiert<br />
Wir sind für Sie da!<br />
Montag bis Donnerstag: 8:00 bis 17:00 Uhr<br />
Freitag: 8:00 bis 15:00 Uhr<br />
Telefon 0511 8405-390 oder<br />
Fax 0511 837267<br />
E-Mail: hotline-abrechnung@kzvn.de<br />
Sie fragen – wir antworten<br />
Immer wieder erreichen uns Anfragen zur richtigen<br />
Berechnung von Materialkosten im Bereich ZE.<br />
Daher haben wir den nachfolgenden Artikel diesem<br />
wichtigen Thema gewidmet:<br />
MATERIALKOSTEN IM BEREICH ZE<br />
WAS DARF MAN BERECHNEN –<br />
UND WAS NICHT?<br />
Materialkosten, die in der Zahnarztpraxis anfallen, können<br />
in der tatsächlich entstandenen Höhe berechnet werden.<br />
Dies gilt sowohl für den Primär- als auch für den Ersatzkassenbereich.<br />
Aber nicht alle Materialien gelten als<br />
abrechnungsfähiges Verbrauchsmaterial, einige sind bereits<br />
mit dem Punktwert und der abgerechneten Gebührennummer<br />
abgegolten.<br />
Als berechnungsfähiges Verbrauchsmaterial im Bereich ZE<br />
gelten: Abdruckmaterial, Material für provisorische Kronen,<br />
Material für direkte Unterfütterungen (Teilunterfütterungen)<br />
und Wurzelstifte. Dagegen sind Befestigungsmaterialien,<br />
Retraktionsmaterial oder Gips für Modelle nicht zusätzlich<br />
als Mate rialkosten abrechenbar.<br />
Nachfolgend einige wichtige Informationen zur richtigen<br />
Berechnung Ihres Verbrauchsmaterials:<br />
a) mindestens einmal jährlich sollten Sie die von Ihnen<br />
angesetzten Preise für das ZE-Verbrauchsmaterial<br />
(Abdruckmaterial, prov. Kronen, Radix-Anker usw.)<br />
überprüfen und ggf. anpassen, da sich die Preise für<br />
Verbrauchsmaterial ständig än dern<br />
b) Bei einer Doppelmischabformung können zusätzlich<br />
Einmalartikel wie Mischkanülen und Intraoraltips<br />
berechnet werden. Diese werden aber nicht gesondert<br />
ausgewiesen, sondern sind in den Preis für den<br />
entsprechenden Abdruck eingerechnet<br />
c) setzen Sie die Rechnungspreise der letzten Lieferung<br />
(und nicht den Katalogpreis des Dentalhandels) an.<br />
d) Ausgehandelte Rabatte müssen weitergegeben werden<br />
(Ausnahme Skonto)<br />
Der Zahnarzt ist verpflichtet, bei der Verwendung und<br />
Berechnung von Material das Wirtschaftlichkeitsgebot<br />
zu beachten. Die Berechnung von Pauschalpreisen ist<br />
unzulässig.<br />
Bei gleich- und andersartigem Zahnersatz sind die im<br />
Zusammenhang mit der Regelversorgung anfallenden<br />
Materialkosten ebenfalls auf dieser Grundlage zu berechnen.<br />
Beispiel 1:<br />
TP KM KM BM<br />
R H H KV KV H E E E<br />
B f ww ww f f f<br />
8 7 6 5 4 3 2 1 1 2 3 4 5 6 7 8<br />
In diesem Beispiel müssen die Zähne 24 und 25 in der<br />
Regelversorgung überkront werden, da ein Befund nach<br />
„ww“ vorliegt. Die provisorischen Kronen wären daher<br />
auch bei der Regelversorgung angefallen, darum gelten die<br />
o.g. Regelungen für die Abrechnung von Materialkosten<br />
auch bei der geplanten andersartigen Freiendbrücke.<br />
34 F A C H L I C H E S | N Z B | N O V E M B E R 2 0 14
Beispiel 2:<br />
TP KM KM BM<br />
R H H H E E E<br />
B f f f f<br />
8 7 6 5 4 3 2 1 1 2 3 4 5 6 7 8<br />
A<br />
Im Beispiel 2 müssen die Zähne 24 und 25 in der Regelversorgung<br />
nicht überkront werden. Die provisorischen<br />
Kronen an den Zähnen 24 und 25 sind nur notwendig,<br />
weil der Patient sich für die andersartige Freiendbrücke<br />
entschieden hat. Damit gilt hier die Regelung: Für Materialkosten<br />
bei gleich- und andersartigen Versorgungen, die<br />
über die o.g. Regelungen im GKV-Bereich hinausgehen,<br />
sind die Regelungen des § 4 Abs.3 GOZ zu beachten.<br />
Danach sind mit den Gebühren die Praxiskosten einschließlich<br />
der Kosten für Füllungsmaterial, für den Sprechstundenbedarf,<br />
für die Anwendung von Instrumenten und<br />
Apparaten sowie für Lagerhaltung abgegolten, soweit nicht<br />
im Gebührenverzeichnis etwas anderes bestimmt ist.<br />
Lagerhaltungskosten sind nach der Rechtsprechung des<br />
BGH vom 27.05.2004 als mit den Gebühren abgegoltene<br />
Praxiskosten anzusehen.<br />
Die berechnungsfähigen Materialien sind in den einleitenden<br />
Bestimmungen zu den einzelnen Abschnitten oder zu<br />
der betreffenden Gebührennummer der GOZ aufgeführt,<br />
somit sind z.B. die Materialkosten für den Kunststoff bei<br />
der Berechnung der GOZ 2270 nicht abrechnungsfähig.<br />
Praxistool: Materialkostenrechner<br />
Im Festzuschusssystems für Zahnersatz besteht die Möglichkeit,<br />
Materialkosten für Abformmaterialien und für provisorische Kronen- und<br />
Brückenglieder zu berechnen.<br />
Unser interaktive Materialkostenrechner hilft Ihnen bei der Berechnung.<br />
Alginat (Abdruckmaterial)<br />
Silicon - feste Konsistenz (Abdruckmaterial + ggfl.<br />
Vorratsdose/Dosierbesteck)<br />
Silicon - dünnfließende Konsistenz (Abdruckmaterial + ggfl. Mischkanülen)<br />
Polyether - feste Konsistenz (Abdruckmaterial + ggfl. Intraoraltips + ggfl.<br />
Mischkanülen)<br />
F A C H L I C H E S<br />
Gesondert berechnungsfähige Materialkosten im Bereich<br />
ZE nach den Bestimmungen der GOZ sind:<br />
Abformmaterialien<br />
Anästhetika<br />
Konfektionierte apikale Stiftsysteme<br />
Konfektionierte Kronen<br />
Konfektionierte Provisorien<br />
Verankerungselemente<br />
Befestigungsmaterialien, Retraktionsmaterial oder Watterollen<br />
sind auch im Bereich der GOZ nicht als Mate rialkosten<br />
abrechenbar.<br />
Die KZVN ist verpflichtet die Abrechnung der Materialkosten<br />
zu prüfen und ggf. zu korrigieren, daher empfehlen wir Ihnen<br />
die o.g. Hinweise zu beachten.<br />
Interaktiver Rechner für Verbrauchsmaterialien<br />
Um Ihnen die Berechnung Ihrer Verbrauchsmaterialpreise<br />
zu erleichtern, haben wir einen interaktiven Rechner auf<br />
unserer Internetseite unter www.kzvn.de eingestellt.<br />
Dieser Rechner kann nach Angabe des Materialpreises<br />
und der Grammanzahl errechnen wie teuer z.B. „Ihr“<br />
Polyether - dünne Konsistenz (Abdruckmaterial + ggfl. Mischkanülen)<br />
Prov. Kronen- und Brückenglieder (Abdruckmateriall + ggfl. Intraoraltips +<br />
ggfl. Mischkanülen)<br />
Konfektionierte Stifte<br />
Alginatabdruck mit der Löffelgröße 1, 2 oder 3 ist. Diese<br />
Preise werden einzeln ausgewiesen und können als<br />
Kalkulationsgrundlage ausgedruckt werden.<br />
ß<br />
Sollten Sie noch Fragen zu diesen oder auch anderen<br />
Abrechnungsfällen haben, wenden Sie sich bitte an die<br />
Mitarbeiterinnen der Service-Hotline für Abrechnungsfragen.<br />
Tel.: (05 11) 84 05-390, Fax: (05 11) 83 72 67<br />
E-Mail: hotline-abrechnung@kzvn.de<br />
—<br />
Monika Popp<br />
Gruppenleiterin Bereich ZE der KZVN<br />
Dr. Henning Otte<br />
Vorstandsreferent der KZVN Abrechnung/Prüfung<br />
N O V E M B E R 2 0 14 | N Z B | F A C H L I C H E S<br />
35
Ordnungsgemäße Rechnungsstellung<br />
gegenüber gesetzlich versicherten<br />
Patienten auf der Grundlage der GOZ<br />
Im letzten Heft (10/2014) haben wir Sie darüber<br />
informiert, welche rechtlichen Vorgaben der Vertragszahnarzt<br />
zu beachten hat, wenn er die Erbringung<br />
einer professionellen Zahnreinigung gegenüber gesetzlich<br />
versicherten Patienten ordnungsgemäß abrechnen will.<br />
Der vorliegende Beitrag widmet sich nun den konkreten<br />
Anforderungen an eine ordnungsgemäße Rechnungslegung<br />
gemäß § 10 Gebührenordnung für Zahnärzte (GOZ).<br />
Diese Anforderungen sind sowohl gegenüber gesetzlich<br />
versicherten Patienten – wie auch gegenüber privat<br />
versicherten Patienten zu beachten.<br />
§ 10 GOZ (Fälligkeit und Abrechnung der Vergütung;<br />
Rechnung) lautet in seinen Absätzen 1 bis 4 wie folgt:<br />
(1) Die Vergütung wird fällig, wenn dem Zahlungspflichtigen<br />
eine dieser Verordnung ent sprechende Rechnung erteilt<br />
worden ist.<br />
© Christopher Meder/Fotolia.com<br />
(2) Die Rechnung muss insbesondere enthalten:<br />
1. das Datum der Erbringung der Leistung,<br />
2. bei Gebühren die Nummer und die Bezeichnung<br />
der einzelnen berechneten Leistung einschließlich<br />
einer verständlichen Bezeichnung des behandelten<br />
Zahnes sowie den jeweiligen Betrag und den<br />
Steigerungssatz,<br />
3. bei Gebühren für stationäre privatzahnärztliche<br />
Leistungen zusätzlich den Minderungsbetrag<br />
nach § 7,<br />
4. bei Wegegeld nach § 8 den Betrag und die<br />
Berechnung,<br />
5. bei Ersatz von Auslagen nach § 9 den Betrag und<br />
die Art der einzelnen Auslage sowie Bezeichnung,<br />
Gewicht und Tagespreis verwendeter Legierungen,<br />
6. bei nach dem Gebührenverzeichnis gesondert<br />
berechnungsfähigen Kosten Art, Menge und Preis<br />
verwendeter Materialien.<br />
(3) Überschreitet die berechnete Gebühr nach Abs. 2 Nr. 2<br />
das 2,3fache des Gebührensatzes, ist dies schriftlich zu<br />
begründen. Auf Verlangen ist die Begründung näher zu<br />
erläutern. Die Bezeichnung der Leistung nach Absatz 2<br />
Nr. 2 kann entfallen, wenn der Rechnung eine Zu sammenstellung<br />
beigefügt ist, der die Bezeichnung für die<br />
abgerechneten Leistungsnummer entnommen werden<br />
kann. Bei Auslagen nach Absatz 2 Nr. 5 ist der Beleg<br />
oder ein sonstiger Nachweis beizufügen. Wurden<br />
zahntechnische Leistungen in Auftrag gegeben, ist eine<br />
den Er fordernissen des Absatz 2 Nr. 5 entsprechende<br />
Rechnung des Dentallabors beizufügen; insoweit<br />
genügt es, in der Rechnung des Zahnarztes den<br />
Gesamtbetrag für diese Leistung anzu ge ben. Leistungen,<br />
die auf Verlangen erbracht worden sind (§ 1 Abs. 2<br />
Satz 2 und § 2 Abs. 3), sind als solche zu bezeichnen.<br />
(4) Wird eine Leistung nach § 6 Abs. 2 berechnet, ist die<br />
entsprechend bewertete Leistung für den Zahlungspflichtigen<br />
verständlich zu beschreiben und mit dem<br />
Hinweis „entsprechend“ sowie der Nummer und der<br />
Bezeichnung der als gleichwertig erachteten Leistung<br />
zu versehen.<br />
36 F A C H L I C H E S | N Z B | N O V E M B E R 2 0 14
Sofern die Rechnung die in § 10 Abs. 2 bis 4 GOZ aufgeführten<br />
formellen Voraussetzungen erfüllt, ist die Vergütung<br />
fällig. Ab diesem Zeitpunkt kann der Zahnarzt also die<br />
Bezahlung seiner Vergütung verlangen (§ 271 Abs. 1 BGB).<br />
Diesen Grundsatz stellte der BGH in seiner Entscheidung<br />
vom 21.12.2006 (Az.: III ZR 117/06) für den ärztlichen<br />
Bereich zu § 12 Abs. 2 bis 4 GOÄ auf. Diese Entscheidung<br />
aus dem ärztlichen Bereich lässt sich auf den zahnärztlichen<br />
Bereich nahtlos übertragen. Denn § 12 GOÄ stimmt mit<br />
§ 10 GOZ inhaltlich überein. In seiner Entscheidung stellte<br />
der BGH unmissverständlich klar, dass die Fälligkeit der<br />
Vergütung nicht davon berührt wird, ob die Rechnung mit<br />
dem materiellen Gebührenrecht übereinstimmt. Mit dieser<br />
Aussage korrigierte er die vorher ergangene Entscheidung<br />
des Landgerichts, welches als Berufungsinstanz die Auffassung<br />
vertreten hatte, dass eine Vergütung nicht fällig<br />
werde, wenn eine ärztliche Rechnung materiell nicht der<br />
Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) entspreche.<br />
Von der Frage der Fälligkeit der Zahlung des Rechnungsbetrages<br />
ist die Frage des Verzugs zu unterscheiden. Denn<br />
erst wenn der Patient mit der Bezahlung seiner Rechnung<br />
in Verzug ist, kann der Zahnarzt auch ihm entstandene<br />
Folgekosten geltend machen. Solche Folgenkosten können<br />
sein: Kosten für Porto, Gerichtskosten für die Beantragung<br />
eines Mahnbescheides, Kosten für Mahnschreiben nach<br />
Eintritt des Verzuges (gerichtlich anerkannt sind hier 2,50 €/<br />
Mahnung) oder auch Kosten für Auskünfte (z.B. zur Ermittlung<br />
des Wohnortes des Schuldners). Ab diesem Zeitpunkt<br />
können ferner Ausgaben, die für die Eintreibung von<br />
Forderungen anfallen – wie z. B. Rechtsanwaltskosten –<br />
als Verzugsschaden gegenüber dem Schuldner geltend<br />
gemacht werden.<br />
Gesetzlich stehen dem Zahnarzt als Gläubiger ab dem<br />
Zeitpunkt des Verzuges Verzugszinsen auf die Hauptforderung<br />
in Höhe von 5 % über dem Basiszinsatz/Jahr zu<br />
(§§ 288 Abs. 1, 247 BGB).<br />
In folgenden Fällen können nach §§ 280, 286, 288 Abs. 3<br />
und 4 BGB auch höhere Verzugszinsen geltend gemacht<br />
werden:<br />
Vertragliche Vereinbarung: In einem Vertrag werden für<br />
den Fall des Verzugs höhere Verzugszinsen vereinbart.<br />
Verlust von Anlagezinsen: Der Zahnarzt kann konkret<br />
darlegen, dass ihm durch die mangelnde Zahlung, ein<br />
Zinsverlust entstanden ist, da er den Forderungsbetrag<br />
hätte anlegen können.<br />
Aufwendung von Kreditzinsen: Vom Zahnarzt kann<br />
glaubhaft gemacht werden, dass es ihm aufgrund<br />
der ausstehenden Zahlung nicht möglich war mit<br />
dieser einen Kredit zu tilgen. In diesem Fall können die<br />
dadurch entstandenen Kreditzinsen geltend gemacht<br />
werden.<br />
Zinseszinsen von Verzugszinsen können dem Patienten<br />
jedoch grundsätzlich nicht in Rechnung gestellt werden.<br />
Gemäß § 286 Abs. 1 BGB tritt der Verzug ein, sofern der<br />
Patient auf eine Mahnung des Zahnarztes nicht leistet,<br />
die nach dem Eintritt der Fälligkeit (also nach dem Zugang<br />
einer ordnungsgemäßen Rechnung gemäß § 10 Abs. 2<br />
bis 4 GOZ) erfolgt. Nicht in Verzug kommt der Schuldner,<br />
solange die Leistung infolge eines Umstandes unterbleibt,<br />
den er nicht zu vertreten hat, § 286 Absatz 4 BGB (kein<br />
Verzug ohne Verschulden). Dabei wird das Verschulden<br />
jedoch vermutet, der Schuldner, hier also der Patient, muss<br />
sich entlasten. <br />
F A C H L I C H E S<br />
– Anzeige –<br />
N O V E M B E R 2 0 14 | N Z B | F A C H L I C H E S<br />
37
Der einfachste und schnellste Weg für den Zahnarzt den<br />
Patienten in Verzug zu setzen, ist es, ihm nach Erhalt einer<br />
ordnungsgemäß erstellten Rechnung (§ 10 Abs. 2 bis 4<br />
GOZ) eine Mahnung zukommen zu lassen. Die Mahnung<br />
stellt die bestimmte und eindeutige Aufforderung des Zahnarztes<br />
an seinen Patienten dar, die geschuldete Leistung<br />
(= Zahlung der Honorarforderung) zu erbringen. Eine<br />
bestimmte Form ist für die Mahnung nicht vorgesehen.<br />
So kann die Mahnung auch durch einen Telefonanruf oder<br />
eine Email erfolgen. Da jedoch der Zahnarzt beweisen<br />
muss, dass der Patient die Mahnung auch erhalten hat<br />
(denn ohne Rechnung wird die Honorarforderung wegen<br />
§ 10 Abs. 1 GOZ nicht fällig), ist es ratsam, die Mahnung<br />
zumindest in den Fällen, in denen mit einem Bestreiten<br />
zu rechnen ist, mittels Einschreiben mit Rückschein zu<br />
verschicken. Denn auch durch den einfachen Brief kann<br />
der Zahnarzt nicht beweisen, dass der Patient das Schreiben<br />
auch tatsächlich erhalten hat.<br />
Die vorherige Mahnung des Schuldners hat auch prozesstaktische<br />
Gründe. Wird z. B. ohne Mahnung sofort geklagt,<br />
so ist dies zwar zulässig. Der Zahnarzt trägt jedoch das<br />
Risiko, dass das Gericht, im Fall des sofortigen Anerkenntnisses<br />
durch den Patienten, ihm (= dem Zahnarzt) die<br />
gesamten Kosten des Rechtsstreits auferlegt (§§ 93, 307<br />
ZPO), und damit nicht nur die Gerichtskosten, sondern<br />
auch seine eignen und die Anwaltskosten des Patienten.<br />
Schon aus diesem Grunde sollte mindestens eine Mahnung<br />
erfolgen.<br />
Gemäß § 286 Abs. 2 BGB ist eine Mahnung nicht<br />
erforderlich, wenn<br />
1. für die Leistung eine Zeit nach dem Kalender<br />
bestimmt ist,<br />
2. der Leistung ein Ereignis vorauszugehen hat und<br />
eine angemessene Zeit für die Leistung in der Weise<br />
bestimmt ist, dass sie sich von dem Ereignis an nach<br />
dem Kalender berechnen lässt,<br />
3. der Schuldner die Leistung ernsthaft und endgültig<br />
verweigert,<br />
4. aus besonderen Gründen unter Abwägung der<br />
beiderseitigen Interessen der sofortige Eintritt des<br />
Verzugs gerechtfertigt ist.<br />
Wie soeben ausgeführt wurde, bedarf es nach § 286 Abs.<br />
2 Nr. 1 BGB einer Mahnung nicht, wenn für die Leistung<br />
(hier Zahlung der Honorarforderung) eine Zeit nach dem<br />
Kalender bestimmt ist (z. B. „10 Tage nach Rechnungsdatum“<br />
oder „bis zum ...“ , nicht jedoch „... Tage (Wochen)<br />
nach Erhalt der Rechnung“. Das Eingreifen dieser Vorschrift<br />
setzt jedoch nach überwiegender Meinung in Rechtsprechung<br />
und Literatur eine ausdrückliche vertragliche Vereinbarung<br />
zwischen Ihnen und Ihrem Patienten über die Frist<br />
voraus. Die einseitige Bestimmung durch Sie als Gläubiger<br />
genügt nicht. Ohne eine ausdrücklich über die Frist getroffene<br />
Vereinbarung kann der Patient jedoch nach § 286<br />
Abs. 3 BGB in Verzug mit seiner Zahlungsverpflichtung<br />
kommen. § 286 Abs. 3 lautet:<br />
„(3) Der Schuldner einer Entgeltforderung kommt spätestens<br />
in Verzug, wenn er nicht innerhalb von 30 Tagen nach<br />
Fälligkeit und Zugang einer Rechnung oder gleichwertigen<br />
Zahlungsaufstellung leistet; dies gilt gegenüber<br />
einem Schuldner, der Verbraucher ist, nur, wenn auf<br />
diese Folgen in der Rechnung oder Zahlungsaufstellung<br />
besonders hingewiesen worden ist. Wenn der<br />
Zeitpunkt des Zugangs der Rechnung oder Zahlungsaufstellung<br />
unsicher ist, kommt der Schuldner,<br />
der nicht Verbraucher ist, spätestens 30 Tage nach<br />
Fälligkeit und Empfang der Gegenleistung in Verzug.“<br />
Nach dieser Vorschrift (§ 286 Abs. 3 BGB) kommt der<br />
Patient also in Verzug, wenn er innerhalb von 30 Tagen<br />
nach Fälligkeit (= Zugang einer formell ordnungsgemäßen<br />
Rechnung im Sinne von § 10 Abs. 2 bis 4 GOZ) und Rechnungszugang<br />
keine Zahlung leistet und er, da er Verbraucher<br />
im Sinne von § 13 BGB ist, vom Zahnarzt in der Rechnung<br />
zusätzlich darauf hingewiesen wurde, dass 30 Tage nach<br />
Erhalt der Rechnung der Verzug eintritt. Im Streitfalle muss<br />
der Zahnarzt als Gläubiger der Honorarforderung jedoch<br />
nicht nur den Zugang der Rechnung beweisen, sondern<br />
auch, dass die Rechnung formell ordnungsgemäß im Sinne<br />
der §§ 10 Abs. 2 bis 4 GOZ erstellt worden ist.<br />
In der Zusammenfassung empfiehlt sich somit folgendes<br />
Vorgehen:<br />
1. Um die Frist eindeutig berechnen zu können, setzen Sie<br />
Ihrem Patienten ab dem Rechnungsdatum zunächst<br />
eine kurze Zahlungsfrist, von z. B. 2 Wochen, bezogen<br />
auf das Rechnungsdatum.<br />
2. Zahlt der Patient nicht innerhalb dieser Frist, schicken Sie<br />
ihm eine Mahnung (bitte auch als solche bezeichnen!).<br />
In dieser setzen Sie Ihrem Patienten eine erneute<br />
Zahlungsfrist. Um den Zugang beim Patienten beweisen<br />
zu können, empfiehlt es sich, dieses Schreiben mit<br />
geeignetem Zustellungsnachweis zu versenden.<br />
Verstreicht auch diese – 2. Zahlungsfrist – wobei stets<br />
Post- und Banktage mitberücksichtigt werden sollten,<br />
mahnen Sie Ihren Patienten erneut, unter Hinweis darauf<br />
a) dass dies die letzte Mahnung ist,<br />
b) auf die Ihnen bereits, seit dem Zahlungsziel<br />
entstandenen Verzugskosten und<br />
c) dass Sie, sofern der Rechnungsbetrag nicht innerhalb<br />
der gesetzten Frist eingeht, Sie sich gezwungen<br />
sehen würden, den Vorgang zur Einleitung eines<br />
Mahnverfahrens einzureichen.<br />
ß<br />
—<br />
Dr. Dagmar Frieling, Assistentin des Justitiars der KZVN<br />
38 F A C H L I C H E S | N Z B | N O V E M B E R 2 0 14
Foto: NZB-Archiv<br />
Fachtagung der<br />
Vertragsgutachter<br />
am 08.10.2014 in<br />
Altwarmbüchen<br />
In der neuen Gutachtervereinbarung, die im Zuge der<br />
Zusammenführung von BMV-Z/EKVZ am 01.04.2014 in<br />
Kraft getreten ist, ist die jährliche fachbezogene Fortbildung<br />
der bestellten Vertragsgutachter im jeweiligen Leistungsbereich<br />
wie auch in den vorherigen vertraglichen Bestimmungen<br />
von BMV-Z und EKVZ als verpflichtendes Element<br />
vereinbart worden.<br />
Die KZV Niedersachsen organisiert bereits seit 2007 jährliche<br />
Vertragsgutachtertagungen, um die niedersächsischen<br />
Vertragsgutachter fachlich auf dem aktuellen Stand zu<br />
halten. Auch in diesem Jahr trafen sich die niedersächsischen<br />
Vertragsgutachter im Hotel Hennies in Altwarmbüchen zur<br />
gemeinsamen Fortbildung, die wie in den Jahren zuvor,<br />
sehr gut besucht war.<br />
Herr Dr. Nels, stellvertretender Vorsitzender der KZV<br />
Niedersachsen, begrüßte die anwesenden Damen und<br />
Herren und eröffnete die Tagung.<br />
Neue Gutachtervereinbarung<br />
Aus aktuellem Anlass referierte er über die Neuerungen<br />
und Auswirkungen durch die neue Gutachtervereinbarung.<br />
Unter anderem wurde den Krankenkassen ein Vorschlagsrecht<br />
zur Bestellung neuer Vertragsgutachter eingeräumt.<br />
Ungeachtet dessen muss wie bisher Einvernehmen über<br />
die Bestellung zwischen KZV Niedersachsen und den<br />
Landesverbänden der gesetzlichen Krankenkassen hergestellt<br />
werden. Auch ist die Amtszeit von neu bestellten<br />
Vertragsgutachtern auf vier Jahre begrenzt worden.<br />
Eine weitere Neuerung ist, dass, neben der nunmehr<br />
verpflichtend gewordenen jährlichen Fortbildung, neue<br />
Vertragsgutachter in ihrem ersten Amtsjahr fachlich seitens<br />
der zuständigen KZV begleitet und unterstützt werden.<br />
Zudem kann eine einvernehmliche Bestellung laut der<br />
Gutachtervereinbarung von beiden Parteien widerrufen<br />
werden.<br />
Besondere Beachtung findet lt. Herrn Dr. Nels die nunmehr<br />
vereinheitlichte Widerspruchsfrist von einem Monat gegen<br />
ein Vertragsgutachten. Diese gilt sowohl bei den Ersatzkassen<br />
als auch bei den Primärkassen.<br />
Last but not least spricht Herr Dr. Nels den anwesenden<br />
Vertragsgutachtern seinen Dank für die Loyalität zum Thema<br />
MDK sowie die Bemühungen vieler Kollegen durch Patienteninformationen,<br />
Aufklärungen und Veröffentlichungen aus.<br />
Risikobewertung und Entscheidungsfindung<br />
Im Anschluss informierte Herr Dr. Manfred Lieken, Referent<br />
für das Gutachterwesen der KZV Baden-Württemberg mit<br />
eigener Praxis in Rastatt, über die Risikobewertung und<br />
Entscheidungsfindung im Vertragsgutachterwesen. Anhand<br />
von praxisnahen Beispielen referierte Herr Dr. Lieken unter<br />
anderem über die Vertretbarkeit eines Risikos unter dem<br />
Aspekt des Wirtschaftlichkeitsgebotes nach § 12 Abs. 1<br />
SGB V und den vertraglichen Bestimmungen.<br />
Aufgrund der vielen, auch visuell durch Röntgenbilder<br />
dargestellten Behandlungsfälle forderte Herr Dr. Lieken die<br />
anwesenden Damen und Herren zum aktiven Teilnehmen<br />
auf und sorgte so für eine rege Diskussion und vielseitige<br />
Fragen. Umfassend ging Herr Dr. Lieken auch auf Probleme<br />
und Risiken beim Entscheidungsfindungsprozess für oder<br />
gegen eine Versorgung ein und zeigte zusätzlich Möglichkeiten<br />
auf, die Risikobewertung fachkundig und versiert in<br />
einem Gutachten auszudrücken.<br />
Mit den Abschiedsworten von Herrn Dr. Lieken „eine<br />
Versorgung ist immer dann wirtschaftlich, wenn sie den<br />
gültigen Behandlungsrichtlinien entspricht“ konnte sich<br />
jeder Teilnehmer gut identifizieren.<br />
So endete auch diese Gutachtertagung mit einem positiven<br />
Feedback, wenn auch der eine oder andere Teilnehmer<br />
nachdenklich die Heimreise antrat. Aber genau dies<br />
versprach Herr Dr. Lieken eingangs und sollte hiermit Recht<br />
behalten.<br />
ß<br />
—<br />
Sara Schütz, Abteilung Prüfwesen der KZVN<br />
F A C H L I C H E S<br />
N O V E M B E R 2 0 14 | N Z B | F A C H L I C H E S<br />
39
Ein „volles“ Haus – wie der Blick ins Auditorium zeigt.<br />
Fotos: NZB-Archiv<br />
Fit4Praxis –<br />
Herbstkonferenz 2014<br />
Von Praxissteuerung über Social Media bis<br />
hin zu Abrechnung und Zuzahlung – die<br />
Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Herbstkonferenz<br />
der KZVN am 15. Oktober im Sheraton Pelikan Hotel<br />
nutzten die Veranstaltung zur Information, zum Erfahrungsaustausch<br />
und zum Netzwerken.<br />
Erwartungen erfüllt<br />
Der Anspruch nicht nur des Veranstalters an die erste<br />
Herbstkonferenz der KZVN war hoch: Ein breit gefächertes,<br />
informatives und aktuelles Themenspektrum, hochkarätige<br />
Referentinnen und ein einzigartiger Tagungsort: Dass dieser<br />
Anspruch erfüllt wurde, zeigt das insgesamt sehr positive<br />
Feedback der Teilnehmerinnen und Teilnehmer:<br />
„Eine sehr gelungene Veranstaltung – Vielen Dank“,<br />
„Unbedingt wiederholen“, „Bunte Mischung mit kompetenten<br />
Referentinnen“.<br />
Das Fazit kennen Sie nun. Jetzt gibt es die Details.<br />
Schön, dass Sie unserer Einladung zur Herbstkonferenz<br />
gefolgt sind…<br />
…so begrüßte Dr. Jobst-W. Carl, Vorstandsvorsitzender der<br />
KZVN, die rund 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die<br />
aus ganz Niedersachsen nach Hannover angereist waren,<br />
um sich über die Themen „Zahnarzt/Zahnärztin & Familie“,<br />
„Social Media für Zahnmediziner“, „Voll im Leben, was Sie<br />
Eröffnete die 1. Herbstkonferenz der KZVN: Dr. Jobst-W. Carl.<br />
geregelt haben sollten“ und „Vereinbarkeit von Abrechnung<br />
und Zuzahlung“ zu informieren.<br />
Ein herzliches Willkommen richtete er natürlich auch an<br />
die Referentinnen und an die Networkerinnen der KZVN,<br />
Silke Lange (Vorsitzende der Verwaltungsstelle Oldenburg)<br />
und Dr. Tilli Hanßen (Beauftragte der KZVN für die Belange<br />
der Zahnärztinnen).<br />
„Wir möchten mit dieser Herbstkonferenz neue Wege<br />
beschreiten. Die Anforderungen an die Zahnärztinnen und<br />
Zahnärzte sind hoch. Nicht nur was die eigentliche zahnmedizinische<br />
Profession angeht. Abrechnungsfragen, rechtliche<br />
Aspekte und auch die Präsentation der Praxis nach außen<br />
werden zunehmend wichtig. Unsere Herbstkonferenz möchte<br />
hier einen wesentlichen Beitrag für Ihre Fitness4Praxis<br />
leisten“ – so der Vorstandsvorsitzende Dr. Carl.<br />
40 F A C H L I C H E S | N Z B | N O V E M B E R 2 0 14
Moderierte mit Verve: Dr. Angelika Brandl Naceta-Sucic.<br />
Referierte über die effektive und ergebnisorientierte Steuerung<br />
der Praxis: Annette Kruse-Keirath.<br />
Strukturwandel in der Zahnmedizin<br />
Die Moderatorin der Veranstaltung Dr. Angelika Brandl<br />
Naceta-Sucic, Vorstandsvorsitzende Deutscher Zahnärzte-<br />
Verband (DAZ), führte das Auditorium mit ihrem anschließenden<br />
Impulsreferat kurz und prägnant in das Konferenzthema<br />
ein.<br />
Es sind die (gesundheits-)politischen Entwicklungen einerseits,<br />
die zu einem Strukturwandel in der Zahnmedizin<br />
führen, bei der die Einzelpraxis an Bedeutung verliert. Berufsausübungsgemeinschaften<br />
bzw. Praxisgemeinschaften<br />
aber auch neue Versorgungsformen wie Kettenpraxen –<br />
Francise-Modelle und Medizinische Versorgungszentren<br />
(MVZ), die teilweise erst durch neuere gesetzliche Rahmenbedingungen<br />
ermöglich wurden, werden in Zukunft nach<br />
Einschätzung der Moderatorin zunehmend das Bild der<br />
zahnärztlichen Versorgungslandschaft bestimmen.<br />
Weitere strukturverändernde Faktoren sind die Feminisierung<br />
in der Zahnmedizin, aber auch das Verständnis von Life-Work-<br />
Balance bei der jüngeren Generation. Nachwuchskräfte<br />
der Generation Y halten ein Gleichgewicht von Beruf und<br />
Leben für wesentlich. Es geht ihnen um die Vereinbarkeit<br />
von Familie und Beruf, um die eigene persönliche Entwicklung<br />
und um Selbstverwirklichung – und das zunehmend<br />
auch im Angestelltenverhältnis.<br />
Zahnarzt/Zahnärztin & Familie<br />
Annette Kruse-Keirath, Unternehmensberaterin aus Rheine,<br />
griff den roten Faden aus dem Eingangsreferat auf und<br />
machte noch einmal deutlich, dass immer mehr Frauen<br />
ihre Chance in der Zahnheilkunde suchen, sie setzen<br />
jedoch andere Arbeitsschwerpunkte als ihre männlichen<br />
Kollegen.<br />
Ob selbstständig oder nicht immer gilt es die Frage zu<br />
beantworten: „Familie oder Karriere oder beides“ und<br />
„Will ich oder kann ich auch“ – so die Referentin weiter.<br />
Die eigene Praxis hat Vor- und Nachteile. Und: Die unternehmerische<br />
Freiheit hat ihren Preis. Wer sich dennoch für<br />
eine Selbstständigkeit entscheidet, sollte insbesondere in<br />
Hinblick auf die Vereinbarkeit von Familie und Praxis über<br />
realistische Kooperationsformen nachdenken, ohne die<br />
möglichen Nachteile dieser Form der Berufsausübung aus<br />
dem Blick zu verlieren. Auch das eigene Zeitmanagement<br />
sollte tunlichst im Fokus bleiben. „Wichtig oder dringlich“<br />
ist hier die Frage. Und Nein-Sagen. „Everybodys Darling is<br />
everybodys Depp“ – so Kruse-Keirath. Nur wer es schafft,<br />
klare Grenzen zu setzen, Wichtiges von Unwichtigem zu<br />
unterscheiden, klare Prioritäten zu definieren und zu delegieren,<br />
schafft sich den nötigen Freiraum. Last but not<br />
least gab es von Annette Kruse-Keirath zum Schluss ihres<br />
„Parforce-Ritts“ noch Einblicke zu „Gewinn oder Gehalt –<br />
was ist Ihre persönliche Verdienstperspektive“ und „Eine<br />
Praxis oder meine Praxis“? Frauen arbeiten anders – mit<br />
Patienten mit dem Team“.<br />
Social Media für Zahnmediziner<br />
Inga Ströbele, Referentin für Kommunikation & Medien in<br />
der KZV Baden-Württemberg, fokussierte ihren Beitrag auf<br />
die Unternehmenskommunikation im Web 2.0 – Chancen<br />
und Herausforderungen.<br />
Ist Social Media tatsächlich in und für die (Zahnarzt)Praxis<br />
ein Thema? Fakt ist, dass die Nutzung sozialer Medien<br />
heute für viele Menschen selbstverständlich ist und auch<br />
Zahnarztpraxen sich dieser Entwicklung – und den damit<br />
verbundenen Risiken und Nebenwirkungen – nicht verschließen<br />
können oder sollten. Zumindest – so das Statement<br />
von Inga Ströbele – sollte man die wichtigsten sozialen<br />
Netzwerke (Bsp.: Facebook, Google+, Twitter, Xing, YouTube,<br />
Blogs etc.) kennen. <br />
Lauschten gebannt dem Impulsreferat: Annette Kruse-Keirath,<br />
Eva Finster und Inga Ströbele (v. l. n. r.).<br />
F A C H L I C H E S<br />
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41
Bot Abrechnung für „Insider“: Sylvia Wuttig.<br />
Nicht nur Unternehmen haben längst die Möglichkeiten<br />
entdeckt, ihre Botschaften einfach und kostengünstig an<br />
unzählige Menschen weiterzugeben und sich möglichst<br />
positiv darzustellen. Soziale Medien sind aber keine<br />
Einbahnstraße vom Sender zum Empfänger. Die Nutzer<br />
können umgekehrt problemlos und schnell ihre Meinung<br />
äußern – vom einfachen „Gefällt mir“ bis zu ausführlichen<br />
und nicht nur positiven Kommentaren. Das alles will wohl<br />
überlegt sein, wenn man soziale Medien für die Praxis<br />
nutzen möchte. Und natürlich müssen auch die rechtlichen<br />
Möglichkeiten und Grenzen der Werbung für Zahnarztpraxen<br />
in die Überlegungen einbezogen werden.<br />
Voll im Leben, was Sie geregelt haben sollten<br />
Wie wichtig eine Vorsorgevollmacht, eine Betreuungs- und<br />
Patientenverfügung sind, veranschaulichte Rechtsanwältin<br />
Eva Finster (Inhaberin der Anwaltskanzlei Finster und Kollegen)<br />
in ihrem Vortrag eindrucksvoll anhand eines fiktiven<br />
Falls einer verunfallten Zahnärztin in eigener Praxis, die im<br />
Koma liegt.<br />
Damit für einen solchen oder ähnlich gelagerten Fall<br />
Handlungsfähigkeit für die Angehörigen oder sonstige<br />
nahestehende Personen besteht (z. B. notwendige Veranlassungen<br />
rund um die Praxis, Einwilligungen in ärztliche<br />
Maßnahmen), sollten die notwendigen Verfügungen schon<br />
zu Lebzeiten (solange man geschäftsfähig ist) getroffen<br />
werden, denn: Der Ehegatte bzw. die Angehörigen können<br />
nur dann aktiv werden, wenn diese auch vertretungsbefugt<br />
sind.<br />
Will man die Entscheidung, wer im Fall der Fälle für einen<br />
selbst handeln darf, nicht einem Gericht überlassen, dann<br />
sollte eine Versorgungsvollmacht rechtzeitig, privatschriftlich<br />
oder notariell, als Generalvollmacht oder für Teilbereiche,<br />
mit sofortiger Wirkung oder nur im Vorsorgefall, auf jeden<br />
Fall über den Tod hinaus („transmortal“) gültig, erteilt werden.<br />
Wer – aus welchen Gründen auch immer – keine Versorgungsvollmacht<br />
erteilen möchte, kann und sollte mindestens<br />
– so die Empfehlung der Anwältin – eine Betreuungsverfügung<br />
plus „postmortaler“ Vollmacht erteilen. Auch das<br />
Thema „Patientenverfügung“ fehlte im Vortrag nicht.<br />
Fazit von Eva Finster: „Das Leid der Angehörigen im Fall<br />
schwerer Erkrankung, unfallbedingten Ausfalls, irreversibler<br />
Schädigung und evtl. sogar folgenden Todes kann niemand<br />
mindern. Man kann jedoch verhindern, dass sie bei einem<br />
plötzlichen gesundheitlichen Zwischenfall und Ausfall vor<br />
unnötigen praktischen Problemen, rechtlichen und bürokratischen<br />
Hürden stehen, deren Überwindung zusätzlich<br />
belastet. Es ist auch ein gutes Gefühl, für die problemlose<br />
Weiterführung und den Erhalt der Praxis, für den Fall<br />
vorübergehender Handlungsunfähigkeit, gesorgt zu haben<br />
und zu wissen, wer für einen spricht und entscheidet,<br />
wenn man selbst nicht mehr in der Lage ist. Deshalb:<br />
Voll im Leben an Vorsorge denken!“<br />
Vereinbarkeit von Abrechnung und Zuzahlung<br />
„Qualitätsorientierte Vergütung und die Vereinbarung von<br />
Abrechnung, Berechnung und Zuzahlung“ – so der vollständige<br />
Vortragstitel von Sylvia Wuttig, Geschäftsführerin<br />
der DAISY-Akademie und Verlag GmbH.<br />
Zum Abschluss der Konferenz gab es noch einmal schwere<br />
Abrechnungskost – leicht serviert. Die Teilnehmerinnen und<br />
Teilnehmer konnten anhand diverser praktischer Übungsaufgaben<br />
ihr Wissen und Können in Abrechnungsfragen<br />
unter Beweis stellen – und durchaus neue Einsichten in<br />
das Abrechnungsgeschehen gewinnen.<br />
Hier ein Übungsbeispiel:<br />
Aufgrund der Schmerzempfindlichkeit des Patienten<br />
wurden alle Zahnfleischtaschen vor der professionellen<br />
Zahnreinigung mittels Parodontalgel (z. B. Oraquix ® )<br />
lokal anästhesiert.<br />
Frage: Wie erfolgt die Abrechnung GKV?<br />
? GKV Geb-Nr. Kurztext<br />
A 1x 40 Infiltrationsanästhesie Privatvereinbarung<br />
gemäß § 4Abs. 5<br />
BMV-Z bzw. § 7Abs. 7 EKVZ:<br />
B x 0080 Intraorale Oberflächenanästhesie<br />
C x 0090 Intraorale Infiltrationsanästhesie<br />
D x § 6 (1) Subgingivale Lokalanästhesie<br />
E Material:<br />
Zutreffendes bitte ankreuzen.<br />
Hätten Sie es gewusst? Die richtige Lösung ist im Zahnarztportal<br />
unter www.kzvn.de unter „Herbstkonferenz 2014 –<br />
Bilder, Impressionen und mehr“ veröffentlicht (Login erforderlich).<br />
Dort sind weitere Fotos und natürlich die Vorträge<br />
zum Nachlesen eingestellt.<br />
ß — st-dr<br />
42 F A C H L I C H E S | N Z B | N O V E M B E R 2 0 14
7. Nordhordhorner Symposium für<br />
Zahnheilkunde – „Tag des Dialogs“<br />
Am 26. September 2014 veranstaltete die<br />
„Vereinigung unabhängiger Zahnärzte der<br />
Grafschaft Bentheim“ (VuZ) das siebte Nordhorner Symposium<br />
für Zahnheilkunde. Veranstaltungsort waren erstmals<br />
die Tagungsräume im NINO-Hochbau in Nordhorn, im<br />
Landkreis Grafschaft Bentheim. Organisatorische Gründe<br />
führten das diesjährige Symposium dorthin. Der NINO-<br />
Hochbau in Nordhorn ist ein ehemaliger Spinnerei-<br />
Hochbau des Textilunternehmens NINO aus den Jahren<br />
1928/29. Das Gebäude wurde nach umfangreichen Sanierungsmaßnahmen<br />
als Kompetenzzentrum für Wirtschaft –<br />
mit Tagungs- und Seminarräumen – im November 2010<br />
feierlich eröffnet und seiner neuen Bestimmung übergeben.<br />
In diesem Jahr bildeten genau jene imposanten Räumlichkeiten<br />
den architektonisch und historisch interessanten<br />
Rahmen für das Symposium und die Ausstellung der<br />
Dental-Industrie. Ebenfalls neu war das Motto „Tag des<br />
Dialogs“. Die gesamte Veranstaltung und ihre Vortragsreihen<br />
wurden in diesem Jahr gezielt auf die Schnittmengen im<br />
Behandlungsalltag von Zahnärztinnen und Zahnärzten,<br />
Zahntechnikerinnen und Zahntechnikern sowie dem zahnmedizinischen<br />
Fachpersonal abgestimmt. Das Motto „Tag<br />
des Dialogs“ sollte die Bedeutung der Zusammenarbeit<br />
und der Kommunikation dieser Berufsgruppen hervorheben.<br />
Die Teilnehmer des Symposiums wurden zunächst von<br />
Dr. med. dent. Yazdani mit seinem Vortrag „Endodontie –<br />
ein Update der letzten Jahre“ in Bezug auf die Möglichkeiten<br />
moderner Wurzelkanalbehandlungen und die hier gesammelten<br />
Erfahrungen auf den neuesten Stand gebracht.<br />
Dr. jur. D. Schröder stellte in ihrem Beitrag „Zahnärztliches<br />
Haftungsrecht“ die juristischen Besonderheiten des<br />
zahnmedizinischen Alltags dar. Juristische Fallstricke und<br />
Fußangeln, welche bei der Behandlung von Patienten<br />
Bedeutung erlangen können, gibt es reichlich. Fundierte<br />
Kenntnisse auch in diesem Bereich werden in Zukunft<br />
sowohl für Behandler als auch für das zahnmedizinische<br />
Fachpersonal immer wichtiger.<br />
Fotos: Privat<br />
Die beiden anschließenden Vorträge, „Hightech-Prothetik<br />
für Ihr Dentallabor“ von ZTM Holz und „Der Weg zur<br />
passenden prothetischen Kaufläche“ von ZTM Liebel,<br />
befassten sich mit speziellen Aspekten der prothetischen<br />
Versorgung von der Planungsphase bis zur Durchführung.<br />
Dr. med. dent. Reichelt erläuterte in seinem Beitrag „Frontzahnimplantat<br />
– easy going, oder mehr?“ die Tücken der<br />
Implantologie in ästhetisch anspruchsvollen Situationen.<br />
Hier wurde einmal mehr deutlich, wie digitale und computergestützte<br />
Technologie die Zahnmedizin, sowohl in der<br />
Praxis als auch im Dentallabor, mehr und mehr durchdringt<br />
und dabei helfen kann, ästhetisch hervorragende und<br />
sichere Ergebnisse zu erzielen.<br />
Weitere Vorträge wie „ Mundhygiene, Prophylaxe und<br />
Ernährung“, „Neue Mechanismen in der Kariesprophylaxe“<br />
und „Häusliche Mundhygiene“ richteten sich insbesondere<br />
an die prophylaxe-orientierten zahnmedizinischen Fachangestellten.<br />
<br />
F A C H L I C H E S<br />
N O V E M B E R 2 0 14 | N Z B | F A C H L I C H E S<br />
43
Die sehr kurzfristige, krankheitsbedingte Absage einer Referentin<br />
forderte das Organisationstalent und die Flexibilität<br />
der verantwortlichen Veranstalter noch einmal heraus.<br />
Zahnarzt Daniel Zweers aus Nordhorn, Mitorganisator des<br />
Symposiums und Vorstandsmitglied des VuZ, sprang nach<br />
kürzester Vorbereitungszeit in die entstandene Bresche<br />
und erfreute die versammelten Kollegen und zahnmedizinischen<br />
Fachangestellten mit einem fundierten Vortrag<br />
zum Thema „Komposite Verarbeitung“. Die restlichen<br />
Organisatoren und Vorstandsmitglieder des VuZ ließen es<br />
sich nicht nehmen, diesen herausragenden, persönlichen<br />
Einsatz unmittelbar mit einer selbstgemachten Ehrenmedallie<br />
zu belohnen.<br />
In den Pausen konnten sich die Besucher des Syposiums<br />
an den Ständen der Dentalindustrie über neue Entwicklungen<br />
informieren und mit heißen und kalten Getränken und<br />
Gebäck stärken.<br />
Nach gut fünfstündiger Fortbildung folgte die Abschlussveranstaltung.<br />
Dabei konnten die Teilnehmer aus einem<br />
reichhaltigen Buffet wählen und beim „Meet and Greet“ –<br />
mit musikalischer Untermalung durch das Jazzquartett<br />
„Mind the gap“ – den Nachmittag Revue passieren lassen.<br />
An den Bänken und Bistrotischen entspannen sich bis in<br />
den Abend hinein noch viele interessante Gespräche und<br />
Diskussionen zwischen den zahlreichen Teilnehmern,<br />
Referenten und Ausstellern, welche sich diesen Ausklang<br />
des Symposiums nicht entgehen lassen wollten.<br />
Alle Beteiligten lobten die Einbeziehung des Fachpersonals<br />
und der Zahntechniker aus den gewerblichen und den<br />
Praxislaboren beim Nordhorner Symposium. Der Stellenwert<br />
des Teamworks und der Kommunikation innerhalb des<br />
Teams, so der Grundtenor, sei heute bereits sehr hoch und<br />
würde in Zukunft zweifelsfrei noch steigen. Dieses Teamwork<br />
soll natürlich den reibungslosen Arbeitsabläufen in der<br />
täglichen Praxis dienen, hat aber als weitaus wichtigeren<br />
Aspekt die optimale Versorgung des Patienten zum Ziel.<br />
Da auch die zahnmedizinischen Fachangestellten im<br />
Vergleich zu vergangenen Zeiten, z.B. im Rahmen der professionellen<br />
Zahnreinigungen, immer intensiveren Kontakt<br />
zum Patienten gewinnen, erscheint es allemal sinnvoll,<br />
dass das Fachpersonal umfangreiche Kenntnisse in allen<br />
Bereichen der Zahnheilkunde erwirbt und zu einer professionellen<br />
Kommunikation mit der Zahnärztin/dem Zahnarzt<br />
und dem Patienten befähigt wird.<br />
Die Organisatoren freuten sich über die allgemeine Anerkennung<br />
ihrer Bemühungen und wollen auch in Zukunft<br />
abwechslungsreiche und teamorientierte Programme rund<br />
um die Zahnmedizin anbieten. Die Teilnehmerzahl von<br />
rund 200 Zahnärztinnen/Zahnärzten, zahnmedizinischen<br />
Fachangestellten und Zahntechnikerinnen und Zahntechnikern<br />
aus den westniedersächsischen Regionen sowie<br />
Osnabrück und Westfalen, konnte als voller Erfolg gewertet<br />
werden und ist ein Ansporn für die Organisatoren der Vereinigung<br />
unabhängiger Zahnärzte der Grafschaft Bentheim<br />
(VuZ).<br />
ß<br />
—<br />
Kai-Friso Seuren, Emlichheim<br />
44 F A C H L I C H E S | N Z B | N O V E M B E R 2 0 14
Fotos: ldt<br />
Dr. Tilli Hanßen (links) und weitere Teilnehmerinnen<br />
des ldt in Stade.<br />
Dr. Susanne Wagner, Silke Lange, Dr. Claudia Dmoch (v.l.n.r.).<br />
Der ladies dental talk…<br />
F A C H L I C H E S<br />
…IN STADE<br />
Am 24. September trafen sich zum zweiten Mal mehr<br />
als ein Dutzend Zahnärztinnen zu einer Veranstaltung des<br />
ladies dental talk, dies Mal im Restaurant Knechthausen<br />
im „Alten Land“ in einer offenen, fröhlichen Atmosphäre.<br />
Nach der üblichen Vorstellungsrunde tauschte man sich<br />
lebhaft über die alltäglichen Probleme in der Praxis aus:<br />
Personalsituation, Notdienst, Hygienerichtlinien.<br />
Zum Thema „Mit Klarheit zu mehr Praxiserfolg“ hielt die<br />
Referentin des Abends, Frau Dr. Sonja Beer, Kommunikationsexpertin<br />
und Lehrbeauftragte der FH Lübeck, einen<br />
spannenden Vortrag über Delegation und Motivation (auch<br />
Eigenmotivation), Teambesprechungen und Transparenz.<br />
Natürlich gab es auch wieder ein leckeres Drei-Gang-Menü,<br />
das den gelungenen Abend abrundete und die Kolleginnen<br />
das wohlverdiente heimische Sofa vergessen ließ…<br />
ß<br />
—<br />
Dr. Tilli Hanßen, Jesteburg<br />
Vorstandsbeauftragte der KZVN für die Belange<br />
der Zahnärztinnen<br />
UND IN OLDENBURG<br />
Am 10.10.2014 fand der ldt nun schon zum vierten<br />
Male gleich in zwei Lokalitäten, ähnlich der Oldenburger<br />
Promenade, statt:<br />
Der erste Teil startete im City-Store der Designerin und<br />
Gründerin des Labels „backstage“, Anke Küpper-Welzel,<br />
die in einem Kurz-Interview mit Frau Dr. Uphoff Fragen zu<br />
Veränderungen des weiblichen Rollenbildes in der Mode<br />
und der Gesellschaft beantwortete.<br />
Nach dem Besuch des backstage-Stores wechselten die<br />
Teilnehmerinnen in die historischen Gemäuer der Kaiserlichen<br />
Post, wo im geschichtsträchtigen Kaisersaal nicht nur<br />
ein Gourmet-Buffet wartete, sondern auch das fachliche<br />
Thema des Netzwerkabends „Wie schaffe ich mit Arbeitsverträgen<br />
Sicherheit und Motivation?“, eine Aufbereitung<br />
der Bereiche Arbeitszeiten, Urlaubsregelung, Elternzeit,<br />
provisionsabhängige Vergütungen, Kleiderordnung und<br />
vieles mehr, dargestellt von der Rechtsanwältin Katri<br />
Helena Lyck – bundesweite Expertin des ldt.<br />
Für den Terminkalender: Der nächste ldt in Oldenburg ist<br />
für den 24. April 2015 geplant, Anmeldungen sind ab<br />
sofort möglich unter http://www.ladies-dental-talk.de.<br />
ß<br />
—<br />
Silke Lange, Bad Zwischenahn<br />
Vorstandsmitglied der ZfN als ideeller Partner des ldt<br />
N O V E M B E R 2 0 14 | N Z B | F A C H L I C H E S<br />
45
Rechtstipp<br />
Gewerbesteuer durch die Hintertür<br />
Es droht dem zahnärztlichen Berufsstand von der<br />
Finanzverwaltung wieder einmal Ärger. Es geht<br />
um gewerbesteuerrechtliche Bewertungen von<br />
sogenannten Berufsausübungsgesellschaften<br />
(Gemeinschaftspraxen):<br />
Der 11.Senat des Finanzgerichts Düsseldorf (FG<br />
Düsseldorf) hat in einem Urteil vom 19.09.2013,<br />
AZ: 11 K 3969/11, festgestellt, dass die Zugehörigkeit<br />
zu einem nach dem Steuerrecht maßgebenden<br />
sogenannten Katalogberuf als Arzt oder Zahnarzt<br />
allein zur Bejahung steuerfreier freiberuflicher<br />
Einkünfte eines Gewerbebetriebes nicht ausreiche.<br />
„Auch bei der Ausübung eines Katalogberufes erfordert<br />
der Charakter der selbständigen Tätigkeit i.S.d.<br />
§ 18 EStG, dass die Tätigkeit durch die unmittelbare<br />
persönliche und individuelle Arbeitsleistung des<br />
Steuerpflichtigen geprägt ist.“<br />
In dem vom FG Düsseldorf entschiedenen Fall war<br />
eine Ärztin in eine bestehende Berufsausübungsgemeinschaft<br />
zweier Ärzte als Gesellschafterin<br />
eingetreten. Praxiseinrichtung, Bankguthaben und<br />
Darlehensverbindlichkeiten waren allein den ursprünglichen<br />
beiden Ärzten zuzurechnen gewesen,<br />
Betriebskosten und Finanzierungskosten der Praxis<br />
wurden nur von diesen getragen. Die in die Gesellschaft<br />
eintretende Ärztin war an den materiellen<br />
und an den immateriellen Werten der Praxis nicht<br />
beteiligt. Sie sollte nach dem Gesellschaftsvertrag<br />
eine Vergütung allein nach den von ihr erzielten<br />
Umsätze erhalten.<br />
Nach Ansicht des FG Düsseldorfs sei die eintretende<br />
Ärztin nicht Mitunternehmerin der Berufsausübungsgemeinschaft<br />
geworden. Ihr Gewinnanteil sei nicht<br />
dem Gewerbebetrieb der anderen Ärzte zuzurechnen,<br />
die jeweils zu 50 % an der Gesellschaft beteiligt<br />
waren.<br />
Daraus ist vom Gericht die Konsequenz hergeleitet<br />
worden, dass die gesamte Berufsausübungsgemeinschaft<br />
der Gewerbesteuerpflicht unterliegt, weil sie<br />
einen Gewerbebetrieb unterhält. Das Gericht führt<br />
in seiner Begründung hierzu aus: Freiberuflich tätig<br />
und damit von der Gewerbesteuerpflicht befreit ist,<br />
wenn die Tätigkeit durch die unmittelbare, persönliche<br />
und individuelle Arbeitsleistung des Steuerpflichtigen<br />
geprägt ist. Die Ausführung jedes einzelnen<br />
Auftrags muss dem Steuerpflichtigen, hier der<br />
Berufsausübungsgemeinschaft, selbst und nicht<br />
dem qualifizierten Mitarbeiter zuzurechnen sein.<br />
Diese Voraussetzungen haben die Ärzte der Berufsausübungsgemeinschaft<br />
nicht im Hinblick auf die<br />
Umsätze der eintretenden Ärztin erfüllt, die unstreitig<br />
ihre Patienten eigenverantwortlich, ohne Überwachung<br />
und persönliche Mitwirkung behandelt hat. Soweit<br />
die zweigliedrige Gesellschaft Honorarumsätze vereinnahmt<br />
hat, die auf der Tätigkeit der eintretenden<br />
Zahnärztin beruhten, haben sie gewerbliche Einkünfte<br />
erzielt, so dass nach der geltenden „Abfärbewirkung“<br />
der gesamte Betrieb der Berufsausübungsgemeinschaft<br />
in vollem Umfang der Gewerbesteuerpflicht<br />
unterliegt.<br />
Was ist zu tun? Zunächst ist zu berücksichtigen,<br />
dass das Urteil noch in der Revision anhängig ist.<br />
Es bleibt aber das Risiko, dass das Urteil bestätigt<br />
wird und die Finanzbehörden begehrlich darauf<br />
zurückgreifen werden. Es muss daher schon jetzt<br />
der Rat erteilt werden, bestehende Berufsausübungsgemeinschaftsverträge<br />
zu überprüfen bzw.<br />
überprüfen zu lassen, um Überraschungen zu vermeiden.<br />
Übrigens: Die KZVN hat die Genehmigung<br />
von Verträgen zur Errichtung einer Berufsausübungsgemeinschaft<br />
davon abhängig gemacht, dass die<br />
Gesellschafter einer Berufsausübungsgemeinschaft<br />
unmittelbar an den unternehmerischen Chancen<br />
und Risiken beteiligt sind.<br />
ß<br />
Wencke Boldt,<br />
Rechtsanwältin, Fachanwältin für Medizinrecht<br />
Hildesheimer Straße 33, 30169 Hannover<br />
Tel.: 0511 8074-995, Fax: 0511 8074-997<br />
— Quelle: www.zfn-online.de © Matthias Eckert / Fotolia.com<br />
46 F A C H L I C H E S | N Z B | N O V E M B E R 2 0 14
Fotos: Privat<br />
Mit den German Doctors<br />
in Nicaragua<br />
F A C H L I C H E S<br />
Vor wenigen Wochen habe ich den Sprung<br />
in die Selbständigkeit gewagt und mich mit<br />
eigener Praxis niedergelassen.<br />
Die Zeit davor nutzte ich unter anderem, um nach 2010<br />
zum zweiten Mal für die deutsche Organisation German<br />
Doctors für sechs Wochen für einen zahnärztlichen Einsatz<br />
in Nicaragua tätig zu sein.<br />
Neben zahlreichen ärztlichen Hilfsprojekten der German<br />
Doctors weltweit gibt es lediglich zwei zahnärztliche<br />
Projekte: Auf den Philippinen und in Nicaragua.<br />
Infolge politischer Unruhen (Militärdiktatur, Revolution mit<br />
anschließendem Bürgerkrieg etc.) und Naturkatastrophen<br />
(Erdbeben, Hurrikane) gehört Nicaragua nach Haiti zum<br />
zweitärmsten Land Mittelamerikas.<br />
40 Prozent der Bevölkerung leben unterhalb der Armutsgrenze,<br />
auf dem Lande sogar bis zu 70 Prozent.<br />
Die ärztliche Versorgung ist in Nicaragua nicht schlecht<br />
und für die Menschen kostenlos, allerdings müssen die<br />
Patienten in den abgelegenen Gebieten weite Wege auf<br />
sich nehmen, um sich behandeln zu lassen. Schlechter<br />
steht es um die zahnärztliche Versorgung, die außerhalb<br />
der Städte nicht vorhanden und generell nicht kostenlos<br />
ist. Für eine Behandlung müssen Bauern, die einen<br />
Monatsverdienst von 20 bis 30 US Dollar haben, circa<br />
8 US Dollar zahlen – eine zahnärztliche Behandlung ist<br />
somit unbezahlbar. Hier setzt die Arbeit der German<br />
Doctors an, die den Menschen in den ländlichen, abgelegenen<br />
Gebieten eine ärztliche und zahnärztliche Versorgung<br />
bietet.<br />
Nach einem langen Flug ab Hannover über London<br />
und Miami lande ich abends in Managua, der Hauptstadt<br />
Nicaraguas.<br />
Mit dem Bus geht es am nächsten Morgen entlang der<br />
Panamericana in den bergigen Norden des Landes, in das<br />
ca. 250 km entfernte Ocotal, einer ca. 30.000 Einwohner<br />
zählenden Kleinstadt nahe der Grenze zu Honduras. Auf<br />
der vierstündigen Busfahrt fährt man durch unterschiedliche<br />
Landschaften: Viehweiden, Maisanbau, Tabak bis hin zu<br />
Kaffeeplantagen.<br />
In Ocotal befindet sich die Basisstation der German Doctors.<br />
Hier beziehe ich für die kommenden 6 Wochen meine<br />
Unterkunft. Mir und meinem ärztlichen deutschen Kollegen<br />
(es ist immer ein deutsches Ärzteteam vor Ort, bestehend<br />
aus Zahnarzt und Mediziner) stehen jeweils ein einfaches,<br />
aber sauberes Zimmer mit eigener Dusche und Toilette zur<br />
Verfügung. Ein Moskitonetz über dem Bett und ein Ventilator<br />
machen mir die bis zu 30 Grad warmen Nächte erträglich.<br />
Jeden Morgen um 8 Uhr starten wir, ausgestattet mit etlichen<br />
Medikamenten, sterilen zahnärztlichen Instrumenten,<br />
Patientenakten etc., mit unserer „Clinic Movil“ (ein Allrad-<br />
Fahrzeug samt Fahrer, eine Krankenschwester, eine Zahnarzt-<br />
und Apothekenhelferin, allesamt Einheimische, sowie<br />
der deutsche Arzt und Zahnarzt) zu unseren Einsatzorten.<br />
Im täglichen Wechsel werden ca. 10-12 verschiedene Orte<br />
in den entlegenen Bergregionen angefahren. Die Dorfbevölkerung<br />
wird durch den örtlichen Radiosender über<br />
unser Kommen informiert. Die Ortschaften befinden sich <br />
I N T E R E S S A N T E S<br />
N O V E M B E R 2 0 14 | N Z B | I N T E R E S S A N T E S<br />
47
z.T. auf 1.300 Meter Meereshöhe, die Anfahrten dauern<br />
zwischen ein und zwei Stunden und sind, wenn auch<br />
landschaftlich äußerst reizvoll, häufig sehr beschwerlich<br />
und anstrengend. Die Wege abseits der Panamericana<br />
sind von heftigen Niederschlägen zerfurcht und oft<br />
schwierig passierbar.<br />
Manchmal ist aufgrund dieses unwegsamen Geländes<br />
ein Weiterkommen trotz Allradantrieb nicht möglich und<br />
wir müssen unverrichteter Dinge wieder umkehren.<br />
Die „consulta“, die Sprechstunde, findet in einer Schule,<br />
einer Finca, einer Kirche oder auch mal im Freien statt.<br />
Die Patienten nehmen zum Teil mehrstündige Fußmärsche<br />
auf sich, um die „Medicos Alemanes“ zu konsultieren.<br />
Während die Patienten aufgenommen, gewogen und<br />
gemessen werden, wird parallel dazu der zahnärztliche<br />
Behandlungsstuhl aufgebaut: Ein alter Klappstuhl aus dem<br />
Bestand der Deutschen Bundeswehr. Luxus: Eine verstellbare<br />
Kopfstütze! Da wir in den Bergen neben fließendem<br />
Wasser auch keinen Strom haben, muss der Behandlungsstuhl<br />
immer zur Sonne ausgerichtet werden, so dass man<br />
wenigstens etwas Sicht in den Patientenmund hat. Wo<br />
die Sonne nicht ausreicht, kommt meine Stirnlampe zum<br />
Einsatz.<br />
Nach erfolgter Patientenaufnahme erfolgt die ärztliche bzw.<br />
zahnmedizinische Untersuchung/ Behandlung. Während es<br />
mein ärztlicher Kollege hauptsächlich mit Hautinfektionen,<br />
Magen-/Darminfektionen und Kopf-/Gelenkbeschwerden<br />
zu tun hat, besteht meine Aufgabe nach einer vollständigen<br />
und auch dokumentierten Untersuchung ausschließlich<br />
darin, schmerzende Zähne zu extrahieren. Umringt von<br />
teils neugierigen, teils ängstlich abwartenden Patienten<br />
und begleitet vom Gackern der Hühner und Grunzen der<br />
Schweine behandele ich zwischen 20 und 60 Patienten<br />
am Tag. An manchen Tagen muss ich bis zu 100 Zähne<br />
extrahieren. Oft spritze ich ca. vier Patienten ein Lokalanästhetikum<br />
und versorge zahnärztlich die Patienten der Reihe<br />
nach. Die Gebisssituation fast aller Patienten, insbesondere<br />
der Kinder, ist verheerend. Übermäßiger Zuckerkonsum<br />
ist auch hier die Ursache. Während wir in Deutschland<br />
versuchen, jeden Zahn zu erhalten, ist dieses Bewusstsein<br />
dort nicht vorhanden, hat manch bildhübsches Mädchen<br />
bereits keine Frontzähne mehr. Da die Ursache zwischen<br />
Zucker und Karies hier im allgemeinen nicht bekannt ist,<br />
versucht Mirna, meine Zahnarzthelferin (mit meinem<br />
panisch stoße ich hier an meine Grenzen), immer wieder<br />
in kurzen Vorträgen, die Patienten diesbezüglich aufzuklären.<br />
Wenn den kleinen, teils quengelnden Patienten allerdings<br />
direkt nach der zahnärztlichen Behandlung zur Ruhigstellung<br />
wieder ein Bonbon oder Dauerlutscher verabreicht<br />
wird, hat man den Eindruck, dass unsere Aufklärung wenig<br />
hilfreich war. Theorie und Praxis eben…! Da hier nur ca.<br />
jedes zehnte Kind eine Zahnbürste besitzt, bekommt jedes<br />
behandlungswillige Kind eine neue Zahnbürste von uns<br />
geschenkt.<br />
Zahnerhaltende Maßnahmen (Füllungstherapie) und<br />
kleinere chirurgische Eingriffe können an 2 Tagen in der<br />
Woche in der Basisstation in Ocotal mit der mobilen<br />
Behandlungseinheit durchgeführt werden, Termine hierfür<br />
werden während der „consultas“ in den Bergen vergeben<br />
und erstaunlich gut angenommen. Die Patienten sind<br />
bereit, für ein paar Füllungen, einen ganzen Tag für<br />
An- und Abreise zu opfern. Dies wird verständlich, wenn<br />
man bedenkt, dass 3-4 Füllungen bei der ärmlichen<br />
Bevölkerung fast ein Monatseinkommen wert sind.<br />
Nach erfolgter Arbeit lasse ich den Tag mit meinem ärztlichen<br />
Kollegen in einem der einfachen Restaurants in Ocotal<br />
Revue passieren, manchmal kochen wir auch in unserer<br />
Küche unter freiem Himmel. Die Wochenenden stehen zur<br />
freien Verfügung, ich nutze sie zur Erkundung des Landes<br />
mit dem Bus. Die 6 Wochen vergehen wie im Flug. Am Ende<br />
meines Einsatzes bin ich mir sicher, dass ich wiederkomme.<br />
Wie schon 2010 haben mich auch dieses Mal die enorme<br />
Lebensfreude der „Nicas“ trotz unglaublicher Armut<br />
wahnsinnig beeindruckt. Insgesamt erdet einen solch eine<br />
Erfahrung und zeigt, wie gut es uns hier geht und dass<br />
auf einem hohen Niveau gejammert wird.<br />
Neben einer gewissen körperlichen Fitness und Grundkenntnissen<br />
der spanischen Sprache sind eine neugierige<br />
Offenheit für ein Volk mit seinen Wertvorstellungen Voraussetzung<br />
bzw. hilfreich für einen zahnärztlichen Einsatz in<br />
Nicaragua.<br />
ß<br />
—<br />
Sabine Hässler<br />
Paulstraße 37<br />
31840 Hessisch Oldendorf<br />
48 I N T E R E S S A N T E S | N Z B | N O V E M B E R 2 0 14
Terminliches<br />
BEZIRKSSTELLE HANNOVER<br />
19.11.2014<br />
ARBEITSGRUPPE<br />
<strong>ZAHNÄRZ</strong>TLICHE BEHINDERTENHILFE<br />
IN NIEDERSACHSEN E.V.<br />
XVI. GÖTTINGER MINISYMPOSIUM<br />
MUND-, KIEFER- UND<br />
GESICHTSCHIRURGIE<br />
Referent: Dr. Dr. Davis Schneider, Zürich<br />
Thema: „Komplikation in der implantologisch-prothetischen<br />
Behandlung“<br />
Ort: Hannover Congress Centrum,<br />
Theodor-Heuss-Platz 1 – 3, 30175<br />
Hannover<br />
Fortbildungsreferent:<br />
Dr. Kai-Petrik Worch, M.S. (USA)<br />
c/o Zahnärztekammer Niedersachsen<br />
Zeißstraße 11b<br />
30519 Hannover<br />
Tel.: 0511 83391-190/191<br />
Fax: 0511 83391-196<br />
E-Mail: bezhannover@zkn.de<br />
Internet: www.zkn.de<br />
Mitgliederversammlung<br />
Mittwoch, 26.11.2014, 16:00 Uhr<br />
Ort: in der Zahnärztekammer<br />
Niedersachsen, Zeißstraße 11a,<br />
30519 Hannover, 2. Etage,<br />
Sitzungsraum 1<br />
Tagesordnung:<br />
1. Begrüßung<br />
2. Bericht des Vorsitzenden<br />
3. Bericht der Rechnungsprüfer<br />
4. Entlastung des Vorstandes<br />
5. Fortbildung<br />
6. Verschiedenes<br />
Dr. Wilhelm Bomfleur, Vorsitzender<br />
03.12.2014<br />
Thema: Speicheldrüsenerkrankungen:<br />
Was muss der Zahnarzt wissen?<br />
Ort: Universitätsklinikum Göttingen<br />
Informationen:<br />
Sekretariat Prof. Dr. Dr. Franz-Josef Kramer<br />
Oberarzt der Klinik für Mund-,<br />
Kiefer- und Gesichtschirurgie<br />
UNIVERSITÄTSMEDIZIN GÖTTINGEN<br />
GEORG-AUGUST-UNIVERSITÄT<br />
Robert-Koch-Straße 40<br />
37075 Göttingen<br />
Tel.: 0551 39-22856<br />
Fax: 0551 39-9217<br />
E-Mail:<br />
sabine.kleinhans@med.uni-goettingen.de<br />
FORTBILDUNGEN I. QUARTAL 2015<br />
17.01.2015<br />
1. Thema: Chirurgie Kurs Frauen:<br />
Schwerpunkt Weisheitszähne, zusätzlich<br />
allgemeine Chirurgie, Nahttechniken etc.<br />
21.1.2015<br />
2. Thema: Qualitätszirkel Hannover im<br />
Rahmen der DGI: Thema: Sinuslift<br />
Ort: Langenhagen<br />
Informationen:<br />
Praxis Dr. Dr. Redecker und Partner<br />
Ostpassage 9<br />
30853 Langenhagen<br />
Internet:<br />
www.redecker-langenhagen.de,<br />
E-Mail:<br />
raaben@redecker-langenhagen.de<br />
Tel.: 0511-89877700.<br />
45. <strong>ZAHNÄRZ</strong>TEBALL<br />
10.01.2015<br />
Ort: Ballsaal Waldhaus Ölper,<br />
Braunschweig<br />
Motto: „Ein Hoch auf das,<br />
was vor uns liegt”<br />
Musik: Tony Pop Band<br />
Informationen:<br />
Dr. Helmut Peters<br />
Wilhelm-Bode-Str. 33<br />
38106 Braunschweig<br />
Fax: 0531 343913<br />
E-Mail: helmutpeters@arcor.de<br />
Anmeldeschluss ist der 02.01.2015<br />
24. BRANDENBURGISCHER<br />
<strong>ZAHNÄRZ</strong>TETAG<br />
21+22.11.2014<br />
Hilfe zum Helfen<br />
gesucht<br />
HANNOVERSCHES ZAHNMOBIL<br />
UND SEINE PATIENTEN<br />
BRAUCHEN HILFE<br />
Das zahnmedizinische Team vom<br />
Zahnmobil Hannover<br />
(http://www.zahnmobil-hannover.de)<br />
braucht Verstärkung durch Zahnärztinnen<br />
und Zahnärzte sowie Zahnmedizinische<br />
Fachangestellte.<br />
Die Patienten des Zahnmobils suchen<br />
Zahnarztpraxen im Innenstadtbereich<br />
von Hannover, die bereit sind, die<br />
Behandlungen wie Totalprothesen,<br />
Kronen und Brückenarbeiten, die nicht<br />
im Zahnmobil erbracht werden können,<br />
zu übernehmen.<br />
I N T E R E S S A N T E S<br />
T E R M I N L I C H E S<br />
Thema: Die Prothetische Versorgung<br />
des stark reduzierten Lückengebisses<br />
Helfen Sie mit helfen!<br />
Ort: Cottbus<br />
Informationen:<br />
LZÄK Brandenburg<br />
Parzellenstraße 94, 03046 Cottbus<br />
Tel.: 0355 38148-0<br />
Fax: 0355 38148-48<br />
Internet: www.lzkb.de<br />
Kontakt<br />
Mobil: 0170 8145673<br />
Festnetz: 0511 451031<br />
E-Mail: ingeburg@mannherz.com<br />
werner@mannherz.com<br />
N O V E M B E R 2 0 14 | N Z B | T E R M I N L I C H E S<br />
49
Niederlassungshinweise<br />
AUSZUG AUS DER ZULASSUNGS VERORDNUNG<br />
FÜR VERTRAGS<strong>ZAHNÄRZ</strong>TE (ZV-Z)<br />
§ 18<br />
(1) Der Antrag muss schriftlich gestellt werden. In dem<br />
Antrag ist anzugeben, für welchen Vertragszahnarztsitz<br />
und gegebenenfalls unter welcher Gebietsbezeichnung<br />
die Zulassung beantragt wird. Dem Antrag sind<br />
beizufügen<br />
a) Ein Auszug aus dem Zahnarztregister, aus dem der<br />
Tag der Approbation, der Tag der Eintragung in das<br />
Zahnarztregister und gegebenenfalls der Tag der<br />
Anerkennung des Rechts zum Führen einer bestimmten<br />
Gebietsbezeichnung hervorgehen müssen,<br />
b) Bescheinigungen über die seit der Approbation<br />
ausgeübten zahnärztlichen Tätigkeiten,<br />
c) gegebenenfalls eine Erklärung nach § 19 a Abs. 2<br />
Satz 1, mit der der aus der Zulassung folgende<br />
Versorgungsauftrag auf die Hälfte beschränkt wird.<br />
(2) Ferner sind beizufügen:<br />
1. ein Lebenslauf,<br />
2. ein polizeiliches Führungszeugnis,<br />
3. Bescheinigungen der Kassenzahnärztlichen<br />
Vereinigungen, in deren Bereich der Zahnarzt bisher<br />
niedergelassen oder zur Kassenpraxis zugelassen<br />
war, aus denen sich Ort und Dauer der bisherigen<br />
Niederlassung oder Zulassung und der Grund<br />
einer etwaigen Beendigung ergeben,<br />
4. eine Erklärung über im Zeitpunkt der Antragstellung<br />
bestehende Dienst- oder Beschäftigungsverhältnisse<br />
unter Angabe des frühestmöglichen Endes des<br />
Beschäftigungsverhältnisses,<br />
5. eine Erklärung des Zahnarztes, ob er drogen- oder<br />
alkoholabhängig ist oder innerhalb der letzten fünf<br />
Jahre gewesen ist, ob er sich innerhalb der letzten<br />
fünf Jahre einer Entziehungskur wegen Drogenoder<br />
Alkoholabhängigkeit unterzogen hat und dass<br />
gesetzliche Hinderungsgründe der Ausübung des<br />
zahnärztlichen Berufs nicht entgegenstehen.<br />
(3) An Stelle von Urschriften können amtlich beglaubigte<br />
Abschriften beigefügt werden.<br />
(4) Können die in Absatz 1 Buchstabe b und in Absatz<br />
2 Buchstabe c bezeichneten Unterlagen nicht vorgelegt<br />
werden, so ist der nachzuweisende Sachverhalt<br />
glaubhaft zu machen.<br />
Kolleginnen und Kollegen, die sich in Niedersachsen<br />
niederlassen möchten, wenden sich bitte an die<br />
Kassenzahnärztliche Vereinigung Niedersachsen,<br />
Geschäftsstelle des Zulassungsausschusses<br />
Niedersachsen, Zeißstraße 11, 30519 Hannover,<br />
Tel. 0511 8405-323/361, E-Mail: info@kzvn.de.<br />
Antragsformulare können entweder bei der Geschäftsstelle<br />
des Zulassungsausschusses Niedersachsen<br />
angefordert oder unter www.kzvn.de als PDF-Dokument<br />
heruntergeladen werden.<br />
Bitte achten Sie darauf, bei der Einreichung der Anträge<br />
zur vertragszahnärztlichen Tätigkeit sämtliche in § 18<br />
Zulassungsverordnung für Vertragszahnärzte (ZV-Z)<br />
aufgeführten Unterlagen beizufügen.<br />
GEMEINSAME AUSÜBUNG DER<br />
VERTRAGS<strong>ZAHNÄRZ</strong>TLICHEN TÄTIGKEIT<br />
(Bildung einer Berufsausübungsgemeinschaft)<br />
Bei Anträgen auf Genehmigung der gemeinsamen<br />
Ausübung der vertragszahnärztlichen Tätigkeit ist<br />
grundsätzlich die Vorlage eines schriftlichen Gesellschaftsvertrages<br />
notwendig.<br />
Bitte achten Sie bei entsprechenden Anträgen darauf,<br />
den Gesellschaftsvertrag spätestens bis zum Abgabetermin<br />
bei der Geschäftsstelle des Zulassungsausschusses<br />
einzureichen.<br />
VERLEGUNGEN<br />
Nach § 24 Abs. 7 ZV-Z ist im Falle einer Verlegung des<br />
Vertragszahnarztsitzes grundsätzlich ein entsprechender<br />
Antrag an den Zulassungsausschuss zu richten. Die<br />
Verlegung ist erst möglich, wenn der Zulassungsausschuss<br />
diesem Antrag stattgegeben hat.<br />
SITZUNGEN DES<br />
ZULASSUNGSAUSSCHUSSES<br />
NIEDERSACHSEN FÜR <strong>ZAHNÄRZ</strong>TE<br />
Alle Anträge an den Zulassungsausschuss Niedersachsen<br />
sind unter Beifügung sämtlicher erforderlicher Unterlagen<br />
rechtzeitig bis zum Abgabetermin bei der<br />
Geschäftsstelle des Zulassungsausschusses<br />
Niedersachsen, Zeißstraße 11, 30519 Hannover, in<br />
Urschrift und eigenhändig unterschrieben einzureichen.<br />
50 K Z V N | N Z B | N O V E M B E R 2 0 14
© diego cervo / iStockphoto.com<br />
Abgabe bis 24.10.2014<br />
Sitzungstermin 19.11.2014<br />
Abgabe bis 13.02.2015<br />
Sitzungstermin 11.03.2015<br />
Abgabe bis 11.05.2015<br />
Sitzungstermin 10.06.2015<br />
Abgabe bis 21.08.2015<br />
Sitzungstermin 16.09.2015<br />
Abgabe bis 23.10.2015<br />
Sitzungstermin 18.11.2015<br />
HINWEISE AUF PRAXISORTE<br />
FÜR NIEDERLASSUNGEN<br />
a) Vertragszahnärzte<br />
Auskünfte erteilt: Verwaltungsstelle Braunschweig der KZVN,<br />
Vorsitzender: Dr. Helmut Peters, Münzstraße 9,<br />
38100 Braunschweig, Tel. 0531 13605, Fax 0531 4811315,<br />
E-Mail: braunschweig@kzvn.de<br />
Verwaltungsstelle Lüneburg<br />
ß Planungsbereich Landkreis Lüchow-Dannenberg: Der<br />
Planungsbereich Landkreis Lüchow-Dannenberg mit 8.168<br />
zu versorgenden Einwohnern ist derzeit zu 49,0 % versorgt.<br />
Auskünfte erteilt: Verwaltungsstelle Lüneburg der KZVN,<br />
Vorsitzender: Zahnarzt Thomas Koch, Sülztorstraße 1,<br />
21335 Lüneburg, Tel. 04131 732770, Fax 04131 732772,<br />
E-Mail: lueneburg@kzvn.de<br />
Verwaltungsstelle Oldenburg<br />
ß Planungsbereich Landkreis Oldenburg:<br />
Der Planungsbereich Landkreis Oldenburg mit 24.601 zu<br />
versorgenden Einwohnern ist derzeit zu 32,5 % versorgt.<br />
Verwaltungsstelle Ostfriesland<br />
ß Planungsbereich Landkreis Aurich:<br />
Unter Berücksichtigung der Besonderheiten eines<br />
Nordsee-Kurbades ist auf der Insel Norderney ein<br />
Vertragszahnarztsitz vakant.<br />
ß Planungsbereich Landkreis Leer:<br />
Unter Berücksichtigung der Besonderheiten eines<br />
Nordsee-Kurbades ist auf der Insel Borkum ein<br />
Vertragszahnarztsitz vakant.<br />
Auskünfte erteilt: Verwaltungsstelle Ostfriesland der KZVN,<br />
Vorsitzender: Dr. Jörg Hendriks, Julianenburger Straße 15,<br />
26603 Aurich, Tel. 04941 2655, Fax 04941 68633,<br />
E-Mail: ostfriesland@kzvn.de<br />
b) Fachzahnärzte für Kieferorthopädie<br />
In folgenden Planungsbereichen besteht Bedarf an<br />
Fachzahnärzten für Kieferorthopädie:<br />
Verwaltungsstelle Braunschweig<br />
ß Planungsbereich Landkreis Gifhorn:<br />
Der Planungsbereich Landkreis Gifhorn mit 33.747 zu<br />
versorgenden Einwohnern ist derzeit zu 47,4 % versorgt.<br />
ß Planungsbereich Landkreis Peine:<br />
Der Planungsbereich Landkreis Peine mit 24.905 zu<br />
versorgenden Einwohnern ist derzeit zu 48,2 % versorgt.<br />
Auskünfte erteilt: Verwaltungsstelle Oldenburg der KZVN,<br />
Vorsitzende: Zahnärztin Silke Lange, Bloher Landstraße 24,<br />
26160 Bad Zwischenahn, Tel. 0441 6990288,<br />
Fax 0441 691650, E-Mail: oldenburg@kzvn.de<br />
Verwaltungsstelle Ostfriesland<br />
ß Planungsbereich Landkreis Aurich:<br />
Der Planungsbereich Landkreis Aurich mit 36.272 zu<br />
versorgenden Einwohnern ist derzeit zu 44,1 % versorgt.<br />
ß Planungsbereich Landkreis Leer:<br />
Der Planungsbereich Landkreis Leer mit 32.390 zu<br />
versorgenden Einwohnern ist derzeit zu 43,2 % versorgt.<br />
Auskünfte erteilt: Verwaltungsstelle Ostfriesland der KZVN,<br />
Vorsitzender: Dr. Jörg Hendriks, Julianenburger Straße 15,<br />
26603 Aurich, Tel. 04941 2655, Fax 04941 68633,<br />
E-Mail: ostfriesland@kzvn.de<br />
BITTE NICHT VERGESSEN:<br />
—<br />
Stand 20.10.2014<br />
Das BSG-Urteil von 1989 gilt nach wie vor (interne Beratung<br />
der Kassen durch Dritte, ob Leistungszusage oder Einleitung<br />
eines Vertragsgutachtens), und wer sich als Zahnarzt dem<br />
MDK zur Verfügung stellt, unterstützt die Kassen bei ihrem<br />
rechtswidrigen Verhalten!<br />
— NZB-Redaktion<br />
K Z V N<br />
N O V E M B E R 2 0 14 | N Z B | K Z V N<br />
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52 K L E I N A N Z E I G E N<br />
Für Kleinanzeigen-Aufträge aus der<br />
zahnärztlichen Kollegenschaft<br />
verwenden Sie bitte immer das für<br />
Sie vorbereitete Auftragsformular.<br />
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Abwicklung. Einfach ausfüllen und<br />
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Ihre Zuschriften auf<br />
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richten Sie bitte an:<br />
Niedersächsisches Zahnärzteblatt (NZB),<br />
c/o KZVN, Barbara Podgorski,<br />
Chiffre-Nr. ---------------------------------------<br />
Zeißstraße 11, 30519 Hannover
Ihr Kleinanzeigenauftrag<br />
Auch online möglich:<br />
www.kzvn.de im Zahnarztportal unter Publikationen / NZB<br />
oder Fax: 0511 8405 -262<br />
Niedersächsisches Zahnärzteblatt (NZB)<br />
c/o KZVN<br />
Barbara Podgorski<br />
Zeißstraße 11<br />
30519 Hannover<br />
Nur für Zahnärztinnen und Zahnärzte<br />
Kleinanzeigen erscheinen als fortlaufender Text ohne<br />
Hervorhebungen. Bitte tragen Sie Ihren gewünschten<br />
Text in Druckschrift gut leserlich in die unten stehenden<br />
Kästchen ein, für jeden Wortzwischenraum und jedes<br />
Satzzeichen bitte ein Feld benutzen. Die Zeilen werden<br />
im NZB veröffentlicht wie von Ihnen im Formular<br />
vorgegeben. Die Anzahl der (angefangenen) Zeilen<br />
und damit den Preis Ihrer Anzeige bestimmen Sie<br />
selbst. Bei Chiffre Anzeigen rechnen Sie zur Zeilengebühr<br />
noch die Gebühr von 10,- EUR für die Chiffre Nr.<br />
hinzu. – Für alle Kleinanzeigenaufträge ist Ihre Einzugsermächtigung<br />
für den Bankeinzug erforderlich.<br />
Annahmeschluss für Kleinanzeigen ist der<br />
17. des Vormonats vor Erscheinen der Zeitschrift.<br />
Das NZB macht Sommerpause. Es erscheint 2014<br />
Mitte Juli eine Doppelausgabe. Das darauf folgende<br />
NZB wird wieder Mitte September veröffentlicht.<br />
Folgende Kleinanzeige bitte<br />
nur einmal<br />
in den nächsten Ausgaben<br />
veröffentlichen unter der Rubrik:<br />
Verkauf<br />
Ankauf<br />
Stellenmarkt<br />
Verschiedenes<br />
Kassenzahnärztliche Vereinigung Niedersachsen (KZVN)<br />
Zeißstraße 11, 30519 Hannover<br />
Gläubiger-ID DE93ZZZ00000166202<br />
Mandatsreferenz ANZEIGEN NZB<br />
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davon die 1. Zeile fett)<br />
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SEPA – Basislastschrift:<br />
Ich ermächtige die KZVN, einmalig eine Zahlung von meinem Bankkonto mittels Lastschrift einzuziehen. Zugleich weise ich mein Kreditinstitut<br />
an, die von der KZVN auf mein Konto gezogene Lastschrift einzulösen. Hinweis: Ich kann innerhalb von acht Wochen, beginnend mit dem<br />
Belastungsdatum, die Erstattung des belasteten Betrages verlangen. Es gelten dabei die mit meinem Kreditinstitut vereinbarten Bedingungen.<br />
Vorname und Name (Kontoinhaber)<br />
Straße und Hausnummer<br />
Postleitzahl und Ort<br />
IBAN<br />
DE<br />
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Die Anzeige soll unter Chiffre<br />
erscheinen, Chiffregebühr 10,- EUR<br />
Die Anzeige soll auch im Internet<br />
erscheinen (www.assistentenboerse.de)<br />
€<br />
€<br />
00,00<br />
K L E I N A N Z E I G E N<br />
Datum, Ort und Unterschrift<br />
Gesamtbetrag<br />
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