01.12.2014 Aufrufe

Programmheft herunterladen - Münchner Philharmoniker

Programmheft herunterladen - Münchner Philharmoniker

Programmheft herunterladen - Münchner Philharmoniker

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Albert Roussel<br />

Alfred Schnittke<br />

„3³“<br />

Streichtrios aus zwei Jahrhunderten<br />

7. Kammerkonzert<br />

Sonntag, 26. Mai 2013, 11 Uhr<br />

Münchner Künstlerhaus am Lenbachplatz<br />

„3³“<br />

Streichtrios aus zwei Jahrhunderten<br />

Albert Roussel (1869–1937)<br />

Trio für Violine, Viola und Violoncello a-Moll op. 58 (1937)<br />

1. Allegro moderato<br />

2. Adagio<br />

3. Allegro con spirito<br />

Alfred Schnittke (1934–1998)<br />

Trio für Violine, Viola und Violoncello (1985)<br />

1. Moderato<br />

2. Adagio<br />

Franz Schubert (1797–1828)<br />

Trio für Violine, Viola und Violoncello B-Dur D 581 (1817)<br />

1. Allegro moderato<br />

2. Andante<br />

3. Menuetto: Allegretto<br />

4. Rondo: Allegretto<br />

Mitwirkende<br />

Helena Madoka Berg, Violine | Burkhard Sigl, Viola<br />

Manuel von der Nahmer, Violoncello<br />

Martin Demmler<br />

Albert Roussel: Streichtrio a-Moll op. 58 (1937)<br />

Als um die Wende zum 20. Jahrhundert nach Gegenentwürfen zu<br />

den immer opulenteren Orchesterbesetzungen der Spätromantik gesucht<br />

wurde, geriet auch die klein besetzte Kammermusik wieder<br />

ins Blickfeld zahlreicher Komponisten. Selbst das lange geradezu<br />

stiefmütterlich behandelte Streichtrio erlebte eine neue Blüte, es<br />

kam sogar zur Gründung feststehender Streichtrio-Ensembles. Unter<br />

ihnen war das Trio der Brüder Jean, Pierre und Étienne Pasquier von<br />

besonderer Bedeutung, denn die drei Musiker gaben sich nicht mit<br />

der klassischen Literatur für Streichtrio zufrieden, sondern versuchten<br />

ihre Zeitgenossen davon zu überzeugen, für ihre spezielle Besetzung<br />

zu komponieren. Die Pasquier-Brüder waren es auch, die<br />

Albert Roussel um ein neues Werk für Streichtrio baten.<br />

Roussels Trio a-Moll op. 58 entstand 1937, es ist sein letztes vollendetes<br />

Werk und in gewisser Weise auch eine Quintessenz seines<br />

gesamten Schaffens. Wie in vielen seiner späten Werke orientierte<br />

er sich auch im Trio an klassischen Modellen. Der erste Satz ist in<br />

Sonatensatzform gehalten, wobei die Themen jedoch nicht kontrastierend<br />

angelegt sind. Die Durchführung wird von einem Fortspinnungsmotiv<br />

des ersten Gedankens beherrscht, bevor Roussel in der Reprise<br />

die Themen vertauscht. Auch im zweiten Satz zeigen die Themen<br />

eine ausgeprägte Verwandtschaft, mit chromatisch an- und absteigenden<br />

Figuren von Viola und Violoncello im Mittelteil. Der Finalsatz<br />

ist eine stilisierte Gigue und knüpft damit an Traditionen des<br />

18. Jahrhunderts an. Doch anders als bei Igor Strawinsky, dessen<br />

neoklassizistische Werke bewusst auf emotionale Distanz zu den<br />

Vorbildern gehen, bleibt Roussel in seinem Finale stets expressiv,<br />

ohne ins Pathetische zu verfallen.<br />

Alfred Schnittke: Streichtrio (1985)<br />

Alfred Schnittke war ein außerordentlich fleißiger Arbeiter. Wenige<br />

Komponisten haben ein so weit gespanntes und vielseitiges Œuvre<br />

geschaffen wie er. Da verblüfft es fast, dass nur ein einziges Streichtrio<br />

aus seiner Feder vorliegt. Schnittke komponierte es 1985 als Auftragswerk<br />

der Alban Berg-Stiftung zur Feier des 100. Geburtstags<br />

ihres Namenspatrons. Konkrete Bezüge zum Schaffen Alban Bergs<br />

sucht man in diesem Werk allerdings vergeblich. Lediglich das g-Moll<br />

des Anfangs oder die Ganztonleitern der Schlusstakte zeigen eine<br />

vage Verwandtschaft mit Bergs spätem Violinkonzert.<br />

Das Trio ist streng motivisch gearbeitet und entwickelt sich nahezu<br />

vollständig aus nur zwei Keimzellen. Da ist zum einen die schlichte<br />

Melodik der Violine im ersten Takt, die mit ihrem punktierten Auftakt<br />

an einen gemächlichen Ländler erinnert. Das zweite Motiv, das<br />

thematische Bedeutung erlangt, ist ein vierstimmiger Akkord, der<br />

kurz darauf im zweiten Takt folgt. Fast der gesamte erste Satz bleibt<br />

dem Dreivierteltakt treu, der aber bis an die Grenzen der metrischen<br />

Ordnung immer wieder von instabil rhythmisierten Fortbewegungen<br />

überlagert wird. Auch der zweite Satz, ein Adagio, behält das Ländler-Motiv<br />

bei, ersetzt jedoch den Dreiviertel- durch einen Viervierteltakt.<br />

Allerdings kommt es auch hier immer wieder zu Störungen<br />

des Metrums, sei es, dass der gleichmäßige Puls ins Stocken gerät,<br />

sei es, dass Dreiklangskonstruktionen immer wieder in scharfe Dissonanzen<br />

münden. Nach einem letzten energetischen Schub erklingt<br />

noch einmal die Ländlerweise, jetzt wieder im Dreivierteltakt. Zuletzt<br />

verstummt die Musik. Der letzte Takt steht zwischen Wiederholungszeichen,<br />

die wohl ein unendliches Weiterklingen suggerieren<br />

sollen.


Franz Schubert<br />

Mitwirkende<br />

Mitwirkende | Vorschau<br />

Franz Schubert: Streichtrio B-Dur D 581 (1817)<br />

Nach dem Streichtriosatz D 471 vom Herbst 1816 – eigentlich<br />

handelt es sich um das Fragment eines Streichtrios, das im zwei -<br />

ten Satz unvermittelt abbricht – komponierte Franz Schubert im<br />

darauffolgenden Jahr ein weiteres, viersätziges Streichtrio, das<br />

allerdings nur selten zu hören ist. Denn es lässt sich aufgrund<br />

seiner seltsamen stilistischen Haltung nur mit Mühe in das gän -<br />

gige Schubert-Bild einfügen. Viele Abschnitte wirken wie Versatzstücke<br />

aus unterschiedlichen musikalischen Traditionslinien. Vor<br />

allem der divertimentohafte Charakter erinnert an Serenaden<br />

Joseph Haydns oder des frühen Mozart und bildet einen starken<br />

Kontrast zu Episoden, die an die Gattung des „Trio brillante“<br />

mit einer Vielzahl virtuoser Spielfiguren anknüpfen.<br />

Zwischen diesen Polen bewegt sich das Geschehen bereits im<br />

Kopfsatz; er zeichnet sich durch eine kleingliedrige Motivik aus,<br />

die im Violinpart häufig virtuose Züge annimmt. Das Andante besticht<br />

im Mittelteil durch ein Satzbild, das zwischen kanonisch<br />

geführten Oberstimmen und einer ostinaten Drehbewegung des<br />

Violoncello aufgefächert ist. Die latenten Walzeranklänge des<br />

leicht schwebenden Menuetts harmonieren bestens mit dem singenden<br />

Bratschensolo im Trio. Im brillanten Finale beteiligen sich<br />

bei den Rückleitungen zum Rondo-Thema auch die unteren Stimmen<br />

am ausgelassenen Spiel. - Für ein Hauskonzert bei Ignaz von<br />

Sonnleithner hat Schubert sein Streichtrio im Herbst 1817 nochmal<br />

gründlich überarbeitet und dabei die kleingliedrige Motivik zu größeren<br />

Bögen zusammengefasst, wodurch das Werk an Eleganz<br />

und Klangfülle gewonnen hat.<br />

Mitwirkende<br />

Helena Madoka Berg, Violine<br />

Die in Berlin geborene Geigerin erhielt ihre Ausbildung am Julius-<br />

Stern-Institut der Berliner Universität der Künste bei Tomasz Tomaszewski,<br />

an der Juilliard School New York bei Robert Mann und an<br />

der Hochschule für Musik Berlin „Hanns Eisler“ bei Antje Weithaas.<br />

Helena Madoka Berg erhielt zahlreiche Auszeichnungen, so u. a.<br />

erste Preise beim Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“, den 1. Preis<br />

sowie den Publikumspreis beim Jakob-Stainer-Wettbewerb 2001<br />

und den Förderpreis der Stiftung „Villa Musica“ 2009. Helena Madoka<br />

Berg war Mitglied des „Jeunesses Musicales“-Weltorchesters und<br />

Konzertmeisterin des Landesjugendorchesters Berlin, unter Philippe<br />

Jordan nahm sie an der Südamerika-Tournee des Gustav Mahler-<br />

Jugendorchesters teil. Ab 2009 war Helena Madoka Berg Stipendiatin<br />

der Orchesterakademie der Berliner <strong>Philharmoniker</strong>, im September<br />

2010 wurde sie Mitglied der 1. Violinen bei den Münchner<br />

<strong>Philharmoniker</strong>n.<br />

Burkhard Sigl, Viola<br />

Burkhard Sigl stammt aus einer Musikerfamilie und begann bereits<br />

im Alter von fünf Jahren Violine zu spielen. Sein späteres<br />

Viola-Studium schloss er an der Salzburger Universität „Mozarteum“<br />

ab, wo er anschließend einen Lehrauftrag erhielt. Zahlreiche<br />

Meisterkurse, u. a. bei Tabea Zimmermann, Kim Kashkashian, Yuri<br />

Bashmet und Sándor Végh, sowie Kammermusikkurse bei Nikolaus<br />

Harnoncourt, György Kurtág und Mitgliedern des Amadeus-,<br />

LaSalle- und Hagen-Quartetts ergänzten Burkhard Sigls Werdegang.<br />

Unter den Ensembles, in denen er mitwirkte, sind hervorzuheben<br />

das Stradivari-Sextett, das Sigl-Trio, das Stadler-Quartett,<br />

das sich insbesondere mit zeitgenössischer Musik auseinandersetzt,<br />

und das im Jahr 2000 in Hamburg gegründete Giovanni-<br />

Quartett. Als Solist trat Burkhard Sigl mit namhaften Orchestern<br />

in Deutschland, Österreich und Japan auf. 1998 nahm er eine Stelle<br />

beim Philharmonischen Staatsorchester Hamburg an, 2001 wechselte<br />

er zu den Münchner <strong>Philharmoniker</strong>n, wo er seit Juni 2004<br />

als stellvertretender Solobratscher wirkt. Burkhard Sigl ist Mitglied<br />

des Tertis Viola Ensembles.<br />

Manuel von der Nahmer, Violoncello<br />

Der aus Wuppertal stammende Musiker erhielt im Alter von neun<br />

Jahren seinen ersten Cellounterricht. Nachdem er drei erste Bundespreise<br />

beim Wettbewerb „Jugend musiziert“ und den 1. Preis<br />

beim Internationalen Kammermusikwettbewerb „Charles Hennen“<br />

in den Niederlanden erhalten hatte, begann Manuel von der Nahmer<br />

im Jahr 1990 sein Studium bei Wolfgang Boettcher in Berlin,<br />

das er 1998 mit dem Konzertexamen abschloss. Stipendien der Jürgen<br />

Ponto-Stiftung, der Studienstiftung des deutschen Volkes sowie des<br />

Deutschen Akademischen Austauschdienstes führten ihn in den Jahren<br />

1994/95 zu Aldo Parisot an die Yale School of Music, USA. Seither<br />

tritt Manuel von der Nahmer als Solist mit zahlreichen Orchestern<br />

in Europa und den USA auf. Seit 1997 ist er Mitglied der Cellogruppe<br />

der Münchner <strong>Philharmoniker</strong>.<br />

4. Kammerkonzert | Sonntag, 9. Juni 2013, 11 Uhr (Nachholtermin)<br />

„Drumpet“<br />

Musik für Trompete und Schlagzeug<br />

Werke von Michio Kitazume, Erwin Chandler, Stanley Friedman,<br />

Pierre-Yves Level, John Cage, Maurice Ravel und Daniel Schnyder<br />

Guido Segers, Trompete<br />

Sebastian Förschl, Schlagzeug<br />

Jörg Hannabach, Schlagzeug<br />

Impressum<br />

Herausgeber: Münchner <strong>Philharmoniker</strong>, Kellerstr. 4, 81667 München | Lektorat:<br />

Stephan Kohler | Gestaltung: dm druckmedien, München | Druck: Color-Gruppe,<br />

München, Geretsrieder Str. 10, 81379 München | Gedruckt auf holzfreiem und<br />

FSC-Mix zertifi ziertem Papier der Sorte LuxoArt Samt<br />

Mit freundlicher Unterstützung der<br />

Münchner Künstlerhaus-Stiftung

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!