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Salze 2 - Denkmalpflege TU-Wien

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Hydratsalze<br />

Bei vielen <strong>Salze</strong>n können H 2<br />

O-Moleküle eingebaut werden – Kristallwasser (vgl. Löslichkeitstabelle)<br />

Als Kristallwasser bezeichnet man Wassermoleküle, die sich in kristallinen Verbindungen an präzise<br />

festgelegten Plätzen befinden. Sie können nicht ausgetrieben werden, ohne dass die Kristallstruktur<br />

zerfällt.<br />

+H 2<br />

O<br />

200 °C<br />

-H 2<br />

O<br />

Anhydrit CaSO 4<br />

Molvolumen: 46 cm 3 /mol<br />

Gips CaSO 4·2H 2<br />

O<br />

Molvolumen: 74 cm 3 /mol<br />

Die Anzahl der Wassermoleküle in einem Hydratsalz ist nicht<br />

beliebig, sondern stöchiometrischen Regeln unterworfen.<br />

CaSO 4·2H 2<br />

O CaSO 4·½H 2<br />

O CaSO 4<br />

CaO·CaSO 4<br />

Dihydrat<br />

Halbhydrat<br />

Hemihydrat<br />

Bassanit<br />

Anhydrit<br />

Hydratsalze bilden sich wenn ....<br />

• die Temperatur sinkt, oder<br />

• die Luftfeuchtigkeit steigt<br />

Hydratbildung durch<br />

Erhöhung von rF<br />

Die Aufnahme von Kristallwasser ist in<br />

jedem Fall immer mit einer Erhöhung<br />

des Molvolumens und dem Risiko einer<br />

Druckentwicklung verbunden – das<br />

Kreuzen der Gleichgewichtslinie sollte<br />

daher vermieden werden.<br />

Hydratbildung<br />

durch<br />

Erniedrigung<br />

von T<br />

Für jedes Salz gelten eigene Bedingungen<br />

Salz<br />

niedrige Umwandlung<br />

bei ... Hydratstufe ausdehnung<br />

höhere Volums-<br />

Hydratstufe<br />

Natriumsulfat Na 2SO 4 32 °C Na 2SO 4⋅10H 2O 4,2 x<br />

Natriumkarbonat<br />

Na 2CO 3⋅1H 2O 35 °C Na 2CO 3⋅10H 2O 3,4 x<br />

Magnesiumsulfat<br />

MgSO 4⋅1H 2O 48 °C MgSO 4⋅6H 2O 2,9 x<br />

Ca-sulfat CaSO 4⋅ 1 / 2H 2O 40-110 °C CaSO 4⋅2H 2O 1,4 x<br />

22


Herkunft und Häufigkeit von Schadsalzen<br />

Ca<br />

Mg<br />

K<br />

Na<br />

alle Bodenarten;<br />

Bestandteile<br />

des Baustoffs;<br />

Zementergänzungen<br />

Aufsteigende Bodenfeuchte<br />

Atmosphärische Einflüsse<br />

Sulfate Nitrate Chloride Karbonate Sulfate Nitrate Chloride Karbonate<br />

landwirtschaftlich<br />

genutzte<br />

Kalksinter<br />

sek. als<br />

Sekundär als<br />

Kalksinter nur<br />

Böden, Friedhöfe,<br />

Jauche,<br />

ker Feuchte-<br />

nur bei star-<br />

in Zonen starker<br />

Durchfeuchtung<br />

Sanitäranlagen<br />

belastung<br />

sehr häufig;<br />

oft aus dolomitischen<br />

Mörteln<br />

häufig; oft als<br />

Reaktionsprodukt<br />

aus<br />

alkalischen<br />

Stoffen<br />

als Ausblühungssalz<br />

selten<br />

nachgewiesen<br />

(hygroskopisch)<br />

häufigst ausbl.<br />

Nitrat; typ. für<br />

Landwirtschaft;<br />

aus alkalischen<br />

Stoffen<br />

häufig; oft als Reaktionsprodukt<br />

aus alkalischen Stoffen<br />

als<br />

Ausblühungssalze<br />

selten<br />

nachgewiesen<br />

(hygroskopisch)<br />

(Sorelzement)<br />

rel. häufig; als<br />

Reaktionsprodukt<br />

aus alkalischen<br />

Stoffen<br />

Streusalz,<br />

ehem.<br />

Salzdepots<br />

aus dolom Mörteln,<br />

oft als Reaktionsprodukt<br />

a. alkal. Stoffen<br />

Aus wässrigen<br />

Anteilen<br />

alkalischer<br />

Stoffe bei<br />

Fehlen anderer<br />

reaktionsfähiger<br />

<strong>Salze</strong><br />

Reaktionsprodukt<br />

aus<br />

SO 2 mit<br />

CaCO 3 bzw.<br />

Dolomit des<br />

Baustoffs<br />

Reaktionsprodukt<br />

aus<br />

SO 2 mit<br />

alkalischen<br />

Stoffen<br />

kaum nachgewiesen,<br />

jedoch<br />

mögliche<br />

Bildung aus<br />

Reaktion<br />

mit NO x<br />

bzw. aus<br />

Taubenkot<br />

und<br />

bakterienaktivität<br />

kaum<br />

nachgewiesen<br />

(sehr<br />

löslich<br />

und<br />

hygroskopisch)<br />

spezifische<br />

Industrieemittenten,<br />

Meerwass<br />

erspray<br />

kaum nachgewiesen<br />

durch SO 2 -<br />

Einfluss zu<br />

Sulfaten<br />

umgewandelt<br />

Spezialfall: Salzbildungen durch Einwirkung alkalischer Baustoffe<br />

+ CO<br />

K 2 CO 3 ←⎯⎯ 2<br />

+ SO<br />

K 2 SO 4 ←⎯⎯<br />

KOH<br />

2<br />

Zement<br />

+ CO<br />

Na 2 CO 3 ←⎯⎯ 2<br />

Wasserglas<br />

NaOH<br />

+ SO<br />

Na 2 SO 4 ←⎯⎯ 2<br />

CaSO 4<br />

(Zementschleier)<br />

+ CO 2<br />

⎯⎯→ CaCO 3<br />

Ca(OH) 2<br />

+ SO<br />

⎯⎯→ 2<br />

CaSO 4<br />

häufige Neubildungen von <strong>Salze</strong>n durch Reaktionen zwischen Salzlösungen<br />

Reaktionsprinzip: leichtlöslich + leichtlöslich = schwerer löslich<br />

Na 2 CO 3 + MgSO 4 ⎯⎯→ Na 2 SO 4 + MgCO 3<br />

aus alkal.<br />

Baustoff<br />

„altes“ Salz<br />

Thenardit,<br />

Mirabilit<br />

Nesquehonit<br />

Lansfordit<br />

Hydromagnesit<br />

unterschiedl. Hydratstufen<br />

L=0,005 mol/l)<br />

23


Carbonatische Salzausblühungen, Flak-Turm, Arenbergpark, <strong>Wien</strong> 3, Sommer 2008<br />

C 3<br />

S: 2(3CaO·SiO 2<br />

) + 6H 2<br />

O → 3CaO·2SiO 2·3H 2<br />

O + 3Ca(OH) 2<br />

- schnell<br />

C 2<br />

S: 2(2CaO·SiO 2<br />

) + 4H 2<br />

O → 3CaO·2SiO 2·3H 2<br />

O + Ca(OH) 2<br />

- langsam<br />

Ca(OH) 2<br />

+ CO 2<br />

→ CaCO 3<br />

+ H 2<br />

O<br />

1) Salzart<br />

2) Salzmenge (Faustregel: > 1% für Putz schädlich)<br />

3) Ursache<br />

4) Voraussage über Schadenspotential<br />

5) Setzen von Maßnahmen<br />

Salzanalysen<br />

Probenahme:<br />

a) direkt<br />

b) Kompressenanalyse<br />

Das Schadenspotential ist nicht nur von der Art und Menge sondern auch von der Art<br />

des geschädigten Materials abhängig.<br />

24


Analysenmethoden<br />

• Mikroskopie<br />

Foto: J. Weber<br />

• Rasterelektronenmikroskopie<br />

• qualitative Salzanalyse (Teststreifchen)<br />

• quantitative Salzanalyse im Labor (Naßchemie oder Ionenchromatographie)<br />

Entsalzungsmethoden für Steindenkmäler<br />

a)<br />

a)<br />

Wasserbad<br />

Wasserbad<br />

(mit/ohne<br />

(mit/ohne<br />

Strom),<br />

Strom),<br />

Achtung<br />

Achtung<br />

vor<br />

vor<br />

Schäden<br />

Schäden<br />

durch<br />

durch<br />

Materialverlust!<br />

Materialverlust!<br />

b)<br />

b)<br />

Entsalzung<br />

Entsalzung<br />

unter<br />

unter<br />

Vakuum<br />

Vakuum<br />

(Aufwand!,<br />

(Aufwand!,<br />

Gefahr<br />

Gefahr<br />

bei<br />

bei<br />

Fassungen,<br />

Fassungen,<br />

und<br />

und<br />

Rissen)<br />

Rissen)<br />

c)<br />

c)<br />

Kompressen<br />

Kompressen<br />

d)<br />

d)<br />

(Elektrochemische<br />

(Elektrochemische<br />

Verfahren:<br />

Verfahren:<br />

Strom<br />

Strom<br />

an<br />

an<br />

Kompressen<br />

Kompressen<br />

anlegen,<br />

anlegen,<br />

Elektrolyse<br />

Elektrolyse<br />

im<br />

im<br />

Wasserbad)<br />

Wasserbad)<br />

e)<br />

e)<br />

Salzumwandlung<br />

Salzumwandlung<br />

(Ammoniumcarbonat,<br />

(Ammoniumcarbonat,<br />

Bariumhydroxid,<br />

Bariumhydroxid,<br />

s.<br />

s.<br />

später)<br />

später)<br />

Entsalzungsverfahren nur in Kombination mit Eliminierung der Salz- bzw. Feuchtigkeitsquelle sinnvoll.<br />

Entsalzungsverfahren grundsätzlich nur bei leichtlöslichen <strong>Salze</strong>n sinnvoll.<br />

(zu schwerlöslichen <strong>Salze</strong>n s. später)<br />

a) Dauernasse Kompressen:<br />

Prinzip der Diffusion (gleichmäßige Salzverteilung zw. Stein und Kompresse)<br />

Nachteil: Feuchtigkeit (Nachfeuchten) treibt <strong>Salze</strong> auch wieder zurück in den Stein<br />

Nur bei durchfeuchteten Steinen oder bei Objekten mit eingeschränkter Trocknungsmöglichkeit<br />

b) Trocknende Kompressen:<br />

25


Voraussetzungen für die Anwendung von Entsalzungsmaßnahmen<br />

• Nicht alle Oberflächenveränderungen sind auf Schadsalze zurückzuführen.<br />

• Fachmann (Restaurator, Steinmetz, Naturwissenschafter) hinzuziehen.<br />

(flankierende Maßnahmen, mitunter ist das Salz im Stein „Teil des Bindemittels“)<br />

• Aufgrund der unterschiedlichen Natur der Salzsysteme sollten vorbereitende<br />

und begleitende chemische Salzanalysen obligatorisch sein.<br />

Anionen<br />

Belastung in M% bezogen auf den Stein bzw. Mauerwerk<br />

Chloride<br />

< 0,03<br />

0,03 – 0,1<br />

> 0,1<br />

Nitrate<br />

< 0,05<br />

0,05 – 0,15<br />

> 0,15<br />

Sulfate<br />

< 1<br />

0,1 – 0,25<br />

> 0,25<br />

Keine Maßnahmen<br />

Maßnahmen im Einzelfall<br />

Maßnahmen empfohlen<br />

Bewertung der Gefährdung durch unterschiedliche Konzentration von Anionen aus Bauschädlichen<br />

<strong>Salze</strong>n [ nach ÖNORM 3355-1 vom 1.1.1995]<br />

WTA-Merkblatt<br />

E-3-13-01/D: Zerstörungsfreies Entsalzen von Naturstein und anderen porösen Baustoffen mittels Kompressen<br />

A)<br />

Entsalzung im Wasserbad<br />

H 2<br />

O/ H 2<br />

O dest.<br />

B)<br />

Mit periodischem/kontinuierlichem Frischwasserzulauf<br />

C)<br />

Unterdruckentsalzung mit Vakuum<br />

starke Belastung für porösen Stein/Mauerwerk<br />

26


<strong>Salze</strong>xtraktion mit trocknenden Kompressen<br />

Vorzustand<br />

<strong>Salze</strong> im Oberflächenbereich<br />

angereichert, nach Innen<br />

zunehmender Feuchtegehalt<br />

nach Kompressenabnahme:<br />

reduzierter Salzgehalt<br />

Auftragen einer feuchten<br />

Kompresse<br />

zunehmende Trocknung:<br />

Abreißen der kapillaren<br />

Verbindung<br />

Kapillare Feuchtemigration<br />

aus der Kompresse in den<br />

Baustoff; <strong>Salze</strong> gehen in<br />

Lösung<br />

Trocknung in Richtung<br />

Raum, kapillare<br />

Lösungsmigration in die<br />

Kompresse<br />

•Funktioniert nur für leichtlösliche <strong>Salze</strong> (sinnlos bei Gips)<br />

•Kompressen sollen nicht zu schnell trocknen (1 - 2 Wochen möglich, abdecken)<br />

•Hohe Schichtdicke (1 cm)<br />

Eine Wiederbefeuchtung bei versehentlich ausgetrockneten oder abgelösten Kompressen ist<br />

zu vermeiden. Gefahr der Salzrückwanderung!<br />

Mögliches Risiko bei der Kompressenextraktion gemischter Salzsysteme<br />

1. Gips, gelöst in<br />

hygroskopischem<br />

Salzgemisch<br />

2. Extraktion der<br />

leicht löslichen <strong>Salze</strong><br />

3. Trocknung und<br />

Kristallisation von Gips<br />

an der Oberfläche<br />

AC-kompresse oder<br />

Ionenaustauscher zur<br />

Entfernung von<br />

Gipsschleiern<br />

Mg-salze werden oft erst bei der 2. oder 3. Kompresse<br />

erfasst (verstopfen Poren)<br />

27


Kompressenmaterialien - Übersicht<br />

Zellulose<br />

Bentonit<br />

Sepiolith<br />

Hydrotalkit<br />

Zeolith A<br />

Allophan<br />

Kaolin<br />

Tone<br />

Material<br />

Zeitungspapier,<br />

Holzfasern etc.<br />

Diffusion in freies Wasser, pH neutral, (Schimmelbildung?)<br />

Diffusion in freies Wasser,<br />

Gefahr des Einschleppens von Bleichstoffen, Farbstoffen etc.<br />

kapillares Saugen, interkristalline Bindung<br />

Sehr hart, Gefahr von weißen Rückständen<br />

kapillares Saugen<br />

Wirkungsweise<br />

Adsorption an der Mineraloberfläche<br />

kapillares Saugen, Adsorption, jedoch Gefahr des<br />

Abdichtens/Verstopfens durch Quellung, sehr hart, löslicher Anteil<br />

unkalkulierbar<br />

+ entsprechende Mischungen<br />

Kompressenmaterialien - Übersicht<br />

Abzuraten sind nach WTA E-3-13E<br />

13-01/D:<br />

• Komponenten, die den Stofftransport behindern:<br />

(hydrophobierende Stoffe, Quellstoffe wie Agar-Agar, Gelatine, Methylcellulose)<br />

• Stoffe, die wasserlösliche Stoffe (zB andere <strong>Salze</strong>) enthalten oder erzeugen<br />

• Mineralische Bindemittel wie Gips, Kalk oder Zement<br />

• Substanzen, die oberflächenaktive Substanzen enthalten<br />

28


Kompressenmaterialien - Übersicht<br />

Zellulose:<br />

CH 2 OH<br />

O<br />

OH<br />

OH<br />

O<br />

CH 2 OH<br />

O<br />

O<br />

CH 2 OH<br />

O<br />

OH<br />

OH<br />

1 4 1 4 1 4<br />

OH<br />

OH<br />

O<br />

CH 2 OH<br />

O<br />

OH<br />

OH<br />

Cellulose, beta(1,4)- verknüpfte Glucoseeinheiten, unverzweigt<br />

Vergleich von Entsalzungsmethoden*<br />

!<br />

Wasserbad ohne Wechsel<br />

Wasserbad mit Wechsel<br />

Kompresse<br />

Kompresse + Strom<br />

*B. Legrum: Untersuchung von Entsalzungsverfahren an Steindenkmälern,<br />

Arbeitsblätter für Restauratoren 1993 (www.baufachinformation.de)<br />

29


Kompressenmaterialien - Orientierungshilfe<br />

Zellstofffasern*<br />

Tone (Bentonit, Zellstoff* + Ton + Sand**<br />

Attapulgit, Kaolin) (+ Perlit/Glas)<br />

Wasserkapazität +++ ++ ++<br />

Wasserabgabevermögen ++ + ++<br />

+ bzw.<br />

Ionenaustauschkapazität<br />

- ++ (Bentonit,<br />

(Osmose)<br />

Zeolith)<br />

+<br />

Kapillarzug im trocknenden<br />

Zustand<br />

+ +++ ++<br />

Trockenschwund ++ ++ -<br />

Haftung - ++ +<br />

Salzspeicherkapazität +/-<br />

+ bzw.<br />

++ (kalzin.Tone)<br />

++<br />

* Für Entsalzungskompressen bewähren sich Zellstoffe mit längeren Fasern besser (z.B. Arbocel 1000<br />

mit ca. 0,7 mm Faserlänge, verbessertes Wasserrückhaltevermögen)<br />

** am besten 0,5 - 1 mm Korngröße<br />

Kompressenputze<br />

(nicht genormte) Opferputze, die auf feuchte- und salzbelastetes Mauerwerk mit geringer<br />

Festigkeit abgestimmt sind, kapillaraktiv bei einer hohen Gesamtporosität (30 – 60 Vol%)<br />

und Wasserdampfpermeabilität (µ < 10) sein sollen. Mindestschichtdicke 2,5 cm<br />

Geeignet sind stark gemagerte Kalkputze (evtl. Kalkspatzenmörtel) mit passender<br />

Sieblinie des Zuschlags (weniger Feinstkorn) - möglich ist auch eine Zugabe von porigen<br />

Zuschlägen (zB Blähton)<br />

Entscheidend für die Wirksamkeit sind weiters:<br />

• Gute Haftung auf dem Untergrund, ohne Sinterhaut<br />

• Ausreichend dauerfeuchtes Mauerwerk, das Kapillartransport in den Putz ermöglicht<br />

Im Unterschied zu normalen Kompressen ist die Wirkung des Kompressenputzes eine<br />

langfristige.<br />

30


Voruntersuchungen bei der Planung von Entsalzungsmaßnahmen<br />

• Identifizierung (Kartierung der belasteten Stellen)<br />

zB Doppler<br />

Vibrometrie zum<br />

Nachweis von<br />

Hohlstellen<br />

• Analyse von Salzgehalt (Chemisches Labor)<br />

• Analyse von Feuchtigkeitsgehalt<br />

Protimeter<br />

• Untersuchung der Wand in Hinblick auf Wahl einer Entsalzungsmethode<br />

(Probekompressen)<br />

Karstensches Prüfröhrchen<br />

Vergipsung<br />

CaCO 3<br />

+ SO 3<br />

+ 2H 2<br />

O CaSO 4·2H 2<br />

O + CO 2<br />

Warum ist die Vergipsung an Außenwänden immer stärker?<br />

Grundsätzlich ist SO 2<br />

/SO 3<br />

Konzentration in Innen- und Außenräumen gleich hoch, nur außen ist die<br />

rH höher, d.h. die Reaktion wird beschleunigt.<br />

Das Ausmaß der Vergipsung/Salzbelastung ist nur durch Laboranalysen feststellbar.<br />

Danach richtet sich die Einwirkdauer von Entsalzungs- bzw. Umwandlungsmaßnahmen.<br />

31


Gipsumwandlung<br />

a) Gipslösung- bzw. umwandlung durch Ammoniumcarbonat (NH 4<br />

) 2<br />

CO 3<br />

(NH 4<br />

) 2<br />

CO 3<br />

+ CaSO 4 . 2H 2<br />

O → (NH 4<br />

) 2<br />

SO 4<br />

+ CaCO 3<br />

+ 2H 2 O<br />

Ammoniumcarbonat<br />

(AC)<br />

ges. Lsg<br />

(L = 320 g/l)<br />

Gips<br />

kristallin<br />

(L = 2 g/l)<br />

Ammoniumsulfat<br />

(L > 750 g/l)<br />

Prinzip: schwerlösliches Salz (Gips) wird in ein leichtlösliches Salz umgewandelt um dieses dann zu extrahieren.<br />

Das Reaktionsprodukt – Ammoniumsulfat kann an der Oberfläche Weißschleier bilden und sollte anschließend mit<br />

wässrigen Kompressen extrahiert werden.<br />

Gipsumwandlung<br />

b) Gipslösung- bzw. umwandlung durch Ammoniumoxalat (NH 4<br />

) 2<br />

C 2 O 4<br />

(NH 4<br />

) 2<br />

C 2 O 4<br />

+ CaSO 4.<br />

2H 2<br />

O → (NH 4<br />

) 2<br />

SO 4<br />

+ CaC 2 O 4·H 2 O<br />

Calziumoxalat ist widerstandsfähiger gegenüber saurem Regen als Kalk und Gips.<br />

Allerdings kann auch Kalk in Oxalat umgewandelt werden:<br />

(NH 4<br />

) 2<br />

C 2 O 4<br />

+ CaCO 3 → CaC 2 O 4·H 2 O + 2NH 3 + CO 2<br />

32


Salzstabilisierungsverfahren<br />

Umgekehrtes Prinzip der Ammoncarbonatmethode.<br />

Stark umstrittene Methoden (Umweltbelastung, baumaterialfremde Stoffe).<br />

Die Salzstabilisierung ist eine intensiv diskutierte und umstrittene Methode, da zusätzlich beträchtliche Mengen<br />

leichtlöslicher <strong>Salze</strong> in den Stein eingebracht werden.<br />

Bei diesem Verfahren sollen leichtlösliche <strong>Salze</strong> in schwerlösliche überführt werden:<br />

Bspe:<br />

CaSO 4<br />

+ PbSiF 6<br />

→ PbSO 4<br />

+ CaSiF 6<br />

Na 2<br />

SO 4<br />

+ PbSiF 6<br />

→ PbSO 4<br />

+ Na 2<br />

SiF 6<br />

CaSO 4<br />

+ Ba(OH) 2<br />

→ BaSO 4<br />

+ Ca(OH) 2<br />

Na 2<br />

SO 4<br />

+ Ba(OH) 2<br />

→ BaSO 4<br />

+ 2 NaOH<br />

2NaCl + PbSiF 6<br />

→ PbCl 2<br />

+ Na 2<br />

SiF 6<br />

Für Nitrate gibt es kein Stabilisierungsverfahren, da es keine schwer löslichen Nitrate gibt.<br />

Vorteile von Ba(OH) 2<br />

:<br />

1) kann auch im ÜS arbeiten weil:<br />

Ba(OH) 2<br />

+ CO 2<br />

BaCO 3<br />

+ H 2<br />

O<br />

(schwer löslich)<br />

2) Entfernung von Ammonsulfat nach Kompressenbehandlung:<br />

Ba(OH) 2<br />

+ (NH 4<br />

) 2<br />

SO 4<br />

BaSO 4<br />

+ 2NH 3<br />

+ 2H 2<br />

O<br />

Bariumhydroxid mit vorangehender Ammoniumkarbonatbehandlung zur Erhöhung der<br />

Reaktionsfähigkeit von Gips<br />

Gips: festigende und<br />

sprengende Wirkung<br />

AC-Kompresse:<br />

Ammoniumsulfat<br />

neutrale Wasserkompresse:<br />

teilweise<br />

Extraktion von<br />

Ammoniumsulfat<br />

restliches Ba(OH) 2 :<br />

Bariumkarbonat<br />

Ba(OH) 2 -Kompresse:<br />

Bariumsulfat<br />

Graphik verändert nach:<br />

Matteini & Moles, 1984<br />

33


Bariumhydroxid ohne vorhergehende AC-Behandlung<br />

(manchmal zur Vorfestigung verwendet)<br />

Vorwiegend Ba-karbonat<br />

Gips<br />

Entsalzungs- bzw. Entfeuchtungsmethoden<br />

Bauliche Maßnahmen<br />

Lüftung<br />

Drainagegräben<br />

Dichtungen<br />

…<br />

<strong>Wien</strong> 1, Michaelerkirche, Gruft, April 2007<br />

Gurk, Ktn, Dom, 2005<br />

34


1) Vertikale Dichtungen<br />

Entsalzungs- bzw. Entfeuchtungsmethoden<br />

Außen anbringen, Feuchtigkeit des Innenraumes muss abgeführt werden<br />

2) Horizontale Dichtungen<br />

a) Durchschneiden (Kunststofffolie, bitumenbeschichtete Alufolie, Edelstahlbleche, …)<br />

b) Einschlagen von Edelstahlblech<br />

c) Unterfangverfahren (Unterpressen mit Beton)<br />

d) Injektagen (Zemente, Acrylate, Epoxide, PU, Siloxane, heisse Paraffine…)<br />

3) Elektrophysikalische u. elektrokinetische Verfahren (Osmose) (Wirkung „umstritten“)<br />

a) Passive Verfahren (Potentialdifferenz zw. 2 Metallen oder Mauer und Grund)<br />

b) Aktive Verfahren (Fremdspannung, Nachteil: Elektroden korrodieren)<br />

c) Elektrodenlose Verfahren (wirkungslos)<br />

Flankierende Maßnahmen setzen!<br />

Die Zauberkästchen<br />

• seit 1980ern<br />

• ein „geoenergetisches Kraftfeld gravomagnetischer Natur“ (????)<br />

• Prinzip: „Über einen Empfänger werden schwache magnetische Strahlungen<br />

empfangen, umgewandelt und über eine Antenne abgestrahlt, die dann der<br />

aufsteigenden Feuchte entgegenwirken. Zusätzlich fließt von oben Raumenergie ein und<br />

verstärkt das Gerät in seiner Wirkung, indem es die Stärke des abgegebenen Wirkfeldes<br />

erhöht.“<br />

• Vom Vertreiber wird auf das Prinzip der Elektroosmose verwiesen aber nicht erklärt, wie<br />

dieser Effekt mittels Funkwellen realisiert werden soll<br />

• Wirksamkeit im Versuch (<strong>TU</strong>-<strong>Wien</strong>, ETH Zürich) bisher nicht nachgewiesen.<br />

• in Deutschland in der öffentlichen Bauverwaltung nicht zugelassen<br />

• „kreative“ Werbemethoden:<br />

Literatur:<br />

www.aquapol.de<br />

www.aquapol-unzufriedene.at<br />

www.konrad-fischer-info.de<br />

www.ib-rauch.de<br />

www.ib-rauch.de/Beratung/zauberk.htm<br />

F.H. Wittmann: Über unwirksame Verfahren gegen aufsteigende Feuchtigkeit, Int. Z. f. Bauinstandsetzung, 1(4), 1995<br />

Prüfzeugnis V 79654 der Techn. Versuchs- und Forschungsanstalt der <strong>TU</strong> <strong>Wien</strong>, 11.5.1993<br />

35


Feuchtigkeit vom Boden<br />

Feuchtigkeit aus der Luft (Kondensfeuchte, hygroskopische <strong>Salze</strong>)<br />

Opferputz (Kalkputz)<br />

•<strong>Salze</strong> kristallisieren im Putz aus<br />

oder wandern bis an die OF<br />

Sperrputz (Zementputz)<br />

•Feuchtigkeit kann schlecht abgegeben<br />

werden (hoch treiben)<br />

•<strong>Salze</strong> bleiben im Grenzbereich<br />

(Salzsprenung)<br />

•Rißbildung begünstigt kapillare<br />

Wasseraufnahme<br />

Sanierputz (Zementputz mit Poren)<br />

•meist 2 schichtiger Aufbau<br />

•<strong>Salze</strong> werden im Porenraum<br />

immobilisiert (dringen nicht an OF)<br />

•Schlechte Wasserabgabe<br />

•Mit Vorsicht zu genießen / nur in<br />

Kombination mit Isolierungen<br />

36


Zementputz<br />

orig. Leimfarbe<br />

Dispersion<br />

Pfarrkirche, Langschwarza, NÖ<br />

orig. Leimfarbe<br />

Dispersion<br />

Raabs, NÖ, März 2009<br />

37


Unterschied Kalkputz - Zementputz<br />

Straße in Zagreb, April 2009<br />

38


Kupfersalze<br />

Möglichkeiten:<br />

• EDTA (Komplexon)<br />

• NH 3<br />

(Cu-tetraminkomplex)<br />

(als Kompressen),<br />

anschließend Entsalzungskompressen!!<br />

Antlerit: CuSO 4 · 2 Cu(OH) 2<br />

Atacamit: Cu 2 (OH) 3 Cl<br />

Azurit: 2 CuCO 3 · Cu(OH) 2<br />

Brochantit: 3 Cu(OH) 2 · CuSO 4<br />

Chalkopyrit: CuFeS 2<br />

Chalkosin: Cu 2 S<br />

Covellin: CuS<br />

Cuprit: Cu 2 O<br />

Grünspan: Cu(CH 3 COO) 2 · Cu(OH) 2 · 5 H 2 O<br />

Malachit: CuCO 3 · Cu(OH) 2<br />

Nantocit: CuCl<br />

Tenorit: CuO<br />

Dacherneuerung Oktober 2009 (Kupferblechdach)<br />

<strong>Wien</strong> 1, Volksgarten, Theseustempel, 2007<br />

39


<strong>Wien</strong> 1, Maria Theresien Platz,<br />

Fassadenansicht KHM, Winter 2009<br />

<strong>Wien</strong> 7, Neulerchenfelder Kirche, Dachdeckung, Nord-Turm, Sommer 2009<br />

Eisenrost<br />

Foto: Susanne Beseler, Schloßpark Schönbrunn<br />

Burgring 5, <strong>Wien</strong> 1, vor dem KHM<br />

40


Salzsprengung durch Eisenrost an Armierungen, Flak-Turm, Arenbergpark, <strong>Wien</strong> 3, Sommer 2008<br />

<strong>Wien</strong> 1, Parlament, Baustelle 2006<br />

41


Fotos: Hans Nimmrichter, BDA<br />

<strong>Wien</strong> 1, Volksgarten, Denkmal Kaiserin Elisabeth, April 2009<br />

Mikroorganismen<br />

42

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