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KAStRAtIoN VoN mäNNLIcHEN FERKELN - und Veterinär-Akademie

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S C H W E I N E P R A X I S<br />

Seit dem 25. April 2006 dürfen Ferkel ab dem achten<br />

Lebenstag nur noch mit Betäubung durch den Tierarzt<br />

kastriert werden, wobei im Anschluss an den Eingriff<br />

schmerzstillende Arzneimittel anzuwenden sind. Dies<br />

entspricht einer EU-Richtlinie, die von den Mitgliedstaaten<br />

bereits zum 1. Januar 2003 umgesetzt werden<br />

sollte (musste), aber erst 2006 im geltenden deutschen<br />

Recht aufgenommen wurde.<br />

Zur Zeit wird die Diskussion bezüglich der Ferkelkastration sehr<br />

hoch gekocht: die Schweiz will nur noch alternative Methoden<br />

zulassen <strong>und</strong> in den Niederlanden möchte man aus der betäubungslosen<br />

Kastration aussteigen (so genannte niederländische<br />

„Noordwijker Erklärung“). Die angeführten alternativen Möglichkeiten<br />

der Ferkelkastration sind in vielen Bereich noch nicht endgültig<br />

praxisreif; es bedarf noch der Klärung vieler offener Fragen.<br />

Bevor jetzt aber herkömmliche Kastrationstechniken (auch nach<br />

guter veterinärmedizinischer Praxis) per se verdammt werden,<br />

<strong>und</strong> nicht praxisreife Alternativen „in Windeseile“ gesetzlich eingefordert<br />

<strong>und</strong> vielleicht sogar verabschiedet werden, möchte ich<br />

eine modifizierte Kastrationstechnik vorstellen, die bereits schon<br />

vor einigen Jahren (u.a. auch in PIG INTERNATIONAL) von mir<br />

veröffentlicht wurde.<br />

Nachweislich zeigen Jungtiere zwar eine geringere Schmerzreaktion,<br />

aber das Schmerzempfinden von jüngeren <strong>und</strong> älteren Tieren<br />

ist gleichzusetzen. Hinterfragt werden könnte auch, warum nicht<br />

für Rinder, Schafe <strong>und</strong> Ziegen – eben anders als bei den Schweinen<br />

– auch weiterhin bis zu einem Alter von vier Wochen die Kastration<br />

ohne Betäubung möglich sein darf. Die neue Rechtslage<br />

bei der Kastration von Schweinen ergibt sich aus dem „Gesetz<br />

über die Reform Hufbeschlagrechtlicher Regelungen <strong>und</strong> zur<br />

Änderung tierschutzrechtlicher Vorschriften“.<br />

Im folgenden Artikel wird die Frühkastration der Ferkel anhand<br />

von Bildern demonstriert. Vorteil dieser Kastrationsmethode ist,<br />

dass die oft von den Landwirten „beklagten“ zu großen Finger<br />

„geeigneter“ sind, denn es entfällt die „mühselige Fummelei“<br />

dieser Manipulation. Der bestandsbetreuende Tierarzt sollte seine<br />

„Schweineklientel“ entsprechend informieren <strong>und</strong> die durch den<br />

Landwirt durchgeführte „Manipulation“ kritisch betrachten <strong>und</strong><br />

nötigenfalls Hilfestellung (Vormachen – Erklären – Nachmachen –<br />

Üben) bezüglich der praktikablen Kastrationstechnik geben.<br />

Ernst-Günther Hellwig<br />

<strong>KAStRAtIoN</strong> <strong>VoN</strong> <strong>mäNNLIcHEN</strong> <strong>FERKELN</strong><br />

Nur noch unter Narkose oder Immunokastration möglich?<br />

<strong>KAStRAtIoN</strong> – EINE uNANgENEHmE tätIgKEIt, AuF DIE<br />

JEDER gERN VERzIcHtEN WüRDE<br />

Der Ferkelerzeuger würde gerne auf die Kastration der männlichen<br />

Ferkel verzichten, aber aufgr<strong>und</strong> der momentanen Bestimmungen<br />

<strong>und</strong> Bezahlungsmodalitäten der Schlachtstätten ist<br />

ihm dies nicht möglich. Die hohen Schlachtgewichte, die von<br />

den deutschen Schlachtbetrieben gefordert werden (bis nahezu<br />

120 kg Lebendmasse), haben zur Folge, dass bei männlichen<br />

nicht kastrierten Tieren der sehr unangenehm auftretende typische<br />

Ebergeruch den Verbraucher vom Schweinefleischkonsum<br />

abhalten würde. In anderen Ländern werden geringere Schlachtgewichte<br />

favorisiert, die weitgehend die Geruchsproblematik erst<br />

gar nicht aufkommen lässt. (Nebenbei bemerkt: ein geringeres<br />

Mastendgewicht hätte auch positive Wirkungen aufgr<strong>und</strong> der<br />

stark gestiegenen Futterkosten zur Folge. Jüngere Tiere haben<br />

erheblich günstigere Futterverwertungen <strong>und</strong> würden damit die<br />

Futterkosten merklich reduzieren). Leider sieht eben die deutsche<br />

„Realität“ anders aus – Eberfleisch in dieser hohen Gewichtsklasse<br />

wäre nicht zu vermarkten.<br />

ALtERNAtIVEN zuR <strong>KAStRAtIoN</strong>: - EbERmASt? - Immu-<br />

No<strong>KAStRAtIoN</strong>? INHALAtIoNSNARKoSE?<br />

Seit 1993 ist in der EU die Ebermast möglich ( in z. B. Dänemark<br />

<strong>und</strong> England durchgeführt). Nachteilig hierbei ist aber der typische<br />

Ebergeruch, verursacht durch das in den Hoden produzierte<br />

Hormon 5 alpha-androst-16-en-3 alpha-ol <strong>und</strong> 5 alpha-androst-16en-3<br />

beta-ol (Androstenole). Erhebliche finanzielle Einbußen müssten<br />

deshalb in Deutschland aufgr<strong>und</strong> der „Beurteilungsmaske“<br />

der Schlachtereien hingenommen werden, denn die Tiere werden<br />

mit einem niedrigeren Mastendgewicht geschlachtet, damit es<br />

nicht zu den „unangenehmen Geruchsveränderungen“ kommt.<br />

Natürlich wachsen die unkastrierten männlichen Tiere besser <strong>und</strong><br />

schneller, aber die unvermeidbaren Geruchsabweichungen dürfen<br />

dem Verbraucher, zusätzlich zum schlechten Image des Schweinefleisches,<br />

nicht auch noch zugemutet werden.<br />

Alternativ kann die sogenannten Immunokastration bei männlichen<br />

Tieren diskutiert werden. Hierbei wird die Bildung von Antikörpern<br />

angeregt, die die für die Hodenreifung <strong>und</strong> Hodenfunktion<br />

verantwortlichen Hormone (LH, FSH, LHRH) inaktiviert. Die Hoden<br />

verkümmern nach der zweimaligen Injektion <strong>und</strong> können somit<br />

58 N U T Z T I E R P R A X I S A K T U E L L 2 5 | 2 0 0 8


keine Geruchsstoffe mehr produzieren. Versuche mit diesem Verfahren<br />

wurden bereits in den Niederlanden durchgeführt. Ob diese<br />

Maßnahmen der Hormonbehandlung vom Verbraucher akzeptiert<br />

werden, muss abgewartet werden.<br />

INHALAtIoNSNARKoSE (mIttELS ISoFLuRAN / co2)<br />

NEULAND, der Verein für tiergerechte <strong>und</strong> umweltschonende Nutztierhaltung,<br />

hat Inhalationsgeräte angeschafft <strong>und</strong> wendet die Isofluranmethode<br />

seit dem 01.05.2008 für die Kastration männlicher<br />

Ferkel an. Inwieweit diese Methode tiergerechter sein soll, möchte<br />

ich nicht kommentieren (erhöhter Stress, verzögerte Säugephasen,<br />

Zeitfaktor,... ): Fakt ist, dass diese Art der Kastration keine Schmerzbetäubung<br />

ist. Eine zusätzliche Schmerzbehandlung ist also nötig.<br />

Die Apparaturen sind teuer <strong>und</strong> recht arbeitsintensiv zu bedienen.<br />

Natürlich leiden die behandelten Tiere gewaltig unter Stress. Ist die<br />

Methode nur dehalb, weil alternativ, damit besser <strong>und</strong> tiergerechter?<br />

Ich wage es zu bezweifeln.<br />

<strong>KAStRAtIoN</strong>SoPtImIERuNg<br />

Wie bereits ausgeführt, erlaubt der Gesetzgeber nur noch die<br />

Kastration innerhalb der ersten Lebenswoche. Nachfolgend wird<br />

eine Kastrationsmethode erläutert, die sicher als „tiergerecht“<br />

bezeichnet werden kann, weil diese kaum „Schmerzen <strong>und</strong> Leiden“<br />

hervorrufen.<br />

Bevor jedoch Ersatzmaßnahmen der Kastration zur Diskussion<br />

stehen, sollte man das Kastrationsverfahren auf dem jeweiligen<br />

landwirtschaftlichen Betrieb überprüfen <strong>und</strong> „optimieren“. Obwohl<br />

die Kastration millionenfach durchgeführt wird, darf man natürlich<br />

nicht vergessen, dass diese Operation einen erheblichen Eingriff für<br />

das Tier bedeutet. Je früher die Kastration durchgeführt wird, umso<br />

ausgeprägter ist der kolostrale Infektionsschutz, d.h. desto geringer<br />

ist das Erkrankungsrisiko. Auch der Ferklerzeugerbetrieb mit PRRS-<br />

<strong>und</strong>/oder PMWS-Problematik muss auch hier den Hebel ansetzen,<br />

um die tierges<strong>und</strong>heitlichen Belastungen zu minimieren.<br />

Das Tierschutzgesetz in §5,1 gibt an: „An einem Wirbeltier darf<br />

ohne Betäubung ein mit Schmerzen verb<strong>und</strong>ener Eingriff nicht<br />

vorgenommen werden. Die Betäubung eines warmblütigen Wirbeltieres<br />

ist von einem Tierarzt vorzunehmen“.<br />

Jedoch wird in §5,1a die Einschränkung gemacht: „Eine Betäubung<br />

ist nicht erforderlich für das Kastrieren von unter 8 Tage<br />

alten männlichen Schweinen, sofern kein von der normalen anatomischen<br />

Beschaffenheit abweichender Bef<strong>und</strong> vorliegt“.<br />

güNStIgStER <strong>KAStRAtIoN</strong>SzEItPuNKt<br />

Bereits 1990 wurden in einer Untersuchung verschiedene Kastrationsmöglichkeiten<br />

<strong>und</strong> -zeitpunkte sowie W<strong>und</strong>behandlungen<br />

bei Ferkeln untersucht. Dabei verglich man Gewichtsentwicklung<br />

<strong>und</strong> W<strong>und</strong>heilung bei über 600 Tieren unterschiedlicher Haltungs-<br />

N U T Z T I E R P R A X I S A K T U E L L 2 5 | 2 0 0 8<br />

S C H W E I N E P R A X I S<br />

formen. Die Tiere wurden am 3., 13, 23. <strong>und</strong> 30 Tag gewogen.<br />

Im Anschluss an die Kastration wurde im 2-tägigen Abstand die<br />

W<strong>und</strong>heilung <strong>und</strong> der W<strong>und</strong>verschluss dokumentiert. Als Kastrationszeitpunkt<br />

standen die<br />

1. FRÜHKASTRATION am 3. Lebenstag, die<br />

2. MITTELSPÄTE KASTRATION am 13. Lebenstag <strong>und</strong> die<br />

3. SPÄTKASTRATION am 23. Tag<br />

nach der Geburt zur Diskussion.<br />

Deutlich wurde belegt, dass die günstigste Gewichtsentwicklung<br />

<strong>und</strong> beste W<strong>und</strong>heilung bei der Frühkastration am 3. Lebenstag<br />

erfolgt. Die frühkastrierten <strong>und</strong> die spätkastrierten Ferkel zeigten<br />

bis zum 23. Tag eine fast gleiche Gewichtsentwicklung. D.h., die<br />

Kastration am 3. Tag zeigte keinen „hemmenden“ Effekt. Am Tag<br />

30 post natum erreichten die Frühkastraten bereits knapp 450 g<br />

(fast ½ kg!!) höhere Durchschnittsgewichte als die spätkastrierten<br />

Tiere. Die W<strong>und</strong>heilung war bei den früh kastrierten Tieren 10 Tage<br />

nach dem Eingriff zu 100% abgeschlossen (W<strong>und</strong>schorf komplett<br />

abgefallen), bei den Spätkastraten erst 16 Tage nach der Durchführung.<br />

Natürlich zeigten die weiblichen Kontrolltiere eine bessere<br />

Gewichtsentwicklung als die frisch kastrierten männlichen Tiere,<br />

jedoch war diese Differenz mit den unbedeckt frühkastrierten Ferkeln<br />

am 3. Lebenstag ab dem 23. Tag nicht mehr signifikant.<br />

Bei dem Vergleich der weibliche Kontrollgruppe mit den späteren<br />

Kastrationszeitpunkten (Mittel- <strong>und</strong> Spätkastration) wurden am<br />

30. Lebenstag sehr unterschiedliche Gewichtsdifferenzen zugunsten<br />

der weiblichen Tiere (hoch signifikant) festgestellt. Auch der<br />

sogenannte W<strong>und</strong>schmerz war bei den Frühkastraten nur etwa<br />

bis eine St<strong>und</strong>e nach dem Eingriff (auffällig durch Rutschen oder<br />

Schwanzschlagen) festzustellen.<br />

Kastration immer mit W<strong>und</strong>behandlung <strong>und</strong> nachfolgender<br />

Applikation moderner Schmerzmittel (NSAID =non steroidal anti<br />

inflammatory drugs). Nach dieser durchgeführten Untersuchung<br />

wird besonders auf eine nachfolgende W<strong>und</strong>behandlung (arzneimittelrechtlich<br />

leider sehr eingeschränkt) im Anschluss an die<br />

Kastration hingewiesen. Die W<strong>und</strong>heilung erfolgte komplikationsloser<br />

<strong>und</strong> war früher abgeschossen als bei den Kontrolltieren, was<br />

auch die Praxis bestätigt.<br />

Um den W<strong>und</strong>schmerz zu minimieren, wird die Gabe von modernen<br />

Schmerzmitteln, z.B. NSAID´s empfohlen. Zusätzlich nutzt<br />

man den Effekt der entzündungshemmenden Wirkung dieser<br />

Medikamentengruppe bei diesem Eingriff.<br />

FAzIt<br />

1. Arbeitstechnisch, tierschutzgerecht <strong>und</strong> unter tierges<strong>und</strong>heitlichen<br />

Aspekten ist die Frühkastration bis zum 3. Lebenstag<br />

vorzuziehen. Eine Person kann schnell <strong>und</strong> problemlos die<br />

Maßnahme durchführen.<br />

59


S C H W E I N E P R A X I S<br />

2. Die Frühkastration in Verbindung mit der Eiseninjektion am 3. Tag,<br />

bzw. die frühere Kastration mit einer oralen Eisengabe, bedeutet<br />

ein Arbeitsgang, da die Ferkel nur einmal fixiert werden müssen.<br />

Gleichzeitig wird (an anderer Applikationsstelle <strong>und</strong> separat) ein<br />

modernes schmerz- <strong>und</strong> entzündungshemmendes Medikament<br />

(NSAID) appliziert.<br />

3. Bei der Frühkastration erfolgt eine schnellere <strong>und</strong> problemlosere<br />

W<strong>und</strong>heilung; das Allgemeinbefinden ist nicht gestört. Infektionserreger<br />

haben geringere Chancen sich zu manifestieren.<br />

4. Die Frühkastraten haben die gleiche Gewichtsentwicklung wie die<br />

bis am Tag 23 p.n. kastrierten Tiere (Spätkastration), also keine<br />

Verminderung der Zuwachsraten <strong>und</strong> Futterverwertungen, was als<br />

ein Indikator der „Tiergerechtigkeit“ zu deuten ist.<br />

5. Die jüngeren Tiere haben eine größere Schmerztoleranz. (Kaum<br />

Schmerzäußerungen)<br />

6. Die Spätkastraten „leiden“ weit mehr unter dem Eingriff (höhere<br />

Schmerzempfindlichkeit <strong>und</strong> somit geringere Futteraufnahme) Stress!<br />

Auch das Infektionsrisiko ist bedeutend wahrscheinlicher.<br />

7. Bei den Frühkastraten sind die W<strong>und</strong>schnitte sehr klein, was in der<br />

Regel eine Reduzierung von W<strong>und</strong>infektionen zur Folge hat.<br />

8. Bei der Kastration muss eine Antibiose (W<strong>und</strong>puder, W<strong>und</strong>spray)<br />

durchgeführt werden, da die W<strong>und</strong>heilung dann schneller<br />

erfolgt. Schmerzmittel der modernen Generation sind zusätzlich<br />

anzuwenden, um Schmerzen <strong>und</strong> evtl. Entzündungsreaktionen<br />

zu minimieren.<br />

RISIKEN mIt bRücHLINgEN?<br />

Als kleines Risiko der Frühkastration hat sich das Übersehen<br />

von Bruchferkeln (Hernia inguinalis et scrotalis) herausgestellt.<br />

Deshalb sollte immer Nahtmaterial mitgeführt werden, um die<br />

W<strong>und</strong>e mit einer Kammnaht zu schließen. Selbstverständlich werden<br />

erkannte Brüchlinge <strong>und</strong> Binneneber markiert (z.B. Ohrkerbe)<br />

<strong>und</strong> zu einem späteren Zeitpunkt behandelt.<br />

FRüH<strong>KAStRAtIoN</strong> Im "NoRmALEN" bEtRIEb PRAKtIKAbEL?<br />

In der Praxis ist die Frühkastration bis zum dritten Tag bereits in<br />

der Regel Standard. Dabei werden eine Vielzahl von Techniken<br />

angewandt, die mehr oder weniger praktikabel sind. Nachfolgend<br />

wird die Durchführung der Frühkastration Schritt für Schritt nach<br />

einer erprobten <strong>und</strong> praxisrelevanten Methode beschrieben. Nach<br />

einiger Übung ist die Frühkastration eine schnell durchgeführte<br />

<strong>und</strong> „tiergerechte“ <strong>und</strong> gesetzeskonforme zootechnische Routinemaßnahme<br />

ohne fremde Hilfe.<br />

1.<br />

2.<br />

3.<br />

4.<br />

Hochheben des männlichen Ferkels an den Vorderbeinen<br />

<strong>und</strong> Überprüfung auf einen Bruch<br />

Fixation des Ferkels mit der linken Hand. Der Mittelfinger<br />

liegt im Bereich des Überganges Rückenwirbel - Lendenwirbel;<br />

der Kopf zeigt nach unten (bodenwärts).<br />

linkes Hinterbein muß unter dem linken Daumen liegen<br />

Mit dem linken Daumen die Hoden leicht nach Kranial mit<br />

leichtem Zug verlagern ( in Richtung Kopf, also nach unten)<br />

S C H W E I N E P R A X<br />

5. Reinigung <strong>und</strong> Desinfektion des Operationsgebietes (z.B.<br />

Jodersatz, Wattebausch)<br />

6. Erfassen des Skalpells mit der rechten Hand (aus Desinfektionslösung)<br />

7. Das nach unten gespannte Skrotum)durch jeweils einen nach<br />

in Richtung kaudal geführten „Ritzschnitt“ mit der rückseitigen<br />

Klingenspitze durchführen (keinen „Querschnitt“ für<br />

beide Hoden)<br />

8. Bei der unbedeckten Kastration tritt der Hoden <strong>und</strong> der<br />

Nebenhoden aufgr<strong>und</strong> des vorhandenen Daumendruckes<br />

aus dem eröffneten Scheidenhautsack vor<br />

9. Erfassen der vorgelagerten Teile mit dem Daumen der rechten<br />

Hand <strong>und</strong> der Klinge des Skalpells<br />

10. Abtrennen des Samenstranges <strong>und</strong> der Gefäße mit der Klinge<br />

über dem Daumen der rechten Hand<br />

10a. Zweiter Hoden wie Punkt 7 - 10 behandeln<br />

11. Erfassen des Ferkels am Hinterbein <strong>und</strong> lokale Antibiose<br />

durch Auftragen eines W<strong>und</strong>-Sprays<br />

12. Eisen- <strong>und</strong> Schmerzmittelinjektion (auch als erste Maßnahme<br />

nach dem Hochheben empfohlen) <strong>und</strong> Verbringen des Ferkels<br />

in die Bucht (bzw. Ferkelkorb)<br />

E.G. Hellwig<br />

Die Frühkastration beeinträchtigt nicht die Milchaufnahme<br />

60 NUTZTIERPRAXIS AKTUELL N U T Z T I E R P R A X I S A K T U E L L 2 5 | 2 0 0 8<br />

�<br />

Abbildungen zu den<br />

beschriebenen Schritten<br />

der Kastration:<br />

Hochheben, Fixieren,<br />

Desinfektion, Schnitt<br />

<strong>und</strong> W<strong>und</strong>versorgung<br />

geführt<br />

schließ<br />

<strong>und</strong> Bi<br />

spätere<br />

FRÜHK<br />

PRAKT<br />

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11. Erf<br />

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Bu


Ferkelkastration mittels Spritze, narkose oder gar nicht? Der<br />

Antropomorphismus lässt grüßen<br />

Zurzeit ist das Thema „Kastration der Ferkel“ wieder in vieler M<strong>und</strong>e. Die<br />

sogenannte niederländische „Noordwijker Erklärung“, die den Ausstieg aus<br />

der betäubungslosen Ferkelkastration im November 2007 zum Januar 2009<br />

für die Niederlanden beschlossen hatte, birgt doch noch viele Fragen, die<br />

selbst das„Aus“ dieser Verpflichtung bedeuten könnte. Anscheinend wollen<br />

die niederländischen Schlachtstätten <strong>und</strong> Einzelhandelsunternehmen<br />

den Schweinebauern den finanziellen Aufwand bei einem Verzicht auf die<br />

betäubungslose Kastration, trotz Vereinbarung, doch nicht vergüten.<br />

Auch in der Schweiz wurde vom B<strong>und</strong>esrat die Übergangsfrist für das Verbot<br />

der betäubungslosen Ferkelkastration bis Ende 2010 verlängert (Das<br />

Gesetz tritt im September 2008 in Kraft mit Wirkung des betäubungslosen<br />

Kastrationsverbotes zum 1.1.2009). Man spricht sogar von einer<br />

Verlängerung bis 2011. U.a. argumentieren die Schweizer Schweinehalter,<br />

dass die Kastrations-Alternativen letztendlich nicht unbedingt für die Praxis<br />

tauglich seien. Dänemark <strong>und</strong> England kastrieren gar nicht, denn das<br />

niedrigere Mastendgewicht scheint kein Problem in „Sachen Ebergeruch“<br />

zu sein. In einer Diskussionsr<strong>und</strong>e des Fernsehsenders TIER TV am 11. Juni,<br />

konnte man den prakt. Tierarzt Dr. Rupert Ebner, neben dem Tierarzt Dr.<br />

Fechter (mit dabei waren auch Frau Ulrike Höfken (Ausschussvorsitzende<br />

<strong>und</strong> MdB), ebenso Thomas Schröder, B<strong>und</strong>esgeschäftsführer des Deutschen<br />

Tierschutzb<strong>und</strong>es e.V.)) zum Thema Kastration hören. Herr Ebner<br />

will die Kastration unbedingt wieder in die Hände der Tierärzte legen.<br />

Herr Fechter sieht Handlungsbedarf bei der Inhalationstechnik, die vom<br />

ihm momentan noch abgelehnt wird. Herr Schröder sieht als Mittel der<br />

Wahl die Inhalationsnarkose nebst Schmerzmittel, denkt aber auch über<br />

die Möglichkeit der Immunokastration nach. NEULAND, der Verein für<br />

tiergerechte <strong>und</strong> umweltschonende Nutztierhaltung, hat diese Inhalationsgeräte<br />

angeschafft <strong>und</strong> nutzt die Methode seit dem 1. Mai 2008, so<br />

Schröder. Natürlich seien auch die „Tier-Antibiotika“ Schuld an der „humanen<br />

AB-Resistenzlage“ (Höfken, Schröder) - obwohl nicht zur Thematik<br />

gehördend, <strong>und</strong> Herr Ebner kritisierte lauthals den Antibiotikaeinsatz des<br />

von Herrn Fechter betreuten Schweinemastbetriebes (Thema?)... Das übliche<br />

Schema eines solchen Senders. Am 12.6. fand ein Fachgespräch auf<br />

Einladung der Grünen Fraktion in Berlin statt, wo zu Thema „Mehr Tierschutz<br />

für Nutztiere - Alternativen zur Ferkelkastration ohne Betäubung“<br />

unter der Leitung von Frau Höfken diskutiert wurde. Positionen klar!<br />

Der Zentralverband der deutschen Schweineproduktion (ZDS) äußert<br />

sich in einem Argumentationspapier vom 10.6.2008 zur derzeitigen<br />

intensiven „Ferkel-Kastrations-Diskussion“. Folgend stichpunktartig die<br />

Ausführungen:<br />

hintergr<strong>und</strong>:<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

Kastration erfolgt seit Jahrh<strong>und</strong>erten zum Verbraucherschutz gegen<br />

"Ebergeruch"<br />

Gesetzliche Ausnahmeregelung: Bis zum 7. Tag ohne Betäubung<br />

(wegen geringem Schmerzempfinden)<br />

EU-Auftrag an die Kommission (Art. 6 der RiLi 91/630): Bericht über<br />

"die Entwicklung von Methoden <strong>und</strong> Systemen der Schweineproduktion<br />

<strong>und</strong> der Fleischverarbeitung, bei denen sich die operative<br />

Kastration vermeiden lässt …"<br />

EU-Projekt "PIGCAS": Bestandsaufnahme <strong>und</strong> Meinungsbildung zu<br />

den Methoden <strong>und</strong> Systemen der Kastration in der EU<br />

Vorreiter für Kastration mit Betäubung:<br />

» Schweiz:<br />

• Verbot ohne Betäubung ab 01.01.2010 ("ProSchwein" zur Suche<br />

nach Alternativen)<br />

» Norwegen:<br />

• Verbot ohne Betäubung seit 2003 (Kastrationsverbot ab 2009)<br />

» Niederlande:<br />

• Deklaration von Noordwijk (Kastrationsverzicht ab 2015; bis<br />

dahin, ab …? Kastration mit Betäubung?)<br />

• Erklärungen des Lebensmittelhandels: Keine Kastration ohne<br />

Betäubung ab 2009<br />

» Deutschland:<br />

• DGfZ-Workshop v. 19.11.2007 (Forschungsbedarf!)<br />

• QS-Erklärung v. 24.01.2008 Unterstützung der Forschung für<br />

Tierschutz <strong>und</strong> Verbraucherschutz<br />

• "Neuland": Ab Mai 2008 Kastration mit Narkose (Isofluran)<br />

Alternativen zur Kastration ohne Betäubung (hoher F&E-<br />

Bedarf!!)<br />

• Spermasexing (sehr langfristig!)<br />

N U •T<br />

Z Erfolgswahrscheinlichkeit T I E R P R A X I S A K T U unsicher E L L 2 5 | 2 0 0 8<br />

• Nebeneffekte für Reproduktionsleistung?<br />

• Kosten?!<br />

• Ethische Bedenken?<br />

• Ebermast (langfristig!)<br />

• Selektionserfolg? Negative Nebeneffekte (geringe Fruchtbarkeit)?<br />

• geringeres Schlachtgewicht (Konsequenzen für Markt <strong>und</strong> Fleischqualität)?<br />

• keine Garantie für Geruchsfreiheit! (elektronische Nase?)<br />

• Verwertung von "Stinkern"? (Hygiene-Recht korrigieren?!)<br />

• Tierschutzrelevanz der Ebermast? (Aggressivität)<br />

• Impfung gegen Ebergeruch (Immunokastration)<br />

• Zulassung noch offen (Impfstoff oder Arzneimittel?)<br />

• Anwendung nur durch Tierarzt? (Kosten!)<br />

• Risiken für Mensch u. Tier (Neben- / Folgewirkungen für Frauen/<br />

Männer?!)<br />

• Eingriff in den Hormonhaushalt! (Ethische Bedenken?)<br />

• Beeinträchtigung der Fett- <strong>und</strong> Fleischqualität?<br />

• Marktrisiken (Verbraucherängste)?<br />

• Erfolgskontrolle am Schlachtband (elektronische Nase)?<br />

• Tierschutzrelevanz der Ebermast (Aggressivität bis zur zweiten<br />

Impfung)<br />

• Aufwand/Kosten der zweimaligen Impfung (für Mäster!!)?!<br />

• Schmerzbehandlung (ohne "Betäubung")<br />

• Mittelzulassung <strong>und</strong> -verfügbarkeit für diesen Zweck?<br />

• Wartezeit / Wirksamkeit?!<br />

• Arbeits- <strong>und</strong> Kostenaufwand?!<br />

• Rückstände?<br />

• Routineanwendung durch Tierhalter??<br />

•<br />

Betäubung (nur durch den Tierarzt!!)<br />

a) Inhalationsnarkose (Isofluran / co2)<br />

• keine Zulassung für diesen Zweck!<br />

• Umweltgase (Problem bei massenhafter Anwendung!!)<br />

• Risiken für Mensch, Tier <strong>und</strong> Umwelt (Leberschädigung durch<br />

Isofluran?!)<br />

• keine Schmerzbetäubung! (zusätzliche Schmerzbehandlung mit<br />

Wartezeit!!)<br />

• aufwändige, teuere, arbeitsintensive Technik (Präzisionsapparatur!)<br />

• Funktionssicherheit der Geräte (Exaktdosierung?) im Routineeinsatz<br />

unter Praxisbedingungen?!<br />

• Monopolstellung des Geräteanbieters?!<br />

• Tierschutzrelevanz (Stress <strong>und</strong> Verlustrisiko; mehrfaches Handling?!)<br />

• Hygienerisiko bei überbetrieblichem Einsatz!<br />

• Tierschutzrelevanz der CO2-Betäubung (Erstickungsangst;<br />

Krämpfe!!)<br />

b) Injektionsnarkose<br />

• Mittelzulassung <strong>und</strong> -verfügbarkeit für diesen Zweck?<br />

• Wartezeit?<br />

• Schmerzausschaltung?<br />

• Risiko durch langen Nachschlaf (Auskühlung)!!<br />

• Arbeits- <strong>und</strong> Kostenaufwand!!<br />

• Tierschutzrelevanz (Stress durch Handling)?!<br />

c) örtliche Betäubung<br />

• Mittelzulassung <strong>und</strong> -verfügbarkeit für diesen Zweck?<br />

• Wartezeit?<br />

• Injektionsschmerz?! (in Hoden oder Samenstrang?)<br />

• zusätzliche Schmerzbehandlung??<br />

• Arbeits- <strong>und</strong> Kostenaufwand!!<br />

• Tierschutzrelevanz (Stress <strong>und</strong> Schmerz durch Handling <strong>und</strong><br />

Injektion,<br />

• insbesondere bei Vereisungsspray!)?!<br />

Fazit "Alternativen zur Kastration ohne Betäubung"<br />

S C H W E I N E P R A X I S<br />

• Keine Alternative ist praxistauglich!<br />

• Es besteht erheblicher F & E - Bedarf!<br />

• Es besteht rechtlicher Klärungsbedarf<br />

• zur Zulassung der verschiedenen Mittel (Verfügbarkeit?!)<br />

• zur Anwendung durch Tierarzt / Tierhalter (Impferlaubnis)<br />

• zur Verwertung geruchsbelasteter Schlachtkörper (Fleischhygienerecht)<br />

• zu etwaigen Ausnahmeregelungen für Tierhalter (Betäubung /<br />

Impfung)<br />

• zur Abgabe <strong>und</strong> Aufbewahrung von Narkose-, Schmerz- <strong>und</strong> sonstigen<br />

Mitteln (Sicherheits- / Missbrauchsrisiken?)<br />

61


A K T U E L L E S<br />

• "Aktionismus" dient nicht dem Tierschutz!<br />

• Narkose ("Betäubung") garantiert keine Schmerzfreiheit!<br />

• Es besteht Klärungs- bzw. Forschungsbedarf zum Schmerzempfinden<br />

(Hautschnitt? Fachgerechte Hodenabtrennung? W<strong>und</strong>schmerz?<br />

Injektionsschmerz? Handlingschmerz?)<br />

• Es besteht Schulungsbedarf (EU-weit!!!) zur sachgerechten,<br />

schmerzarmen Frühkastration (gute, fachliche Praxis) mit Nachbehandlung<br />

(Infektionsschutz <strong>und</strong> W<strong>und</strong>schmerz)!!<br />

• Es besteht Bedarf für "Machbarkeitsstudien", denn gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

sind bei allen Verfahren die Machbarkeit im Praxiseinsatz <strong>und</strong> die<br />

Akzeptanz zu beachten (Tierhalter, Tiere, Verbraucher)<br />

• Die Staatssekretäre der Länder empfehlen auf Vorschlag ihrer<br />

Tierschutzreferenten folgendes Verfahren:<br />

• Frühkastration wie gehabt (gute fachliche Praxis!!), ohne<br />

Betäubung, mit Schmerzbehandlung ("Änalgesie") für den<br />

W<strong>und</strong>schmerz.<br />

(Siehe auch nachfolgendes Schreiben von Dr. Jaeger, MUNLV Düsseldorf<br />

vom 02.06.2008)<br />

Schreiben des herrn Dr. Friedhelm Jaeger, (Ministerium<br />

für Umwelt <strong>und</strong> naturschutz, Landwirtschaft<br />

<strong>und</strong> Verbraucherschutz nRW - 40190 Düsseldorf),<br />

Vorsitzender der AG Tierschutz der Länderarbeitsgemeinschaft<br />

Verbraucherschutz, vom 2.6.2008 an<br />

Verbände, Kammern <strong>und</strong> <strong>Veterinär</strong>behörden zu diesem<br />

Thema:<br />

Tierschutz<br />

Hier: Betäubungsloses Kastrieren männlicher Ferkel<br />

in weiten Teilen Nord-West-Europas werden männliche Ferkel<br />

aus Vermarktungsgründen kastriert (Vermeidung von Ebergeruch-<br />

<strong>und</strong> geschmack im Fleisch). Nach dem deutschen Tierschutzgesetz<br />

darf das Kastrieren männlicher Ferkel bis zum 7.<br />

Lebenstag ohne Betäubung erfolgen.<br />

In letzter Zeit mehren sich jedoch die Diskussionen darüber,<br />

inwieweit das Unterbleiben der Betäubung möglicherweise<br />

tierschutzrelevant ist. So hat die Europäische Lebensmittelsicherheitsbehörde<br />

(EFSA) in ihrem Bericht 2004 auf die damit<br />

verb<strong>und</strong>ene Problematik hingewiesen, <strong>und</strong> auch die Wirtschaft<br />

hat in einigen Mitgliedstaaten entscheidende Weichenstellungen<br />

vorgenommen; ich verweise hierzu exemplarisch auf die<br />

Ankündigung des niederländischen Lebensmitteleinzelhandels,<br />

ab 2009 kein Schweinefleisch mehr abzunehmen, wenn<br />

dieses von betäubungslos kastrierten Schweinen stammt.<br />

Es ist unbestritten schwierig, geeignete Alternativen zum derzeitigen<br />

Verfahren zu finden, die praxistauglich <strong>und</strong> zugleich<br />

schonender für das Tier sind. Es gibt zwar Untersuchungen<br />

zu verschiedenen alternativen Verfahren, die jedoch zuvor<br />

noch in Markterprobungsstudien getestet werden müssen.<br />

Bei einigen Verfahren besteht zudem noch gr<strong>und</strong>sätzlicher<br />

Forschungs- <strong>und</strong> Entwicklungsbedarf.<br />

Ebergeruch verführt nicht zu Fleischkonsum<br />

verstreichenden Zeitraum im Interesse des Tierschutzes schon<br />

jetzt die Anwendung schmerzstillender Arzneimittel bei der<br />

chirurgischen Kastration männlicher Ferkel. Eine kastrationsbegleitende<br />

schmerzstillende Behandlung ist insbesondere<br />

geeignet, den anhaltenden postoperativen Schmerz <strong>und</strong> die<br />

damit verb<strong>und</strong>ene Belastung wirkungsvoll zu lindern. Als<br />

wirksame Schmerzmittel kommen verschiedene Arzneimittel<br />

in Betracht, die nach den arzneimittelrechtlichen Vorschriften<br />

vom bestandsbetreuenden Tierarzt unter seiner Aufsicht an<br />

den Tierhalter abgegeben werden dürfen; derartige Behandlungsverfahren<br />

können daher auch unter Praxisbedingungen<br />

einfach <strong>und</strong> sicher angewendet werden.<br />

Als Vorsitzender der Arbeitsgruppe Tierschutz möchte ich<br />

daher an Sie die Bitte richten, darauf hinzuwirken, dass in<br />

der Schweineerzeugung eine eingriffsbegleitende Analgesie<br />

eingeführt wird.<br />

Ob <strong>und</strong> in wieweit die Einführung dieser Maßnahme mit weiteren<br />

qualitätssichernden Programmen in der Landwirtschaft<br />

verknüpft werden könnte, wäre ggfs. in diesem Zusammenhang<br />

vielleicht zu erörtern.<br />

Dieses Schreiben schließe ich mit dem ausdrücklichen Hinweis,<br />

dass der AG Tierschutz sehr an einer gemeinsam mit den<br />

Wirtschaftsbeteiligten gut abgestimmten weiteren Vorgehensweise<br />

gelegen ist.<br />

Mit fre<strong>und</strong>lichen Grüßen<br />

Im Auftrag<br />

Dr. Jaeger<br />

Die Arbeitsgruppe Tierschutz der Länderarbeitsgemeinschaft Und wir, die Agrar- <strong>und</strong> <strong>Veterinär</strong>- <strong>Akademie</strong> (AVA), fordern eine<br />

Verbraucherschutz hat sich in ihrer Sitzung am 6./7. Mai praxisorientierte <strong>und</strong> nachgewiesene tiergerechte <strong>und</strong> schonende<br />

2008 mit dieser Thematik befasst <strong>und</strong> die Anstrengungen Kastrationsmethode bis zum 3. Lebenstag der männlichen Ferkel<br />

der Wirtschaft gewürdigt, sich mit dieser Problematik ausei- in Verbindung mit einer Injektion eines NSAID`s zur Schmerznanderzusetzen.<br />

Ebenso wird der noch bestehende Prüf- <strong>und</strong> <strong>und</strong> Infektionsminderung. Eine mögliche „schonende“ Kastration<br />

Forschungsbedarf anerkannt, bevor etwa ein Verfahren in die wurde bereits in der verschiedensten Fachpresse (auch in PIG<br />

Praxis eingeführt wird, das möglicherweise dem beabsichtig- INTETRATIONAL) beschrieben. Aus dem aktuellen Anlass der<br />

ten Zweck nicht in der gewünschten Weise gerecht wird. Diskussion veröffentlichen wir noch einmal einen Artikel zur schonenden<br />

<strong>und</strong> „tiergerechten“ Kastrationsmethode.<br />

62Die Arbeitsgruppe Tierschutz empfiehlt für den bis dahin noch<br />

N U T Z T I E R P R A X I S A K T U E L L 2 5 | 2 0 0 8

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