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Leslie Mandoki feierte in Budapest seinen 60. Geburtstag

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10 BUDAPESTER ZEITUNG FEUILLETON 22. - 28. FEBRUAR 2013 • NR. 8<br />

Theaterwünsche aus Österreich<br />

„Zensur macht e<strong>in</strong> Land ärmer“<br />

Österreichische Kulturschaffende protestierten am „Europäischen Theatertag<br />

für Toleranz“ Anfang Februar gegen die Situation ihrer ungarischen<br />

Kollegen unter der nationalkonservativen Regierung von Viktor Orbán.<br />

Auf Initiative des Intendanten des Wiener Burgtheaters, Matthias Hartmann,<br />

schrieben prom<strong>in</strong>ente österreichische Künstler wie Elfriede Jel<strong>in</strong>ek,<br />

Michael Haneke oder Peter Turr<strong>in</strong>i e<strong>in</strong>en Offenen Brief an den ungarischen<br />

M<strong>in</strong>ister für Humanressourcen, Zoltan Balog. Der Brief wurde am<br />

„Europäischen Theatertag für Toleranz“ auf mehreren ungarischen<br />

Bühnen öffentlich verlesen.<br />

Der Offene Brief beg<strong>in</strong>nt mit den<br />

e<strong>in</strong>leitenden Worten des Burgtheater-Intendanten<br />

Matthias Hartmann:<br />

„Im vergangenen Jahr hat e<strong>in</strong>e<br />

Reihe von kulturpolitischen Maßnahmen<br />

Ihres (Balogs; Anm.) M<strong>in</strong>isteriums,<br />

<strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> Bezug auf die ungarische<br />

Theaterszene me<strong>in</strong>e Aufmerksamkeit<br />

erregt. Wie Sie wissen werden,<br />

s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>ige dieser Maßnahmen sowohl<br />

<strong>in</strong> Ungarn als auch <strong>in</strong> Österreich sehr<br />

umstritten. Darum schreibe ich Ihnen<br />

geme<strong>in</strong>sam mit sechs mir verbundenen<br />

Künstlern, nämlich mit Elfriede<br />

Jel<strong>in</strong>ek, Michael Haneke, Erw<strong>in</strong><br />

Wurm, Ewald Palmetshofer, Kathr<strong>in</strong><br />

Röggla und Peter Turr<strong>in</strong>i, was wir uns<br />

für das Theater <strong>in</strong> Ungarn heute und<br />

<strong>in</strong> Zukunft wünschen. Diese Wünsche<br />

(…) möchte ich Ihnen mit allem gebotenen<br />

Respekt ans Herz legen.<br />

Jel<strong>in</strong>ek: „Zensur macht e<strong>in</strong> Land<br />

unproduktiver und ärmer“<br />

„Jede Form der politischen Instrumentalisierung<br />

oder gar ideologischen<br />

Diszipl<strong>in</strong>ierung von Kunst, jede Form<br />

von Zensur macht e<strong>in</strong> Land nicht nur<br />

unproduktiver und letztlich ärmer,<br />

sondern sie begünstigt auch Repression<br />

und Gewalt gegen M<strong>in</strong>derheiten“,<br />

Michael Hanke: „Me<strong>in</strong>ungs- und Kunstfreiheit s<strong>in</strong>d Menschenrechte.“<br />

warnt Literaturnobelpreisträger<strong>in</strong> Elfriede<br />

Jel<strong>in</strong>ek (2004). Und sie setzt<br />

fort: „Ich f<strong>in</strong>de, man muß Ungarn,<br />

se<strong>in</strong>e Künstler, se<strong>in</strong> Theater jetzt unbed<strong>in</strong>gt<br />

dar<strong>in</strong> unterstützen, solchen<br />

Tendenzen entgegenzutreten.“<br />

Literaturnobelpreisträger<strong>in</strong><br />

Elfriede Jel<strong>in</strong>ek.<br />

Regisseur Michael Haneke (Die<br />

Klavierspieler<strong>in</strong>, Caché, Das weiße<br />

Band, Liebe) stellt <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em kurzen<br />

Beitrag zu dem Brief klar: „Es ist ke<strong>in</strong>e<br />

Frage von rechts oder l<strong>in</strong>ks: Freie<br />

Me<strong>in</strong>ungsäußerung und Kunstfreiheit<br />

s<strong>in</strong>d Menschenrechte. Staaten, die diese<br />

Rechte durch offene oder heimliche<br />

Zensur unterwandern, hören auf,<br />

Demokratien zu se<strong>in</strong>.“ Lakonisch, aber<br />

griffig gibt sich der Dramatiker und<br />

Dichter Peter Turr<strong>in</strong>i: „Die Politik soll<br />

den Theaterbetrieb ermöglichen und<br />

sich ansonsten heraushalten. Nur<br />

Diktaturen mischen sich e<strong>in</strong>.“<br />

Künstler Erw<strong>in</strong> Wurm richtet se<strong>in</strong>e<br />

Wünsche direkt an M<strong>in</strong>ister Balog:<br />

„Schlussendlich wünsche ich mir für<br />

das ungarische Theater e<strong>in</strong> Umdenken<br />

der Regierung, <strong>in</strong>sbesondere Ihres<br />

Ressorts und e<strong>in</strong>e demokratische und<br />

aufgeklärte Herangehensweise an kulturpolitische<br />

Themen. E<strong>in</strong>seitige politische<br />

E<strong>in</strong>flussnahme auf Kunst und<br />

Kultur erachte ich als äußerst gefährlich<br />

und hoffe auf die rechtzeitige<br />

E<strong>in</strong>sicht der Entscheidungsträger der<br />

Regierung, dass derartige Tendenzen<br />

großen Schaden verursachen und zu<br />

Verkümmerung und Stillstand führen<br />

können.“ Wurm bezieht sich dabei auf<br />

die umstrittene Ablöse des bisherigen<br />

Nationaltheater-Intendanten Róbert<br />

Alföldi durch den regierungsnahen<br />

Theatermann Attila Vidnyánszki.<br />

Röggla: „Begeben Sie sich nicht auf<br />

Fährten e<strong>in</strong>es Überwachungsstaates“<br />

Jungautor Ewald Palmetshofer appelliert<br />

an die Gesprächsbereitschaft<br />

der Regierung: „Besorgt drängend bitte<br />

ich die ungarische Regierung, sich<br />

nicht jenseits der Befragbarkeit zu situieren,<br />

sich dieser vielmehr auszusetzen,<br />

sie nicht aus- oder abzuschließen, sondern<br />

zu befördern und die Orte, an denen<br />

sich die Befragung formuliert und<br />

ausdrückt, zu wahren.“ Die Schriftsteller<strong>in</strong><br />

Kathr<strong>in</strong> Röggla richtet ihren<br />

Protest ebenfalls direkt an die Regierung:<br />

„Ich erwarte mir, dass Sie bereit<br />

s<strong>in</strong>d, e<strong>in</strong>er demokratischen künstlerischen<br />

Ause<strong>in</strong>andersetzung sich zu stellen,<br />

was be<strong>in</strong>haltet, dass Sie die breiten<br />

Proteste der ungarischen Kunstszene<br />

wahr- und ernst nehmen, e<strong>in</strong>e Vielfalt<br />

von Experten hören und sich nicht auf<br />

alte Fährten e<strong>in</strong>es Überwachungsstaates<br />

begeben und die gesamten künstlerischen<br />

Institutionen mit Ihnen politisch<br />

nahestehenden Funktionsträgern<br />

besetzen.“<br />

Unabhängig von der Hartmann-<br />

Initiative hat der österreichische<br />

Regisseur Markus Kupferblum zum<br />

Theatertag für Toleranz e<strong>in</strong> eigenes<br />

Memorandum verfasst, das <strong>in</strong> den<br />

meisten österreichischen, aber auch<br />

<strong>in</strong> <strong>in</strong>ternationalen Theatern wie der<br />

Komischen Oper <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> oder dem<br />

Theatre Rond-Po<strong>in</strong>t <strong>in</strong> Paris verlesen<br />

wurde. Dar<strong>in</strong> heißt es: „Heute vor e<strong>in</strong>em<br />

Jahr wurde <strong>in</strong> <strong>Budapest</strong> e<strong>in</strong>es<br />

der bedeutendsten Theater der Stadt<br />

an e<strong>in</strong>en neuen Intendanten übergeben,<br />

der seit vielen Jahren öffentlich<br />

rechtsradikales Gedankengut vertritt.<br />

Seitdem werden dort menschenverachtende<br />

und hetzerische Stücke gespielt.“<br />

Es gelte deshalb, <strong>in</strong> allen<br />

Ländern und <strong>in</strong> der eigenen unmittelbaren<br />

Umgebung für Toleranz,<br />

Vielfalt und Solidarität mit den<br />

Schwächeren e<strong>in</strong>zutreten.<br />

PB<br />

Auch Burgtheater-Intendant Matthias Hartmann schließt sich der Kritik an.<br />

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