Oktober 2013 (PDF) - Anthroposophische Gesellschaft in Deutschland
Oktober 2013 (PDF) - Anthroposophische Gesellschaft in Deutschland
Oktober 2013 (PDF) - Anthroposophische Gesellschaft in Deutschland
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aus der anthroposophischen Arbeit <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong><br />
Ausgabe 10/<strong>2013</strong> <strong>Oktober</strong><br />
Die Entwicklung von<br />
Wahrnehmen und Denken<br />
(an) Die beiden Schwerpunkte dieser und<br />
der nächsten Ausgaben der «Mitteilungen»<br />
wenden sich dem Spannungsfeld zwischen<br />
der Ause<strong>in</strong>andersetzung mit der gegenwärtigen<br />
Wissenschaft, die <strong>in</strong> weiten Teilen dem<br />
Materia lismus zu verfallen droht, und dem<br />
Feld der Entwicklung übers<strong>in</strong>nlicher Wahrnehmungen<br />
zu. Anthroposophie will sowohl<br />
das Denken wie das Wahrnehmen über die an<br />
der physisch-materiellen Welt entstandenen<br />
Fähigkeiten h<strong>in</strong>aus weiter entwickeln, denn,<br />
so Rudolf Ste<strong>in</strong>er, die Anlagen zu höheren<br />
Erkenntnisfähigkeiten, also neuem Denken<br />
und Wahrnehmen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> jedem Menschen<br />
vorhanden. Die mit dieser Ausgabe beg<strong>in</strong>nenden<br />
beiden Artikelfolgen wollen dieses<br />
Feld aus der Sicht des 21. Jahrhunderts erkunden.<br />
Mysteriendramen aus jugendlicher Sicht<br />
Während der diesjährigen Sommertagung<br />
nahmen auch zahlreiche Jugendliche an der<br />
Gesamtaufführung aller vier Mysteriendramen<br />
teil. Ihre bewegenden E<strong>in</strong>drücke schildern zwei<br />
Teil nehmer auf<br />
Seite 6<br />
<strong>Anthroposophische</strong> Neuersche<strong>in</strong>ungen<br />
Der erste Band der neuen kritischen Ste<strong>in</strong>er-<br />
Ausgabe und zahlreiche spannende weitere<br />
Neuersche<strong>in</strong>ungen werden vorgestellt auf<br />
Seite 7<br />
Hilfe für syrische Flüchtl<strong>in</strong>gsk<strong>in</strong>der<br />
Wie zuvor schon im Gazastreifen und im<br />
Libanon s<strong>in</strong>d die notfallpädagogischen Helfer<br />
der «Freunde der Erziehungskunst» erneut im<br />
Nahen Osten im E<strong>in</strong>satz.<br />
Seite 8<br />
«What moves you» im K<strong>in</strong>o<br />
Der schweizerische Filmemacher Christian Labhart<br />
hat im Stile von «Rhythm is it» e<strong>in</strong>en<br />
Dokumentarfilm über e<strong>in</strong> groß angelegtes<br />
Eurythmieprojekt mit 83 Waldorfschülern aus<br />
aller Welt gedreht, der jetzt mit begeistertem<br />
Anklang <strong>in</strong> den K<strong>in</strong>os läuft.<br />
Seite 8<br />
Geisteswissenschaft zwischen<br />
Wissenschaft und Offenbarung<br />
(an) In Interviews, die wir <strong>in</strong> dieser und den nächsten Ausgaben veröffentlichen werden,<br />
wird Wolf-Ulrich Klünker im Gespräch mit Mitgliedern des Beratungskreises Forschung der<br />
Deutschen Landesgesellschaft den Fragen nachgehen, die sich im Zusammenhang mit der<br />
Wissenschaftlichkeit der Anthroposophie gegenwärtig stellen.<br />
Wolf-Ulrich Klünker: Me<strong>in</strong>e Intention ist es, aus<br />
dem Beratungskreis Forschung die Frage nach<br />
der Bedeutung und der Qualität von Geisteswissenschaft<br />
auch <strong>in</strong> die <strong>Anthroposophische</strong><br />
<strong>Gesellschaft</strong> zu br<strong>in</strong>gen. Im Beratungskreis ist<br />
das Verhältnis von Geisteswissenschaft und<br />
Wissenschaft und auch von Geisteswissenschaft<br />
und Offenbarung lange thematisiert worden. Es<br />
wäre schön, wenn wir dazu e<strong>in</strong> gewisses Spektrum<br />
aufzeigen könnten.<br />
Jost Schieren: Diese Fragestellung trifft sehr<br />
deutlich die Intention der Arbeit, die ich hier<br />
an der Alanus Hochschule verfolge und die<br />
biografisch durch die Begegnung mit Herbert<br />
Witzenmann <strong>in</strong>spiriert worden ist. Damals,<br />
als ich ihn kennenlernte, war ich sechzehn<br />
Jahre alt, noch Schüler am Gymnasium und<br />
völlig anthroposophiefern sozialisiert. Diese<br />
Be gegnung hatte e<strong>in</strong>en starken E<strong>in</strong>fluss. Ich<br />
habe se<strong>in</strong>en Werkimpuls – damals auch <strong>in</strong>nerhalb<br />
der Anthroposophie – als relativ solitär<br />
und kaum akzeptiert erlebt. Witzenmann selbst<br />
hat se<strong>in</strong> Anliegen, e<strong>in</strong>er erkenntnis mäßigen<br />
Erschließung des Werkes Rudolf Ste<strong>in</strong>ers, im<br />
H<strong>in</strong>blick auf e<strong>in</strong>e Stelle <strong>in</strong> Ste<strong>in</strong>ers «Me<strong>in</strong><br />
Lebensgang» formuliert. Dort heißt es s<strong>in</strong>ngemäß:<br />
«Ich habe auch heute noch das Gefühl,<br />
dass me<strong>in</strong> damals e<strong>in</strong>geschlagener Weg, durch<br />
das naturwissenschaftliche Denken h<strong>in</strong>durch<br />
zur Geistwelt zu führen, e<strong>in</strong> aussichtsreicher<br />
hätte se<strong>in</strong> können.» – Das ist e<strong>in</strong>e eigentümliche<br />
Formulierung, wenn man bedenkt, dass<br />
dies 1923 – 25 aufgeschrieben wurde. Es kl<strong>in</strong>gt<br />
eher resignativ, nämlich etwas nicht erreicht<br />
zu haben, was Ste<strong>in</strong>er als Intention hatte. Ich<br />
selber leite daraus ab, dass Ste<strong>in</strong>er tatsächlich<br />
ursprünglich das Anliegen hatte, e<strong>in</strong>e konsequent<br />
wissenschaftliche Fundierung der «Esoterik»<br />
zu schaffen. Dies ist ihm nicht <strong>in</strong> dem<br />
Maße gelungen, wie er es gewünscht hätte.<br />
Ob er persönlich gescheitert oder ob die Zeit<br />
gewissermaßen dafür nicht reif gewesen ist,<br />
das müsste man vielleicht noch e<strong>in</strong>mal untersuchen.<br />
Ste<strong>in</strong>er hat ja zunächst selbst e<strong>in</strong>en<br />
akademischen Werdegang e<strong>in</strong>geschlagen, auf<br />
dem er aber nicht weiter gekommen ist. Und<br />
er hat immer wieder verschiedene Anknüpfungen<br />
bei Literaten und auch <strong>in</strong> der Arbeiterbewegung<br />
gesucht. Und dann s<strong>in</strong>d sozusagen<br />
die Theosophen diejenigen gewesen, die überhaupt<br />
Interesse für den Geistimpuls von Ste<strong>in</strong>er<br />
hatten. Allerd<strong>in</strong>gs war diese Konstellation<br />
von Anfang an problematisch.<br />
Dann kam die Trennung von den Theosophen,<br />
und mit der Gründung der <strong>Anthroposophische</strong>n<br />
<strong>Gesellschaft</strong> hat Ste<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>erseits<br />
auf die Künste gesetzt und andererseits bald<br />
wiederum se<strong>in</strong>en ursprünglichen Impuls aufgegriffen:<br />
1917 erschien «Von Seelenrätseln»<br />
und 1918 dann die Neuauflage der «Philosophie<br />
der Freiheit». Dies ist der Strom,<br />
der ihm wichtig gewesen ist. Allerd<strong>in</strong>gs muss<br />
man wohl anfügen, dass hier die Anthroposophen<br />
kaum mitgegangen s<strong>in</strong>d und die<br />
<strong>Anthroposophische</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>in</strong> gewisser<br />
Weise sehr theosophisch geprägt geblieben ist.<br />
Diese theosophische Grundprägung <strong>in</strong> der<br />
Anthroposophie als e<strong>in</strong>e re<strong>in</strong> konservierende,<br />
rezeptive, gedanklich eigentlich nicht produktive,<br />
sondern eher imitierende Haltung, die<br />
Ste<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>en unh<strong>in</strong>terfragten E<strong>in</strong>geweihten-<br />
Status zuspricht, halte ich für problematisch.<br />
Dah<strong>in</strong>ter verbirgt sich die Frage – Witzenmann<br />
hat das deutlich an dem Streit um die sogenannte<br />
«Bücherfrage» festgemacht – : Existiert<br />
die Hochschule als geistproduktive E<strong>in</strong>richtung<br />
von Individuen, die forschen oder ist man<br />
tatsächlich alle<strong>in</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Rezeptionshaltung<br />
gegenüber Ste<strong>in</strong>er, und dann verbreitet man<br />
quasi missionsartig die Anthroposophie?<br />
Das letztere ist aus bewundernswerten Her-<br />
Fortsetzung Seite 2<br />
1
<strong>Anthroposophische</strong> <strong>Gesellschaft</strong><br />
Geisteswissenschaft<br />
Fortsetzung von Seite 1<br />
zens kräften jetzt über hundert Jahre geschehen<br />
und hat zu der tatsächlich großen Verbreitung<br />
von anthroposophischen E<strong>in</strong>richtungen<br />
wie Waldorf schulen, biologisch-dynamischen<br />
Höfen, Krankenhäusern usw. geführt, aber der<br />
ganze Wissenschaftsbereich lag im Grunde<br />
genommen brach. Es gibt nur e<strong>in</strong>zelne Leuchtgestalten.<br />
Diese Situation führt – davon b<strong>in</strong> ich<br />
überzeugt – zu der dramatischen Situation,<br />
dass zwar die Lebensfelder mehr oder m<strong>in</strong>der<br />
reüssieren, die Anthroposophie aber nach wie<br />
vor gesellschaftlich als krude und versponnene<br />
Lehre abgelehnt wird. Deshalb greifen wir dies<br />
an der Alanus Hochschule und andernorts auf,<br />
oft gegen Widerstände von akademischen und<br />
auch von anthroposophischen Vertretern. Das<br />
ist zum Teil e<strong>in</strong> dorniger Weg.<br />
Witzenmanns Werkimpuls, auf den me<strong>in</strong>e<br />
Arbeit zurückgeht, hat – wie gesagt – das<br />
Anliegen, aus der Erkenntniswissenschaft e<strong>in</strong>e<br />
neue Esoterik zu begründen. Es soll aufgezeigt<br />
werden, dass Erkenntniswissenschaft e<strong>in</strong>e<br />
Durchleuchtung des esoterischen Bereichs<br />
des menschlichen Bewusstse<strong>in</strong>s leistet. Das<br />
Denken – richtig begriffen – , ist selbst schon<br />
e<strong>in</strong> esoterisches Ereignis, so die Aussage der<br />
«Philosophie der Freiheit». Es ist nicht bloß<br />
e<strong>in</strong> Instrument für etwas anderes, geschweige<br />
denn etwas, was man h<strong>in</strong>ter sich lässt, damit<br />
man <strong>in</strong> die Esoterik e<strong>in</strong>steigen kann. Die<br />
seelische Beobachtung vermittelt e<strong>in</strong>e reale<br />
Geisterfahrung. Das ist etwas, was <strong>in</strong> der Wissenschaftswelt<br />
e<strong>in</strong>en Vorlauf hat im deutschen<br />
Idealismus. Dort knüpft Ste<strong>in</strong>er an den Idealismus<br />
von Fichte, Schell<strong>in</strong>g und Novalis an. Dies ist<br />
auch weiterh<strong>in</strong> e<strong>in</strong> Punkt, wo der Anschluss an<br />
der Geistesgeschichte gewährleistet ist. Aber<br />
auch solche Verb<strong>in</strong>dungen s<strong>in</strong>d – ich sage das<br />
e<strong>in</strong>mal etwas scharf – durch die Theosophie<br />
wie gekappt worden.<br />
Denn die moderne <strong>Gesellschaft</strong> ist wissenschaftsorientiert.<br />
Ich erfahre dies, wenn ich im<br />
Schulm<strong>in</strong>isterium e<strong>in</strong>en Studiengang Waldorfpädagogik<br />
vorstelle, dann muss dies wissenschaftlich<br />
begründet werden. Auch als wir hier<br />
an der Alanus Hochschule das Promotionsrecht<br />
beantragt haben, nicht <strong>in</strong>dem wir die Anthroposophie<br />
versteckt haben, so mussten wir dies<br />
nach den gültigen wissenschaftlichen Paradigmen<br />
begründen. Die Schaltstellen unserer<br />
<strong>Gesellschaft</strong> s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den Bereichen, wo man<br />
wirken kann, wissenschaftsorientiert. Das ist<br />
seitens der <strong>Anthroposophische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong><br />
aus me<strong>in</strong>er Sicht über Jahre nicht genügend<br />
berücksichtigt worden, wodurch wir uns <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>em selbstverantworteten gesellschaftlichen<br />
Abseits bef<strong>in</strong>den. Das hat ja auch zur Konsequenz,<br />
dass nur so wenige junge Menschen<br />
an die Anthroposophie anknüpfen können.<br />
Denn ich habe die Wahrnehmung, dass außerordentlich<br />
anthroposophieaff<strong>in</strong>e junge Menschen<br />
durch die Formen, wie sie mit der<br />
gegenwärtigen Anthroposophie <strong>in</strong> Berührung<br />
kommen, eher abgeschreckt als angezogen<br />
werden, und dass e<strong>in</strong> großer Umkreis von<br />
Menschen, die kräftig wirken könnten, eigentlich<br />
ke<strong>in</strong>e Wirkensfelder haben.<br />
WUK: Dann würde Geisteswissenschaft im<br />
wissen schaftlichen Diskurs gründen. Der christologische<br />
Ansatz Rudolf Ste<strong>in</strong>ers beispielsweise<br />
war vor 100 Jahren nicht als Alternative zu<br />
wissen schaftlich-theologischen Bemühungen<br />
der Zeit geme<strong>in</strong>t, sondern als deren s<strong>in</strong>nvolle<br />
Fortentwicklung: nicht als esoterischer Sonderweg,<br />
vielmehr als Konsequenz der Wissenschaft.<br />
So auch auf anderen Gebieten: dass<br />
die Geisteswissenschaft den wissenschaftlichen<br />
Stab an e<strong>in</strong>er Grenze übernimmt.<br />
J. Sch.: Man kann feststellen, dass Ste<strong>in</strong>er<br />
<strong>in</strong> vielen Vorträgen, gerade <strong>in</strong> der Zeit nach<br />
der Jahrhundertwende, e<strong>in</strong>e zum Teil scharfe<br />
Wissenschaftspolemik zum Ausdruck gebracht<br />
hat, allerd<strong>in</strong>gs mehr <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Vorträgen als<br />
<strong>in</strong> den Schriften. Dabei spielt allerd<strong>in</strong>gs auch<br />
die Zeitstimmung e<strong>in</strong>e große Rolle: Es ist die<br />
Hochzeit des Positivismus und e<strong>in</strong>er materialistisch<br />
e<strong>in</strong>geengten Wissenschaftstheorie. Da<br />
hat sich Ste<strong>in</strong>er entschieden dagegengestellt.<br />
In der Rezeption vieler Anthroposophen hat<br />
sich dies dann wie verselbständigt, ohne dass<br />
bemerkt wird, dass die gegenwärtige Wissenschaftskultur<br />
viel pluraler und diskursoffener<br />
ist. Beispielhaft kann ich anführen, dass die<br />
Nähe vieler Erziehungswissenschaftler zur<br />
Waldorfpädagogik erstaunlich ist. Sie s<strong>in</strong>d eher<br />
dort abgeschreckt, wo die Waldorfpädagogik<br />
dogmatisch vertreten wird. Wo sie phänomenologisch-spirituell<br />
auftritt, da rennt man<br />
offene Türen e<strong>in</strong>, weil e<strong>in</strong>e Wertbildung stattf<strong>in</strong>det,<br />
weil e<strong>in</strong> Menschenbild da ist. Natürlich<br />
kann man an der Sache im Detail streiten,<br />
aber es ist ke<strong>in</strong>e Frage, dass man über anthroposophische<br />
Inhalte und Waldorfthemen heute<br />
auch öffentlich sprechen kann. Insofern denke<br />
ich, dass der Gegensatz, den Ste<strong>in</strong>er zum Teil<br />
auch zeitbed<strong>in</strong>gt thematisiert hat, heute <strong>in</strong><br />
dieser Form nicht mehr aktuell ist. Im Bereich<br />
der Philosophie ist die Anschlussfähigkeit <strong>in</strong><br />
jedem Fall gegeben. Zu den philosophischen<br />
Strömungen se<strong>in</strong>er Zeit hat Ste<strong>in</strong>er ja etliche<br />
Brücken geschlagen.<br />
WUK: Zum Beispiel zu Franz Brentano, der für<br />
Rudolf Ste<strong>in</strong>ers Menschenkunde und besonders<br />
für die Psychologie so wichtig wurde – me<strong>in</strong>es<br />
Erachtens weil Brentano der letzte Repräsentant<br />
e<strong>in</strong>es Aristotelismus war, der von Aristoteles<br />
über das Mittelalter bis <strong>in</strong>s 19. Jahrhundert geht.<br />
Franz Brentano war der, der dann 1917 <strong>in</strong> «Von<br />
Seelenrätseln», der geisteswissenschaftlichen<br />
Begründung von Psychologie, eben ganz grundlegend<br />
wurde. So dass auch menschen kundlich<br />
die Anthroposophie als Geisteswissenschaft diesen<br />
Stab der Geistesgeschichte aufnimmt, wo<br />
Rudolf Ste<strong>in</strong>er den E<strong>in</strong>druck hatte, da kommt sie<br />
zu e<strong>in</strong>em Ende, wenn nicht diese geisteswissenschaftliche<br />
Erweiterung stattf<strong>in</strong>det.<br />
Vielleicht können wir auch auf das Verhältnis<br />
von Geisteswissenschaft und Hochschule schauen.<br />
Es s<strong>in</strong>d ja 1924 <strong>in</strong> Dornach die Sektionen<br />
begründet worden, me<strong>in</strong>es Erachtens sehr stark<br />
zugeschnitten auf die Menschen, die damals da<br />
waren. Zum Beispiel ist die Sektion «Schöne<br />
Wissenschaft» nicht unabhängig vom Schriftsteller<br />
Albert Steffen zu sehen. Es gab e<strong>in</strong>e<br />
spirituell-praktische Nähe zwischen dem, was<br />
menschlich repräsentiert war, und dem, was<br />
sachlich machbar war. – Die Frage ist, wie diese<br />
Freie Hochschule hätte weiterentwickelt werden<br />
können, jenseits von Nachahmung damaliger<br />
Situationen; auch nicht als Fortsetzung, sondern<br />
eher als Anknüpfung.<br />
J.Sch.: Ich denke, dass s<strong>in</strong>d zwei unterschiedliche<br />
Ebenen. Das e<strong>in</strong>e ist die Frage e<strong>in</strong>er<br />
dialog offenen und auch dialogtoleranten<br />
Haltung. Da frage ich mich oft, warum die<br />
Anthroposophie diese leidige Ausstrahlung<br />
des Besserwissens, des Sichverteidigens, der<br />
fast hermetischen Abgrenzungsbedürftigkeit<br />
und all diese D<strong>in</strong>ge ausgebildet hat. Woher<br />
kommt diese Konfiguration?<br />
Ich neige dabei dazu, auch Ste<strong>in</strong>er selber zu<br />
kritisieren, nämlich dass er manchmal wirklich<br />
über das Ziel h<strong>in</strong>ausgeschossen ist. Man kann<br />
es wohl auch aus den Zeitangriffen verstehen,<br />
denen er ausgesetzt war. Die Dramatik des<br />
Ersten Weltkrieges muss sehr belastend gewesen<br />
se<strong>in</strong>. Dazu kommt aber auch der Editionsstil<br />
Marie Ste<strong>in</strong>ers, der e<strong>in</strong>e eher devotionalabwehrende<br />
Grundhaltung befördert. Und<br />
dann ist noch die Tragik zu sehen, dass <strong>in</strong> der<br />
gesamten Geschichte der <strong>Anthroposophische</strong>n<br />
<strong>Gesellschaft</strong> es nur sehr selten wirklich produktive<br />
Vorstandskonfigurationen gegeben<br />
hat. Die Parteien- und Gruppenbildung schafft<br />
ihrerseits e<strong>in</strong>en Seelenhabitus, der wenig offen<br />
ist. Das belastet dann auch die Sektionsarbeit.<br />
Das Tragische ist, dass man vielen Kritikern<br />
<strong>in</strong> dem, was sie an der Anthroposophie kritisieren,<br />
mit Bezug auf die Anthroposophen<br />
Recht geben muss. Das ist e<strong>in</strong>e eigentümliche<br />
Schicksalssituation. Ich denke, die Hochschule<br />
ist tatsächlich der Ort, wo die Anthroposophie<br />
produktiv weiterentwickelt und fortgesetzt<br />
werden kann.<br />
WUK: Wenn wir bei dem Beispiel der Waldorfpädagogik<br />
bleiben, auch da entsteht ja die<br />
Frage: Imitation oder Mimesis? Mimesis wäre<br />
eher Anknüpfung und Eigengestaltung, den<br />
Impuls aufnehmend; und Imitatio, die late<strong>in</strong>ische<br />
Version, dass man etwas nachahmt.<br />
Die Waldorfpädagogik, beruht sie auf e<strong>in</strong>em<br />
vorgegebenen Lehrplan oder auf der selbst zu<br />
erarbeitenden Menschenkunde?<br />
J. Sch.: Die Waldorfpädagogik ist e<strong>in</strong>e «Sturzgeburt»<br />
gewesen: In vierzehn Tagen wurde 1919<br />
die zentrale theoretische Basis, die «Allgeme<strong>in</strong>e<br />
Menschenkunde» entwickelt. Dann war es<br />
über sechs Jahre work <strong>in</strong> progress. D.h. es hat<br />
ständig aus der Beobachtung der Praxis, aus<br />
den Problemen, die aus der Praxis erwachsen<br />
s<strong>in</strong>d, neue Fassungen und Varianten gegeben.<br />
Das Dilemma liegt dar<strong>in</strong>, dass man die Praxis<br />
nun schon be<strong>in</strong>ahe e<strong>in</strong>hundert Jahre recht gut<br />
2<br />
Anthroposophie Weltweit • Mitteilungen <strong>Deutschland</strong>, <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong>
<strong>Anthroposophische</strong> <strong>Gesellschaft</strong><br />
kopiert, natürlich zum Teil mit Anpassungen<br />
an die Entwicklung der <strong>Gesellschaft</strong>, aber zum<br />
Teil auch erschreckend ignorant, dass aber<br />
die theoretische Grundlage der «Allgeme<strong>in</strong>en<br />
Menschenkunde» erstens auch von «Waldorfexperten»<br />
kaum verstanden wird und zweitens<br />
nach außen <strong>in</strong> die Erziehungs wissenschaft<br />
nicht vermittelt werden kann. Es gibt beispielsweise<br />
kaum brauchbare Sekundär literatur<br />
hierzu. Nun steht also das sich der Evidenz<br />
Verschließende e<strong>in</strong>es theoretischen Grundlagenwerkes,<br />
von dem treue Waldorfpädagogen<br />
behaupten, man müsse es meditieren, e<strong>in</strong>er<br />
Praxis gegenüber, die tatsächlich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Imitatio<br />
steckengeblieben ist. Es gibt nur wenige<br />
Erneuerungsimpulse. Wir haben e<strong>in</strong>en Quell,<br />
den man nicht versteht, und e<strong>in</strong>e Praxis, die<br />
man verzweifelt versucht, traditionell aufrechtzuerhalten.<br />
Das ist e<strong>in</strong>e große Spannung. Die<br />
Herausforderung besteht dar<strong>in</strong>, die «Allgeme<strong>in</strong>e<br />
Menschenkunde» für die gegenwärtige Zeit<br />
neu zu erschließen und zu reformulieren. Denn<br />
Wissenschaft ist auch e<strong>in</strong>e Frage der Sprache<br />
und der Sprachform. Durch die angemessene<br />
Sprache schafft man erst e<strong>in</strong>e Verständigungsund<br />
Dialogplattform. Das ist zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong>e<br />
Basis von Wissenschaft.<br />
H<strong>in</strong>zu kommt, dass man die eigene affirmative<br />
Grundhaltung viel selbstkritischer h<strong>in</strong>terfragt,<br />
<strong>in</strong>dem man sich beispielsweise den eigenen<br />
Verstehensabstand gegenüber der «Allgeme<strong>in</strong>en<br />
Menschenkunde» vergegenwärtigt. Denn<br />
Ste<strong>in</strong>er macht ja viele Aussagen, die zunächst<br />
e<strong>in</strong>mal nicht nachvollziehbar s<strong>in</strong>d, die als<br />
E<strong>in</strong>geweihten wissen dastehen. Das markiert<br />
doch die Grenzen des eigenen Verstehens. Das<br />
ist be<strong>in</strong>ahe schon e<strong>in</strong> habituelles Problem. Viele<br />
Anthroposophen betreiben ja e<strong>in</strong> wirklich eifriges<br />
Ste<strong>in</strong>er-Studium, bemerken dann aber gar<br />
nicht, dass sie anschließend lediglich schlecht<br />
imitieren, ohne Ste<strong>in</strong>er wirklich zu verstehen.<br />
Das ist <strong>in</strong> Etwa so, als g<strong>in</strong>ge man e<strong>in</strong>en ganzen<br />
Tag <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Gemäldegalerie und ist am Ende<br />
davon überzeugt, genauso malen zu können<br />
wie Raffael. Es gibt da e<strong>in</strong>en Gewohnheitsverschleiß,<br />
der den Erkenntnisabstand, den wir<br />
zu Ste<strong>in</strong>er haben, unterschlägt. Das s<strong>in</strong>d Grund<strong>in</strong>strumente<br />
wissenschaftlichen Arbeitens<br />
– angemessene Sprachformen und bewusste<br />
Erkenntniskritik – , die man auch an die «Allgeme<strong>in</strong>e<br />
Menschenkunde» anlegen muss.<br />
Man muss jedes Lebensfeld der Anthroposophie<br />
so re-formulieren, dass man eigentlich<br />
e<strong>in</strong>e Anschlussfähigkeit zeigt. Ich b<strong>in</strong> der<br />
Überzeugung, das wäre die e<strong>in</strong>e Seite. Natürlich<br />
ist auf der anderen Seite die Anthroposophie<br />
nicht wissenschaftlich im heutigen<br />
Wissenschaftsverständnis. Diese ist dafür zu<br />
materialistisch, das ist e<strong>in</strong> Dogmatismus der<br />
natürlich fortwirkt. Aber ich glaube, dass das<br />
irgendwann transzendiert wird. Denn wir<br />
stoßen an die Grenzen des Materialismus.<br />
Man muss nicht die Wissenschaft von der<br />
Anthroposophie überzeugen, aber man kann<br />
trotzdem e<strong>in</strong> wissenschaftliches Verhältnis zur<br />
Anthroposophie e<strong>in</strong>gehen und dadurch mit der<br />
Zeit e<strong>in</strong>e Möglichkeit schaffen, dass e<strong>in</strong> spirituelles<br />
Menschenbild gesellschaftlich wahrgenommen<br />
wird. Das ist ja die große Tragik, dass<br />
die Pädagogik jetzt vor dem Ausverkauf steht,<br />
nach «PISA» und «Bologna» und alledem. Und<br />
zugleich besteht die Sehnsucht nach e<strong>in</strong>er<br />
spirituellen Menschenkunde, <strong>in</strong>dem für richtig<br />
gehalten wird, e<strong>in</strong>em K<strong>in</strong>d, e<strong>in</strong>em Jugendlichen<br />
e<strong>in</strong>en Individualitätsbegriff zu zuschreiben. Das<br />
wäre ja noch zu Schell<strong>in</strong>gs und Fichtes Zeiten<br />
e<strong>in</strong>e Kle<strong>in</strong>igkeit gewesen, e<strong>in</strong> normales Individualitätskonzept<br />
zu haben und damit auch<br />
zu arbeiten. Das ist nun kulturell negiert worden.<br />
Wir haben e<strong>in</strong>e völlige Ökonomisierung<br />
des Bildungsbegriffs und es braucht eigentlich<br />
so etwas wie Anthro posophie und e<strong>in</strong>en<br />
spirituellen Ich-Begriff als Basis e<strong>in</strong>er neuen<br />
Pädagogik. Wie es also bei vielen anthroposophischen<br />
Aussagen gegenwärtig um e<strong>in</strong>e<br />
Re-Formulierung geht, so kann man sagen,<br />
geht es <strong>in</strong> der heutigen Wissenschaftskultur<br />
um e<strong>in</strong>e Re-Spiritualisierung. Da blicke ich aus<br />
me<strong>in</strong>er Erfahrung eher <strong>in</strong> das Ausland, denn<br />
aus den Kulturunabhängigkeiten anderer Länder<br />
können manche Waldorfpädagogik-Ideen<br />
entstehen, die viel orig<strong>in</strong>eller s<strong>in</strong>d, als das, was<br />
wir hier machen.<br />
WUK: Man könnte dann so formulieren: Dieser<br />
Umgang mit Rudolf Ste<strong>in</strong>er ist nur möglich,<br />
wenn ich zu eigenen Ideen komme. D.h. ich<br />
kann nicht nur eigene Ideen aus der Deutung<br />
der Menschenkunde entwickeln, sondern im<br />
Grunde führt umgekehrt erst eigene wissenschaftliche<br />
Kreativität zum Verständnis der<br />
Menschenkunde. Denn das ist ja auch die<br />
Frage: Geht es nur weiter <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er deutenden<br />
Fortführung, oder müsste man nicht von e<strong>in</strong>em<br />
Standpunkt, der eben der heutige ist, überhaupt<br />
erst das Licht auf die damalige Konzeption der<br />
Menschenkunde werfen? – Vielleicht können<br />
wir hier auch auf den zweiten Bereich schauen:<br />
auf das Verhältnis von Geisteswissenschaft und<br />
Offenbarung.<br />
J. Sch.: Auch das ist e<strong>in</strong> Problem der Dogmatisierung,<br />
man kann es auch e<strong>in</strong>en naiven<br />
Geist realismus nennen. Es ist wirklich frappant:<br />
Wenn man die Erkenntnistheorie Ste<strong>in</strong>ers<br />
nimmt und als Hauptmerkmal die Überw<strong>in</strong>dung<br />
des naiven Realismus konstatieren<br />
muss, also die Idee e<strong>in</strong>er schöpferisch-geistigen<br />
Partizipation am Zustandekommen von Wirklichkeit,<br />
so bedeutet dies, dass ke<strong>in</strong>e Wirklichkeit<br />
außerhalb des menschlichen Bewusstse<strong>in</strong>s<br />
gedacht werden kann – , und dann sehen wir<br />
bei vielen Anthroposophen, dass sie an e<strong>in</strong>e für<br />
sich bestehende Geistwirklichkeit außerhalb<br />
des eigenen Bewusstse<strong>in</strong>svollzugs glauben.<br />
Wir haben es ja mit e<strong>in</strong>er gewissen Problematik<br />
im Werk Ste<strong>in</strong>ers zu tun, zum e<strong>in</strong>en die von<br />
ihm geschriebenen Bücher und zum anderen<br />
die Vorträge, Zyklen, das s<strong>in</strong>d zwei verschiedene<br />
Welten. In se<strong>in</strong>em schriftlichen Werk geht<br />
er methodisch und sprachlich sehr fe<strong>in</strong> und<br />
sauber, und auch entwickelnd vor. Die Zyklen<br />
s<strong>in</strong>d demgegenüber zum Teil sehr situativ,<br />
zum Teil auch sehr publikumsbezogen, auch<br />
weniger entwickelnd, weil er ja Vieles voraussetzen<br />
konnte. Aber das ist wie ausgeblendet,<br />
wenn man das jetzt <strong>in</strong> gedruckten Büchern zur<br />
Kenntnis nimmt, so dass manches tatsächlich<br />
wie e<strong>in</strong>e Offenbarung wirkt und dadurch auch<br />
<strong>in</strong> der Rezeption als Offen barung aufgenommen<br />
wird. Man muss wirklich scharf unterscheiden:<br />
Wenn man die Esoterik Ste<strong>in</strong>ers<br />
nimmt, also dasjenige, was aus geistiger E<strong>in</strong>weihung<br />
heraus mitgeteilt worden ist, dass das<br />
eben ke<strong>in</strong>e Mitteilungsesoterik, sondern e<strong>in</strong>e<br />
Schulungsesoterik ist.<br />
Der S<strong>in</strong>n und Zweck, dass es überhaupt zur<br />
Verfügung steht, ist <strong>in</strong> § 8 der Pr<strong>in</strong>zipien der<br />
<strong>Anthroposophische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> angesprochen:<br />
Es s<strong>in</strong>d Schriften für die Hochschule.<br />
Und weil es Schriften für die Hochschule<br />
s<strong>in</strong>d, s<strong>in</strong>d sie dem Schutz e<strong>in</strong>er Erkenntnisgeme<strong>in</strong>schaft<br />
unterstellt, die sie als Schulungsmaterialien<br />
auffasst. Das Dramatische, was wir<br />
haben, ist, dass dieses Schulungsmaterial, diese<br />
Schulungs esoterik plötzlich zur Mitteilungsesoterik<br />
degeneriert. Man geht dann alle<strong>in</strong><br />
<strong>in</strong>tellektuell und operational mit diesen Inhalten<br />
um und fängt an, damit zu argumentieren,<br />
jenseits der eigenen forschenden Schulung.<br />
Die Idee der Freien Hochschule liegt dar<strong>in</strong>,<br />
dass der Wert der Esoterik sich nur dann<br />
entfalten kann, wenn sie <strong>in</strong> die Intimität der<br />
eigenen Schulung h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>genommen wird. Das<br />
ist etwas sehr Individuelles und be<strong>in</strong>haltet vor<br />
allem e<strong>in</strong>e Stilfrage.<br />
Karmische Konstellationen – e<strong>in</strong> Ort künstlerischen Handelns<br />
Beim Kolloquium des Bereichs Kunst und<br />
Kunstförderung am 9. November <strong>2013</strong> <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong><br />
steht der Begriff der Konstellation im Zentrum.<br />
Er ist vielschichtig und kann sowohl auf<br />
das alltäglich Zufällige verweisen als auch auf<br />
das bewusst Arrangierte oder auf das geistig<br />
S<strong>in</strong>nhafte. Birgit Her<strong>in</strong>g und Hans Wagenmann<br />
von der Eurythmie her, Olaf Bockemühl und<br />
Andreas Laudert vom Theater her haben sich<br />
u.a. während e<strong>in</strong>er Klausur vom 6.- 8.9. <strong>2013</strong><br />
im Michael Tschechov Studio Berl<strong>in</strong> mit dem<br />
Spannungsfeld befasst, das entsteht, wenn man<br />
den Begriff des Konstellativen mit dem Karma-<br />
Begriff verb<strong>in</strong>det, z.B. anhand der Frage: Kann<br />
ich den vorlaufenden S<strong>in</strong>n wahrnehmen, der<br />
e<strong>in</strong>e Konstellation verursacht hat? Erzeuge ich<br />
ihn <strong>in</strong> der Wahrnehmung – und entsteht die<br />
Wahrnehmung gerade durch ihn?<br />
Auf dem Kolloquium werden das Wesen des<br />
Konstellativen und die soziale Wirkung karmischer<br />
Schichten geme<strong>in</strong>sam mit den e<strong>in</strong>geladenen<br />
Teilnehmern <strong>in</strong> szenischen M<strong>in</strong>iaturen<br />
und Bewegungs-Formen – performativ und<br />
diskursiv – erkundet.<br />
Das Kolloquium richtet sich an tätige Künstler.<br />
Olaf Bockemühl, Birgit Her<strong>in</strong>g,<br />
Andreas Laudert, Hans Wagenmann<br />
Anmeldung und weitere Information über Birgit Ebel: Birgit Ebel,<br />
Susanne L<strong>in</strong>. Kunst und Kunstförderung. <strong>Anthroposophische</strong><br />
<strong>Gesellschaft</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong>. birgit.ebel@e<strong>in</strong>sistalles.de<br />
Anthroposophie Weltweit • Mitteilungen <strong>Deutschland</strong>, <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> 3
<strong>Anthroposophische</strong> <strong>Gesellschaft</strong><br />
Immer wieder erwähnte Rudolf Ste<strong>in</strong>er, dass<br />
ab Ende des 20. Jahrhunderts die Fähigkeiten<br />
der übers<strong>in</strong>nlichen Wahrnehmung zunehmen<br />
würden. Er nannte es das «Neue Hellsehen».<br />
(z.B. <strong>in</strong> GA 113, Das Wiederersche<strong>in</strong>en des<br />
Christus im Ätherischen, Vortrag vom 6. März<br />
1910, S.120). Da das Hell-sehen aber nur <strong>in</strong> der<br />
Imag<strong>in</strong>ation e<strong>in</strong>e (größere) Rolle spielt, und es<br />
genauso z. B. e<strong>in</strong> Hell-hören, Hell-riechen und<br />
Hell-fühlen gibt, kann man umfassender von<br />
«übers<strong>in</strong>nlicher Wahrnehmung» sprechen. In<br />
diesem Zusammenhang war es Ste<strong>in</strong>er e<strong>in</strong><br />
großes Anliegen, mit der von ihm begründeten<br />
Geisteswissenschaft e<strong>in</strong>e entsprechende<br />
Theorie, entsprechende Begriffsbildungen, <strong>in</strong><br />
gewisser Weise e<strong>in</strong>e «Landkarte» der übers<strong>in</strong>nlichen<br />
Welten zur Verfügung zu stellen;<br />
damit die Menschen dann auch die Möglichkeit<br />
hätten, ihre Erlebnisse begrifflich zu<br />
fassen und e<strong>in</strong>ordnen zu können. Denn die<br />
nicht-s<strong>in</strong>nliche Welt ist m<strong>in</strong>destens so komplex<br />
wie unsere s<strong>in</strong>nliche Welt, mit vielen verschiedenen<br />
Ebenen und Bereichen:<br />
Die Welt der Verstorbenen ist e<strong>in</strong>e andere als<br />
die der Elementarwesen, die Welt der seelischen<br />
Kräfte oder Wesenheiten ist e<strong>in</strong>e andere<br />
als die der Bildekräfte. Das «Lesen» der<br />
Akasha-Chronik setzt e<strong>in</strong>e andere Fähigkeit<br />
voraus als das Wahrnehmen der <strong>in</strong>dividuellen<br />
menschlichen Aura oder von Krankheitsdispositionen<br />
und das F<strong>in</strong>den entsprechender<br />
(neuer) Heilmittel. Die Wahrnehmung der Welt<br />
der geistigen Wesen und Hierarchien ist etwas<br />
anderes als Wasseradern und deren Wirkungen<br />
erspüren zu können, Ereignisse aus vorigen<br />
Leben zu er<strong>in</strong>nern oder bei anderen wahrzunehmen.<br />
Gerade auch im anthroposophischen Umfeld<br />
gibt es <strong>in</strong>zwischen e<strong>in</strong>ige Menschen, die sich<br />
<strong>in</strong> ihrem speziellen Bereich der übers<strong>in</strong>nlichen<br />
Wahrnehmung e<strong>in</strong>e fundierte und sichere<br />
Grundlage erarbeitet haben und ihre Erfahrungen<br />
auch <strong>in</strong> Büchern, durch Vorträge und<br />
Sem<strong>in</strong>are weitergeben.<br />
Diese Menschen zusammenzubr<strong>in</strong>gen, zuerst<br />
e<strong>in</strong>mal mit <strong>in</strong>teressierten Vertretern des Arbeitskollegiums,<br />
zum gegenseitigen Kennenlernen<br />
war Aufgabe des ersten Kolloquiums 2012.<br />
Dieses Jahr, beim zweiten Arbeitstreffen lag<br />
der Fokus mehr auf der geme<strong>in</strong>samen Erarbeitung<br />
verschiedener Fragestellungen.<br />
Beide Male waren e<strong>in</strong>zelne Teilnehmer bereit,<br />
entsprechende Übungen aus ihrem Erfahrungsschatz<br />
anzuleiten, um die anderen an<br />
ihrer Arbeit, ihrem Ansatz e<strong>in</strong> Stück weit<br />
teilnehmen zu lassen. Dabei war e<strong>in</strong> großes<br />
gegenseitiges Interesse zu erleben.<br />
Sich <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Tätigkeitsfeld <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Kontext<br />
mit Kollegen zu stellen, wirkt der Vere<strong>in</strong>zelung<br />
entgegen. Zusammenarbeit, neue Zusammenhänge<br />
können entstehen; vielleicht ergibt sich<br />
Anthroposophie und übers<strong>in</strong>nliche Wahrnehmung<br />
E<strong>in</strong>en kurzen Bericht vom zweiten, von der Landesgesellschaft veranstalteten Kolloquium «Übers<strong>in</strong>nliche Wahrnehmung» im Mai <strong>2013</strong> gab<br />
es bereits <strong>in</strong> den Mitteilungen vom Juli/August. Es werden sich nun <strong>in</strong> monatlicher Reihenfolge e<strong>in</strong>zelne Teilnehmer zu dem e<strong>in</strong>en oder<br />
anderen der auf dem Arbeitstreffen angesprochenen Themen zu Wort melden.<br />
auch e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong>e Bereicherung des eigenen<br />
Weges, e<strong>in</strong>e ergänzende Sichtweise oder e<strong>in</strong>e<br />
Korrektur. Me<strong>in</strong>e Hoffnung ist auch, dass diese<br />
Arbeitstreffen der «Praktiker» und daraus entstehende<br />
Veröffentlichungen<br />
- zu e<strong>in</strong>er Versachlichung und Besprechbarkeit<br />
des Themenbereiches der übers<strong>in</strong>nlichen<br />
Wahrnehmung beitragen,<br />
- erste Schritte zur geisteswissenschaftlichen<br />
Erforschung derselben ermöglichen,<br />
- Menschen (Anthroposophen) Mut machen,<br />
die eigenen, vielleicht noch ganz anfänglichen<br />
Möglichkeiten zur Wahrnehmung der<br />
übers<strong>in</strong>nlichen Welten ernst zu nehmen und<br />
auch entsprechend e<strong>in</strong>ordnen zu können.<br />
Die Möglichkeit der übers<strong>in</strong>nlichen Wahrnehmung<br />
schon als angeborene oder als später<br />
erworbene Fähigkeit ist ke<strong>in</strong> schickes «Hobby»,<br />
mit dem man sich <strong>in</strong>teressant machen kann<br />
(wo es so wirkt, stimmt me<strong>in</strong>er Me<strong>in</strong>ung nach<br />
etwas nicht), sondern wie bei allen Fähigkeiten<br />
stellen sich auch hier die Fragen: Wie<br />
geht man verantwortlich mit ihnen um? Und<br />
welche Aufgabengebiete ergeben sich (für die<br />
Zukunft) daraus?<br />
Es wäre schön, wenn die folgenden Artikel mit<br />
unvore<strong>in</strong>genommenem Interesse zur Kenntnis<br />
genommen würden. Vielleicht können sie<br />
dem e<strong>in</strong>en oder anderen auch als e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es<br />
Fenster dienen, durch das man e<strong>in</strong>en Blick <strong>in</strong><br />
weitgehend noch unbekannte Gebiete werfen<br />
kann.<br />
Jasm<strong>in</strong> Mertens<br />
Was ist das Spezielle der Anthroposophie zum Thema<br />
übers<strong>in</strong>nliche Wahrnehmung und Meditation?<br />
Unseren ersten Meditationskurs boten Agnes<br />
Hardorp und ich auf der Hibernia-Sommertagung<br />
2004 an. Die Resonanz war sehr gut.<br />
Wir erlebten, dass es e<strong>in</strong> großes Bedürfnis <strong>in</strong><br />
der anthroposophischen Szene gibt, praktische<br />
Erfahrungen mit Meditieren zu machen, denn<br />
viele fühlen sich hier alle<strong>in</strong> gelassen. Seit<br />
2005 leiten wir jedes Jahr über 35 Meditations-Wochenenden<br />
an. Dabei geht es immer<br />
um Praxis und Erfahrungsaustausch, <strong>in</strong>sgesamt<br />
waren etwa 2300 Menschen <strong>in</strong> unseren<br />
Kursen. Im Folgenden e<strong>in</strong>ige grundsätzliche<br />
Überlegungen zur Meditation.<br />
Es wird immer schwieriger, ohne Meditationspraxis<br />
zu überleben, denn die hektische Welt<br />
zieht e<strong>in</strong>en ständig von sich weg. Meditation<br />
ist hilfreich für die seelische Ausgeglichenheit,<br />
körperliche Gesundheit, spirituelle Entwicklung<br />
und für die Pädagogik, Geme<strong>in</strong>schaftsbildung,<br />
Unternehmensführung, Forschung,<br />
Heilung und alle weiteren Lebensgebiete.<br />
Im 20. Jahrhundert überschritt die Menschheit<br />
als Ganzes die Schwelle zur geistigen Welt, wie<br />
es Rudolf Ste<strong>in</strong>er immer wieder beschrieben hat.<br />
Das wurde meist nicht bewusst mit voll zogen.<br />
Die Wirkungen s<strong>in</strong>d trotzdem vorhanden,<br />
zum Beispiel die Begegnung mit dem Hüter<br />
der Schwelle, der das alte Karma aufbewahrt.<br />
Die unerlösten Schatten, auch Doppelgänger<br />
genannt, werden heute im Seelenleben<br />
deutlich erlebt, weshalb die Psychotherapie<br />
entstand und sich <strong>in</strong> den letzten Jahrzehnten<br />
stark ausbreitete.<br />
Früher fand die esoterische Schulung zum<br />
Aufwachen <strong>in</strong> der geistigen Welt nur <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en<br />
Menschenkreisen und im Verborgenen<br />
statt. Damit das allgeme<strong>in</strong>e Überschreiten der<br />
Schwelle verdaut und kultiviert werden kann,<br />
veröffentlichten die Meister den Okkultismus<br />
und machten ihn allen Menschen zugänglich.<br />
Ab 1900 traten esoterische Meister weltweit<br />
<strong>in</strong> die Öffentlichkeit und öffneten die esoterischen<br />
Schulen. Zum Beispiel: Rudolf Ste<strong>in</strong>er<br />
(Anthroposophie), Peter Deunov und Mikhael<br />
Aivanhov (Weiße Bruderschaft), Hazrat Inayat<br />
Khan (Internationaler Sufiorden), Swami Sivananda<br />
(Yoga) oder die Meister der verschiedenen<br />
buddhistischen Richtungen, die echten<br />
Meister aus dem H<strong>in</strong>duismus und später Schamanen<br />
aller Kont<strong>in</strong>ente.<br />
Diese esoterischen Schulen ergänzen sich und<br />
gehören zusammen. Es gibt verschiedene Ausgangspunkte,<br />
Herangehensweisen und Aufgaben,<br />
aber ke<strong>in</strong>e wirklichen Differenzen.<br />
Die Meister s<strong>in</strong>d brüderlich verbunden. Streit<br />
entsteht immer nur unter Anhängern, die aus<br />
der Zugehörigkeit zu e<strong>in</strong>er Gruppe Selbstidentität<br />
beziehen und dies durch Abgrenzung<br />
verstärken wollen.<br />
Es gab <strong>in</strong> der anthroposophischen Szene<br />
e<strong>in</strong>e Tradition der pe<strong>in</strong>lichen Überheblichkeit<br />
gegenüber anderen esoterischen Strömungen,<br />
gepaart mit Hochmut und der Unfähigkeit<br />
zu eigenen übers<strong>in</strong>nlichen Erlebnissen. Über<br />
Jahrzehnte wurde Menschen gemobbt, die<br />
übers<strong>in</strong>nlich wahrnahmen oder eigenständig<br />
geistig forschten. Diese Haltung sche<strong>in</strong>t –<br />
glücklicherweise – am Auslaufen zu se<strong>in</strong>.<br />
Die Unterschiede <strong>in</strong>nerhalb der anthroposophischen<br />
Bewegung s<strong>in</strong>d genauso groß wie<br />
die Unterschiede der weltweiten esoterischen<br />
Strömungen. Deshalb ist es nicht verwunderlich,<br />
wenn verschiedene anthroposophische<br />
Strömungen sich nicht verstehen.<br />
4<br />
Anthroposophie Weltweit • Mitteilungen <strong>Deutschland</strong>, <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong>
<strong>Anthroposophische</strong> <strong>Gesellschaft</strong><br />
Seriöse Esoterik sollte unterschieden werden<br />
von Fast-Food-Spiritualität. Diese zeichnet sich<br />
zum Beispiel aus durch e<strong>in</strong> m<strong>in</strong>imalistisches<br />
Weltbild, Ich-auflösende Praktiken, Erleuchtungs-Versprechen,<br />
Hellsichtigkeit an e<strong>in</strong>em<br />
Wochenende, Uns<strong>in</strong>nige oder un logische<br />
Glaubensätze, Pseudogurus, Drogen, Macht-,<br />
Geld- oder sexuellen Mißbrauch durch leitende<br />
Persönlichkeiten, etc.<br />
E<strong>in</strong>ige Besonderheiten des Stils der anthroposophischen<br />
Meditation s<strong>in</strong>d:<br />
• Es gibt ke<strong>in</strong>en Übungskanon, jeder muss<br />
sich se<strong>in</strong>e Praxis selbst zusammenstellen.<br />
• Es gibt unzählige Meditationsanweisungen<br />
und Mantren, es kann aber auch alles andere<br />
meditiert werden, was zum Beispiel von<br />
anderen esoterischen Strömungen gepflegt<br />
wird.<br />
• Die Meditation ist auf das Ich abgestützt,<br />
nicht auf e<strong>in</strong>e Tradition, rituellen Kontext<br />
oder Guru.<br />
• Denken wird <strong>in</strong> der Meditation genauso<br />
ernst genommen, wie Fühlen und Wollen.<br />
• Der Weg geht immer durch e<strong>in</strong>e Form <strong>in</strong> die<br />
erfüllte Leere.<br />
• Die Forschungsergebnisse über die geistige<br />
Welt geben der Meditation e<strong>in</strong>e Landkarte<br />
und ermöglichen Orientierung.<br />
• Es wird mit der konkreten Kommunikation<br />
mit Elementarwesen, Engeln, Toten, Christus,<br />
etc. gerechnet.<br />
• Die Ichkraft wird <strong>in</strong> alle geistigen Bereiche<br />
mitgenommen.<br />
• Damit können geistige Erlebnisse <strong>in</strong> Gedanken<br />
gefasst und formuliert werden, was<br />
geistige Forschung ermöglicht.<br />
Fortgeschrittenes Ziel des anthroposophischen<br />
Schulungsweges ist das bewusste Aufwachen<br />
im kosmischen Geistesmenschen. Rudolf Ste<strong>in</strong>er<br />
gibt auf die Frage «Wo s<strong>in</strong>d die Wesen der<br />
geistigen Welt, z.B. die Hierarchien der Engel?»<br />
e<strong>in</strong>e deutliche Antwort: «Sie s<strong>in</strong>d alle im Menschen.»<br />
Das heißt: Es gibt ke<strong>in</strong>e geistige Welt<br />
außerhalb des Menschen. Der Mensch ist e<strong>in</strong><br />
Wesen, das die ganze geistige Welt umfasst.<br />
Nur bemerken wir dies als gegenwärtig <strong>in</strong>karnierte<br />
Menschen oft nicht, denn unsere kosmische<br />
Dimension ist unsere Nachtseite, die<br />
wir verschlafen.<br />
Und wie forscht man? Rudolf Ste<strong>in</strong>er sagt,<br />
<strong>in</strong>dem «sich der Mensch zur Wahrnehmung<br />
des Menschen als re<strong>in</strong> geistigen Wesens»<br />
erhebt. Zur geistigen Forschung ist also der<br />
Freiheitsakt des <strong>in</strong>neren Aufwachens, das leibfreie<br />
Sich-selbst-Ergreifen des Bewusstse<strong>in</strong>s<br />
<strong>in</strong> der Meditation nötig. Soweit man dies<br />
schafft, wacht man <strong>in</strong> der eigenen kosmischen<br />
Dimension auf und kann Ätherisches, Astrales<br />
und Geistiges wahrnehmen. Ohne e<strong>in</strong>e solche<br />
Selbsterhebung gibt es ke<strong>in</strong>e Geistesforschung.<br />
Damit ist auch möglich, das höhere Devachan<br />
zu erleben, dort e<strong>in</strong>e Seele im nachtodlichen<br />
Leben zu begleiten oder mit dem eigenen<br />
Geis tesmenschen zu arbeiten. Das ersche<strong>in</strong>t<br />
mir e<strong>in</strong>e Besonderheit des anthroposophischen<br />
Schulungsweges zu se<strong>in</strong>, auf anderen Wegen<br />
eröffnet sich oft nur die Äther- und Astralwelt.<br />
Hellwaches übers<strong>in</strong>nliches Wahrnehmen<br />
erfolgt konkret <strong>in</strong> vier Stufen, die ich kurz charakterisieren<br />
möchte:<br />
- Konzentrationssteigerung, Bewusstse<strong>in</strong>serhöhung,<br />
schrittweise Begegnung mit eigenen<br />
ungeläuterten, erdverhafteten Seelenanteilen<br />
(Hüter der Schwelle) und <strong>in</strong> diesem<br />
Vor-sich-Br<strong>in</strong>gen und Annehmen des «niederen<br />
Ichs» e<strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>den mit dem höheren<br />
Selbst.<br />
- Imag<strong>in</strong>ative Erkenntnis: Ich produziere von<br />
der S<strong>in</strong>neswelt unabhängige Bilder, Vorstellungen,<br />
Gedanken oder Gesten und achte<br />
darauf, ob diese von Kräften oder Wesen<br />
erfüllt werden und e<strong>in</strong> Eigenleben beg<strong>in</strong>nen.<br />
Es ist wie e<strong>in</strong> Von-außen-darauf-Schauen,<br />
e<strong>in</strong>e Es-Beziehung.<br />
- Inspirative Erkenntnis: Ich nehme die produzierten<br />
Vorstellungen weg und halte<br />
mich nur noch <strong>in</strong> den <strong>in</strong>neren Gefühlen,<br />
Regungen und Tätigkeiten, die für die Produktion<br />
notwendig waren. Durch diesen<br />
Ruck nach <strong>in</strong>nen kann e<strong>in</strong> Gespräch mit<br />
den Wesenheiten beg<strong>in</strong>nen, die <strong>in</strong> der Imag<strong>in</strong>ation<br />
noch wie von außen sichtbar waren.<br />
Es ist e<strong>in</strong> persönliches Gespräch, e<strong>in</strong>e Du-<br />
Beziehung.<br />
- Intuitive Erkenntnis: Ich nehme auch die<br />
<strong>in</strong>nere Tätigkeit weg, halte mich aber wach<br />
und mache so e<strong>in</strong>en Ruck nach außen und<br />
identifiziere mich mit dem jeweiligen geistigen<br />
Wesen, erlebe dessen Leben, Organisation<br />
und Zusammenhang mit der Geistwelt.<br />
Mich gibt es <strong>in</strong> diesem Moment nicht<br />
mehr, sondern nur das kontaktierte Wesen,<br />
das ich b<strong>in</strong>. Die <strong>in</strong>tuitive Erkenntnis ist<br />
immer e<strong>in</strong>e Ich-Beziehung.<br />
In der anthroposophischen Szene war Meditieren<br />
<strong>in</strong> der Gruppe und Erfahrungsaustausch<br />
lange verpönt. Das ist e<strong>in</strong> unfassbarer Managementfehler!<br />
Die geistige Forschung ist die<br />
Kernkompetenz der Anthroposophie, dazu<br />
s<strong>in</strong>d übers<strong>in</strong>nliches Wahrnehmen und Meditation<br />
notwendig. Aber kaum jemand lernt<br />
alle<strong>in</strong>e meditieren. Zum Lernen braucht man<br />
immer Austausch und e<strong>in</strong>en sozialen Kontext.<br />
Doch Meditation wurde über Jahrzehnte mit<br />
e<strong>in</strong>em Schweigen belegt, mit Ängsten behaftet<br />
und <strong>in</strong> das «stille Kämmerle<strong>in</strong>» verbannt.<br />
Damit wurde die Anthroposophie von ihrem<br />
Lebensquell abgeschnitten. Anstatt die Kernkompetenz<br />
der Anthroposophie zu fördern<br />
wurde das von führenden Persönlichkeiten<br />
gezielt verweigert und beh<strong>in</strong>dert. Heute wandelt<br />
sich das, aber die Blockaden der letzten 90<br />
Jahre wirken natürlich nach.<br />
Deshalb steht die <strong>Anthroposophische</strong> Meditation<br />
noch am Anfang. Es gibt <strong>in</strong> der anthroposophischen<br />
Szene ke<strong>in</strong>e breite Meditationskultur.<br />
Es gibt Lesekreise und viele künstlerische<br />
Aktivitäten, Meditationsgruppen s<strong>in</strong>d noch<br />
sehr selten. E<strong>in</strong>e breite Meditationskultur<br />
müssen wir erst noch aufbauen. Wir wissen,<br />
dass das gelungen ist, wenn <strong>in</strong> der Öffentlichkeit<br />
irgendwann Anthroposophie ganz selbstverständlich<br />
mit Meditieren verbunden wird.<br />
Thomas Mayer<br />
Die MGV 2014<br />
E<strong>in</strong>ladung zu e<strong>in</strong>em offenen Forum <strong>in</strong> Kassel<br />
Liebe Mitglieder der <strong>Anthroposophische</strong>n<br />
<strong>Gesellschaft</strong>,<br />
nach der Berl<strong>in</strong>er Tagung blicken wir darauf,<br />
wie es mit unseren Mitgliederversammlungen<br />
weiter gehen wird. Welche <strong>in</strong>haltlichen und<br />
gestalterischen Anliegen gibt es? Wie können<br />
wir die MGV so ergreifen, dass sie zu e<strong>in</strong>er<br />
Zusammenarbeit mit der Mitgliedschaft wird?<br />
Was ist ihnen wichtig? Worum wird es gehen?<br />
Auf dem Weg zu e<strong>in</strong>er geme<strong>in</strong>samen Vorbereitung<br />
haben wir e<strong>in</strong>ige jüngere Mitglieder<br />
gefragt, ob sie <strong>in</strong> die Vorbereitung e<strong>in</strong>steigen<br />
wollen. Dabei s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> reger Austausch<br />
und erste Anregungen entstanden. Es ist e<strong>in</strong>e<br />
wirkliche Chance, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er solchen Aufgabe<br />
mit den jüngeren Menschen zusammen zu<br />
arbeiten, und auch neu auf die Gestaltung der<br />
Versammlung und auf die <strong>Anthroposophische</strong><br />
<strong>Gesellschaft</strong> zu schauen. Dabei ist der Prozess<br />
e<strong>in</strong>er Zusammenarbeit mit allen Mitgliedern,<br />
die sich beteiligen können und wollen, e<strong>in</strong>e<br />
wichtige Voraussetzung, dass etwas entsteht,<br />
was wir alle wollen und erhoffen.<br />
Wir möchten Sie also zu e<strong>in</strong>em Mitgliedertag<br />
e<strong>in</strong>laden. Der wird stattf<strong>in</strong>den am Sonntag,<br />
den 13. <strong>Oktober</strong> von 11.30 bis 17.30 Uhr im<br />
<strong>Anthroposophische</strong>n Zentrum <strong>in</strong> Kassel, Wilhelmshöher<br />
Allee 261, 34131 Kassel.<br />
E<strong>in</strong> Ausgangsmotiv ist für uns die Frage,<br />
was aktuelle, gegenwärtige und zeitgemäße<br />
Anthroposophie eigentlich bedeutet. Wo ist<br />
die Anthroposophie im 21. Jahrhundert angekommen?<br />
Was können wir dafür tun, dass e<strong>in</strong><br />
solcher zeitgemäßer Impuls von den Inhalten<br />
und von der Tagungsgestalt sichtbar wird?<br />
Welche Methoden der Zusammenarbeit s<strong>in</strong>d<br />
dabei wichtig? Welche <strong>in</strong>haltlichen Motive?<br />
Wir freuen uns auf Ihr Kommen und Ihre<br />
Mitwirkung<br />
Für das Arbeitskollegium und die Vorbereitung<br />
Michael Schmock<br />
Abgabeterm<strong>in</strong> für<br />
Forschungsanträge und<br />
Anträge für Stipendien<br />
Anthroposophisch-geisteswissenschaftliche<br />
Forschung wird gefördert von der Stiftung zur<br />
Forschungsförderung <strong>in</strong>nerhalb der <strong>Anthroposophische</strong>n<br />
<strong>Gesellschaft</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong>. Auch<br />
im kommenden Jahr werden wiederum Forschungsstipendien<br />
zur Vertiefung anthroposophischer<br />
Fragestellungen an junge Menschen im<br />
Anschluss an ihr Hochschulstudium vergeben.<br />
Am 31. <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> ist nächster Abgabeterm<strong>in</strong>,<br />
sowohl für Anträge auf e<strong>in</strong> Stipendium als auch<br />
für die Förderung von Forschungsprojekten. Die<br />
e<strong>in</strong>gereichten Anträge werden Anfang Dezember<br />
beraten.<br />
Interessierte Forscher fordern bitte die Richtl<strong>in</strong>ien an: elbert@<br />
anthropsophsiche-gesellschaft.org oder telefonisch: 030/67803990.<br />
Stiftung zur Forschungsförderung, Monika Elbert, Stubenrauchstr.<br />
77, 15732 Eichwalde.<br />
Anthroposophie Weltweit • Mitteilungen <strong>Deutschland</strong>, <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> 5
<strong>Anthroposophische</strong> <strong>Gesellschaft</strong><br />
«Wir kommen nur weiter, wenn wir unsere<br />
Erlebnisse (mit-) teilen können»<br />
TROY VINE | Die Mysteriendramen Rudolf Ste<strong>in</strong>ers<br />
stellen e<strong>in</strong>e Aspekt der Anthro posophie<br />
dar, welcher mir nie woanders so deutlich und<br />
so lebhaft begegnet ist und welcher mir immer<br />
stärker <strong>in</strong> den Vordergrund rückt, nämlich: Was<br />
kommt uns entgegen, wenn wir uns auf den<br />
von Rudolf Ste<strong>in</strong>er veranlagten Initiations weg<br />
begeben?<br />
Überhaupt diese Frage so zu formulieren<br />
folgt unmittelbar aus me<strong>in</strong>em Erlebnis der<br />
Mysterien dramen. Sie ist e<strong>in</strong>e Frage, die von<br />
Anderen getragen, mit Anderen geteilt worden<br />
ist und gar nicht von den neuen und<br />
alten Freunden, die mit dabei waren, getrennt<br />
betrachtet werden kann. Ich b<strong>in</strong> durch dies<br />
Erlebnis zu der Überzeugung gekommen, dass<br />
man nie alle<strong>in</strong> auf dem Initiationswege ist,<br />
sogar, dass man den Weg alle<strong>in</strong> überhaupt<br />
nicht betreten kann. Die Mysteriendramen<br />
<strong>in</strong>nerhalb dieser Jugend<strong>in</strong>itiative zu erleben,<br />
hat mir nämlich gezeigt, dass wir nur wirklich<br />
weiterkommen, wenn wir zusammen unsere<br />
Erlebnisse und Erfahrungen austauschen<br />
können. Ja, nur wenn wir e<strong>in</strong>ander gegenseitig<br />
<strong>in</strong> unserem geistigen Streben unterstützen<br />
können, kommen wir weiter. In den Dramen<br />
s<strong>in</strong>d die Kräfte dargestellt worden, die uns<br />
entgegen kommen und uns aus dem <strong>in</strong>neren<br />
Gleichgewicht und Unvore<strong>in</strong>genommenheit<br />
zu br<strong>in</strong>gen versuchen. Ebenso aber auch die<br />
Kraft, die uns Aufrecht halten kann, die uns<br />
nach den unausweichlichen Schicksalsschlägen<br />
wieder zur Aufrechten br<strong>in</strong>gen kann: Die<br />
Liebe. Dieses gewöhnliche Wort enthält das<br />
Geheimnis der Menschheitsentwicklung. Sie<br />
bezeichnet ke<strong>in</strong> D<strong>in</strong>g, ke<strong>in</strong>es, was man <strong>in</strong><br />
Besitz haben kann, sondern eher die Qualität<br />
e<strong>in</strong>er Beziehung, etwa die Art und Weise, wie<br />
sich Menschen zu e<strong>in</strong>ander beziehen. Das<br />
heißt die Frage, wie oder überhaupt ob wir uns<br />
weiter entwickeln, ist eng verbunden mit dem,<br />
wie wir mite<strong>in</strong>ander umgehen und aus welchen<br />
Impulsen wir sozial agieren. Die Jugendsektion<br />
am Goetheanum sche<strong>in</strong>t tief mit dieser<br />
Frage beschäftigt zu se<strong>in</strong>, und die Jugendtagung<br />
zu den Mysteriendramen hat <strong>in</strong>nerhalb<br />
der «großen Tagung» viele junge Menschen<br />
zusammengebracht, denen diese Frage tief am<br />
Herzen liegt und denen das Weiterentwickeln<br />
des Sozialen sehr wichtig ist. Mann könnte<br />
sogar sagen «lebenswichtig», wenn das Leben<br />
<strong>in</strong> se<strong>in</strong>er vollen Würde geme<strong>in</strong>t und verstanden<br />
wird. An diesem sozialen Impuls teilnehmen<br />
und mit gestalten zu dürfen kann von mir<br />
nur als Geschenk der Liebe betrachtet werden.<br />
Ich danke euch allen für dieses Geschenk!<br />
Mysteriendramen <strong>2013</strong><br />
Mit dem Titel «Wache auf, der du schläfst…» wurde von e<strong>in</strong>er Gruppe junger Menschen e<strong>in</strong>e Tagung zu den Mysteriendramen organisiert.<br />
Besonders war, dass diese <strong>in</strong>nerhalb der Großen Sommertagung stattfand, sodass die jungen Teilnehmer neben den vier Dramen auch<br />
die Morgenvorträge, Arbeitsgruppen usw. mit den hunderten anderen wahrnehmen konnten. Wichtig waren für die Gruppe aber auch die<br />
Zeiten, wo man «unter sich» se<strong>in</strong> konnte – wie z.B. bei allen Hauptmahlzeiten und dem geme<strong>in</strong>samen Beg<strong>in</strong>n und Abschluss. Nachfolgend<br />
äußern sich zwei junge Teilnehmer über ihr Erleben.<br />
«Wie e<strong>in</strong>e Woche, die sich außerhalb me<strong>in</strong>es<br />
gewöhnlichen Zeitstromes bewegte…»<br />
SELINA WALTER | Aber gerade dadurch<br />
war diese Woche nicht abgesondert, sondern<br />
zutiefst real und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er ganz besonderen<br />
Weise zugehörig zu me<strong>in</strong>em Leben. So habe<br />
ich diese Tagung erlebt.<br />
Am letzten Abend, beim geme<strong>in</strong>samen Rückblick,<br />
war mir, als hätte ich so viel zu sagen, ich<br />
fühlte mich so reich und doch auch verwirrt<br />
und an der Grenze me<strong>in</strong>er Aufnahmefähigkeit,<br />
dass ich e<strong>in</strong>fach gar nichts sagte. Ich hatte das<br />
Gefühl, <strong>in</strong> diesem Moment g<strong>in</strong>g es vielen ähnlich.<br />
Jetzt möchte ich, mit etwas Abstand, e<strong>in</strong><br />
paar Hauptgedanken zu den Dramen niederschreiben.<br />
Nach durchwachter Anreisenacht im hübschen<br />
Dornach angekommen, näherte ich mich etwas<br />
zögernd dem Goetheanum – es war, trotz nun<br />
schon dreijährigen Eurythmie studium, bisher<br />
me<strong>in</strong> erster Besuch und me<strong>in</strong>e erste Tagung<br />
dieser Art. Ich beschäftigte mich mit der Architektur<br />
der Bauten und schrieb me<strong>in</strong>e ersten<br />
E<strong>in</strong>drücke nieder, doch blieb alles noch fremd,<br />
aufsche<strong>in</strong>end wie e<strong>in</strong> Traumbild. Um so schöner<br />
war es, bei e<strong>in</strong>em musikalischen Willkommensgruß<br />
und Begrüßungsansprachen auf so<br />
viele junge Menschen aus verschiedensten<br />
Arbeits- und Studiengebieten zu treffen, zwischen<br />
denen sich <strong>in</strong> den kommenden Tagen,<br />
als Ausgleich zur erforderten Höchst-Konzentration<br />
bei den Mysteriendramen aber auch<br />
als Vertiefung und Bereicherung dieser, philosophische<br />
Gespräche und verb<strong>in</strong>dende Erlebnisse<br />
entfalteten.<br />
Das Interessante ist, dass jeder Zuschauer, auf<br />
e<strong>in</strong>er ganz anderen Lebensstufe stehend, etwas<br />
für sich Besonderes, höchst Individuelles aus<br />
dem Mitfühlen mit den Persönlichkeiten des<br />
Dramas herausziehen kann, soweit entnahm<br />
ich das aus Gesprächen. Tief bee<strong>in</strong>druckend<br />
für mich war, wie die Schicksale der Rollengestalten<br />
so sehr <strong>in</strong>e<strong>in</strong>ander verwoben s<strong>in</strong>d<br />
und sich gegenseitig bee<strong>in</strong>flussen, wie dadurch<br />
Verstrickung entsteht, aber wie jede Verstrickung<br />
sich auch zum Guten wenden kann. Ich<br />
denke <strong>in</strong>sbesondere für künstlerische Menschen,<br />
die e<strong>in</strong>en oft sehr e<strong>in</strong>samen Weg gehen,<br />
kann <strong>in</strong> diesem Aspekt e<strong>in</strong> H<strong>in</strong>weis liegen,<br />
auf welche Art ich eigenständig <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em<br />
Wesen bleiben und doch die schmerzhafte<br />
Trennung zwischen dem Selbst, der Welt und<br />
den anderen Menschen und deren Tragik als<br />
Illusion verstehen kann. Wir können, wenn wir<br />
ab und an mit e<strong>in</strong>em umfassenderen Blick auf<br />
die Lebensentwürfe und die Weltentwicklung<br />
zu schauen wagen, Demut bekommen und<br />
den eigenen kle<strong>in</strong>en Lebensdramen vielleicht,<br />
h<strong>in</strong> und wieder, den Stachel nehmen, ohne<br />
sie jedoch als unwichtig oder oberflächlich zu<br />
begreifen.<br />
Im Erwachsenwerden muss man plötzlich Entscheidungen<br />
treffen, ohne zu wissen, ob sie<br />
richtig s<strong>in</strong>d oder ob sie <strong>in</strong>s Chaos führen.<br />
Werde ich von me<strong>in</strong>er Zukunft geführt? Welche<br />
Mächte bee<strong>in</strong>flussen me<strong>in</strong>e Gedanken noch,<br />
wie kann ich diese prüfen, <strong>in</strong>wiefern s<strong>in</strong>d diese<br />
«Gegenmächte» auch notwendig für me<strong>in</strong>en<br />
weiteren Weg? Man muss e<strong>in</strong>en Ent-Schluss<br />
treffen und mit den Konsequenzen und Risiken<br />
leben, im besten Falle sie bejahend, denn nur<br />
so kann etwas bewegt werden. Aber dann die<br />
quälenden Zweifel – war es nun das Richtige?<br />
Was wäre, wenn ...? Ach hätt’ ich doch ...! Bisher<br />
hatte ich das Gefühl <strong>in</strong> me<strong>in</strong>en Höhen und<br />
Tiefen doch irgendwie geführt, bisweilen auch<br />
getragen zu se<strong>in</strong>. Nun sche<strong>in</strong>t dieses Erleben<br />
aber e<strong>in</strong>e Metamorphose durchzumachen und<br />
es ist als ob der «Engel» mich verlassen hätte,<br />
der mir doch immer so klar sagen konnte, was<br />
ich tun sollte und der für mich im Grunde Verantwortung<br />
übernahm. Verantwortung – dieses<br />
zu oft gebrauchte Wort ist doch so schwer zu<br />
erlernen, wenn es zur <strong>in</strong>neren Verantwortung<br />
gegenüber me<strong>in</strong>er Schicksalsgestaltung und<br />
der all me<strong>in</strong>er «Mit-Menschen» werden soll.<br />
Ich erlebe wie der «Engel» mich nicht mehr<br />
trägt (auch wenn er hoffentlich weiter an me<strong>in</strong>er<br />
Seite geht), aber gleichzeitig erstarkt durch<br />
das «Verlassen se<strong>in</strong>» <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em Innern e<strong>in</strong>e<br />
Kraft, die von hier aus stützt, auf e<strong>in</strong>e andere,<br />
viel <strong>in</strong>dividuellere Art. Durch diesen Prozess zu<br />
gehen bedeutet Krisis, aber bei e<strong>in</strong>er Krankheit<br />
ist die Krisis immer der Heilungsbeg<strong>in</strong>n.<br />
Es war aufrüttelnd und ermutigend, die Charaktere<br />
<strong>in</strong>nerlich zu begleiten und durch das<br />
Miterleben ihrer immer weiteren Herausforderungen,<br />
je nach Entwicklung stufenweise<br />
verwandelt und variiert, <strong>in</strong> mir diese Kraft zu<br />
stärken, die sich unterstützend und <strong>in</strong>teger<br />
entwickeln will, um <strong>in</strong> die Welt zu gehen, <strong>in</strong><br />
ihr zu wirken und Entscheidungen zu treffen<br />
aus Verantwortung und Herzenskraft, ohne<br />
an denselben und den mich ängstigenden<br />
oder trügenden Mächten zu zerreißen – ne<strong>in</strong><br />
selbst diese Gewalten noch anzuerkennen als<br />
der persönlichen Entwicklung dienend ... ideal<br />
gedacht.<br />
Redaktion dieser Texte: Johanna Taraba, Stuttgart<br />
6<br />
Anthroposophie Weltweit • Mitteilungen <strong>Deutschland</strong>, <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong>
<strong>Anthroposophische</strong> Bewegung<br />
<strong>Anthroposophische</strong>r Bücherherbst<br />
(an). Dieser Herbst <strong>2013</strong> br<strong>in</strong>gt den anthroposophisch <strong>in</strong>teressierten Lesern e<strong>in</strong>e Fülle <strong>in</strong>teressanter und wichtiger Neuersche<strong>in</strong>ungen, die<br />
hier <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Auswahl ausführlich vorgestellt werden.<br />
frommann-holzboog – Rudolf Ste<strong>in</strong>er Verlag:<br />
Rudolf Ste<strong>in</strong>er, Schriften – Kritische Ausgabe.<br />
Herausgegeben von Christian Clement. Band 5,<br />
Schriften über Mystik, Mysterienwesen und Religionsgeschichte:<br />
Die Mystik im Aufgange des neuzeitlichen<br />
Geisteslebens und ihr Verhältnis zur<br />
modernen Weltanschauung. Das Christentum als<br />
mystische Tatsache und die Mysterien des Altertums.<br />
Herausgegeben und kommentiert von Christian<br />
Clement.<br />
Der als erster Band der neuen kritischen<br />
Rudolf Ste<strong>in</strong>er-Ausgabe, die erfreulicherweise<br />
vom frommann-holzboog und Rudolf Ste<strong>in</strong>er<br />
Verlag geme<strong>in</strong>sam besorgt wird, jetzt erschienene<br />
Band 5 stellt die an zentraler Stelle<br />
im Werk Rudolf Ste<strong>in</strong>ers stehenden Schriften<br />
zur Mystik und zum Christentum <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
kritischen, das heißt alle existierenden Textversionen<br />
umfassenden Neuausgabe vor. Dem<br />
Herausgeber kommt es, und das macht se<strong>in</strong>e<br />
herausragend formulierte und das Gesamtwerk<br />
überschauende E<strong>in</strong>leitung besonders<br />
deutlich, vor allem darauf an, die Werdestufen<br />
der beiden Schriften sowohl <strong>in</strong> ihrer Stellung<br />
im Gesamtwerk wie auch <strong>in</strong> ihrer Überarbeitung<br />
durch mehrere Neuauflagen von Händen<br />
Rudolf Ste<strong>in</strong>ers herauszuarbeiten. So kommt<br />
er <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>führung zu dem aus großer<br />
Überschau gefassten Schluss, dass nicht nur<br />
die Betrachtungsweise Rudolf Ste<strong>in</strong>ers im H<strong>in</strong>blick<br />
auf die Mystik und ihr Wiederersche<strong>in</strong>en<br />
<strong>in</strong> der Neuzeit sowie auf die Mysterien und<br />
ihre Metamorphose durch das Christentum<br />
e<strong>in</strong>em anschauenden Denken im S<strong>in</strong>ne Goethes<br />
und des Deutschen Idealismus entspr<strong>in</strong>gt,<br />
sondern dass auch dem Entwicklungsgang<br />
Ste<strong>in</strong>ers selber e<strong>in</strong> solcher, auf dem Metamorphosegedanken<br />
beruhender Lebensimpuls<br />
zugrunde liegt. Insofern wird die Diskussion<br />
um verme<strong>in</strong>tliche Brüche oder Widersprüche<br />
im Leben Rudolf Ste<strong>in</strong>ers durch diese kritische<br />
Edition auf e<strong>in</strong>e völlig neue Stufe gehoben,<br />
und man darf deshalb auch auf die weiteren<br />
Bände dieser Edition sehr gespannt se<strong>in</strong>. Für<br />
das 1. Halbjahr 2014 ist Band 7: Schriften<br />
zur Erkenntnisschulung angekündigt, der die<br />
beiden Werke «Wie erlangt man Erkenntnisse<br />
der höheren Welten» und «Stufen der höheren<br />
Erkenntnis» umfassen wird.<br />
Rudolf Ste<strong>in</strong>er Verlag:<br />
Rudolf Ste<strong>in</strong>er Gesamtausgabe, Abteilung B: Vorträge,<br />
I. Öffentliche Vorträge, herausgegeben von<br />
der Rudolf Ste<strong>in</strong>er Nachlassverwaltung, Band GA<br />
69b. Erkenntnis und Unsterblichkeit, zehn öffentliche<br />
Vorträge gehalten <strong>in</strong> Düsseldorf, Hamburg,<br />
Bremen, Nürnberg, München, Elberfeld und Basel<br />
zwischen dem 19. Februar 1910 und 23. Februar 1911.<br />
Nach stenografischen und freien Handschriften,<br />
herausgegeben von Ulla Trapp unter Mitarbeit von<br />
Andrea Leub<strong>in</strong> und Dörte Mehrl<strong>in</strong>g.<br />
Dieser erstmalig <strong>in</strong> der Gesamtausgabe<br />
ersche<strong>in</strong>ende Band umfasst öffentliche Vorträge,<br />
die bislang nur teilweise <strong>in</strong> weit zerstreuter<br />
Zeitschriften-Form zugänglich waren.<br />
Die Titel der Vorträge lauten: «Erkenntnis und<br />
Unsterblichkeit» (drei Vorträge selben Titels <strong>in</strong><br />
Düsseldorf, Hamburg und Bremen), «Anlage,<br />
Begabung und Erziehung des K<strong>in</strong>des» (vier<br />
Vorträge selben Titels <strong>in</strong> Nürnberg, Düsseldorf,<br />
München und Basel), «Zarathustra, se<strong>in</strong>e Lehre<br />
und Mission», «Moses, se<strong>in</strong>e Lehre und se<strong>in</strong>e<br />
Mission» (beide München) und «Die übers<strong>in</strong>nlichen<br />
Erkenntnisse und das alltägliche Leben»<br />
(Elberfeld). Der Umfang der Nachschriften<br />
entspricht der auch sonst üblichen Länge der<br />
öffentlichen Vorträge Rudolf Ste<strong>in</strong>ers, die oft<br />
weit über das Maß der Mitgliedervorträge<br />
h<strong>in</strong>aus ragt. Es handelt sich bei allen Vorträgen<br />
um Parallelvorträge, zu denen es aber nur im<br />
Falle des pädagogischen Vortrages und der<br />
Vorträge über Zarathustra und Moses existierende<br />
und veröffentlichte Nachschriften gibt.<br />
Der Elberfelder Vortrag ist e<strong>in</strong>malig gehalten<br />
worden und stellt somit e<strong>in</strong> Unikat im<br />
Gesamtwerk da.<br />
Verlag am Goetheanum:<br />
Rudolf Grosse, Die Weihnachtstagung als Zeitenwende<br />
und die Grundste<strong>in</strong>legung des Ersten Goetheanum.<br />
Klassiker der Anthroposophie Band 1.<br />
Rudolf Grosse lernte als 16-jähriger Zeit zeuge<br />
Rudolf Ste<strong>in</strong>ers das erste Goetheanum lieben.<br />
An Weihnachten 1923/24 erlebte er Rudolf<br />
Ste<strong>in</strong>ers Initiative zur Gründung der Freien<br />
Hochschule für Geisteswissenschaft und<br />
Neubegründung der <strong>Anthroposophische</strong>n<br />
<strong>Gesellschaft</strong> mit. Die Wärme se<strong>in</strong>er Erzählung<br />
entspr<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong>er schicksalhaften Beziehung<br />
zu Rudolf Ste<strong>in</strong>er und der Anthroposophie.<br />
Se<strong>in</strong> Bericht über die Gründungsereignisse<br />
zeugt von e<strong>in</strong>er tiefen Kenntnis der geistigen<br />
Dimension dieser Ereignisse. Die Zeitlosigkeit<br />
und Aktualität se<strong>in</strong>er Darstellung macht das<br />
Buch zu e<strong>in</strong>em Klassiker der Anthro posophie.<br />
Michaela Glöckler stellt im Vorwort den Bezug<br />
zur Arbeit und Aufgabe des Goetheanum<br />
heute her.<br />
Futurum Verlag:<br />
Rudolf Ste<strong>in</strong>er, Die Rosenkreuzmeditation – Urbild<br />
menschlicher Entwicklung. Herausgegeben und<br />
e<strong>in</strong>geleitet von Christiane Haid.<br />
Das Rosenkreuz nimmt als grundlegende<br />
Bildmeditation <strong>in</strong> der meditativen Praxis der<br />
Anthroposophie e<strong>in</strong>e zentrale Stellung e<strong>in</strong>.<br />
Ab 1905 skizziert Rudolf Ste<strong>in</strong>er <strong>in</strong> esoterischen<br />
Stunden wie auch <strong>in</strong> öffentlichen<br />
Vorträgen die Bedeutung und vor allem den<br />
S<strong>in</strong>ngehalt dieser zentralen Bildmeditation der<br />
Anthroposophie immer wieder neu. Neben<br />
Goethes Fragment «Die Geheimnisse» ist der<br />
Gral als verwandtes Motiv Gegenstand der<br />
Betrachtung. Stehen <strong>in</strong> der frühen Zeit mehr<br />
der symbolische Bedeutungsgehalt und die<br />
Beziehung zum esoterischen Christentum im<br />
Mittelpunkt der Ausführungen, so verstärkt<br />
sich zunehmend der Blick auf methodische<br />
Frage stellungen des Bildaufbaus und der<br />
Gestaltung der Gefühle. Dies erreicht <strong>in</strong> dem<br />
Werk «Die Geheimwissenschaft im Umriss»<br />
se<strong>in</strong>en Höhepunkt. So zeigen die verschiedenen<br />
Darstellungen der Rosenkreuzmeditation<br />
weg weisende Bilder der Läuterung und<br />
Verwandlung des Menschen und laden zu<br />
e<strong>in</strong>em beweglichen Umgang e<strong>in</strong>.<br />
Verlag Freies Geistesleben:<br />
Karl König, Brüder und Schwestern. Geschwisterfolge<br />
als Schicksal. Herausgegeben von Richard<br />
Steel und Alfons Limbrunner.<br />
In der Karl König Werkausgabe nimmt dieses<br />
Buch e<strong>in</strong>en besonderen Platz e<strong>in</strong>. Die Darstellung<br />
gilt als immer noch aktuelles Pionierstück<br />
der Geschwisterforschung. Empirie,<br />
biographische Studien, Mythologie und tiefe<br />
Menschenkenntnis werden angereichert mit<br />
Dokumenten und Notizen, die die Entstehung<br />
nachzeichnen und die Thematik vertiefen.<br />
Karl König, Das Rätsel der drei Johannes-Gestalten.<br />
Herausgegeben von Richard Steel und Michael<br />
Bruhn.<br />
Der neue Band der Karl König Werk ausgabe<br />
stellt Königs Arbeiten an christologischen<br />
Grundfragen <strong>in</strong> den Zusammenhang mit se<strong>in</strong>en<br />
Idealen des Geme<strong>in</strong>schaftsbildens und<br />
-bauens. Die Ausführungen werden durch Vorträge<br />
und Ansprachen sowie Aufzeichnungen<br />
aus se<strong>in</strong>en Notiz- und Tagebüchern ergänzt<br />
werden.<br />
Verlag des Ita Wegman Instituts:<br />
Erika von Baravalle (Hrsg.), Rudolf Ste<strong>in</strong>ers Grundste<strong>in</strong>legung<br />
am 20. September 1913. Im Angesicht<br />
der Sterne.<br />
Zur e<strong>in</strong>hundertjährigen Wiederkehr der<br />
Grundste<strong>in</strong>legung des Johannesbaus legt die<br />
Herausgeber<strong>in</strong> verschiedene ihrer Aufsätze <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>em Sammelband mit reichem Bildmaterial<br />
vor – darüber h<strong>in</strong>aus Augenzeugenberichte<br />
der ersten Grundste<strong>in</strong>legungshandlung, Studien<br />
von Fritz Götte, Elisabeth Vreede, Walter<br />
Bühler und Ernst B<strong>in</strong>del sowie Rudolf Ste<strong>in</strong>ers<br />
Ansprachen vom und zum 20. September<br />
1913, die noch nie <strong>in</strong> dieser Zusammenstellung<br />
verfügbar waren.<br />
Anthroposophie Weltweit • Mitteilungen <strong>Deutschland</strong>, <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> 7
<strong>Anthroposophische</strong> Bewegung<br />
Arbeit mit syrischen<br />
Flüchtl<strong>in</strong>gsk<strong>in</strong>dern<br />
Der notfallpädagogische E<strong>in</strong>satz der «Freunde<br />
der Erziehungskunst Rudolf Ste<strong>in</strong>ers e.V.» für<br />
syrische Flüchtl<strong>in</strong>ge im Libanon verlief erfolgreich.<br />
Ab dem 23. August <strong>2013</strong> wurden zwei<br />
Wochen lang Workshops für vom Bürgerkrieg<br />
betroffene K<strong>in</strong>der angeboten, <strong>in</strong> denen sie<br />
krea tiv tätig werden konnten. Des Weiteren<br />
boten die Notfallpädagogen Schulungen für<br />
syrische und libanesische K<strong>in</strong>derbetreuer an<br />
und konnten syrische NGOs für längerfristige<br />
Koo perationen gew<strong>in</strong>nen.<br />
In den Flüchtl<strong>in</strong>gslagern Shatila und Bourj al<br />
Barajne, nahe Beirut, organisierten die Notfallpädagogen<br />
mit Unterstützung von «Aktion<br />
<strong>Deutschland</strong> hilft» Workshops für K<strong>in</strong>der, die<br />
vom Bürgerkrieg betroffen s<strong>in</strong>d. Zusätzlich zu<br />
ihren traumatischen Erlebnissen s<strong>in</strong>d diese<br />
durch die beengten Verhältnisse <strong>in</strong> den Camps<br />
belastet und ihre erwachsenen Bezugspersonen<br />
leiden selbst noch unter den Nachwirkungen<br />
der Kriegserlebnisse. Ziel der Workshops war<br />
es, die Auswirkungen des Bürgerkriegstraumas<br />
abzumildern. Dabei dient die kreative Arbeit<br />
der psychosozialen Stabilisierung der K<strong>in</strong>der<br />
und beugt Traumafolgestörungen vor. In beiden<br />
Lagern nahmen <strong>in</strong>sgesamt circa 150 K<strong>in</strong>der an<br />
den kunst- und erlebnispädagogischen Maßnahmen<br />
teil. Die Workshops fanden <strong>in</strong> Kooperation<br />
mit der Organisation «Nazma – Learn<strong>in</strong>g<br />
and Ressource Centre» <strong>in</strong> K<strong>in</strong>dergärten statt.<br />
Die K<strong>in</strong>der nahmen das abwechslungsreiche<br />
Programm freudig an. Beim Malen, sowie bei<br />
Bewegungs- und Vertrauensübungen tauten sie<br />
allmählich auf und erhielten e<strong>in</strong>e Ablenkung zu<br />
ihrem sonst schweren Alltag, mit dem sie <strong>in</strong> den<br />
Flüchtl<strong>in</strong>gslagern konfrontiert s<strong>in</strong>d.<br />
Sophie Mikosch, Öffentlichkeitsarbeit<br />
«Freunde der Erziehungskunst, Karlsruhe<br />
SEKEM <strong>in</strong>terveniert <strong>in</strong> Ägypten<br />
(nna) Mit e<strong>in</strong>em Appell zu Mäßigung und<br />
Zusammenarbeit hat sich die ägyptische<br />
SEKEM Initiative Anfang September zu den von<br />
Gewalt und Aggression geprägten Ause<strong>in</strong>andersetzungen<br />
<strong>in</strong> Ägypten zu Wort gemeldet. «Das<br />
Verb<strong>in</strong>dende und nicht das Trennende unter<br />
allen Ägyptern sollte jetzt im Mittelpunkt der<br />
Aufmerksamkeit stehen», heißt es <strong>in</strong> der <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong><br />
veröffentlichten Erklärung der Initiative.<br />
Die leidvollen Ereignisse der letzten Wochen<br />
zeigten, dass der Wunsch und das Bedürfnis der<br />
Bevölkerung nach Selbstbestimmung weiterh<strong>in</strong><br />
ungebrochen sei. Voraussetzung sei, dass «jetzt<br />
alles unterlassen wird, was zu e<strong>in</strong>er weiteren<br />
Verschärfung der Lage beitragen könnte».<br />
Die SEKEM-Geme<strong>in</strong>schaft ist der Über zeugung,<br />
dass dies nur auf der Grundlage e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>beziehung<br />
aller Menschen und Gruppen gel<strong>in</strong>gen<br />
kann, denen die glückliche Entwicklung<br />
des ägyptischen Volkes e<strong>in</strong> Anliegen ist. «Dialog,<br />
Transparenz und Aufrichtigkeit muss im<br />
Umgang aller Ägypter gepflegt werden, damit<br />
das Volk se<strong>in</strong> Vertrauen <strong>in</strong> sich und se<strong>in</strong>e selbst-<br />
gewählte Regierung zurückgew<strong>in</strong>nt», schreibt<br />
SEKEM weiter.<br />
Der momentane politische Rahmen gebe<br />
jedoch Aggression und Konfrontation Raum,<br />
unter denen alle Ägypter unverhältnismäßig<br />
zu leiden haben. Die unruhigen Zeiten, durch<br />
die Ägypten gegenwärtig gehe, zeigten, wie<br />
schwierig der Weg des ägyptischen Volks h<strong>in</strong> zu<br />
e<strong>in</strong>er Demokratie ist, die «von allen Menschen<br />
geschätzt und gestaltet» werde. Die Ereignisse<br />
der letzten Zeit ließen befürchten, «dass dieser<br />
Weg noch weit se<strong>in</strong> wird.»<br />
Die Geme<strong>in</strong>schaft bedankt sich <strong>in</strong> ihrer Erklärung<br />
auch für die «guten Gedanken und die<br />
Unterstützung», die <strong>in</strong> diesen schweren Zeiten<br />
von den Freunden im Ausland gekommen<br />
sei. Weder Mitarbeiter noch E<strong>in</strong>richtungen<br />
von SEKEM seien bisher <strong>in</strong> den Ause<strong>in</strong>andersetzungen<br />
zu Schaden gekommen.<br />
«What moves you» im K<strong>in</strong>o<br />
(an) Berl<strong>in</strong> – Sommer 2012: 83 Jugendliche aus<br />
14 Nationen proben während 4 Wochen Eurythmie,<br />
e<strong>in</strong>e Tanzform, die auch als sichtbare Musik<br />
bezeichnet und weltweit an Ste<strong>in</strong>erschulen unterrichtet<br />
wird. Sie haben e<strong>in</strong> ehrgeiziges Ziel: Zwei<br />
symphonische Werke von Beethoven und Pärt <strong>in</strong><br />
nur vier Wochen auf die Bühne zu br<strong>in</strong>gen.<br />
Der jetzt <strong>in</strong> deutschen und schweizerischen<br />
K<strong>in</strong>os angelaufene Film WHAT MOVES YOU<br />
verfolgt <strong>in</strong> packenden Bildern e<strong>in</strong>en künstlerischen<br />
Prozess. In Sternstunden und Rückschlägen,<br />
Hoffnungen und Krisen auf dem Weg<br />
zur Aufführung begleitet er Jugendliche, die<br />
<strong>in</strong> grosser Offenheit E<strong>in</strong>blicke <strong>in</strong> ihre persönlichen<br />
Welten zulassen und mit unverkrampfter<br />
Frische e<strong>in</strong>en neuen Zugang zur Spiritualität<br />
fordern. Der Film tastet sich mit den Jugendlichen<br />
vor <strong>in</strong> das geheimnisvolle Gebiet der<br />
Eurythmie – ohne irgendetwas abschließend zu<br />
erklären. Es bleibt e<strong>in</strong> Mysterium. E<strong>in</strong> schönes,<br />
bewegendes Mysterium.<br />
Die ersten Filmkritiken fallen überwiegend sehr<br />
positiv aus.<br />
Mehr über den Fim und se<strong>in</strong>e Aufführungsterm<strong>in</strong>e unter: www.<br />
whatmovesyou-film.com<br />
E<strong>in</strong>e Brücke <strong>in</strong> die Welt<br />
(an) Die Filmemacher<strong>in</strong> Maria Knilli beobachtet<br />
mit der Kamera e<strong>in</strong>e ergreifende Metamorphose:<br />
Aus stürmisch h<strong>in</strong>gebungsvollen<br />
Viertklässlern werden nachdenklich kritische<br />
Sechstklässler. Die Klassenlehrer<strong>in</strong> versucht,<br />
mit dem Unterricht darauf zu antworten: Schritt<br />
für Schritt wird das selbstständige Arbeiten<br />
erübt, das Klassenzimmer als lebendige, sich<br />
stets wandelnde Lern-Werkstatt. Und die Mütter<br />
und Väter der Schüler kommen im Film zu<br />
Wort: Erfahrungen mit Schule. Dieser zweite<br />
Teil der ersten filmischen Langzeitdokumentation<br />
der Waldorfpädagogik, die vom Bayrischen<br />
Rundfunk <strong>in</strong> Auftrag gegeben wurde, ist zeitgleich<br />
auf DVD erhältlich. www.guten-morgenliebe-k<strong>in</strong>der.de<br />
Waldorf-Gesamtaufführung<br />
von Goethes Faust<br />
(an) Vom 22. bis 28. Februar 2014 führen sechs<br />
Klassen verschiedener Waldorfschulen (Isman<strong>in</strong>g,<br />
Wendelste<strong>in</strong> bei Nürnberg, Erftstadt bei<br />
Köln, Hildesheim, Halle/Saale und Walhausen<br />
Saar/Hunsrück) <strong>in</strong> Isman<strong>in</strong>g bei München den<br />
ganzen Faust auf. E<strong>in</strong> Festival vormittags für die<br />
Schüler und abends für die Öffentlichkeit, e<strong>in</strong>e<br />
Initiative, die zeigt, wie die Waldorf pädagogik<br />
Goethe zum Kulturfaktor machen kann. Und<br />
nicht nur das, e<strong>in</strong> solches Theaterprojekt macht<br />
auch deutlich, was Schule jenseits von PISA<br />
heute zu leisten vermag.<br />
Nähere Informationen: www.faust-schuelerprojekt.de , mail@<br />
faust-schuelerprojekt.de<br />
Die Krebserkrankung aus<br />
anthroposophischer Sicht<br />
(an) Die Krebserkrankung steht heute weith<strong>in</strong><br />
im Vordergrund des öffentlichen Interesses. Von<br />
ihr s<strong>in</strong>d aus der Geistesforschung Rudolf Ste<strong>in</strong>ers<br />
sehr viele differente Aspekte beschrieben<br />
worden. Ihre geistige Wirklichkeit weist auf<br />
e<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong>-menschlichen Aufgabe, die von<br />
jedem, ob selbst Betroffenen oder Angehörigen<br />
ergriffen werden kann. In e<strong>in</strong>em Tagessem<strong>in</strong>ar<br />
mit Dr. med. Broder von Laue/ Öschelbronn am<br />
Samstag, den 19. <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> von 10 bis 17<br />
Uhr im Rudolf Ste<strong>in</strong>er-Haus Stuttgart sollen<br />
die Entwicklung, häufige seelische Erlebnisse<br />
und die geistigen H<strong>in</strong>tergründe der Krebserkrankung<br />
dargestellt werden.<br />
Die Themen: – Welche Bed<strong>in</strong>gungen, die zur<br />
Krebserkrankung führen, s<strong>in</strong>d heute bekannt<br />
und <strong>in</strong> welchen Stadien entwickelt sie sich typischerweise?<br />
– Die zwei Grenzüberschreitungen,<br />
die <strong>in</strong> der geisteswissenschaftlichen Beschreibung<br />
R. Ste<strong>in</strong>ers zur Krebserkrankung führen.<br />
– Das doppelte Schwellen-Erleben, das krankheitsbed<strong>in</strong>gt<br />
<strong>in</strong> der Seele des Patienten erlebt<br />
werden kann und dessen menschenkundlicher<br />
H<strong>in</strong>tergrund. – Die Kräfte der «<strong>in</strong>ternen Resilienz»,<br />
die durch die Therapie geweckt werden<br />
sollen. Das Sem<strong>in</strong>ar wird von der <strong>Anthroposophische</strong>n<br />
<strong>Gesellschaft</strong> <strong>in</strong> Stuttgart veranstaltet.<br />
Information und Anmeldung im Rudolf Ste<strong>in</strong>er-Haus Stuttgart,<br />
Tel.: 0711 / 248 50 97; Fax: 0711 /248 50 99<br />
E-Mail: aneider@gmx.de<br />
Impressum<br />
Die «Mitteilungen aus der anthroposophischen Arbeit <strong>in</strong><br />
<strong>Deutschland</strong>» s<strong>in</strong>d Bestandteil der Zeitschrift «Anthroposophie<br />
weltweit». Herausgeber ist die <strong>Anthroposophische</strong> <strong>Gesellschaft</strong><br />
<strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> e. V., Zur Uhlandshöhe 10, 70188 Stuttgart.<br />
Redaktion: (an) Andreas Neider (verantwortlich), Sylva<strong>in</strong> Coiplet.<br />
Zur Uhlandshöhe 10, 70188 Stuttgart., Tel.: 0711/248 50 97, Fax:<br />
248 50 99, e-Mail Redaktion: neider@mercurial.de. Adressänderungen<br />
und Adm<strong>in</strong>istration: leserservice@mercurial.de. Gestaltung:<br />
Sab<strong>in</strong>e Gasser, Hamburg. Der Bezug ist sowohl durch e<strong>in</strong><br />
Abonnement der Wochenschrift «Das Goetheanum» als auch<br />
durch gesonderte Bestellungen beim Verlag möglich (Kostenbeitrag<br />
für das Jahr 2011: 40,- Euro). Verlag: mercurial-Publikationsgesellschaft<br />
mbH, Alt-Niederursel 45, 60439 Frankfurt/M., Tel:<br />
069/58 23 54, Konto Nr. 101 670 901 bei der GLS Geme<strong>in</strong>schaftsbank<br />
eG, BLZ 430 609 67.<br />
Beilagen: M<strong>in</strong>ibär, Vivanda, Ita Wegmann Verlag<br />
8<br />
Anthroposophie Weltweit • Mitteilungen <strong>Deutschland</strong>, <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong>