Ausgabe November 2006 als PDF-Datei herunterladen...
Ausgabe November 2006 als PDF-Datei herunterladen...
Ausgabe November 2006 als PDF-Datei herunterladen...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
aufgepickt<br />
Altweibersommer<br />
Abgewiesen wurde die Klage einer 77jährigen Darmstädterin<br />
gegen den Deutschen Wetterdienst in<br />
Offenbach. Die Dame fühlte sich durch den viel<br />
benutzten Begriff „Altweibersommer“ <strong>als</strong> Frau in<br />
vorgeschrittenem Alter diskriminiert und zog 1989<br />
vor den Kadi. Das Darmstädter Landgericht war anderer Meinung, und die Klage<br />
wurde abgewiesen. Tatsächlich mögen die Spinnweben, die im Sonnenlicht glitzern, an<br />
silbergraue Haare erinnern. Sie stammen von jungen Spinnen, die sich im Spätsommer<br />
vom Wind mit Hilfe der Fäden forttragen lassen, bis sie ein schützendes Quartier gefunden<br />
haben, in dem sie den Winter überstehen können.<br />
Etymologisch geht der Altweibersommer auf das altdeutsche Wort „weiben“ zurück,<br />
das so viel bedeutet wie das Knüpfen von Spinnweben.<br />
Auch die christlichen Legenden haben sich dieses Naturphänomens liebevoll angenommen<br />
und die Spinnenfäden zu Silberfäden aus dem Mantel der Gottesmutter uminterpretiert,<br />
den diese bei der Himmelfahrt getragen habe. Deshalb werden diese Spinnfäden<br />
im Volksmund auch „Marienfäden“, „Marienseide“ oder „Marienhaar“ genannt.<br />
Bleibt zu wünschen, dass sich die streitbare Seniorin mit dieser anrührenden Auslegung<br />
arrangieren und noch recht viele schöne Altweibersommer genießen konnte.<br />
Die Begriffe "blau machen",<br />
bzw. "blauer Montag" <strong>als</strong> Synonyme für<br />
Müßiggang, gehen auf das Färberhandwerk<br />
zurück.<br />
So lautet ein etymologisches Erklärungsmodell,<br />
die Färber haben Alkohol getrunken,<br />
um ihren Urin damit anzureichern.<br />
Urin wurde dazu gebraucht, um den Farbstoff<br />
Indigo im Wasser zu lösen. Der im<br />
Urin enthaltene Alkohol habe den<br />
Gärungsprozess verstärkt. Die Färber<br />
seien nach dieser Maßnahme entsprechend<br />
"blau" gewesen. Weil am Sonntag<br />
gefärbt wurde und der Stoff über den<br />
nächsten Tag die Farbe annehmen musste,<br />
machten die Färber am ersten Wochentag<br />
"blau", d.h. sie hatten einen "blauen Montag".<br />
Eine andere Erklärung besagt, die Färber<br />
haben tatenlos zugeschaut, wie sich ihr<br />
Stoff beim Oxidationsvorgang von ganz<br />
allein blau färbt, sie hatten <strong>als</strong>o "blau<br />
gemacht".<br />
RADIO HAGEN<br />
Die Ausstrahlung der Radiosendung „Schloss & Ritter”<br />
ist am 14. Dezember <strong>2006</strong> von 18-19 Uhr!<br />
5