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Schlossverein Werdringen<br />

Die Schwarzfärber, die nur einfach eingefärbte<br />

Stoffe lieferten und die Blaufärber,<br />

genannt nach der am häufigsten benutzen<br />

Farbe, dem Blau des Indigo. Später kamen<br />

die Schönfärber hinzu, die alle weiteren<br />

Farben verarbeiteten und sich auf das<br />

Bedrucken von Textilien mit teilweise<br />

kunstvollen Mustern und Ornamenten<br />

verstanden.<br />

Bis ins 16. Jahrhundert hinein färbte man<br />

nur Leinen und Wolle. Je nachdem, ob das<br />

Garn für mehrfarbig gewebte Tuche verwendet<br />

werden sollte, wurde es entweder<br />

vor dem Weben gefärbt oder aber die fertigen<br />

Stoffe nach dem Weben.<br />

Zum Blaufärben benutzte man die so<br />

genannte „Waidküpe“ (lat. cuba = Tonne).<br />

Diese hölzerne Tonne hatte einen Metallboden.<br />

Dadurch konnte man sie beheizen.<br />

Die Waidkugeln (Die Blätter des Färberwaid<br />

wurden zu einem Brei gestampft, aus<br />

dem anschließend Kugeln geformt wurden,<br />

die im getrockneten Zustand verkauft<br />

wurden.) wurden in dem warmen<br />

Wasser eingeweicht. Zugesetzter Kalk<br />

sorgte für eine gleichmäßige Gärung, die<br />

die Farbstoffe aus dem Waid freisetzte. In<br />

die fertige „Küpe“ wurde der zu färbende<br />

Stoff getaucht, bis das Material sich vollständig<br />

mit der Flüssigkeit voll gesogen<br />

hatte.Von Zeit zu Zeit wurde der Stoff aus<br />

dem Färbebottich gezogen, um ihn mit<br />

dem in der Luft enthaltenen Sauerstoff in<br />

Berührung zu bringen. Die dadurch hervorgerufene<br />

Oxidation sorgte über den<br />

Umweg über die Farbe grün für die<br />

gewünschte Blaufärbung. Das „blaue<br />

Wunder“, das der Färber dabei erlebte, ist<br />

heute noch im modernen Sprachgebrauch.<br />

Dieser Prozess konnte beschleunigt werden,<br />

indem der Stoff mit Holzlatten<br />

geschlagen wurde. Dadurch wurde mehr<br />

Sauerstoff ins Gewebe gebracht, der Stoff<br />

wechselte von grün zu blau bzw. er wurde<br />

„grün und blau geschlagen“, ebenfalls eine<br />

gängige Redewendung, deren Ursprung<br />

auf das Färberhandwerk zurückgeht.<br />

Die Schönfärber druckten nach dem so<br />

genannten Reservedruck-Verfahren. Dazu<br />

verwandte man Model, auf die der so<br />

genannte „Papp“ aufgetragen wurde.<br />

Diese Masse wurde mit dem Model fest<br />

auf den Stoff gedrückt, so dass an diesen<br />

Stellen keine Farbe eindringen konnte.<br />

Nach Vollendung des Färbevorgangs<br />

wurde der Papp aus dem Stoff heraus<br />

gewaschen. Zurück blieben die für den<br />

Blaudruck typischen feinen Muster auf<br />

blauem Grund.<br />

Die wesentlichen Arbeitsgänge der Färberei<br />

waren: Waschen, Beizen, Spülen und<br />

Färben. Als Beizmittel wurden Alaun,<br />

Asche, Kalk, Urin und Zinn verwendet.<br />

Welche Stoffe welche Farben am besten<br />

aufnehmen bzw. auf welche Weise welches<br />

Gewebe vorbehandelt werden musste, um<br />

eine optimale Färbung anzunehmen,<br />

gehörte zum umfassenden Wissen der Färber,galt<br />

es doch,die teuren Rohstoffe nicht<br />

zu verschwenden.<br />

Die Erfindung der Anilinfarben (Teerfarbstoffe)<br />

leitete den Übergang zur chemischen<br />

Großindustrie ein, die die handwerkliche<br />

Färberei weitestgehend verdrängte.<br />

Das Ansehen, das die Färber mit ihrer<br />

Kunst genossen,und der darauf basierende<br />

Stolz auf das eigene Handwerk aber haben<br />

sich die Färber erhalten.<br />

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