Schlossverein Werdringen 36
Schlossverein Werdringen Die Schwarzfärber, die nur einfach eingefärbte Stoffe lieferten und die Blaufärber, genannt nach der am häufigsten benutzen Farbe, dem Blau des Indigo. Später kamen die Schönfärber hinzu, die alle weiteren Farben verarbeiteten und sich auf das Bedrucken von Textilien mit teilweise kunstvollen Mustern und Ornamenten verstanden. Bis ins 16. Jahrhundert hinein färbte man nur Leinen und Wolle. Je nachdem, ob das Garn für mehrfarbig gewebte Tuche verwendet werden sollte, wurde es entweder vor dem Weben gefärbt oder aber die fertigen Stoffe nach dem Weben. Zum Blaufärben benutzte man die so genannte „Waidküpe“ (lat. cuba = Tonne). Diese hölzerne Tonne hatte einen Metallboden. Dadurch konnte man sie beheizen. Die Waidkugeln (Die Blätter des Färberwaid wurden zu einem Brei gestampft, aus dem anschließend Kugeln geformt wurden, die im getrockneten Zustand verkauft wurden.) wurden in dem warmen Wasser eingeweicht. Zugesetzter Kalk sorgte für eine gleichmäßige Gärung, die die Farbstoffe aus dem Waid freisetzte. In die fertige „Küpe“ wurde der zu färbende Stoff getaucht, bis das Material sich vollständig mit der Flüssigkeit voll gesogen hatte.Von Zeit zu Zeit wurde der Stoff aus dem Färbebottich gezogen, um ihn mit dem in der Luft enthaltenen Sauerstoff in Berührung zu bringen. Die dadurch hervorgerufene Oxidation sorgte über den Umweg über die Farbe grün für die gewünschte Blaufärbung. Das „blaue Wunder“, das der Färber dabei erlebte, ist heute noch im modernen Sprachgebrauch. Dieser Prozess konnte beschleunigt werden, indem der Stoff mit Holzlatten geschlagen wurde. Dadurch wurde mehr Sauerstoff ins Gewebe gebracht, der Stoff wechselte von grün zu blau bzw. er wurde „grün und blau geschlagen“, ebenfalls eine gängige Redewendung, deren Ursprung auf das Färberhandwerk zurückgeht. Die Schönfärber druckten nach dem so genannten Reservedruck-Verfahren. Dazu verwandte man Model, auf die der so genannte „Papp“ aufgetragen wurde. Diese Masse wurde mit dem Model fest auf den Stoff gedrückt, so dass an diesen Stellen keine Farbe eindringen konnte. Nach Vollendung des Färbevorgangs wurde der Papp aus dem Stoff heraus gewaschen. Zurück blieben die für den Blaudruck typischen feinen Muster auf blauem Grund. Die wesentlichen Arbeitsgänge der Färberei waren: Waschen, Beizen, Spülen und Färben. Als Beizmittel wurden Alaun, Asche, Kalk, Urin und Zinn verwendet. Welche Stoffe welche Farben am besten aufnehmen bzw. auf welche Weise welches Gewebe vorbehandelt werden musste, um eine optimale Färbung anzunehmen, gehörte zum umfassenden Wissen der Färber,galt es doch,die teuren Rohstoffe nicht zu verschwenden. Die Erfindung der Anilinfarben (Teerfarbstoffe) leitete den Übergang zur chemischen Großindustrie ein, die die handwerkliche Färberei weitestgehend verdrängte. Das Ansehen, das die Färber mit ihrer Kunst genossen,und der darauf basierende Stolz auf das eigene Handwerk aber haben sich die Färber erhalten. 37