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.. wie auch unser lieber Bruder Paulus gemäß der ihm gegebenen ...

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Dr. Horst Neumann<br />

Der zweite Brief des Apostels Petrus<br />

... <strong>wie</strong> <strong>auch</strong> <strong>unser</strong><br />

<strong>lieber</strong> <strong>Bru<strong>der</strong></strong> <strong>Paulus</strong><br />

gemäß <strong>der</strong> <strong>ihm</strong><br />

<strong>gegebenen</strong> Weisheit<br />

euch geschrieben hat.<br />

(2. Petrusbrief<br />

Kapitel 3, Vers 15)<br />

<br />

Die Bibel für Heute Erklärt


Der zweite Brief des Apostels Petrus<br />

/ erklärt von Pfarrer Dr. theol. Horst Neumann<br />

2010 herausgegeben von <strong>der</strong> Lutherischen Laien-Liga e. V. (www.LLL-info.de)<br />

unter Mitwirkung <strong>der</strong> Lutherischen Stunde e. V. (www.lutherischestunde.de)<br />

Geschäftsstelle <strong>der</strong> Lutherischen Laien-Liga und <strong>der</strong> Lutherischen Stunde:<br />

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Der zweite Brief des Apostels Petrus<br />

Einführung in den zweiten Petrusbrief<br />

(in <strong>der</strong> Folge abgekürzt 2. Petr.)<br />

1. Die Zuordnung innerhalb <strong>der</strong> neutestamentlichen Briefe<br />

Der 2. Petr. gehört mit dem 1. Petr.,<br />

dem Jakobusbrief, den 3 Johannesbriefen<br />

und dem Judasbrief zu den<br />

sieben sogenannten „Katholischen“<br />

Briefen. Der Name kennzeichnet wohl<br />

angesichts so vieler damals kursieren<strong>der</strong><br />

Briefe, die aber nicht in das<br />

Neue Testament aufgenommen wurden,<br />

die Anerkennung durch die ganze<br />

Kirche und die daraus folgende<br />

Aufnahme in das Neue Testament<br />

(Näheres dazu vgl. Horst Neumann: Der<br />

erste Brief des Apostels Petrus, Sottrum<br />

2010, S. 3). William Barclay (Brief des<br />

Jakobus, Briefe des Petrus, in: Auslegung<br />

des Neuen Testaments, aus dem<br />

Englischen übersetzt von Dr. Elfriede<br />

Leseberg, Wuppertal 2. Aufl. 1982, S.<br />

268) bezeichnet den 2. Petr. als „ein<br />

vernachlässigtes Buch... Nur wenige<br />

haben ihn gelesen und noch weniger<br />

Menschen haben ihn genau studiert.“<br />

Wie <strong>der</strong> 1. Petr. will <strong>der</strong> Brief die Zuversicht<br />

<strong>der</strong> Gemeinden gegenüber <strong>der</strong><br />

christlichen Hoffnung stärken und neu<br />

beleben. Zugleich warnt er die Gemeinde<br />

vor Menschen, die biblische Aussagen<br />

willkürlich verdrehen (Kap. 1, Vers<br />

2; Kap. 3, Vers 16) und den christlichen<br />

Glauben in Verruf bringen (Kap. 2, Vers<br />

2). „Petrus beschreibt ganz offensichtlich<br />

Menschen, die sich gesetzeswidrig<br />

verhalten, die die Gnade Gottes zur Entschuldigung<br />

und Rechtfertigung ihrer<br />

Sünden mißbr<strong>auch</strong>en... Sie leugneten<br />

zudem die Wie<strong>der</strong>kunft Christi... Sie behaupteten,<br />

es bleibe alles in <strong>der</strong> Welt<br />

unverän<strong>der</strong>lich; da Gott damit so zögere,<br />

sei die Annahme berechtigt, die Wie<strong>der</strong>kunft<br />

Christi werde überhaupt nicht<br />

stattfinden (Kap. 3, Verse 3 - 7).“ (Barclay,<br />

S. 269)<br />

2. Der 2. Petr. in <strong>der</strong> Kanongeschichte<br />

3<br />

„Kein kanonisches (= zur Bibel gehöriges)<br />

Buch ist unter den Kirchenvätern<br />

so armselig bezeugt... Der 2. Petr. ist<br />

bis zu Origenes ( 254 n. Chr.) nicht<br />

namentlich zitiert... Er zitiert ihn<br />

sechsmal als biblisches Buch. Doch<br />

war <strong>der</strong> 2. Petr. lange zuvor in Ägypten<br />

gebr<strong>auch</strong>t.“ Das beweist <strong>der</strong> aus<br />

dem 3. Jh. stammende, im Nilsand gefundene<br />

Papyrus 72. „Überdies gibt es<br />

möglicherweise o<strong>der</strong> wahrscheinlich<br />

Spuren des 2. Petr. im 1. Clemensbrief<br />

(95 n. Chr.), im 2. Clemensbrief (150 n.<br />

Chr.), bei Aristides (Athen,130 n. Chr.), Valentin<br />

(Rom,130 n. Chr., später wegen Irrlehre<br />

mit <strong>der</strong> Kirche zerstritten) und Hippolyt<br />

(Rom, 180 n. Chr.). Warum war <strong>der</strong><br />

Brief dann in <strong>der</strong> alten Welt suspekt?..


Eusebius von Cäsarea ( zwischen 337<br />

+ 341 n.Chr.) plaziert den 2. Petr. unter<br />

‘umstrittene’ Bücher zusammen mit<br />

Jakobus, Judas, 2. und 3. Johannes.<br />

Er erklärt das mit dem Fehlen einer<br />

langen Tradition bestätigter Echtheit,<br />

da er durch keinen <strong>der</strong> alten Presbyter<br />

zitiert worden ist.“ (Michael Green:<br />

Der 2. katholische Brief des Petrus und<br />

<strong>der</strong> katholische Brief des Judas, in:<br />

Tyndale New Testament Commentaries,<br />

Grand Rapids Michigan 1968 Nachdruck<br />

1980, hier und in <strong>der</strong> Folge aus dem Englischen<br />

übersetzt von Horst Neumann, S.<br />

13f)<br />

Eusebius schreibt in seiner Kirchengeschichte<br />

(letzte Ausgabe 325 n. Chr.)<br />

zum 2. Petr.: „bezüglich des sogenannten<br />

zweiten Petrusbriefes wurden wir<br />

zwar belehrt, daß er nicht zur Bibel<br />

gehöre; doch erschien er vielen als<br />

lehrreich, so daß sie ihn den an<strong>der</strong>en<br />

Schriften gleichschätzten. Jedoch die<br />

Petrusakten, das Petrusevangelium,<br />

die Petruspredigt und die Petrusapokalypse<br />

(= offenbarung) sind, so viel wir<br />

wissen, nie zu den katholischen Schriften<br />

gezählt worden... Die Schriften,<br />

welche den Namen des Petrus tragen,<br />

habe ich somit aufgezählt; doch ist<br />

davon, <strong>wie</strong> ich gefunden habe, nur ein<br />

einziger Brief echt und von den alten<br />

Kirchenlehrern anerkannt.“ (3. Buch,<br />

Kap. 3, Abschnitte 1, 2, 4) „Zu den bestrittenen<br />

Schriften aber, welche indes<br />

gleichwohl bei den meisten in Ansehen<br />

stehen, werden gerechnet <strong>der</strong> sogenannte<br />

Jakobusbrief, <strong>der</strong> Brief des Judas,<br />

<strong>der</strong> zweite Brief des Petrus und<br />

<strong>der</strong> sogenannte zweite und dritte Johannesbrief...“<br />

(3. Buch, Kap. 25, Abschnitt<br />

3)<br />

„Dieser Brief hat sich nur langsam in<br />

<strong>der</strong> Kirche durchgesetzt, bis er als ein<br />

Schreiben des Apostel Petrus anerkannt<br />

und in den Kanon aufgenommen<br />

wurde. Origenes (185 - 254 n. Chr.) bezeugt<br />

ihn, Hieronymus (340 - 420 n. Chr.)<br />

hält ihn für echt, zum Kanon (= den<br />

Schriften des Neuen Testaments) gehört<br />

er seit dem 39. Osterfestbrief des Athanasius<br />

im Jahr 367 n. Chr.“ (Werner de<br />

Boor: Der zweite Brief des Petrus und <strong>der</strong><br />

Brief des Judas, in: Wuppertaler Studienbibel<br />

Bd. 18, Wuppertal 1983 u. 1994, S.<br />

189) Für die Akzeptanz und Aufnahme<br />

des 2. Petr. in den Kanon dürfte die<br />

Verteidigung <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>kunft Jesu<br />

Christi, somit <strong>der</strong> als rechtgläubig empfundene<br />

Inhalt des Briefes, und die<br />

Darlegung <strong>der</strong> sich daraus ergebenden<br />

ethischen Konsequenzen sprechen.<br />

3. Die Verfasserfrage<br />

4<br />

Zahlreiche Ausleger in Vergangenheit<br />

und Gegenwart bezweifeln, daß <strong>der</strong><br />

Apostel Petrus den 2.Petr. geschrieben<br />

habe. Die Reformatoren äußern<br />

sich mit Vorbehalt zum 2. Petr. Luther<br />

„reiht den für authentisch gehaltenen<br />

(= als von Petrus geschriebenen) Brief in<br />

die zweite Klasse <strong>der</strong> neutestamentlichen<br />

Schriften ein, die Christus nicht<br />

so klar und deutlich ‘treiben’ <strong>wie</strong> die<br />

erste Gruppe... Calvin rechnete damit,<br />

daß <strong>der</strong> Brief von einem Schüler des<br />

Petrus in dessen Auftrag verfaßt wurde.“<br />

(Anton Vögtle: Der Judasbrief, Der<br />

zweite Petrusbrief, in: Evangelisch-Katholischer<br />

Kommentar EKK, Bd. XXII, Neu-


kirchen-Vluyn 1994, S. 131)<br />

Einen beson<strong>der</strong>en Anlaß für den<br />

Zweifel an <strong>der</strong> Verfasserschaft des<br />

Petrus gibt die inhaltliche Nähe zum<br />

Judasbrief. So schreibt <strong>der</strong> bibeltreue<br />

Ausleger Adolf Schlatter: „Aus <strong>der</strong> Art,<br />

<strong>wie</strong> dieser Brief den Brief des Judas<br />

<strong>wie</strong><strong>der</strong>holt, und aus dem Unterschied<br />

<strong>der</strong> Sprache, die ihn vom ersten Brief<br />

des Petrus trennt, ergibt sich deutlich,<br />

daß hier nicht Petrus selbst, son<strong>der</strong>n<br />

ein an<strong>der</strong>er Christ zur Kirche<br />

spricht. Er schrieb, um <strong>der</strong> Christenheit<br />

zu sagen, worin das rechtschaffene<br />

Christentum besteht, und wählte<br />

für seine Ermahnung diese Form,<br />

weil nicht das, was <strong>der</strong> Verfasser<br />

selbst meint und will, son<strong>der</strong>n das,<br />

was die Apostel <strong>der</strong> Kirche übergeben<br />

haben, ihren Anteil an <strong>der</strong> Gnade<br />

Gottes fest und ihren Dienst Gottes<br />

richtig macht. Den Verdacht, <strong>der</strong><br />

Verfasser müsse dabei ein schlechtes<br />

Gewissen gehabt haben und habe<br />

irgendwelchen Betrug im Sinn, br<strong>auch</strong>en<br />

wir nicht zuzulassen; er wählte<br />

diese Weise, zur Christenheit zu sprechen,<br />

weil er mit Ernst und Überzeugung<br />

danach strebt, daß die Gemeinde<br />

nicht aus <strong>der</strong> Bahn weiche, die ihr<br />

die Apostel gezeigt haben, son<strong>der</strong>n<br />

bewahre, was sie von ihnen empfangen<br />

hat... Sie bleibt deshalb dann auf<br />

dem Weg Jesu, <strong>wie</strong> er ihr von Anfang<br />

an gezeigt worden ist, wenn sie das<br />

nicht verliert, was Petrus ihr verkündigt<br />

hat.“ (Die Briefe des Petrus, Judas,<br />

Jakobus. Der Brief an die Hebräer,<br />

in: Erläuterungen zum Neuen Testament<br />

Bd. 9, Stuttgart 1987, S. 97)<br />

So gut diese Argumente Schlatters 5<br />

klingen, merkt man ihnen seine Verlegenheit<br />

in dieser Frage an. Obgleich es<br />

damals weit verbreitet war, eine Schrift<br />

unter einem bekannteren Namen zu<br />

veröffentlichen, um dem Inhalt mehr<br />

Gewicht zu geben, bleibt dies Verfahren<br />

im Blick auf Gottes Wort doch fragwürdig.<br />

Vor allem ist zu bedenken, daß<br />

die alte Kirche beim Sammeln des Kanons<br />

die Zugehörigkeit einer Schrift zum<br />

Neuen Testament an drei Maßstäbe<br />

gebunden hat, <strong>der</strong>en einer <strong>der</strong> apostolische<br />

Verfasser war. Daß <strong>der</strong> Hebräerbrief<br />

so lange umstritten war, hängt demgemäß<br />

damit zusammen, daß <strong>der</strong> Verfasser<br />

nicht bekannt ist. Somit fehlte <strong>ihm</strong><br />

ein wesentliches Kriterium. Er wurde<br />

dadurch aufgewertet, daß kein Pseudoname,<br />

kein falscher Name als Verfasser<br />

erscheint. Was also in <strong>der</strong> kulturellen<br />

Umwelt üblich war, stimmt mit <strong>der</strong><br />

Einzigartigkeit des Wortes Gottes nicht<br />

überein.<br />

Halten wir also mit de Boor und Green<br />

an dem Apostel Petrus als Verfasser<br />

fest. Green legt den Finger auf den<br />

wunden Punkt: „Das einzige Argument<br />

von vornherein gegen so eine offensichtlich<br />

vernünftige Erklärung ist das<br />

moralische. Wie kann es sein, daß sich<br />

Schreiber, die zu den höchsten moralischen<br />

Standards drängen, in ihren Briefen<br />

zu Täuschungen dieser Art erniedrigen?<br />

In diesem Fall beansprucht <strong>der</strong><br />

Autor nicht nur, Petrus zu sein; er setzt<br />

es konstant voraus (Kap. 1, Vers 1, 14,<br />

16 - 18; Kap. 3, Vers 15)... Es scheint eher,<br />

daß Pseudepigraphie (= einem Autor<br />

fälschlich zugeschriebenes Schrifttum) in<br />

christlichen Kreisen nicht so mild betrachtet<br />

wurde. So schimpft <strong>Paulus</strong> gegen<br />

diese Praxis in den Thessalonicher-


iefen (2. Thessalonicher Kap. 2, Vers<br />

2, Kap. 3, Vers 17).“ (Green, S. 31f)<br />

Green fügt hinzu, er könnte sich dennoch<br />

zu einem Anerkennen des 2.<br />

Petr. als pseudoepigraphische Schrift<br />

durchringen, wenn sich keine Gründe<br />

für den Apostel Petrus als Verfasser<br />

finden ließen. Solche führt er in <strong>der</strong><br />

Folge auf: „Ich bin beeindruckt von <strong>der</strong><br />

Ähnlichkeit zwischen 2. und 1. Petr. in<br />

Stil und Lehre, und ebenso zu in <strong>der</strong><br />

Apostelgeschichte überlieferten Reden<br />

des Petrus... Ich bin beeindruckt<br />

von <strong>der</strong> Abwesenheit <strong>auch</strong> nur eines<br />

Hinweises auf den Chiliasmus (= Lehre<br />

vom 1000jährigen Reich) in Kap. 3,<br />

Vers 8... Ich finde es fast nicht zu glauben,<br />

daß <strong>der</strong> 2. Petr. tatsächlich von<br />

einer Hand aus dem 2. Jh. stammen<br />

sollte. Ich bin gleichermaßen beeindruckt<br />

von dem Kontrast zwischen <strong>der</strong><br />

Lehre von <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>kunft im 2. Petr.<br />

und <strong>der</strong> aus dem 2. Jh. stammenden<br />

Petrusapokalypse. Ich bin beeindruckt<br />

von dem fehlenden Interesse an kirchlicher<br />

Organisation..., von <strong>der</strong> noch<br />

nicht ausgeformten Irrlehre, gegen die<br />

sich <strong>der</strong> Brief richtet und von <strong>der</strong> Tatsache,<br />

daß die Verzögerung <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>kunft<br />

noch ein brennen<strong>der</strong> Skandal<br />

ist.“ (Green, S. 34f) Aus diesen<br />

Gründen hält Green an Petrus als Verfasser<br />

des 2. Petr. fest.<br />

6<br />

De Boor (S. 186f) weist die Argumente<br />

Schlatters zurück. Die Unterschiede in<br />

Sprache und Stil zwischen beiden<br />

Petrusbriefen sind durch Unterschiede<br />

in Thematik und Adressaten bedingt.<br />

„Ein Trost- und ein Ermutigungsbrief<br />

an Christen in <strong>der</strong> Verfolgung ist<br />

etwas ganz an<strong>der</strong>es als die schroffe<br />

und erregte Abwehr gefährlicher Verfälscher<br />

und Verführer, die nicht ohne<br />

Erfolg in die Gemeinde eingebrochen<br />

sind.“ Da Silvanus im 2. Petr. nicht erwähnt<br />

wird, ist <strong>der</strong> 2. Petr. „noch mehr<br />

ein Schreiben des Petrus selbst“. Die<br />

Nähe zwischen 2. Petr. und Judasbrief<br />

läßt sich erklären aus dem gemeinsamen<br />

Umfeld, dem beide entstammen.<br />

Judas stellt sich als <strong>Bru<strong>der</strong></strong> des Jakobus<br />

vor (Judas Vers 1). Beide sind Brü<strong>der</strong><br />

Jesu, die jedoch erst nach Jesu Auferstehung<br />

an ihn glaubten (vgl. Matthäusevangelium<br />

Kap. 13, Vers 55; Markusevangelium<br />

Kap. 6, Vers 3; Johannesevangelium<br />

Kap. 7, Verse 3 - 5).<br />

De Boor verweist sodann darauf, daß<br />

die alte Kirche den 2. Petr. in den Kanon<br />

aufgenommen hat, „weil sie ihn für einen<br />

Brief des Apostels Petrus hielt.“ Wir<br />

hätten diesen Brief sicher nicht in <strong>unser</strong>em<br />

Neuen Testament, „wenn die alte<br />

Kirche in seinem Verfasser einen Christen<br />

späterer Zeit erkannt hätte, <strong>der</strong> nur<br />

im Namen des Apostels Petrus zu den<br />

Gemeinden sprach. Es ist doch ein erheblicher<br />

Unterschied, ob jemand unter<br />

dem Namen eines ‘berühmten Mannes’<br />

schrieb, o<strong>der</strong> ob er bis in das ganze<br />

persönliche Leben hinein die Rolle<br />

eines maßgebenden Apostels spielt.<br />

Das haben, trotz eines an<strong>der</strong>en Empfindens<br />

im Altertum, die Kirchen doch<br />

als eine unmögliche Amtsanmaßung<br />

und Unwahrhaftigkeit angesehen.“<br />

De Boor bringt das Problem mit <strong>der</strong> Frage<br />

auf den Punkt: „Ob <strong>der</strong> Heilige Geist,<br />

<strong>der</strong> Geist <strong>der</strong> Wahrheit, einem Mann seine<br />

Leitung und Vollmacht geschenkt<br />

hätte, <strong>der</strong> ausdrücklich als ‘Petrus’ zu<br />

den Gemeinden sprach, ohne doch Petrus<br />

selbst zu sein?... Dazu sagt <strong>der</strong>


Heilige Geist nicht sein Ja.“<br />

Mit de Boor (S. 187) lege <strong>auch</strong> ich diesen<br />

Brief „als einen Brief des Apostels<br />

selbst“ aus und weiß mich „darin mit<br />

<strong>der</strong> alten Kirche verbunden.“ Wir stehen<br />

hier an einer Scheidewand zwischen<br />

einem Bibelverständnis, das sie<br />

<strong>wie</strong> an<strong>der</strong>e Bücher auslegt und dementsprechenden<br />

Methoden folgt, und einem<br />

Bibelverständnis, das sie als Gottes<br />

Buch auslegt und sich dementsprechend<br />

vom Heiligen Geist leiten läßt.<br />

4. Abfassungszeit und -ort<br />

Petrus hat den Brief wohl in Rom geschrieben,<br />

kurz vor seinem Märtyrertod<br />

(ca. 64 n. Chr.) unter Kaiser Nero (54<br />

- 68 n. Chr.)<br />

5. Die Empfänger des Briefes<br />

Nach Kap. 3, Vers 1 sind es diejenigen,<br />

an die sich <strong>auch</strong> <strong>der</strong> 1. Petr. als<br />

ein Rundbrief an Gemeinden in<br />

Kleinasien richtet (vgl. Neumann: Der<br />

erste Brief des Apostels Petrus, S. 4).<br />

Freilich hat sich die Situation <strong>der</strong> Gemeinden<br />

inzwischen geän<strong>der</strong>t. Verführende<br />

Irrlehrer haben in den Gemeinden<br />

zunehmend an Einfluß gewonnen.<br />

Die Irrlehrer sind zügellos.<br />

Sie mißbr<strong>auch</strong>en die Gnade Gottes<br />

zur Entschuldigung und Rechtfertigung<br />

ihrer Sünden. Offensichtlich<br />

sind es Gnostiker (= Christen, die das<br />

dem Glauben Verborgene durch philosophische<br />

Spekulationen erkennen wollen, deshalb<br />

Gnosis = Erkenntnis), die nur den<br />

Geist als gut, alles Stoffliche <strong>wie</strong> den<br />

menschlichen Leib als böse ansahen.<br />

Da sie nur den Geist als erlösungsfähig<br />

betrachteten, meinten sie mit ihrem Körper<br />

machen zu können, was sie wollten.<br />

Sie leugneten <strong>auch</strong> die leibliche<br />

Wie<strong>der</strong>kunft Jesu Christi und suchten<br />

entsprechende Argumente (Kap. 3, Verse<br />

4 - 7). Sie verkürzten die Erlösung<br />

einseitig auf den Geist des Menschen.<br />

Glie<strong>der</strong>ung des 2. Petr.<br />

Vorrede Kap. 1, Verse 1 + 2<br />

Absen<strong>der</strong>, Anschrift, Gruß<br />

Einleitung Kap. 1, Verse 3 - 11<br />

Gottes Gaben und <strong>unser</strong>e Aufgaben<br />

Thema des Briefes Kap. 1, Verse 12 - 15<br />

Das Testament des Petrus<br />

7


Kap. 1, Verse 16 - 21<br />

Die durch apostolische Augenzeugen und prophetische Schriften bestätigte<br />

Wahrheit<br />

Kap. 2, Verse 1 - 3<br />

Das Auftreten von Irrlehrern<br />

Kap. 2, Verse 4 - 10a<br />

Gottes Gericht über die Gegner seiner Wahrheit<br />

Kap. 2, Verse 10b - 22<br />

Die Gefährdung <strong>der</strong> Gemeinde durch die Irrlehrer<br />

Kap. 3, Verse 1 - 4<br />

Die Ankündigung <strong>der</strong> Irrlehrer und ihr Leugnen <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>kunft Jesu Christi<br />

Kap. 3, Verse 5 - 13<br />

Die Wi<strong>der</strong>legung <strong>der</strong> gegnerischen Behauptungen<br />

Kap. 3, Verse 14 - 18<br />

Abschließende Ermahnungen<br />

Auslegung des 2. Petrusbriefes<br />

Vorrede Kap. 1, Verse 1 + 2<br />

Absen<strong>der</strong>, Anschrift, Gruß<br />

Kap. 1, Vers 1: Petrus stellt sich mit<br />

seinem Geburtsnamen in <strong>der</strong> hebräischen<br />

Wortform „Symeon“ vor, <strong>wie</strong> <strong>der</strong><br />

Name sonst nur noch in Apostelgeschichte<br />

Kap. 15, Vers 14 erscheint.<br />

„Nur noch einmal, nämlich als Petrus<br />

sich beson<strong>der</strong>s dafür einsetzte, daß<br />

den Heiden <strong>der</strong> Zugang zu den Gemeinden<br />

ermöglicht wurde, stoßen wir<br />

auf den Namen Symeon. In diesem<br />

Brief, <strong>der</strong> mit Grüßen an die Heiden<br />

beginnt, die durch die Gnade Gottes<br />

gleiche Bürgerrechte im Reich Gottes<br />

empfangen haben <strong>wie</strong> die Juden und<br />

Apostel, wird Petrus <strong>wie</strong><strong>der</strong> Symeon<br />

genannt. Der Name Symeon erinnert<br />

uns also daran, daß Petrus <strong>der</strong>jenige<br />

war, <strong>der</strong> Türen aufgestoßen hat.“ (Barclay,<br />

S. 274) Petrus benennt sich zugleich<br />

mit dem <strong>ihm</strong> von Jesus zugesprochenen<br />

und von petra = Fels als<br />

Fundament eines Gebäudes abgeleiteten<br />

Namen Petros (Matthäusevangelium<br />

Kap. 16, Vers 18).<br />

8 Wie <strong>Paulus</strong> nennt er sich „doulos =


Sklave und apostolos Jesu Christi“<br />

(vgl. Römer Kap. 1, Vers 1 u.ö.). Niedriger<br />

ging es nicht in <strong>der</strong> Selbstbezeichnung;<br />

denn ein Sklave gehörte<br />

in <strong>der</strong> antiken Gesellschaft nicht sich<br />

selbst. Sein Besitzer konnte mit <strong>ihm</strong><br />

machen, was <strong>ihm</strong> beliebte. Er schuldete<br />

dem Herrn unbedingten Gehorsam<br />

und hatte keinerlei Zeit für sich.<br />

<strong>Paulus</strong> und Petrus übertragen das<br />

auf ihr Gottesverhältnis. Sie gehören<br />

dem Dreieinigen Gott. Sie schulden<br />

<strong>ihm</strong> absoluten Gehorsam. Sie haben<br />

keinerlei Zeit für sich selbst. Ihr Leben<br />

ist eine einzige Hingabe an den<br />

Dienst für Gott. Gerade deswegen<br />

„verstanden die bedeutendsten Männer<br />

diesen offensichtlichen Titel <strong>der</strong><br />

Erniedrigung als den höchsten Ehrentitel.“<br />

(Barclay, S. 274) Die gleichzeitige<br />

Berufsbezeichnung als Apostel<br />

Jesu Christi hob sie zugleich über alle<br />

irdischen Berufe hinaus. Höher ging<br />

es nicht. Aber gerade darin sind sie<br />

Sklaven. Denn das über allem angesiedelte<br />

Apostelamt erfor<strong>der</strong>t die absolute<br />

Selbsthingabe. Alles Persönliche<br />

hat hinter dem Willen Jesu Christi<br />

zurückzustehen.<br />

Petrus stellt die Adressaten im Glauben<br />

auf eine Stufe mit sich selbst. Ihr<br />

Glaube ist gleichwertig mit seinem, da<br />

es <strong>der</strong> eine Glaube ist, den sie von<br />

Gott erlangt haben. Wie bei <strong>Paulus</strong><br />

ist <strong>der</strong> Glaube ein Geschenk Gottes<br />

und keine menschliche Möglichkeit.<br />

Auf <strong>der</strong> Glaubensebene gibt es somit<br />

keine Unterschiede zwischen den<br />

Aposteln und den Adressaten. Mit dieser<br />

Feststellung gewinnt Petrus zusätzlich<br />

die Aufmerksamkeit seiner<br />

9<br />

Leser. Das Geschenk des Glaubens ist<br />

eingebettet in die Gerechtigkeit Jesu<br />

Christi, die keinen bevorzugt o<strong>der</strong> benachteiligt,<br />

son<strong>der</strong>n die Glaubensgüter<br />

gerecht verteilt ohne Ansehen <strong>der</strong> Person.<br />

„Solcher Glaube wird durch die<br />

dikaiosünä (= Gerechtigkeit) ermöglicht:<br />

erkennbar und zu <strong>der</strong> sonstigen Verwendung<br />

im Brief stimmend nicht im<br />

paulinischen Sinn formuliert, son<strong>der</strong>n<br />

stärker im Sinne <strong>der</strong> Gerechtigkeit als<br />

gerechter Tat Gottes“. (Henning Paulsen:<br />

Der Zweite Petrusbrief und <strong>der</strong> Judasbrief,<br />

in: Kritisch-exegetischer Kommentar über<br />

das Neue Testament, Bd. XII/2, Göttingen<br />

1992, S. 104) Dennoch klingt durch die<br />

Bezeichnung Jesu Christi als „sohtär =<br />

Retter“ <strong>auch</strong> die durch ihn den Glaubenden<br />

geschenkte Gerechtigkeit mit<br />

an. Glaubende sind gerecht, da sie im<br />

Glauben an Jesus Christus in dessen<br />

Gerechtigkeit Gottes Willen entsprechen.<br />

„Unseres Gottes und Retters Jesus<br />

Christus“ beinhaltet zwei Übersetzungsmöglichkeiten:<br />

Das „und“ bezieht „Gottes“<br />

auf Jesus Christus und bekennt<br />

dessen Gottheit. O<strong>der</strong>: Das „und“ stelt<br />

Jesus Christus neben Gott den Vater<br />

als Person <strong>der</strong> Dreieinigkeit. So bekennt<br />

<strong>der</strong> griechische Text beides zusammen:<br />

Unser Retter Jesus Christus ist als Person<br />

des Dreieinigen Gottes ganz und<br />

gar Gott. Vater und Sohn sind eins (Johannesevangelium<br />

Kap. 10, Vers 30).<br />

Vers 2: Petrus wünscht in seinem Gruß<br />

den Briefempfängern den Frieden zwischen<br />

Gott und den Menschen, den die<br />

göttliche Gnade stiftet. Beides soll ihnen<br />

reichlich zuteil werden. Das ist gebunden<br />

an die das ganze Leben um-


fassende und es bestimmende Erkenntnis<br />

des Dreieinigen Gottes und<br />

seines Rettungshandelns. Wer Gott in<br />

Jesus Christus erkennt und sich in den<br />

Glauben an ihn hineinnehmen läßt, ist<br />

in diesen rettenden Frieden <strong>der</strong> göttlichen<br />

Gnade eingebettet.<br />

Einleitung Kap. 1, Verse 3 - 11<br />

Gottes Gaben und <strong>unser</strong>e Aufgaben<br />

Vers 3: Wer ist hier <strong>der</strong> Handelnde -<br />

Gott, Christus, beide? „Insgesamt wird<br />

die Interpretation (= Auslegung), die den<br />

Verfasser vom Heilshandeln Gottes<br />

durch Christus sprechen läßt, dem<br />

Wortlaut von 1, 3 am ehesten gerecht.<br />

Der gedankliche Zusammenhang mit<br />

1, 2 ist dann dahin zu verdeutlichen:<br />

Den hohen Wunsch, daß euch durch<br />

die ‘Erkenntnis’...und Anerkenntnis<br />

‘Gottes und <strong>unser</strong>es Herrn Jesus’ die<br />

Heilsgüter in immer reicherer Fülle<br />

zuteil werden (1, 2), kann ich aussprechen,<br />

weil Gott ja uns allen durch die<br />

einstige Erkenntnis Jesu Christi, <strong>der</strong><br />

uns alle in den Christenstand berufen<br />

hat, alles zu einer dieser Erkenntnis<br />

entsprechenden frommen Lebensführung<br />

Notwendige geschenkt hat (1, 3).“<br />

(Vögtle, S. 139)<br />

Die Schöpfungskraft des Dreieinigen<br />

Gottes schenkt uns alles zum neuen<br />

und ewigen Leben Nötige. Das beinhaltet<br />

<strong>auch</strong> die „eusebeia = Frömmigkeit,<br />

Gottesfurcht“, also die dem<br />

neuen Leben entsprechende Lebensgestaltung<br />

im Angesicht <strong>der</strong> Ewigkeit.<br />

Vermittelt ist das „durch die Erkenntnis<br />

dessen, <strong>der</strong> uns berufen hat.“ Hier<br />

steht das „berufen hat“ in <strong>der</strong> griechischen<br />

Zeitform des Aorist, die die einmalige,<br />

vollendete Handlung aus-10<br />

göttlichen Gebens... Keiner hat es Gott<br />

drückt. So ist die Berufung einmalig und<br />

abgeschlossen. Dabei sind die daraus<br />

folgende Glaubenserkenntnis und neues<br />

Leben untrennbar verbunden. Der<br />

wahre Glaube drängt in eine wahre,<br />

fromme Lebensgestaltung. Wo <strong>der</strong><br />

Glaube den Dreieinigen Gott erkennt,<br />

weiß er sich zugleich als neues Geschöpf<br />

Gottes. Erkenntnis- und Seinsebene<br />

sind - an<strong>der</strong>s als die menschliche<br />

Erfahrung es lehrt - bei Gott und<br />

von <strong>ihm</strong> her untrennbar. Der Gott Erkennende<br />

weiß sich berufen und neu<br />

geschaffen. „Durch seine doxa = Herrlichkeit<br />

und aretä = göttlichen Machterweis,<br />

Wun<strong>der</strong>“ wirkt Gott im Glaubenden<br />

alles zum neuen geistlichen Leben<br />

Gehörende. Diese Identität von Erkenntnis<br />

und Sein entspricht <strong>der</strong> Identität<br />

von Wort und Tat in Gottes Wort<br />

(Psalm 33, Vers 9).<br />

„Alle Mahnungen und For<strong>der</strong>ungen,<br />

die <strong>der</strong> Brief <strong>der</strong> Christenheit sagen will,<br />

haben darin ihren Grund, daß ihr die<br />

göttliche Gabe geschenkt worden ist...<br />

Alles, was uns von <strong>der</strong> Gottlosigkeit<br />

trennt und fromm macht, damit <strong>auch</strong> alles,<br />

was uns vor dem Ver<strong>der</strong>ben schützt<br />

und uns jenes Leben verschafft, das<br />

uns für immer lebendig macht, ist uns<br />

geschenkt.“ (Schlatter, S. 99f) Dieses<br />

Geschenk ist Ausfluß <strong>der</strong> „Freiheit des


abverdient, frei und umsonst kommt<br />

es aus <strong>der</strong> ‘göttlichen Macht’ zu uns.“<br />

(de Boor, S. 196) Dieses unbegreifliche<br />

Geschenk sollen die Christen in<br />

ihrem Lebensalltag Gestalt gewinnen<br />

lassen!<br />

Vers 4: Die plurale Formulierung<br />

„durch diese“ zeigt an, daß „doxa“ und<br />

„aretä“ die Fülle <strong>der</strong> göttlichen Verheißungen<br />

vermitteln und garantieren.<br />

Im griechischen Text steht das<br />

Wort „epangelmata“. Es findet sich in<br />

<strong>der</strong> Bibel nur hier und bezeichnet die<br />

Verheißungsinhalte. Deren Zweck<br />

und Ziel ist die Teilhabe an <strong>der</strong> „göttlichen<br />

Natur“. Da das bleibende Leben<br />

Gottes Herrlichkeitsleben ist und<br />

damit zur Natur Gottes gehört, vermittelt<br />

In den Versen 5 - 11 geht es um die<br />

es Teilhabe an <strong>der</strong> göttlichen Umsetzung <strong>der</strong> Berufung im christlichen<br />

Natur, die durch den Tod hindurchreißt.<br />

Leben.<br />

Damit werden die so Beschenk-<br />

ten herausgerissen aus dem durch Vers 5: Das „und“ verbindet Gottes Gaben<br />

die Begierden in <strong>der</strong> gefallenen Welt<br />

mit den daraus resultierenden Auf-<br />

verursachten Ver<strong>der</strong>ben im Endgericht<br />

gaben, die allen Fleiß erfor<strong>der</strong>n. Die<br />

Gottes. Die Welt ist durch den fleißige Umsetzung - anstatt fauler Angaben,<br />

Sündenfall (1. Mose Kap. 3) von Gott passung an die Welt - beweist im aktiven<br />

abgefallen, gott-los. Sie lebt ohne<br />

Glaubensleben die „aretä“ Gottes,<br />

Gott egozentrisch in den Begierden, die im Glaubenden wirksam und identisch<br />

<strong>der</strong> Gier nach immer mehr. Das aber<br />

ist mit Glaubenserkenntnis. Pra-<br />

führt ins Ver<strong>der</strong>ben ewiger Strafe xis erwächst aus <strong>der</strong> Theorie, richtiges<br />

Gottes, in die Leere des nichterfüllten Leben aus richtiger Lehre. In <strong>der</strong> Glaubenspraxis<br />

Scheiterns. Jesus aber „ist <strong>der</strong> Christus,<br />

wächst die Glaubenser-<br />

durch den wir <strong>der</strong> ver<strong>der</strong>blichen kenntnis. Die Erfahrung bestätigt das:<br />

Lust in <strong>der</strong> Welt entrinnen... Zwar wird Wo <strong>der</strong> Glaube nicht gelebt wird,<br />

die Sünde, solange wir leben, nie schwindet die Glaubenserkenntnis. Die<br />

ganz aufhören, uns zu reizen, doch Folge ist schleichendes Herausfallen<br />

in Christus haben wir das beste Abwehrmittel<br />

aus <strong>der</strong> Gnade (Galater Kap. 5, Vers 4).<br />

dagegen. Er ist <strong>der</strong> Chri-<br />

Wie bei Gott die machtvolle Seinsebene<br />

stus, <strong>der</strong> uns <strong>der</strong> göttlichen Natur teilhaftig<br />

in Gestalt von „doxa“ und „aretä“ und<br />

werden läßt.“ (Barclay, S. 279f) die Erkenntnisebene in Gestalt seines<br />

Schöpfungswortes untrennbar zusammengehören<br />

(s. zu Vers 3), so nun „Wie im 1. Petr. spricht Petrus von ei-<br />

11<br />

<strong>auch</strong><br />

ner realen Union mit Christus. Wenn wir<br />

Teilhaber des Leidens Christi sind (1.<br />

Petr. Kap. 4, Vers 13) und Teilhaber seiner<br />

Herrlichkeit , die offenbar werden<br />

wird (1. Petr. Kap. 5, Vers 1), ist das, weil<br />

wir Teilhaber Christi sind. Was Petrus<br />

hier sagt..., ist inhaltlich genau das, was<br />

<strong>Paulus</strong> in Römer Kap. 8, Vers 9 und<br />

Galater Kap. 2, Vers 20 beansprucht;<br />

Johannes in 1. Johannes Kap. 5, Vers<br />

1 und er selbst in 1. Petr. Kap. 1, Vers<br />

23. Das repräsentiert die erstaunliche<br />

Gnade von Gottes Indikativ (= Wirklichkeitsform);<br />

und es formt den obersten<br />

Beweggrund für Gottes Imperativ (=<br />

Befehlsform) in den folgenden Versen.“<br />

(Green, S. 65f)


im Lebensalltag <strong>der</strong> Glaubenden das<br />

von Gott gewirkte Sein und Erkennen.<br />

Im weltlichen Griechisch bedeutet<br />

„aretä“ die menschliche „Tugend“.<br />

Das liegt als Deutung im Rahmen <strong>der</strong><br />

Aufzählung richtigen christlichen Verhaltens<br />

<strong>auch</strong> hier nahe. Dabei darf<br />

aber nicht übersehen werden, daß <strong>der</strong><br />

Begriff „aretä“ durch Vers 3 auf Gottes<br />

Macht bezogen ist. Die von den<br />

Glaubenden gefor<strong>der</strong>te „aretä“ ist allein<br />

durch die Macht des Dreieinigen<br />

Gottes ermöglicht und deshalb nicht<br />

moralisch unterzubewerten. Tugendhaftes<br />

Verhalten erwächst somit aus<br />

<strong>der</strong> glaubenden Lebensverbindung<br />

mit dem Dreieinigen. Daraus ergibt<br />

sich: „Der Christ muß die Rettung ausarbeiten,<br />

die Gott in <strong>ihm</strong> wirkt (Philipper<br />

Kap. 2, Vers 12). In einem Wort, sein<br />

Leben muß einiges des anziehenden<br />

Charakters Christi spiegeln... Diese<br />

Ähnlichkeit kann nur durch persönliche<br />

und ununterbrochene Begegnung<br />

mit Ihm durch Glauben erworben werden.“<br />

(Green, S. 67)<br />

Vers 6: Die gelebte Glaubenserkenntnis<br />

ermöglicht „enkrateia = Enthaltsamkeit“,<br />

die Begierden durch Verzicht<br />

auszutrocknen. Das befähigt<br />

dann zur „hyponomä = Geduld, Ausdauer,<br />

Standhaftigkeit“, in <strong>der</strong> Verzicht<br />

ertragen wird. In dieser von Gott ermöglichten<br />

und <strong>ihm</strong> zugewandten Haltung<br />

äußert sich wahre „eusebeia =<br />

Frömmigkeit“ als alternativer neuer<br />

Lebensstil.<br />

Liebe zu Gott und zu den Geschwistern<br />

in <strong>der</strong> Gemeinde (Galater Kap. 6, Vers<br />

10). Auf diesem Wege wird die göttliche<br />

Liebe ganz konkret. Diese Liebe<br />

kennt jedoch keine Grenzen. Jesus<br />

Christus lehrt die Seinen, <strong>auch</strong> ihre<br />

Feinde zu lieben (Matthäusevangelium<br />

Kap. 5, Vers 44) und sich ohne Zögern<br />

<strong>der</strong>er anzunehmen, die in Not sind (Lukasevangelium<br />

Kap. 10, Verse 25 - 37).<br />

So erwächst aus dem von Gott geschenkten<br />

Glauben geistliches, mehr<br />

und mehr reifendes Leben, das sich in<br />

bedingungsloser Liebe dokumentiert.<br />

Die Linie vom Glauben zur Liebe zieht<br />

die Trennungslinie zum Wesen <strong>der</strong> gottund<br />

damit lieblosen Welt.<br />

Vers 8: Reifes geistliches Leben läßt<br />

in <strong>der</strong> Erkenntnis <strong>der</strong> Person und des<br />

Werkes Jesu Christi wachsen und fest<br />

verankert bleiben. Denn Leben und Erkenntnis<br />

sind das Werk des einen Heiligen<br />

Geistes. „Wenn diese Dinge - gemeint<br />

sind diese Gaben Gottes - in dir<br />

vorhanden sind, mußt du ihnen erlauben,<br />

sichtbar zu werden und reichlich<br />

vorhanden zu sein o<strong>der</strong> zu wachsen...<br />

Mangel an geistlichem Wachsen ist ein<br />

Zeichen geistlichen Todes.“ (Green, S.<br />

71) Angesichts so vieler erstarrter Gemeinden<br />

ist dieser Zusammenhang<br />

heute deutlich vor Augen zu führen.<br />

Vers 9: Außerhalb dieses Wirkungsund<br />

Lebensbereichs des Dreieinigen<br />

Gottes ist Finsternis und geistliche<br />

Blindheit. Wer dahin zurückfällt, vergißt,<br />

daß Gott <strong>der</strong> Vater ihn in seinem Sohn<br />

Jesus Christus durch den Heiligen Geist<br />

Vers 7: Echte Frömmigkeit lebt in <strong>der</strong><br />

Liebe, mit <strong>der</strong> uns Gott in Christus<br />

zuerst geliebt hat (1. Johannes Kap. 4, da herausgeholt hat. Er gibt damit preis,<br />

Vers 10). Daraus speist sich <strong>unser</strong>e 12 was Gott neu gemacht hat.


Vers 10: Deshalb mahnt Petrus, „Berufung<br />

und Erwählung“ mit Fleiß im<br />

Alltag festzumachen. Was Gott vor<br />

Grundlegung <strong>der</strong> Welt für die Seinen<br />

in Jesus Christus beschlossen hat<br />

(Epheser Kap. 1, Vers 4) und was er<br />

ihnen in seiner Berufung aus <strong>der</strong> Verlorenheit<br />

<strong>der</strong> Welt in den Leib Christi<br />

zugeeignet hat, das ist zu leben. Wem<br />

das Zentrum seiner irdischen Existenz<br />

ist und wer das bewahrt, <strong>der</strong> wird nie<br />

vergessen, was sein neues Leben<br />

ausmacht. Das ist <strong>der</strong> beste Halt gegen<br />

jedes Str<strong>auch</strong>eln, gegen jedes zu<br />

Fall kommen.<br />

Vers 11: Wer darin gefestigt fest bleibt,<br />

erhält die Umsetzung <strong>der</strong> göttlichen<br />

Verheißungen, indem er in <strong>der</strong> Auferweckung<br />

von den Toten in das ewige<br />

Reich Jesu Christi kommen wird. Das<br />

ist die ewige Rettung. „Auch hier <strong>wie</strong><strong>der</strong><br />

denkt Petrus ganz und gar ‘evangelisch’<br />

und nicht ‘gesetzlich’. Denn dieser<br />

Zutritt muß von uns gerade nicht errungen,<br />

erarbeitet o<strong>der</strong> gar irgend<strong>wie</strong><br />

verdient werden; er ist Geschenk <strong>der</strong><br />

Gnade. Aber er wird nur denen dargereicht,<br />

die wirklich ‘glauben’ und diese<br />

Wirklichkeit ihres Glaubens in jener<br />

’Tüchtigkeit’ erweisen, von <strong>der</strong> wir in<br />

Verse 5 - 7 hörten.“ (de Boor, S. 204f)<br />

Thema des Briefes Kap. 1, Verse 12 - 15<br />

Das Testament des Petrus<br />

Vers 12: Eine zentrale Aufgabe des<br />

Apostels ist, die Gemeinden laufend<br />

an das ihnen wi<strong>der</strong>fahrene und wi<strong>der</strong>fahrende<br />

Heilsgeschehen zu erinnern.<br />

Sie kennen das und wissen darüber<br />

alles Nötige. Sie leben als in <strong>der</strong><br />

Wahrheit Gottes Verankerte. Die Gefahr,<br />

sich durch die Verlockungen<br />

Satans aus <strong>der</strong> Wahrheit in die Lüge<br />

selbstherrlichen Lebensentwurfs ziehen<br />

zu lassen und so <strong>der</strong> Lüge zu verfallen<br />

(Johannesevangelium Kap. 8, Vers<br />

44), stellt sich lebenslang. Deshalb ist<br />

lebenslanges Ermahnen angesagt.<br />

Vers 13: Dementsprechend sieht sich<br />

Petrus in die Pflicht genommen, so<br />

lange er auf Erden weilt die Glaubenden<br />

durch Mahnen auf dem Christusweg<br />

zu halten und durch geistlichen<br />

Zuspruch aus dem leichtsinnigen Dahinleben<br />

aufzuwecken.<br />

Vers 14: Petrus weiß: Dazu bleibt <strong>ihm</strong><br />

nicht mehr viel Zeit. Denn Jesus hat <strong>ihm</strong><br />

offenbart, daß sein Weg ins Martyrium<br />

führen wird (Johannesevangelium Kap.<br />

21, Verse 8f).<br />

Vers 15: Der Apostel setzt alles dran,<br />

die Adressaten <strong>auch</strong> nach seinem Tod,<br />

d.h. nach seinem „exodos = Ausgang,<br />

Abgang, Ende“, in Gottes Wahrheit zu<br />

halten. Mit dem Ausdruck „exodos“<br />

knüpft er an den Exodos Israels aus<br />

Ägypten an, <strong>der</strong> Israel die Freiheit von<br />

<strong>der</strong> Versklavung brachte. Petrus versteht<br />

sein Sterben als Exodos aus <strong>der</strong><br />

Welt und Eisodos = Eingang in die ewige<br />

Herrlichkeit Gottes. Hinsichtlich <strong>der</strong><br />

den Glaubenden zugesagten göttlichen<br />

Zukunft ist <strong>der</strong> Blick immer zunächst auf<br />

die dieses Heil ermöglichende Vergangenheit<br />

des göttlichen Rettungshandelns<br />

in Jesus Christus zu richten. 13<br />

So


ist die Hoffnung untrennbar mit stetigem<br />

„sich erinnern“ verbunden. Daher<br />

br<strong>auch</strong>t Gemeinde / Kirche stetig<br />

Lehre, die sie erinnert und so erneut<br />

vergewissert.<br />

Kap. 1, Verse 16 - 21<br />

Die durch apostolische Augenzeugen<br />

und prophetische Schriften bestätigte Wahrheit<br />

Vers 16: Petrus versteht sich in <strong>der</strong><br />

Gemeinschaft aller Apostel Jesu Christi.<br />

Er spricht daher nicht nur für sich<br />

selbst son<strong>der</strong>n für die Gruppe <strong>der</strong><br />

Apostel, <strong>der</strong>en zentrale Aufgabe es ist,<br />

die Wahrheit Gottes in alle Welt zu tragen.<br />

Petrus bestätigt, daß sie dabei<br />

nicht - <strong>wie</strong> ihre Gegner ihnen offensichtlich<br />

unterstellen - „Mythen = ausgeklügelten,<br />

erfundenen Geschichten“<br />

folgen. Es geht eben - <strong>auch</strong> im<br />

Gegensatz zu Rudolf Bultmann und<br />

seinen Anhängern - nicht um solche<br />

Mythen, son<strong>der</strong>n um Fakten, wenn sie<br />

Jesus Christus in ihrer apostolischen<br />

Verkündigung bekannt machen.<br />

Deren Inhalt sind die „dynamis kai<br />

parousia = Schöpfungskraft (vgl. Johannesevangelium<br />

Kap. 1, Vers 3; 1. Korinther<br />

Kap. 8, Vers 6; Kolosser Kap. 1, Vers<br />

16) und Wie<strong>der</strong>kunft” Jesu Christi. Es<br />

geht um das Bestreiten <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>kunft<br />

Jesu Christi, die als erfundener<br />

Mythos ausgegeben wurde. Die Apostel<br />

setzen dagegen: Jesus Christus<br />

ist Gott und besitzt daher alle „dynamis“<br />

seines Vaters. Die Wie<strong>der</strong>kunft ist<br />

<strong>ihm</strong> möglich; denn er ist nicht den<br />

menschlichen Begrenzungen unterworfen.<br />

Zudem vollendet die machtvolle<br />

Wie<strong>der</strong>kunft das Rettungs- und Gerichtshandeln<br />

Jesu Christi.<br />

Das „son<strong>der</strong>n“ stellt den Leugnern die14<br />

Glaubwürdigkeit <strong>der</strong> Apostel gegenüber,<br />

die auf <strong>der</strong>en Augenzeugenschaft<br />

beruht (Johannesevangelium Kap. 1, Vers<br />

14; Apostelgeschichte Kap. 4, Vers 20;<br />

Markusevangelium Kap. 9, Verse 2 - 8 +<br />

par.). Petrus, Johannes und dem Zebedaiden<br />

Jakobus wurde als Zeugen <strong>der</strong><br />

Verklärung Jesu ein Vorausblick in die<br />

Auferstehungswelt und -herrlichkeit geschenkt.<br />

Sie sahen dabei die „megaleiotäs<br />

= Herrlichkeit, Majestät“ <strong>der</strong><br />

göttlichen Natur Jesu. Was sie schon<br />

gesehen haben und den Glie<strong>der</strong>n am<br />

Leib Jesu Christi bezeugen sollen, wird<br />

bei Jesu Wie<strong>der</strong>kunft alle Welt erkennen<br />

müssen. Wie <strong>auch</strong> 1. Johannes<br />

Kap. 1, Verse 1 - 4 bezeugt, ist das apostolische<br />

Zeugnis die Grundlage aller<br />

christlichen Existenz. Gemeinde / Kirche<br />

muß sich an <strong>der</strong> Fundamentierung<br />

in <strong>der</strong> apostolischen Augenzeugenschaft<br />

überprüfen lassen. Wo dies fehlt<br />

und daher <strong>auch</strong> die Wie<strong>der</strong>kunft Jesu<br />

Christi bestritten wird, ist nicht Kirche<br />

Jesu Christi.<br />

Vers 17: Die apostolische Glaubwürdigkeit<br />

ist mit dem Hörwun<strong>der</strong> <strong>der</strong> göttlichen<br />

Bestätigung <strong>der</strong> Sohnschaft Jesu<br />

Christi unterlegt: „Dieser ist mein geliebter<br />

Sohn...“ (Matthäusevangelium<br />

Kap. 17, Vers 5 + par.). Der Vater spricht<br />

Jesus seine göttliche Herrlichkeit zu und<br />

bestätigt die wesenhafte Gottessohnschaft<br />

Jesu Christi. Diese ist Garantie


seiner Wie<strong>der</strong>kunft.<br />

Vers 18: Diese göttliche Stimme haben<br />

die drei Apostel gehört, als sie<br />

mit Jesus auf dem heiligen Berg <strong>der</strong><br />

„metamorphohsä = Umformung, Verwandlung“<br />

in die herrliche Auferstehungsleiblichkeit<br />

waren. Sie sind damit<br />

entscheidende Garanten <strong>der</strong><br />

Gottessohnschaft Jesu. Nicht von<br />

Menschen - „Von Gott dem Vater<br />

empfing <strong>der</strong> Sohn Jesus Ehre und<br />

Herrlichkeit, und allein darin gründet<br />

dessen ‘Macht’ und ‘Parusie’ (= Wie<strong>der</strong>kunft),<br />

<strong>der</strong>en wir darum gewiß sein<br />

können.“ (de Boor, S. 210f)<br />

Vers 19: Das „prophetische Wort“ ist<br />

das Alte Testament. Die apostolischen<br />

Augenzeugen finden die prophetische<br />

Ankündigung Jesu im Alten Testament<br />

durch ihre Schau bestätigt.<br />

Das macht das Alte Testament um so<br />

gewisser. Das soll die Adressaten<br />

dazu veranlassen, das alttestamentliche<br />

Gotteswort um so mehr zu beachten<br />

- „<strong>wie</strong> eine an dunklem Ort<br />

scheinende Leuchte“, die Weg und<br />

Ziel anstrahlt und so deutlich vor Augen<br />

stellt. Green (S: 86f) versteht Vers<br />

19a im umgekehrten Sinn: „Die Schriften<br />

bestätigen das apostolische<br />

Zeugnis“; denn „Eins ihrer kräftigsten<br />

Argumente für die Wahrheit des Christentums<br />

war das Argument <strong>der</strong><br />

Prophetie...Die Meinung des Petrus<br />

scheint zu sein: ‘Wenn ihr mir nicht<br />

glaubt, dann geht zu den Schriften’.“<br />

Auch diese Sicht ist möglich. Wie man<br />

es <strong>auch</strong> verstehen mag, „in jedem<br />

Fall ist <strong>der</strong> Sinn, daß beide zusammen<br />

die Verklärung Jesu und die Visionen<br />

<strong>der</strong> Propheten das neue Kommen<br />

zur Gewißheit machen, zu einer<br />

Realität, auf die alle Menschen gefaßt<br />

sein und auf die sie sich vorbereiten<br />

müssen.“ (Barclay, S. 294)<br />

Die Aussage „bis zum anbrechenden<br />

Tag und bis <strong>der</strong> Lichtbringer = <strong>der</strong> Morgenstern<br />

aufgeht in euren Herzen“ bezieht<br />

sich auf den kommenden Tag Christi,<br />

an dem die Seinen nicht mehr stückweise<br />

son<strong>der</strong>n die Fülle erkennen werden<br />

(1. Korinther Kap. 13, Vers 12). Der<br />

Lichtbringer ist <strong>der</strong> <strong>wie</strong><strong>der</strong>kehrende<br />

Christus. „Kommt <strong>der</strong> Tag, dann ist die<br />

Lampe nicht mehr nötig. Deshalb verachten<br />

wir sie aber nicht; denn bis zum<br />

Anbruch des Tages ist sie <strong>unser</strong> Licht.<br />

Der Tag kommt für die Gemeinde dann,<br />

wenn Christus erscheint und die irdische<br />

Zeit zu ihrem Ende kommt. Dazu, daß<br />

sie die Hoffnung festhalte und von ihr<br />

geleitet auf ihr Ziel zugehe, hilft ihr das<br />

prophetische Wort. Kommt <strong>der</strong> neue,<br />

helle Tag Gottes, <strong>der</strong> uns das ewige<br />

Leben beschert, dann kommt uns das<br />

Licht nicht nur von außen; dann wird<br />

es inwendig in uns hell, und in <strong>unser</strong>em<br />

Herzen wird dann alles neu.“ (Schlatter,<br />

S. 111)<br />

Vers 20: Für die Adressaten ist das<br />

Wissen von größter Bedeutung, daß<br />

„alle Prophetie <strong>der</strong> Schrift“ nicht abhängig<br />

werden darf von „eigener“ - im Gegensatz<br />

zu vom Heiligen Geist geleiteter<br />

- „Deutung“. Petrus hat dabei Irrlehrer<br />

vor Augen, die das Wort Gottes<br />

umdeuten und sich so zum Herren des<br />

Wortes Gottes machen. Denn die „Prophetie<br />

<strong>der</strong> Schrift“ verdankt sich allein<br />

Gott. Damit wird dieser Abschnitt zu ei-<br />

wichtigen Zeugen gegen die 15nem histo-


isch-kritische Bibelauslegung mo<strong>der</strong>ner<br />

Theologie. Der eigenen, vom Zeitgeist<br />

geprägten Auslegung steht die<br />

unter Leitung des Heiligen Geistes<br />

entgegen, die die Auslegung dem Anspruch<br />

des Gotteswortes anpaßt.<br />

Vers 21: Die Heilige Schrift verdankt<br />

sich nicht „menschlichem Willen“. Sie<br />

ist Produkt des Heiligen Geistes. Wörtlich<br />

heißt es im griechischen Urtext:<br />

„Vom Heiligen Geist pheromenoi =<br />

getragen / getrieben haben Menschen<br />

von Gott gesprochen“. Der Heilige<br />

Geist trägt sie gleichsam von sich<br />

selbst weg und treibt sie so in seine<br />

Richtung. Man kann das „von Gott“<br />

<strong>auch</strong> übersetzen:“von Gott her, aus<br />

Gott“. Einige alte Handschriften formulieren:<br />

„heilige Gottesmenschen“. Von<br />

Gott kann man nur sprechen, wenn<br />

man ein Gottesmensch ist und so aus<br />

Gott heraus spricht. Denn Gott ist zugleich<br />

Subjekt und Objekt seiner Schrift<br />

gewordenen Offenbarung. Er ist ihr<br />

wirklicher Autor und zugleich ihr Inhalt.<br />

So ist sie nur dann richtig zu verstehen,<br />

wenn man sich demütig in diesen<br />

Zirkel hineinnehmen läßt.<br />

„Der Geist Gottes war es, <strong>der</strong> sie trieb<br />

; sie mußten reden, <strong>auch</strong> wenn sie nicht<br />

wollten und wenn es sie in große Nöte<br />

und Leiden stürzte. Nun aber haben wir<br />

ihr Wort als dieses Wort ‘von Gott her’<br />

zu ehren und in heiliger Scheu damit<br />

umzugehen.“ (de Boor, S. 213) Dementsprechend<br />

gilt: „Wie <strong>der</strong> Geist Gottes<br />

die Weissagung eingab (2. Timotheus<br />

Kap. 3, Verse 16f), so kann <strong>auch</strong> nur<br />

ein vom Geist Gottes berührter Mensch<br />

die Weissagung recht verstehen und<br />

auslegen (1. Korinther Kap. 2, Verse 14f).“<br />

(Hauck, S. 91)<br />

Kap. 2, Verse 1 - 3<br />

Das Auftreten von Irrlehrern<br />

Kap. 2, Vers 1: Die Propheten des Alten<br />

seis = trennende Irrlehre“ ein. Sie tun<br />

Testaments hatten sich immer <strong>wie</strong>-<br />

das nicht offen und ehrlich, <strong>auch</strong> nicht<br />

<strong>der</strong> gegen falsche Propheten zu wehren,<br />

schlagartig, son<strong>der</strong>n tröpfeln die ver-<br />

die dem Volk erzählten, was die giftende Lehre schleichend ein, so daß<br />

Leute gerne hörten. Dann verwarfen die Glaubenden es gar nicht richtig<br />

sie das unbequeme Gotteswort und merken.<br />

folgten den Verführern (vgl. z. B. Jeremia<br />

Kap. 43, Verse 1 - 7). Dasselbe geschieht<br />

Irrlehren sind grundsätzlich ver<strong>der</strong>blich,<br />

nun in <strong>der</strong> Gemeinde des Neu-<br />

da sie von <strong>der</strong> rettenden Wahrheit Got-<br />

en Bundes. Falschlehrer treten auf. tes in die zerstörende Lüge zerren. Ihr<br />

Sie sind das im doppelten Sinn: Sie guter Klang entspricht nicht ihrem Wesen!<br />

geben sich als Leute aus, die sie nicht<br />

Denn im Kern verleugnen sie den<br />

sind, und sie lehren falsche, verlogene<br />

Herren Jesus Christus, <strong>der</strong> die Glau-<br />

Lehre. Sie sind falsche Lehrer mit benden aus <strong>der</strong> Vernichtungsmacht<br />

falscher Lehre. Sie „pareisaxousin = von Sünde, Tod und Teufel befreit hat<br />

führen heimlich und allmählich“ „haire-<br />

16 indem er ihre Schuld stellvertretend


ezahlte, sie damit freikaufte. Indem<br />

sie vor allem seine Wie<strong>der</strong>kunft zur<br />

Vollendung seines Rettungswerkes<br />

leugnen, verleugnen sie ihn als den<br />

göttlichen „Retter“ (Lukasevangelium<br />

Kap. 2, Vers 11). Wer sich nicht an <strong>ihm</strong><br />

festhält, verfällt <strong>der</strong> nahe bevorstehenden<br />

Verdammnis in Gottes<br />

Endgericht. Nur in Christus ist Rettung.<br />

Ohne ihn gibt es keinen Ausweg<br />

aus <strong>der</strong> ewigen Verlorenheit (Apostelgeschichte<br />

Kap. 4, Vers 12).<br />

Vers 2: Mit ihrem ausschweifenden<br />

Lebenswandel leugnen sie Jesus<br />

Christus zudem in ihrer Lebenspraxis.<br />

Denn sie leben als kännten sie ihn<br />

nicht und als hätte er sie nie aus den<br />

Begierden <strong>der</strong> gefallenen Welt erlöst.<br />

Ihr Lebenswandel straft ihren christlichen<br />

Anspruch Lügen. So verlästern<br />

sie den Weg <strong>der</strong> Wahrheit, den<br />

Christusweg (Johannesevangelium Kap.<br />

14, Vers 6). Sie verführen mit ihrem<br />

fragwürdigen Vorbild eines ‘leichten’<br />

Christentums. Viele mögen sich gern<br />

auf einen solchen angenehm erscheinenden<br />

Lebensstil einlassen und dabei<br />

durch das ‘Vorbild’ noch ein gutes<br />

Gewissen haben! Hinter ihrer Irrlehre<br />

steckt <strong>der</strong> damals zeitgenössische<br />

gnostische „Grundsatz, daß <strong>der</strong><br />

Geist von Dem nicht berührt und erniedrigt<br />

wird, was das Fleisch tut.“<br />

(Hauck, S. 92)<br />

Vers 3: Sie verbreiten eine selbst ausgedachte,<br />

aber einschmeichelnde Irrlehre<br />

und versuchen, daraus materiellen<br />

Gewinn zu schlagen. Habsucht ist<br />

die entscheidende Triebfe<strong>der</strong> ihres Handelns.<br />

Das findet im heutigen Sektenwesen<br />

eine makabre Entsprechung!<br />

Suchende sind rasch bereit, für eine<br />

eingängige Antwort große Opfer zu bringen.<br />

Das göttliche Strafgericht ist den<br />

Irrlehrern jedoch absolut sicher. Gott hat<br />

sein Urteil schon gefällt. Für ihren erschlichenen<br />

momentanen Profit handeln<br />

sie sich ewige Verlorenheit ein. Niemand<br />

soll sich in <strong>der</strong>en Schicksal hineinziehen<br />

lassen. Daher ist Wachsamkeit<br />

angesagt!<br />

„Der Behauptung <strong>der</strong> Falschlehrer, die<br />

Apostel seien mit <strong>der</strong> Parusieverkündigung<br />

(= Verkündigung <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>kunft<br />

Jesu) ‘ausgeklügelten Fabeln’ gefolgt (1,<br />

16), setzt“ Petrus „die Voraussage entgegen:<br />

Sie, die Falschlehrer sind es, die<br />

euch zu kaufen, hereinzulegen suchen<br />

mit ‘fabrizierten Worten’... Vielleicht will<br />

<strong>der</strong> Verfasser sogar sagen: Die von<br />

Christus Freigekauften werden diese<br />

trügerischen Händler sich kaufen.“<br />

(Vögtle, S. 185)<br />

Kap. 2, Verse 4 - 10a<br />

Gottes Gericht über die Gegner seiner Wahrheit<br />

Vers 4: Gott ist ein unbestechlicher richt. Das zeigt <strong>der</strong> Verfasser <strong>wie</strong> Judas<br />

Richter. Sein Strafurteil macht <strong>auch</strong> an den gefallenen Engeln, die nun im<br />

vor Engeln nicht halt. „Kein Vorzug unterirdischen Gefängnis auf ihre Verurteilung<br />

schützt die, die die Gnade Gottes zur<br />

warten.“ (Schlatter, S. 115) Für<br />

Sünde mißbr<strong>auch</strong>en, vor dem Ge-17<br />

„Hölle“ steht im griechischen Urtext


„tartarohsas= in die Hölle, den Tartaros,<br />

stürzen. „Tartaros nannten die<br />

Griechen den Strafort <strong>der</strong> Unterwelt, -<br />

ein Ausdruck, <strong>der</strong> schon im Judentum<br />

mit übernommen wurde. Für Petrus ist<br />

<strong>der</strong> Tartaros aber noch nicht <strong>der</strong> eigentliche<br />

‘Strafort’, son<strong>der</strong>n das finstere,<br />

unterirdische Gefängnis, in dem die<br />

gefallenen Engel aufbewahrt werden,<br />

um erst in <strong>der</strong> großen Schlußabrechnung<br />

Gottes dem Gericht überantwortet<br />

zu werden.“ (de Boor, S. 22o0f)<br />

Vers 5: Irrlehre ist Ungehorsam gegen<br />

Gottes Willen. Gott läßt sich Ungehorsam<br />

- <strong>wie</strong> die Bibel immer <strong>wie</strong><strong>der</strong><br />

bezeugt - nicht bieten. Daher wird<br />

er die Irrlehrer ebenso strafen <strong>wie</strong> die<br />

Menschheit zur Zeit Noahs (1. Mose<br />

Kap. 7). Allein Noah wurde als „Herold<br />

<strong>der</strong> Gerechtigkeit“ Gottes, d.h. des<br />

Willens Gottes, mit sieben An<strong>der</strong>en<br />

aus dem Flutgericht ausgenommen.<br />

Verse 6 - 8: An Sodom und Gomorra<br />

sollen die Gottlosen aller Zeiten erkennen,<br />

daß Gott mit seinem Strafgericht<br />

Ernst macht. So wird <strong>auch</strong> die Irrlehrer<br />

die „katastrophä = Umsturz, Ver<strong>der</strong>ben“<br />

ereilen. Gott läßt sich nicht verdrängen.<br />

Sodom und Gomorra sind<br />

dafür ein abschreckendes Beispiel.<br />

Seine treuen Gefolgsleute <strong>wie</strong> Lot bewahrt<br />

Gott jedoch (1. Mose Kap. 19).<br />

Wer Gott treu bleibt, wird in <strong>der</strong> Welt<br />

gequält. Daran hat sich seit damals<br />

nichts geän<strong>der</strong>t. Denn die Gott Fürchtenden<br />

sind ein Pfahl im Fleisch <strong>der</strong>er,<br />

die im Sumpf ihrer „Ausschweifungen“<br />

stecken. Sie machen ein schlechtes<br />

Gewissen und sollen deshalb<br />

mundtot gemacht werden.<br />

18<br />

Das Leiden Lots bestand vor allem darin,<br />

daß er Augen- und Ohrenzeuge des<br />

gegen Gottes Gesetz gerichteten Treibens<br />

werden mußte. Seine auf Gottes<br />

Willen ausgerichtete Seele litt unter <strong>der</strong><br />

Gottlosigkeit seiner Umwelt. Das wirft<br />

die Frage an uns auf, ob wir unter dem<br />

Treiben <strong>unser</strong>er heutigen antichristlichen<br />

Umwelt leiden o<strong>der</strong> das wegschauend<br />

als unentrinnbar hinnehmen? Das<br />

gilt vor allem angesichts <strong>der</strong> Mißachtung<br />

des in <strong>der</strong> Bibel geoffenbarten<br />

göttlichen Willens durch Kirchen, die<br />

Gott zwingen wollen, das zu segnen,<br />

was er verworfen hat. Das zeigt die<br />

Segnung gleichgeschlechtlicher Paare.<br />

Vers 9: Die Frommen dürfen darauf<br />

vertrauen, daß Gott seine schützende<br />

Hand über die Seinen hält. Er sagt ihnen<br />

zu, sie „aus <strong>der</strong> Versuchung herauszureißen“,<br />

damit sie nicht in den<br />

Sog <strong>der</strong> Gottlosigkeit geraten, die oft<br />

so verführerisch wirkt (1. Mose Kap. 3,<br />

Vers 6). Die Gottes Gesetz Verwerfenden<br />

bewahrt er jedoch auf zur ewigen<br />

Strafe. Ihr gegenwärtiges Wohlergehen<br />

darf nicht darüber hinwegtäuschen,<br />

daß sie dem ewigen Schrecken ohne<br />

Ende nicht entkommen können. Das ist<br />

ihnen ohne wenn und aber zu sagen!<br />

Vers 10a: Das trifft vor allem die hinter<br />

ihrer Begierde, ihrer Gier, ihrer Egozentrik<br />

- das meint „sarx = Fleisch“ - Herjagenden.<br />

Sie beflecken sich so auf<br />

ewig und berauben sich <strong>der</strong> Reinheit,<br />

die für die Gegenwart Gottes nötig ist<br />

(Römer Kap. 3, Vers 23). Dabei „verachten<br />

sie die kyriotäs = Herrschaft“. Da<br />

Herrschaft hier in <strong>der</strong> Einzahl steht, ist<br />

die Herrschaft des Einen, des Herrn<br />

Jesus Christus gemeint. Sie kümmern


sich nicht um seine Weisungen, da<br />

sie sich letztlich nichts von <strong>ihm</strong> sagen<br />

lassen wollen. Ihre Herrschaft ist einzig<br />

und allein ihre Egozentrik, <strong>der</strong> sie<br />

bedingungslos dienen!<br />

Kap. 2, Verse 10b - 22<br />

Die Gefährdung <strong>der</strong> Gemeinde durch die Irrlehrer<br />

Vers 10b: Die Irrlehrer verlästern alles<br />

außerhalb ihrer selbst. Sie verlästern<br />

alles, was sich über ihnen befindet.<br />

Alles, was irgend<strong>wie</strong> - <strong>wie</strong> die<br />

Engelmächte - die himmlische doxa =<br />

Herrlichkeit spiegelt, ist ihnen bei <strong>der</strong><br />

Durchsetzung ihres Willens im Weg.<br />

Sie sehen sich selbst im Zentrum <strong>der</strong><br />

doxa.<br />

Vers 11: So vergreifen sie sich an<br />

allem, was mehr „Stärke und Macht“<br />

hat als sie. Das ist Ausdruck ihrer besserwisserischen<br />

Selbstüberheblichkeit.<br />

So verlästern sie die Engel, obgleich<br />

sie keinen Anlaß dazu haben.<br />

Denn die Engel tun ihnen nichts. Sie<br />

klagen die Irrlehrer nicht bei Gott an,<br />

obgleich sie das könnten. Schlatter<br />

(S. 117) betont in diesem Zusammenhang,<br />

„daß <strong>auch</strong> die höchsten himmlischen<br />

Geister das richterliche Amt<br />

Gott allein zuschreiben und sich nicht<br />

mit boshafter Wollust an <strong>der</strong> Erniedrigung<br />

<strong>der</strong> Gefallenen erfreuen.“ Der<br />

Hintergrund dieses Verses läßt sich<br />

für uns nicht mehr eindeutig erschließen.<br />

Wahrscheinlich spielt Petrus auf<br />

apokryphe Texte an, ohne sie zu zitieren<br />

(vgl. mehr dazu Judas Vers 9).<br />

Schlachtvieh gleichen. Dadurch teilen<br />

sie <strong>auch</strong> den Untergang mit den unvernünftigen<br />

Tieren. Das ewige Leben<br />

bleibt ihnen <strong>wie</strong> den Tieren verwehrt.<br />

Vers 13: Als Ungerechte, d. h. gegen<br />

Gottes Willen Verstoßende, tragen sie<br />

zur Strafe den Lohn für ihre Ungerechtigkeit<br />

davon. So ist die Lesart einiger<br />

Handschriften. Die ältesten Handschriften<br />

haben: „adikoumenoi = Unrecht leiden“.<br />

Das ist dann zu verstehen im Sinne<br />

von „geschädigt bzw. Strafe erleidend<br />

durch den Lohn <strong>der</strong> Ungerechtigkeit“<br />

(so de Boor, S. 219). Jedenfalls haben<br />

die Irrlehrer nichts davon. Petrus<br />

warnt mit sich überschlagenden Vergleichen<br />

vor dem schmutzigen, ver<strong>der</strong>blichen<br />

Charakter <strong>der</strong> Irrlehrer, die den<br />

Glaubenden vorgaukeln, ein Leben in<br />

Prasserei und Befriedigen <strong>der</strong> Begierden<br />

sei vor Gott in Ordnung, weil <strong>der</strong><br />

Leib ja ohnehin nicht gerettet würde und<br />

die Seele davon nicht betroffen sei (vgl.<br />

S. 7).<br />

Vers 14: Das betrifft gerade <strong>auch</strong> ihr<br />

sexuelles Leben. Sie können nicht genug<br />

kriegen von je<strong>der</strong> Art Sünde. Dabei<br />

gefallen sie sich darin, „schwache<br />

Seelen“ in diesen zerstörerischen Lebensstil<br />

hineinzuziehen. Sie platzen fast<br />

vor gieriger Habsucht und verfallen mit<br />

Vers 12: Die Irrlehrer sind <strong>wie</strong> unvernünftiges<br />

Schlachtvieh. Sie maßen<br />

sich Urteile an, obwohl sie völlig diesem Lebensstil dem ewigen Fluch<br />

unwissend sind und darin dem19<br />

Gottes, d. h. <strong>der</strong> Verdammnis.


Vers 15: Sie folgen dabei dem Vorbild<br />

Bileams, <strong>der</strong> Israel zur Sünde gegen<br />

Gott verführte. Gott strafte Israel<br />

dafür mit einer Plage (4. Mose Kap. 31,<br />

Vers 16; 5. Mose Kap. 23, Verse 5f;<br />

Nehemia Kap. 13, Vers 2). „Der in die<br />

Irre gehende Prophet, den <strong>der</strong> mit<br />

Sünde erworbene Lohn lockte, gab zu<br />

diesem unreinen Christentum, das<br />

sich auf den Geist berief, eine beson<strong>der</strong>s<br />

kräftige Parallele. Zugleich zeigte<br />

es nachdrücklich, <strong>wie</strong> groß die Torheit<br />

ist, zu <strong>der</strong> die Sünde den Menschen<br />

bringt... denn die Sünde macht<br />

jeden, den sie regiert, zum Toren.“<br />

(Schlatter, S. 118f)<br />

Vers 16: Um Bileam zu wehren benutzt<br />

Gott sein Geschöpf, die Eselin. Er<br />

spricht durch das Tier zu Bileam, um<br />

ihn „zurechtzuweisen“ (4. Mose Kap. 22,<br />

Vers 28) und ihn an seinem Tun zu hin<strong>der</strong>n.<br />

Denn es ist ungesetzlich, weil es<br />

Gott mißachtet und damit ohne Verstand.<br />

Wer sich gegen Gott stellt, ist<br />

dumm, da das kein gutes Ende nimmt.<br />

Wer so lebt, bleibt in tiefster Finsternis<br />

gefangen.<br />

Vers 17: Das verdeutlicht Petrus mit<br />

den Bil<strong>der</strong>n des wasserlosen Brunnen,<br />

<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Wüste den sicheren Tod<br />

bedeutet, und dem dichten Nebel, <strong>der</strong><br />

den Blick für den sicheren Weg versperrt.<br />

Die Irrlehrer sind durch ihr ver<strong>der</strong>bliches<br />

Treiben dem sicheren Ver<strong>der</strong>ben<br />

ausgeliefert.<br />

ihre Bekehrung <strong>der</strong> Masse <strong>der</strong> so Verlorenen<br />

entronnen sind. Schnell können<br />

sie zum Rückfall angestachelt werden.<br />

Den damaligen Irrlehrern gleichen<br />

diejenigen, die heute Christen ein Christentum<br />

‘light’, ein leichtgemachtes, bequemes<br />

Christentum vorgaukeln. Lei<strong>der</strong><br />

wird das <strong>auch</strong> in Kirchen so verbreitet.<br />

Das klingt zwar gut in den Ohren<br />

<strong>der</strong> Zeitgenossen, ist aber tödlich<br />

für die Ewigkeit; denn Gott läßt sich<br />

nicht spotten. Niemand kann <strong>ihm</strong> Bedingungen<br />

stellen! Niemand kann ungestraft<br />

sein Wort verfälschen! Deshalb<br />

muß zur Umkehr gerufen und vor einem<br />

‘leichten’, verwässerten Christentum<br />

gewarnt werden!<br />

Vers 19: Sie gaukeln eine Freiheit zur<br />

leiblichen Lustbefriedigung vor, obgleich<br />

sie selbst Gefangene ihrer Gier<br />

und damit des unausweichlichen Strafgerichts<br />

Gottes sind. Ohne es zu merken,<br />

sind sie unfreie Sklaven ihrer Gier.<br />

Von Freiheit keine Spur! Das ist in <strong>der</strong><br />

heutigen Gesellschaft deutlich vor Augen.<br />

Die Menschen wähnen sich frei<br />

und sind dennoch Sklaven ihrer Ansprüche<br />

und ihrer materiellen Existenz. Niemand<br />

kann jedoch Christ sein und zugleich<br />

leben <strong>wie</strong> die gottlose Welt. Dahinter<br />

steckt ein Gottesverständnis, das<br />

den Dreieinigen Gott an die menschlichen<br />

Vorstellungen und Bequemlichkeiten<br />

anpassen will. Es fehlt Verbindlichkeit,<br />

die Gott in seiner Majestät ernst<br />

nimmt und mit seinem Zorn über den<br />

Ungehorsam rechnet.<br />

Vers 18: Da sie mit dem Vorbild eines<br />

laxen Lebens einen verführerisch einfach<br />

scheinenden Glaubensweg vor-<br />

dem Hinweis: Gottes Zorn trifft abtrün-<br />

Vers 20: Petrus warnt die Christen mit<br />

gaukeln, sind sie für Christen lebensgefährlich,<br />

die gerade erst durch 20 Denn sie haben Jesus Christus als<br />

nige Christen mehr als die Heiden.<br />

ih-


en Retter erkannt, <strong>der</strong> sie aus <strong>der</strong><br />

Verlorenheit herausgeholt hat. Er ist<br />

ihr Herr und hat Anrecht auf ihr Leben<br />

und ihre Lebensgestaltung. Sich<br />

<strong>ihm</strong> durch Rückfall entziehen heißt,<br />

<strong>ihm</strong> gleichsam ins Gesicht zu schlagen.<br />

Das aber hat Folgen! Hier tut<br />

sich ein bedrängendes Thema auf:<br />

Wie gehen wir mit den Restanten, den<br />

Abtrünnigen in den Gemeinden um?<br />

Ist uns klar, <strong>wie</strong> ernst es um diese<br />

steht? Gehen wir ihnen daher nach,<br />

um sie zurückzubringen?<br />

Vers 21: Für solche wäre es besser<br />

gewesen, sie hätten den „Weg <strong>der</strong><br />

Gerechtigkeit = den Weg <strong>der</strong> durch<br />

Christus Gerechtfertigten“ nie kennengelernt.<br />

Denn die Konsequenz<br />

aus seiner Kenntnis ist, in dieser geschenkten<br />

Gerechtigkeit zu bleiben<br />

und sie im Alltag umzusetzen. Das ihnen<br />

in <strong>der</strong> Gemeinde bekannt gemachte<br />

Gebot Gottes ist heilig und daher zu befolgen.<br />

Petrus „spricht in <strong>der</strong> Einzahl von<br />

‘dem heiligen Gebot’, dem Gebot <strong>der</strong><br />

Liebe, das dem Wesen Gottes entspricht<br />

und darum heilig ist. Aus wahrhaft<br />

freien, liebevollen, demütigen Jüngern<br />

Jesu sind stolze, übermütige,<br />

zuchtlose und lieblose Männer geworden,<br />

die die Gemeinde verwirren und<br />

zerstören.“ (de Boor, S. 231)<br />

Vers 22: Petrus verdeutlicht <strong>der</strong>en<br />

Schicksal an einem damals gängigen<br />

Sprichwort: Tiere fallen in das zurück,<br />

was ihr Fressen, ihre Säuberung hinfällig<br />

macht (Sprüche Kap. 26, Vers 11).<br />

So sind rückfällige Christen! Mit ihrem<br />

Lebensalltag zerstören sie ihr neues<br />

Leben!<br />

Kap. 3, Verse 1 - 4<br />

Die Ankündigung <strong>der</strong> Irrlehrer<br />

und ihr Leugnen <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>kunft Jesu Christi<br />

Kap. 3, Vers 1: Der Apostel Petrus Denken, das Gottes Vorgedachtes aufgreift<br />

erinnert an seinen ersten Brief. Das<br />

und <strong>ihm</strong> nach-denkt (Römer Kap.<br />

ist ein wichtiges Argument dafür, daß 12, Verse 1f). Die Adressaten erreichen<br />

Petrus <strong>auch</strong> diesen Brief geschrieben ihr von Gott gesetztes ewiges Ziel nur,<br />

hat. Wie fragwürdig wäre es, wenn wenn sie sich durch nichts von <strong>der</strong> lebendigen<br />

unter <strong>der</strong> Rubrik „Wort Gottes“ eine<br />

christlichen Hoffnung ab-<br />

Schrift zu finden wäre, <strong>der</strong>en Autor offenkundig<br />

bringen lassen und so ihr von Gott ge-<br />

lügen würde, wäre er nicht reinigtes Denken bewahren. Daran<br />

tatsächlich <strong>der</strong> Apostel Petrus (vgl. müssen sie immer <strong>wie</strong><strong>der</strong> erinnert werden.<br />

unter 3., S. 5f). Petrus will mit beiden<br />

Briefen in den Adressaten „im Erinnern<br />

ihr reines Denken aufwecken“. Vers 2: Petrus verweist die Adressaten<br />

Sie sind offensichtlich erlahmt und aus nunmehr auf die zuvor gesagten, in die<br />

dem „reinen Denken“ herausgefallen. Zukunft weisenden prophetischen Worte<br />

Das „reine, lautere Denken“ ist das<br />

und die <strong>der</strong> Apostel, in denen es um<br />

von Gott gereinigte christusgemäße 21 „das Gebot des Herrn und Retters“ geht.


Die Formulierung „eure Apostel“ zeigt,<br />

daß die Apostel um <strong>der</strong> Gemeinde willen<br />

wirken und die Gemeinde unlösbar<br />

an die apostolische Botschaft gebunden<br />

sind. Mit „Gebot“ ist die gebotene<br />

Heilsbotschaft gemeint, <strong>der</strong> im<br />

Denken und Tun gehorsam zu folgen<br />

ist (vgl. Römer Kap. 1, Vers 5; Kap. 16,<br />

Vers 26: „Gehorsam des Glaubens“). Es<br />

gibt keinen rettenden Glauben ohne<br />

Gehorsam <strong>der</strong> Glaubenden. Darin<br />

sind sich die Apostel völlig einig.<br />

Vers 3: Die wichtigste Erinnerung bezieht<br />

sich auf die Wie<strong>der</strong>kunft Jesu<br />

Christi, an <strong>der</strong> die Vollendung des<br />

Heilsgeschens hängt. Genau diese<br />

aber verleugnen die Spötter. Das jedoch<br />

ist ein Zeichen <strong>der</strong> mit dem ersten<br />

Kommen Jesu Christi begonnenen<br />

Endzeit. Die Welt will nicht durch<br />

den Gottessohn infrage gestellt werden.<br />

Er, <strong>der</strong> dem Vater Gehorsame,<br />

stört die geschlossene Gesellschaft<br />

<strong>der</strong> Gottlosen. Deren Lebensgier wi<strong>der</strong>spricht<br />

natürlich die Wie<strong>der</strong>kunft Christi.<br />

Sie wollen nicht auf ihn, son<strong>der</strong>n auf<br />

sich selbst hören. Das ist ihr Maßstab.<br />

Dafür gibt es heutzutage viele Parallelen!<br />

Vers 4: Wie im 20. Jahrhun<strong>der</strong>t Rudolf<br />

Bultmann argumentieren die verleugnenden<br />

Spötter mit dem bisherigen Ausbleiben<br />

<strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>kunft. Sie schlußfolgern<br />

für sich: Es wird so weitergehen,<br />

<strong>wie</strong> es bisher war. An<strong>der</strong>s gesagt: Es<br />

bleibt alles beim Alten. Der Hinweis „von<br />

Anfang <strong>der</strong> Schöpfung“ soll <strong>der</strong>en Bleiben<br />

betonen und <strong>der</strong>en Ende in einer<br />

Neuschöpfung infolge <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>kunft<br />

Christi ausschließen.<br />

Kap. 3, Verse 5 - 13<br />

Die Wi<strong>der</strong>legung <strong>der</strong> gegnerischen Behauptungen<br />

Verse 5 + 6: Der Apostel wi<strong>der</strong>legt die hat Gott durch die Totalüberflutung den<br />

gegnerische Behauptung mit dem Hinweis<br />

„Kosmos = die damalige sich gegen<br />

auf die nicht zu bestreitende Ge-<br />

Gott auflehnende Welt“ als Strafgericht<br />

richtsflut, Sintflut genannt, die sie ausblenden<br />

zugrunde gehen lassen. Vers 6 beginnt<br />

(1. Mose Kap. 7). Vor <strong>der</strong> Flut mit „di hohn = durch diese = Mehrzahl“!<br />

bestanden Himmel und Erde, die aus Damit ist gesagt: Das Strafgericht geschah<br />

Wasser in Wasser eingebettet war.<br />

durch Gottes Wort mittels des<br />

Wasser wird hier sachgemäß als das Instrumentes Wasser. Es geschah, obgleich<br />

Lebenselixier beschrieben, das sich in<br />

die damalige Menschheit sich in<br />

allen Lebewesen in beachtlicher Menge<br />

ihrem Lebensalltag so sicher wähnte<br />

befindet. Das Entscheidende je-<br />

(Matthäusevangelium Kap. 24, Verse 37 -<br />

doch ist das alles Seiende schaffende<br />

39), daß ihnen Noahs Ankündigung des<br />

und bewahrende Wort Gottes. Das Flutgerichts lächerlich erschien.<br />

ist mit dem Begriff „bestehen“ umrissen.<br />

Alles Organische und Anorganische<br />

Petrus spielt wohl mit dem Begriff „dafungswort<br />

verdankt sich Gottes Schöpmaliger<br />

Kosmos“ auf die in apokryphen<br />

(Psalm 33, Vers 9). Dennoch22<br />

(= nicht zum Kanon des Alten Testaments


gehörenden) Schriften zum völligen Untergang<br />

des Kosmos ausgeweitete<br />

Sintflutgeschichte an und knüpft damit<br />

an die Vorstellungen seiner Zeitgenossen<br />

an.<br />

Vers 7: Die jetzige Schöpfung, Himmel<br />

(= sky) und Erde, ist durch dasselbe<br />

Wort Gottes aufbewahrt auf das<br />

Feuer des Gerichtstages zum Untergang<br />

<strong>der</strong> gottlosen Menschen hin.<br />

Alles Leben hängt an dem Ja o<strong>der</strong><br />

Nein Gottes des Schöpfers. Das leitende<br />

Prinzip für Sein o<strong>der</strong> nicht mehr<br />

Sein ist das unausweichliche Gericht<br />

Gottes. Auf <strong>der</strong> menschlichen Seite<br />

hängt alles am Gehorsam o<strong>der</strong> Ungehorsam<br />

gegenüber Gott.<br />

Der Ungehorsam trotz <strong>der</strong> Warnung<br />

in <strong>der</strong> Sintflut und trotz des Rettungsangebots<br />

durch und in Jesus<br />

Christus führt geradezu zwangsläufig<br />

in die kommende Katastrophe, in <strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>wie</strong><strong>der</strong>kommende Christus für die<br />

einen zum Heil, für die an<strong>der</strong>en zum<br />

Unheil wird.<br />

Mit <strong>der</strong> Formulierung „durch dasselbe<br />

Wort aufbewahrt will Petrus sagen,<br />

im Alten Testament werde von <strong>der</strong><br />

Sintflut berichtet und vor <strong>der</strong> künftigen<br />

Vernichtung durch das Feuer gewarnt.“<br />

(Barclay, S. 322) Dafür stehen<br />

Jesaja Kap. 29, Vers 6; Kap. 30, Vers<br />

30; Kap. 66, Verse 15f; Joel Kap. 3, Vers<br />

3; Nahum Kap. 1, Verse 5f; Maleachi<br />

Kap. 3, Vers 19; Psalm 50, Vers 3).<br />

die Apostel zum Fundament <strong>der</strong> Hoffnung<br />

<strong>der</strong> Gemeinde machen, dadurch,<br />

daß diese die Hoffnung <strong>der</strong> Gemeinde<br />

einzig und vollständig auf die neue Offenbarung<br />

Jesu richten. In <strong>der</strong> Verkündigung<br />

<strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>kunft Jesu besteht<br />

ihre Weissagung; denn die Gemeinde<br />

gelangt dadurch an ihr Ziel, daß <strong>der</strong><br />

Herr sie in seiner Herrlichkeit mit sich<br />

vereint.“ (Schlatter, S. 124f)<br />

Vers 8: Mit Psalm 90 Vers 4 verdeutlicht<br />

Petrus, daß menschliche Zeitmaßstäbe<br />

nicht zur Beurteilung <strong>der</strong> Handlungen<br />

Gottes taugen. Bei <strong>ihm</strong> als Herrn<br />

<strong>der</strong> Zeit verschieben sich irdische Rechnungseinheiten<br />

und Maßstäbe. Damit<br />

entzieht Petrus den Spöttern die angeblich<br />

durch Erfahrungen unterlegten Argumente<br />

und nimmt den Gemeindeglie<strong>der</strong>n<br />

den Glaubensanstoß an dem<br />

Ausbleiben <strong>der</strong> heiß erwarteten Wie<strong>der</strong>kunft.<br />

Denn: „Was bei dem ewigen Gott eine<br />

kleine Zeitspanne, ein Gottestag ist, ist<br />

für Menschen <strong>der</strong> kaum absehbare Zeitraum<br />

eines Jahrtausends. Es ist also<br />

völlig menschlich und nicht göttlich gedacht,<br />

wenn sie über dem Warten von<br />

ein paar Jahrzehnten in Glaubenssorge<br />

geraten.” (Hauck, S. 99) Das göttliche<br />

Bald darf somit nicht nach Menschenmaß<br />

gerechnet werden!<br />

Vers 9: Gott hat seine Verheißungen<br />

we<strong>der</strong> vergessen noch verzögert, son<strong>der</strong>n<br />

erhält die Welt auf das Angebot<br />

zur „metanoia = Sinnesän<strong>der</strong>ung, Umdenken,<br />

Umkehr“ hin. Das noch Ausbleiben<br />

ist also Gnadenzeit, bewußter<br />

Von den traditionellen Erwartungen<br />

<strong>der</strong> damaligen Zeit, daß die Welt<br />

durch Feuer ausgelöscht werde, „unterscheidet<br />

sich die Verheißung, die 23 „Die logische Folge dieses Verses<br />

Ausdruck seiner unverdienten Liebe.<br />

ist:


Christen sollen die Zeit vor <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>kunft<br />

zur Verkündigung des Evangeliums<br />

nutzen.<br />

Das Wort des Evangeliums gehört immer<br />

zu dem Wort des Endes (Markusevangelium<br />

Kap. 13, Vers 10). Denn das<br />

Evangelium betrifft Einen, dessen erstes<br />

Kommen die letzten Tage einleitet<br />

und dessen Rückkehr sie besiegelt...<br />

Die Predigt des Evageliums ist<br />

durch und durch eschatologisch (= auf<br />

das Ende bezogen)“ (Green, S. 136).<br />

Die Verheißung Gottes in 1. Timotheus<br />

Kap. 2, Vers 4 steht zuverlässig. Es<br />

findet sich jedoch nirgends im Neuen<br />

Testament, daß alle gerettet werden.<br />

Das zeigt gerade Kap. 3, Vers 7! Vers<br />

9 darf somit nicht heilsuniversalistisch<br />

im Sinne einer Allversöhnung mißverstanden<br />

werden. Was Gott den Glaubenden<br />

so ermöglicht, ist von ihnen<br />

täglich umzusetzen.<br />

Vers 10: Petrus entfaltet das Thema<br />

<strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>kunft im Rahmen <strong>der</strong> Ausführungen<br />

Jesu im Matthäusevangelium<br />

Kap. 24. Jesus wird überraschend<br />

kommen, wenn es niemand erwartet.<br />

Sein Kommen ist unberechenbar. Deshalb<br />

muß man je<strong>der</strong>zeit dafür bereit<br />

sein.<br />

Mit <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>kunft Jesu verbunden<br />

ist <strong>der</strong> Untergang alles Bestehenden.<br />

Weil hier sogenannte ‘Naturgewalten’,<br />

d. h. Elemente, genannt sind, ist bei<br />

Naturkatastrophen - <strong>wie</strong> Erdbeben -<br />

immer <strong>wie</strong><strong>der</strong> vermutet worden, es<br />

handle sich dabei um Ereignisse <strong>der</strong><br />

abschließenden Endzeit. Das greift so<br />

jedoch nicht.<br />

Allerdings werden wir durch Geschehnisse<br />

<strong>wie</strong> z. B. das schreckliche Erdbeben<br />

in Haiti und <strong>der</strong> allen Luftverkehr<br />

blockierende Vulkanausbruch auf Island<br />

2010 an das kommende Gericht<br />

und das Ende aller Dinge erinnert. Es<br />

sind sozusagen Gottes Mahnungen,<br />

sich nicht auf menschliche Macht zu<br />

verlassen und sich hier nicht endgültig<br />

einzurichten (Hebräer Kap. 13, Vers 14).<br />

Der Gerichtscharakter <strong>der</strong> En<strong>der</strong>eignisse<br />

wird durch das „die Erde und die<br />

Werke in ihr werden eurethäsetai =<br />

offenliegen zum Urteil Gottes“ angezeigt.<br />

Damit ist alles Tun <strong>der</strong> Menschen angesprochen,<br />

<strong>wie</strong> es <strong>auch</strong> in Kultur und<br />

Technik das Antlitz <strong>der</strong> Erde prägt. Paulsen<br />

(S. 168) weist noch darauf hin, „daß<br />

es sich für den Verfasser nicht allein<br />

um das durch die Gegner gestellte Problem<br />

handelt, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Hinweis auf<br />

die Gemeinde (hümas = euch, Vers 9)<br />

dokumentiert: Es geht <strong>auch</strong> um die Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />

und Konfliktbearbeitung<br />

in <strong>der</strong> eigenen Gruppe.“ Dies<br />

meint die Gemeinde.<br />

„Die Sprache des Petrus ist nicht ganz<br />

klar im Detail.“ Gemeint ist das Wie des<br />

Endgeschehens. „Das ist kaum überraschend.<br />

Er gebr<strong>auch</strong>t die Sprache<br />

<strong>der</strong> Apokalyptik (= Vorstellungen über das<br />

Weltende) beim Versuch, das Unbeschreibbare<br />

zu beschreiben. Seine<br />

Hauptabsicht ist, die Augen seiner Leser<br />

auf den Höhepunkt <strong>der</strong> Geschichte<br />

zu richten.“ (Green, S. 137)<br />

Dabei werden die geschaffenen Himmel<br />

verschwinden in verzehrendem<br />

24 Feuer. Das „roizädon (= mit Geprassel)


soll...das Geprassel und Gezisch des<br />

das Firmament verzehrenden Feuers<br />

anzeigen... aber doch <strong>auch</strong> die den<br />

göttlichen Gerichtszorn ankündigende<br />

Donnerstimme.... Da die Elemente<br />

aber außer ‘den Himmeln’ genannt<br />

werden, und zwar zwischen diesen<br />

und ‘<strong>der</strong> Erde’, müssen sie von ‘den<br />

Himmeln’ unterscheidbare Größen<br />

darstellen. Vorzuziehen ist deshalb<br />

die schon für das 2. Jh. bezeugte<br />

christliche Verwendung des Begriffs<br />

für die materiellen Himmelskörper...<br />

Das schließt nicht aus, daß die Gestirne...als<br />

von Geistermächten beherrschte<br />

Größe gedacht sein könnten...<br />

Der Sinn und Zweck des Verschwindens<br />

<strong>der</strong> ganzen Himmelssphäre<br />

muß offenbar in dem Schlußglied<br />

genannt sein.“ (Vögtle, S. 233f)<br />

„Durch das verschwinden <strong>der</strong> Trennwand“<br />

(gemeint ist zwischen oben und<br />

unten) „ wird <strong>der</strong> ganze untere Teil des<br />

Universums, eben die Erde als Handlungsort,<br />

sichtbar... Ihr (= <strong>der</strong> Parusieleugner)<br />

Tun und Treiben wird vom<br />

richtenden Herrn aufgedeckt und verurteilt<br />

werden.“ (Vögtle, S. 236f)<br />

Vers 11: Für die Christen kommt es<br />

darauf an, darin treu erfunden zu<br />

werden, um dem vernichtenden Strudel<br />

<strong>der</strong> En<strong>der</strong>eignisse zu entgehen.<br />

Ihr „heiliger Lebenswandel = christusgemäßer<br />

Alltag“ und ihre „Frömmigkeit“<br />

garantieren, daß sie auf Gottes<br />

Seite stehen. Freilich, sie können es<br />

nicht machen. Gott selbst muß ihnen<br />

das christlich-alternative Leben<br />

schenken und sie darin halten. Es<br />

kommt für die Glaubenden darauf an,<br />

sich dem nicht zu entziehen.<br />

Vers 12: Christen warten auf eine herrliche<br />

Zukunft. Sie sind dabei dazu befreit,<br />

die bisherige vergängliche Welt<br />

hinter sich zu lassen. Sie sind vom Heiligen<br />

Geist dazu befähigt, loszulassen<br />

(1. Korinther Kap. 7, Vers 31). Alles kulminiert<br />

im kommenden „Tag des Herrn“,<br />

<strong>der</strong> von den Propheten als „Tag Jahwes“<br />

angekündigt ist. Hier zeigt sich erneut<br />

die innere Einheit <strong>der</strong> göttlichen Offenbarung<br />

im Alten und Neuen Testament.<br />

Die dann für die Glaubenden anbrechende<br />

Herrlichkeit übertrifft alles<br />

bisher Dagewesene. Das Neue ersetzt<br />

das Alte, das damit zu Ende ist und daher<br />

untergeht. Was in <strong>der</strong> Sintflut das<br />

Wasser war, das wird dann Hitze sein.<br />

Die Er<strong>der</strong>wärmung ist ein warnendes<br />

Mahnmal. Auch in ihr vollzieht sich im<br />

Vorab ein Stück Gericht über die egoistische<br />

und damit gottlose Ausbeutung<br />

<strong>der</strong> Schöpfung!<br />

Vers 13: Der Apostel Petrus erwartet<br />

dies Geschehen gemäß <strong>der</strong> Verheißungen<br />

Gottes (Jesaja Kap. 65, Vers 17; Kap.<br />

66, Vers 22; Offenbarung Kap. 21, Vers 1).<br />

Daran gibt es für ihn keinen Zweifel.<br />

Gott wird alles neu machen und so seine<br />

Schöpfung vollenden.<br />

So führt ein roter Faden von <strong>der</strong> Schöpfung<br />

zur Vollendung. In dieser neuen<br />

Welt - <strong>wie</strong> 1. Mose Kap. 1, Vers 1 - „wohnt<br />

Gerechtigkeit“. Alles wird dort dem heiligen<br />

Willen Gottes entsprechen. Etwas<br />

An<strong>der</strong>es gibt es dort nicht. Deshalb haben<br />

die in ihrer Selbstsucht Gefangenen<br />

dort keinen Platz, son<strong>der</strong>n nur die<br />

durch und in Christus von ihrer Selbstsucht<br />

gereinigten Gerechtfertigten.<br />

25


Kap. 3, Verse 14 - 18<br />

Abschließende Ermahnungen<br />

Vers 14: Mit „deshalb Geliebte“ zieht<br />

Petrus die Schlußfolgerungen aus<br />

dem zuvor Geschriebenen. Dem Erwarten<br />

des Kommenden hat ihr jetziges<br />

Leben zu entsprechen. Diese Ermahnung<br />

durchzieht ja den gesamten<br />

Brief. Der kommende Herr soll die<br />

Glaubenden unbefleckt von <strong>der</strong> praktizierten<br />

Gottlosigkeit <strong>der</strong> Welt vorfinden.<br />

So werden sie in dem ihnen von<br />

<strong>ihm</strong> geschenkten Frieden zu <strong>ihm</strong> passen.<br />

Ihr Wesensmerkmal ist <strong>der</strong> Friede<br />

mit Gott, den Jesus Christus durch<br />

sein stellvertretendes Sterben bewirkt.<br />

Der Friede Gottes ist <strong>der</strong> neue Lebensraum<br />

als Alternative zur gerichteten<br />

Welt. Man kann nicht zugleich in<br />

diesem Lebens-Frieden und in <strong>der</strong> Todes-Welt<br />

<strong>der</strong> Gottesferne existieren.<br />

Wie steht das damit bei uns heutigen<br />

Christen?<br />

Vers 15: Auf diese Weise entsprechen<br />

die Glaubenden <strong>der</strong> Langmut ihres<br />

Herrn zur Rettung <strong>der</strong> Seinen. Der<br />

Dreieinige Gott erhält die gefallene<br />

Welt auf die Rettung <strong>der</strong>er hin, die sich<br />

zur Umkehr rufen lassen. Ziel <strong>der</strong> Erhaltungsordnung<br />

Gottes ist die globale<br />

Evangelisation. Darauf hat sich Gemeinde<br />

/ Kirche einzurichten. Petrus<br />

unterstreicht das mit dem Hinweis auf<br />

seinen „geliebten“ Apostelbru<strong>der</strong> <strong>Paulus</strong><br />

(vgl. Galater Kap. 2, Vers 9). Petrus<br />

gesteht <strong>Paulus</strong> trotz aller Spannungen,<br />

die es zwischen ihnen gegeben<br />

hat (Galater Kap. 2, Verse 11ff), die <strong>Paulus</strong><br />

geschenkte Weisheit zu, in <strong>der</strong> er Petrus findet in diesen schweren Texten<br />

des <strong>Paulus</strong> den Grund für die den kleinasiatischen Adressaten ge-<br />

26<br />

Ver-<br />

schrieben hat (vgl. Neumann: Der erste<br />

Brief des Apostels Petrus, S. 5)<br />

Petrus kennt wohl die meisten <strong>Paulus</strong>briefe,<br />

die während <strong>der</strong> Abfassung des<br />

2. Petr. schon in den Gemeinden im<br />

Umlauf waren.. Es geht <strong>ihm</strong> darum, die<br />

völlige Übereinstimmung zwischen <strong>Paulus</strong><br />

und <strong>ihm</strong> vor allem hinsichtlich <strong>der</strong><br />

unbestreitbar zu erwartenden Wie<strong>der</strong>kunft<br />

Jesu Christi zu betonen. „Spekulationen<br />

über einen speziell an die Adressatengemeinden<br />

gerichteten, aber<br />

verlorengegangenen <strong>Paulus</strong>brief sind<br />

müßig. Die unbestimmte Formulierung<br />

bleibt für den Bezug auf einen <strong>wie</strong> auf<br />

mehrere...Briefe offen.“ (Vögtle, S. 263).<br />

Vers 16: Petrus räumt in seiner Berufung<br />

auf <strong>Paulus</strong> ein, daß in dessen<br />

Briefen manches schwer zu verstehen<br />

ist. Damit gesteht er <strong>Paulus</strong> dessen<br />

theologische Tiefe zu, die Gott diesem<br />

zur Ausformulierung <strong>der</strong> göttlichen Botschaft<br />

geschenkt hat. Der Tübinger<br />

Neutestamentler Peter Stuhlmacher hat<br />

dazu in einer Vorlesung über den Römerbrief<br />

vermutet, daß das mit dazu<br />

geführt hat, daß <strong>Paulus</strong> in <strong>der</strong> alten<br />

Kirche so<strong>wie</strong> im Mittelalter so wenig<br />

beachtet wurde. Das hat sich katastrophal<br />

ausgewirkt und die lutherische<br />

Reformation notwendig gemacht. Auch<br />

heutzutage wird <strong>Paulus</strong> <strong>wie</strong><strong>der</strong> gerne<br />

an den Rand gerückt, da man gerne<br />

ein Christentum ‘light’ pflegen möchte!


drehungen und Umdeutungen durch<br />

die Unwissenden und Schwachen.<br />

<strong>Paulus</strong> hatte ja selbst vielfach mit solchen<br />

Verdrehungen zu tun - etwa hinsichtlich<br />

seines Gesetzesverständnisses<br />

(vgl. z. B. Römer Kap. 3, Vers 31).<br />

Welche Themen eignen sich dabei<br />

beson<strong>der</strong>s für Verdrehungen?<br />

„Die G n a d e n l e h r e des <strong>Paulus</strong><br />

wurde dahin verdreht, daß man sie<br />

als Entschuldigungsgrund und Rechtfertigung,<br />

wenn nicht gar als Grund<br />

zur Sünde hinstellte (Römer Kap. 6).<br />

Die Lehre des <strong>Paulus</strong> von <strong>der</strong> F r e i<br />

h e i t wurde dahin verdreht, daß man<br />

sie für eine Rechtfertigung unchristlicher<br />

Zügellosigkeit ansah (Galater<br />

Kap. 5, Vers 13). Und seine Lehre vom<br />

G l a u b e n wurde dahin mißdeutet,<br />

daß christliche Werke unwichtig seien,<br />

<strong>wie</strong> wir aus dem Jakobusbrief ersehen<br />

(Jakobus Kap. 2, Verse 14 - 26).“<br />

(Barclay, S. 330)<br />

Vers 17: Die Adressaten kennen und<br />

verstehen die paulinische Botschaft.<br />

Sie sollen darauf achten, nicht aus dieser<br />

herauszufallen. Sie sollen nicht auf<br />

die Verführung durch „gesetzlosen Irrtum“<br />

hereinfallen, son<strong>der</strong>n in ihrem „festen<br />

Stand“ verbleiben - gemäß 1. Korinther<br />

Kap. 3, Vers 11. Der Irrtum ist<br />

„gesetzlos“, weil er Gottes gesetzte<br />

Offenbarungsordnung mißachtet.<br />

Vers 18: Abschließend wünscht Petrus<br />

den Adressaten geistliches Wachstum<br />

in <strong>der</strong> gnädigen Zuwendung ihres Herrn<br />

und Retters Jesus Christus. Er wünscht<br />

ihnen zugleich das Wachsen in <strong>der</strong> Erkenntnis<br />

von Person und Werk Jesu<br />

Christi. Denn die richtige geistliche Erkenntnis<br />

ist die Voraussetzung für das<br />

Hineinwachsen in den rettenden Herrschaftsbereich<br />

Jesu Christi (vgl. dazu 1.<br />

Korinther Kap. 3). Diesem Jesus Christus<br />

gebührt die göttliche Herrlichkeit jetzt<br />

und für alle Ewigkeit - gemäß Hebräer<br />

Kap. 13, Vers 8. Mit „hämera aiohnios<br />

= ewiger Tag“ ist <strong>der</strong> ewige Herrlichkeitstag<br />

Jesu Christi angesprochen, <strong>der</strong> unvergänglich,<br />

ewig ist und bleibt.<br />

Aktuelle Bedeutung des 2. Petrusbriefes<br />

1.) Petrus und <strong>Paulus</strong> - übereinstimmende Zeugen <strong>der</strong> einen Botschaft<br />

Der Apostel <strong>Paulus</strong> wird heute gern mo<strong>der</strong>nen Zeitgeist wi<strong>der</strong>spricht. Dabei<br />

in den Hintergrund abgeschoben. Da wird übersehen, daß Gott dem Apostel<br />

heißt es, er sei zu dogmatisch, man <strong>Paulus</strong> die Aufgabe zuge<strong>wie</strong>sen hat, das<br />

könne seine Lehre mo<strong>der</strong>nen Menschen<br />

in den Evangelien Berichtete in die Ge-<br />

nicht mehr zumuten, er habe stalt weiter zu geben<strong>der</strong> Lehre zu fas-<br />

zu sehr in die damaligen Zeitverhältnisse<br />

sen und dabei zusammenzufassen.<br />

hinein geschrieben und deshalb Nicht umsonst stehen <strong>Paulus</strong>briefe imsen<br />

seien viele seiner Aussagen für uns mer <strong>wie</strong><strong>der</strong> am Anfang geistlicher Aufbrüche<br />

erledigt. So geht man gerne gerade<br />

in <strong>der</strong> Christenheit - so in <strong>der</strong><br />

da über <strong>Paulus</strong> hinweg, wo er dem<br />

27<br />

Reformation des 16. Jhs., in <strong>der</strong> Entste-


hung <strong>der</strong> methodistischen Kirche im<br />

18. Jh., in <strong>der</strong> Überwindung des sogenannten<br />

Kulturprotestantismus mit<br />

dessen Verbürgerlichung durch den<br />

Schweizer Theologen Karl Barth im 20.<br />

Jh.<br />

Gerade Petrus, <strong>der</strong> mit <strong>Paulus</strong> seine<br />

Probleme hatte (vgl. Galater Kap. 2,<br />

Verse 11 - 14), und den man später oft<br />

gerne gegen <strong>Paulus</strong> auszuspielen versuchte,<br />

bezeugt in seinem 2. Brief seine<br />

Übereinstimmung mit seinem Apostelbru<strong>der</strong><br />

<strong>Paulus</strong> (Kap. 3, Verse 15f).<br />

Er stellt sogar eindeutig fest: Die die<br />

Lehre des <strong>Paulus</strong> verdrehen, ernten<br />

dafür „Ver<strong>der</strong>ben, Untergang, ewige<br />

Strafe“. Petrus dokumentiert damit die<br />

Übereinstimmung mit dem paulinischen<br />

Evangelium, das nach Galater<br />

Kap. 1, Verse 6 - 9 durch nichts und<br />

niemand ersetzt werden darf. Sie stehen<br />

gemeinsam zu <strong>der</strong> heilsamen Lehre<br />

Jesu Christi (1. Timotheus Kap. 6,<br />

Vers 3), die allein Grundlage <strong>der</strong> Kirche<br />

/ Gemeinde Jesu Christi sein<br />

kann. Einmal mehr beweist sich darin<br />

die innere Einheit <strong>der</strong> Bibel als Gottes<br />

Wort. Gott hat die eine Rettungsbotschaft<br />

in verschiedener Gestalt mit unterschiedlicher<br />

Ausgestaltung gegeben.<br />

Es paßt dabei alles zusammen.<br />

die Kirchen in gegeneinan<strong>der</strong> stehende<br />

Lehrsysteme - dann Schulen genannt<br />

- spaltet. So rechnete man sich<br />

im vergangenen Jh. gerne zur Bultmannschule<br />

o<strong>der</strong> zur Barthschule. Bedeutende<br />

Theologen wurden somit<br />

zu Päpsten ihrer hörigen Anhänger. Die<br />

Gemeinden sind dann die Leidtragenden,<br />

wenn sie nicht mehr erwarten können,<br />

daß unterschiedliche Prediger<br />

das eine Wort Gottes in Gesetz und<br />

Evangelium verkünden. Das kann dann<br />

dazu führen, daß sich in einer Gemeinde<br />

mit mehreren Predigern ebenfalls<br />

Schulen unterschiedlichster theologischer<br />

Ausrichtung bilden. Man geht<br />

dann in die Gottesdienste, die dem eigenen<br />

Verständnis von Christentum am<br />

ehesten entsprechen. So bietet <strong>der</strong><br />

evangelische Raum ein Bild unklarer<br />

Zerrissenheit. Das führt zur totalen Verunsicherung<br />

<strong>der</strong> Gemeindeglie<strong>der</strong> und<br />

gefährdet ihr ewiges Heil!<br />

Hier ist dringendst Umkehr zur Übereinstimmung<br />

von <strong>Paulus</strong> und Petrus<br />

anzufor<strong>der</strong>n. Das grundlegende reformatorische<br />

Bekenntnis, das dem<br />

Reichstag zu Augsburg 1530 vorgelegt<br />

wurde, zeigt dabei die biblisch exakte<br />

Richtung an. In Art. 7 heißt es unter<br />

an<strong>der</strong>em: „Denn das genügt zur wahren<br />

Einheit <strong>der</strong> christlichen Kirche, daß<br />

das Evangelium einmütig im rechten<br />

Verständnis verkündet und die Sakramente<br />

dem Wort Gottes gemäß gereicht<br />

werden. Für die wahre Einheit <strong>der</strong><br />

christlichen Kirche ist es daher nicht<br />

nötig, überall die gleichen, von den<br />

Menschen eingesetzten kirchlichen<br />

Ordnungen einzuhalten...“ Das ist ge-<br />

Heute werden oft biblische Schriften<br />

gegeneinan<strong>der</strong> ausgespielt. Man sortiert<br />

sie dabei nach dem eigenen Gutdünken<br />

und bringt nur noch das zur<br />

Sprache, was man selbst zu akzeptieren<br />

bereit ist. So wird Gottes Wort dem<br />

menschlichen Maßstab unterworfen.<br />

Das ist das Material aus dem Sekten<br />

mit ihren Son<strong>der</strong>lehren geboren werden.<br />

Es ist aber <strong>auch</strong> das Material, das 28 das Petrus in seinem 2. Brief<br />

nau dem Verständnis nachempfunden,<br />

vertritt.


Bei allen Unterschieden in den Adiaphora<br />

(= Mitteldinge, die im Wort Gottes<br />

we<strong>der</strong> geboten noch verboten sind)<br />

ist die Übereinstimmung in Gottes<br />

Wort und dem daraus resultierenden<br />

Bekenntnis unabdingbare Voraussetzung<br />

für alle wahre christliche Verkündigung<br />

und damit für die eine Kirche<br />

Jesu Christi.<br />

2.) Aufgabe <strong>der</strong> Apostel - stetige Lehre<br />

zum Bau und Erhalt <strong>der</strong> Gemeinde Jesu Christi<br />

In beeindrucken<strong>der</strong> Weise beschreibt<br />

Petrus angesichts seines nahenden<br />

Märtyrertodes seine Aufgaben als<br />

Apostel Jesu Christi. Er formuliert damit<br />

sozusagen sein Testament, das<br />

<strong>auch</strong> für spätere Zeiten wegweisend<br />

sein soll (Kap. 1, Verse 12 - 15). Petrus<br />

weiß sich als Sklave Jesu Christi - so<br />

<strong>wie</strong> <strong>auch</strong> <strong>Paulus</strong> - von seinem Herrn<br />

in die Pflicht genommen, die Glaubenden<br />

ohne Unterlaß an das Heilshandeln<br />

Gottes und ihr dadurch erwirktes<br />

ewiges Heil zu erinnern und<br />

sie so in <strong>der</strong> Wahrheit Gottes auf dem<br />

Christusweg zu halten. Angesichts so<br />

vielfacher Versuchungen, sich einem<br />

leichtfertigen Dahinleben hinzugeben<br />

und damit <strong>der</strong> satanischen Lüge zu<br />

verfallen, bedürfen alle Gemeindeglie<strong>der</strong><br />

stetiger Lehre.<br />

ableitet (vgl. dazu den Titusbrief und die<br />

Timotheusbriefe des Apostels <strong>Paulus</strong>),<br />

ist mit dem Auftrag an die Apostel <strong>auch</strong><br />

<strong>der</strong> Auftrag an alle gemeindeleitenden<br />

Hirten und Prediger umrissen. Sie sind<br />

<strong>wie</strong> die Apostel Sklaven Jesu Christi. Ihr<br />

Amt ist nicht Privatsache son<strong>der</strong>n öffentlicher<br />

Dienst, von Gott nach dessen<br />

Maßstäben geordnet. Sie haben in dem<br />

Rahmen zu wirken, den Jesus Christus<br />

für die Apostel gesteckt hat und den<br />

diese den nachfolgenden Amtsinhabern<br />

übergeben haben. Von damals bis heute<br />

und in alle Zeiten gilt: Was jene von<br />

Jesus Christus empfangen haben, was<br />

jene an sie weitergegeben haben, das<br />

haben <strong>auch</strong> sie ihrerseits an die ihnen<br />

Anvertrauten weiterzugeben. Sie haben<br />

davon nichts abzustreichen, noch etwas<br />

hinzuzufügen.<br />

Die Apostel stehen dabei an Christi Wie weit fallen lei<strong>der</strong> heute viele Prediger<br />

Stelle. Der Herr selbst spricht durch<br />

aus diesem Christusrahmen her-<br />

sie zu den Seinen. Die Apostel haben aus. Wie oft predigen sie sich und ihre<br />

somit nicht sich selbst son<strong>der</strong>n den Lieblingsgedanken und achten dabei<br />

Dreieinigen Gott zu verkündigen. Das darauf, bei allen Hörern gut anzukommen<br />

zwingt sie <strong>auch</strong> dazu, unangenehme<br />

und nicht anzuecken. Da heißt es<br />

Wahrheiten auszusprechen, die die dann: Das kann man den Leuten heute<br />

Leute nicht gerne hören. Es geht<br />

nicht mehr zumuten. Als ob es dar-<br />

nicht darum, Gefallen zu finden, son<strong>der</strong>n<br />

um ginge! Gemeinde / Kirche Jesu Chritigung,<br />

dem Herrn treu zu dienen! sti hat alleine dann ihre Existenzberechum<br />

wenn sie getreu ihrem Auftrag<br />

Da sich - bei allen Unterschieden - nachkommt, die göttliche Botschaft<br />

das Predigtamt aus dem Apostelamt 29 ohne Wenn und Aber an den Mann und


an die Frau zu bringen. Dabei geht es<br />

<strong>auch</strong> nicht um einen beliebigen Job,<br />

<strong>der</strong> einem genug Zeit und Raum bietet,<br />

sich privat zu entfalten. Als Sklaven<br />

Jesu Christi sind seine Beauftragten<br />

rund um die Uhr in seinem Dienst.<br />

Es ist höchste Zeit, daß sich Pfarrkonvente,<br />

Synoden, Kirchenleitungen<br />

mit diesem Thema auseinan<strong>der</strong>setzen<br />

und Konsequenzen aus Fehlentwicklungen<br />

ziehen.<br />

3.) Die Bibel<br />

- allein als Gottes ureigenste Schrift richtig zu verstehen<br />

Die Krise <strong>der</strong> westlichen Christenheit<br />

ist weitgehend durch die Krise des<br />

Bibelverständnisses verursacht und<br />

bestimmt. Seit nunmehr etwa 300 Jahren<br />

wird die Heilige Schrift mehr und<br />

mehr <strong>der</strong> Kritik durch Vernunft und Erfahrung<br />

unterworfen. Damit sägen sich<br />

die Evangelischen den Ast ab, auf dem<br />

sie seit <strong>der</strong> Reformation sitzen. Das<br />

kann nur in einer Katastrophe enden.<br />

Wo die biblische Autorität kritisch hinterfragt<br />

wird, kommt alles ins Wanken.<br />

Denn dann gibt es keine eindeutige,<br />

zuverlässige, glaubwürdige Lehr- und<br />

Bekenntnisgrundlage mehr. Dann ist<br />

alles ins Belieben von Theologen und<br />

Kirchenleuten gestellt, das sich am jeweiligen<br />

Zeitgeist orientiert. Dann wissen<br />

die Gemeindeglie<strong>der</strong> nicht mehr,<br />

woran sie mit <strong>der</strong> Bibel sind, woran sich<br />

sich halten können und was ihnen<br />

Gewißheit verleiht. Damit verlieren die<br />

Kirchen Glaubwürdigkeit und Legitimation.<br />

Hier ist dringendst Umkehr, Rückkehr<br />

zu den Quellen und damit Neubesinnung<br />

geboten.<br />

Der 2. Petr. bietet dazu wichtige Aussagen.<br />

Kap. 3, Vers 1 weist auf den<br />

Apostel Petrus als Schreiber dieses<br />

Briefes. Es kann dann doch nicht sein,<br />

daß Ausleger das bestreiten und damit<br />

alle Aussagen dieses 2. Petr. auf30<br />

eine fragwürdige Basis stellen. Was<br />

<strong>auch</strong> immer damals üblich gewesen<br />

sein mag, was wäre von einer Schrift<br />

zu halten, die unter falschem Namen<br />

und damit unter Vorspiegelung falscher<br />

Tatsachen in den Kanon des Neuen<br />

Testaments aufgenommen wurde und<br />

sich so als Gottes Wort ausgibt? In<br />

welch schiefes Licht geriete da Gott!<br />

Wenn die alte Kirche - allerdings unter<br />

Zögern - den 2. Ptr. unter Leitung des<br />

Heiligen Geistes in den Kanon <strong>der</strong> biblischen<br />

Schriften aufgenommen hat,<br />

dann muß das so stehen bleiben. An<strong>der</strong>enfalls<br />

wäre <strong>der</strong> 2. Petr. als Pseudepigraph<br />

(= einem Autor fälschlich zugeschrieben)<br />

aus dem Neuen Testament<br />

zu entfernen!<br />

Kap. 1, Verse 16 - 21 verweisen auf<br />

die glaubwürdige Grundlage <strong>der</strong> christlichen<br />

Botschaft in <strong>der</strong> Augenzeugenschaft<br />

<strong>der</strong> Apostel, die Zeugen eines<br />

wirklichen Geschehens geworden sind.<br />

Sie haben dabei keine Geschichten<br />

erfunden, sind keinen ausgeklügelten<br />

Mythen aufgesessen. Die Apostel stehen<br />

somit für die Wirklichkeit des göttlichen<br />

Rettungshandelns in Jesus Christus.<br />

Die apostolische Glaubwürdigkeit<br />

ist mit dem Hörwun<strong>der</strong> <strong>der</strong> göttlichen<br />

Bestätigung <strong>der</strong> Sohnschaft Jesu Christi<br />

unterlegt. Dazu kommt die Funda-


mentierung <strong>der</strong> Botschaft durch die<br />

Prophetie des Alten Testaments.<br />

Wenn somit die Bibel als Gottes Wort<br />

klare, eindeutige Fakten darstellt,<br />

dann haben sich alle Ausleger daran<br />

zu halten. Wenn sich dieses prophetische<br />

<strong>wie</strong> dieses apostolische Zeugnis<br />

dem Dreieinigen Gott verdankt,<br />

dann hat sich die Auslegung dieser<br />

Botschaft vom Heiligen Geist und<br />

nicht von eigenen Vorstellungen leiten<br />

zu lassen. Das ist heute <strong>wie</strong><strong>der</strong><br />

zu beherzigen! Es entspricht <strong>auch</strong> <strong>der</strong><br />

mo<strong>der</strong>nen Wissenschaftstheorie, daß<br />

die Erforschung eines Sachverhalts<br />

dem zu erforschenden Gegenstand entsprechen<br />

muß. Das bedeutet hinsichtlich<br />

<strong>der</strong> Bibelauslegung: Sie ist nur dann<br />

- <strong>auch</strong> wissenschaftlich - legitim, wenn<br />

sie die Gott entsprechenden Methoden<br />

benutzt. Die von Gott eingegeistete<br />

Schrift (2. Timotheus Kap. 3, Vers 16) kann<br />

nur unter Leitung des Heiligen Geistes<br />

sachgemäß ausgelegt werden.<br />

4.) Irrlehrer fälschen Gottes Botschaft<br />

- ihnen gilt Gottes ewiges Nein und somit Ausgrenzung<br />

Dabei dreht es sich im 2. Petr. wesentlich<br />

liche Situation <strong>unser</strong>er Zeit. Denn: Wo<br />

um die Leugnung <strong>der</strong> Wie-<br />

wird noch über Wie<strong>der</strong>kunft, Gericht,<br />

<strong>der</strong>kunft Jesu Christi (Kap. 3, Vers 4). Auferweckung <strong>der</strong> Toten gepredigt? Wo<br />

Damit jedoch wird die biblische Botschaft<br />

wird die göttliche Rettungsbotschaft<br />

zu einem Fragment. Ihr wird die noch klar in dem endzeitlichen Rahmen<br />

vollendende Spitze abgebrochen. verkündigt? Das ist durch theologische<br />

Denn an die Wie<strong>der</strong>kunft Jesu Christi<br />

Fehlentwicklungen verursacht, <strong>wie</strong> sie<br />

sind Auferweckung und Vollendung etwa durch Rudolf Bultmann ausgelöst<br />

<strong>der</strong> in Christus Entschlafenen gebunden.<br />

worden sind. Geradezu deckungsgleich<br />

Wird die Wie<strong>der</strong>kunft Jesu Chri-<br />

mit den damaligen Irrlehrern hat er 1954<br />

sti bestritten, dann bleiben die Glaubenden<br />

in seiner Aufsatzsammlung „Kerygma<br />

im Tode. Die Rettungsbot-<br />

und Mythos“ (S. 17 - 19) die Irrlehre von<br />

schaft wirkt dann makaber. Denn damals zur kirchlichen Lehre von heute<br />

dann gleicht sie einem am Ufer Stehenden,<br />

erklärt. Er schreibt: „Erledigt sind<br />

<strong>der</strong> einem Ertrinkenden zuruft:<br />

damit die Geschichten von <strong>der</strong> Himmel-<br />

Du bist gerettet und ihn dennoch und Höllenfahrt Christi; erledigt ist die<br />

ertrinken läßt, ohne in aus dem Wasser<br />

Erwartung des mit den Wolken des Him-<br />

zu holen! Die Christi Wie<strong>der</strong>kunft mels kommenden ‘Menschensohnes’...<br />

leugnenden Irrlehrer argumentieren Die mythische Eschatologie (= Endzeiterwartung)<br />

dabei geschickt, indem sie durch Hinweis<br />

ist im Grunde durch die ein-<br />

auf menschliche Erfahrung das fache Tatsache erledigt, daß Christi<br />

Gift <strong>der</strong> Irrlehre fast unbemerkt einflößen.<br />

Parusie (= Wie<strong>der</strong>kunft) nicht, <strong>wie</strong> das<br />

Sie bringen die Glaubenden Neue Testament erwartet, alsbald statt-<br />

dadurch dazu, ihnen zuzustimmen gefunden hat, son<strong>der</strong>n daß die Weltgeschichte<br />

und ziehen sie so auf ihre Seite.<br />

weiterlief und - <strong>wie</strong> je<strong>der</strong><br />

Zurechnungsfähige überzeugt ist - wei-<br />

wird... Das aber ist einmal Damit trifft <strong>der</strong> 2. Petr. voll in die kirch-<br />

31terlaufen das


durch die Naturwissenschaft geformte<br />

Weltbild und sodann das Selbstverständnis<br />

des Menschen, wonach er<br />

sich als geschlossene innere Einheit<br />

versteht, die dem Zugriff supranaturaler<br />

(= übernatürlicher) Mächte nicht<br />

offensteht.“<br />

Der 2. Petr. verdeutlicht ohne Wenn<br />

und Aber: Ob damals o<strong>der</strong> heute und<br />

unabhängig vom jeweiligen Zeitgeist<br />

ist die unverkürzte Rettungsbotschaft<br />

Gottes eins zu eins in Predigt, Unterricht<br />

und Seelsorge umzusetzen. Denn<br />

die größte Sünde besteht darin, den<br />

menschlichen Verstand zum Maßstab<br />

für Gottes Reden und Handeln machen<br />

zu wollen. Das führt unweigerlich<br />

ins Ver<strong>der</strong>ben. Menschen werden<br />

dadurch vom einzigen Rettungsweg<br />

abgebracht und gehen so verloren.<br />

Wenn und wo sich Kirche darauf einläßt,<br />

verliert sie das Recht, sich Kirche<br />

Jesu Christi zu nennen, wird sie geradezu<br />

zur unter dem Nein Gottes stehenden<br />

Gegenkirche. Der 2. Petr. ruft<br />

damit zur Umkehr und ermahnt zum<br />

treuen Bleiben an Gottes Zusagen;<br />

denn Christen leben von dieser Zukunft<br />

her (Kap. 3, Verse 11 - 13)! Gerade in<br />

seiner Betonung <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>kunft Jesu<br />

Christi als Voraussetzung für die vollendende<br />

Rettungsaktion Gottes ist dieser<br />

Brief ein unverzichtbarer Prüfstein<br />

für alle Lehre!<br />

5.) Auch <strong>der</strong> 2. Petr. -<br />

die Hoffnung <strong>der</strong> Glaubenden stärkend und neu belebend<br />

Petrus richtet den Blick <strong>der</strong> Gemeindeglie<strong>der</strong><br />

erneut und gegen alle Einwände<br />

auf die Wie<strong>der</strong>kunft ihres Herren.<br />

Da erfüllt sich ihr ewiges Schicksal in<br />

herrlicher ewiger Gottesgemeinschaft.<br />

Das läßt alle gegenwärtigen Mühen<br />

und Nöte ertragen. Umgekehrt soll ihr<br />

irdisches Leben die Gewißheit dieses<br />

Lebenssinnes und -zieles spiegeln.<br />

Auch dieses Thema gilt für heute<br />

ebenso <strong>wie</strong> für die damalige Zeit. Angesichts<br />

so vieler den Einzelnen überfor<strong>der</strong>n<strong>der</strong><br />

Probleme und <strong>der</strong> dadurch<br />

32<br />

ausgelösten hektischen Unruhe will<br />

Gottes Rettungsbotschaft ein zur Ruhe<br />

bringen<strong>der</strong> Pol sein. Je mehr irdische<br />

Gegebenheiten fragwürdig und Versprechen<br />

unglaubwürdig werden, desto<br />

mehr können sich die Glaubenden<br />

auf Gottes Rettungshandeln verlassen.<br />

Da ist das Fundament, das allein ein<br />

gelingendes Leben tragen kann. Das<br />

gilt es <strong>auch</strong> heute, den Gemeinden erneut<br />

ins Herz zu schreiben und sie damit<br />

zu trösten aber <strong>auch</strong> zu mahnen,<br />

diesen Schatz zu bewahren.<br />

Liebe Leserin, <strong>lieber</strong> Leser,<br />

gerne erhalten Sie weitere Exemplare von dieser und an<strong>der</strong>en<br />

Auslegungen aus <strong>der</strong> Reihe „Die Bibel für heute erklärt“.

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