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Dr. Horst Neumann Der Brief des Jakobus fflfflfflfflffl Die Bibel für ...

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<strong>Dr</strong>. <strong>Horst</strong> <strong>Neumann</strong><br />

<strong>Der</strong> <strong>Brief</strong> <strong>des</strong> <strong>Jakobus</strong><br />

„Ist jemand unter euch krank,<br />

der rufe zu sich die Ältesten der Gemeinde,<br />

daß sie über ihm beten und<br />

ihn salben mit Öl<br />

in dem Namen <strong>des</strong> Herrn.“<br />

(<strong>Jakobus</strong>brief Kapitel 5, Vers 14)<br />

==> Seite 41 - 44: Aktuelle Bedeutung für heute!<br />

<br />

<strong>Die</strong> <strong>Bibel</strong> für Heute Erklärt


<strong>Der</strong> <strong>Brief</strong> <strong>des</strong> <strong>Jakobus</strong><br />

erklärt von Pfarrer <strong>Dr</strong>. theol. <strong>Horst</strong> <strong>Neumann</strong><br />

2011 herausgegeben von der Lutherischen Laien-Liga e. V. (www.LLL-info.de)<br />

unter Mitwirkung der Lutherischen Stunde e. V. (www.lutherischestunde.de)<br />

Layout und <strong>Dr</strong>ucklegung: Dipl.-Bibl. Petra Schmid<br />

Geschäftsstelle der Lutherischen Laien-Liga und der Lutherischen Stunde:<br />

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<strong>Der</strong> <strong>Brief</strong> <strong>des</strong> <strong>Jakobus</strong><br />

Einführung in den <strong>Jakobus</strong>brief<br />

(in der Folge abgekürzt Jak.)<br />

1. <strong>Die</strong> Zuordnung innerhalb der neutestamentlichen <strong>Brief</strong>e<br />

<strong>Der</strong> Jak. gehört mit den beiden Petrusbriefen,<br />

den drei Johannesbriefen<br />

und dem Judasbrief zu den sieben<br />

sogenannten „Katholischen (= allgemeinen)<br />

<strong>Brief</strong>en“. Schon der Kirchenvater<br />

Eusebius (+ 339 n.Chr.) benennt<br />

sie so. Für diese Kennzeichnung<br />

gibt es zwei Erklärungen:<br />

<strong>Die</strong> eine geht davon aus, daß sich<br />

diese sieben <strong>Brief</strong>e im Gegensatz zu<br />

den an einzelne Gemeinden oder<br />

Personen gerichteten <strong>Brief</strong>e <strong>des</strong> Paulus<br />

an die ganze Kirche wenden. Gegen<br />

diese Deutung spricht jedoch,<br />

daß sie zwar Menschen in einem<br />

größeren Umkreis ansprechen als die<br />

Paulusbriefe, aber doch nicht an die<br />

ganze damalige Kirche gerichtet sind.<br />

Daher ist die andere Erklärung zutreffender.<br />

Es gab damals viele <strong>Brief</strong>e, die<br />

regional und vorübergehend sehr angesehen<br />

waren, jedoch nie von der<br />

ganzen Kirche als kanonisch, d. h. verbindlich<br />

zur Heiligen Schrift gehörig,<br />

anerkannt wurden. „<strong>Die</strong> katholischen<br />

oder allgemeinen <strong>Brief</strong>e dagegen wurden<br />

nach und nach in den Kanon <strong>des</strong><br />

Neuen Testaments aufgenommen und<br />

in der ganzen Kirche anerkannt.“<br />

(William Barclay: <strong>Brief</strong> <strong>des</strong> <strong>Jakobus</strong>,<br />

<strong>Brief</strong>e <strong>des</strong> Petrus, in: Auslegung <strong>des</strong><br />

Neuen Testaments, aus dem Englischen<br />

übersetzt von <strong>Dr</strong>. Elfriede Leseberg,<br />

Wuppertal, 2. Aufl. 1982, S. 133)<br />

„<strong>Der</strong> <strong>Brief</strong> <strong>des</strong> <strong>Jakobus</strong> gehört zu den<br />

Schriften, die es schwer hatten, in<br />

den neutestamentlichen Kanon aufgenommen<br />

zu werden. Selbst als er<br />

bereits zur Heiligen Schrift gezählt<br />

wurde, begegnete man ihm mit einer<br />

gewissen Zurückhaltung, und noch im<br />

16. Jh. hätte Luther ihn gern aus dem<br />

Neuen Testament verbannt.“ (Barclay,<br />

S. 9) Martin Luther schreibt in seiner<br />

Vorrede auf den Jak. in: Das Neue<br />

Testament Deutsch von D. Martin<br />

Luther, Ausgabe letzter Hand 1545/<br />

2. <strong>Der</strong> Jak. in der Kanongeschichte<br />

3<br />

46 unveränderter Text in modernisierter<br />

Orthographie, S. 420f: „Aber daß ich<br />

meine Meinung drauf stelle / doch ohne<br />

jedermanns Nachteil / Achte ich sie für<br />

keines Apostels Schrift /... Summa / Er<br />

hat wollen denen wehren / die auf den<br />

Glauben ohn Werk sich verließen / und<br />

ist der Sachen zu schwach gewesen /<br />

Will es mit dem Gesetz Treiben ausrichten<br />

/ das die Apostel mit Reizen zur Liebe<br />

ausrichten. Darumb kann ich ihn<br />

nicht unter die rechten Häubtbücher<br />

setzen / Will aber damit niemand weh-


en, daß er ihn setze und hebe, wie<br />

es ihn gelüstet. Denn viel guter Sprüche<br />

sonst darinne sind.“<br />

<strong>Die</strong> altkirchliche Bezeugung <strong>des</strong> Jak.<br />

als Teil <strong>des</strong> Neuen Testaments ist äußerst<br />

dürftig. <strong>Der</strong> Kirchenvater Origenes<br />

(+ 254 n.Chr.) sieht den Jak.<br />

nicht unter den allgemein anerkannten<br />

Schriften. Auch Eusebius (+ 339<br />

n.Chr.) schränkt <strong>des</strong>sen Zugehörigkeit<br />

zum Neuen Testament ein, wenn er ihn<br />

zu den Antilegomena (= widersprochenen<br />

Schriften) zählt. Im Osten erscheint<br />

der Jak. früher in den Listen<br />

neutestamentlicher Schriften als im<br />

Westen der Kirche. „<strong>Die</strong> Tatsache, daß<br />

die Aufnahme in Rom und Karthago<br />

(= in Nordafrika) bis ins 4. Jh. umstritten<br />

war, wird besser verständlich, wenn<br />

man in Betracht zieht, daß er nicht von<br />

einem Apostel geschrieben wurde,<br />

nicht an Heidenchristen gerichtet war<br />

und scheinbar den <strong>Brief</strong>en <strong>des</strong> Paulus<br />

widerspricht.“ (Merrill F. Unger: <strong>Bibel</strong><br />

aktuell Bd. 6 Hebräer bis Offenbarung,<br />

aus dem Amerikanischen übersetzt<br />

von <strong>Dr</strong>. Samuel Külling, Wetzlar<br />

1971, S. 75f) <strong>Der</strong> scheinbare Widerspruch<br />

zu Paulus besteht in der Frage,<br />

ob der Glaube ohne Werke retten<br />

kann (vgl. Jak. Kap. 2, Vers 14).<br />

„Als man jedoch mehr und mehr erkannte,<br />

daß der Verfasser der Herrenbruder<br />

war, der durch Paulus als Apostel<br />

benannt wurde (Galater Kap. 1,<br />

Vers 19), war der Weg frei für eine allgemeinere<br />

Anerkennung seiner Autorität.“<br />

(R. V. G. Tasker, MA, BD: The<br />

General Epistle of James (= <strong>Jakobus</strong>),<br />

in: Tyndale New Testament Commentaries,<br />

Grand Rapids, Michigan USA,<br />

10. <strong>Dr</strong>uck 1980, S. 19, hier und weiterhin<br />

aus dem Englischen übersetzt von<br />

<strong>Horst</strong> <strong>Neumann</strong>) Im 39. Osterfestbrief<br />

<strong>des</strong> Kirchenvaters Athanasius im Jahr<br />

367 n.Chr. ist der Jak. als Teil <strong>des</strong> Neuen<br />

Testamentes und damit endgültig als<br />

zum Kanon gehörend festgeschrieben.<br />

<strong>Die</strong> Selbstbezeichnung <strong>des</strong> Absenders<br />

(Kap. 1, Vers 1) enthält keinen direkten<br />

Hinweis darauf, wer denn der Verfasser<br />

<strong>Jakobus</strong> ist. <strong>Der</strong> Apostel Paulus<br />

schreibt im Galaterbrief Kap. 1,<br />

Vers 19: „Einen anderen aber der Apostel<br />

sah ich nicht außer <strong>Jakobus</strong>, den<br />

Bruder <strong>des</strong> Herrn.“ Damit liegt es nahe,<br />

in <strong>Jakobus</strong> den Bruder Jesu zu sehen.<br />

Nach Markusevangelium Kap. 6, Vers<br />

3 und Matthäusevangelium Kap. 13,<br />

Vers 55 hatte Jesus einen Bruder namens<br />

<strong>Jakobus</strong>. Nach Galater Kap. 2,<br />

Verse 9 + 12 und Apostelgeschichte<br />

Kap. 12, Vers 17; Kap. 15, Vers 13;<br />

3. <strong>Die</strong> Verfasserfrage<br />

4<br />

Kap. 21, Vers 18 hatte dieser <strong>Jakobus</strong>,<br />

der wohl erst nach der Auferstehung<br />

Jesu hinzugekommen ist, eine führende<br />

Stellung in der Jerusalemer Urgemeinde<br />

inne und spielte auch eine zentrale<br />

Rolle anläßlich <strong>des</strong> Apostelkonzils<br />

zu Jerusalem (Apostelgeschichte Kap.<br />

15, Verse 13 - 21). Daß er nur seinen<br />

Namen nennt, könnte sich auch aus<br />

seinem Wissen um seinen Bekanntheitsgrad<br />

erklären.<br />

Wie der jüdische Geschichtsschreiber<br />

und Freund <strong>des</strong> Kaisers Flavius - daher<br />

mit römischem Beinamen Flavius


Josephus - (37 - Anfang <strong>des</strong> 2. Jhs.<br />

n. Chr.) in seiner Schrift Antiquitates<br />

Judaicae vermerkt, ist <strong>Jakobus</strong> 62 n.<br />

Chr. wegen Vergehen gegen das jüdische<br />

Gesetz gesteinigt worden.<br />

Josephus bezeichnet <strong>Jakobus</strong> ebenfalls<br />

als „Bruder Jesu, <strong>des</strong> sogenannten<br />

Messias“. <strong>Der</strong> bereits erwähnte<br />

Kirchenvater Eusebius gibt einen<br />

Bericht wieder, der seinen Märtyrertod<br />

auf das Jahr 66 n. Chr. ansetzt.<br />

<strong>Jakobus</strong> sei dabei von der Zinne <strong>des</strong><br />

Tempels gestürzt und erschlagen<br />

worden. Da kein anderer <strong>Jakobus</strong> als<br />

der Herrenbruder eine solche Bedeutung<br />

hatte, kommt kaum ein anderer<br />

als Schreiber <strong>des</strong> Jak. infrage, zumal<br />

der andere bekannte <strong>Jakobus</strong>, der<br />

Zebedaide, schon 44 n. Chr. von Hero<strong>des</strong><br />

enthauptet worden war (Apostelgeschichte<br />

Kap. 12, Verse 1f).<br />

<strong>Die</strong> römisch-katholische Auslegung<br />

bestreitet wegen <strong>des</strong> Dogmas von der<br />

fortdauernden Jungfräulichkeit Mariens,<br />

daß <strong>Jakobus</strong> ein Bruder Jesu<br />

sei und identifiziert ihn <strong>des</strong>wegen mit<br />

<strong>Jakobus</strong>, dem Sohn <strong>des</strong> Alphäus, einem<br />

Schwager Mariens. Erstmals hat<br />

Hieronymus 383 n. Chr. aus Brüdern<br />

Cousins gemacht. Im griechischen<br />

Text von Galater Kap. 1, Vers 19 steht<br />

jedoch von Anfang an ausnahmslos:<br />

„<strong>Jakobus</strong>, Bruder <strong>des</strong> Herrn“.<br />

5<br />

War dieser <strong>Jakobus</strong> ein Apostel? <strong>Die</strong><br />

Formulierung „außer“ in Galater Kap.<br />

1, Vers 19 legt das nahe. Da Paulus<br />

die Bezeichnung „Apostel“ in 1. Korinther<br />

Kap. 15, Verse 5 - 7 nicht auf<br />

die 12 beschränkt, liegt es nahe, daß<br />

er <strong>Jakobus</strong> als Bruder Jesu zu dem<br />

von den 12 unterschiedenen weiteren<br />

Kreis aller Apostel rechnet. Das läßt<br />

sich vor allem aus Vers 7 entnehmen<br />

(vgl. <strong>Horst</strong> <strong>Neumann</strong>: <strong>Der</strong> erste <strong>Brief</strong> <strong>des</strong><br />

Apostels Paulus an die Korinther Teil 2<br />

Kap. 10 - 16, Sottrum 2008, S. 39). <strong>Jakobus</strong><br />

nennt sich in seinem <strong>Brief</strong> anders<br />

als Paulus und Petrus allerdings nicht<br />

Apostel. So ist sein Apostolat in der Auslegungsgeschichte<br />

auch bis heute umstritten.<br />

Zumin<strong>des</strong>t gehört er nicht in die<br />

Gruppe der 12 Urapostel und zusätzlich<br />

<strong>des</strong> Paulus.<br />

Immer wieder werden vor allem vier<br />

Gründe gegen die Verfasserschaft <strong>des</strong><br />

Herrenbruders <strong>Jakobus</strong> angeführt:<br />

1. Das gebildete Griechisch lasse auf<br />

einen dies als Muttersprache sprechenden<br />

Verfasser schließen. Wie sollte der<br />

schlichte, aramäisch sprechende <strong>Jakobus</strong><br />

diesen <strong>Brief</strong> geschrieben haben?<br />

2. Kap. 2, Verse 14 - 26 setze sich mit<br />

einem verbreiteten Mißverständnis paulinischer<br />

Theologie auseinander. Damit<br />

müsse der <strong>Brief</strong> später als zu Lebzeiten<br />

<strong>des</strong> Herrenbruders entstanden sein.<br />

3. Das Problem der kultisch-rituellen<br />

Gebote, das für die judenchristliche Urgemeinde<br />

besonders wichtig gewesen<br />

ist, werde nirgendwo angesprochen.<br />

Deshalb müsse der <strong>Brief</strong> in einer viel<br />

späteren Zeit entstanden sein, als sich<br />

diese Problematik längst erledigt hatte.<br />

4. Dass der Jak. erst spät als neutestamentliche<br />

Schrift anerkannt wurde, beweise<br />

die Uneinigkeit der alten Kirche<br />

über eine Verfasserschaft <strong>des</strong> <strong>Brief</strong>es<br />

durch den Herrenbruder.


<strong>Die</strong>se Gegenargumente können jedoch<br />

wie folgt entkräftet werden:<br />

1. Wie Petrus den Silvanus (1. Petrus<br />

Kap. 5, Vers 12, vgl. dazu <strong>Horst</strong> <strong>Neumann</strong>:<br />

<strong>Der</strong> erste <strong>Brief</strong> <strong>des</strong> Apostels<br />

Petrus, Sottrum 2010, S. 7), so hatte<br />

wohl auch <strong>Jakobus</strong> einen griechisch<br />

sprechenden Auslandsjudenchristen,<br />

der ihm beim Formulieren geholfen<br />

hat. Denn: „<strong>Der</strong> <strong>Jakobus</strong>brief ist zwar,<br />

was die Sprache betrifft, in gewandtem<br />

Griechisch geschrieben, inhaltlich<br />

aber ist er hebräisch gedacht und<br />

gleicht alttestamentlich-jüdischen<br />

Weisheitsspruchsammlungen.“ (Fritz<br />

Grünzweig: <strong>Der</strong> <strong>Brief</strong> <strong>des</strong> <strong>Jakobus</strong>, in:<br />

Wuppertaler Studienbibel Bd. 17,<br />

Wuppertal 1983 + 1994, S. 15)<br />

2. <strong>Die</strong> starke Ähnlichkeit <strong>des</strong> Jak. in<br />

Form und Inhalt mit der Bergpredigt<br />

und anderen Worten Jesu lassen sogar<br />

eine große Nähe zur Zeit Jesu<br />

vermuten. „Mehrere Forscher wie<br />

Adolf Schlatter, Gerhard Kittel und<br />

Wilhelm Michaelis vermuten, daß der<br />

<strong>Jakobus</strong>brief eine der frühesten neutestamentlichen<br />

Schriften ist.“ (Grünzweig,<br />

S. 15) <strong>Der</strong> Gegensatz zu Paulus<br />

ist zudem nur ein scheinbarer;<br />

denn der Begriff „Werke“ hat bei Paulus<br />

und <strong>Jakobus</strong> eine unterschiedliche<br />

Bedeutung. Beide ergänzen sich. Das<br />

wird die Auslegung <strong>des</strong> <strong>Brief</strong>es noch zu<br />

zeigen haben.<br />

3. <strong>Die</strong> Nähe zur Bergpredigt zeigt, daß<br />

der Jak. eine andere Stoßrichtung hat.<br />

Es liegt ihm „vor allem an dem unser<br />

ganzes Leben sittlich in Anspruch nehmenden<br />

Gotteswillen“ (Grünzweig, S.<br />

16). Das kultisch-rituelle Gesetz steht<br />

ihm <strong>des</strong>halb nicht im Vordergrund.<br />

4. <strong>Die</strong> Leitung <strong>des</strong> Heiligen Geistes hat<br />

die Kirche aber dennoch dazu gebracht,<br />

den Jak. in den Kanon aufzunehmen.<br />

Sie hat sich damit auch zur Verfasserschaft<br />

<strong>des</strong> Herrenbruders <strong>Jakobus</strong> bekannt.<br />

Mit gutem Grund ist somit daran festzuhalten,<br />

dass der Jak. dem Herrenbruder<br />

<strong>Jakobus</strong> zuzuschreiben ist. <strong>Der</strong><br />

Ort der Abfassung ist jedoch unbekannt.<br />

Auch der Zeitpunkt bleibt unbestimmt.<br />

Während einige Ausleger ihn<br />

sehr früh ansetzen (s.o. Grünzweig S.<br />

15), plädieren andere wie Friedrich<br />

Hauck (in: <strong>Die</strong> Kirchenbriefe, in: Das<br />

Neue Testament Deutsch NTD Bd. 10,<br />

Göttingen 6. durchges. Aufl.1953, S. 4)<br />

für die „spätapostolische oder frühkatholische<br />

Zeit“. Er muß jedenfalls geschrieben<br />

sein vor dem Märtyrertod <strong>des</strong><br />

<strong>Jakobus</strong> in den sechziger Jahren.<br />

4. <strong>Die</strong> Empfänger <strong>des</strong> <strong>Jakobus</strong>briefes<br />

6<br />

<strong>Die</strong> Adressaten lassen sich nicht lokalisieren,<br />

da weder Provinz- noch<br />

Ortsnamen genannt sind. Sie sind<br />

gekennzeichnet als „die zwölf Stämme<br />

in der Diaspora“ (Kap. 1, Vers 1)<br />

„<strong>Jakobus</strong> wendet sich nicht an eine einzelne<br />

Gruppe von Christen, deren<br />

Umstände ihm speziell bekannt sind,<br />

sondern an verschiedene in der gesamten<br />

römischen Welt verstreute<br />

christliche Gemeinden. Zusammen bilden<br />

diese Gruppen das Volk Gottes,


das zusammenhängt mit dem alten<br />

Israel, aber unabhängig von der Nationalität<br />

aus allen besteht, die Jesus<br />

als Gottes Messias anerkennen. <strong>Der</strong><br />

umfassende Ausdruck, der zur Beschreibung<br />

<strong>des</strong> alten Israel in <strong>des</strong>sen<br />

Gesamtheit benutzt wurde, die 12<br />

Stämme, kann nicht unpassend benutzt<br />

werden als eine symbolische Beschreibung<br />

<strong>des</strong> neuen Israel“ aus Juden<br />

und Heiden (Tasker, S. 39). Wie das<br />

alte Israel infolge der Deportationen in<br />

der Zerstreuung lebte, so leben die<br />

durch Mission entstandenen christlichen<br />

Gemeinden zerstreut inmitten einer<br />

heidnischen Mehrheit. An diese alle<br />

richtet <strong>Jakobus</strong> seine Grüße.<br />

Gliederung <strong>des</strong> <strong>Jakobus</strong>briefes<br />

<strong>Brief</strong>eingang: Kap. 1, Vers 1<br />

Absender, Anschrift, Gruß<br />

1.) Kap. 1, Verse 2 - 18<br />

Über die Anfechtung<br />

a) Kap. 1, Verse 2 - 4:<br />

<strong>Der</strong> Christ in der Anfechtung<br />

b) Kap. 1, Verse 5 - 8:<br />

<strong>Die</strong> Bitte um Weisheit<br />

c) Kap. 1, Verse 9 - 12:<br />

<strong>Die</strong> Anfechtung aus den sozialen Unterschieden in der Gemeinde<br />

d) Kap. 1, Verse 13 - 18:<br />

Gott und die Versuchungen<br />

2.) Kap. 1, Verse 19 - 27<br />

Über das rechte Hören<br />

a) Kap. 1, Verse 19 - 21:<br />

Das Hören und Reden <strong>des</strong> Christen<br />

b) Kap. 1, Verse 22 - 27:<br />

Das Hören und Tun <strong>des</strong> Christen<br />

3.) Kap. 2, Verse 1 - 13<br />

Über den Umgang mit arm und reich<br />

a) Kap. 2, Verse 1 - 7:<br />

<strong>Der</strong> Glaubende im Umgang mit arm und reich<br />

b) Kap. 2, Verse 8 - 13:<br />

Alle Lebensbereiche unter der Herrschaft Jesu Christi 7


4.) Kap. 2, Vers 14 - 26<br />

Über Glaube und Werke<br />

a) Kap. 2, Verse 14 - 17:<br />

Glaube ohne Werke ist tot, also kein Glaube<br />

b) Kap. 2, Verse 18 - 26:<br />

Glaube und Werke lassen sich nicht trennen<br />

5.) Kap. 3, Verse 1 - 12<br />

Über den rechten Gebrauch der Redegabe<br />

a) Kap. 3, Vers 1:<br />

Es ist nicht leicht, Lehrer in der Gemeinde zu sein<br />

b) Kap. 3, Verse 2 - 12:<br />

<strong>Die</strong> Macht der Zunge und die Doppelzüngigkeit<br />

6.) Kap. 3, Verse 13 - 18<br />

Über die wahre Weisheit<br />

a) Kap. 3, Vers 13 - 16:<br />

<strong>Die</strong> falsche und die richtige Weisheit<br />

b) Kap. 3, Verse 17 + 18:<br />

<strong>Die</strong> wahre Weisheit stiftet Frieden<br />

7.) Kap. 4, Verse 1 - 12<br />

Über die Gefährdung durch den alten Geist<br />

a) Kap. 4, Verse 1 - 3:<br />

<strong>Die</strong> böse Wurzel in Gestalt der Eigensucht<br />

b) Kap. 4, Verse 4 - 10:<br />

<strong>Die</strong> zerstörerische Orientierung<br />

c) Kap. 4, Verse 11 + 12:<br />

Gegen den Richtgeist in der Gemeinde<br />

8.) Kap. 4, Verse 13 - 17<br />

Über die selbstsicheren Planungen<br />

8<br />

9.) Kap. 5, Verse 1 - 12<br />

Über den nahenden Tag <strong>des</strong> Herrn<br />

a) Kap. 5, Verse 1 - 6:<br />

Gerichtswort im Blick auf den Tag Jesu Christi<br />

b) Kap. 5, Verse 7 - 12:<br />

Trostwort im Blick auf den Tag Jesu Christi


10.) Kap. 5, Verse 13 - 20<br />

Über das Miteinander auf dem Weg zum Ziel<br />

a) Kap. 5, Verse 13 - 18:<br />

<strong>Die</strong> Aufgabe an kranken Mitchristen: Beten, Sünden vergeben, Salben<br />

b) Kap. 5, Verse 19 + 20:<br />

<strong>Die</strong> Verantwortung für irrende Mitchristen<br />

Auslegung <strong>des</strong> <strong>Jakobus</strong>briefes<br />

<strong>Brief</strong>eingang: Kap. 1, Vers 1<br />

Absender, Anschrift, Gruß<br />

Kap. 1, Vers 1: Als Sklave Gottes ist<br />

<strong>Jakobus</strong> zugleich der Sklave <strong>des</strong> Gottessohnes<br />

Jesus Christus. Damit bekennt<br />

er sich zu Jesus als dem Israel<br />

angekündigten Messias Gottes und<br />

<strong>des</strong>sen Identität mit dem himmlischen<br />

Vater. Er richtet dieses Bekenntnis an<br />

die ganze Christenheit aus Juden und<br />

Heiden und wendet sich zugleich gegen<br />

diejenigen aus seinem jüdischen<br />

Volk, die Jesus als Messias und Sohn<br />

Gottes ablehnen. Er verdeutlicht damit:<br />

<strong>Der</strong> Zugang zu dem wahren Gott<br />

führt nur über das Bekenntnis zu <strong>des</strong>sen<br />

Sohn.<br />

Mit der Selbstbezeichnung als „Sklave<br />

<strong>des</strong> Herrn Jesus Christus“ verzichtet<br />

<strong>Jakobus</strong> demütig auf jede Vorzugsstellung<br />

aufgrund seiner Verwandtschaft<br />

mit Jesus. Zugleich drückt diese<br />

Selbstvorstellung Hoheit aus;<br />

denn <strong>Jakobus</strong> tritt nicht als Privatperson<br />

auf, sondern redet und handelt<br />

im Namen und Auftrag seines erhöhten<br />

Eigners und Herren.<br />

„<strong>Die</strong> an Christus Glaubenden gehö-<br />

9<br />

ren zu den zwölf heiligen Stämmen in<br />

besonderem Sinn; denn nur sie sind das<br />

wahre Israel, das wahrhafte und bleibende<br />

Volk Gottes. <strong>Die</strong> Scheidung zwischen<br />

ihnen und denen, die ihren Herrn<br />

verwerfen, wird der Richter, der vor der<br />

Tür steht, bald vollziehen.“ (Adolf Schlatter:<br />

<strong>Die</strong> <strong>Brief</strong>e <strong>des</strong> Petrus, Judas, <strong>Jakobus</strong>,<br />

der <strong>Brief</strong> an die Hebräer, in: Erläuterungen<br />

zum Neuen Testament Bd. 9,<br />

Stuttgart 1987, S.133) Daß die an Jesus<br />

Christus als Gottessohn Glaubenden<br />

in der Diaspora, d. h. zerstreut zwischen<br />

den Jesus Christus Ablehnenden<br />

leben müssen, verweist sie auf ihre ewige<br />

Heimat. In der Welt sind sie durch<br />

ihren Glauben Fremde. Das sollen sie<br />

wissen und sich dabei ihrer herrlichen<br />

Zukunft gewiß sein. Auch heutzutage<br />

erleben sich Christen selbst in Europa<br />

als in der „Zerstreuung“, als Fremde in<br />

ihrer Umgebung.<br />

<strong>Jakobus</strong> wünscht den Adressaten chairein,<br />

d. h. Freude. Das war damals eine<br />

gängige Grußformel (vgl. Apostelgeschichte<br />

Kap. 23, Vers 26) - sicher oft<br />

einfach so dahingeschrieben. Bei Chri-


sten wird jedoch ein solcher alltäglicher<br />

Gruß „zur Segnung, zum Angebot<br />

<strong>des</strong> Friedens (Matthäusevangelium<br />

Kap. 10, Verse 12 + 13). <strong>Der</strong> Bote<br />

Jesu nennt und bringt den Grund zur<br />

Freude, das große Angebot: <strong>Der</strong><br />

Mensch wird von Gott angenommen. Er<br />

empfängt seinen Frieden... Er macht<br />

der großen, gewissen Hoffnung teilhaftig;<br />

der Glaubende darf in Ewigkeit an<br />

dem teilhaben, was Gott ist, hat und tut.“<br />

(Grünzweig, S. 24)<br />

1.) Kap. 1, Verse 2 - 18: Über die Anfechtung<br />

Vers 2: Aus der im Grußwunsch zugesprochenen<br />

Freude erwächst die<br />

Aufforderung zur Freude. Es ist eine<br />

Freude, zu der - menschlich gesprochen<br />

- überhaupt kein Anlaß besteht;<br />

denn die Glaubenden stehen fortlaufend<br />

im Kampf mit den Anfechtungen,<br />

die ihren Glaubensstand bedrohen.<br />

„Aber die rechten Frommen nehmen<br />

solchen Kampf auf, ja halten Schicksalsschläge,<br />

Nöte, Verfolgungen nicht<br />

für Lebensstörung und Glücksberaubung,<br />

sondern für Lebenssteigerung<br />

und darum für Freude.“ Denn „ausschlaggebend<br />

wird hier der innere<br />

Gewinn, welchen der Glaubensmensch<br />

aus den leidvollen Erfahrungen<br />

für das seelische Wachstum davonträgt<br />

(1. Petrus Kap. 1, Vers 6).“<br />

(Hauck, S. 7)<br />

a) Kap. 1, Verse 2 - 4<br />

<strong>Der</strong> Christ in der Anfechtung<br />

ausharrenden Erdulden führen. Das<br />

griechische Wort „hüpomonä“ umschreibt<br />

„Ausdauer, Standhaftigkeit,<br />

drunterbleiben unter schwierigen Verhältnissen,<br />

unter körperlichem und seelischem<br />

Leiden“. Damit umschließt es<br />

das <strong>Dr</strong>unterbleiben unter Gott dort, wo<br />

er uns hinstellt. Das Wort „hüpomonä“<br />

ist aktiver als das Wort Geduld. Daher<br />

ist es am besten mit „Standfestigkeit,<br />

Standhaftigkeit“ zu übersetzen. Dabei<br />

beinhaltet „hüpomonä“ auch die Gabe,<br />

Leid anzunehmen und zu überwinden.<br />

„Wie soll uns aber die Kraft der Beharrlichkeit<br />

auf andere Weise zukommen<br />

als dadurch, daß wir das überwinden<br />

und in uns tilgen, was uns von Gott<br />

abziehen will? Darum sollen wir uns<br />

herzlich an allem freuen, was uns kräftig<br />

macht, bei Gott zu bleiben und Christus<br />

die Treue zu halten, so daß wir ihm<br />

so gehören, daß auch die Versuchung<br />

uns umsonst angreift.“ (Schlatter, S.<br />

137) Dabei stärkt uns das, „was wir bei<br />

Erprobungen von Gott zu erwarten haben,<br />

was die Weise unseres Gottes ist:<br />

Er hilft in der Not und, wenn seine Stun-<br />

Vers 3: Denn der Glaubende weiß,<br />

daß das höchste Gut in dem Geschenk<br />

seines echten, bewährten<br />

Glaubens liegt, der ihn mit dem <strong>Dr</strong>eieinigen<br />

Gott vereint. So sehen sich die<br />

Christen in der Anfechtung auf der<br />

richtigen Seite. So können sie sich<br />

über die Prüfungen freuen, die ihren de gekommen ist, auch aus der Not.“<br />

Glauben festigen und sie zum mutigen 10 (Grünzweig, S. 27)


Vers 4: „Unerschütterliche Geduld<br />

und Standhaftigkeit bewirken schließlich<br />

dreierlei, 1... So macht Standhaftigkeit,<br />

die auf die Bewährung von<br />

Anfechtungen zurückgeht, den Menschen<br />

teleios, das heißt, sie macht<br />

ihn zu der Aufgabe geeignet, um derentwillen<br />

er in die Welt gekommen<br />

ist, zu der Aufgabe, für die Gott ihn<br />

ausersehen hat... 2. Sie bewirken,<br />

daß der Mensch ohne Tadel ist, holokläros,<br />

vollständig, ganz und gar vollkommen...<br />

Schwächen und Unvollkommenheiten<br />

fallen durch diese unerschütterliche<br />

Standhaftigkeit nach<br />

und nach ab und befähigen den Menschen,<br />

alte Sünden zu überwinden,<br />

alte Fehler abzuschütteln und neue<br />

Tugenden zu erlangen, damit er tauglich<br />

ist zum <strong>Die</strong>nst Gottes und zum<br />

<strong>Die</strong>nst an seinen Mitmenschen. 3. Sie<br />

bewirken, daß kein Mangel an ihm ist...<br />

Das griechische Wort leipesthai wurde...<br />

für das Nichterreichen eines Standards,<br />

der erreicht werden sollte, benutzt. Wer<br />

den Anfechtungen in der rechten Weise<br />

begegnet, wer Tag für Tag unerschütterliche<br />

Standhaftigkeit zeigt, der<br />

wird täglich mehr lernen, zu überwinden<br />

und dem Maßstab Jesu täglich ein Stück<br />

näher kommen.“ (Barclay, S. 46f) So<br />

erwächst aus der Freude <strong>des</strong> Glaubens<br />

und der Kraft zum Aufsichnehmen die<br />

Tat, die aus stärkstem Glauben geboren<br />

ist.<br />

b) Kap. 1, Verse 5 - 8<br />

<strong>Die</strong> Bitte um Weisheit<br />

Vers 5: „Weisheit“ meint hier nicht<br />

eine - wie die Griechen sie verstanden<br />

- verstan<strong>des</strong>mäßige Fähigkeit,<br />

sondern das von Gott erneuerte Denken,<br />

das alles von Gott her beurteilt,<br />

das nach-denkt, was Gott vor-gedacht<br />

hat und das sich an Gottes<br />

Maßstäbe hält (Römer Kap. 12, Verse<br />

1f). <strong>Die</strong>se Weisheit ist Gottes<br />

durch den Heiligen Geist gewirkte<br />

Gabe, die sich kein Mensch aus eigener<br />

Kraft beschaffen kann. Daher<br />

kann sie nur von Gott erbeten werden.<br />

Er gibt dem Bittenden „haplohs<br />

= schlicht, einfach“ und „ mä oneidizontos<br />

= nicht scheltend, ohne Vorwürfe“<br />

(Matthäusevangelium Kap. 7,<br />

Vers 8). Gott hat beim Geben - im Gegensatz<br />

zu uns - keinerlei Hintergedanken<br />

und beschimpft uns nicht dafür.<br />

Denn im Bitten gestehen wir ihm demütig<br />

unseren Mangel und bekennen<br />

wir uns zu seiner Allmacht.<br />

Vers 6: Gottes gütigem Geberwillen<br />

darf und soll der uneingeschränkte<br />

Glaube entsprechen, der sich durch<br />

niemand und nichts im Vertrauen auf<br />

Gott erschüttern läßt. Dadurch wird der<br />

Glaubende gefestigt und kommt dabei<br />

zur wahren Gottesruhe. Dazu im Gegensatz<br />

steht der Zweifler, der unbeständig,<br />

hin- und hergeworfen, zum<br />

Spielball <strong>des</strong> Bösen wird, der sich hinter<br />

dem jeweiligen Zeitgeist versteckt.<br />

Vers 7: So wie der Glaubende beim Beten<br />

empfängt, so geht der Zweifler dabei<br />

leer aus; da er Gott die Ehre verweigert.<br />

Denn während Gott geben 11<br />

will,


estreitet der Zweifler Gottes allmächtige<br />

Liebe und hält sich lieber an weltliche<br />

Mittel. „Gott ehrt nicht Den durch<br />

seine Gabe, der ihn entehrt durch<br />

seine Haltung.“ (Hauck, S. 8)<br />

Vers 8: Durch seine Haltung wird der<br />

Zweifler zu einem innerlich zerrissenen<br />

Menschen, der zwischen Selbst- bzw.<br />

Weltvertrauen und dann doch wieder<br />

dem Anerkennen von Gottes überlegener<br />

Macht schwankt. So steht der Zweifel<br />

im Gegensatz zur uneingeschränkten<br />

Hingabe an Gott, die Gott schon<br />

Israel gegenüber gefordert hat (5.<br />

Mose Kap. 6, Vers 6). <strong>Jakobus</strong> macht<br />

mit diesem Abschnitt Mut zur Bitte um<br />

die rechte Weisheit und damit grundsätzlich<br />

Mut zum Beten.<br />

c) Kap. 1, Verse 9 - 12<br />

<strong>Die</strong> Anfechtung aus den sozialen Unterschieden in der Gemeinde<br />

Verse 9 + 10: Neben das gegensätzliche<br />

die Herrlichkeit <strong>des</strong> Reichen nicht daulern<br />

Bild von Glaubenden und Zweiferhafter<br />

ist als die Blumenpracht auf<br />

stellt <strong>Jakobus</strong> jetzt das Bild vom dem Felde... So kann ihm nur mit bitterem<br />

armen Frommen und vom reichen offensichtlich<br />

Spott zugemutet werden, sich der<br />

Ungläubigen. <strong>Die</strong>se Wertung<br />

Erniedrigung zu ‘rühmen’. <strong>Die</strong>se wird<br />

legt der Vergleich <strong>des</strong> Reichen beim Anbruch <strong>des</strong> Reiches Gottes, das<br />

mit der vergehenden „Blume <strong>des</strong> Grases“<br />

die irdischen Verhältnisse in ihr Gegen-<br />

(Vers 10) nahe. „So wird sein teil verkehren wird (Lukasevangelium<br />

Wort zu einem Freudenwort für die Kap. 1, Verse 52f), sicherlich sein Teil<br />

armen Christen wie zu einem <strong>Dr</strong>ohwort sein.“ (Hauck, S. 9)<br />

für die draußenstehenden Reichen<br />

(Kap. 5, Verse 1ff; 1. Timotheus Kap. Vers 11: <strong>Die</strong>se Feststellung wird mit<br />

6, Vers 9). Auch hier ist sein Wort Aufruf<br />

dem Bild aus der Schöpfung unterlegt.<br />

zur vollkommenen Umkehrung <strong>des</strong> Genau so wird alle Herrlichkeit der Rei-<br />

oberflächlichen, weltlichen Urteils. chen vergehen. <strong>Jakobus</strong> greift hier das<br />

Denn an sich hat der Geringe nichts, gegen Gier und Sorge gerichtete Wort<br />

worauf er stolz sein könnte. Irdisch Jesu auf: „Ihr könnt nicht Gott dienen<br />

gesehen ist er arm, gedrückt, rechtlos,<br />

und dem Mammon (= den materiellen<br />

freudlos. Aber solcher Nachteil Gütern).“ (Matthäusevangelium Kap.<br />

wandelt sich ins Gegenteil bei Denen, 6, Vers 24) <strong>Jakobus</strong> mahnt und tröstet<br />

die zur Heilsgemeinde gehören (Philipper<br />

zugleich mit diesen Worten. Niemand<br />

Kap. 4, Verse 12f). Ihre Niedrig-<br />

soll sich an das Irdische klammern. Es<br />

keit ist Hoheit und geht einst vollends hat keinen Bestand (1. Korinther Kap.<br />

über in herrliche Erhöhung. Umgekehrt<br />

7, Vers 31).<br />

ist der Reiche gewöhnt, sich sei-<br />

nes Reichtums zu rühmen, der ihm irdische<br />

Vers 12: Wer im irdischen Streit glaugenheit<br />

Unabhängigkeit und Überlebenstreu<br />

bleibt, erhält den herrlichen<br />

verleiht (Jeremia Kap. 9, Vers Lohn, den Siegeskranz <strong>des</strong> Lebens<br />

23). Aber der Glaubende sieht, daß 12 (Offenbarung Kap. 2, Vers 10). In der


Glaubensstärke beweist der Siegende<br />

seine ungebrochene Liebe zu<br />

Gott. „Es ist ein Axiom der <strong>Bibel</strong>, daß<br />

Gott überreichlichen Segen für die<br />

hat, die ihn lieben, seine Gebote halten<br />

und ihm treu dienen, was immer das<br />

auch kosten mag.“ (Tasker, S. 45)<br />

Vers 13: Nunmehr geht es um die negative<br />

Seite der Versuchung, um den<br />

darein verwobenen Anreiz zur Sünde.<br />

<strong>Die</strong> Glaubenden sollen den Anreiz zur<br />

Sünde nie auf Gott zurückführen. <strong>Die</strong><br />

Reinheit Gottes verbietet es, daß Gott<br />

und die Versuchung zusammengebracht<br />

werden. „Was <strong>Jakobus</strong> hier<br />

verneint ist nicht, daß Gott Menschen<br />

versucht, sondern daß er sie mit böser<br />

Absicht versucht und sie so zur<br />

Sünde verführt. Gott in seiner wahren<br />

Natur, betont er, kann nicht mit<br />

Bösem versucht werden; er ist völlig<br />

unfähig zu irgendeinem Kontakt mit<br />

dem Bösen. Er kann daher nicht die<br />

Ursache sein für das böse Tun der<br />

Menschen. Und so versucht er auch<br />

nicht Menschen.“ (Tasker, S. 46)<br />

Vers 14: <strong>Der</strong> Mensch selbst ist verantwortlich.<br />

<strong>Die</strong> zum Wesen <strong>des</strong> gefallenen,<br />

sündigen Menschen gehörende<br />

Begierde, das ungezügelte<br />

Triebleben verführt mit List und Macht<br />

den Menschen zu bösem Tun. <strong>Die</strong><br />

verborgene Begierde bedarf eines<br />

Köders, der sie zur Tatsünde auswachsen<br />

läßt.<br />

d) Kap. 1, Verse 13 - 18<br />

Gott und die Versuchungen<br />

Welt Gottes schließen einander aus.<br />

<strong>Die</strong>se Wahrheit ist allen Täuschungen<br />

zum Trotz festzuhalten.<br />

Vers 17: Was von Gott kommt ist gut<br />

und vollkommen, denn er ist der Vater<br />

<strong>des</strong> Lichts, der Reinheit, <strong>des</strong> Lebens.<br />

<strong>Der</strong> Sohn Gottes ist daher das Licht der<br />

Welt (Johannesevangelium Kap. 8, Vers<br />

12). Gott ist als reine unwandelbare<br />

Güte der Geber aller guten Gaben. In<br />

ihm gibt es keine Wankelmütigkeit, keine<br />

unberechenbaren Veränderungen.<br />

Vers 18: Wer aus Gott durch <strong>des</strong>sen<br />

neu schaffen<strong>des</strong> Wort der Wahrheit<br />

(Psalm 33, Vers 9) wahrhaftig neu geboren<br />

ist, gehört zu den Ersten der<br />

künftigen neuen Welt. <strong>Die</strong>se Neugeburt<br />

ist keine menschliche unter Zwang<br />

und Schmerz, sondern eine aus dem<br />

ewigen Willen Gottes, aus seiner unbegreiflichen<br />

Hinwendung, eine wunderbare<br />

Wirklichkeit. So sind die Christen<br />

der Beginn einer neuen Menschheit.<br />

„Das höchste Ziel Gottes aber besteht<br />

darin, unser Leben durch die Wahrheit<br />

<strong>des</strong> Evangeliums zu erneuern, so daß<br />

wir erkennen: Wir gehören rechtens<br />

ihm.“ (Barclay, S. 57) „Das alte Israel<br />

war ‘die Erstfrucht seines Wachstums,<br />

seiner Ernte’ (Jeremia Kap. 2 Vers 3);<br />

ganz konsequent konnte solche Redeweise<br />

in Bezug auf die Glieder der<br />

Vers 15: <strong>Die</strong> Begierde führt in die<br />

Sünde, die Sünde in den Straftod, d.h.<br />

die Verweisung aus dem Lebenszusammenhang<br />

mit Gott.<br />

christlichen Kirche genutzt werden.“<br />

Vers 16: <strong>Die</strong> Welt der Sünde und die 13 (Tasker, S. 49)


2.) Kap. 1, Verse 19 - 27: Über das rechte Hören<br />

a) Kap. 1, Verse 19 - 21<br />

Das Hören und Reden <strong>des</strong> Christen<br />

Vers 19: Weil die Glaubenden Gottes<br />

neue Geschöpfe sind, haben sie auf<br />

ihn und sein offenbartes Wort ohne<br />

Wenn und Aber sowie ohne Zögern zu<br />

hören.<br />

Daraus ergibt sich die richtige Reihenfolge.<br />

Zuerst ist auf Gottes Stimme zu<br />

hören. <strong>Die</strong> Glaubenden sollen ‘ganz<br />

Ohr sein’. Das bezieht sich auch auf<br />

das Anhören anderer. <strong>Die</strong>se sollen zu<br />

Wort kommen.<br />

Aus den genannten Gründen verbieten<br />

sich rhetorische ‘Schnellschüsse’<br />

sowie das ‘ins Wort fallen’. Erst nach<br />

dem Hören auf Gott und auf andere<br />

sollen die Glaubenden ihre Stimme erheben.<br />

Das gilt auch von Gesprächen<br />

über den Glauben. Gott ist immer der<br />

Vortritt zu lassen. So lernen Christen,<br />

sich zurückzunehmen.<br />

Dadurch wird auch menschlicher Zorn<br />

abgebremst. Denn das gehorsame<br />

Hören auf Gott setzt voraus, daß der<br />

Sinn nicht durch Gedanken <strong>des</strong> Grolls,<br />

der Wut oder der Rache abgelenkt<br />

und so in eine falsche Richtung gelenkt<br />

wird.<br />

Vers 20: „Das Urteil <strong>des</strong> Zornigen und<br />

das Urteil Gottes über das, was Gerechtigkeit<br />

ist, liegen weit auseinander.<br />

<strong>Der</strong> Mann geht in seinem Zorn seinen<br />

eigenen Weg, nicht Gottes Weg; er tut14<br />

seinen eigenen Willen, nicht Gottes<br />

Willen; wenn er aus seinem Zorn erwacht,<br />

muß er sich gestehen, daß er<br />

Unrecht tat... Nur wer ihr (= der Gerechtigkeit)<br />

dient und so handelt, daß das,<br />

was vor Gott recht ist, aus seinem Tun<br />

entsteht, erspart sich zuletzt Scham<br />

und Reue. Dazu führt uns aber nicht<br />

der Zorn, sondern das stille Hören <strong>des</strong><br />

Wortes.“ (Schlatter, S. 154f)<br />

Vers 21: Wie man ein völlig verschmutztes<br />

Gewand auszieht und vielleicht sogar<br />

entsorgt, sollen die Glaubenden „allen<br />

Schmutz“ und „die Fülle <strong>des</strong> Bösen“<br />

ablegen; denn das paßt nicht zu dem<br />

von Gott geschaffenen neuen, d. h.<br />

reinen Menschen. Das griechische<br />

„ryparia = Schmutz“ ist „eine Ableitung<br />

von rypos, was Wachs in den Ohren<br />

heißt... Wenn sich Wachs in den Ohren<br />

ansammelt, kann der Mensch taub<br />

werden; so können auch die Sünden<br />

<strong>des</strong> Menschen ihn taub gegenüber Gott<br />

machen.“ (Barclay, S. 60)<br />

Statt <strong>des</strong> Bösen sollen sie sich das ihnen<br />

von Gott „eingepflanzte Wort“ in<br />

aller „Sanftmut“, und das meint ohne<br />

Eigensinn und Zorn, „zu Herzen nehmen“.<br />

Denn dieses Wort ist retten<strong>des</strong><br />

Tatwort. Es ist Evangelium, das im Zuspruch<br />

der Vergebung von der Sünde<br />

trennt und die Fülle <strong>des</strong> ewigen<br />

Christuslebens zuspricht.


) Kap. 1, Verse 22 - 27<br />

Das Hören und Tun <strong>des</strong> Christen<br />

Vers 22: Das Hören <strong>des</strong> göttlichen Tatwortes<br />

drängt in die Umsetzung in das<br />

tägliche Leben hinein. Gottes Tatwort<br />

will getan sein. Gott schafft in und somit<br />

auch durch Menschen neue Fakten.<br />

So greift <strong>Jakobus</strong> die Worte Jesu<br />

aus Matthäusevangelium Kap. 7, Verse<br />

24 - 27 auf. Wer Hören und Tun<br />

<strong>des</strong> Gotteswortes auseinanderreißt,<br />

betrügt sich selbst. Denn er meint, Gott<br />

mit dem Hören allein Genüge zu tun,<br />

wo doch Gott die ganzheitliche Umsetzung<br />

verlangt. Was vor Gott zusammengehört,<br />

darf kein Mensch trennen!<br />

eine lebendige Macht. Es ist offensichtlich<br />

Gesetz der Freiheit genannt, weil<br />

es Menschen befähigt, ihre wahre<br />

Freiheit im <strong>Die</strong>nst <strong>des</strong> göttlichen Willens<br />

zu finden und es ohne Zwang anzunehmen.<br />

<strong>Der</strong> Christ liebt Gottes<br />

Gebote und ist begierig, ihnen zu gehorchen.“<br />

(Tasker, S. 53) Das Wort darf<br />

nicht Theorie bleiben, sondern muß zur<br />

Tat werden, die dem Nächsten dient<br />

und Gottes heiligen Willen auch der<br />

gottlosen Welt erkennbar werden läßt.<br />

Das ist Gott wohlgefällig (vgl. Römer<br />

Kap. 12, Vers 2).<br />

Verse 23 + 24: In den Spiegel schauen,<br />

ohne Konsequenzen aus dem<br />

Geschauten zu ziehen, ist sinnlos.<br />

Denn wer wird Schmutzflecken im Gesicht,<br />

die jemand im Spiegel erkennt,<br />

nicht sogleich abwischen? So soll der<br />

Glaubende die im Spiegel <strong>des</strong> Wortes<br />

Gottes erkannten Schmutzflecken seiner<br />

Seele durch die Vergebung abwischen<br />

lassen und hinfort darauf achten,<br />

sich nicht wieder zu beschmutzen.<br />

Vers 25: „Was der wahre Glaubende<br />

sieht, wenn er forschend schaut, ist<br />

das vollkommene Gesetz der Freiheit.<br />

Es ist ein vollkommenes Gesetz, weil<br />

es das Gesetz <strong>des</strong> neuen Bun<strong>des</strong> ist,<br />

von dem Jeremia prophezeit, daß es<br />

durch Gott in das Innere der Menschen<br />

und auf ihre Herzen geschrieben werde<br />

(vgl. Jeremia Kap. 31, Vers 33). Es<br />

ist daher nicht etwas von außen den<br />

Glaubenden in Form von äußeren<br />

Regeln und Vorschriften Auferlegtes.<br />

Es ist kein toter Buchstabe, sondern15<br />

Vers 26: Wahre Gottesverehrung spiegelt<br />

sich nicht nur in einem entsprechenden<br />

Tun, sondern zeigt sich auch<br />

im „Zügeln der Zunge“. „Nun sagt uns<br />

<strong>Jakobus</strong>; unser Reden sei eine viel zu<br />

wenig beachtete Einbruchstelle <strong>des</strong> falschen<br />

Geistes. Unser Tun nehmen wir<br />

ernst, unsere Worte weit weniger. Was<br />

wird doch geredet oder...angedeutet in<br />

Gesprächen, auch nach dem, was wir<br />

‘Gottesdienst’ heißen, und wieviel Neid,<br />

Eifersucht und Mißgunst steht dahinter.“<br />

(Grünzweig, S. 63)<br />

Eitel, nichtig wird die Gottesverehrung,<br />

verkommt sie zur leeren Äußerlichkeit,<br />

wenn sie mit sündigem Verhalten einherkommt.<br />

Wer sich dennoch für fromm<br />

hält, betrügt sich selbst. Man überprüfe<br />

daher besonders auch, was man so<br />

vor und nach dem Gottesdienst alles<br />

redet! Denn das Wort der Wahrheit<br />

„auch dadurch zu einem wichtigen Teil<br />

unserer Frömmigkeit wird, daß wir es<br />

sagen. Jeder, der Gott dienen will, übt


<strong>des</strong>halb das Reden eifrig. Er begleitet<br />

alles, was er erlebt, mit frommen<br />

Worten und braucht sie in seinem ganzen<br />

Verkehr mit den anderen.“ (Schlatter,<br />

S. 159f)<br />

Vers 27: <strong>Der</strong> kultischen Gottesverehrung<br />

muß die gelebte Nächstenliebe<br />

entsprechen, die sich gerade auch im<br />

helfenden Besuch der Witwen und<br />

Waisen dokumentiert (vgl. Apostelgeschichte<br />

Kap. 6, Vers 1). Das war in<br />

einer Zeit ohne staatliches soziales<br />

Netz besonders dringlich, ist aber auch<br />

heute angesichts leerer öffentlicher<br />

Kassen wieder dringend geboten. Zu<br />

diesem Gottesdienst an hilfsbedürftigen<br />

Menschen tritt das <strong>Die</strong>nen Gottes<br />

durch das Reinhalten der eigenen Person<br />

angesichts der unreinen Einflüsse<br />

der gottlosen Welt, denen sich die Glaubenden<br />

zu entziehen haben. Wer sich<br />

jedoch diesen Einflüssen hingibt, entfremdet<br />

sich damit automatisch von<br />

Gott.<br />

3.) Kap. 2, Verse 1 - 13: Über den Umgang mit arm und reich<br />

a) Kap. 2, Verse 1 - 7<br />

<strong>Der</strong> Glaubende im Umgang mit arm und reich<br />

Kap. 2, Vers 1: Ungerechte Urteile wie<br />

Vorurteile gegenüber Armen und Reichen<br />

passen mit dem Glauben an Jesus<br />

Christus nicht zusammen. Er ist in<br />

der Ohnmacht <strong>des</strong> Kreuzes der Herr<br />

der Herrlichkeit. Damit hängt Herrlichkeit<br />

nicht mehr ab von äußerem Reichtum,<br />

sondern von den Maßstäben <strong>des</strong><br />

Christus. <strong>Die</strong>se heben die menschlichen<br />

Urteile auf, die <strong>des</strong>halb das Zusammenleben<br />

in den Gemeinden nicht<br />

mehr bestimmen dürfen.<br />

im besten Fall einen Fußschemel verweisen<br />

würden, wäre das eine unüberbietbare<br />

Demütigung <strong>des</strong> Armen durch<br />

die nicht zu verantwortende Ungleichbehandlung<br />

der Beiden. Das paßt<br />

nicht in eine christliche Gemeinde, in<br />

der es kein Ansehen der Person und<br />

damit keine Ungleichbehandlung geben<br />

darf (Galater Kap. 3, Vers 28; 1.<br />

Korinther Kap. 12, Vers 13). Mit einem<br />

solchen Verhalten ziehen Erwägungen<br />

in fromme Kreise ein, die den Maßstäben<br />

<strong>des</strong> Reiches Gottes diametral entgegengesetzt<br />

sind. Da werden dann<br />

Geld und äußerer Glanz zum Maßstab.<br />

Vers 2 - 4: <strong>Jakobus</strong> unterlegt das mit<br />

einem Beispiel aus der Gemeindepraxis.<br />

Zwei Vertreter unterschiedlichster<br />

sozialer Schichten treten zu der Vers 5: Gerade den Armen gehört die<br />

wohl zum Gottesdienst versammelten ganze Zuneigung Gottes. Er beruft sie<br />

Gemeinde hinzu. Wenn die Versammelten<br />

dann dem prächtig Gekleidethäusevangelium<br />

Kap. 5, Vers 3; 1. Ko-<br />

zur Teilnahme an seinem Reich (Matten<br />

einen schönen, bequemen Platz rinther Kap. 1, Verse 26f). Gott schaut<br />

zuweisen und den armselig daher dabei nicht auf die äußeren Lebensumstände.<br />

Es geht allein um den Kommenden auf einen Stehplatz oder 16<br />

von


Gott selbst gewirkten inneren Reichtum<br />

<strong>des</strong> Glaubens, der zur Liebe zu<br />

Gott befähigt. An dieser göttlichen<br />

Regel haben sich die Glaubenden in<br />

ihrem Umgang mit anderen zu orientieren<br />

(Matthäusevangelium Kap. 5,<br />

Vers 48).<br />

Vers 6: Gott ehrt den Armen, indem<br />

er statt <strong>des</strong> Äußeren <strong>des</strong>sen Herz ansieht.<br />

<strong>Die</strong> Adressaten hingegen halten<br />

sich lieber an die Reichen, obwohl<br />

sie von diesen offensichtlich nichts<br />

Gutes zu erwarten haben. Denn diese<br />

durch Reichtum Mächtigen „nehmen<br />

rücksichtslos das Gericht in Anspruch,<br />

um auf scheinbar gerechtem<br />

Weg den Armen noch tiefer in die Not<br />

hinabzustoßen (Jesaja Kap. 1, Vers<br />

23; Jeremia Kap. 14, Vers 9).“ (Hauck,<br />

S. 16) Ihr Geld ermöglicht ihnen, Prozesse<br />

zu führen.<br />

Das kann sich auch auf Anklage wegen<br />

<strong>des</strong> christlichen Glaubens beziehen.<br />

Ebenso kann es um die Verschuldung<br />

armer Gemeindeglieder<br />

gehen, die durch Wucher um ihre<br />

materielle Existenz gebracht werden.<br />

Vers 7: Mit dieser Formulierung ist die<br />

Taufe angesprochen. <strong>Der</strong> „gute Name“<br />

ist der Name <strong>des</strong> Herren Jesus Christus,<br />

in <strong>des</strong>sen Namen hinein Täuflinge getauft<br />

werden.<br />

<strong>Die</strong> Getauften gehören jetzt nicht mehr<br />

der Welt, sondern Jesus Christus, in<br />

<strong>des</strong>sen Tod und Auferstehung sie hineingetauft<br />

sind ( Römer Kap. 6, Verse<br />

3 - 5 mit „in“ im vierten Fall = „in hinein“).<br />

So sind die Getauften in Jesus<br />

Christus eingepfropft. Da sie den Namen<br />

Jesu Christi tragen, trifft je<strong>des</strong><br />

Verunehren der Christen den Herren<br />

Jesus Christus selbst. So wird das zur<br />

Lästerung <strong>des</strong> Gottessohnes.<br />

Grünzweig weist noch daraufhin, daß im<br />

Altertum „auf den Namen“ gleichbedeutend<br />

war mit „auf das Konto“. „Auf den<br />

Namen Jesu getauft sein, heißt also:<br />

von den Teufels Konto abgebucht und<br />

auf Jesu Konto übertragen werden.“ (S.<br />

74)<br />

Christen sollen für alle in gleicher Weise<br />

offen sein. Denn Gott verschenkt seinen<br />

Adel - im Unterschied zur Welt - allen<br />

gleicherweise.<br />

b) Kap. 2, Verse 8 - 13<br />

Alle Lebensbereiche unter der Herrschaft Jesu Christi<br />

Vers 8: Mit „das königliche Gesetz“<br />

unterstreicht <strong>Jakobus</strong> den Ernst der<br />

göttlichen Forderung (3. Mose Kap.<br />

19, Vers 18), die von allen Gläubigen<br />

unbedingt zu beachten ist. Im Zusammenhang<br />

mit dem vorigen Abschnitt<br />

beinhaltet das auch, niemanden wegen<br />

<strong>des</strong>sen sozialen Status vorzuziehen<br />

oder zu benachteiligen. Denn wer17<br />

den Reichen vorzieht, liebt den Reichtum<br />

und nicht den Nächsten. Das aber<br />

ist eine Mißachtung <strong>des</strong> „königlichen<br />

Gesetzes“.<br />

„<strong>Jakobus</strong> nennt das Gebot, unseren<br />

Nächsten zu lieben wie uns selbst, das<br />

königliche Gesetz, was Verschiedenes<br />

bedeuten kann. Entweder das Gesetz


von größter Vortrefflichkeit, der überragendste<br />

Teil <strong>des</strong> Gesetzes, oder das<br />

Gesetz, das vom König der Könige<br />

stammt, oder auch, daß dieses Gebot<br />

König aller Gesetze ist, in <strong>des</strong>sen<br />

Licht auch alle anderen Gesetze zu<br />

handhaben sind... <strong>Der</strong> Ausdruck kann<br />

aber auch bedeuten: das Gesetz, das<br />

die Menschen zu Königen macht und<br />

Königen gemäß ist. Christen sind<br />

Könige und Priester vor Gott (Offenbarung<br />

Kap. 1, Vers 6). <strong>Die</strong>ses höchste<br />

Gesetz erfüllen heißt zum König<br />

seiner selbst und unter den Menschen<br />

zu werden.“ (Barclay, S. 71)<br />

Vers 9: Vom Ansehen der Person bestimmte<br />

Liebestat ist keine Erfüllung<br />

<strong>des</strong> Gebotes der Nächstenliebe, sondern<br />

wird gerade von diesem Gebot<br />

als Sünde angeklagt. So kommt es wesentlich<br />

auf die Motivation <strong>des</strong> Handelns<br />

an.<br />

Nicht alles, was wie Gebotstreue aussieht,<br />

ist es auch. Was Erfüllung <strong>des</strong><br />

Gotteswillens zu sein scheint, kann in<br />

Wirklichkeit Sünde in Gestalt von<br />

Rücksicht auf Menschen sein.<br />

Vers 10: Wie Paulus Galater Kap. 5,<br />

Vers 3 betont auch <strong>Jakobus</strong>: Das aus<br />

dem einen göttlichen Willen hervorgegangene<br />

Gesetz ist als ein Ganzes<br />

anzusehen.<br />

Vers 11: <strong>Jakobus</strong> verdeutlicht das an<br />

den Verboten <strong>des</strong> Ehebruchs und <strong>des</strong><br />

Mords. Wer eines dieser Gebote übertritt,<br />

hat das ganze Gesetz übertreten.<br />

Im Bilde gesprochen: Wer den Zaun an<br />

einer Stelle übersteigt, hat den ganzen<br />

Zaun überstiegen.<br />

Vers 12: <strong>Der</strong> im künftigen Gericht zu<br />

verantwortende Gehorsam gegen Gottes<br />

Gebot der Nächstenliebe hat sich<br />

in Wort und Tat zu äußern. <strong>Der</strong> Blick<br />

auf Gottes Gericht sollte die Glaubenden<br />

gegenüber anderen barmherzig<br />

machen.<br />

<strong>Die</strong> Gnade, die sie für sich erwarten,<br />

sollten sie auch anderen gewähren.<br />

„<strong>Die</strong>ses Gesetz ist das Gesetz der Freiheit,<br />

wie schon in Kap. 1, Vers 25 festgestellt.<br />

Es ist von denen angenommen,<br />

die sich dem Joch <strong>des</strong> Christus<br />

unterworfen haben; denn sie wissen,<br />

daß Gott sie in seiner Gnade durch<br />

Christus befreit hat von ihren Sündenstrafen.<br />

Sie wissen ebenso, daß<br />

durch ihre Union mit Christus eine neue<br />

befreiende Macht in ihnen arbeitet, die<br />

ihnen Gehorsam ermöglicht.“ (Tasker,<br />

S. 62)<br />

Vers 13: Wer sich unbarmherzig der<br />

bedingungslosen Liebe zum Nächsten<br />

entzieht, dem wird Gott im Gericht seine<br />

Barmherzigkeit entziehen.<br />

Nur ein Gebot halten oder auch nur<br />

ein Gebot auslassen, betrifft immer<br />

das Ganze <strong>des</strong> Gesetzes. Wer das<br />

Gebot der Nächstenliebe nur einseitig<br />

hält und so daran schuldig wird, ist<br />

<strong>des</strong> ganzen Gesetzes schuldig.<br />

18<br />

Wer aus Gottes Erbarmen heraus Erbarmen<br />

lebt, darf sich <strong>des</strong> göttlichen<br />

Erbarmens im Gericht gewiß sein.<br />

<strong>Jakobus</strong> gibt damit exakt die Worte Jesu<br />

im Matthäusevangelium Kap. 25, Verse<br />

31 - 46 wieder.


4.) Kap. 2, Verse 14 - 26: Über Glaube und Werke<br />

a) Kap. 2, Verse 14 - 17<br />

Glaube ohne Werke ist tot, also kein Glaube<br />

Vers 14: <strong>Der</strong> von Gott im Heiligen<br />

Geist gewirkte Glaube drängt in die<br />

Tat. Das Augsburger Bekenntnis<br />

nennt das „von Gott Gebotene“ „gute<br />

Früchte“ und „gute Werke“, betont<br />

aber zugleich: „doch nicht auf solche<br />

Werke zu vertrauen, dadurch Gnade<br />

vor Gott zu verdienen. Denn wir empfangen<br />

Vergebung der Sünde und<br />

Gerechtigkeit durch den Glauben an<br />

Christus“ (Art. 6). <strong>Der</strong> Jak. warnt somit<br />

vor Trägheit im Glauben, die es<br />

an Umsetzung in den Alltag hinein fehlen<br />

läßt. Er kämpft gegen eine faule<br />

Orthodoxie (= Rechtgläubigkeit) ohne<br />

lebendige Orthopraxie (= richtige<br />

Lebensführung), die sich anderen<br />

zuwendet. Denn Glaube und Liebe<br />

lassen sich nicht trennen. Auch hier<br />

knüpft <strong>Jakobus</strong> an Worte Jesu an, der<br />

Matthäusevangelium Kap. 7, Vers 21<br />

sagt: „Es werden nicht alle, die zu mir<br />

sagen: Herr, Herr!, in das Himmelreich<br />

kommen, sondern die den Willen<br />

tun meines Vaters im Himmel.“<br />

<strong>des</strong>sen grundlegender Erörterung der<br />

Annahme <strong>des</strong> Sünders durch Gott um<br />

Christi willen allein aus Gnade im Glauben<br />

an diesen Jesus Christus zuordnet,<br />

sondern dem zweiten ethischen Teil <strong>des</strong><br />

<strong>Brief</strong>es ab Kap. 12., in dem Paulus die<br />

praktischen Konsequenzen aus dem lebendigen<br />

Christusglauben so zieht, wie<br />

er es auch in seinen anderen <strong>Brief</strong>en<br />

tut.<br />

Paulus setzt immer wieder bei dem Fundament<br />

<strong>des</strong> Christseins an, <strong>Jakobus</strong><br />

hingegen spricht in die Situation <strong>des</strong> weiteren<br />

Lebens der Christgewordenen<br />

hinein. „Während Paulus mit der wichtigen<br />

Tatsache der Vergebung Gottes beginnt,<br />

die niemand verdient, beginnt<br />

<strong>Jakobus</strong> mit dem bekennenden Christen,<br />

wobei er betont, niemand sei<br />

Christ, der dies nicht auch durch seine<br />

Werke beweise... Sie widersprechen<br />

einander nicht, sondern ergänzen einander;<br />

und beide Botschaften sind in<br />

gleicher Weise wesentlich für den<br />

christlichen Glauben in seiner ganzen<br />

Fülle.“ (Barclay, S. 77)<br />

Oft wurde und wird behauptet, <strong>Jakobus</strong><br />

widerspreche mit Vers 14 dem Bekenntnis<br />

<strong>des</strong> Paulus, „daß der Verse 15 + 16: Mit dem praktischen Beispiel<br />

Mensch gerecht werde ohne <strong>des</strong> Gesetzes<br />

aus dem täglichen Leben zeigt<br />

Werke, allein durch den Glauben“<br />

<strong>Jakobus</strong>, daß fromme Redensarten an-<br />

(Römer Kap. 3, Vers 28); „denn gesichts der Not von Geschwistern im<br />

durch <strong>des</strong> Gesetzes Werke wird kein Glauben nicht ausreichen. Wirkliche Not<br />

Fleisch gerecht“ (Galater Kap. 2, Vers erfordert wirkliche Tat.<br />

16). <strong>Der</strong> scheinbare Widerspruch löst<br />

sich auf, wenn man den Jak. nicht Vers 17: <strong>Die</strong> Spitze dieses Wortes richtet<br />

sich lediglich gegen eine dem ersten Teil <strong>des</strong> Römerbriefs mit19<br />

Heuchelei,


die sich mit dem Glauben rechtfertigt<br />

und damit die Sünde der Lieblosigkeit<br />

übertünchen will. „Es liegt auch Paulus<br />

daran, uns jede Rechtfertigung zu<br />

entwinden, mit der wir unsere Sünde<br />

beschirmen möchten. Weil wir auch<br />

unseren Glauben gern zur Entschuldigung<br />

für uns brauchen, nimmt uns<br />

<strong>Jakobus</strong> auch diesen Ruhm.“ Denn:<br />

„Etwas Ganzes entsteht auf diesem<br />

Weg nicht. Anders ist gestaltet, was aus<br />

dem Geist Gottes geboren ist. Da entspringt<br />

von innen her die lebendige<br />

Bewegung, die alle Fähigkeiten unseres<br />

inwendigen Menschen erfaßt und<br />

tätig macht... Leben aber fabriziert nicht<br />

der Mensch; Leben gibt Gott.“ (Schlatter,<br />

S. 174f)<br />

b) Kap. 2, Verse 18 - 26<br />

Glaube und Werke lassen sich nicht trennen<br />

Vers 18: <strong>Jakobus</strong> begegnet jetzt einem<br />

möglichen Einwand. Da werden<br />

Glaube und Werke aufgesplittet. <strong>Die</strong><br />

einen haben eben den Glauben, die<br />

anderen die Werke. Dahinter steckt<br />

dann die Vorstellung, es gäbe eben<br />

zwei unterschiedene Zugänge zu Gott.<br />

Dabei ist aber „nicht die Verteilung von<br />

Glauben und Werke auf du und ich<br />

die Hauptsache, sondern die Teilung<br />

von Glauben und Werken überhaupt...<br />

Was <strong>Jakobus</strong> bekämpft ist die Trennung<br />

von Glauben und Werken.“ (Martin<br />

Dibelius: <strong>Der</strong> <strong>Brief</strong> <strong>des</strong> <strong>Jakobus</strong>, in:<br />

Kritisch-exegetischer Kommentar über<br />

das Neue Testament, 15. Abt. 9. Aufl.<br />

Göttingen 1957, S. 145)<br />

Für <strong>Jakobus</strong> gibt es nur das Sowohl-<br />

Als-auch. „Glaube und Werke gehören<br />

beide in ein wohlausgewogenes<br />

Leben. Nur durch Werke kann Glaube<br />

sich beweisen und bestätigen, und Vers 20: Jetzt wird deutlich: Es geht hier<br />

nur durch Glauben kommt es zu Werken.<br />

Werke sollen der Ausfluß <strong>des</strong> ren, eitlen, nichtigen Menschen“. <strong>Die</strong>-<br />

um den „anthrohpos kenos = den lee-<br />

Glaubens sein; handeln kann nur, wer ser ist der unerlöste, gottferne Mensch,<br />

an eine große Sache glaubt, mit der der zwar oft sagen kann: ‘Natürlich glaube<br />

ich an Gott’, sich aber dabei sein<br />

Gott ihn konfrontiert.“ (Barclay, S. 80)<br />

Es geht hier nicht um eine Selbst-20<br />

eigenes Bild von Gott macht und so<br />

rechtfertigung durch gute Werke, sondern<br />

um das Offenbarwerden <strong>des</strong> im<br />

Grunde <strong>des</strong> Herzens verborgenen<br />

Glaubens im praktischen Lebensvollzug.<br />

Den Glauben ohne Früchte zeigen<br />

zu wollen, ist unmöglich.<br />

Vers 19: Glaube ist mehr als nur ein<br />

Für-wahr-Halten von Glaubenssätzen.<br />

„Man kann sehr ‘rechtgläubig’ sein und<br />

doch nicht recht glauben... <strong>Jakobus</strong><br />

sagt: ‘Das ‘glauben’ auch die Dämonen’<br />

- sie haben die Wahrheit erkannt...,<br />

aber sie verweigern ihr den Gehorsam...<br />

‘Und erschaudern’: Das gilt auch<br />

für den Menschen. Solange er nur von<br />

Gott weiß, aber sich gegen ihn behauptet,<br />

ist ihm die Botschaft von Gott nicht<br />

Freude, sondern Schrecken... <strong>Die</strong> Hölle...<br />

ist ‘glauben und schaudern’.“<br />

(Grünzweig, S. 90f)


den wahren <strong>Dr</strong>eieinigen Gott nicht<br />

anerkennt, ihm nicht gehorsam ist. So<br />

verharrt er in seiner verblendeten<br />

Torheit. „<strong>Die</strong> gegen Gott gerichtete<br />

Grundhaltung <strong>des</strong> fleischlichen (=<br />

egozentrischen) Menschen (Römer<br />

Kap. 7, Vers 14; Kap. 8, Vers 7) tritt<br />

in seinem praktischen Verhalten immer<br />

wieder in Erscheinung.“ (Grünzweig,<br />

S. 91)<br />

In den Versen 21 - 25 unterlegt <strong>Jakobus</strong><br />

seine Ausführungen mit zwei<br />

alttestamentlichen Beispielen.<br />

daß Glaube und Werke sich nicht trennen<br />

lassen. Erst gelebter Glaube ist<br />

ganzer Glaube. Hier ist nicht gesagt,<br />

daß der Mensch durch seine Werke in<br />

Verbindung mit seinem Glauben gerechtfertigt<br />

werde.<br />

Im Gegenteil: <strong>Der</strong> rechtfertigende Glaube<br />

gewinnt seine wahre Größe durch<br />

den Vollzug von Gehorsamsakten, wie<br />

an Abraham zu erkennen ist. Glaube ist<br />

lebendig und produziert lebendige<br />

Handlungen, die wahrhaft erstaunlich<br />

sind.<br />

Vers 21: <strong>Die</strong> Bereitschaft Abrahams,<br />

seinen vertrauenden Glauben durch<br />

die Opferung seines geliebten Sohnes<br />

Isaak zu beweisen, ist höchster<br />

Ausdruck einer Übereinstimmung von<br />

Glaube und Werk. „<strong>Jakobus</strong> verbindet...<br />

1. Mose Kap. 15, Vers 6, das<br />

Glaubenswort, mit 1. Mose Kap. 22,<br />

der Glaubenstat, und kommt so zu<br />

dem Urteil, daß Abraham nicht bloß<br />

auf Grund eines im Herzen gehegten<br />

Glaubens, sondern infolge einer zur<br />

Tat gewordenen Höchstleistung seines<br />

Glaubens den beglückenden<br />

Rechtfertigungsspruch von Gott empfing.“<br />

(Hauck, S. 19)<br />

Das meint: „aus den Werken ist der<br />

Glaube vollkommen gemacht“. Wäre<br />

Abraham nicht gehorsam zur Opferung<br />

Isaaks auf den Berg gestiegen, hätte<br />

er nicht die große Stärkung und Förderung<br />

seines Glaubens erfahren. „Hier<br />

wird uns schlicht gesagt: Lebe den Gehorsam<br />

<strong>des</strong> Glaubens, tue Schritte <strong>des</strong><br />

Glaubens, diene im Glauben, leide im<br />

Glauben, und dein Glaube erstarkt und<br />

wird vollendet!“ (Grünzweig, S. 93)<br />

Vers 23: Abraham wurde durch seinen<br />

Gott vertrauenden Glauben dazu bewegt,<br />

Gottes Weisungen gehorsam zu<br />

folgen. In diesem Gehorsam erwies sich<br />

sein Glaube als echt. Gottes Gnade<br />

machte das möglich. So ist das Wort<br />

aus 1. Mose Kap.15, Vers 6 erfüllt. So<br />

wurde der mit dem kraftvollen Glauben<br />

beschenkte und diesen gehorsam lebende<br />

Abraham „Gottes Freund“.<br />

Abrahams Glaube war von Anfang an,<br />

wie sein gehorsamer Auszug in ein<br />

frem<strong>des</strong> Land zeigt, zugleich Tat. „Und<br />

auch heute muß sich der Glaube,<br />

wenn er recht Glaube sein soll, immer<br />

wieder auf den Weg machen ins<br />

unbekannte Land, in schwierige Aufgaben<br />

und zu Opfern.“ (Grünzweig, gegen die Rechtfertigungslehre <strong>des</strong><br />

Vers 24: Ist das nicht ein Widerspruch<br />

S. 92)<br />

Paulus? Wird damit nicht die römischkatholische<br />

Lehre von den zum Heil<br />

Vers 22: So zeigt sich an Abraham, 21 nötigen Werken gestützt?


Man muß jedoch bedenken, daß Paulus<br />

im Römerbrief zweimal vom „Gehorsam<br />

<strong>des</strong> Glaubens“ spricht (Kap.<br />

1, Vers 5; Kap. 16, Vers 26). Offensichtlich<br />

wendet sich <strong>Jakobus</strong> gegen<br />

einen mißverstandenen Paulus, dem<br />

wohl unterschoben wurde, der Glaube<br />

sei für ihn ein bequemes Ruhekissen.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Brief</strong>e <strong>des</strong> Apostels Paulus<br />

verdeutlichen, daß Paulus sich immer<br />

wieder gegen Fehlauslegungen seiner<br />

Botschaft wehren mußte.<br />

Dabei handelte es sich besonders um<br />

sein Gesetzesverständnis. So lehnt<br />

Paulus im Zuge seines Evangeliums<br />

die Heilsnotwendigkeit der Gesetzeserfüllung<br />

mit der Aussage ab: „Christus<br />

ist das telos = das Ende, die Vollendung<br />

<strong>des</strong> Gesetzes“ (Römer Kap.<br />

10, Vers 4), betont jedoch andererseits:<br />

„Wir richten das Gesetz auf“ (Römer<br />

Kap. 3, Vers 31).<br />

Denn erst die Glaubenden können in<br />

der Kraft <strong>des</strong> Heiligen Geistes den Anordnungen<br />

Gottes gemäß leben. So<br />

hat es jetzt die Funktion einer Anweisung<br />

an die Christen; denn Gott annulliert<br />

nicht seine Gebote. So bleibt<br />

vom Evangelium klar zu unterscheiden<br />

der dreifache Brauch <strong>des</strong> Gesetzes als<br />

Riegel, Spiegel, Regel. (Vgl. dazu:<br />

<strong>Horst</strong> <strong>Neumann</strong>: <strong>Der</strong> <strong>Brief</strong> <strong>des</strong> Apostels<br />

Paulus an die Römer, Teil 1 Sottrum<br />

2006, Teil 2 Sottrum 2007)<br />

und wirklich erfüllen. Aber außerhalb<br />

<strong>des</strong> Glaubens macht das keiner.“ (WA<br />

Bd. 56, S. 263, aus dem Latein übersetzt<br />

von H. <strong>Neumann</strong>) <strong>Der</strong> Glaubende<br />

tut das dankbar - mit Gottes Hilfe.<br />

So können wir feststellen: Paulus und<br />

<strong>Jakobus</strong> betrachten die eine Sache von<br />

zwei unterschiedlichen Seiten her. Paulus<br />

betont das „allein“ <strong>des</strong> von Gott<br />

gnädig geschenkten Glaubens, <strong>Jakobus</strong><br />

stellt das Umsetzen dieses Glaubens<br />

im täglichen Leben in den Vordergrund.<br />

Paulus leugnet nicht das nötige Tun,<br />

<strong>Jakobus</strong> nicht die Voraussetzung <strong>des</strong><br />

rettenden Glaubens. So ist der Jak.<br />

gerade dann notwendig, wenn Christen<br />

sich allein an ihrer richtigen Überzeugung<br />

festhalten, den Lebensalltag jedoch<br />

von ganz anderen Maßstäben her<br />

gestalten.<br />

„<strong>Die</strong> unvermeidbare Schlußfolgerung<br />

ist, daß während der Glaube rechtfertigt,<br />

<strong>Jakobus</strong> niemals die fundamentale<br />

Wahrheit leugnet, daß Glaube nie<br />

statisch ist. Glaube ist eine prakische<br />

Antwort auf die göttliche Initiative...<br />

Daher ist Gehorsam, der sich im Tun<br />

ausdrückt, der unvermeidbare und unmittelbare<br />

Ausfluß <strong>des</strong> Glaubens... Mit<br />

anderen Worten, das Leben der Heiligung<br />

beginnt mit dem Moment der<br />

Rechtfertigung durch den Glauben...<br />

das Leben der Heiligung ist nicht ein<br />

Leben <strong>des</strong> Glaubens allein; es ist ein<br />

Leben, das Glaubensgehorsam genannt<br />

werden kann.“ (Tasker, S. 70)<br />

Demgemäß schreibt Luther in seiner<br />

Römerbriefvorlesung 1515/16 zu Kap.<br />

3, Vers 31: „wir sagen, daß das Gesetz<br />

durch den Glauben erfüllt und Vers 25: Das zweite Beispiel für <strong>Jakobus</strong><br />

ist die Dirne Rahab (Josua Kap.<br />

bestätigt wird... Das Gesetz wird<br />

aufgerichtet...in uns, wenn wir es gern22<br />

2). Sie hat die Kundschafter Israels


aufgenomen und vor deren Verfolgern<br />

gerettet. Zum Lohn dafür wurde<br />

ihr Haus bei der Einnahme der Stadt<br />

verschont (Josua Kap. 6, Vers 25).<br />

„<strong>Die</strong> <strong>Bibel</strong> sagt: Sie ‘glaubte’ (Hebräer<br />

Kap. 11, Vers 31). So sagte sie zu<br />

den Männern Israels: Ich weiß, daß<br />

der Herr euch das Land gegeben hat.<br />

<strong>Der</strong> Herr, euer Gott, ist Gott oben im<br />

Himmel und unten auf Erden.“ (Josua<br />

Kap. 2, Verse 9 + 11) Später ist sie<br />

sogar die Stammutter <strong>des</strong> Davidischen<br />

Königshauses und damit auch<br />

Jesu geworden (Matthäusevangelium<br />

Kap. 1, Verse 5f). Ihre Bewahrung bei<br />

der Einnahme der Stadt und ihre Stellung<br />

in der Heilsgeschichte hätte sie<br />

nicht erlangt, wenn sie aus dieser Erkenntnis,<br />

ihrem Glauben, nicht auch<br />

praktische Folgerungen gezogen und<br />

sich den Kundschaftern Israels gegenüber<br />

entsprechend verhalten hätte.“<br />

(Grünzweig, S. 94)<br />

Vers 26 faßt die vorigen Verse zusammen:<br />

<strong>Der</strong> Glaube soll nicht abgewertet<br />

werden, sondern sich als lebendig gelebter<br />

Glaube erweisen. <strong>Jakobus</strong> könnte<br />

das kaum klarer ausdrücken als mit dem<br />

in Vers 26 benutzten Vergleich.<br />

5.) Kap. 3, Verse 1 - 12: Über den rechten Gebrauch der Rednergabe<br />

a) Kap. 3, Vers 1<br />

Es ist nicht leicht, Lehrer in der Gemeinde zu sein<br />

Kap. 3, Vers 1: Offensichtlich gab es<br />

zahlreiche Interessenten für das<br />

Lehramt in den Gemeinden. <strong>Jakobus</strong><br />

warnt davor mit dem Hinweis auf die<br />

besondere Verantwortung, die alle<br />

Inhaber dieses Amtes auf sich nehmen<br />

müssen. Menschliche Aspekte<br />

wie besondere Anerkennung dürfen<br />

nicht ausschlaggebend sein. Entscheidend<br />

ist allein das Urteil Gottes<br />

über den Lehrer.<br />

Jeder verantwortungsbewußte Gemeindelehrer<br />

<strong>Die</strong> besondere Verantwortung vor<br />

muß sich davor hüten, seine<br />

Gott bestand vor allem darin, daß die eigenen Lieblingsgedanken und Vorurteile<br />

Lehrer den Gemeindegliedern den<br />

weiterzugeben. Es hat ihm stets um<br />

Stempel ihres Glaubens und Wissens die reine von Gott offenbarte Wahrheit<br />

aufdrücken konnten. Da gab es jedoch<br />

zu gehen. Er muß zudem darauf achrer<br />

vielerlei Mißbrauch, wenn Lehten,<br />

daß sein Leben nicht im Wider-<br />

zu Falschlehrern wurden und die spruch zu seiner Lehre steht. <strong>Jakobus</strong><br />

Gemeinden vom Evangelium weg-<br />

23 warnt Leute, die sich nach dem ange-<br />

führten, indem sie den Gemeinden Beschneidung<br />

und Gesetzesreligiosität<br />

aufzwangen (Apostelgeschichte Kap.<br />

15, Vers 24) oder mit ihrem Lebenswandel<br />

ihre Lehre Lügen straften (Römer<br />

Kap. 2, Verse 17 - 29). Jeder Lehrer<br />

läuft Gefahr, hochmütig zu werden und<br />

sein Wissen zur Berrschung der ihm<br />

Anvertrauten zu mißbrauchen. Das gilt<br />

heute ebenso wie damals!


sehenen Lehramt drängen, mit dem<br />

Hinweis auf die Verantwortlichkeit eines<br />

jeden Lehrers im Reich Gottes,<br />

da es dabei immer um das ewige Heil<br />

von Menschen geht. Das ist gerade<br />

heute jedem Prediger und Seelsorger,<br />

aber auch jedem christlichen Religionslehrer<br />

ins Stammbuch zu schreiben.<br />

b) Kap. 3, Verse 2 - 12<br />

<strong>Die</strong> Macht der Zunge und die Doppelzüngigkeit<br />

Vers 2: Alle Glaubenden sind zugleich<br />

immer wieder Sünder (vgl. Römer Kap.<br />

7). <strong>Die</strong>s äußert sich in Taten, vor allem<br />

aber im Reden. So sah Luther die<br />

Christen vor allem im Übertreten <strong>des</strong><br />

8. Gebots besonders gefährdet. <strong>Die</strong><br />

Zunge ist schnell bei der Hand, wenn<br />

es um Vorurteile, Sticheleien, Verbreiten<br />

von übler Nachrede und anderes<br />

mehr geht.<br />

Wer seine Zunge so beherrscht, daß<br />

kein sündhaftes Wort aus seinem Munde<br />

kommt, der ist wahrhaft vollkommen<br />

und kann, wenn er das schafft,<br />

auch seinen gesamten Leib völlig beherrschen.<br />

Denn die Zunge ist das am<br />

schwersten zu beherrschende Glied<br />

<strong>des</strong> menschlichen Körpers.<br />

Da Christen mit der Zunge jedoch immer<br />

Vers 6 will die schlimme Wirkung der<br />

wieder fehlen, erkennen sie dar-<br />

menschlichen Rede ebenfalls brand-<br />

an ihre Sündhaftigkeit. Das führt zu marken. In der Zunge konzentriert sich<br />

der Erkenntnis: Jeder an Christus geradezu das Böse, das damit auf <strong>des</strong>sen<br />

Glaubende muß unter Leitung <strong>des</strong> Heiligen<br />

Ursprung in der Hölle, dem Reich<br />

Geistes lernen, ‘alles Denken in <strong>des</strong> Bösen, verweist. So beschmutzt sie<br />

den Gehorsam gegen Christus gefangen<br />

den Körper, <strong>des</strong>sen Teil sie ist, und da-<br />

zu nehmen’ (2. Korinther Kap. 10, mit die ganze Person. Denn niemand<br />

Vers 5b) und so seine Zunge zu zügeln.<br />

kann sagen, sein Reden habe mit ihm<br />

nichts zu tun, so als ob es sich gerade-<br />

zu verselbständigen könnte.<br />

Verse 3 + 4: <strong>Der</strong> Vergleich mit Pferd<br />

und Schiff soll zeigen, daß man mit Genau das aber geschieht heute in der<br />

kleinen Instrumenten wie dem Zaum-<br />

24 Inflation von Wörtern, zu denen die Leu-<br />

zeug im Maul <strong>des</strong> Pfer<strong>des</strong> und dem kleinen<br />

Steuerrad eines Schiffes dem Pferd<br />

sowie dem großen Schiff den Willen<br />

aufzwingen kann.<br />

Vers 5: So ist auch die Zunge ein kleines<br />

Glied, das Gewaltiges bewirken<br />

kann. Das Bild <strong>des</strong> in Brand gesetzten<br />

Wal<strong>des</strong> zeigt die gefährliche Macht der<br />

kleinen Zunge. <strong>Die</strong> Geschichte <strong>des</strong> vergangenen<br />

Jahrhunderts liefert dazu viele<br />

Beispiele. Es fängt immer mit aufhetzenden,<br />

mitreißenden Reden an. Geschossen<br />

wird erst anschließend. <strong>Der</strong><br />

zweite Weltkrieg hat gezeigt, welch<br />

furchtbarer Weltenbrand daraus entstanden<br />

ist. So beweist die Erfahrung<br />

die biblische Aussage, die umgekehrt<br />

das Geschehen erklärt.


te dann nicht mehr stehen. Dahinter<br />

steckt die verheerende Vorstellung,<br />

Worte seien nicht so schlimm wie Taten,<br />

mit denen das Böse erst beginne.<br />

Jesus belehrt uns da in der Bergpredigt<br />

eines Besseren: “Wer zu seinem<br />

Bruder sagt:... Du Narr!, der ist<br />

<strong>des</strong> höllischen Feuers schuldig.“ (Matthäusevangelium<br />

Kap. 5, Vers 22)<br />

Böse Reden - als konzentrierter Ausdruck<br />

der gottlosen und daher bösen<br />

Welt - vergiften alles und setzen das<br />

ganze Leben und <strong>des</strong>sen Umfeld in<br />

Brand.<br />

Das meint die griechische Formulierung:<br />

„das Rad der Entstehung, <strong>des</strong><br />

Seins in Brand setzen“. <strong>Die</strong>ses schwer<br />

zu deutende Bild ordnen einige Ausleger<br />

dem indischen Kreislaufdenken<br />

zu, ohne letztlich erklären zu können,<br />

wie <strong>Jakobus</strong> zu diesem Bild gekommen<br />

ist.<br />

„Das Feuer, das menschliche Leidenschaften<br />

entflammt und menschliches<br />

Leben durch die ganze Existenz hindurch<br />

infiziert, ist vom Bösen entzündet<br />

und kommt von unten. Es ist in<br />

der Tat das Feuer der Gehenna (= fenen Menschenwelt nicht vorkommen.<br />

Ort <strong>des</strong> Vollzugs <strong>des</strong> göttlichen End-<br />

25Denn solches Verhalten verstößt gegen<br />

gerichts, Hölle), in dem der unbußfertige<br />

Sünder letztendlich bestraft wird (vgl.<br />

Matthäusevangelium Kap. 5, Vers 22;<br />

Kap. 18, Vers 9).“ (Tasker, S. 77)<br />

Verse 7 + 8: Wie sehr man die Zunge<br />

nicht zu bändigen vermag, wird so richtig<br />

im Vergleich mit den Zähmungserfolgen<br />

im Tierreich deutlich. <strong>Der</strong> dazu<br />

nötige starke menschliche Wille erweist<br />

sich jedoch als ohnmächtig gegenüber<br />

der Zunge.<br />

Vers 9: Dazu kommt die Zweideutigkeit<br />

der Zunge, <strong>des</strong> menschlichen Redens.<br />

Da kann gleichsam in einem Atemzug<br />

Gott gelobt und der von Gott geschaffene<br />

Mitmensch verflucht werden.<br />

Vers 10: Segen und Fluch aus einem<br />

Munde - das paßt einfach nicht zusammen,<br />

das darf unter keinen Umständen<br />

sein!<br />

Man muß sich jedoch immer vor Augen<br />

halten, „daß <strong>Jakobus</strong> nicht viel<br />

mehr als das Leben bezeichnen will...<br />

darum wird man auf die Ableitung <strong>des</strong><br />

Terminus (= Ausdruck) aus entfernteren<br />

Religionskreisen - Indien oder<br />

Babylon - verzichten dürfen.“ (Dibelius,<br />

S. 184, so auch Barclay, S.89)<br />

Das Bild steht jedoch auch für die<br />

Bewegung <strong>des</strong> Lebens in seinem Auf<br />

und Ab, seinen Höhen und Tiefen.<br />

Vers 11: Solch eine zwiespältige Art ist<br />

widernatürlich und in der ganze Schöpfung<br />

Gottes sonst nicht zu finden. So<br />

kommt z. B. aus ein und derselben Quelle<br />

nicht Süßes und zugleich Bitteres.<br />

Daß die Zunge das vermag, erweist ihren<br />

vom Bösen ins Widergöttliche verdrehten<br />

Charakter und entwirft so ein<br />

bezeichnen<strong>des</strong> Bild vom Menschen.<br />

Vers 12: Da in der Schöpfung jede<br />

Pflanze nur die ihr entsprechende<br />

Frucht hervorbringen kann, ist es unnatürlich,<br />

wenn aus der Zunge solche<br />

Gegensätze hervorsprudeln. Was die<br />

Schöpfungsordnung ausschließt, darf<br />

auch in der ebenfalls von Gott geschaf-


Gottes gute Ordnung und ist somit<br />

schwerste Sünde.<br />

So treibt dieser Abschnitt der Verse 2<br />

- 12 die Angesprochenen zur Umkehr<br />

und damit zur Bitte um Kraft zum Ändern<br />

der nicht zu Christen passenden<br />

Verhaltensweisen.<br />

6.) Kap. 3, Verse 13 - 18: Über die wahre Weisheit<br />

a) Kap. 3, Verse 13 - 16<br />

<strong>Die</strong> falsche und die richtige Weisheit<br />

Vers 13: Wieder betont <strong>Jakobus</strong>, daß<br />

geistliche Ansprüche etwa einer höheren<br />

Erkenntnis mit einem entsprechenden<br />

Lebenswandel übereinstimmen<br />

müssen. Das gilt besonders für die<br />

Lehrer in der Gemeinde. Wahre Weisheit<br />

und wirkliches Wissen um Gott<br />

führen in eine Güte der Selbstbescheidung.<br />

Dafür steht die Sanftmut<br />

als eine von Gott geschenkte Kraft,<br />

unter deren Kontrolle der Weise steht.<br />

<strong>Die</strong> griechische Formulierung „en<br />

prautäti sophias = in Sanftmut der<br />

Weisheit“ ordnet Sanftmut und Weisheit<br />

einander untrennbar und wesentlich<br />

zu. Wo sich die Weisheit im Mantel<br />

egozentrischer Herrschsucht zeigt,<br />

handelt es sich nicht wirklich um Weisheit,<br />

sondern um bösen Stolz, der unter<br />

frommem Schein Böses im Schilde<br />

führt.<br />

auf Christi Sanftmut, wenn er seine Autorität<br />

in verläßlicher Weise zu behaupten<br />

wünschte und sein Verhalten als ein<br />

christlicher Lehrer und Missionar rechtfertigte<br />

(vgl. 2. Korinther Kap. 10, Vers<br />

1).“ (Tasker, S. 80)<br />

Verse 14 + 15: „Bitterer zälos = Eifer,<br />

aber auch Eifersucht und eritheia =<br />

Streit, Streitlust in euren Herzen“ steht<br />

für Streit gegen Gottes Wahrheit, die<br />

immer auch mit Gottes Liebe einherzugehen<br />

hat.<br />

„Eine Weisheit, die sich gegen die<br />

Wahrheit auflehnt und sie mit Lügen<br />

bekämpfen und vertreiben will, ist nicht<br />

echt... Es gibt Weisheit, die von oben<br />

kommt, die das Licht Gottes in unsere<br />

Seele strahlt, die ein gnadenvolles<br />

Geschenk der ewigen Wahrheit ist. Aber<br />

diese löscht die Eifersucht aus und<br />

bläht nicht auf, eben weil sie Gabe und<br />

Gnade von oben ist. Darum beugt sie<br />

und setzt die Seele in den stillen, seligen<br />

Dank, daß sie die Weisheit nicht<br />

als ihren Raub ergreift, sich selbst zur<br />

Verherrlichung. Darum erleuchtet die<br />

Weisheit, die von oben kommt, nicht<br />

„Wenn Jesus, der größte aller Lehrer,<br />

Männer als Jünger berief, gebot er<br />

ihnen zu sehen, daß Er die Kennzeichen<br />

eines echten Lehrers besaß.<br />

Denn Er war ‘sanftmütig und niedrig<br />

im Herzen’ (Matthäusevangelium Kap.<br />

11, Vers 29). Und kaum weniger bedeutsam<br />

ist die Berufung <strong>des</strong> Paulus 26 zugleich. Wenn unsere Weisheit<br />

nur, sondern sie heiligt und reinigt auch<br />

uns


durch Hoffart vergiftet und zu Fall<br />

bringt, ist sie irdisch, seelisch (hier =<br />

sinnlich), teuflisch, während die von<br />

oben herabkommende himmlisch,<br />

geistlich, göttlich ist.“ (Schlatter,<br />

S.190)<br />

Falsche Weisheit ist teuflisch, weil sie<br />

nicht von Gott kommt und nur das<br />

betreibt, woran der Teufel Gefallen<br />

findet.<br />

Vers 16 beschreibt die Folgen dieser<br />

anmaßenden bitteren Haltung. Sie verursacht<br />

vor allem Unordnung. Statt zusammenzuführen<br />

spaltet sie. Was jedoch<br />

spaltet und Zwietracht bewirkt, leistet<br />

dem Teufel Vorschub und steht<br />

gegen den Willen Gottes.<br />

Daher ist es böse. Kluge Reden sind<br />

noch nicht an sich in diesem Sinne weise.<br />

Es ist jeweils nach dem Geist zu fragen,<br />

der dahinter steckt, und auf die<br />

Auswirkungen in der Praxis zu achten.<br />

Vers 17: Gegenüber falscher Weisheit<br />

erstrahlt die von oben kommende<br />

göttliche Weisheit in reinstem<br />

Licht. Sie führt zu einer aus dem<br />

Evangelium erwachsenden Lebensführung.<br />

Von Gott stammend erstrahlt sie in<br />

Reinheit. Sie ist frei von finsterer Leidenschaft<br />

und verwirft alle Unzucht.<br />

Im Gegensatz zu jedweder Streitsucht<br />

und Rechthaberei ist sie geprägt von<br />

einer Atmosphäre <strong>des</strong> Friedens, der<br />

Mäßigung - d. h. der Rücksichtnahme,<br />

<strong>des</strong> Gehorsams, <strong>des</strong> Erbarmens<br />

- unabhängig von Schuld und Unschuld<br />

<strong>des</strong> in Not Geratenen. Sie<br />

bringt eindeutig gute Früchte hervor,<br />

die ohne Falsch sind. Was draufsteht,<br />

ist auch drin.<br />

Vers 18: Jesus stellt fest: „An ihren<br />

Früchten werdet ihr sie erkennen“<br />

(Matthäusevangelium Kap. 7, Vers<br />

20).<br />

b) Kap. 3, Verse 17 + 18<br />

<strong>Die</strong> wahre Weisheit stiftet Frieden<br />

27<br />

Richtige Weisheit korrespondiert mit<br />

Friede und Gerechtigkeit. Da sie von<br />

Gott kommt, paßt zu ihr auch nur, was<br />

sich ebenfalls Gott verdankt. Dazu gehören<br />

der von Gott in Jesus Christus<br />

gestiftete Friede mit den Menschen (Lukasevangelium<br />

Kap. 2, Vers 14), aus<br />

dem auch Friede der Menschen untereinander<br />

erwächst.<br />

Dazu gehört zudem die Gerechtigkeit,<br />

die Gott in seiner Treue zu seinen Zusagen<br />

erweist (Römer Kap. 3, Vers 26),<br />

die er um Christi willen den Ungerechten<br />

zuspricht und anrechnet und die die<br />

an Christus Glaubenden als Frucht erbringen.<br />

<strong>Die</strong>se Frucht ist nur in dem Frieden<br />

Gottes zu finden und kommt nur denen<br />

zugute, die aus und in dem Frieden<br />

Gottes leben.


7.) Kap. 4, Verse 1 - 12: Über die Gefährdung durch den alten Geist<br />

a) Kap. 4, Verse 1 - 3<br />

<strong>Die</strong> böse Wurzel in Gestalt der Eigensucht<br />

Kap. 4, Vers 1: Wo sich Kriege und<br />

Kämpfe austoben, da fehlt es an klarer<br />

geistlicher Haltung. Da findet sich<br />

dann nicht die göttlich verdankte<br />

Weisheit (Kap. 3, Vers 17). Statt<strong>des</strong>sen<br />

beherrschen die Begierden und<br />

Lüste das Leben. So sehr das die gefallene<br />

Welt der Sünde bestimmt, so<br />

sehr sind auch die Glaubenden immer<br />

wieder davon betroffen (vgl. Römer<br />

Kap. 7). <strong>Der</strong> alte Mensch meldet sich<br />

da zu Wort, obgleich er in der Taufe<br />

mit Jesus Christus gestorben und begraben<br />

worden ist (Römer Kap.6, Verse<br />

3 - 11).<br />

Es geht um den Widerstreit im Christen,<br />

der sich als leidenschaftlicher<br />

Streit innerhalb der Gemeinde auswirkt.<br />

Das mag die erwähnten sozialen<br />

Spannungen angeheizt haben.<br />

„<strong>Jakobus</strong> stellt den Seinen hier die<br />

entscheidende Frage: Besteht euer<br />

Lebensziel darin, euch in den Willen<br />

Gottes zu ergeben, oder darin, eure<br />

eigenen weltlichen Lüste zu befriedigen?<br />

Und er warnt sie zugleich, daß<br />

Streit, Krieg und Zwietracht daraus<br />

erwachsen können... Das Neue Testament<br />

ist sich der Gefahr übermäßiger<br />

Begier nach den Freuden dieser Welt<br />

im Hinblick auf das geistige Leben <strong>des</strong><br />

Menschen durchaus bewußt... <strong>Die</strong><br />

Menschen können zu Sklaven ihrer<br />

Begierden und Lüste werden und damit<br />

Bosheit und Neid und Haß die Tü-<br />

28 vereinbar!<br />

ren öffnen (Titus Kap. 3, Vers 3)... eine<br />

Welt, in der Selbstliebe das höchste Ziel<br />

darstellt, bildet ein einziges Schlachtfeld.“<br />

(Barclay, S. 99f)<br />

Vers 2: Aus der Selbstliebe erwächst<br />

nichts. <strong>Die</strong>se Erfolglosigkeit ist Gottes<br />

Antwort darauf. <strong>Die</strong> gottlose Selbstliebe<br />

führt zu sündhaftem Selbstvertrauen,<br />

das das bedingungslose Gottvertrauen<br />

verdrängt. Bei<strong>des</strong> kann nicht gleichzeitig<br />

das Leben bestimmen! <strong>Jakobus</strong><br />

greift hier Jesu Wort aus der Bergpredigt<br />

auf: „Ihr könnt nicht Gott dienen<br />

und dem Mammon“ (Matthäusevangelium<br />

Kap. 6, Vers 24).<br />

Das Selbstvertrauen speist sich aus<br />

dem Glauben an die eigenen Kräfte und<br />

Möglichkeiten und verdrängt das demütige<br />

Bitten um Gottes Hilfe.<br />

Vers 3: Wenn solche denn beten, dann<br />

ist ihr Gebet durch Eigensinn und<br />

Selbstliebe verdorben. Es ist nicht von<br />

demütigem Gehorsam bestimmt und<br />

läuft <strong>des</strong>halb ins Leere. Denn die<br />

Triebfeder dieses Betens ist die Genußsucht<br />

und damit gegen Gott gerichtet.<br />

Je<strong>des</strong> Beten sollte die Bitte enthalten:<br />

“Dein Wille geschehe.“<br />

Für <strong>Jakobus</strong> ist ein auf eigensüchtigen<br />

Genuß ausgerichtetes Lebensziel eine<br />

unerträgliche Entartung und mit dem<br />

Glauben an den <strong>Dr</strong>eieinigen Gott nicht


) Kap. 4, Verse 4 - 10<br />

<strong>Die</strong> zerstörerische Orientierung<br />

Vers 4: Was in der Lutherbibel mit<br />

„Abtrünnige“ übersetzt ist, heißt im<br />

griechischen Urtext „moichali<strong>des</strong> =<br />

Ehebrecherische“. Im Alten Testament<br />

ist Gott der Eheherr <strong>des</strong> Volkes<br />

Israel (Jesaja Kap. 1, Vers 21; Hosea<br />

Kap. 1 - 3). Auch das Neue Testament<br />

kennt diesen Vergleich <strong>des</strong><br />

Gottesverhältnisses mit Ehe und Familie<br />

(Matthäusevangelium Kap. 12,<br />

Vers 49f). Gott will keine Untreue.<br />

Deshalb schließen Gottes- und Weltliebe<br />

einander aus. Wer die Welt gewinnen<br />

will, muß wissen, daß er das<br />

Größte, nämlich den Größten, dadurch<br />

verliert (Matthäusevangelium<br />

Kap. 16, Vers 26). Denn Weltliebe<br />

macht einen zum Feind Gottes (Römer<br />

Kap. 5, Vers 10).<br />

Vers 5: <strong>Die</strong>ses Zitat findet sich nicht<br />

im Alten Testament. Es entstammt<br />

wohl einer unbekannten Schrift, die<br />

<strong>Jakobus</strong> den heiligen Schriften zurechnet.<br />

Barclay (S. 103) und Tasker<br />

(S. 91) räumen ein, daß es sich nicht<br />

um das Zitat aus einer unbekannten<br />

Schrift, sondern um die Zusammenfassung<br />

eines zentralen Inhalts <strong>des</strong><br />

Alten Testaments handeln könnte.<br />

<strong>Die</strong>se Frage ist letztlich nicht zu klären.<br />

so ein wie im Neuen Bund gegenüber<br />

seinem Volk aus Juden und Heiden. In<br />

wem Gott seinen Heiligen Geist wohnen<br />

läßt, der gehört ihm. Da hat kein anderer<br />

Geist - auch keinerlei Zeitgeist - Platz.<br />

Denn Gott teilt nicht mit anderen! Wo<br />

Gott sich schon in diesem Leben so auf<br />

Menschen einläßt, daß er in ihnen Wohnung<br />

nimmt (vgl. z.B. Epheser Kap. 2,<br />

Vers 22), grenzt er sie von der Welt aus<br />

und bezieht sie in seinen Herrlichkeitsbereich<br />

ein. Da gibt es kein ‘Sowohl-Alsauch’.<br />

Vers 6: In der bleibenden Treue zu Gott<br />

erfährt der Glaubende überreich die<br />

Gnadengaben Gottes (Kap. 1, Vers 5).<br />

Wer sich stolz auf sich selbst, auf andere<br />

und anderes verläßt, dem widersteht<br />

Gott und läßt ihn scheitern. Wer sich<br />

demütig selbst erniedrigt und sich in<br />

kindlichem Vertrauen auf Gott verläßt,<br />

wird überreichlich durch Gott beschenkt<br />

(1. Petrus Kap. 5, Vers 5). Wer sich nicht<br />

von seinem Hochmut trennt, den trennt<br />

dieser von Gott. <strong>Die</strong> Demütigen vertrauen<br />

sich der helfenden Hand Gottes an,<br />

in der sie geborgen sind.<br />

Vers 7: Göttliche Weisheit ist es daher,<br />

sich diesem Gott demütig und glaubend<br />

unterzuordnen, dagegen dem Teufel,<br />

der die Glaubenden von Gott wegziehen<br />

will, entschlossen zu widerstehen<br />

Das Wort redet nachdrücklich von der<br />

„Eiferheiligkeit“ Gottes (Gerhard von (1. Petrus Kap. 5, Vers 9). Wer dem<br />

Rad), der es nicht zuläßt, daß die Seinen<br />

die Treue ihm gegenüber bre-<br />

hat den Stärkeren auf seiner Seite; denn<br />

Teufel im Namen Jesu Christi widersteht,<br />

chen. Er fordert sie im Alten Bund gegen den Auferstandenen ist der Teufel<br />

seinem Volk Israel gegenüber eben- 29 machtlos.


Vers 8: „Wer sich Gott sehr häufig nähert,<br />

lebt engstens zu ihm und findet<br />

es daher sehr leicht, dem Teufel zu widerstehen.<br />

Das Recht, sich nahe zu<br />

Gott hinzuziehen und die Erkenntnis,<br />

daß Gott ihnen nahe ist, sind die Wesensmerkmale,<br />

die Gottes Volk von<br />

anderen Nationen der Welt unterscheiden...<br />

Alle Glaubenden können<br />

sich dem Thron der Gnade jederzeit<br />

kühn nähern. Und sie brauchen nicht<br />

mit Händen voller Opfergeschenke zu<br />

kommen; denn sie haben lediglich<br />

das Blut Jesu geltend zu machen (vgl.<br />

Hebräer Kap. 4, Vers 16).“ (Tasker, S.<br />

93f)<br />

Im Alten Bund war das Reinigen der<br />

Hände eine besonders den Priestern<br />

auferlegte rituelle Pflicht. Für den Neuen<br />

Bund gilt, daß an Christus Glaubende<br />

zwar nicht mehr unter der Herrschaft<br />

der Sünde stehen, aber dennoch<br />

immer wieder sündigen. Wenn<br />

sie das verneinen, belügen sie sich<br />

selbst (1. Johannes Kap. 1, Vers 8).<br />

Daher spricht <strong>Jakobus</strong> an dieser Stelle<br />

von den angesprochenen Christen<br />

als „Sündern“. In diesem Zusammenhang<br />

meint das Bild vom Reinigen der<br />

Hände die Buße. Denn <strong>Jakobus</strong> setzt<br />

voraus, daß die Adressaten um die<br />

von allen Sünden reinigende Kraft <strong>des</strong><br />

Blutes Christi wissen.<br />

<strong>Der</strong> <strong>Dr</strong>uck der Welt lastet auf den<br />

Christen. Es ist für sie schwierig, sich<br />

dem zu entziehen und ein Gott wohlgefälliges<br />

Leben zu führen. Das kann<br />

sie oft schier zerreißen. Sie können<br />

rasch wankelmütig werden und so mal<br />

in die, mal in jene Richtung tendieren.<br />

Daher spricht <strong>Jakobus</strong> sie als „Wankelmütige“<br />

an. In dieser doppeldeutigen<br />

Haltung geht die Reinheit <strong>des</strong> Herzens<br />

in der alleinigen Bindung an Gott<br />

verloren. Daher fordert <strong>Jakobus</strong> die<br />

Adressaten auf, ihre Herzen zu reinigen,<br />

zu heiligen. Mit dem Begriff<br />

„hagnisate = reinigen, heiligen“ ermahnt<br />

sie <strong>Jakobus</strong>, ihr Leben dauerhaft<br />

von der reinigenden Macht <strong>des</strong><br />

Heiligen Geistes erneuern zu lassen.<br />

Nur so passen sie in die engste Gottesgemeinschaft.<br />

Vers 9: Ihr Freude und ihr Lachen über<br />

das sogenannte Glück der Welt soll<br />

sich angesichts ihrer Zerrissenheit und<br />

ihrer Sündhaftigkeit in Trauern und<br />

Weinen umkehren, zumal das irdische<br />

Glück keinen Bestand hat.<br />

Vers 10: Wer andererseits sein Leben<br />

realistisch betrachtet und auf jede<br />

Überheblichkeit sowie kurzsichtige<br />

fröhliche weltliche Begeisterung verzichtet,<br />

den erhebt Gott in seine Herrlichkeit.<br />

Hinter diesem Vers wie hinter<br />

dem gesamten Abschnitt leuchtet der<br />

Ernst <strong>des</strong> Endgerichts auf. Das sollen<br />

die Adressaten nicht vergessen! Das<br />

gilt auch uns heute.<br />

30


c) Kap. 4, Verse 11 + 12<br />

Gegen den Richtgeist in der Gemeinde<br />

Vers 11: Das Verhältnis zum Bruder<br />

soll von dem Gesetz der Liebe bestimmt<br />

sein (3. Mose Kap. 19, Vers<br />

18; Jak. Kap. 2, Vers 8). Böse Nachrede,<br />

Verleumdungen jedoch stehen<br />

dem entgegen. Wer so mit Mitchristen<br />

umgeht, der verstößt somit gegen<br />

das Gesetz Gottes. Ja, er wertet das<br />

Gesetz ab, indem er es in der Praxis<br />

verwirft. Er macht sich somit zum Richter<br />

über das Gesetz, über den Willen<br />

Gottes. Wer sich so über das Gesetz<br />

erhebt, wird an dem Gesetz als heiligem<br />

Willen Gottes schuldig. <strong>Die</strong>se<br />

Selbstüberschätzung jedoch ist<br />

schlimmste Sünde.<br />

„Man kann sich fragen, warum denn<br />

ein Mensch, auch ein Christ, so gern<br />

Schlechtes über andere sagt und<br />

hört: <strong>Der</strong> andere wird zur dunklen Folie,<br />

vor der man sich umso vorteilhafter<br />

abhebt. Man ist angesichts der eigenen<br />

Fehler beruhigt. Und wenn der<br />

andere ein Rivale ist, so liegt man dadurch<br />

selbst im Rennen umso besser.<br />

Doch das alles kommt aus dem falschen<br />

Geist; dieser verrät sich geradezu dadurch.“<br />

(Grünzweig, S. 137)<br />

Vers 12: Wer wie Vers 11 beschrieben<br />

denkt, redet und handelt, maßt sich<br />

Gottes Stellung zum Gesetz an und setzt<br />

sich somit an die Stelle Gottes! Aber<br />

Gott allein vermag als Schöpfer seiner<br />

Schöpfung seinem Schöpfungswillen<br />

gemäße Gesetze zu geben. Er allein ist<br />

auch der befugte, berechtigte Richter;<br />

denn er allein verfügt über Leben und<br />

Tod (Matthäusevangelium Kap. 10, Vers<br />

28). Mit Gott kann kein Mensch mithalten.<br />

Damit entbehrt jede Anmaßung eine<br />

entsprechende Grundlage! Jeglicher<br />

Richtgeist übertritt die dem Menschen<br />

von Gott gesetzten Grenzen und greift<br />

damit in Gottes Hoheitsrechte ein. Das<br />

aber läßt sich Gott nicht bieten!<br />

8.) Kap. 4, Verse 13 - 17<br />

Über die selbstsicheren Planungen<br />

Vers 13: Niemand kann über seine<br />

Zukunft verfügen. <strong>Der</strong> Volksmund<br />

sagt zu Recht: <strong>Der</strong> Mensch denkt und<br />

Gott lenkt. <strong>Die</strong> Lebenserfahrung<br />

lehrt, daß Gott immer wieder alle<br />

menschlichen Planungen Makulatur<br />

werden läßt. Da hilft die bestens<br />

durchorganisierte Geschäftsreise<br />

nichts, wenn Gott sein Nein<br />

dagegensetzt. <strong>Der</strong> Mensch belügt<br />

sich selbst mit der irrigen Meinung,<br />

über seine Zeit souverän verfügen zu<br />

können. Das Vertrauen auf die eigenen<br />

klugen Ideen, die eigene Kraft, die beste<br />

Motivation - und sei sie noch so<br />

geistlich - nutzt nichts, wenn Gott nicht<br />

seinen Segen dazu gibt. Das wird gerade<br />

heutzutage zu oft übersehen!<br />

Vers 14: Niemand kann den morgigen<br />

Tag beherrschen. Es bleibt eine letzte<br />

31<br />

Ungewißheit. <strong>Der</strong> Vergleich mit dem


asch entschwindenden Rauch zerstört<br />

schnell allen menschlichen Dünkel!<br />

Wirklich Fromme ziehen demütig<br />

daraus ihre weisen Schlußfolgerungen<br />

und stellen alles Gott anheim.<br />

Vers 15: Alles menschliche Planen,<br />

Tun und Gelingen hängt von Gottes<br />

gnädigem Ja ab. Das ist der oft zitierte<br />

Vorbehalt <strong>des</strong> <strong>Jakobus</strong>: „Deo<br />

volente = so Gott will“. Daran hängt<br />

alles. „<strong>Die</strong> Unsicherheit im Hinblick auf<br />

unsere Zukunft sollte uns Christen<br />

weder erschrecken noch uns lähmen,<br />

sondern veranlassen, die Zukunft und<br />

all unsere Pläne vertrauensvoll in die<br />

Hände Gottes zu legen und stets zu<br />

bedenken, daß unsere Pläne möglicherweise<br />

nicht dem Ratschluß Gottes<br />

entsprechen.“ (Barclay, S. 113)<br />

Vers 16: Alle Prahlerei über eigene<br />

Fähigkeiten, die Zukunft zu gestalten,<br />

widerspricht den wirklichen Fakten. Sie<br />

ist nichts anderes als hohle Lüge und<br />

daher von Gott gehaßte Sünde!<br />

Vers 17: Umgekehrt erwächst aus dem<br />

Wissen um das Umsetzen <strong>des</strong> guten<br />

Willens Gottes in ein richtiges Verhalten<br />

eine Pflicht zur entsprechenden Tat.<br />

Jede Unterlassung ist eine entsprechende<br />

Schuld, die von Gott geahndet<br />

wird. So ermahnt <strong>Jakobus</strong> die Adressaten,<br />

ihr Leben in der Ausrichtung auf<br />

Gott und im Vertrauen auf ihn zu gestalten.<br />

9.) Kap. 5, Verse 1 - 12<br />

Über den nahenden Tag <strong>des</strong> Herrn<br />

a) Kap. 5, Verse 1 - 6<br />

Gerichtswort im Blick auf den Tag Jesu Christi<br />

Kap. 5, Vers 1: <strong>Die</strong> Warnung an die offenkundig dafür anfällig, daß er seinen<br />

Reichen, die mehr aufhäufen als sie<br />

Reichtum zum Götzen macht und<br />

zum Leben benötigen und die sich gierig<br />

dann Gott nicht mehr zu brauchen<br />

daran festklammern, entspricht der meint.... Auch heute sind viele Athei-<br />

an die Händler (Kap. 4, Verse 13ff). sten nicht so sehr wegen intellektueller<br />

Das Problem der Reichen ist nicht ihr<br />

Zweifel, sondern im Grund, weil sie<br />

Reichsein an sich, sondern ihr sündhafter<br />

Gott nicht zu brauchen meinen und sich<br />

Umgang mit dem Besitz. „Es gilt auf ihr Vermögen, eine gute Stellung,<br />

zwar nicht die Gleichung: reich = gottlos,<br />

ihre Begabung verlassen; diese sind<br />

arm = fromm. Auch Abraham war ihre Götzen. Dabei ist unter Umstän-<br />

reich (1. Mose Kap. 13, Vers 2). Aber den gar nicht viel an Besitz, Stellung<br />

die Reichen stehen doch weitgehend und Geist nötig, damit sich einer für<br />

auf der anderen Seite. Viele wären erst einen ‘Reichen’ im Sinne unseres<br />

gar nicht reich geworden, wenn sie in Schriftabschnitts hält.“ (Grünzweig, S.<br />

den Mitteln wählerisch gewesen wären,<br />

und zum andern ist der Mensch<br />

148f)<br />

32


Vers 2: Gleich einem Propheten<br />

schaut <strong>Jakobus</strong> auf das Ergebnis <strong>des</strong><br />

kommenden Gerichts als schon vollendete<br />

Tatsache. Mit dem Bild sagt<br />

er den Reichen: Eure Einstellung ist<br />

eine grobe Selbsttäuschung. Ihr seht<br />

nur das Glück, das euch der Reichtum<br />

zu bieten scheint, und überseht<br />

dabei den sich unheimlich schnell<br />

nahenden Zusammenbruch. „Das<br />

‘Verfaulen’ <strong>des</strong> Reichtums scheint auf<br />

die großen Getreidevorräte der reichen<br />

Landbesitzer (Vers 4) zu deuten,<br />

doch wird das Wort auch im übertragenen<br />

Sinn gebraucht. Ein kleines<br />

Tier (Matthäusevangelium Kap. 6,<br />

Vers 19) zerstört die Schönheit ihrer<br />

Kleider, in denen sie prangen wollen,<br />

und macht sie vollkommen unbrauchbar.“<br />

(Hauck, S. 29)<br />

Vers 3: Während die Reichen ihr<br />

Gold und Silber in Schatztruhen sammeln,<br />

kommen Arme vor Hunger um.<br />

Dabei nagt der Zahn der Zeit auch<br />

an dem Edelmetall. Nichts Irdisches<br />

ist ewig! Das Rosten <strong>des</strong> erst Wertvollen<br />

und dann doch derart Vergänglichen<br />

zeugt gegen die Reichen.<br />

So wird der Rost zu einer Predigt. Sie<br />

führt ihnen vor Augen, daß sie ihr Herz<br />

an Irdisches gehängt und vergängliche<br />

Schätze gesammelt haben, anstatt<br />

sie für den <strong>Die</strong>nst am Nächsten<br />

einzusetzen und zu opfern.<br />

Von dem Schicksal ihrer vergänglichen<br />

Güter wechselt <strong>Jakobus</strong> jetzt<br />

über zu dem Ergehen ihres Fleisches.<br />

Es wird „verzehrt wie Feuer“. Das<br />

Gerichtsfeuer wird es auffressen.<br />

Denn das Gericht Gottes ergeht nicht<br />

nur über Dinge, sondern wendet sich<br />

gegen Personen. Denn die stehen im<br />

Zentrum <strong>des</strong> Gerichtshandelns Gottes.<br />

Angesichts <strong>des</strong>sen ist es ausgesprochen<br />

dumm, sich in den auf das Endgericht<br />

zulaufenden Zeiten irdische<br />

Schätze zu sammeln und daraus sogar<br />

das Zentrum <strong>des</strong> Lebensziels zu machen.<br />

<strong>Die</strong> Warnung gilt heute genauso<br />

wie damals. Über den irdischen Wohlstand<br />

den himmlischen Schatz zu vergessen<br />

und die Nächstenliebe auszublenden<br />

ist die größte Dummheit, deren<br />

Menschen fähig sind!<br />

Vers 4: Ausdruck dieser völlig verfehlten<br />

Lebenseinstellung ist, sich an dem<br />

nicht ausgezahlten Lohn der armen<br />

Landarbeiter zu bereichern. <strong>Die</strong>ses<br />

Vorgehen wird schon im Alten Testament<br />

hart angeprangert (5. Mose Kap. 24,<br />

Vers 14; Jeremia Kap. 22, Vers 13). <strong>Die</strong><br />

schlimmste Verblendung äußert sich in<br />

der fatalen Meinung, Gott würde diese<br />

ungerechte Haltung nicht bestrafen. Ihr<br />

Verhalten steht in jedem Fall unter Gottes<br />

Gericht, dem niemand entkommen<br />

wird. Jeder Schrei der Unterdrückten,<br />

Ausgebeuteten erreicht das Ohr Gottes.<br />

An <strong>des</strong>sen Größe erinnert die feierliche<br />

Benennung als „Herr Zebaoth“.<br />

„<strong>Der</strong> Ausdruck ‘Gott Zebaoth’ ist der<br />

majestätischste Titel Gottes im Alten<br />

Testament, der die Aufmerksamkeit auf<br />

<strong>des</strong>sen souveräne Allmacht zieht... <strong>Der</strong><br />

Gebrauch <strong>des</strong> Ausdrucks hier im Jak.<br />

unterstreicht die Wahrheit: Obwohl die<br />

Armen und Unterdrückten keine Fürsprecher<br />

auf Erden haben, haben sie<br />

als ihren Helfer und Rächer keinen anderen<br />

als Gott den allmächtigen Herren.“<br />

(Tasker, S. 113)<br />

33Vers 5: Gegenüber der Not anderer ist


das Schwelgen der Reichen gottlos<br />

und geradezu brutal. In ihrer Genußsucht<br />

als ihrem zentralen Lebensinhalt<br />

sehen sie nicht das unerbittlich auf sie<br />

zukommende Gericht Gottes. So mästen<br />

sie sich für den Tag, an dem sie<br />

im Gericht Gottes gleichsam geschlachtet<br />

werden (Jeremia Kap. 12,<br />

Vers 3).<br />

Vers 6: Mit der Genußsucht paart sich<br />

die Verachtung <strong>des</strong> Gesetzes Gottes.<br />

Daß Gott die armen Frommen beschützen<br />

wird, stellt für die gottlosen Reichen<br />

kein Hindernis dar.<br />

Das stille Erdulden ohne gewaltsame<br />

Gegenwehr macht jedoch die Schuld<br />

der Gottlosen nur noch größer. In ihrem<br />

Erdulden ohne Gegenwehr entsprechen<br />

die Frommen Jesu Gebot<br />

(Matthäusevangelium Kap. 5, Vers 39).<br />

b) Kap. 5, Verse 7 - 12<br />

Trostwort im Blick auf den Tag Jesu Christi<br />

Vers 7: <strong>Die</strong> Glaubenden sollen geduldig<br />

ausharren bis zum Kommen <strong>des</strong><br />

Herrn, in dem er alles Unrecht und alle<br />

Not mit Macht zu Ende bringt. <strong>Die</strong><br />

Gewißheit seines Kommens soll ihnen<br />

die Kraft zur Standhaftigkeit vermitteln.<br />

Für solches geduldige Warten ist ihnen<br />

der Landwirt Vorbild. Er kann nur<br />

ernten im ausharrenden Warten auf<br />

den notwendigen Regen. Geduldiges<br />

Hoffen und dabei treues Ausharren<br />

sind konstituierende Bestandteile eines<br />

christlichen Lebens. Daraus ergibt<br />

sich der Glanz der Vorfreude auch<br />

in den dunkelsten Lebenstagen.<br />

<strong>Die</strong> Geduld der Glaubenden speist<br />

sich aus der Geduld Gottes mit ihnen.<br />

„Frühregen und Spätregen“ meint den<br />

Regen im Herbst zur Aussaat und zum<br />

Keimen sowie den Regen im Frühjahr<br />

zum Wachsen und Reifen. Den Regen<br />

kann der Landwirt nicht machen. Da<br />

muß er geduldig auf das segensreiche<br />

Wirken <strong>des</strong> Schöpfers warten.<br />

Gedeihen und Reifen schenken. Er gibt<br />

dazu die notwendigen geistlichen Mittel<br />

in seinen Gnadenmitteln Wort und<br />

Sakrament. Damit läßt er die Gemeinde<br />

Jesu Christi auf <strong>des</strong>sen Wiederkunft<br />

hin wachsen und reifen. In der Wiederkunft<br />

und der damit verbundenen Vollendung<br />

der Glaubenden geschieht die<br />

gnadenreiche Ernte. Und die läßt nicht<br />

unendlich auf sich warten.<br />

„<strong>Die</strong> ‘Batterie’ unserer eigenen Kraft<br />

wäre schnell erschöpft. Nur wenn wir<br />

an der ‘Stromquelle’ seiner Kraft bleiben,<br />

können wir durchhalten. Auf diesen<br />

Kontakt achten, heißt ‘die Herzen<br />

stärken’. Jesus drückt das aus mit dem<br />

Bild vom Weinstock und den Reben:<br />

‘Bleibet in mir und ich in euch, so bringt<br />

ihr viele Frucht; denn ohne mich könnt<br />

ihr nichts tun’ (Johannesevangelium<br />

Kap. 15, Verse 4f).“ (Grünzweig, S.<br />

160f)<br />

Vers 9: Auch unter Christen geschieht<br />

Unrecht, das die Herzen verhärten läßt.<br />

Vers 8: Auch im Reich Gottes geht es <strong>Die</strong> Seufzer murrender Enttäuschung<br />

um Ernte. Doch der Herr selbst muß 34 sind nicht in Worte gefaßte Anklagen.


Sie sind aber dennoch Vorwürfe, die<br />

mit der Bruderliebe nicht zu vereinbaren<br />

sind. Mangelnde Liebe ist jedoch<br />

Sünde, die der bald kommende<br />

Richter (Offenbarung Kap. 3, Vers 20)<br />

nicht übersehen, sondern richten<br />

wird.<br />

„Es sollte dem Mißmut und Zorn nie<br />

gelingen, in uns die Liebe zu töten.<br />

Füreinander, nicht gegeneinander<br />

soll sich unser Seufzen und Bitten an<br />

Gott wenden. Wer den Richter gegen<br />

die anderen anruft, ruft ihn gegen sich<br />

selbst. Denn Gott handelt ohne Ansehen<br />

der Person mit fehlerloser<br />

Gerechtigkeit an uns allen... Unsere<br />

Reinigung, durch die wir uns für den<br />

Tag Jesu bereitmachen, besteht aber<br />

darin, daß wir einander ein völliges<br />

Vergeben erweisen und ohne Vorbehalte<br />

miteinander verbunden sind.“<br />

(Schlatter, S. 208)<br />

Vers 10: Als Vorbilder für die Standhaftigkeit<br />

im Leiden sollen den Frommen<br />

die Propheten dienen. Wie viel<br />

hatten sie auch um der ihnen von Gott<br />

aufgegebenen Verkündigung auszuhalten<br />

(vgl. die Aufzählung Hebräer<br />

Kap. 11). <strong>Die</strong>se Leiden haben sie jedoch<br />

nie von Gottes Segen weggezogen.<br />

Jesus hat schon seine Jünger<br />

auf die Verfolgung verwiesen, die die<br />

Propheten zu erleiden hatten: „So<br />

verfolgten sie die Propheten, die vor<br />

euch waren“ (Matthäusevangelium<br />

Kap. 5, Vers 12).<br />

Vers 11: <strong>Die</strong> Erkenntnis der durch<br />

Leiden gewonnenen Größe motiviert<br />

zum geduldigen Ausharren. Als Beispiel<br />

führt <strong>Jakobus</strong> den Hiob an. Sein<br />

Vorbild kann die Leidenden nicht nur im<br />

Ausharren bestärken, sondern der Blick<br />

auf das gute Ende, das Gott ihm gab<br />

(Hiob Kap. 42, Verse 10ff), kann ihnen<br />

frohe Gewißheit über ihr eigenes durch<br />

Gott gesegnetes Ende verleihen. In aller<br />

Anfechtung sollen die Adressaten<br />

nicht an Gottes reichem Erbarmen zweifeln.<br />

Das erbarmende, von tiefster Liebe<br />

geprägte Wort Gottes ist sein letztes<br />

Wort!<br />

Vers 12: Mit dem „vor allem“ meint <strong>Jakobus</strong>,<br />

„daß vor allem die Äußerung der<br />

Ungeduld in Zeiten von Streß und Leiden<br />

Gottes Namen am meisten im Gebrauch<br />

explosiver Sprechweise und<br />

hastiger sowie unehrerbietiger Eide<br />

mißbraucht. <strong>Der</strong> Befehl ‘schwört nicht’<br />

ist kein grundsätzliches Verbot <strong>des</strong> Ei<strong>des</strong>...<br />

<strong>Jakobus</strong> prangert die Leichtfertigkeit<br />

an, mit der der Name Gottes oder<br />

irgendein Ersatz für den Namen Gottes<br />

gebraucht wird, pharisäerhafte Skrupel<br />

zu befriedigen. Das geschieht vor allem<br />

dann, wenn die menschlichen Gedanken<br />

durch Ungeduld in Unordnung geraten<br />

und die Selbstkontrolle abhanden<br />

kommt.<br />

<strong>Die</strong> ergänzenden Worte ‘weder bei dem<br />

Himmel noch bei der Erde’ entsprechen<br />

den Worten Jesu in der Bergpredigt, mit<br />

denen er die Haarspalterei der Pharisäer<br />

angreift, die den Gebrauch leichtfertiger<br />

Eide wie bei dem Himmel, bei<br />

der Erde, bei Jerusalem oder bei dem<br />

eigenen Kopf aus dem einzigen Grund<br />

erlaubten, daß der Name Gottes dabei<br />

nicht erwähnt wurde... <strong>Die</strong> Sicht unseres<br />

Herren ist, daß man unmöglich auf<br />

diese raffinierte Weise zwischen Gott<br />

35und dem, was ihm gehört, unterschei-


den kann und daß der Gebrauch eines<br />

solchen Tricks in sich selbst eine<br />

Mißachtung Gottes ist. Daher verbot<br />

er insgesamt den Gebrauch von Eiden<br />

in alltäglichen Gesprächen.“ (Tasker,<br />

S. 124)<br />

In der Antike wurden ungewöhnlich viele<br />

Eide abgelegt. <strong>Der</strong>en Wert besteht<br />

jedoch darin, daß sie nur selten abgelegt<br />

werden. Das häufige Beeiden<br />

ist immer ein Zeichen für das Überhandnehmen<br />

der Lüge. <strong>Die</strong> Alternative<br />

dazu ist die Beschränkung auf das<br />

ehrliche Ja, Ja und das Nein, Nein, wie<br />

Jesus es in der Bergpredigt fordert<br />

(Matthäusevangelium Kap. 5, Verse<br />

34 - 37).<br />

Gemeint ist damit: „Euer Ja sei wahr<br />

und euer Nein sei wahr... Dazu stimmt<br />

nun auch der Abschluß <strong>des</strong> Verses,<br />

denn das Gericht gilt wohl nicht jedem<br />

Schwörenden, sondern dem, <strong>des</strong>sen<br />

Ja nicht Ja bleibt.“ (Dibelius, S. 229f)<br />

„Nach neutestamentlicher Auffassung<br />

wird je<strong>des</strong> Wort, das aus unserem<br />

Munde kommt, in Gegenwart Gottes<br />

gesprochen und soll daher wahr sein.<br />

Und das Neue Testament ist ebenfalls<br />

der Auffassung, daß Christen als so<br />

ehrenhafte Menschen gelten sollten,<br />

daß es unnötig ist, ihnen einen Eid abzuverlangen.<br />

Im Neuen Testament wird<br />

das Ablegen von Eiden nicht vollständig<br />

verurteilt, wohl aber die Neigung<br />

<strong>des</strong> Menschen zu Falschheit und Lüge<br />

beklagt, die zuweilen Eide erforderlich<br />

macht.“ (Barclay, S. 126)<br />

„Zur Unterwerfung unter Gott gehört<br />

auch die Vermeidung <strong>des</strong> Ei<strong>des</strong>. Es ist<br />

stets eine zarte Sache, einen Eid zu<br />

leisten, der frei ist von Überhebung und<br />

sich an Gottes königlicher Erhabenheit<br />

nicht vergreift. Wir brauchen den Namen<br />

Gottes leicht so, als wären wir<br />

Herren und Meister über Gott und Gottes<br />

Werke, als stände es uns zu, ihm<br />

vorzuschreiben, was er tun und lassen<br />

muß. Wir setzen Dinge zum Pfand, die<br />

uns nicht gehören... Mit einer solchen<br />

Verhüllung <strong>des</strong> Schwurs ist nichts gebessert;<br />

man spricht zwar nicht mehr<br />

von Gott; dennoch ist er angerufen.<br />

Denn der Himmel oder die Erde sind<br />

darum das Ei<strong>des</strong>pfand, weil sie Gottes<br />

Werke und nicht das Eigentum <strong>des</strong><br />

Menschen sind. Nach der Regel Jesu<br />

(Matthäusevangelium Kap. 5, Vers 34)<br />

mahnt auch <strong>Jakobus</strong> die Christenheit,<br />

daß sie beim Ja und Nein bleibe und<br />

darüber nicht hinausgehe.“ (Schlatter,<br />

S. 209f)<br />

Natürlich gehört in diese Weisung <strong>des</strong><br />

<strong>Jakobus</strong> auch das Verbot, den Namen<br />

Gottes in Redewendungen wie „oh Gott<br />

oh Gott, Gott sei’s geklagt, Gott sei<br />

Dank“ gedankenlos zu mißbrauchen.<br />

Ebenso ist dieses Wort auf die Inflation<br />

von Wörtern in unseren Tagen zu<br />

beziehen, in der das gestern Gesprochene<br />

morgen nicht mehr gilt. Zurückhaltung<br />

ist im Blick auf unser Sprechen<br />

geboten. <strong>Die</strong> klare, eindeutige, nicht zu<br />

mißdeutende Aussage ist den Christen<br />

aufgegeben. Darin setzen sie ein Zeugnis<br />

für die zweideutige, verlogene Welt.<br />

36


10.) Kap. 5, Verse 13 - 20<br />

Über das Miteinander auf dem Weg zum Ziel<br />

a) Kap. 5, Verse 13 - 18<br />

<strong>Die</strong> Aufgabe an kranken Mitchristen: Beten, Sünden vergeben, Salben<br />

Vers 13: Vom falschen Gebrauch <strong>des</strong><br />

göttlichen Namens geht <strong>Jakobus</strong> jetzt<br />

über zum rechten Umgang mit Gottes<br />

Namen. <strong>Die</strong>ser geschieht vor allem im<br />

Gebet gerade auch leidender Christen;<br />

denn sie wenden sich darin vertrauensvoll<br />

an den himmlischen Vater<br />

anstatt über ihn zu schimpfen oder<br />

sich gar von ihm abzuwenden. Ebenso<br />

verzichten sie derart darauf, ihre<br />

Umgebung anzuklagen. Mit ihrem Verhalten<br />

bezeugen sie zudem Gottes<br />

Allmacht und Liebe. Daher fordert der<br />

<strong>Brief</strong> die Adressaten dazu auf, Leidenszeiten<br />

zu Betzeiten werden zu<br />

lassen.<br />

Wenn es den Glaubenden jedoch<br />

wohl ergeht, sollen sie den Dank an<br />

den Geber aller guten Gaben nicht<br />

vergessen. Deshalb fordert sie <strong>Jakobus</strong><br />

auf, „psalletoh = Psalmen zu singen“<br />

zum Lobe Gottes. <strong>Die</strong> Kirche war<br />

von Anfang an eine singende Kirche.<br />

Als der römische Statthalter Plinius<br />

111 n. Chr. Kaiser Trajan über die<br />

neue ‘Sekte’ der Christen unterrichtete,<br />

beschrieb er sie als Leute, die<br />

sich wöchentlich an einem bestimmten<br />

Tag vor Tagesanbruch treffen und<br />

dabei Christus in wechselnden Versen<br />

als Gott verherrlichen.<br />

ser Tragödie. In der christlichen Kirche<br />

dagegen hat es von Anfang an Musik<br />

gegeben, Lieder und Lobgesänge,<br />

denn als Christen gedenken wir der unendlichen<br />

Liebe und Herrlichkeit Gottes<br />

in Jesus Christus und freuen uns ihrer.“<br />

(Barclay, S. 127)<br />

Vers 14: Im Krankheitsfall sollen sich die<br />

Glaubenden in ihrer Schwachheit nicht<br />

nur um menschliche Hilfe wie ärztlichen<br />

Beistand kümmern, sondern vor allem<br />

göttliche Hilfe erflehen. Kranke und dadurch<br />

geschwächte Gemeindeglieder<br />

sollen <strong>des</strong>halb „presbyteroi = Älteste“<br />

rufen, damit sie über ihnen und für sie<br />

beten.<br />

Dabei ist zu beachten: „Das Heil<br />

schenkt Gott in jedem Fall jedem, der<br />

ihn darum bittet (Joel Kap. 3, Vers 5;<br />

Römer Kap. 10, Vers 13), die äußere<br />

Heilung dagegen während dieser Weltzeit<br />

wo und wann es ihm gefällt... Je<strong>des</strong><br />

rechte Gebet wird erhört, nur oft anders<br />

und zu einer anderen Zeit, als wir meinen,<br />

aber besser und zur richtigen Zeit.“<br />

(Grünzweig, S. 169f) Man darf daher<br />

nicht dem charismatischen Irrglauben<br />

aufsitzen, man würde gesund, wenn<br />

man nur richtig glaubt. Das würde Gott<br />

zu einem Automaten degradieren!<br />

„Seit der Zerstörung Jerusalems 70 So soll sich der Kranke nicht in Einsamkeit<br />

n. Chr. gibt es in den jüdischen Synagogen<br />

vergraben, sondern die Initiative er-<br />

keine Musik mehr, denn in greifen und den Besuch aus der Ge-<br />

erbitten. Schon die ihrem Gottesdienst gedenken sie die-<br />

37meinde jüdischen


Gemeinden kannten Älteste in der Leitungsfunktion.<br />

<strong>Die</strong> frühen christlichen<br />

Gemeinden kannten ebenfalls die Leitung<br />

durch eine Gruppe „presbyteroi<br />

= Älteste“. <strong>Die</strong>s waren ursprünglich<br />

nach Erfahrung und vor allem Weisheit<br />

herausgehobene ältere Männer<br />

(vgl. Apostelgeschichte Kap. 14, Vers<br />

23; Kap. 20, Vers 17; 1. Timotheus<br />

Kap. 5, Verse 17 - 22; Titus Kap. 1,<br />

Vers 5).<br />

<strong>Die</strong>se Männer wurden nicht gewählt,<br />

sondern in apostolischer Vollmacht<br />

eingesetzt. Da diese „Ältesten“ z.T. das<br />

Predigtamt inne hatten und z.T. das<br />

Amt eines Vorstehers, ist daraus sowohl<br />

das Amt <strong>des</strong> Priesters (abgeleitet<br />

aus „presbyteros“) wie das eines<br />

Gemeindeältesten / Vorstehers entstanden.<br />

Im Vergleich von Titus Kap. 1, Vers 5<br />

mit Vers 7 fällt auf, dass hier „Ältester“<br />

und „Bischof = Aufseher“ austauschbare<br />

Begriffe sind und somit dieselbe<br />

Position bezeichnen. Aus dem Bischofsamt<br />

hat sich das Pfarramt entwickelt.<br />

So ist der Pfarrer Bischof seiner<br />

Gemeinde. (Vgl. dazu <strong>Horst</strong> <strong>Neumann</strong>:<br />

<strong>Der</strong> <strong>Brief</strong> an Titus, in: <strong>Die</strong> <strong>Bibel</strong><br />

für Heute Erklärt, Sottrum 2003, S. 5f)<br />

Öl war damals ein Hausmittel gegen<br />

Krankheit und Verwundung (Lukasevangelium<br />

Kap. 10, Vers 34). Doch die<br />

Ältesten sollen diese Salbung im Namen<br />

<strong>des</strong> Herrn vornehmen. In diesem<br />

Sinn ist das Öl in der <strong>Bibel</strong> wiederholt<br />

ein Zeichen für den Heiligen Geist.<br />

„So wurden im Alten Testament Könige<br />

und Priester gesalbt (2. Mose Kap. 29,<br />

Vers 7; 4. Mose Kap. 35, Vers 25; 1.<br />

Samuel Kap. 9, Vers 16; Kap. 10, Vers<br />

1; Kap. 16, Vers 12). Und Johannes<br />

schreibt: Ihr habt die Salbung empfangen<br />

(1. Johannes Kap. 2, Vers 27). <strong>Der</strong><br />

Heilige Geist gibt Kraft (Römer Kap. 15,<br />

Vers 13; 1. Korinther Kap. 2, Vers 4; 2.<br />

Timotheus Kap. 1, Vers 7) vom Innersten<br />

her bis ins Leibliche.“ (Grünzweig,<br />

S. 171f) <strong>Die</strong>se Ölung ist jedoch keine<br />

‘letzte Ölung’, sondern eine Ölung zur<br />

Gesundung (vgl. Markusevangelium<br />

Kap. 6, Vers 13).<br />

So ist Kirche von alters her helfende,<br />

heilende Kirche. „Wir dürfen nicht übersehen,<br />

daß die Ölung oder Salbung in<br />

den ersten Jahrhunderten stets als Heilmittel<br />

zur Gesundung gedacht war und<br />

nicht als Vorbereitung auf den Tod, wie<br />

es heute in der katholischen Kirche üblich<br />

ist. Erst im Jahr 852 wurde aus der<br />

gnadenbringenden Ölung das Sakrament<br />

der letzten Ölung, das als Vorbereitung<br />

auf den Tod gespendet wurde.<br />

Hier erinnert <strong>Jakobus</strong> an das Wort aus<br />

dem 1. Korinther Kap. 12, Vers 26:<br />

„Wenn ein Glied leidet, so leiden alle<br />

Glieder mit...“ Jesus hat dem Krankenbesuch<br />

und dem gemeinsamen Gebet ihre Kranken gekümmert, und die Gabe<br />

<strong>Die</strong> Kirche hat sich zu allen Zeiten um<br />

eine besondere Verheißung zugeordnet<br />

(Matthäusevangelium Kap. 25, wesen.“ (Barclay, S. 128) Durch die<br />

<strong>des</strong> Heilens ist dort stets zu Hause ge-<br />

Vers 36; Kap. 18, Vers 19). Zusätzlich Verschiebung zum Sterbesakrament<br />

soll der Kranke im Namen <strong>des</strong> Herrn blieb die Krankensalbung und -seg-<br />

im evangelischen Raum Jesus Christus mit Öl gesalbt werden. 38nung weitge-


hend unbeachtet. Erst in der zweiten<br />

Hälfte <strong>des</strong> vergangenen Jahrhunderts<br />

wurde sie im Luthertum neu entdeckt.<br />

Ich danke meinem Vorgänger im<br />

Pfarramt zu Sottrum, dass er bahnbrechend<br />

eine monatliche Krankensegnung<br />

im Anschluß an den Gottesdienst<br />

unter Gebet und Handauflegung<br />

eingeführt hatte. Möge das unter<br />

zusätzlichem Brauch der Ölung<br />

Schule machen!<br />

Vers 15: „Jedoch hat <strong>Jakobus</strong> in der<br />

Salbung nicht ein unfehlbar wirksames<br />

Heilmittel gesehen; denn nicht<br />

das Öl, sondern das Gebet <strong>des</strong> Glaubens,<br />

sagt er, wird für den Kranken<br />

die Heilung bewirken. Das gläubige<br />

Gebet stellt sich aber bescheiden<br />

unter Gott, wartet auf seine Hilfe und<br />

ist mit seiner Führung zufrieden, welchen<br />

Weg sie uns leite, ob zum Leben<br />

oder zum Tod. Wenn <strong>Jakobus</strong> die<br />

Gemeinde daran erinnert, daß sie<br />

auch gegen die Krankheit nicht ohnmächtig<br />

ist, weil sie glauben und beten<br />

darf, schwebt ihm das Bild Jesu<br />

vor, wie er durch sein herzliches Erbarmen<br />

in Gottes Macht der Krankheit<br />

ein Ende machte.“ (Schlatter, S.<br />

211)<br />

<strong>Der</strong> siegreiche Auferstandene hat die<br />

Macht, Kranke wieder aufzurichten -<br />

wenn es denn sein Wille ist.<br />

Sodann kommt die Sünde ins Blickfeld.<br />

<strong>Der</strong> glaubende Christ erfährt sich<br />

trotz seiner neuen Existenz immer wieder<br />

als Sünder. Denn Satan versucht<br />

derart, die Glaubenden von ihrem<br />

Herrn wegzureißen. Sünden stehen<br />

somit dem Kranken im Wege; denn<br />

Sünden trennen von Gott. Man kann<br />

nicht physische Heilung erbitten und<br />

gleichzeitig in Sünden und damit in Gottferne<br />

gefangen sein. Daher ist die Bitte<br />

um Vergebung eine vordringliche Aufgabe<br />

angesichts von Krankheit und To<strong>des</strong>not.<br />

Darum fordert <strong>Jakobus</strong> das Bekenntnis<br />

der Sünden als Voraussetzung für die<br />

um Christi willen zuzusprechende Vergebung<br />

aller Sünden, die wiederum Voraussetzung<br />

für die erneute Gottesgemeinschaft<br />

ist.<br />

Vers 16: <strong>Der</strong> Kranke soll seine Sünde<br />

vor Mitchristen bekennen. <strong>Die</strong>se sind<br />

nicht Richter über den Kranken, sondern<br />

Zeugen seines Sündenbekenntnisses<br />

als Voraussetzung für die Vergebung.<br />

Das Bekenntnis vor anderen verleiht<br />

der Reue über die begangenen<br />

Sünden Glaubwürdigkeit. Dadurch<br />

macht sich der Kranke ehrlich vor Gott<br />

und den Glaubensgeschwistern.<br />

Als Bereuender und als von Sünden<br />

Losgesprochener steht er wieder in der<br />

heilsamen Gottesgemeinschaft. Das<br />

verleiht dem fürbittenden Gebet um<br />

Heilung die nötige Glaubwürdigkeit.<br />

<strong>Jakobus</strong> stärkt sodann die Zuversicht<br />

zur Macht <strong>des</strong> ernsthaften Gebetes.<br />

„Dem Gebet eines Gerechten schreibt<br />

<strong>Jakobus</strong> eine große Wirksamkeit zu und<br />

lenkt damit unseren Blick nach innen;<br />

wir sollen uns prüfen, ob unsere Sache<br />

eine gerechte und unser Verlangen mit<br />

dem Recht und Willen Gottes eins ist,<br />

ob wir nicht einem sündigen Begehren<br />

Raum geben und mit unserem Gebet<br />

39Gott widerstreben... Das Gebet <strong>des</strong>


Sünders fällt dahin. Da dürfen wir nun<br />

freilich, soll uns die Freudigkeit zum<br />

Gebet nicht schwinden, nicht vergessen,<br />

daß die Gerechtigkeit Gottes<br />

nicht nach menschlichen Gedanken<br />

beschaffen ist; denn es gibt auch für<br />

uns mit vielfältiger Schuld belastete<br />

Menschen ein Gerechtsein vor Gott,<br />

das uns zuwächst, sowie wir seiner<br />

Gnade und seinem Gebot durch Glauben<br />

und Gehorsam untergeben sind.“<br />

(Schlatter, S. 213)<br />

Vers 17: <strong>Jakobus</strong> zeigt die Kraft <strong>des</strong><br />

Gebetes am Beispiel <strong>des</strong> den Adressaten<br />

an menschlicher Niedrigkeit<br />

gleichstehenden Elia, <strong>des</strong>sen Gebet<br />

den Himmel verschließen konnte, so<br />

daß es nicht regnete (1. Könige Kap.<br />

17, Vers 1).<br />

Vers 18: Ebenso vollbrachte das Gebet<br />

das Wunder <strong>des</strong> nach langer Trokkenheit<br />

heiß ersehnten Regens, der<br />

die Erde wieder fruchtbar werden ließ<br />

(1. Könige Kap. 18, Vers 42).<br />

Vers 19 + 20: Etwas Größeres kann<br />

niemand für einen Mitchristen tun, als<br />

ihn vom Irrtum zu befreien und zur<br />

Wahrheit Gottes zurückzubringen.<br />

Denn damit ist der Irrende, der Sünder,<br />

auf den Weg Gottes gebracht, der<br />

aus dem Tod ins ewige Leben vollkommener<br />

Gottesgemeinschaft führt. Das<br />

ist eine unvergleichliche Rettungsaktion,<br />

die durch den allein rettenden<br />

Glauben an Jesus Christus die Menge<br />

der begangenen Sünden so bedeckt,<br />

daß sie im Endgericht nicht mehr zum<br />

Vorschein kommen. So sind Christen<br />

aneinander verwiesen. Wir sind “unseres<br />

Bruders - und auch unserer Schwester<br />

- Hüter”.<br />

Hauck (S. 33) sieht in dem Vers 20b<br />

den mitchristlichen Retter und <strong>des</strong>sen<br />

Sünden gemeint, die durch <strong>des</strong>sen Rettungsaktion<br />

getilgt seien. Hauck<br />

sieht dieses Verständnis durch 1. Timotheus<br />

Kap. 4, Vers 16 gedeckt. Barclay<br />

stellt demgemäß dazu fest: “<strong>Die</strong> höchste<br />

Ehre wird dem zuteil, der andere zu<br />

Gott führt. Er hat damit teil an dem<br />

Werk Jesu Christi, <strong>des</strong> Heilands der<br />

Welt.” (S. 132)<br />

Tasker (S. 143) hält dagegen, daß hier<br />

die Sünden <strong>des</strong> Geretteten gemeint<br />

sein müssen, da jede Form von Verdienstgerechtigkeit<br />

dem Neuen Testament<br />

fremd ist. So äußert sich auch<br />

Grünzweig (S. 180). Er merkt ergänzend<br />

dazu an, daß jedoch der sein Heil<br />

aufs Spiel setzt, der nur an sein eigenes<br />

Heil und nicht auch an das der<br />

anderen denkt.<br />

Folgt man dem Grundtenor <strong>des</strong> gesamten<br />

Neuen Testamentes, kann man nur<br />

Tasker und Grünzweig zustimmen. Andernfalls<br />

würde eine bedenkliche Werkgerechtigkeit<br />

durch die Hintertür eingeführt.<br />

40


Aktuelle Bedeutung <strong>des</strong> <strong>Jakobus</strong>briefes<br />

1.) Christen leben in der Zerstreuung<br />

Wenn der Jak. die Adressaten als die<br />

„12 Stämme in der Diaspora, d.h. der<br />

Zerstreuung“, anspricht, dann betont<br />

er damit: Christen haben ihre wahre<br />

Heimat in der himmlischen Herrlichkeit<br />

Gottes und verweilen während ihrer<br />

irdischen Lebenszeit in einer Umgebung,<br />

die Jesus Christus nicht kennt,<br />

nicht kennen will, sich von ihm abgewandt<br />

hat. So ist ihre multikulturelle<br />

Umgebung in dem Sein ohne Jesus<br />

Christus geeint. In diesem Umfeld leben<br />

Christen verstreut als Minderheit<br />

und Fremdkörper.<br />

Was in den ersten Jahrhunderten der<br />

Christenheit galt und später im sogenannten<br />

‘Heiligen römischen Reich<br />

deutscher Nation’ durch die automatische<br />

Zugehörigkeit der Mehrheit zur<br />

Kirche sowie dann zur jeweils bestimmenden<br />

Konfession verdrängt wurde,<br />

ist heute im sogenannten christlichen<br />

Abendland, d.h. bei uns in Europa, zunehmende<br />

Wirklichkeit. Damit gewinnt<br />

Kirche / Gemeinde wieder neutestamentliche<br />

Züge. Denn durch ihr Bekenntnis<br />

zu dem gekreuzigten und auferstandenen<br />

Herren Jesus Christus sind<br />

die Glaubenden Fremdkörper in ihrem<br />

Umfeld.<br />

<strong>Der</strong> Jak. tröstet Christen von heute in<br />

der Gewißheit, dass sie ihre wahre,<br />

ewige Heimat bei Gott haben und ihr<br />

Leben in diesem Wissen gestalten sollen.<br />

Ihr Fremdsein ist somit keine heutzutage<br />

neu aufbrechende Katastrophe,<br />

sondern gehört von Anfang an zur<br />

christlichen Existenz dazu. Es beweist<br />

geradezu, dass sie auf der richtigen<br />

Seite sind. Dann kann das Fremdsein<br />

sogar Grund zu bleibender Freude werden!<br />

Dabei ist nicht zu vergessen, dass<br />

Jesus die Seinen dazu auffordert, ihr<br />

Kreuz auf sich zu nehmen und ihm darin<br />

zu folgen (Matthäusevangelium Kap.<br />

10, Verse 38f).<br />

2.) Von Gott geschenkte Weisheit ist mehr<br />

als alles menschliches Wissen<br />

Deshalb wird sich der Kluge nicht auf ken von Gott erneuern und neu ausrichten<br />

seinen Verstand verlassen, sondern<br />

läßt, der beurteilt alles von Gott<br />

Gott um die Weisheit bitten, die ihm her. Ein solcher Mensch denkt nach, was<br />

zum umfassenden, wahren Verstehen Gott vor-gedacht hat und hält sich dabei<br />

fehlt. Deshalb sollen Glaubende ‘ganz<br />

an Gottes gültige Maßstäbe (Römer<br />

Ohr sein’ und Gott den Vortritt lassen. Kap. 12, Verse 1f). <strong>Die</strong>se Weisheit verankert<br />

Gott sagt zu, diese Weisheit durch<br />

in Gottes reiner Wahrheit und<br />

seinen Heiligen Geist an die zu vermitteln,<br />

versteht die Macht der Frieden stiften-<br />

die ihn darum bitten. Sie hilft den göttlichen Liebe. So wird sie zum<br />

gegen allen Zweifel. Wer so sein Den-<br />

41hilfreichen Orientierungsrahmen.


Mit diesem Thema greift der Jak. ein<br />

auch für den Apostel Paulus zentrales<br />

Thema auf, das sich aus der Christusoffenbarung<br />

erschließt und neue Lebensperspektiven<br />

ermöglicht. Unsere<br />

Gegenwart leidet an fehlenden allgemeingültigen<br />

Maßstäben, die nicht<br />

durch den persönlichen Egoismus korrumpiert<br />

sind. Das macht unter anderem<br />

die weltweite Finanzkrise der letzten<br />

Jahre überdeutlich. Wenn jedoch<br />

jeder nur von seinem Profit her denkt<br />

und handelt, dann wendet sich selbst<br />

der tollste wissenschaftlich-technische<br />

Fortschritt gegen den Menschen. Das<br />

gesunde Überleben wird dann eine<br />

Frage von Geld und Macht!<br />

So hat gerade auch dieser <strong>Brief</strong> den<br />

Zeitgenossen sehr Wichtiges zu sagen.<br />

Christen sollten diese Botschaft<br />

in ihrem Umfeld leben und mit Wort und<br />

Tat propagieren. Sie sollten von daher<br />

eine entscheidende Alternative zur<br />

Auswegslosigkeit einer zunehmend<br />

gottlosen Welt darstellen. Hilfestellung<br />

dazu ist in biblischer Gemeindeunterweisung<br />

zu bieten.<br />

3.) <strong>Die</strong> sich daraus ergebende<br />

besondere Verantwortung der Lehrenden<br />

Manchem mag es lukrativ erscheinen,<br />

eine - meist langfristig gesicherte - lehrende<br />

Tätigkeit in Kirche und Gemeinde<br />

zu erstreben. Deshalb sollte von<br />

den Verantwortlichen die besondere<br />

Verantwortung vor Gott eingeschärft<br />

werden, die diese Tätigkeit automatisch<br />

umschließt. Denn es geht dabei<br />

um das ewige Geschick von anvertrauten<br />

Menschen, die nicht irregeleitet<br />

werden dürfen, sondern auf dem<br />

wahren Weg zum ewigen Leben zu<br />

führen sind. Es darf dabei weder um<br />

Geld noch um Ansehen gehen - und<br />

schon gar nicht um die Lieblingsgedanken<br />

<strong>des</strong> Lehrenden.<br />

Schaut man sich jedoch die weltweite<br />

kirchliche Landschaft an, dann kann<br />

man nur entsetzt sein, was da alles geschieht<br />

- vom Mißbrauch Anvertrauter<br />

ganz zu schweigen! <strong>Der</strong> Eindruck<br />

drängt sich dem Betrachter auf, daß es<br />

vielen Lehrenden auf der Kanzel, im<br />

Konfirmandensaal, im Klassenzimmer<br />

und bei Gemeindebibelabenden völlig<br />

freigestellt ist, welche Lehren sie da<br />

verbreiten. So werden Christen und<br />

Außenstehende mit einer verwirrenden<br />

Vielfalt von Meinungen konfrontiert.<br />

Das kann es nicht sein! Beliebiger Pluralismus<br />

hat in Gemeinde / Kirche keinen<br />

Platz. Das macht der Jak. erneut<br />

deutlich.<br />

4.) Glaube ohne Werke ist tot<br />

Das Hören <strong>des</strong> göttlichen Tatwortes auseinandergerissen werden. <strong>Der</strong> Jak.<br />

drängt in die praktische Umsetzung. warnt vor Trägheit im Glauben. Darin<br />

Gott schafft durch sein Schöpfungswort<br />

beschreibt er die Konsequenzen <strong>des</strong><br />

neue Fakten in und durch Men-<br />

durch den Heiligen Geist gewirkten<br />

schen. So dürfen Wort und Tat nicht42<br />

Glaubens. Er steht nicht im Gegensatz


zu Paulus, sondern stellt eine Konsequenz<br />

in den Vordergrund, die auch<br />

Paulus nicht ausblendet (vgl. zu Kap.<br />

2, Vers 14). Denn auch Paulus geht<br />

es um den Gehorsam <strong>des</strong> Glaubens.<br />

So sehen beide, Paulus und <strong>Jakobus</strong>,<br />

die christliche Gemeinde als Glaubens-<br />

und Tatgemeinschaft. <strong>Die</strong> Tat<br />

darf sich jedoch nicht vom Glauben<br />

lösen; denn dann verkommt christliche<br />

Diakonie zur reinen Sozialveranstaltung.<br />

Sie ist dann nicht mehr als<br />

Ausfluß <strong>des</strong> göttlichen Liebeswillens<br />

zu erkennen!<br />

Genau da liegt heute eine große Gefahr.<br />

<strong>Die</strong> Hilfe, das Engagement für<br />

die Mitmenschen verselbständigt sich<br />

häufig so stark, dass man kirchliche Veranstaltungen<br />

kaum noch von anderen<br />

Hilfsaktionen unterscheiden kann. So<br />

ruft der Jak. eine träge gewordene Christenheit<br />

erneut zum Umsetzen <strong>des</strong> ihr<br />

von Gott Geschenkten, ohne dabei den<br />

alles Handeln ermöglichenden und begründenden<br />

Glauben auszublenden.<br />

So darf der Jak. eben nicht gegen Paulus<br />

ausgespielt werden. <strong>Die</strong> einzelnen<br />

Schriftstellen sind im Zusammenhang<br />

der ganzen <strong>Bibel</strong> zu verstehen. <strong>Die</strong> verschiedenen<br />

<strong>Brief</strong>e betonen unterschiedlich<br />

angesichts der Situation ihrer<br />

Adressaten. Darin ergänzen sie sich<br />

und bieten so die Fülle der offenbarten<br />

Wahrheit und Liebe Gottes. Das ist heute<br />

neu wahrzunehmen und umzusetzen!<br />

5.) <strong>Die</strong> gefährliche Macht der kleinen Zunge<br />

Was der Jak. in Kap. 1, Vers 26 und<br />

Kap. 3, Verse 5ff über die gefährliche<br />

Zweideutigkeit der Zunge und damit<br />

der Sprache aussagt, wird heutzutage<br />

erschreckend bestätigt. Durch die<br />

globale Medienlandschaft mit ihren<br />

schier grenzenlosen Möglichkeiten<br />

findet eine Inflation von Wörtern statt,<br />

die mit einem gefährlichen Bedeutungsverlust<br />

<strong>des</strong> gesprochenen und<br />

dann auch geschriebenen Wortes einhergeht.<br />

Das ist ein idealer Mutterboden<br />

für die Lüge, hinter der Satan<br />

steckt (Johannesevang. Kap. 8, Vers<br />

44). So verstärkt sich das Gefährliche<br />

der Zunge.<br />

Dazu kommt eine verlogene Trennung<br />

von Wort und Tat. Man redet sich ein,<br />

solange es bei Worten bleibe, sei alles<br />

halb so schlimm.<br />

Das aber ist ein gravierender Irrtum -<br />

wie die Geschichte der Diktaturen der<br />

Neuzeit zeigt. Denn alles Schreckliche<br />

beginnt mit aufhetzenden Worten. Erst<br />

dann setzt sich das in gewalttätige Taten<br />

um. So ermahnt der Jak. die Christen,<br />

dieses zerstörerische Gesellschaftsspiel<br />

nicht mitzuspielen, sondern<br />

in Wort und Tat christusgemäß zu leben.<br />

Das beinhaltet vor allem auch, nicht<br />

nachzuschwätzen, was andere vorschwätzen,<br />

sowie keine Vorurteile und<br />

keinen Haß oder irgend etwas, das gegen<br />

Gottes 8. Gebot steht, mit Worten<br />

zu transportieren.<br />

Mit solch alternativem Verhalten bezeugen<br />

die Glaubenden vor aller Welt das<br />

43neue Sein in und durch Jesus Christus.


6.) <strong>Der</strong> rechte Umgang mit den Kranken in der Gemeinde<br />

<strong>Die</strong> Menschwerdung Gottes in Jesus<br />

Christus offenbart die göttliche Hinwendung<br />

zu dem ganzen Menschen<br />

aus Seele, Geist und Leib. Das ist im<br />

Johannesevangelium Kap. 1, Vers 14<br />

klar bezeugt. Unter dem Einfluß platonischer<br />

Philosophie mit deren Abwertung<br />

<strong>des</strong> Leibes ist das in der Geschichte<br />

der Christenheit oft vergessen<br />

worden.<br />

Dabei wurde auch die Rückwirkung<br />

<strong>des</strong> seelischen Zustan<strong>des</strong> auf das leibliche<br />

Wohlergehen übersehen und<br />

eine gefährliche Reduktion auf das<br />

Seelische praktiziert. Jak. Kap. 5, Verse<br />

13 - 18 ist daher eine unbedingt<br />

neu zu beachtende biblische Weisung.<br />

Dabei sind die Elemente - Besuch der<br />

Kranken, Gebet über den und für die<br />

Kranken, Bekenntnis der Sünden mit<br />

Zuspruch der Vergebung für den Kranken<br />

sowie die Salbung mit Öl im Namen<br />

<strong>des</strong> Herrn Jesus Christus - gleichwertig<br />

zu praktizieren.<br />

Daraus darf sich jedoch kein magischer<br />

Automatismus ableiten; denn es steht<br />

in Gottes Willen, was er für den einzelnen<br />

glaubenden Kranken als gut erachtet.<br />

Gott läßt sich nicht zwingen. Er<br />

will aber gebeten sein. <strong>Die</strong> Kranken<br />

dürfen sich in jedem Fall in seiner ewigen<br />

Liebe geborgen wissen, die in Jesus<br />

Christus für uns Person geworden<br />

ist.<br />

Liebe Leserin, lieber Leser,<br />

von dieser Broschüre und den anderen aus dieser Reihe<br />

„<strong>Die</strong> <strong>Bibel</strong> für heute erklärt“ erhalten Sie gerne weitere Exemplare.<br />

Erschienen sind in dieser Reihe von <strong>Dr</strong>. <strong>Horst</strong> <strong>Neumann</strong> bisher:<br />

Auslegungen aller <strong>Brief</strong>e <strong>des</strong> Neuen Testamentes<br />

mit Ausnahme <strong>des</strong> 2. Korintherbriefes,<br />

die - so Gott will - noch 2011 erscheinen wird.<br />

<strong>Die</strong> Auslegungen eignen sich besonders<br />

fürs persönliche fortlaufende <strong>Bibel</strong>lesen<br />

sowie für die Arbeit an biblischen Texten in Haus- und <strong>Bibel</strong>kreisen.<br />

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