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Rede OB Buchhorn - RP Online

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S P E R R F R I S T : Veranstaltungstermin<br />

- Es gilt das gesprochene Wort -<br />

<strong>Rede</strong><br />

Oberbürgermeister Reinhard <strong>Buchhorn</strong><br />

Einbringung Haushaltsplanentwurf 2014 und Fortschreibung HSP 2014 - 2021<br />

Ratssitzung<br />

Montag, 14. Oktober 2013, Ratssaal<br />

Sehr geehrte Frau Bürgermeisterin Lux, Herr Bürgermeister Busch,<br />

meine sehr geehrten Damen und Herren des Rates der Stadt Leverkusen,<br />

verehrte Vertreterinnen und Vertreter der Presse,<br />

meine sehr geehrten Damen und Herren,<br />

wenn es ums Geld geht, schlägt die Stunde der Wahrheit. Indem wir heute den<br />

Haushaltsplanentwurf einbringen, lassen wir uns messen. Wir - das heißt die Verwaltung, wir<br />

- das heißt auch die Politik, die in den vergangenen Jahren die Beschlüsse gefasst hat, die<br />

unsere Stadt aus der fortschreitenden Lähmung des Nothaushaltsrechts befreit haben. Wir<br />

haben uns wieder Handlungsspielraum erkämpft. Das ist mehr, als noch vor Jahren zu<br />

erwarten war: Nothaushalt, fortschreitender Verzehr des Eigenkapitals, drohende<br />

Überschuldung – wir alle wussten, worauf das hinauslaufen würde, wenn wir nicht auf die<br />

Bremse treten.<br />

Das haben wir getan. Wir haben uns einem restriktiven Sparprogramm unterworfen. Mit der<br />

freiwilligen Teilnahme am Stärkungspakt und dem Aufstellen eines umfassenden<br />

Haushaltssanierungsplans wurden seit drei Jahren die Weichen für eine nachhaltige<br />

Konsolidierung des Haushaltes gestellt.<br />

Dass unsere finanzielle Situation nach wie vor nicht rosig ist, muss ich an dieser Stelle nicht<br />

eigens betonen. Aber: Wenn ich Ihnen heute den Haushaltsplanentwurf 2014 und die<br />

Fortschreibung des Haushaltssanierungsplanes bis 2021 vorstelle, geschieht dies zum<br />

ersten Mal in der Gewissheit, dass wir auf dem Weg zur finanziellen Gesundung bereits ein<br />

erstes wichtiges Stück hinter uns gebracht haben und - unsere Maßnahmen funktionieren.


- 2 -<br />

[ Folien 1 + 2 ]<br />

Das erkennen Sie auch daran, dass ich Ihnen eine fortgeschriebene Kurve bezüglich des<br />

Verzehrs von Eigenkapital und der kontinuierlichen Verringerung der defizitären Entwicklung<br />

darstellen kann, die immer noch den Haushaltsausgleich für das Jahr 2018 sicherstellt.<br />

In Erinnerung rufen möchte ich Ihnen noch, was ich zu Beginn meiner Amtszeit 2009<br />

vorgefunden habe. Danach sollte unser Eigenkapital bereits 2014 aufgebraucht sein!<br />

Lassen Sie mich auf unsere Erfolge, auf das bisher Erreichte, eingehen, bevor ich zu den<br />

Risiken künftiger Entwicklungen komme.<br />

Wie Sie alle wissen, wurde mit Verfügung der Kommunalaufsicht vom 25.10.2012 der<br />

Haushaltssanierungsplan 2012 bis 2021 erstmals genehmigt. In der Folge konnte unsere<br />

Stadt erstmals seit 2005 das Nothaushaltsrecht verlassen. Die vielleicht beste Nachricht<br />

allerdings traf dann Mitte April 2013 im Rathaus ein: Die Bezirksregierung Köln genehmigte<br />

auch die Fortschreibung des Haushaltssanierungsplanes im Haushaltsjahr 2013. Die<br />

Haushaltssatzung für 2013 erhielt damit nach ihrer Veröffentlichung Rechtskraft.<br />

Der Entwurf des Jahresabschlusses für 2012 wurde ebenfalls im April fristgerecht vorgelegt.<br />

Damit war auch für 2013 die Auszahlung der Stärkungspaktmittel in Höhe von rd. 4,28 Mio.<br />

Euro gesichert. Die Landeskasse hat die Beträge am 7.10.2013 bereits überwiesen.<br />

Übrigens: Mit dem testierten Jahresabschluss stellt Leverkusen nicht nur im Kreise der<br />

Stärkungspakt-Kommunen eine Ausnahme dar.<br />

Allerdings hat auch Leverkusen durch die vom Land ab 2013 durchgeführte Neuberechnung<br />

der Stärkungspaktmittel Nachteile kompensieren müssen – mit 1,7 Mio. Euro für 2014 jedoch<br />

weniger als andere Kommunen. Insgesamt 26 Kommunen in NRW mussten eine teils<br />

drastische Reduzierung der Zuweisungen hinnehmen. Oberhausen etwa muss im laufenden<br />

Jahr mit insgesamt rd. 13 Mio. Euro weniger auskommen. Diese Situation führt dort – wie<br />

u.a. auch in Wuppertal und Hagen - dazu, dass nicht genehmigungsfähige Haushaltspläne<br />

vorgelegt werden müssen.<br />

Wir hingegen liegen im Plan. Und das liegt an der strikten Umsetzung der beschlossenen


- 3 -<br />

Sparziele und einer insgesamt soliden Haushaltspolitik. Wir haben unsere Hausaufgaben<br />

gemacht. Die Regierungspräsidentin bestätigt unsere Haushaltspolitik in einer<br />

Presseverlautbarung zur Genehmigung des Haushaltes: Sie freue sich, heißt es da, „dass es<br />

die Stadt durch entschlossenes Vorgehen geschafft hat, sich Perspektiven für die Zukunft zu<br />

erhalten.“<br />

Genau darum geht es: Das stetige Streben nach einem ausgeglichenen Haushalt ab 2018<br />

bringt künftig größere Handlungsfreiheiten für diese Stadt und ihre Bürgerinnen und Bürger.<br />

Sie werden sich noch an die Warnung in meiner Haushaltsrede vom letzten Jahr erinnern.<br />

Damals habe ich von der drohenden Gefahr eines Sparkommissars gesprochen, der uns<br />

womöglich vor die Nase gesetzt wird, wenn wir unsere Sparziele im Rahmen des HSP nicht<br />

einhalten.<br />

Wie schnell es mit der kommunalen Selbstverwaltung vorbei sein kann, konnte man in<br />

diesem Jahr am Beispiel des Eifel-Städtchens Nideggen sehen. Dort hat seit Mai nicht mehr<br />

der gewählte Rat das Sagen, sondern ein vom Land bestellter Finanzexperte, der nun im<br />

Alleingang entscheidet.<br />

Das heißt aber auch, dass wir nach wie vor alles dafür tun müssen, die Zielsetzungen des<br />

Stärkungspaktgesetzes zu erfüllen. Die Botschaft an die Bezirksregierung muss auch in den<br />

kommenden Jahren uneingeschränkt lauten: Die Stadt Leverkusen wird weiterhin alles<br />

unternehmen, um ihren Haushalt zu sanieren, alles tun, um ihre Handlungsfähigkeit auf der<br />

Basis einer Genehmigung dieses fortgeschriebenen Haushaltsanierungsplans weiter zu<br />

erhalten – also auch für 2014. Nur so werden wir den Staatskommissar und das erneute<br />

Abrutschen in das Nothaushaltsrecht vermeiden.<br />

Dies bedeutet allerdings nach wie vor stringente Haushaltsdisziplin. Insbesondere bei<br />

eventuellen Anträgen, die nach Abschluss Ihrer Haushaltsberatungen an mich herangetragen<br />

werden, ist es unabdingbar, dafür Kompensationsmöglichkeiten zu benennen.<br />

Dafür, meine sehr geehrten Damen und Herren, bitte ich bereits heute um Ihre<br />

Unterstützung.<br />

Werfen wir jetzt einen Blick darauf, wie sich die bereits beschlossenen Maßnahmen 2013


- 4 -<br />

ausgewirkt haben:<br />

[ Folie 3 ]<br />

Steuererhöhungen: Der Hebesatz für die Grundsteuer B wurde bereits 2011 von 500<br />

Prozentpunkten auf 590 Prozentpunkte erhöht. Durch diese Erhöhung wurden ab 2011<br />

jeweils rd. 5,5 Mio. € zusätzlich kassenwirksam vereinnahmt. Für 2014 erwarten wir<br />

insgesamt – also unter Einbeziehung der eben erwähnten Steuererhöhungen - rd. 37,2 Mio.<br />

€ an Grundsteuereinnahmen.<br />

Ebenfalls wurden ab 2011 die Spielgerätesteuer und die Hundesteuer moderat erhöht. Im<br />

Ergebnis können wir für den Etat 2014:<br />

• 2 Mio. € Spielgerätesteuer und<br />

• 840 T€ Hundesteuer<br />

veranschlagen.<br />

[ Folie 4 ]<br />

Bei der Gewerbesteuer stieg der Hebesatz in diesem Jahr von 460 Prozentpunkten auf 475<br />

Prozentpunkte. Nach der derzeitigen Prognose sind für 2013 - bei einem Haushaltsansatz<br />

von 86,5 Mio. € - rd. 77 Mio. € an Gewerbesteuereinnahmen zu erwarten. Davon sind rd. 1,8<br />

Mio. € Mehreinnahmen der Erhöhung des Hebesatzes zuzuordnen. Der von Ihnen am<br />

10.12.2012 beschlossene Haushaltssanierungsplan des Jahres 2013 sieht ab 2018 ff eine<br />

weitere Erhöhung der Gewerbesteuer von 475 Prozentpunkten auf 506 Prozentpunkte und<br />

eine Erhöhung der Grundsteuer B von 590 Prozentpunkten auf 656 Prozentpunkte vor.<br />

Heute kann ich Ihnen einen Entwurf des Haushaltsanierungsplans für das Jahr 2014 bis<br />

2021 vorlegen, der in Bezug auf den genehmigten letzten Haushaltssanierungsplan keine<br />

weiteren, zusätzlichen Steuererhöhungen mehr ausweist - aber dennoch die Zielvorgabe<br />

eines Ausgleichs ab 2018 ff einhält.<br />

Einsparungen: Durch ein verbessertes Beschaffungsmanagement erreichen wir ab 2014


- 5 -<br />

Einsparungen von rd. 200.000 Euro, die sich bis zum Jahr 2021 sukzessive auf bis zu<br />

900.000 € jährlich erhöhen. Zusätzlich werden sich im Etat Entlastungen durch<br />

Synergieeffekte im Bereich der Lebensmittelüberwachung durch die Gründung des CVUA<br />

(Chemisches und Veterinäruntersuchungsamt Rheinland) Rheinland ergeben.<br />

Beteiligungsbeiträge: Entsprechend der gesetzlichen Verpflichtung, die Tochtergesellschaften<br />

bei den Maßnahmen zur Haushaltskonsolidierung einzubeziehen, werden auch die<br />

städtischen Gesellschaften ihre Beiträge leisten.<br />

Die AVEA leistet entsprechend der Vorgabe des Haushaltssanierungsplans ab 2013 eine<br />

zusätzliche Gewinnausschüttung von 250.000 Euro, zusätzlich zu den 1.650.000 € die sie<br />

ohnehin leistet.<br />

Aus steuerlichen Gründen sind für die WGL Gewinnausschüttungen erst ab 2020<br />

vorgesehen. Ich möchte dabei nochmals ausdrücklich betonen, dass die ab 2020 ff<br />

vorgesehenen Beträge in Höhe von insgesamt 13,5 Mio. € die Gesellschaft weder<br />

überfordern, noch sie daran hindern werden, ihre Aufgaben wie bisher wahrzunehmen.<br />

Eine große Rolle für den städtischen Haushalt spielen nach wie vor die Ausschüttungen von<br />

Sparkasse und EVL. Gut 1 Million Euro konnte die Stadt Leverkusen 2012 aus dem<br />

Jahresüberschuss der Sparkasse verbuchen. Ganze 4 Mio. Euro aus dem Jahresüberschuss<br />

der Energieversorgung Leverkusen wurden 2012 auf der Habenseite der Bilanz des<br />

Sportparks Leverkusen verbucht.<br />

Leistungsreduzierung: Aus den bisher umgesetzten Maßnahmen, z.B. der Schließung des<br />

Bürgerbüros Opladen und des Freibads Auermühle sowie der Kündigung des Vertrages mit<br />

der Fernuni Hagen haben sich jährliche Einsparungen ergeben und noch wichtiger: Es<br />

werden zukünftige Aufwendungen vermieden, die vor dem Hintergrund der Haushaltslage<br />

nicht finanzierbar gewesen wären. Allein durch die Kündigung des Vertrages mit der Fernuni<br />

Hagen sparen wir 100.000 Euro im Jahr.<br />

Der Beschluss, insbesondere das Bürgerbüro sowie das Freibad nicht weiter zu betreiben,<br />

sind nicht leichtfertig gefasst worden, und haben hier sicherlich niemandem sonderlich<br />

Freude bereitet. Aber es waren notwendige Einschnitte, und sie zeigen Wirkung.


- 6 -<br />

Personalaufwand: Aufgrund von notwendigen Neueinstellungen - etwa bei der Feuerwehr<br />

und im Hinblick auf den Ausbau der U-3-Betreuungsplätze - haben wir einen Anstieg bei den<br />

Personalkosten zu verzeichnen, die leider die Einsparmaßnahmen des Personalkonzepts ein<br />

Stück weit konterkarieren. Da das Personalkonzepts bis zum Jahr 2021 jährliche<br />

Konsolidierungsbeiträge in Höhe von rd. 5,1 Mio. vorsieht – verläuft der Anstieg der Kosten<br />

moderat. Dazu aber später mehr.<br />

Dennoch bleibt viel zu tun. Dauerhaft positive Haushaltsentwicklung gelingt nur bei<br />

Ertragserhöhung auf der einen Seite und Aufwandsreduzierung auf der anderen. Wir sind<br />

zwar auf einem guten Weg, noch übersteigen die Aufwendungen die Erträge.<br />

Der Haushalt sieht in diesem Jahr ein Defizit von circa 72,6 Mio. Euro vor. Es resultiert unter<br />

anderem aus reduzierten Schlüsselzuweisungen des Landes aufgrund der erhöhten<br />

Steuereinnahmen des vorigen Haushaltsjahres. Dieses geplante Jahresdefizit ist nach wie<br />

vor ein Ziel, das wir erreichen können, selbst wenn zurzeit Zahlen von 80 bis 90 Mio. im<br />

Raum stehen. Denn den Kassensturz machen wir erst am 31.12.2013.<br />

In den vergangenen Jahren haben wir kontinuierlich bessere Ergebnisse erzielt, als im<br />

Rahmen der Haushaltsplanung prognostiziert:<br />

[ Folie 5 ]<br />

<br />

2009 wurde mit einem Defizit von 120,4 Mio. Euro gerechnet, tatsächlich waren es am<br />

Jahresende 107,6 Mio. Euro.<br />

<br />

2010 fiel der Unterschied noch krasser aus: In Soll gestellt waren 2010 insgesamt<br />

114,7 Mio. Euro Defizit, am Ende des Jahres waren es lediglich 45,7 Mio. Euro.<br />

<br />

2011 waren 100,2 Mio. Euro Minus einkalkuliert, tatsächlich belief sich das Defizit auf<br />

16,5 Mio. Euro.<br />

<br />

2012 hatten wir 43,9 Mio. Euro Defizit eingeplant, verbuchen konnten wir ein Minus


- 7 -<br />

von gerade mal 19,5 Mio. Euro.<br />

2013 sind 72, 6 Mio. € geplant. Das Ergebnis ?<br />

Für eine belastbare Aussage über das voraussichtliche tatsächliche Jahresergebnis 2013 ist<br />

es heute noch zu früh. Allerdings deutete sich schon zu Beginn des Jahres für 2013 ein<br />

fühlbarer Rückgang bei den Gewerbesteuern an. Noch im März dieses Jahres konnte man<br />

allenfalls 68 Mio. € Einnahmen für 2013 prognostizieren. Das hat sich zwar ein wenig<br />

relativiert - nach derzeitigem Stand können wir - bei einem geplanten Ansatz von 86,5 Mio. €<br />

- mit Gewerbesteuereinnahmen in Höhe von rd. 77 Mio. Euro rechnen. Weniger als geplant<br />

wird es aber auf jeden Fall.<br />

Allerdings haben wir mit Erlass der Haushaltssperre im Mai diesen Jahres alles rechtlich<br />

Mögliche getan, um das für 2013 geplante Defizit von rd. 72,6 Mio. € einzuhalten.<br />

Deshalb – wir segeln in diesem Jahr hart am Wind, wir bleiben aber auf Konsolidierungskurs.<br />

[ Folie 6 ]<br />

Für 2014 rechnen wir mit Erträgen von rd. 468 Mio. Euro, bei Aufwendungen von rund 500<br />

Mio. Euro. Das prognostizierte Jahresdefizit wird demnach rd. 32 Mio. Euro betragen. Die<br />

Eckdaten des Haushaltsplanentwurfs 2014, basierend auf den bisher vorliegenden<br />

Orientierungsdaten des Landes, präsentiert Ihnen gleich im Detail der Stadtkämmerer.<br />

Meine sehr geehrten Damen und Herren,<br />

wir haben Grund zu verhaltenem Optimismus. Wir liegen im Plan, die eingeleiteten<br />

Maßnahmen zeigen Wirkung. Der Haushaltssanierungsplan sieht nach wie vor ab 2018<br />

wieder einen Überschuss vor. Die Hebesätze der Kommunalsteuern bleiben in der weiteren<br />

Planung bis auf die bereits vorgesehenen Erhöhungen unangetastet; im investiven Bereich<br />

wird die Vorgabe einer „Neuverschuldung Null“ eingehalten. Das bedeutet, wir nehmen für<br />

Investitionen nur so viele Kredite auf, wie wir gleichzeitig tilgen.<br />

Große Sprünge machen wir deshalb noch lange nicht.


- 8 -<br />

Im Haushaltssanierungsplan verpflichten wir uns zu weiteren Sparbemühungen und<br />

Konsolidierungsmaßnahmen, um 2018 mit den Mitteln aus dem Stärkungspakt den<br />

Haushaltsausgleich zu erreichen. Die dort festgelegten Restriktionen erlauben uns nach wie<br />

vor weder jetzt noch in den kommenden Jahren auch nur die geringste finanzielle<br />

Nachlässigkeit.<br />

Oder – um bei meinem Vergleich zu bleiben, den ich auch schon in den vergangenen Jahren<br />

herangezogen habe: Wir befinden uns noch lange nicht auf der Überholspur. Ich darf Ihnen<br />

das Bild von der Luxuslimousine ins Gedächtnis rufen: Der Frontalzusammenstoß bei<br />

überhöher Geschwindigkeit konnte gerade noch vermieden werden. Es hat bei dem<br />

gewagten Ausweichmanöver sogar weniger verbeultes Blech und Schrammen im Lack<br />

gegeben, als befürchtet.<br />

Aber wir sind jetzt gerade erst dabei, mit noch stotterndem Motor und leichtem Druck aufs<br />

Gaspedal auf der Standspur wieder anzurollen. Der nun vorgelegte Haushaltsplanentwurf<br />

und die Fortschreibung des Haushaltssanierungsplanes setzen uns allenfalls in die Lage, die<br />

Limousine vorsichtig wieder auf die rechte Spur der dreispurigen Autobahn einzufädeln. Um<br />

dann – wenn weiterhin alles nach Plan läuft – 2018 die Mittelspur, also größere Freiräume,<br />

zu erreichen. Und das – nicht die Überholspur - ist ja unser eigentliches Ziel.<br />

Sie wissen alle, dass wir zudem von Faktoren abhängig sind, die wir nicht beeinflussen<br />

können, die wir aber dennoch einkalkulieren müssen. Sprich: Wie entwickeln sich die<br />

konjunkturellen Eckdaten, die Zinsen, die politischen Rahmenbedingungen? Zwar<br />

prognostizieren mehrere Forschungsinstitute eine Stabilisierung des wirtschaftlichen<br />

Aufschwungs im kommenden Jahr; dabei wissen aber wir nicht, wie schnell uns neue<br />

finanzpolitische Krisen beeinträchtigen. Angesichts solcher Unwägbarkeiten verbieten sich<br />

alle unnötigen Ausgaben.<br />

Wir müssen in Leverkusen soweit es geht, unabhängig von Konjunkturschwankungen eine<br />

langfristig orientierte Wirtschaftsentwicklung fördern und so gute Voraussetzungen für<br />

potentielle Investoren schaffen. Denn Leverkusen ist auf ein tragfähiges Fundament<br />

mittelständischer Unternehmen angewiesen. Nur so ist der Umzug der Konzernzentrale von<br />

Lanxess zu verkraften, die mit über 1.000 Mitarbeitern in diesem Sommer nach Köln


- 9 -<br />

verlagert wurde.<br />

Dennoch bleibt Leverkusen einer der wichtigsten Produktionsstandorte für Lanxess; und<br />

auch der Wechsel des zukunftsträchtigen Feinchemikalienherstellers Saltigo von Langenfeld<br />

nach Leverkusen zeigt, dass das Vertrauen in die Stärken des Chemiestandorts Leverkusen<br />

mit seiner erstklassigen Infrastruktur ungebrochen ist.<br />

Unsere hervorragende verkehrliche Anbindung hat auch den Presse-Grossisten leverdy<br />

davon überzeugt, sich bei uns anzusiedeln. Rund 300 Arbeitsplätze bringt die Firma leverdy<br />

nach Leverkusen, aus denen später, da bin ich mir sicher, noch einige mehr werden.<br />

Gleichwohl – auch mit den besten Voraussetzungen für wirtschaftlichen Erfolg müssen wir<br />

uns auch in Zukunft neuen Aufgaben und damit finanziellen Belastungen stellen.<br />

Das ist wie im richtigen Leben.<br />

Meine sehr geehrten Damen und Herren,<br />

damit bin ich bei den anstehenden Herausforderungen. Wir haben den U3-Ausbau (fast)<br />

gestemmt: Die Jugendhilfeplanung weist für das gesamte kommende Kindergartenjahr eine<br />

Versorgungsquote von 39,3 Prozent aus. Zwar werden einige der Kita-Neubauten erst im<br />

Laufe des Kindergartenjahres fertig. Wir konnten jedoch bislang den Bedarf aller Eltern, die<br />

einen Platz für ihr Kleinkind brauchten, erfüllen.<br />

Aber die Aufträge von Land und Bund reißen nicht ab. Nehmen wir das Thema Inklusion:<br />

Damit diese gelingen kann, bedarf es klarer gesetzlicher Regelungen, die auch das in der<br />

Landesverfassung garantierte Konnexitätsprinzip berücksichtigen. Da ist das Land in der<br />

Verantwortung, diese zusätzliche kommunale Aufgabe, die einer wirklich guten Sache dient,<br />

auch mit entsprechenden Mitteln auszustatten. Wünschenswert wäre dort, was schon bei der<br />

Übernahme der Grundsicherung im Alter funktioniert hat, nämlich die Erstattung der Kosten<br />

durch die kostenverursachende Instanz.<br />

Nach wie vor müssen wir über 90 Prozent unseres Haushaltes für Pflichtaufgaben<br />

bereitstellen.


- 10 -<br />

Die Sozialkosten machen davon den größten Anteil aus und sie werden in Zukunft noch<br />

weiter steigen. Die Aufwendungen für soziale Sicherung also Sozialleistungen, Kinder-,<br />

Jugend-, und Familienhilfe, sind 2014 mit 172, 5 Mio. € etatisiert, wobei - nach<br />

Gegenrechnung von rund 76 Mio. € Erträgen - der Haushalt 2014 mit gut 97 Mio. € belastet<br />

wird.<br />

Die Personalkosten sind der zweitgrößte Block. Alle Personalkosten betragen 2014<br />

insgesamt rd. 114,7 Mio. € und machen damit rd. 23 Prozent unserer gesamten<br />

Aufwendungen für 2014 aus. In dieser Summe sind alle Kosten enthalten, also auch die<br />

Kosten für den Aufbau von Pensionsrückstellungen, der Beihilfe, usw. also alle<br />

Lohnebenkosten.<br />

Ich habe es schon angerissen: Unsere Sparbemühungen der vergangenen Jahre werden<br />

immer wieder von Entscheidungen anderer Ebenen untergraben.<br />

Im Stellenplan 2014 sind alleine rd. 20 neue Stellen im Feuerwehrbereich wegen der<br />

gesetzlichen Umstellung der durchschnittlichen Wochenarbeitszeit von 54 auf 48 Stunden<br />

enthalten. In den Kindertagesstätten sollen im Stellenplan 2014 saldiert rund 30 neue Stellen<br />

geschaffen werden. Summiert sind das 120 neue Stellen, die seit der Einführung des<br />

Kinderbildungsgesetzes in den letzten fünf Jahren geschaffen wurden.<br />

Nimmt man den Stellenplan 2014 in den Blick, so stehen deshalb insgesamt rund 70 neue<br />

Stellen deutlich geringeren Stelleneinsparungen gegenüber.<br />

Lassen Sie mich noch einmal betonen: Nur durch die bereits erfolgten Einsparungen ist es<br />

uns möglich, den unvermeidlichen Anstieg der Personalkosten durch neue Aufgaben ein<br />

Stück weit zu kompensieren und die Steigerung moderat zu halten. Ohne diese Bemühungen<br />

lägen die Personalausgaben längst in einer ganz anderen Größenordnung.<br />

Dennoch werden in diesem Jahr allein im Verwaltungsbereich 16 Auszubildende eingestellt:<br />

Nachwuchskräfte für den gehobenen und den mittleren Dienst, sowie<br />

Verwaltungsfachangestellte. Nach erfolgreichem Abschluss der Ausbildung ist die<br />

Übernahme bei entsprechender Leistung grundsätzlich möglich und von uns gewünscht. Wir


- 11 -<br />

werden in absehbarer Zeit qualifizierte Kräfte dringend brauchen. Denn der demografische<br />

Wandel ist eine der ganz großen Herausforderungen der kommenden Jahre. Um es hier<br />

noch einmal deutlich zu machen: Wir sind bei der Stadt Leverkusen gerade mal acht Jahre<br />

davon entfernt, dass fast 20 Prozent unserer Beschäftigten die Altersgrenze erreicht haben<br />

und von der restlichen Belegschaft schon mehr als 60 Prozent über 50 Jahre alt sein werden.<br />

In gut zehn Jahren ist dann knapp die Hälfte unserer derzeitigen Mitarbeiterschaft in Rente<br />

gegangen und wenn die geburtenstarken Jahrgänge in ungefähr 18 Jahren komplett vom<br />

Arbeitsmarkt verschwunden sein werden, heißt das für die Stadt Leverkusen, dass sich fast<br />

zwei Drittel der heutigen Beschäftigten in Rente oder Pension befindet. Hier die richtigen<br />

Analysen zu treffen und einen systematisch neu durchdachten Personaleinsatz zu planen, ist<br />

eine der wichtigsten Aufgaben der kommenden Jahre.<br />

Einfach weiter Personal zu reduzieren, hieße deshalb an der falschen Stelle zu sparen. Im<br />

Gegenteil: Wir müssen uns schon jetzt verstärkt darum kümmern, qualifizierten Nachwuchs<br />

zu gewinnen. Allerdings werden wir nicht jede Personallücke 1:1 schließen können.<br />

Denn manche Aufgabe kann auch anders erledigt werden. Uns stehen inzwischen so viele<br />

technische Hilfsmittel zur Verfügung, die Verwaltungsverfahren vereinfachen können – wir<br />

müssen sie aber auch anwenden. Auch eine Verwaltung muss sich deshalb von<br />

liebgewonnenen Gewohnheiten und Abläufen trennen.<br />

Ohne ein gut durchdachtes Konzept haben wir aber damit zu rechnen, dass Engpässe wie<br />

bei der Führerscheinstelle kein Einzelfall bleiben. Bei solchen Vorkommnissen wird deutlich,<br />

wie wichtig unser Personal - wie wichtig aber auch vorausschauende Personalplanung ist.<br />

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt Leverkusen verwalten diese Stadt, das heißt,<br />

sie erledigen die vielen kleinen und großen Aufgaben, die es unseren Bürgerinnen und<br />

Bürgern ermöglichen, in einer funktionierenden Kommune zu leben. Dieser Aufwand lässt<br />

sich nicht endlos reduzieren. Aber, die Arbeitskraft dafür lässt sich gezielter einsetzen.<br />

In Zukunft müssen wir noch stärker unsere Aufgaben, den dafür nötigen Personaleinsatz und<br />

die technische Unterstützung, nach den Zielen ausrichten, die damit erreicht werden sollen.<br />

Unser Fachbereich „Personal und Organisation“ – muss den Personaleinsatz in Zukunft noch<br />

wesentlich stärker steuern als bisher. Eine Verwaltung bringt nur dann ihre optimale Leistung,<br />

wenn jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter dort eingesetzt wird, wo seine Ausbildung und


- 12 -<br />

seine Stärken gefordert sind.<br />

Weil ich eine effektive und strategisch anzugehende Personalentwicklung für die zentrale<br />

Aufgabe der Zukunft halte, habe ich das Amt des Personaldezernenten übernommen. Und<br />

hier sehe ich es als meine originäre Aufgabe an, die Weichen zu stellen für eine strategische<br />

Ausrichtung der gesamten Verwaltung.<br />

Wir müssen uns fragen: Welche Aufgaben, Strukturen und Abläufe werden künftig innerhalb<br />

der Verwaltung von Bedeutung sein? Was muss passieren, um diese an moderne<br />

Arbeitsmethoden anzupassen und unter Nutzung der Möglichkeiten moderner Informationsund<br />

Kommunikationstechnologien optimal zu gestalten? Wo muss und kann Personal künftig<br />

gezielter eingesetzt werden? Wer ist wo am richtigen Platz?<br />

Damit vor dem Hintergrund dieser Überlegungen künftig der Personalbedarf in einzelnen<br />

Bereichen besser gesteuert werden kann, wird zunächst der Fachbereich Straßenverkehr<br />

und werden sukzessive weitere Fachbereiche - nach Prioritäten gestaffelt –<br />

Organisationsuntersuchungen unterzogen.<br />

Nur wenn Verbesserungspotentiale klar erkannt, definiert und ausgeschöpft werden - und die<br />

strategischen Ziele den Aufgaben eine gemeinsame Richtung geben, kann eine Verwaltung<br />

im Sinne der Bürgerinnen und Bürger arbeiten, ohne sich zu verzetteln.<br />

Dazu kommt: auch die Erwartungshaltung gegenüber der Verwaltung und ihren<br />

Arbeitsweisen unterliegt einem stetigen Wandel. Gerade in Zeiten moderner<br />

Kommunikationstechnologien erwarten die Bürgerinnen und Bürger, diese im Kontakt mit<br />

einer Verwaltung so nutzen zu können, wie es die zum Teil höchst leistungsfähigen<br />

Endgeräte hergegeben. Dem berechtigten Anspruch auf Information und Teilhabe, aber auch<br />

dem Wunsch nach einem flexiblen, bürgerorientierten Leistungsangebot, muss eine<br />

moderne, innovative Verwaltung Rechnung tragen. Und sich in erster Linie als dialogbereiter,<br />

serviceorientierter Dienstleister im Sinne der Bürger präsentieren. Das Thema<br />

Bürgerbeteiligung wird in Zukunft einen deutlich höheren Stellenwert innerhalb der<br />

Stadtverwaltung einnehmen als bisher.<br />

Denn es geht bei allem, was die Verwaltung tut und die politischen Gremien entscheiden, um


- 13 -<br />

die Bedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger und aller, die hier leben, arbeiten und Steuern<br />

zahlen. Wir stehen im Dienste dieser Stadt. Daher gilt es, allen Sparzwängen zum Trotz,<br />

gezielt in eine aktive Stadtentwicklung zu investieren – mit kreativen Ideen und im Rahmen<br />

der finanziellen Möglichkeiten.<br />

Neben den Herausforderungen, die wir bewältigen müssen, gibt es aber auch die, die wir<br />

bewältigen wollen.<br />

Das inzwischen sichtbar beste Beispiel dafür ist die Neue Bahnstadt. Seit zwei Jahren<br />

entsteht dort ein lebendiges Stadtquartier. Die ersten Häuser sind dort bereits bezogen, die<br />

ersten Mietwohnungen auf dem Markt und die ersten Kinder geboren. Für den Neubau der<br />

Fachhochschule Köln stehen die Bagger zum Abriss der entsprechenden Hallen des<br />

Ausbesserungswerks bereit. Die großzügige Spende von Bayer und Lanxess in Höhe von<br />

zusammen einer Mio. Euro für das Campus-Projekt hat nochmals deutlich unterstrichen, wie<br />

wichtig der Campus Leverkusen auch für die Leverkusener Großindustrie ist. Nicht nur, weil<br />

dort hochqualifizierte Nachwuchskräfte ausgebildet werden, sondern auch, weil eine<br />

Universität immer auch ein „Think Tank“, eine Ideenschmiede ist, die Auftragsforschung<br />

anzieht und neue Impulse gibt.<br />

Auch für die Stadtentwicklung beginnt das jetzt sichtbar zu werden. Die erste Brücke ist nach<br />

Opladen geschlagen. Handwerkerhof und Deutsche Plasser zeigen, dass das<br />

Gewerbegebiet funktioniert. Der jährliche Projekttag hat bereits einen festen Platz im<br />

Kalender und beweist, dass die Bahnstadt als neuer Leverkusener Stadtteil angenommen<br />

und dessen Weiterentwicklung mit Neugier und Stolz verfolgt wird.<br />

Welche strukturelle Bedeutung das Projekt nicht nur für Leverkusen, sondern für die gesamte<br />

Region besitzt, wurde u.a. durch die Vorstandssitzung des „Region Köln Bonn e.V.“ in der<br />

Neuen Bahnstadt Ende September eindrucksvoll belegt, bei der die versammelten<br />

Oberbürgermeister und Landräte ein deutliches Bekenntnis zu diesem herausragenden<br />

Regionale-Projekt in unserer Stadt abgelegt haben. Um den Ostteil müssen wir uns also<br />

keine Gedanken mehr machen. Da läuft es wie von selbst. Die Vermarktung der neuen<br />

Baugrundstücke „an der Grünen Mitte“ beginnt demnächst; ich erwarte dort eine ebenso<br />

problemlose Abwicklung wie beim „Quartier am Campus“.


- 14 -<br />

Um sich zurückzulehnen, ist es allerdings noch zu früh, denn nun richtet sich die gesamte<br />

Konzentration auf den Westteil. Dort wird es jetzt spannend, denn für den Westteil wird nun<br />

das Planfeststellungsverfahren für die Gleisverlegung eingeleitet. Die zuletzt getroffenen<br />

Aussagen aus dem Ministerium, dass die finanzielle Förderung der Bahnallee im Zuge der<br />

Gleisverlegung gesichert ist, stimmen da natürlich sehr positiv. Ich habe Grund zur Annahme,<br />

dass bald die Finanzierung der Bahnallee durch entsprechende Zuwendungsbescheide<br />

gesichert ist.<br />

Auf das Projekt „Neue Bahnstadt“ kann Leverkusen mit Recht sehr stolz sein. Allerdings zeigt<br />

es auch, welchen Durchhaltewillen, welche Fähigkeit mit Rückschlägen fertig zu werden, wie<br />

viele kreative Strategien und - nicht zuletzt – wieviel Unterstützung ein Projekt dieser<br />

Größenordnung benötigt, um verwirklicht werden zu können.<br />

Diesen Maßstab müssen wir auch bei anderen Stadtentwicklungsprojekten anlegen. So etwa<br />

bei der Revitalisierung des City-Centers. Auch dort wurden bislang schon etliche<br />

Anstrengungen unternommen, die Lähmung wieder aufzulösen und den Niedergang zu<br />

verhindern: So hat ECE als erfahrener Projektentwickler und Shoppingcenterbetreiber<br />

versucht, der Eigentümergemeinschaft einen Lösungsweg aufzuzeigen. Eine Entscheidung<br />

ist aber an der zerklüfteten Eigentümerstruktur gescheitert.<br />

Die wesentliche Erkenntnis der bisherigen Bestrebungen ist, dass durchaus Interesse<br />

namhafter Projektentwickler an diesem Standort besteht, allerdings nur dann, wenn das in<br />

vielen Händen liegende Eigentum an der Immobilie neu geordnet und für den Investor<br />

kalkulierbar wird. Bislang müssen 150 Eigentümer aus drei Nutzergruppen mit entsprechend<br />

unterschiedlichen Zielvorstellungen alle Veränderungen gemeinsam beschließen und<br />

durchführen.<br />

Dagegen ist jede Stadtratsentscheidung ein Kindergeburtstag.<br />

Die Stadt und die Sparkasse Leverkusen als Eigentümer mit hohem Interesse an der<br />

Revitalisierung stellen sich jetzt gemeinsam dieser Problematik und haben das „City-Büro“<br />

gegründet. Das Ziel seiner Arbeit ist es zunächst drei selbstständige, untereinander<br />

abgegrenzte Nutzergruppen zu bilden, um die Entscheidungen in Sachen Wohnen, Büround<br />

Dienstleistungen sowie Handel voneinander unabhängig treffen zu können.


- 15 -<br />

Parallel müssen wir in der Innenstadt Wiesdorfs mit der Urbanisierung des Marktplatzes und<br />

des südlichen Stadtrands, Stichwort: „Ganser Forum“ weiterkommen. Wir haben dazu aktiv<br />

die Rolle des Handelnden übernommen und sind in konstruktiven Gesprächen mit den<br />

jeweiligen Akteuren. Die Seveso-Abstandsregelung lässt zurzeit die vom Investor<br />

beabsichtigte Ansiedlung eines Vollsortimenters an dieser Stelle nicht zu. Aber – auch dort<br />

werden sich wieder neue Ansatzpunkte für eine Entwicklung ergeben.<br />

Dass das funktionieren kann, selbst nach jahrzehntelangem Stillstand zeigt die jüngste<br />

Entwicklung beim Verkehrskonzept in Hitdorf. Wo erste Planungen einer Umgehungsstraße<br />

seit den siebziger Jahren auf Eis lagen und auch das erste Leverkusener Konzept jahrelang<br />

nicht weiterverfolgt werden konnte, stand eine Lösung dieser unbefriedigenden Situation<br />

schon seit Beginn meiner Amtszeit auf der Agenda. Sie wissen alle, wie intensiv wir diskutiert<br />

und wie sehr die unterschiedlichen Vorstellungen sich gegenseitig blockiert haben. Jetzt aber<br />

hat gerade die erste Planungswerkstatt stattgefunden. Die Ergebnisse dieser Veranstaltung<br />

vom Wochenende werden von der Verwaltung aufbereitet und in Kürze den politischen<br />

Gremien im Detail vorgestellt. Nach der Auftaktveranstaltung am Freitag, bei der alle<br />

Anwesenden auf den aktuellen Stand der Beschlusslage und den Stand der Planung<br />

gebracht wurden, konnte am Samstag in den Arbeitsgruppen ein Konsens zu den noch<br />

offenen Fragen gefunden werden. Ringstraße und Hitdorfer Straße sollen hiernach in Form<br />

einer „richtungslenkenden Verkehrsberuhigung“ ausgebaut werden.<br />

Entsprechende Mittel für den Umbau der Hitdorfer Straße in Höhe von 2,78 Mio. Euro und<br />

den Ausbau der Ringstraße in Höhe von 2,24 Mio. Euro sind im Haushalt der Stadt<br />

Leverkusen für die Jahre 2013 bis 2018 etatisiert. Vom Tisch allerdings ist die Realisierung<br />

einer Ortsumgehung Hitdorf aus Landesmitteln. Mit Schreiben vom 15. April 2013 teilte der<br />

Minister für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Verkehr des Landes NRW mit, dass<br />

mittelfristig nicht mit einer Realisierung einer solchen Maßnahme zu rechnen ist. Dennoch<br />

wird das Verkehrskonzept für Hitdorf mit dem Aus- und Umbau der Hitdorfer Straße und der<br />

Ringstraße so geplant und umgesetzt, dass einer späteren Realisierung einer<br />

Umgehungsstraße nichts im Wege steht.<br />

Sollte es allerdings Akteure geben, die eine Umsetzung des Verkehrskonzepts wieder<br />

blockieren, komme ich auf den Ratsbeschluss vom März (18.3.2013) zurück, der in diesem


- 16 -<br />

Fall die Verschiebung der Mittel in einen anderen Stadtteil Leverkusens vorsieht, in einen<br />

Stadtteil, in dem ebenso großer Druck für eine Verbesserung der Infrastruktur besteht – etwa<br />

nach Küppersteg. In dem Fall werde ich Ihnen eine entsprechende Ratsvorlage unterbreiten.<br />

Meine sehr geehrten Damen und Herren,<br />

ein neuer Blickwinkel hilft häufig, sich nicht zu verrennen, sich nicht auf eine einmal<br />

angedachte Methode der Problemlösung zu versteifen. Dazu muss allerdings eine<br />

Hartnäckigkeit kommen, die allen Mitakteuren klar macht: Wir lassen in unseren Zielen nicht<br />

locker.<br />

Beides zusammen wird uns auch bei den anstehenden großen Projekten helfen. Beim<br />

anstehenden Neubau des Leverkusener Kreuzes und der ebenso nötigen neuen<br />

Autobahnbrücke über den Rhein. Unter dem Fluss wird es keinen Tunnel geben. Da sind die<br />

Signale von Land und Bund eindeutig. Das ist nachvollziehbar, denn die Brücke ist so wichtig<br />

im Bundesverkehrswegenetz, dass niemand sich Verzögerungen leisten darf. Damit hat<br />

Leverkusen eine hohe Bedeutung für die Infrastruktur des Landes, ja der Bundesrepublik<br />

Deutschland - und eine hohe Priorität.<br />

Das können wir für eine unterirdische Lösung der A1 in Höhe Küppersteg anstelle der Stelze<br />

in die Waagschale werfen, sollten aber nicht so weit gehen, den geplanten Neubau der<br />

Rheinbrücke zu blockieren. Dann haben wir am Schluss unter Umständen zwar den Satz<br />

gewonnen aber das Match verloren.<br />

Meine sehr geehrten Damen und Herren,<br />

wir bleiben trotz neuer Belastungen durch gesetzliche Vorgaben und verminderte<br />

Gewerbesteuereinnahmen aus heutiger Sicht bei einem prognostizierten Jahresdefizit von<br />

72, 6 Mio. Euro und erfüllen damit die Vorgaben des Stärkungspaktgesetzes. Wir erreichen<br />

so die nächste wichtige Etappe auf unserem Weg zu einem ausgeglichenen Haushalt im<br />

Rahmen des Haushaltssanierungsplans. Wir haben unsere Einnahmen erhöht und unsere<br />

Ausgaben vermindert – und haben dabei so solide gewirtschaftet, dass wir auch Belastungen<br />

kompensieren können. Wir haben große und wichtige Projekte wie die Neue Bahnstadt<br />

geschultert und Entscheidungen auf den Weg gebracht, die die Infrastruktur unserer


- 17 -<br />

Stadtteile weiter stärken. Die Leverkusenerinnen und Leverkusener leben in einer Stadt, die<br />

ihnen gute Schulen, Ausbildungsplätze und Arbeit bietet, die sie unterstützt, wenn sie der<br />

Unterstützung bedürfen, die ihre Kinder in Kindertagesstätten gut betreut und die gesamte<br />

Infrastruktur so in Schuss hält, dass man hier mit dem Angebot einer Großstadt gut leben<br />

kann.<br />

Wir müssen aber mehr schaffen: Wir müssen den Einzelhandelsplatz Wiesdorf im Umland<br />

konkurrenzfähig halten und den Handel in Opladen zusammen mit der Neuen Bahnstadt<br />

weiterentwickeln. Wir müssen unsere Stärke, die hervorragende überregionale Infrastruktur<br />

nutzen und sollten trotzdem die Belastungen für unsere Bürgerinnen und Bürger so gering<br />

wie möglich halten.<br />

[ Folie 7 ]<br />

Wir haben schwierige Zeiten hinter uns und nicht minder anstrengende vor uns. Aber - wir<br />

sehen inzwischen das Licht am Ende des Tunnels nicht mehr nur in weiter Ferne, sondern<br />

schon ganz deutlich das Tunnelende. Wenn wir in der gleichen Geschwindigkeit<br />

weiterkommen und nicht unkalkulierbare Manöver anderer uns wieder ausbremsen, können<br />

wir uns bald schon neuer Perspektiven erfreuen.<br />

Denn wir haben Potential. Leverkusen liegt im Bereich der Metropolregion Rheinland.<br />

Leverkusen ist auch durch seine großen Firmen international bekannt und verkehrlich führt<br />

an Leverkusen kein Weg vorbei. Hier wird von Dritten investiert, in die Infrastruktur, in die<br />

Bildung und natürlich in die Wirtschaft. Wenn wir als Stadt dieses Potential klug nutzen und<br />

Ökonomie und Ökologie im angemessenen Verhältnis in Einklang bringen, werden wir in<br />

Zukunft eher noch eher an Bedeutung gewinnen.<br />

Um diese Stadt weiterhin gut aufzustellen, braucht es Kooperationsbereitschaft. Für uns, für<br />

die Bürgerinnen und Bürger, für unsere Kinder und Kindeskinder müssen wir heute planen<br />

und vorausschauen. Ich weiß um die Neigung vieler Menschen, sich gegen eine<br />

Veränderung zu sträuben. Stillstand bedeutet Rückschritt und das können wir uns nicht<br />

leisten.<br />

Wir haben die Infrastruktur für eine Stadt mit 200.000 Einwohnern, eine Stadt, die so viel


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bietet. Lassen Sie nicht zu, dass wir in den Sog vieler Großstädte in NRW geraten. Noch<br />

haben wir den Strukturwandel, der diese Städte hart getroffen hat, gut überstanden. Am<br />

Ende des Tages aber sind wir nur so stark, wie wir in der Lage sind, die dazu erforderlichen<br />

Entscheidungen zu treffen. Lassen Sie uns gemeinsam an dem Ziel arbeiten, Leverkusen<br />

zukunftsfähig zu machen.<br />

Tun wir es gemeinsam für unsere nachfolgenden Generationen.<br />

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

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