mutual exclusivity constraint - Opus - KOBV

mutual exclusivity constraint - Opus - KOBV mutual exclusivity constraint - Opus - KOBV

julia.siegmueller.de
von julia.siegmueller.de Mehr von diesem Publisher
29.11.2014 Aufrufe

Übereinstimmung steht (vgl. z.B. die zu Beginn des Kapitels aufgeführten Settings von Markman & Wachtel), wurde der Input an das Kind hier also merklich erhöht und durch eine Art Training auch deutlich verstärkt. Merriman und Schuster (1991) fanden auf diese Weise Anhaltspunkte dafür, dass zwei- und vierjährige ungestörte Kinder die verwendeten Zielwörter gleich oft auf bekannte, phonologisch sehr ähnliche Objekte und unbekannte Objekte abbilden können. Es konnte also bei der Anwendung der oben beschriebenen feedback-Methode auch bei den jüngeren Kindern eine gewisse Bereitschaft zum Überschreiben des mutual exclusivity constraints festgestellt werden. Evey und Merriman (1998) benutzten ebenfalls die feedback-Methode von Mervis und Bertrand bei Kindern zwischen 2;0 und 2;3 Jahren. In ihrer ersten Studie fand zunächst der oben ausgeführte Experimentaufbau mit sieben Stimulussets Anwendung, in dem ein Teil der Kinder (N=20) verstärktes feedback erhielt, ein anderer Teil der Kinder (N=20) nicht. Anschließend wurden alle Kinder aufgefordert, die Zielitems zu benennen. Die Ergebnisse zeigten, dass die Kinder, die kein verstärktes feedback erhielten, seltener die phonologisch nur minimal von bekannten Wörtern abweichenden Zielwörter auf die unbekannten Objekte abbildeten als die Kinder, die verstärktes feedback erhielten. Ein ausführlich diskutiertes Detail dieser Studie ist, dass alle Kinder gegen Ende des Experimentes das neue Wort weniger gern auf das unbekannte Objekt abbildeten als zu Beginn des Testdurchgangs. In der Interpretation dieses Ergebnisses argumentierten Evey und Merriman (1998: 134f.), dass sowohl der Gruppenunterschied zwischen den Kindern, die feedback erhielten und denen, die keines erhielten als auch das Abnehmen der Bereitschaft über den Versuchsdurchlauf, unfamiliäre Wortformen auf unbekannte Objekte abzubilden, auf die Nicht-Existenz von lexikalischen Prinzipien im Sinne des mutual exclusivity constraints hindeuten. Erst das Training und das verstärkte feedback zeigte den Kindern, wie Wortformen und Referenten zueinander standen. Gerade bei den Kindern, die kein feedback erhielten, sollte sich bei einer Wirkung des mutual exclusivity constraints nach Meinung dieser Autoren keine Veränderungen über das Experiment hinweg zeigen (Evey & Merriman 1998: 135). Alternativ zu der Lesweise von Evey und Merriman könnte man in Markmans Sinn jedoch auch argumentieren, dass nur die Kinder, die das verstärkte Benenntraining erhielten, genug Evidenzen erhielten, um den mutual exclusivity constraint zu überschreiben. Wenn dieses feedback ausblieb, wie in der zweiten Kindergruppe des Versuchs, verbleiben mutual exclusivity constraint und nahe phonologische Form im Konflikt. Für die Kinder dieser Gruppe stehen die Möglichkeiten, die unfamiliäre Form als neue Wortform oder als phonemische Variante eines bekannten Wortes zu akzeptieren, gleichberechtigt nebeneinander. In diesem Fall verwundert es nicht, dass die Reaktionen der Kinder nicht besonders einheitlich erscheinen. 69

In einem weiteren Experiment wurden die gleichen Stimuli wie in Studie 1 ohne verbale Bezeichnung zur Auswahl vorgelegt. Das Kind wurde aufgefordert, das item auszuwählen, dass der Experimentleiter haben möchte, ohne dass dieses benannt wurde. Es wurde wieder die feedback-Methode von Mervis und Bertrand (1994; s.o.) angewendet. Das Kind hatte dann den richtigen Gegenstand ausgewählt und wurde gelobt, wenn es nach dem unfamiliären Objekt gegriffen hatte. Entschied es sich für ein bekanntes Objekt, erhielt es korrigierendes feedback, vergleichbar dem Beispiel oben, jedoch ohne dass das item benannt wurde. Wieder wurden die Kinder in eine Gruppe mit feedback und eine ohne feedback aufgeteilt. Die Kinder der Gruppe mit feedback waren eher bereit, im Laufe des Experimentes zunehmend das unfamiliäre Objekt auszuwählen. Der Effekt war jedoch nicht so stark wie in der Benennbedingung. Die verbale Bezeichnung des unfamiliären Objektes schien die Fokussierung der Kinder auf den neu zu lernenden Begriff zu verstärken. Doch ebenso wie in der Benennbedingung in der ersten Studie zeigte sich ein Trainingseffekt. Hernandez Jarvis et al. (2004) bestätigten in einer weiteren Experimentreihe die Ergebnisse von Merriman und Schuster (1991). Auch zweijährige Kinder konnten durch feedback dazu gebracht werden, unfamiliäre Wortformen, die bekannten Wörtern phonologisch stark ähneln, als neue Einträge zu akzeptieren. In der Studie zeigten die Autoren zudem, dass ungestörte Kinder die gegenteilige Strategie, ein unbekanntes Wort als zulässige Variante einer bereits bekannten Wortform zu interpretieren, ebenfalls durch die entsprechende Trainingsphase präferieren lernen können. Hierbei zeigte sich allerdings auch der Effekt, dass Kinder mit guten Wortschatzleistungen weniger bereit waren, letztere antrainierte Strategie zu übernehmen. Die Autoren interpretierten dies so, dass die phonologischen Formen von jungen Kindern mit wenig Wortschatz noch nicht segmental ausdifferenziert genug sind, um zwischen Varianten von Wörtern und neuen Wörtern sicher entscheiden zu können. Je größer der Wortschatz eines Kindes wird, desto exakter sind jedoch die phonologischen Einträge bei der Aufnahme eines neuen Wortes. Diese Kinder sind sicherer in der Einteilung phonemischer Variation und lehnen die Trainingsstrategie ab. Insgesamt betrachten Merriman und Kollegen das angelegte Wissen der Kinder darüber, ob sie ein neues Wort kennen bzw. gerade lernen oder es als Variante ablehnen, als nützlich für den Erwerbsprozess und finden es bei Vierjährigen gut etabliert. Sie vermuten im Rahmen der lexical-gap-Hypothese, dass die Bewusstheit über eine lexikalische Lücke, die aktive Suche nach einem geeigneten lexikalischen Eintrag zur Folge hat, wenn das Kind weiß, dass es das fragliche Wort noch nicht kennt und es aufbauen möchte (Marazita & Merriman 2004). Ansonsten können Wortformen als Varianten akzeptiert werden und das Kind wird so vor einer unnötigen Suche nach einem möglichen Referenten geschützt. Angesichts der Trainingsmethoden in den referierten Studien muss allerdings die Frage gestellt werden, ob sich auf diese Weise tatsächlich der Gebrauch bzw. Nicht-Gebrauch 70

In einem weiteren Experiment wurden die gleichen Stimuli wie in Studie 1 ohne verbale<br />

Bezeichnung zur Auswahl vorgelegt. Das Kind wurde aufgefordert, das item auszuwählen,<br />

dass der Experimentleiter haben möchte, ohne dass dieses benannt wurde. Es wurde wieder<br />

die feedback-Methode von Mervis und Bertrand (1994; s.o.) angewendet. Das Kind hatte<br />

dann den richtigen Gegenstand ausgewählt und wurde gelobt, wenn es nach dem unfamiliären<br />

Objekt gegriffen hatte. Entschied es sich für ein bekanntes Objekt, erhielt es korrigierendes<br />

feedback, vergleichbar dem Beispiel oben, jedoch ohne dass das item benannt wurde. Wieder<br />

wurden die Kinder in eine Gruppe mit feedback und eine ohne feedback aufgeteilt. Die Kinder<br />

der Gruppe mit feedback waren eher bereit, im Laufe des Experimentes zunehmend das<br />

unfamiliäre Objekt auszuwählen. Der Effekt war jedoch nicht so stark wie in der<br />

Benennbedingung. Die verbale Bezeichnung des unfamiliären Objektes schien die<br />

Fokussierung der Kinder auf den neu zu lernenden Begriff zu verstärken. Doch ebenso wie in<br />

der Benennbedingung in der ersten Studie zeigte sich ein Trainingseffekt.<br />

Hernandez Jarvis et al. (2004) bestätigten in einer weiteren Experimentreihe die Ergebnisse<br />

von Merriman und Schuster (1991). Auch zweijährige Kinder konnten durch feedback dazu<br />

gebracht werden, unfamiliäre Wortformen, die bekannten Wörtern phonologisch stark ähneln,<br />

als neue Einträge zu akzeptieren. In der Studie zeigten die Autoren zudem, dass ungestörte<br />

Kinder die gegenteilige Strategie, ein unbekanntes Wort als zulässige Variante einer bereits<br />

bekannten Wortform zu interpretieren, ebenfalls durch die entsprechende Trainingsphase<br />

präferieren lernen können. Hierbei zeigte sich allerdings auch der Effekt, dass Kinder mit<br />

guten Wortschatzleistungen weniger bereit waren, letztere antrainierte Strategie zu<br />

übernehmen. Die Autoren interpretierten dies so, dass die phonologischen Formen von jungen<br />

Kindern mit wenig Wortschatz noch nicht segmental ausdifferenziert genug sind, um<br />

zwischen Varianten von Wörtern und neuen Wörtern sicher entscheiden zu können. Je größer<br />

der Wortschatz eines Kindes wird, desto exakter sind jedoch die phonologischen Einträge bei<br />

der Aufnahme eines neuen Wortes. Diese Kinder sind sicherer in der Einteilung<br />

phonemischer Variation und lehnen die Trainingsstrategie ab.<br />

Insgesamt betrachten Merriman und Kollegen das angelegte Wissen der Kinder darüber, ob<br />

sie ein neues Wort kennen bzw. gerade lernen oder es als Variante ablehnen, als nützlich für<br />

den Erwerbsprozess und finden es bei Vierjährigen gut etabliert. Sie vermuten im Rahmen der<br />

lexical-gap-Hypothese, dass die Bewusstheit über eine lexikalische Lücke, die aktive Suche<br />

nach einem geeigneten lexikalischen Eintrag zur Folge hat, wenn das Kind weiß, dass es das<br />

fragliche Wort noch nicht kennt und es aufbauen möchte (Marazita & Merriman 2004).<br />

Ansonsten können Wortformen als Varianten akzeptiert werden und das Kind wird so vor<br />

einer unnötigen Suche nach einem möglichen Referenten geschützt.<br />

Angesichts der Trainingsmethoden in den referierten Studien muss allerdings die Frage<br />

gestellt werden, ob sich auf diese Weise tatsächlich der Gebrauch bzw. Nicht-Gebrauch<br />

70

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!