mutual exclusivity constraint - Opus - KOBV

mutual exclusivity constraint - Opus - KOBV mutual exclusivity constraint - Opus - KOBV

julia.siegmueller.de
von julia.siegmueller.de Mehr von diesem Publisher
29.11.2014 Aufrufe

verschiedene Wörter auf verschiedenen Abstraktionsebenen (Markman & Wachtel 1988: 123). Teil-Ganzes-Relationen sind dagegen beidseitig exklusiv und somit leichter zu erwerben. Als Beleg für den leichteren Erwerb letzterer Relationen führen Markman und Wachtel (1988: 124) Beispiele aus frühen Produktionsdaten an (von Kindern mit einem Wortschatz von maximal 100 Wörtern), unter denen sich von Beginn an Bezeichnungen für das Ganze als auch für Teile eines Objektes finden ließen (z.B. Tür – Haus). In den gleichen Daten fehlen jedoch über- bzw. untergeordnete Begriffe (wie z.B. Haustür oder Gebäude). So schlägt sich die bestehende bzw. nicht bestehende Übereinstimmung der fraglichen Relation mit der mutual-exclusivity-Annahme im Erwerbsalter der Wörter nieder. Der mutual exclusivity constraint wurde zunächst von Markman und Wachtel (1988) experimentell erprobt. Insgesamt wurden von den Autoren sechs verschiedene Studien durchgeführt, deren Ziel es war, experimentelle, systematische, rezeptive Evidenz für den mutual exclusivity constraint zu erbringen. Zunächst wurde die einfachste Situation untersucht, in welcher der mutual exclusivity constraint angewendet werden kann. Die Hypothese war, dass die Kinder ein unbekanntes Wort als alternative Bezeichnung für ein familiäres Objekt zurückweisen würden und diese Wortform stattdessen als Bezeichnung eines gleichzeitig präsentierten unfamiliären Objektes lernen sollten. An dieser Studie nahmen 20 Kinder im Alter von 3;0 bis 4;2 Jahren teil. Den Kindern wurden sechs Objektpaare vorgelegt, die jeweils aus einem familiären und einem bisher nicht familiären Objekt bestanden. Der Experimentleiter fragte nach dem nicht familiären Objekt, indem er eine Nonsens-Silbe äußerte (show me X!). Darüber hinaus wurde eine Kontrollbedingung durchgeführt, in der den Kindern analog aufgebaute Objektpaare vorgelegt wurden. Der Experimentleiter gebrauchte keine Pseudo-Wortform als Benennung für das unfamiliäre Objekt, sondern forderte das Kind zum Zeigen eines der beiden Bilder auf (show me one!). Die Kinder wiesen in der Benenn-Bedingung signifikant häufiger auf die unfamiliären Objekte als in der Kontrollbedingung mit unbenannten Objekten (in letzterer ergibt sich eine Zufallsverteilung). So können Kinder dieses Alters den mutual exclusivity constraint anwenden, um eine bisher nicht familiäre Wortform auf ein unfamiliäres Objekt abzubilden, obwohl ein bereits familiäres Objekt als Alternative vorhanden ist. Die Bedeutung eines nicht familiären Wortes wird somit anhand des mutual exclusivity constraints entschlüsselt, der in solchen Fällen mit dem whole object constraint Hand in Hand arbeiten kann. In den nächsten Versuchen wurde der mutual exclusivity constraint in komplexeren Situationen untersucht, indem seine Anwendung zum Erwerb von Teilbezeichnungen Gegenrichtung besteht die Relation jedoch nicht: nicht alle Pflanzen sind Bäume. Markman (1992) nimmt an, dass durch die asymmetrische Form der Zuordnung der Erwerb von Begriffen dieser Relation erschwert wird. 65

gefordert wurde. Die Hypothese war, dass Kinder dann bereit sind, nicht bekannte Wortformen auf saliente Teilobjekte abzubilden, wenn sie bereits ein Wort für das gesamte Objekt gelernt haben. Die Ergebnisse unterstützten die Hypothese. Kinder zwischen 3;0 und 4;2 nahmen dann an, dass sich die neue Wortform auf das saliente Teilobjekt bezieht, wenn das ganze Objekt bereits familiär war. Sowohl Familiarität des Teilobjekts als auch Unfamiliarität des ganzen Objekts verhinderten die Abbildung einer unfamiliären Wortform auf das Teilobjekt. Waren sowohl Teil- als auch gesamtes Objekt bekannt, wurden neue Wortformen abgelehnt. In der Bedingung eines unfamiliären Gesamtobjektes wurde die neue Wortform auf das gesamte Objekt bezogen. Die beschriebenen Effekte bestätigten sich auch dann, wenn „Familiarität des Gesamtobjekts“ bedeutete, dass das Kind diese Bezeichnung erst einige Momente zuvor gelernt hat (Studie 3 in Markman & Wachtel 1988). In den verbleibenden drei Versuchen untersuchten Markman und Wachtel, ob der bias stark genug ist, ein neues Wort als Objektbezeichnung zu akzeptieren, wenn die gebrauchte Grammatik in der Experimentdurchführung zweideutig auf ein Adjektiv oder auf ein Massennomen hinweisen könnte (See this? It´s pewter). An diesen Versuchen nahmen Kinder zwischen 3;3 und 5;1 Jahren teil. Es wurden Objekte verwendet, bei denen saliente Substanzen vermutet werden konnten, so dass Wörter wie pewter entweder als Nomen oder auch als Adjektiv zur Bezeichnung der Substanz gelten könnten. Die Stimuli bestanden aus familiären und unfamiliären Objekten. Die Ergebnisse zeigten, dass die Kinder bei den familiären Objekten das neue Wort als mögliches Adjektiv interpretierten und damit die grammatischen Informationen beachteten. Der bias zur Interpretation des neuen Wortes als Objektbezeichnung wurde hierbei überschrieben. Wird jedoch ein unfamiliäres Objekt benutzt, werden pewter oder ähnliche Wortformen als Bezeichnung des Objektes angenommen. Jetzt überschreiben die Kinder die grammatische Information zugunsten des mutual exclusivity constraints, der nun wieder wie in Versuch 1 mit dem whole object constraint in Übereinstimmung angewendet werden kann. Markman und Wachtel betrachten den mutual exclusivity constraint abschließend als starke default-Annahme, die immer dann zur Anwendung kommen kann, wenn ein unfamiliäres Objekt im sprachlichen Kontext bezeichnet wird. Dabei nehmen sie aufgrund der oben berichteten Versuche an, dass der bias stark genug ist, um Informationen aus der Grammatik zu überschreiben. In diesen Fällen sollte dem Kind der Erwerb von Teil- oder Substanzbezeichnungen schwerer fallen als ein solcher Erwerb bei bereits familiären Gesamtobjekten. Im Laufe des Lexikonerwerbs sind unfamiliäre Gesamtobjekte jedoch immer seltener, so dass die Anwendung des mutual exclusivity constraints abnehmen kann und andere, nicht beidseitig exklusive Relationen in den Erwerbsfokus treten. 66

gefordert wurde. Die Hypothese war, dass Kinder dann bereit sind, nicht bekannte<br />

Wortformen auf saliente Teilobjekte abzubilden, wenn sie bereits ein Wort für das gesamte<br />

Objekt gelernt haben. Die Ergebnisse unterstützten die Hypothese. Kinder zwischen 3;0 und<br />

4;2 nahmen dann an, dass sich die neue Wortform auf das saliente Teilobjekt bezieht, wenn<br />

das ganze Objekt bereits familiär war. Sowohl Familiarität des Teilobjekts als auch<br />

Unfamiliarität des ganzen Objekts verhinderten die Abbildung einer unfamiliären Wortform<br />

auf das Teilobjekt. Waren sowohl Teil- als auch gesamtes Objekt bekannt, wurden neue<br />

Wortformen abgelehnt. In der Bedingung eines unfamiliären Gesamtobjektes wurde die neue<br />

Wortform auf das gesamte Objekt bezogen.<br />

Die beschriebenen Effekte bestätigten sich auch dann, wenn „Familiarität des Gesamtobjekts“<br />

bedeutete, dass das Kind diese Bezeichnung erst einige Momente zuvor gelernt hat (Studie 3<br />

in Markman & Wachtel 1988). In den verbleibenden drei Versuchen untersuchten Markman<br />

und Wachtel, ob der bias stark genug ist, ein neues Wort als Objektbezeichnung zu<br />

akzeptieren, wenn die gebrauchte Grammatik in der Experimentdurchführung zweideutig auf<br />

ein Adjektiv oder auf ein Massennomen hinweisen könnte (See this? It´s pewter). An diesen<br />

Versuchen nahmen Kinder zwischen 3;3 und 5;1 Jahren teil. Es wurden Objekte verwendet,<br />

bei denen saliente Substanzen vermutet werden konnten, so dass Wörter wie pewter entweder<br />

als Nomen oder auch als Adjektiv zur Bezeichnung der Substanz gelten könnten. Die Stimuli<br />

bestanden aus familiären und unfamiliären Objekten. Die Ergebnisse zeigten, dass die Kinder<br />

bei den familiären Objekten das neue Wort als mögliches Adjektiv interpretierten und damit<br />

die grammatischen Informationen beachteten. Der bias zur Interpretation des neuen Wortes<br />

als Objektbezeichnung wurde hierbei überschrieben. Wird jedoch ein unfamiliäres Objekt<br />

benutzt, werden pewter oder ähnliche Wortformen als Bezeichnung des Objektes<br />

angenommen. Jetzt überschreiben die Kinder die grammatische Information zugunsten des<br />

<strong>mutual</strong> <strong>exclusivity</strong> <strong>constraint</strong>s, der nun wieder wie in Versuch 1 mit dem whole object<br />

<strong>constraint</strong> in Übereinstimmung angewendet werden kann. Markman und Wachtel betrachten<br />

den <strong>mutual</strong> <strong>exclusivity</strong> <strong>constraint</strong> abschließend als starke default-Annahme, die immer dann<br />

zur Anwendung kommen kann, wenn ein unfamiliäres Objekt im sprachlichen Kontext<br />

bezeichnet wird. Dabei nehmen sie aufgrund der oben berichteten Versuche an, dass der bias<br />

stark genug ist, um Informationen aus der Grammatik zu überschreiben. In diesen Fällen<br />

sollte dem Kind der Erwerb von Teil- oder Substanzbezeichnungen schwerer fallen als ein<br />

solcher Erwerb bei bereits familiären Gesamtobjekten. Im Laufe des Lexikonerwerbs sind<br />

unfamiliäre Gesamtobjekte jedoch immer seltener, so dass die Anwendung des <strong>mutual</strong><br />

<strong>exclusivity</strong> <strong>constraint</strong>s abnehmen kann und andere, nicht beidseitig exklusive Relationen in<br />

den Erwerbsfokus treten.<br />

66

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!