mutual exclusivity constraint - Opus - KOBV
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1.1 Überblick über das Williams-Beuren-Syndrom<br />
1.1.1 Genetische Aspekte<br />
Das Williams-Beuren-Syndrom wurde 1961 zunächst als eine kardiologische Krankheit<br />
beschrieben, die relativ einheitlich eine geistige Behinderung und einige typische<br />
Dysmorphien im Gesicht verursacht (Williams, Barratt-Boyes & Lowe 1961; Beuren, Apitz<br />
& Harmjanz 1962). Anfang der 90er Jahre wurden die ersten Hinweise auf eine mögliche<br />
genetische Basis des Syndroms gefunden (Ewart et al. 1993). Ewart und Kollegen geben das<br />
Syndrom mit einer Häufigkeit von 1 : 20 000 bis 50 000 Lebendgeburten an; neue Angaben<br />
sprechen von 1: 7500 (Strömme et al. 2002). Normalerweise wird das WBS durch eine<br />
spontane Mutation verursacht, die den Verlust von genetischem Material auf dem langen Arm<br />
des 7. Chromosoms zur Folge hat (Plissart, Borghgraef, Volcke, Van den Berghe & Fryns<br />
1994; Morris & Mervis 1999). Die Größe der Deletion ist bei den einzelnen Betroffenen<br />
uneinheitlich. Es wird allgemein davon ausgegangen, dass es eine typische Deletionsgröße<br />
gibt, die eine Größe von ungefähr 1,5 Megabasen 1 umfasst (Grzeschik 2004). Pankau (1999)<br />
weist allerdings darauf hin, dass die tatsächliche Verlustmenge genetischen Materials, die für<br />
das Entstehen des WBS ursächlich ist, noch nicht bekannt ist. Bisher sind ca. 16 Gene im<br />
Deletionsbereich identifiziert (Frangiskakis, Ewart, Morris, Mervis, Bertrand, Robinson,<br />
Klein, Ensing, Everett & Green 1996; Meng, Lu, Li, Green, Massa, Trask, Morris & Keating<br />
1998; Korenberg, Chen, Hirota, Lai, Bellugi, Burian, Roe & Matsuoka 2000), die mit<br />
häufigen kognitiven Auffälligkeiten des WBS in Verbindung gebracht werden (Bellugi,<br />
Lichtenberger, Mills, Galaburda & Korenberg 1999b). Obwohl die Daten hierfür noch<br />
kontrovers sind, können so Bezüge zwischen der neuronalen und genetischen Ebene des WBS<br />
belegt werden (Meyer-Lindenberg et al. 2006).<br />
Im zentralen Bereich der Deletion liegt das Elastin-Gen 2 , dessen Verlust offenbar die nahezu<br />
immer auftretenden Stoffwechselprobleme von WBS-Probanden mit verursacht (Morris,<br />
Demsey, Leonard, Dilts & Blackburn 1988). Weiterhin wurde das Fehlen des Gens LIM-<br />
Kinase 1 bei WBS-Probanden belegt. Von diesem Gen wird angenommen, dass es bei<br />
ungestörten Kindern die Myelinisierung des Großhirns mitbestimmt (Tassabehji, Metcalfe,<br />
1 Eine Megabase entspricht einer Million Aminosäurepaaren auf der DNA (vgl. Meng et al. 1998).<br />
2 Für dieses Gen existiert auch der genetische Test Fluorescene-Insitu-Hybridization (FISH), mit dem das WBS im<br />
Rahmen einer humangenetischen Diagnostik identifiziert und von anderen Syndromen abgegrenzt werden kann<br />
(Novelli, Sabani, Caiola, Digilio, Giannotti, Mingarelli, Novelli & Dallapiccola 1999).<br />
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