mutual exclusivity constraint - Opus - KOBV
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in verschiedene Richtungen ausprägt. Majerus (2004) betrachtet die überspezifizierte phonologische Verarbeitung als eigenständiges Phänomen, welches nur mit der nichtsprachlichen Hyperakusis, nicht aber mit anderen sprachlichen Problemen in Zusammenhang steht. Ebenso wurden die visuellen Schwierigkeiten von WBS-Probanden immer als eigenständiges Defizit betrachtet, welches neben anderen perzeptuellen Schwierigkeiten auftritt. Folgt man diesen Annahmen wäre das WBS das einzige beschriebene Syndrom, in dem ein Zusammenspiel von Defiziten, nämlich der phonologischen Überspezifizierung und der visuellen Präferenz zur lokalen Verarbeitung, zu einer relativ spracherwerbsförderlichen Lernstrategie führt. Durch das entstehende Symptomprofil ergeben sich Anhaltspunkte für eine alternative Argumentation, nach der sowohl die phonologischen als auch die visuellen Auffälligkeiten aus einer Wurzel stammen könnten. Dazu werden im Folgenden zwei Hypothesen diskutiert 35 . Sowohl bei der Anwendung des whole object constraints als auch bei der des mutual exclusivity constraints scheinen Einflussnahmen perzeptueller Domänen sichtbar zu werden. Es könnte eine Abhängigkeit zwischen den beiden constraint-Anwendungen bestehen, so dass ein auffälliger constraint das Ergebnisprofil des zweiten mitbedingt (Hypothese 1). Zum anderen könnten beide Auffälligkeiten durch eine gemeinsame Wurzel außerhalb der Sprachentwicklungsprinzipien entstehen (Hypothese 2). 5.3.2.1 Hypothese 1 Bestünde eine Abhängigkeit zwischen den Anwendungen des whole object constraints und des mutual exclusivity constraints, so müsste implizit die Existenz eines Meta-constraints angenommen werden, wie ihn Imai (1999) postuliert. Durch den Meta-constraint würden Abhängigkeiten unter den einzelnen Entwicklungsprinzipien geregelt, wie z.B. wann welcher constraint Informationen eines anderen überschreiben kann. Wäre in der von Imai angenommenen Hierarchie der mutual exclusivity constraint stärker gewichtet als der whole object constraint, so könnte Majerus´ Hypothese gefolgt werden, nach der die überspezifizierte phonologische Verarbeitung ein Einzelsymptom ist. In Situationen, in denen sich Zielitems und die Ablenkerbilder phonologisch nur minimal unterscheiden, reagiert das 35 Ich beschränke mich im weiteren auf die Beschreibung nach Markmans Modell. Gerade die Quellen zu den Meta-constraints, welche die Grundlage für Hypothese 1 bilden, beziehen sich ausnahmslos auf Markmans Modell. Davon abgesehen können die folgenden Überlegungen aber genauso für die entsprechenden von Hirsh- Pasek und Kollegen formulierten Entwicklungsprinzipien gelten. 143
WBS-Kind einem stark gewichteten mutual exclusivity constraint zufolge, anders als jedes andere Kind, da der mutual exclusivity constraint konfligierende Informationen überschreiben kann und mappings herstellt, die von anderen Kindern abgelehnt werden. Die Anwendung der lexikalischen Erwerbsprinzipien wäre bei ihnen normal, geschieht jedoch auf einer sehr stark gewichteten (überspezifizeirten) phonologischen Information. Im Experiment zum whole object constraint wäre es denkbar, dass durch die erste Benennung des unfamiliären Objektes durch die Experimentleiterin das Gesamtobjekt als Bezeichnung des unfamiliären Objektes normal aufgebaut wird (vgl. Versuchsaufbau des whole-object-constraint-Versuchs in Kapitel 3.2.1). Hört das WBS-Kind nun im weiteren Verlaufe der Versuchsdurchführung erneut den Namen des Objektes und soll dieses durch seine Zeigegeste identifizieren, erkennt es in der nun genannten phonologischen Form eine minimal unterschiedliche Wortform von der ersten Benennung und sucht dementsprechend einen neuen unfamiliären Referenten. In der Auswahlmenge des Versuchs steht jedoch kein zusätzliches Gesamtobjekt zur Verfügung. Die einzige Möglichkeit, trotzdem ein mapping vorzunehmen, besteht darin, den whole object constraint zu überschreiben und die neue unfamiliäre Wortform als Bezeichnung eines Teilobjektes zu interpretieren. Dies würde dem WBS-Kind leichter fallen als anderen Kindern, da der whole object constraint weniger stark gewichtet ist als der mutual exclusivity constraint, der diese Notwendigkeit vorgibt. Das WBS-Kind würde somit so reagieren, wie die Konzeption der komplexeren Experimente von Markman und Wachtel (1988) vorsieht, in denen der mutual exclusivity constraint zum Erwerb von Teilobjekten angewendet wird. Abgesehen von dem Einfluss der überspezifizierten phonologischen Verarbeitung werden somit beide constraints normal verwendet. In diesem Sinne wäre die Präferenz für die Verarbeitung von Teilobjekten, mit anderen Worten für die lokale Verarbeitung visueller Informationen, ein Hilfsmittel, mit dem sich die WBS-Kinder behelfen, um dem mutual exclusivity constraint unter dem Einfluss der überspezifizierten phonologischen Wahrnehmung nachkommen zu können, wenn ein Zielitem im Rahmen eines Versuchs mehr als ein Mal benannt wird. In einer Aufholphase, in der die Hyperakusis zurückgeht und die sublexikalische phonologische Verarbeitung stärker abstrakt werden kann, würde eine Reorganisation des Lexikons möglich sein und sich das Verhalten der WBS-Kinder in entsprechenden Versuchen verändern. Unterstützt werden könnte diese Hypothese durch Ergebnisse von Thomas und Kollegen (2001), die nach einer Untersuchung der englischen Tempusmorphologie zu der Interpretation gelangen, dass WBS-Probanden die Phonologie während der Sprachverarbeitung sehr stark gewichten. Gegen diese Hypothese spricht, dass unter dieser Annahme die Art der phonologischen Verarbeitung von der Stärke der Hyperakusis abhängig wäre. Da es eine Reihe von WBS- 144
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WBS-Kind einem stark gewichteten <strong>mutual</strong> <strong>exclusivity</strong> <strong>constraint</strong> zufolge, anders als jedes<br />
andere Kind, da der <strong>mutual</strong> <strong>exclusivity</strong> <strong>constraint</strong> konfligierende Informationen überschreiben<br />
kann und mappings herstellt, die von anderen Kindern abgelehnt werden. Die Anwendung der<br />
lexikalischen Erwerbsprinzipien wäre bei ihnen normal, geschieht jedoch auf einer sehr stark<br />
gewichteten (überspezifizeirten) phonologischen Information. Im Experiment zum whole<br />
object <strong>constraint</strong> wäre es denkbar, dass durch die erste Benennung des unfamiliären Objektes<br />
durch die Experimentleiterin das Gesamtobjekt als Bezeichnung des unfamiliären Objektes<br />
normal aufgebaut wird (vgl. Versuchsaufbau des whole-object-<strong>constraint</strong>-Versuchs in Kapitel<br />
3.2.1). Hört das WBS-Kind nun im weiteren Verlaufe der Versuchsdurchführung erneut den<br />
Namen des Objektes und soll dieses durch seine Zeigegeste identifizieren, erkennt es in der<br />
nun genannten phonologischen Form eine minimal unterschiedliche Wortform von der ersten<br />
Benennung und sucht dementsprechend einen neuen unfamiliären Referenten. In der<br />
Auswahlmenge des Versuchs steht jedoch kein zusätzliches Gesamtobjekt zur Verfügung. Die<br />
einzige Möglichkeit, trotzdem ein mapping vorzunehmen, besteht darin, den whole object<br />
<strong>constraint</strong> zu überschreiben und die neue unfamiliäre Wortform als Bezeichnung eines<br />
Teilobjektes zu interpretieren. Dies würde dem WBS-Kind leichter fallen als anderen<br />
Kindern, da der whole object <strong>constraint</strong> weniger stark gewichtet ist als der <strong>mutual</strong> <strong>exclusivity</strong><br />
<strong>constraint</strong>, der diese Notwendigkeit vorgibt.<br />
Das WBS-Kind würde somit so reagieren, wie die Konzeption der komplexeren Experimente<br />
von Markman und Wachtel (1988) vorsieht, in denen der <strong>mutual</strong> <strong>exclusivity</strong> <strong>constraint</strong> zum<br />
Erwerb von Teilobjekten angewendet wird. Abgesehen von dem Einfluss der<br />
überspezifizierten phonologischen Verarbeitung werden somit beide <strong>constraint</strong>s normal<br />
verwendet. In diesem Sinne wäre die Präferenz für die Verarbeitung von Teilobjekten, mit<br />
anderen Worten für die lokale Verarbeitung visueller Informationen, ein Hilfsmittel, mit dem<br />
sich die WBS-Kinder behelfen, um dem <strong>mutual</strong> <strong>exclusivity</strong> <strong>constraint</strong> unter dem Einfluss der<br />
überspezifizierten phonologischen Wahrnehmung nachkommen zu können, wenn ein Zielitem<br />
im Rahmen eines Versuchs mehr als ein Mal benannt wird. In einer Aufholphase, in der die<br />
Hyperakusis zurückgeht und die sublexikalische phonologische Verarbeitung stärker abstrakt<br />
werden kann, würde eine Reorganisation des Lexikons möglich sein und sich das Verhalten<br />
der WBS-Kinder in entsprechenden Versuchen verändern.<br />
Unterstützt werden könnte diese Hypothese durch Ergebnisse von Thomas und Kollegen<br />
(2001), die nach einer Untersuchung der englischen Tempusmorphologie zu der Interpretation<br />
gelangen, dass WBS-Probanden die Phonologie während der Sprachverarbeitung sehr stark<br />
gewichten.<br />
Gegen diese Hypothese spricht, dass unter dieser Annahme die Art der phonologischen<br />
Verarbeitung von der Stärke der Hyperakusis abhängig wäre. Da es eine Reihe von WBS-<br />
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