mutual exclusivity constraint - Opus - KOBV
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Kindern produziert werden, ist größer als bei ungestörten Kindern. Sie reicht vom ungestörten<br />
Zeitpunkt um den ersten Geburtstag bis ins dritte Lebensjahr hinein. Der Auftretenszeitpunkt<br />
der ersten Wörter könnte durch die Schwere der überspezifizierten phonologischen<br />
Wahrnehmung mit bedingt sein.<br />
Kommt es zum Aufbau von Repräsentationen, besteht durch die Schwierigkeiten im Prozess<br />
der Ausdifferenzierung ein höheres Risiko als bei anderen Kindern die phonologische Form<br />
aufgrund mangelnden Inputs wieder zu vergessen. Verankern sich jedoch zwei oder mehrere<br />
pseudo-bedeutungsunterschiedene Formen nebeneinander, ist dies eine Belastung für das<br />
Gedächtnis des WBS-Kindes, die andere Kinder nicht erfahren. Zur Tilgung der inkorrekten<br />
Formen wird ein Reanalyseprozess benötigt, der wiederum Gedächtnis, hohe Inputfrequenz<br />
und Rückgriff auf sprachliches Wissen benötigt; den WBS-Kindern also schwer fällt. So wäre<br />
die Tilgung der falschen Formen auch dann erschwert, wenn sichergestellt würde, dass die<br />
korrekte Form eine höhere Inputfrequenz erhält.<br />
Hinsichtlich einer späten Aufholphase im Spracherwerb kann prognostiziert werden, dass mit<br />
abnehmender Hyperakusis im Schulalter der Weg frei gemacht wird für eine abstraktere<br />
phonologische Verarbeitung. In gewissem Maße könnte dann das Lexikon zielsprachlich<br />
reorganisiert werden. Die auffälligen Frequenzeffekte in den Untersuchungen von Majerus<br />
oder auch das Verhalten der WBS-Probanden von Bellugi und Kollegen in fluency-Versuchen<br />
(Bellugi et al. 1994) könnten dieser Argumentation folgend Restsymptome der frühkindlichen<br />
akustisch-phonologischen Verarbeitung darstellen.<br />
Zusammenfassend bietet die von Majerus (Majerus et al. 2003; Majerus 2004) postulierte<br />
Hypothese der überspezifizierten phonologischen Wahrnehmung eine gute Erklärung für das<br />
Verhalten der WBS-Kinder im Versuch zum <strong>mutual</strong> <strong>exclusivity</strong> <strong>constraint</strong>. Demnach wenden<br />
WBS-Kinder den <strong>constraint</strong> nicht anders an als andere Kinder, jedoch lässt der Einfluss der<br />
überspezifisch organisierten phonologischen Wahrnehmung ein anders organisiertes Lexikon<br />
entstehen. Vor allem das notwendige Zuordnen von konkreten Höreindrücken zu bereits<br />
aufgebauten Wortformen gelingt nicht oder nur vermindert. Hierdurch entstehen Probleme in<br />
der Verarbeitung von Frequenz und in der sicheren Speicherung von lexikalischen<br />
Repräsentationen.<br />
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