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mutual exclusivity constraint - Opus - KOBV

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kindgerichtete Input sein muss, um ein einmal aufgebautes Wort zu überschreiben (vgl.<br />

Kapitel 2.1.1.3). Wenn das bestehende lexikalische Wissen beim WBS-Kind dagegen weniger<br />

Einfluss auf den Aufbau von neuen Repräsentationen nimmt, können aufgebaute und gut<br />

abgesicherte Wortformen im Lexikon keine oder nur eine geringere Absicherung gegen<br />

falsche mapping-Prozesse bieten. Damit wäre das WBS-Kind eher bereit eine bestehende<br />

Wortform zu überschreiben. Als Folge davon sollte sich in den mentalen Lexika dieser<br />

Kinder eine größere Zahl falscher mappings finden lassen als bei anderen Kindern. Außerdem<br />

wäre es schwieriger, aufgebaute Formen vollständig auszudifferenzieren und damit sicher<br />

abzuspeichern. Versprecher oder dialektale Varianten würden leichter zu einer falschen<br />

Neuzuordnung von Wortform und Referent führen. Eine mögliche Folge im Sprachverhalten<br />

könnten Schwierigkeiten beim Wortabruf sein, wie sie in Testsituationen bei älteren Kindern<br />

mit WBS von Temple und Kollegen (Temple et al. 2002; Clahsen et al. 2004) gefunden<br />

wurden. Temple et al. beschreiben die Art und Weise, wie WBS-Probanden sich in Versuchen<br />

zum automatisierten Wortabruf verhalten als lose, im Sinne von schnell aber grob (Temple et<br />

al. 2002).<br />

Eine erste mögliche Ursache für die größere Bereitschaft zum Aufbau neuer Wortformen bei<br />

den WBS-Kindern bestünde dann darin, dass ihnen die Abgrenzung zwischen den<br />

bestehenden und neuen Formen leichter fällt als den Kontrollkindern. Es könnte sein, dass die<br />

bestehenden phonologischen Formen im mentalen Lexikon der WBS-Kinder phonologisch<br />

stärker ausdifferenziert und abstrakter sind als bei unauffälligen Kindern, so dass Jusczyks<br />

Anmerkung, dass minimale phonologische Kontraste stärkere Evidenz zum Erwerb brauchen,<br />

nicht mehr zutrifft (Juscjyk 1997). Dann würde ein minimaler Unterschied vielleicht nicht<br />

mehr erwerbshemmend wirken können. Das Lexikon der WBS-Kinder wäre diesem<br />

Gedankengang folgend in seiner Entwicklung zur zielsprachlichen Verarbeitung weiter<br />

fortgeschritten als das ungestörter Kinder. Es ähnelte eher dem von Schulkindern, die neue<br />

Wortformen gleich in stark segmental ausdifferenzierter Form erwerben (vgl. Metsala 1997)<br />

und das monitoring während des Worterwerbs zielsprachlich gebrauchen. Diese Erklärung ist<br />

jedoch unwahrscheinlich, da so das bestehende lexikalische Defizit von WBS-Kindern und<br />

die Auffälligkeiten im Wortabruf nicht mehr erklärbar wären.<br />

Eine wahrscheinlichere Ursache, warum das bestehende lexikalische Wissen bei den WBS-<br />

Kindern weniger Einfluss nimmt als bei anderen Kindern, liegt in einer andersartig<br />

organisierten phonologischen Analyse, so dass der minimale Kontrast zwischen dem<br />

unfamiliären Wort und dem bestehenden lexikalischen Wissen gar nicht entsteht. Die Ursache<br />

ist auf der sublexikalischen Ebene zu suchen, d.h. im phonologischen System. Die Erklärung<br />

basiert auf der Hypothese der überspezifizierten phonologischen Wahrnehmung von Majerus<br />

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