mutual exclusivity constraint - Opus - KOBV

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29.11.2014 Aufrufe

abweichenden Gebrauch einzelner lexikalischer constraints vor (Stevens & Karmiloff-Smith 1997). Es wird argumentiert, dass das Verhalten der WBS-Kinder eher Hinweise auf defizitäre perzeptuelle Einflüsse auf die Anwendung der lexikalischen constraints gibt als auf das Fehlen von Erwerbsprinzipien. Die Abbildung von phonologischer Wortform und Referenz geschieht in normaler Weise, jedoch basierend auf den andersartigen Informationen, die als Informationsquellen aus dem Input zur Verfügung stehen. Insgesamt ergeben sich somit Hinweise auf Reorganisationsprozesse während einer Aufholphase als auf spät stattfindende Entwicklungsschritte. In der abschließenden Diskussion wird eine mögliche Ursache für das Verhalten der WBS- Kinder in den Versuchen sowie für die anfängliche Verzögerung in der lexikalischen Entwicklung postuliert. Hierbei sind Überlegungen von Majerus et al. (2003) und Majerus (2004) grundlegend, der für die phonologische Verarbeitung eine Überspezifizierung der sublexikalischen Phonologie annimmt, die Phoneme nicht abstrakt genug repräsentieren kann, um zum normalen Verarbeitungssystem zu gelangen. Im Rahmen dieser Arbeit wird dieser Erklärungsansatz verbreitert und als generelle Detailpräferenz sowohl im visuo-semantischen Bereich als auch im phonologischen Bereich postuliert. 11

1 Einleitung Das Williams-Beuren-Syndrom (WBS) ist zu den genetischen Syndromen zu zählen (Ewart, Morris, Atkinson, Jin, Sternes, Spallone, Stock, Leppert & Keating 1993). Unter diesen fällt es durch das ungewöhnliche Störungsprofil im Bereich der kognitiven Entwicklung auf, welches viele der betroffenen Kinder zeigen. Im Gegensatz zu den meisten genetischen Syndromen, die eine relativ einheitliche Verzögerung der verschiedenen kognitiven Bereiche verursachen, sind beim WBS die kognitiven Domänen uneinheitlich betroffen. Besonders sticht das ungewöhnliche Verhältnis zwischen dem Niveau der sprachlichen und der nichtsprachlichen Fähigkeiten hervor. Beim WBS sind die verbalen Fähigkeiten typischerweise weniger von der Behinderung betroffen als nichtsprachliche Kompetenzen (Bellugi, Mills, Jernigan, Hickok & Galaburda 1999a). Vielfach entwickeln ältere WBS- Kinder und -Jugendliche eine nahezu ungestörte Spontansprache wie folgendes Beispiel zeigt (Beispiel aus Sarimski 1997: 81): Gerd, 17;8 (erzählt eine Bildergeschichte): Also die Mama will gerne einkaufen gehen, die Kinder sind alleine. Die Kinder fangen an zu weinen. Dass irgendwer nicht aufpasst zu Hause. Die Kinder sind da eingesperrt, da kommt eine Frau runter. Da sagen sie: „Ich möchte gerne raus!“ Die Frau sagt: „Du kannst die Tür aufmachen.“ Da bleibt sie auf der Treppe sitzen und wartet, bis die Mutter zurückkommt. Da geht sie wieder und die Mutter ist wieder da. Hat gesagt: „Wie geht’s dir so – was machst du denn den ganzen Tag? Ist dir langweilig, dass du keinen Besuch hast.“ Mit diesen verbalen Fähigkeiten unterscheiden sich die WBS-Probanden vor allem von Probanden mit Down Syndrom (Bellugi et al. 1999a), bei denen die Sprachproduktion einen Störungsschwerpunkt bildet. Doch nicht nur im Vergleich zum Down Syndrom, sondern auch zu anderen genetischen Syndromen erscheint die Sprache bei WBS gut entwickelt. Im Vergleich zu Kontrollgruppen mit gemischten Behinderungen kommt es nicht immer zu signifikanten Unterschieden, je nachdem wie sich diese Kontrollgruppe zusammensetzt (Gosch, Städing & Pankau 1994). Doch geben gemischte Kontrollgruppen aufgrund ihrer heterogenen Zusammensetzung lediglich eine grobe Vergleichsmöglichkeit, die nur vertieft werden kann, wenn die einbezogenen Probanden näher beschrieben werden. So relativiert sich die Aussagekraft entsprechener Studien, was dazu führt, dass die Stärke des 12

abweichenden Gebrauch einzelner lexikalischer <strong>constraint</strong>s vor (Stevens & Karmiloff-Smith<br />

1997).<br />

Es wird argumentiert, dass das Verhalten der WBS-Kinder eher Hinweise auf defizitäre<br />

perzeptuelle Einflüsse auf die Anwendung der lexikalischen <strong>constraint</strong>s gibt als auf das<br />

Fehlen von Erwerbsprinzipien. Die Abbildung von phonologischer Wortform und Referenz<br />

geschieht in normaler Weise, jedoch basierend auf den andersartigen Informationen, die als<br />

Informationsquellen aus dem Input zur Verfügung stehen. Insgesamt ergeben sich somit<br />

Hinweise auf Reorganisationsprozesse während einer Aufholphase als auf spät stattfindende<br />

Entwicklungsschritte.<br />

In der abschließenden Diskussion wird eine mögliche Ursache für das Verhalten der WBS-<br />

Kinder in den Versuchen sowie für die anfängliche Verzögerung in der lexikalischen<br />

Entwicklung postuliert. Hierbei sind Überlegungen von Majerus et al. (2003) und Majerus<br />

(2004) grundlegend, der für die phonologische Verarbeitung eine Überspezifizierung der<br />

sublexikalischen Phonologie annimmt, die Phoneme nicht abstrakt genug repräsentieren kann,<br />

um zum normalen Verarbeitungssystem zu gelangen. Im Rahmen dieser Arbeit wird dieser<br />

Erklärungsansatz verbreitert und als generelle Detailpräferenz sowohl im visuo-semantischen<br />

Bereich als auch im phonologischen Bereich postuliert.<br />

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