download (.pdf) - Annette Bach

Der
Schatz aus
Indien
Ayurveda
Immer mehr Wellness-Einrichtungen und Day
Spas integrieren die indische Gesundheitslehre in
ihr Angebot. Doch um das Besondere der
ayurvedischen Philosophie zu verstehen, muss
man die weltanschaulichen Grundlagen kennen.
Übersetzt man das Wort Ayurveda
aus dem Sanskrit, bedeutet
es in etwa so viel wie „die Wissenschaft
vom Leben und von der
Langlebigkeit“. Verbirgt sich hinter
dieser indischen Lehre also der
Schlüssel für ein langes erfülltes Leben?
Nicht ganz, aber Ziel ist es, durch
eine ayurvedische Lebensweise die
Gesundheit zu erhalten und Krankheiten
zu heilen. Hierzu bedient sich Ayurveda
ganz unterschiedlicher, aber
völlig natürlicher Mittel und Wege.
der indischen Gesundheitslehre eingesetzt
werden.
Ayurvedische Ärzte und Therapeuten
beobachten immer wieder, wie
stark die Lebensweise eines Menschen
mit seiner Gesundheit verknüpft
ist. Viele Krankheiten der Neuzeit
scheinen eng mit den Belastungen
des Alltags verbunden: Familiäre
Schwierigkeiten, Beziehungsprobleme,
Geldsorgen, unausgewogene Ernährung
oder ein Mangel an Bewegung
– all diese Stressfaktoren schlagen
sich in unserer Gesundheit
nieder. Und hier setzen die ayurvedischen
Heilmethoden an: Die ayurvedische
Lehre besagt, dass nur gesund
ist, wer einen Zustand vollkommenen
Gleichgewichts von Körper, Geist und
Seele erreicht hat. Um unsere Ge-
Ganzheitliche Sichtweise
des menschlichen Körpers
Die Themen Ernährung, Lebensgestaltung,
Körpertraining, Ruhe und
Entspannung fließen beim Ayurveda
genauso mit ein wie die Bereiche Meditation,
Atemübungen und Heilkräuter
sowie Reinigungs- und Verjüngungsmaßnahmen
von Körper, Geist
und Seele. Auch zahlreiche ergänzende
Therapiemethoden wie Klang-,
Farb- und Aromatherapie können bei
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ANGEBOT
WELLNESS
sundheit und die Balance zu erhalten,
müssen wir lernen, mit den drei
Grundenergien zu jonglieren und sie
den aktuellen Bedürfnissen anzupassen.
Unterschieden werden:
Vata: Energie der Bewegung, bestehend
aus Äther (Raum) und Luft
Pitta: ergibt sich aus den Elementen
Feuer und Wasser und ist das Prinzip
der Verdauung oder des Stoffwechsels
Kapha: Wasser und Erde bilden die
Energie der Struktur und Festigkeit
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(April)
Die unterschiedlichen
Konstitutionstypen
Ayurveda lehrt, dass jeder von uns eine
spezifische Konstitution hat. Obgleich
diese Grundstruktur während
des gesamten Daseins unverändert
bleibt, wird sie unablässig von Kräften
verschiedenster Art angegriffen. Veränderungen
wie Alter, äußere Umgebung,
Wechsel von Hitze und Kälte,
Gedanken, Gefühle und Empfindungen
sowie unsere Ernährung üben einen
ständig sich verändernden Einfluss
auf uns aus. Übermäßiger Stress,
Mangel an Ruhe und Bewegung sowie
unterdrückte Gefühle können das
Gleichgewicht unserer Doshas stören.
Je nach Art der Veränderungen und je
nach Konstitution entstehen auf diese
Weise unterschiedliche Krankheiten:
Kapha-Konstitution: kann Erkältungen,
Schwellungen, Schnupfen sowie
allergische Reaktionen hervorrufen.
Im psychischen Bereich entstehen
Gier, Besitzstreben und eine Tendenz
zum Haften an Dingen.
Ein Mensch mit Pitta-Konstitution
kann überkritisch, wütend oder perfektionistisch
reagieren und körperliche
Symptome wie starke Magensäurebildung,
Sodbrennen, Durchfall,
Ruhr, Nesselsucht, Ausschlag und
Akne bekommen.
Vata-Störungen können sich in Form
von Verstopfung, Blähungen, Ischias,
Arthritis oder Schlaflosigkeit und in
psychischen Symptomen wie Angst
und Unsicherheit manifestieren.
Gleichgewicht erhalten
All diese Krankheiten sowie weitere
Beschwerden entstehen durch Veränderungen
der inneren Ökologie unseres
Körpers. Deshalb vertritt das ayurvedische
Heilsystem die Auffassung,
dass jeder Mensch in jedem Lebensbereich
der Heilung bedarf. Wenn wir
trotz der unablässigen Veränderung
unserer inneren und äußeren Lebenssituation
gesund bleiben wollen,
müssen wir ständig etwas tun, um unser
Gleichgewicht zu erhalten. Da unser
Körper über eine wunderbare angeborene
Weisheit und Intelligenz
verfügt, finden einige dieser Anpassungen
automatisch statt – doch müssen
wir vieler Maßnahmen auch bewusst
entscheiden.
Um Gesundheit und Gleichgewicht
zu erhalten, müssen wir lernen, mit
den drei Doshas zu jonglieren und sie
nach den aktuellen Erfordernissen zu
stärken oder zu schwächen. Dies erfordert
ständiges Gewahrsein, ein Bewusstsein,
das Augenblick für Augenblick
aktiv ist, und ein immerwährendes
Bemühen um Heilung.
body LIFE 4I2009 99

WELLNESS
ANGEBOT
Die acht Hauptbereiche
Kinderheilkunde
Gynäkologie und Geburtshilfe
Augenheilkunde
Geriatrie
Hals- und Ohrenheilkunde
Toxikologie
Allgemeinmedizin
Chirurgie
Woran erkennt man Ayurveda?
Naturverbundenheit
Einzigartige Heilkunde, die rationale, psychologische
und spirituelle Therapiemethoden
zu einer wirkungsvollen Synthese vereint
Prävention und Psychosomatik bilden die
tragenden Säulen
Mensch als Individuum, der in eine Behandlung
eigenverantwortlich eingebunden wird
Die Persönlichkeitsentwicklung wird vorangetrieben
Voraussetzungen für Ayurveda
fundierte und anerkannte Ausbildung
Offenheit gegenüber der Philosophie
Ayurveda
Naturverbundenheit
Offenheit gegenüber der Kultur Indiens
Aufgeschlossenheit gegenüber der Kräuterheilkunde
und Körperölen
Aufgeschlossenheit in der Gewürz- und
Aromaküche
Perfekte Ergänzung stellt Yoga dar
DVD-TIPP
Einen Einblick in die altindische Seins- und Gesundheitslehre
bietet das Video “Ayurveda in
der Praxis”. Detaillierte Infos hierzu finden Sie
in unserem Mediashop auf S. 140 oder unter
www.bodylife.com/shop
Die vier großen Ziele
im Ayurveda
Ayurveda tritt nicht für eine passive
Form von Therapie ein, sondern fordert
vom Menschen, dass er Verantwortung
für seinen Lebensstil übernimmt.
In den Bereichen Ernährung,
Beziehungen, Arbeit, bei unseren zahlreichen
Verpflichtungen und im Alltag
können wir mittels einfacher Maßnahmen
unsere Gesundheit und Ganzheit
erhalten oder wiederherstellen.
Nach den Lehren des Ayurveda besteht
der Zweck unseres Lebens – vereinfacht
ausgedrückt – darin, den
„Schöpfer“ (das kosmische Bewusstsein)
zu erkennen und zu verstehen.
Dieses hochgesteckte Ziel können wir
erreichen, indem wir den vier grundlegenden
Aspekten des Lebens (Purusharthas)
das entsprechende Gewicht
verleihen:
Dharma: unsere Pflicht oder unser
richtiges Handeln
Artha: der materielle Erfolg oder
Reichtum
Kama: das positive Begehren und
Wünschen
Moksha: die spirituelle Befreiung.
Um Dharma aufrechtzuerhalten und
unsere Pflichten sowie unsere Verantwortung
uns selbst und anderen gegenüber
erfüllen zu können, müssen
wir gesund sein. Ebenso setzen das
Ansammeln von Reichtum und jegliches
Erfolgsstreben einen guten Gesundheitszustand
voraus. Um kreative,
positive Sehnsüchte zu entwickeln,
brauchen wir einen gesunden
Körper und Geist, ein ebensolches Bewusstsein
und die entsprechende
Wahrnehmungsfähigkeit. Der Begriff
Kama – Begehren, Verlangen oder
Sehnsucht – wird manchmal im Sinne
von Sex verstanden und insofern auf
die Fortpflanzung und das Familienle-
Weiterbildung
Das IST-Studieninstitut bietet eine 18-monatige
berufsbegleitende Weiterbildung zum ayurvedischen
Gesundheitsberater. Die Teilnehmer
lernen die unterschiedlichen Konstitutionstypen
kennen und können so eine Typeneinteilung
vornehmen. Auf dem Lehrplan stehen außerdem
Gewürz- und Ernährungslehre, Pflanzenheilkunde
und die verschiedenen Ansatzpunkte
der Ayurvedatherapie.
Infos: www.ist.de
ben bezogen. Im Grunde handelt es
sich um jene positive Energie, die alle
kreative Arbeit ermöglicht und inspiriert.
Moksha oder spirituelle Befreiung
ist nichts anderes als vollkommene
Harmonie von Körper, Geist und
Seele beziehungsweise Bewusstsein.
Somit basieren alle Möglichkeiten, im
Leben Erfüllung zu finden, letztlich
auf guter Gesundheit.
Annette Bach – Die Sport- und Freizeitpädagogin,
Yogalehrerin und Ayurvedatherapeutin
ist Inhaberin eines
eigenen Studios. In diesem Bereich
ist sie auch als Referentin für
das IST-Studieninstitut tätig.
Infos: www.ist.de
Lehre mit Tradition
gefragter denn je
Die Heilmittel und Heilmethoden im
Ayurveda basieren auf Prinzipien und
Praktiken, die im Laufe vieler Jahrtausende
entdeckt und entwickelt wurden.
Ayurveda ist keine erst kürzlich
entstandene Alternativheilmethode.
In den über 5.000 Jahren ihrer Existenz
hat sich ein fast unvorstellbar großer
Schatz an Weisheit und praktischem
Wissen angesammelt.
Aus den acht Hauptbereichen (siehe
Kasten) haben sich nicht nur die
Hauptzweige der heutigen westlichen
Medizin entwickelt, sondern auch viele
heute praktizierte Heilmethoden
wie Massagen, Diätetik und Ernährungsberatung,
Kräuterheilkunde, Kinesiologie,
Shiatsu, Akupressur und
Akupunktur sowie Meditation. All diese
Methoden wurzeln in der ayurvedischen
Philosophie und Praxis. Der
große Arzt und Weise Charaka hat gesagt:
„Ein Arzt mag noch so kundig in
der Diagnose und Behandlung von
Krankheiten sein, wenn es ihm nicht
gelingt, mit den Kräften des Lichts
und der Liebe in das Herz des Patienten
einzudringen, kann er ihn nicht
heilen.“
Annette Bach
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