380.0 kB - Poledna | Boss | Kurer
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Risikomanagement im Bauwesen<br />
Sicht des juristischen Beraters<br />
Kammer der Fachanwälte SAV<br />
Bau- und Immobilienrecht<br />
Freiburg 7. September 2012<br />
Dr. iur., Rechtsanwalt<br />
Martin <strong>Kurer</strong><br />
kurer@pbklaw.ch<br />
<strong>Poledna</strong> <strong>Boss</strong> <strong>Kurer</strong> AG<br />
Zürich/Lugano<br />
P | B | K ZÜRICH<br />
Bellerivestrasse 241<br />
Postfach 865<br />
CH-8034 Zürich<br />
+41 44 220 12 12 T<br />
+41 44 220 12 13 F<br />
info@pbklaw.ch<br />
www.pbklaw.ch
Hintergrund<br />
• Bauen bedeutet:<br />
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Erstellen von etwas, das auf Langfristigkeit ausgerichtet ist<br />
Zeitdruck<br />
Substantielle bis hohe Investitionen bedeutet<br />
Der Zusammenarbeit vieler Personen bedarf<br />
Unter externen, teilweise nicht kontrollierbaren Einflüssen Dritter steht (force majeure,<br />
Politik, Nachbarn...)<br />
Oft fremdfinanziert ist<br />
• Bedeutet: Risiken komplex, Anforderungen an juristische Beratung hoch
Aber: Umgang mit Risiken in der Praxis<br />
• Werden die Risiken im Bauwesen heute und aus juristischer Sicht adäquat<br />
behandelt?<br />
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Der ungebetene Gast...<br />
Oft limitierte Budgets<br />
Oft schlechte Dokumentation, wenig konsequentes Baumanagement<br />
Starke Bedeutung von standardisierten Verträgen<br />
Bisher, gemessen an Zahl effektiver Probleme, wenig gerichtliche Auseinandersetzungen;<br />
System Schiedsgutachten<br />
Bisher oft „kommerzielle“ Lösungen (man trifft sich ja immer wieder)<br />
Oft unökonomische Risikoallokation (Vorgaben der als stark empfundenen Besteller)<br />
• Sieht man Entwicklungen?
Themen<br />
• Hintergrund des Sprechenden und die sich daraus ergebende Sichtweise<br />
• Umgang mit Risiken sollte nicht nur juristischen Qualitätsmassstäben genügen,<br />
sondern auch aus ökonomischer Sicht sinnvoll sein: Falsche Risikoallokation ist<br />
ökonomisch ineffizient<br />
• Der „Brickie“ ist nicht Oekonom und nicht Ingenieur und nicht Architekt, aber er<br />
kann im Rahmen seiner Erfahrungen dem Klienten helfen, richtige Entscheide zu<br />
treffen<br />
• Zu den Erfahrungen gehört: Wann, und unter welchen Umständen, kommt es bei der<br />
Abwicklung von Bauprojekten zu Problemen, welche zu juristischen<br />
Auseinandersetzungen führen<br />
• In meiner Erfahrung: Ungenügende Risikoidentifikation, falsche Risikoallokation<br />
und falsches Risikomanagement ist meistens die wesentliche Ursache
Themen<br />
• Thema Identifikation der Risiken und Ablauf der Vertragsverhandlungen im Lichte der<br />
Ziele des Bauprojekts, dabei enge Zusammenarbeit mit technischen und ökonomischen<br />
Fachkräften<br />
• Instrumente des Risikomanagements<br />
• Preis und Bauprogramm; das ewige Thema: more time and/or more money:<br />
Bestellungsänderungen und Risikoverteilung, Übernahme Planungsrisiko in TU/GU<br />
Strukturen<br />
• Richtiges Verständnis betr. geforderte „Sicherheit“<br />
• Umgang mit eingetroffenen Risiken<br />
• Aufklärungsplicht, Bauaufsicht, Einflussnahme Besteller<br />
• Unvorhersehbare vs. unvorhergesehene Ereignisse<br />
• Mängel<br />
• Einfluss Dritter<br />
• Insolvenzrisiken und Subakkordanten, Subsubakkordanten usf
Kernelemente des Risikomanagements<br />
• Ziel: den Spezifikationen entsprechender, möglichst mängelfreier Bau, zur<br />
abgemachten Zeit und zum vereinbarten/erwarteten Preis bei möglichst wenig Ärger<br />
• Identifikation der Risiken: Was kann das Erreichen der Ziele<br />
gefährden/verunmöglichen?<br />
• Kurze Verträge? Rudimentärer Verhandlungsprozess? Zeitdruck?<br />
• Der Wert der detaillierten Auseinandersetzung mit möglichen Risiken in der Phase<br />
der Vertragsverhandlungen
Kernelemente des Risikomanagements (2)<br />
• Checkliste:<br />
• a) Eigene Risiken<br />
<br />
Welche Ressourcen (Qualifikation, Verfügbarkeit)?<br />
o Organisationsmängel (Überschätzung, fehlende Motivation)?<br />
o Mangelhafte Prozess-Stabilität (Managementfehler, Improvisation)?<br />
o Passive oder aktive Rolle (Erdulden statt Steuern)?<br />
Quelle: HELMUT KÖLZER, Risikomanagement in der Bauindustrie; Vortrag Arbeitskreis Hauptverband der Bauindustrie, www.bwibau.de/uploads/media<br />
/TOP_3_Construction_Risk_Management_01.pdf
Kernelemente des Risikomanagements (3)<br />
• Checkliste:<br />
• b) Risiken durch den Auftraggeber und sein Umfeld<br />
<br />
<br />
Welche Ressourcen (Qualifikation, zu geringer Kapitaleinsatz)?<br />
Organisationsfehler?<br />
o Unzureichende Projektorganisation<br />
o Nicht harmonisierte Verträge mit Dritten<br />
o Bauen mit unzureichendem Planungsvorlauf<br />
<br />
Missmanagement<br />
o Zerstörendes Änderungsmanagement<br />
o Entscheidungsschwäche<br />
Quelle: HELMUT KÖLZER, Risikomanagement in der Bauindustrie; Vortrag Arbeitskreis Hauptverband der Bauindustrie, www.bwibau.de/uploads/media<br />
/TOP_3_Construction_Risk_Management_01.pdf
Kernelemente des Risikomanagements (4)<br />
• Checkliste:<br />
• c) Gemeinsame Risiken<br />
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<br />
Bausoll<br />
Unzureichende Risikoanalyse und –behandlung<br />
Falsche Risikoallokation<br />
Quelle: HELMUT KÖLZER, Risikomanagement in der Bauindustrie; Vortrag Arbeitskreis Hauptverband der Bauindustrie,<br />
www.bwi-bau.de/uploads/media /TOP_3_Construction_Risk_Management_01.pdf
Kernelemente des Risikomanagements (3)<br />
• Risiko = Eintrittswahrscheinlickeit x Schadensausmass
Kernelemente des Risikomanagments (4)<br />
• Natürliche, gesetzliche, vertragliche Risikoverteilung<br />
• Instrumente, die natürliche/gesetzliche Risikoverteilung abzuändern<br />
<br />
<br />
<br />
ausdrückliche Zuweisung an andere Vertragspartei („abwälzen“)<br />
Vermeidung oder Verminderung im „technischen“ Sinne<br />
oder im finanziellen Sinne: Versicherung, Baukostengarantie<br />
• Wer das Risiko trägt muss grundsätzlich dafür entschädigt werden. Bei der Versicherung,<br />
Baukostengarantie ist dies unbestritten, es gilt aber auch bei der Zuweisung<br />
• Ausnützen Verhandlungsmacht: Ökonomisch sinnvoll?<br />
• Der Prozess, welcher zur bewussten Risikoverteilung führt, ist essentiell für eine<br />
harmonische Vertragsbeziehung, Abwesenheit von „Enttäuschungen“<br />
• Eine bewusste Risikoverteilung ist oft Basis für den Einsatz von Vermeidungsinstrumenten<br />
• Beispiele: ungesunder Preiswettbewerb, Bestellungsänderungssystem, wer überwacht<br />
welche Bauabläufe,…
Fallstudie Teil 1<br />
The President wanted to have a new international passenger terminal,<br />
NAIA-3, at the Manila airport in the shortest possible time<br />
The original proposal for the construction of a third terminal was proposed by Asia's Emerging Dragon<br />
Corporation (AEDP). AEDP eventually lost the bid to PairCargo and its partner Fraport AG of<br />
Germany, who went on to begin construction of the terminal under the administration of Joseph<br />
Estrada. Terminal 3 was approved for construction in 1997 and the structure was mostly completed<br />
several years ago and was originally scheduled to open in 2002. The ultra-modern USD 640 million,<br />
189,000 sqm. facility was designed by Skidmore, Owings and Merrill (SOM) to have a capacity of 13<br />
million passengers per year. However, a legal dispute between the government of the Philippines and<br />
the project's main contractor, Philippine International Air Terminals Co. Inc. (Piatco), over the Build-<br />
Operate-Transfer (BOT) contract, delayed the final completion and opening of the terminal and its<br />
financing, leading to delayed payments, and the delays meant higher costs.<br />
The government abrogated the contract. The Supreme Court found that the original contract was<br />
revised to allow for a Philippine Government guarantee of Piatco's obligations to its creditors,<br />
contractors and suppliers.
Fallstudie Teil 2<br />
According to the Philippine government, NAIA-3 was 98% complete (prior in 2006) and required at<br />
least an additional USD 6 million to complete. The government was then in the process of negotiating<br />
a contract with the builder of the terminal, Takasaki Corporation, because another factor that delayed<br />
the terminal's opening was the ongoing investigation into the collapse of a 100 sqm. area of the<br />
terminal's ceiling. Takenaka in turn claimed USD 80 million in unpaid bills.<br />
Terminal 3 began partial operations at 05:15 am on July 22, 2008. The Philippine government has<br />
made a new plan where Terminal 3 would be 100% operational by the end of 2011, but lowered their<br />
goal to 55% operational after further study. ANA is the only foreign carrier at Terminal 3, while other<br />
carriers have no intention of moving yet or are still in negotiations such as Cathay Pacific. On April 17,<br />
2012, Tourism Secretary Ramon Jimenez, Jr. announced that Cathay Pacific, Delta Air Lines and<br />
Emirates will move to Terminal 3 in 2013.<br />
Quelle: Wikipedia
Der Preis<br />
• Nicht selten: Preis wird vereinbart, bevor Risiken sauber identifiziert sind<br />
• Thema „Festpreis“ in allen seinen Ausformungen<br />
• Abwälzen der sich daraus ergebenden Risiken auf Unternehmer, Lieferant vs.<br />
Bestellungsänderungen, force majeure<br />
• Thema Risikozuschlag und unbekannte Elemente<br />
• Der Preis bei Übernahme Planungsrisiken, Abklärungsrisiken: Ist es ökonomisch<br />
überhaupt verantwortbar, einen „Festpreis“ zu vereinbaren?
Bestellungsänderungen, Optimierungsmassnahmen<br />
• Optimierungsmassnahmen als „Puffer“<br />
• Bestellungsänderungen als Mechanismus, einen zu tiefen Festpreis zu korrigieren?<br />
• Bestellungsänderungen: was gibt „more money“?, Prozess, Überwachung und<br />
Formalitäten<br />
• VSGU Standesregeln
Planungsrisiko, Abklärungsrisiko<br />
• Schnittstellen Planung durch Besteller und Ausführung durch Unternehmer<br />
• Risiken: Stand und Qualität der Planung und der Abklärungen, zur Verfügung<br />
stehende Zeit zur Prüfung<br />
• Übernahme der Planer<br />
• Einfluss auf Kosten, Bauablauf und Quelle von Mängeln<br />
• Anfechtung, Teilnichtigkeit, Treu und Glauben, Art. 373 Abs. 2 OR, cic: Funktioniert<br />
in der Praxis unzulänglich bis nicht, unklare Folgen, hohes Schadenspotential<br />
• Lösungen? Aufklärungspflicht? Zeit und Geld für Überprüfung nach<br />
Vertragsabschluss, mit Rücktrittsmöglichkeit?<br />
• Schlussfolgerungen und der Wettbewerb
Unvorhersehbare Ereignisse<br />
• vs. Unvorhergesehene Ereignisse<br />
• Wer hat Abklärungspflicht?<br />
• Die Gesetzesänderung im Besonderen
Mängel/Sicherheitsrisiken<br />
• Interaktion mit Planungsrisiko<br />
• Interaktion mit funktionalem Baubeschrieb<br />
• Sollbeschaffenheit bei Sicherheitsrisiken<br />
• Welche Sollbeschaffenheit? Sicherheitsfaktoren? Probabilistic design
Kündigung als Lösung bei Leistungsstörungen?<br />
• Konsequenzen<br />
• Vorbereitende Massnahmen, im Vertrag und faktisch
Insolvenzrisiko<br />
• Wenn der Unternehmer nicht mehr kann<br />
• Verhältnis zu Bauhandwerkerpfandrecht bei mehrstufigen vertikalen Verhältnissen<br />
• Höhe der Garantien: Was ist ökonomisch, was auf dem Markt erhältlich?<br />
• Bankgarantien vs. Versicherungsprodukte<br />
• Haftpflichtlimiten als verwandtes Thema
Und wenn es kracht<br />
• Abhängigkeit der Parteien voneinander bei der Problemlösung<br />
• Unkoordinierte, feindliche Problemlösung als Kostenfaktor