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budapest festival ORCHestRa - Meister & Kammerkonzerte

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meister&kammerkonzerte<br />

<strong>budapest</strong><br />

<strong>festival</strong><br />

ORCHESTRA<br />

iván fischer dirigent<br />

alexander toradze klavier<br />

4. meisterkonzert, mo 20. jänner 14, 20 uhr<br />

congress innsbruck, saal tirol


2 meister&kammerkonzerte<br />

—notizen—<br />

Ein Hauch vom Orient<br />

3<br />

Aleksandr Borodin (1833–1887)<br />

„Polowetzer Tänze“ (1875–79)<br />

aus dem 2. Akt der Oper „Fürst Igor“<br />

Introduzione: Andantino –<br />

Tanzlied der Mädchen: Con espressivo e dolce –<br />

Tanz der Männer: Allegro vivo –<br />

Lobpreisung des Khans: Allegro –<br />

Tanz der Knaben und Mädchen, allgemeiner Tanz:<br />

Presto – Moderato alla breve –<br />

Presto – Allegro con spirito – Più animato<br />

Sergej Prokofjew (1891–1953)<br />

Konzert für Klavier und Orchester Nr. 3 C-Dur<br />

op. 26 (1917/1921)<br />

I Andante – Allegro<br />

II Tema con Variazioni: Andantino<br />

III Allegro ma non troppo<br />

Pause<br />

Pjotr Iljitsch Tschaikowski (1840–1893)<br />

Symphonie Nr. 6 h-Moll op. 74 „Pathétique“ (1893)<br />

I Adagio – Allegro non troppo – Andante –<br />

Allegro vivo – Andante come prima<br />

II Allegro con grazia<br />

III Allegro molto vivace<br />

IV Finale. Adagio lamentoso – Andante – Andante giusto<br />

Verehrtes Publikum,<br />

Wir danken Alexander Toradze, der den Solopart in Prokofjews Klavierkonzert<br />

Nr. 3 von dem ursprünglich für dieses Konzert angekündigten<br />

Pianisten Alexej Lubimov übernommen hat.<br />

19 Uhr, Kristallfoyer, 1. Obergeschoß:<br />

Einführungsgespräch zum Konzert<br />

Aleksandr Borodins „Polowetzer Tänze“ treffen<br />

ins Herz des russischen Heldentums, führen aber auch<br />

ins Showbiz der USA. Das mittelalterliche „Igorlied“, ein<br />

Epos der Rus, schildert die vernichtende Niederlage des<br />

Heeres des russischen Fürsten Igor gegen die Mannen<br />

der Polowetzer. Die Polowetzer (auch Kiptschaken oder<br />

Kurmanen) waren ein turksprachiges Volk, das es im<br />

Laufe seiner wechselvollen Geschichte<br />

aus dem orientalischen<br />

Süden Russlands und der Nähe<br />

zu Persien über Gebiete an der<br />

Wolga und in der Ukraine bis<br />

nach Ungarn verschlagen hat.<br />

Borodin hat den Stoff des<br />

„Igorliedes“ als Oper nach<br />

einem Szenario des russischen<br />

Historikers und Kunstkritikers<br />

Vladimir Stassow gestaltet. In der<br />

Oper erklingen die „Polowetzer<br />

Tänze“ als Ballett- und Chormusik<br />

am Ende des zweiten Aktes: Der Khan Kontschak<br />

hält im Polowetzer Zeltlager den Fürsten Igor gefangen;<br />

im Morgengrauen beginnen die Mädchen, Knaben und<br />

Soldaten der Polowetzer um das verlöschende Lagerfeuer<br />

zu tanzen und feiern schließlich zusammen mit<br />

dem Khan in wilder Freude den Sieg gegen die Russen.<br />

Als reine Orchesterstücke setzten sich die Tänze<br />

erfolgreich im Konzertsaal durch. In den Fünfzigerjahren<br />

des 20. Jahrhunderts gingen ihre Melodien und Rhythmen<br />

auch dem amerikanischen Musicalpublikum ins Ohr.<br />

Robert Wright und George Forrest bedienten sich für das<br />

Musical „Kismet“ nach einem Theaterstück von Edward<br />

Knoblock der Musik von Borodin. Nach dem Erfolg am<br />

Broadway wurde „Kismet“ auch im Londoner West End<br />

zum Kassen schlager. Die Oboen- und Englischhorn-Weise<br />

aus der Introduktion der Tänze, die im Musical zum „Tanz<br />

der Jungfrauen“ erklingt, landete außerdem in einem<br />

Arrangement als Song „Strangers in Paradise“ einen Hit,<br />

gesungen von Stars wie Bing Crosby und Tony Bennett.


4 meister&kammerkonzerte<br />

—notizen—<br />

5<br />

Die verführerischen Melodien, die entfesselte Rhythmik<br />

und viele gewagte harmonische Wendungen ergeben<br />

ein exotisches Kolorit: Durch kreisende Tonfolgen,<br />

verminderte und übermäßige Tonschritte, flimmernde<br />

Akkord rückungen und ritualische rhythmische Muster<br />

weht ein Hauch von Orientalik durch die Tänze. Eine<br />

faszinierende musikalische Schöpfung. Dabei war Borodin<br />

eigentlich nur ein Freizeitkomponist. Denn der studierte<br />

Mediziner und Chemiker wurde von seinem naturwissenschaftlichen<br />

Beruf als Professor für organische<br />

Chemie an der medizinisch-chirurgischen Akademie von<br />

St. Peters burg vollends ausgefüllt. Seine Forschungstätigkeit<br />

in der Chemie führte zu bedeutenden Ergebnissen:<br />

Die Borodinische Silberdecarboxylierung und die<br />

Hunsdiecker-Borodin-Reaktion tragen seinen Namen.<br />

Seine Experimentierfreudigkeit erstreckte sich aber<br />

nicht nur auf die Chemie, sondern auch auf die Musik.<br />

Borodin schloss sich der russischen Künstlergruppe<br />

des „Mächtigen Häufleins“ rund um Mili Balakirew und<br />

Modest Mussorgski an. Er hatte nicht viel Zeit zu komponieren,<br />

leistete aber mit zwei vollendeten Symphonien,<br />

der „Steppenskizze aus Mittelasien“, Liedern und der Oper<br />

„Fürst Igor“, an der er fast zwei Jahrzehnte lang arbeitete,<br />

kühne und zuhöchst originelle Beiträge zur Ausprägung<br />

einer „nationalen“, eigenständigen russischen Musik.<br />

Nach der Revolution<br />

Sergej Prokofjew begann nach erstem Klavierunterricht<br />

bei seiner Mutter im Alter von 13 Jahren mit dem<br />

Musikstudium am St. Petersburger Konservatorium.<br />

St. Petersburg war damals der kulturelle und geistige<br />

Mittelpunkt Russlands. Aus der Musikwelt trafen sich hier<br />

internationale Größen wie Richard Strauss und Max Reger,<br />

Maurice Ravel und Claude Debussy. Parallel zum Klavier<br />

entwickelte Prokofjew ein immer stärkeres Interesse am<br />

Komponieren. Mit seinen ersten beiden Klavierkonzerten<br />

setzte der junge Stürmer und Dränger das Publikum nicht<br />

nur in Erstaunen, sondern schockierte es. Dann brachte<br />

die Politik die Welt, in der Prokofjew lebte, durcheinander.<br />

Der Musiker konnte sich den umwälzenden Ereignissen<br />

in St. Petersburg, das damals Petrograd hieß, im Jahr<br />

1917 zunächst nicht entziehen. „Die Februar-Revolution<br />

wurde von mir und den Kreisen, in denen ich verkehrte,<br />

freudig begrüßt.“ Doch dann schien Prokofjew allmählich<br />

zu erkennen, dass ihm die gerade im Entstehen<br />

begriffene Sowjetunion keine Basis für eine gesicherte<br />

künstlerische Betätigung zu bieten vermochte.<br />

In den Vereinigten Staaten fand Prokofjew uneingeschränkte<br />

Anerkennung – zunächst als Pianist. Der<br />

Komponist Prokofjew musste quasi von vorne beginnen<br />

und sich eine Reputation<br />

erkämpfen. „Ich war viel zu<br />

früh hingekommen: das Kind<br />

Amerika war für neue Musik<br />

nicht erwachsen genug. Wieder<br />

nach Hause? Aber durch welche<br />

Tore? Von allen Seiten war<br />

Russland von den weißen Fronten<br />

eingeschlossen.“ Ein Ausweg war<br />

Westeuropa. Wie viele andere<br />

russische Künstler wurde der<br />

Komponist in Paris mit Begeisterung<br />

aufgenommen. Prokofjew<br />

sah sich im Mittelpunkt der französischen Kunstwelt.<br />

Henri Matisse zeichnete ein Porträt von ihm. Die Sommermonate<br />

1921 verbrachte Prokofjew in der Bretagne, wo<br />

er auf einen russischen Künstlerfreund, den emigrierten<br />

Dichter Konstantin Balmont, traf. Prokofjew vertonte<br />

Verse von ihm und spielte ihm Teile aus seinem neuen<br />

Klavierkonzert Nr. 3 C-Dur vor. Den Dichter inspirierte<br />

die Musik zu einem Sonett unter dem Titel „Troisième<br />

Concerto“. Die Uraufführung des neuen Konzerts fand<br />

dann Ende 1921 in den USA statt – und brachte endlich<br />

einen heißersehnten Erfolg! Prokofjew spielte<br />

selbst den Solopart, begleitet vom Chicago Symphony<br />

Orchestra unter der Leitung von Leopold Stokowski.<br />

Im 3. Klavierkonzert hat Prokofjew seinen avancierten<br />

Stil in ein adrettes Gewand gekleidet, dessen pianistischer<br />

Stoff es aber in sich hat: Toccata-gleiche Abschnitte<br />

mit einer Ballung an Akkordreihen und Oktavgriffen,<br />

dynamische Motorik, expressive melodische Bögen und<br />

zwischendurch extrem schwierige Fingersätze für un-


6 meister&kammerkonzerte<br />

—notizen—<br />

7<br />

gewöhnliche Akkordstellungen. Vom Orchester werden<br />

rhythmische Raketen gezündet und schillernde und<br />

funkelnde Klangfarbenteppiche ausgelegt. Der Großteil<br />

des Werkes entstand im bretonischen Sommer 1921, aber<br />

Ideen reichen in die revolutionären Jahre zurück, so das<br />

Gavotte-Thema des Mittelsatzes und das scherzo artige<br />

Hauptthema des Finales, das dem Entwurf zu einem<br />

dann nicht ausgeführten Streichquartett mit vorzeichenlosen<br />

Tönen entstammt und im Klavierkonzert auch<br />

ausschließlich auf den weißen Tasten gespielt wird.<br />

Gleichzeitig griff Prokofjew auf Elemente der musikalischen<br />

Geschichte zurück: Schön perlende Skalen im<br />

Geiste Domenico Scarlattis finden Eingang in den modernen<br />

Klaviersatz; Etüdenläufe im Stile des Franzosen<br />

Charles-Louis Hanon werden im ersten Satz nach der<br />

elegischen Klarinetten-Einleitung als Starthilfe für rasante<br />

Motorik genützt; das Gavotte-Thema im zweiten Satz<br />

gerät aus der klassischen Epoche in mondänes Ambiente,<br />

in poetische Zirkel und macht einen Abstecher ins freche<br />

Paris der Zwanzigerjahre; die barock anmutende Bassstimmenführung<br />

im Finale wächst sich zu einer klanggewaltigen<br />

Steigerung aus, die in dieser Art erst im 20. Jahrhundert<br />

möglich wurde. Nach einem letzten großen<br />

melodischen Aufschwung klingt das Konzert mit einem<br />

Perpetuum mobile und rasend schnellen Figurationen aus.<br />

Wie ein Requiem<br />

Pjotr Iljitsch Tschaikowski starb nur neun Tage nach<br />

der von ihm selbst dirigierten Uraufführung seiner<br />

Symphonie Nr. 6 h-Moll op. 74 in St. Petersburg. Sein<br />

Tod so kurz nach der Uraufführung einer im klanglichen<br />

Nirwana endenden Symphonie führte zu Gerüchten. Zwei<br />

verschiedene Varianten kursierten: Tschaikowski habe<br />

in der 1893 von einer Choleraepidemie erfassten Stadt<br />

in selbstmörderischer Absicht ein Glas ungekochten<br />

Wassers getrunken und eine Erkrankung an der Cholera<br />

riskiert, der Krankheit, an der auch seine Mutter gestorben<br />

war; Tschaikowski sei wegen einer sexuellen „Verfehlung“<br />

mit dem Sohn eines ehemaligen Mitschülers<br />

an der Rechtsschule von einem „Ehrengericht“ der<br />

Juristen zum Selbstmord aufgefordert worden, um einen<br />

Skandal zu vermeiden. Beide Varianten bauen aber nur auf<br />

Vermutungen auf. Der Musikwissenschaftler Alexander<br />

Poznansky widerlegt in einer Abhandlung unter dem Titel<br />

„Geschichte und Revision einer Legende“ alle Theorien<br />

von einem „Selbstmord“ und einem „Ehrengericht“ und<br />

kommt zu dem Schluss, dass Tschaikowski wohl eines<br />

natürlichen Todes an den Folgen der Cholera gestorben ist.<br />

Der 6. Symphonie in der<br />

„Todestonart“ h-Moll liegt laut<br />

eigener Aussage Tschaikowskis ein<br />

„Programm“ zugrunde, das „für<br />

alle ein Rätsel bleiben soll und<br />

das durch und durch von meinem<br />

eigensten Sein erfüllt ist, so dass<br />

ich unterwegs in Gedanken komponierend<br />

oft heftig weinte“. Als der<br />

Komponist von dem Großfürsten<br />

Konstantin gebeten wurde, für<br />

den verstorbenen Dichterfreund<br />

Alexander Apuchtin ein Requiem<br />

zu schreiben, antwortete Tschaikowski: „Mich verwirrt der<br />

Umstand, dass meine letzte Symphonie, welche soeben<br />

fertig geworden ist, von einer Stimmung durchdrungen ist,<br />

welche derjenigen des Requiems nahe kommt. Ich fürchte,<br />

mich selbst zu wiederholen, wenn ich sofort ein seinem<br />

Charakter und seinem Wesen nach ähnliches Werk in Arbeit<br />

nehme.“ Tatsächlich finden sich starke Hinweise auf einen<br />

trauermusikalischen Hintergrund. Die Themen des ersten,<br />

zweiten und vierten Satzes enthalten musikalische Seufzermotive<br />

und Trauerzeichen. Ein typisches Klagemotiv, das<br />

Intervall der fallenden Sekund, wird von Tschaikowski bis hin<br />

zu Kulminationen eingesetzt. Im dramatischen Mittelteil des<br />

ersten Satzes zitiert Tschaikowski inmitten orchestraler Aufschreie<br />

eine Melodie aus dem russisch-orthodoxen Totenoffizium:<br />

den Vers „Mit den Heiligen lasse ruhen, Christus,<br />

die Seelen Deiner Diener“. Am Ende des ersten Satzes<br />

stimmt Tschaikowski dann einen tröstlichen Choral an.<br />

Die ganze Symphonie, der Tschaikowskis Bruder<br />

Modest den Titel „Pathétique“ verlieh, wirkt wie ein Abgesang<br />

auf eine versinkende Epoche. Es ist ein typisches<br />

Werk des Fin de Siècle, in dem vieles von dem verklingt,


8 meister&kammerkonzerte<br />

—biografien—<br />

9<br />

wovon die Musik in den Jahrzehnten zuvor geprägt<br />

wurde. Das lässt sich auch an rein kompositionstechnischen<br />

Vorgängen des Werkes nachvollziehen. Verzweifelt<br />

versucht sich der erste Satz gegen den drohenden<br />

Untergang aufzulehnen, aber alle Versuche müssen in<br />

einem fatalen Zusammenbruch enden, da das aus dem<br />

Dunkel aufsteigende Hauptthema keinen Anfang und<br />

kein Ende kennt, also gar keinen Halt finden kann. Im<br />

Seitenthema des Kopfsatzes, in dem schon ein wenig die<br />

Trauer des Finales anklingt, erinnert sich Tschaikowski<br />

wehmütig an vergangene romantische Zeiten.<br />

Die beiden Mittelsätze wiederum sind Tanzsätze, aber<br />

nicht mehr nur von ursprünglicher Kraft erfüllt, sondern<br />

zur Auflösung tendierend. Den Walzer im zweiten Satz<br />

verschleiert Tschaikowski durch eine Ausweitung des<br />

Metrums vom 3/4- zum 5/4-Takt, was den Tanz unwirklich<br />

erscheinen lässt. Durch den Mittelteil zieht sich in<br />

Moll das Klagemotiv. Im dritten Satz, dem Scherzo, kombiniert<br />

Tschaikowski eine Tarantella mit einem Marsch,<br />

dessen anfänglich frohgemute Stimmung während einer<br />

unerbittlichen Steigerung in Bedrohlichkeit übergeht. Je<br />

mehr die im Marsch vereinten Instrumente auftrumpfen,<br />

desto stärker kommt der Eindruck auf, sie übertönen<br />

bloß die wahren Verhältnisse. Ein Potemkinsches<br />

Dorf: hinter der Fassade des Jubels offenbart sich die<br />

Tragik. Über vier Oktaven abwärts rast das Orchester<br />

schließlich dem Boden der Wirklichkeit entgegen.<br />

Im Finale offenbart sich das ganze Ausmaß der<br />

Tragik. Ein erschütterndes Lamento, ein Trauergesang<br />

ohne Worte, dessen schmerzliche Melodik von zerklüfteten<br />

Akkorden getragen wird. Im Mittelteil des<br />

Satzes wechselt Tschaikowski zwar vom schwermütigen<br />

Adagio in ein bewegteres Andante und zwischenzeitlich<br />

von Moll nach Dur, aber die Musik steigert sich zu<br />

höchster Verzweiflung und stürzt regelrecht ab. Noch<br />

einmal stimmt Tschaikowski das Lamento an, das sich<br />

zu einer gewaltigen Klage aufbaut. Dann öffnet ein<br />

leiser Tamtam-Schlag unmissverständlich das Tor in<br />

ein anderes Reich. Die Posaunen und die Tuba spielen<br />

einen Choral. Über dumpfen Kontrabass-Schritten<br />

verschwindet die Symphonie langsam im Nichts.<br />

Rainer Lepuschitz<br />

Alexander Toradze, Sohn des Komponisten David<br />

Toradze, erhielt seinen ersten Musikunterricht in der<br />

Zentralen Musikschule seiner Heimatstadt Tiflis in Georgien.<br />

Mit neun Jahren trat er bereits als Klaviersolist auf.<br />

Am Tschaikowski-Konservatorium Moskau studierte er<br />

bei den angesehenen Klavierpädagogen Jakov Zak, Boris<br />

Zemlianski und Lev Naumov. 1977 gewann er den zweiten<br />

Preis des renommierten Van-Cliburn-Klavierwettbewerbs<br />

in Texas. 1983 suchte Toradze während einer Tournee<br />

mit dem Bolschoi-Symphonieorchester<br />

in der US-Botschaft<br />

von Madrid um Asyl in den<br />

Vereinigten Staaten an. Der<br />

bedeutende Repräsentant<br />

der russischen Klavierschule<br />

setzte seine Solistenlaufbahn<br />

im Westen fort und erhielt<br />

1991 eine Klavier-Professur<br />

an der Indiana University<br />

South Bend, wo er ein einmaliges<br />

Projekt entwickelte. Die<br />

Studenten sind als Mitglieder<br />

des Toradze Piano Studio in<br />

ein Tour- Ensemble eingebunden, das mit Kammer- und<br />

Klaviermusik in den Zentren der Musik wie den Salzburger<br />

Festspielen, den Londoner Proms, den Weißen Nächten<br />

St. Petersburg, dem Edinburgh International Festival, der<br />

Mailänder Scala und in der Hollywood Boyl auftritt. Als<br />

Klaviersolist konzertiert Alexander Toradze mit den führenden<br />

Orchestern der USA sowie den Berliner Philharmonikern,<br />

dem London Symphony Orchestra, dem Orchestre<br />

National de France, den St. Petersburger Philharmonikern<br />

und dem Kirov- Orchester, mit dem er unter der Leitung<br />

von Valery Gergiev auch alle fünf Klavierkonzerte von<br />

Prokofjew für das Label Philips einspielte. Das Konzert<br />

Nr. 3 von Prokofjew mit Toradze wurde vom International<br />

Piano Quarterly zur „historisch besten Plattenaufnahme<br />

dieses Werkes“ gewählt. Auch seine Interpretationen<br />

und CD-Aufnahmen (u. a. für EMI) von Werken Ravels,<br />

Strawinskis, Mussorgskis und Skrjabins ernten hohe<br />

Anerkennung.


10 meister&kammerkonzerte —biografien—<br />

11<br />

Iván Fischer studierte Klavier, Violine und Violoncello in<br />

Budapest, eher er in Wien die legendäre Dirigierklasse von<br />

Hans Swarowsky besuchte. Nach einer Assistenzzeit bei<br />

Nikolaus Harnoncourt startete Fischer seine Karriere mit<br />

dem Sieg beim Dirigentenwettbewerb der Rupert Foundation<br />

in London. 1983 gründete Iván Fischer gemeinsam<br />

mit dem Pianisten Zoltán Kocsis das Budapest Festival<br />

Orchester, dem er bis heute als Musikdirektor vorsteht. Die<br />

künstlerische Partnerschaft zwischen ihm und dem Orchester<br />

stellt eine der größten<br />

Erfolgsgeschichten in der Welt<br />

der Klassik der letzten 30 Jahre<br />

dar. Eng verbunden ist Iván<br />

Fischer außerdem mit dem<br />

Konzerthausorchester Berlin,<br />

dessen Chefdirigent er seit<br />

2012 ist, und mit der Wiener<br />

Staatsoper. Er steht auch<br />

regelmäßig an den Opernhäusern<br />

von Zürich, London,<br />

Paris und Brüssel am Pult und<br />

gastiert als Konzertdirigent bei<br />

bedeutenden Orchestern wie<br />

den Berliner Philharmonikern, dem Concertgebouworkest<br />

Amsterdam, dem Cleveland Orchestra, New York Philharmonic,<br />

dem Orchestre de Paris, den Münchner Philharmonikern<br />

und dem Israel Philharmonic Orchestra. Zahlreiche<br />

CD-Aufnahmen bei den Labels Philips und Channel<br />

Classics weisen Iván Fischer als visionären Dirigenten und<br />

exzellenten Orchesterleiter aus. Der auch als Komponist<br />

erfolgreiche Musiker ist Gründer der Ungarischen Mahler-<br />

Gesellschaft und Schirmherr der British Kodály Academy.<br />

In Budapest rief er wichtige musikalische Einrichtungen<br />

wie ein Barockmusik-Festival, das Budapester Mahler-Fest,<br />

Open-Air-Konzerte für Zehntausende Menschen, „Midnight<br />

Music Concerts“ für Studenten und „cocoa concerts“<br />

für Kinder ins Leben. Im Web ist Iván Fischer mit einem<br />

polemischen Blog über nicht nur musikalische Themen<br />

und mit der Video-Serie „frag-fischer“ aus Berlin präsent.<br />

Das Budapest Festival Orchestra wurde 1983 von dem<br />

Dirigenten Iván Fischer und dem Pianisten Zoltán Kocsis<br />

gegründet, die damals die besten ungarischen Instrumentalisten<br />

zu einem Klangkörper um sich scharten. Das ungarische<br />

Ensemble entwickelte sich zu einem der besten Orchester<br />

der Welt, gefeiert bei mehreren Abonnementzyklen<br />

und dem Festival „Bridging Europe“ im Palast der Künste<br />

in Budapest und auf seinen internationalen Tourneen. Das<br />

Orchester konzertiert regelmäßig bei den Salzburger Festspielen,<br />

im Wiener Musikverein und Konzerthaus, in Berlin,<br />

beim Lucerne Festival, bei den Londoner Proms, in Paris,<br />

in der Carnegie Hall und beim „Mostly Mozart Festival“ in<br />

New York. Musikerpersönlichkeiten wie Sir Georg Solti, Kurt<br />

Sanderling, Charles Dutoit, Gidon Kremer, Yehudi Menuhin,<br />

Sándor Végh, Martha Argerich, András Schiff, Radu Lupu,<br />

Yuri Bashmet, Heinz Holliger, Pinchas Zukerman und<br />

Agnes Baltsa konzertierten mit dem ungarischen Orchester.<br />

Neben der vielfältigen Konzerttätigkeit verwirklicht<br />

das Budapest Festival Orchestra regelmäßig Opernprojekte<br />

(u. a. „Die Zauberflöte“ in Budapest, „Don Giovanni“<br />

und „Le nozze di Figaro“ in New York). Inzwischen liegen<br />

mehr als 50 CD-Aufnahmen mit dem Orchester vor, das<br />

für seine Einspielungen von Bartóks „Der Wunderbare<br />

Mandarin“ und Mahlers „Auferstehungssymphonie“<br />

mit dem Grammophone Award ausgezeichnet wurde.<br />

1. Violine: Giovanni Guzzo, Violetta Eckhardt, Ágnes Bíró, Mária Gál-Tamási,<br />

Radu Hrib, Erika Illési, István Kádár, Péter Kostyál, Eszter Lesták Bedó´,<br />

Gyöngyvér Oláh, Gábor Sipos, Emese Gulyás, Csaba Czenke, Balázs Bujtor,<br />

Gábor Selmeczi, Zsuzsa Berentés; 2. Violine: Tímea Iván, Györgyi Czirók,<br />

Tibor Gátay, Krisztina Haják, Zsófia Lezsák, Levente Szabó, Zsolt Szefcsik,<br />

Antónia Bodó, Noémi Molnár, Anikó Mózes, Erika Kovács, Gabriella Nagy, Pál<br />

Jász, Bence Asztalos; Viola: Ferenc Gábor, Ágnes Csoma, Miklós Bányai, Judit<br />

Bende, Cecília Bodolai, Zoltán Fekete, Barna Juhász, Nikoletta Reinhardt, Nao<br />

Yamamoto, Csaba Gálfi, István Polónyi, László Bolyki; Violoncello: Antoaneta<br />

Emanuilova, Lajos Dvorák, Éva Eckhardt, György Kertész, Kousay Mahdi, György<br />

Markó, Rita Sovány, Orsolya Mód, László Bánk, Péter Háry; Kontrabass: Zsolt<br />

Fejérvári, Károly Kaszás, Géza Lajhó, László Lévai, Attila Martos, Csaba Sipos,<br />

Csaba Magyar, Alajos H. Zováthy; Flöte: Erika Sebó´k, Anett Jóföldi, Bernadett<br />

Nagy; Oboe: Victor Aviat, Clement Noel; Klarinette: Ákos Ács, Rudolf Szitka;<br />

Fagott: Dániel Tallián, Sándor Patkós; Horn: Péter Dávida, András Szabó, Dávid<br />

Bereczky, Zsombor Nagy; Trompete: Zsolt Czeglédi, Tamás Póti; Posaune:<br />

Balázs Szakszon, Péter I. Bálint, Mariann Krasznai; Tuba: József Bazsinka;<br />

Pauken: Roland Dénes; Schlagwerk: László Herboly, István Kurcsák, Gáspár<br />

Szente, Boglárka Fábry, Gábor Pusztai; Harfe: Ágnes Polónyi; Orchesterdirektor:<br />

Stefan Englert; Tournee-Manager: Bence Pócs; Tournee-Assistentin:<br />

Christina Schonk; Orchesterwart: Róbert Zentai; Techniker: Sándor Kathi;<br />

Persönliche Referentin des Chefdirigenten: Rita Szabó


Vorschau<br />

4. kammerkonzert<br />

liederabend<br />

daniel behle tenor sveinung bjelland klavier<br />

schubert: die winterreise<br />

mo 27. jänner 14, 20 uhr<br />

tiroler landeskonservatorium<br />

einführungsgespräch 19 uhr<br />

5. meisterkonzert<br />

klavier-rezital<br />

grigorij sokolow klavier<br />

chopin<br />

do 6. februar 14, 20 uhr<br />

congress innsbruck, saal tirol<br />

einführungsgespräch 19 uhr<br />

tiroler landestheater<br />

PARSIFAL<br />

bühnenweihfestspiel<br />

premiere so 16. februar 14, 16 uhr<br />

großes haus<br />

4. symphoniekonzert<br />

tiroler Symphonieorchester innsbruck<br />

benjamin shwartz dirigent<br />

f.p. huber, strawinski, haydn, ravel<br />

do 20. und fr 21. februar 14, 20 uhr<br />

congress innsbruck, saal tirol<br />

tickets meister&kammerkonzerte:<br />

innsbruck information t +43 (0)512 53 56-0<br />

e-mail: ibk.ticket@utanet.at, infos: www.meisterkammerkonzerte.at<br />

tickets tiroler landestheater und symphoniekonzerte:<br />

tiroler landestheater, t +43 (0)512 52 074-4<br />

e-mail: kassa@landestheater.at, infos: www.landestheater.at<br />

Impressum: Für den Inhalt verantwortlich: <strong>Meister</strong>&<strong>Kammerkonzerte</strong>, Innsbrucker Festwochen<br />

der Alten Musik GmbH, Herzog-Friedrich-Straße 21/1, 6020 Innsbruck; E-mail:<br />

meisterkammer@altemusik.at; Tel.: +43 (0)512 571032-19; Redak tion & Texte: Rainer<br />

Lepuschitz; © Fotos: Marco Borggreve (S. 10); Kon zep tion & Design: citygrafic.at, Innsbruck;<br />

Druck- und Satzfehler vor behalten; Druck: Alpina, Inns bruck; Besetzungs- und Programmänderungen<br />

vorbehalten.

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