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Bericht Vorprojekt - Kastanien

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<strong>Vorprojekt</strong> <strong>Kastanien</strong>selvenrestauration Zentralschweiz Seite 1/19<br />

Schlussbericht<br />

<strong>Vorprojekt</strong><br />

<strong>Kastanien</strong>selvenrestauration Zentralschweiz<br />

Schlussbericht<br />

Projektträgerschaft<br />

Interessengemeinschaft Pro Kastanie Zentralschweiz<br />

Josef Waldis (Präsident)<br />

Zingelistrasse 15 041 390 12 69 / 079 344 83 11<br />

6353 Weggis jwaldis@bluewin.ch<br />

Projektleitung/-ausführung<br />

Ingenieurbüro MOGLI solutions<br />

Andreas Rudow (Projektleitung)<br />

Kehlstrasse 7 044 632 32 13 / 056 222 97 02<br />

5400 Baden andreas.rudow@env.ethz.ch<br />

Patricio Borter<br />

Hauptstrasse 7 052 620 35 85 / 079 401 04 76<br />

8228 Beggingen patricio.borter@gmail.com<br />

Andreas Rudow und Patricio Borter, MOGLI solutions, 5400 Baden P31_schlussbericht2.0 / 18.02.2008


<strong>Vorprojekt</strong> <strong>Kastanien</strong>selvenrestauration Zentralschweiz Seite 2/19<br />

Schlussbericht<br />

Inhalt<br />

1 Ausgangslage ........................................................................................................................................ 3<br />

2 Ziele .........................................................................................................................................................4<br />

2.1 Evaluation der Objekte ......................................................................................................................................4<br />

2.2 Pilotprojekte Umsetzung.................................................................................................................................4<br />

2.3 Projektierung Hauptprojekt............................................................................................................................4<br />

3 Organisation .......................................................................................................................................... 5<br />

4 Leistungen und Produkte.....................................................................................................................6<br />

4.1 Evaluation der Objekte......................................................................................................................................6<br />

4.2 Pilotprojekte Umsetzung.................................................................................................................................6<br />

4.3 Projektierung Hauptprojekt ........................................................................................................................... 7<br />

5 Durchführung ........................................................................................................................................8<br />

5.1 Evaluation der Objekte ......................................................................................................................................8<br />

5.2 Pilotprojekte Umsetzung...............................................................................................................................10<br />

5.3 Projektierung Hauptprojekt.......................................................................................................................... 13<br />

6 Finanzen ................................................................................................................................................15<br />

6.1 Zeitaufwand ........................................................................................................................................................ 15<br />

6.2 Kosten....................................................................................................................................................................16<br />

6.3 Schlussabrechnung..........................................................................................................................................16<br />

7 Schlussfolgerungen und Dank.......................................................................................................... 18<br />

8 Anhang.................................................................................................................................................. 19<br />

8.1 Projektierung Verbundprojekt Edelkastanie Zentralschweiz 2008-11 ........................................19<br />

8.2 Anhang (gemeinsam mit Projektierung Verbundprojekt 2008-11) .............................................19<br />

Andreas Rudow und Patricio Borter, MOGLI solutions, 5400 Baden P31_schlussbericht2.0 / 18.02.2008


<strong>Vorprojekt</strong> <strong>Kastanien</strong>selvenrestauration Zentralschweiz Seite 3/19<br />

Schlussbericht<br />

1 Ausgangslage<br />

Die Edelkastanie wurde in der Zentralschweiz, in den milden Lagen rund um die Seen, seit dem<br />

Mittelalter bis ins 17. Jahrhundert als wichtiges Grundnahrungsmittel kultiviert. Aber seit der<br />

„kleinen Eiszeit“ verlor die Kastanie kontinuierlich an Bedeutung, wurde durch neue Kulturpflanzen<br />

wie Kartoffel und Mais konkurrenziert und geriet schliesslich im 20. Jahrhundert fast<br />

ganz in Vergessenheit. Viele vernachlässigte <strong>Kastanien</strong>bäume und -haine verschwanden unter<br />

dem natürlichen Konkurrenzdruck oder wurden genutzt (Holz, Gerbstoffe). Heute zeugen noch<br />

vereinzelte Edelkastanienbäume und letzte Relikte alter <strong>Kastanien</strong>haine von der ehemaligen<br />

<strong>Kastanien</strong>kultur. Dieses besondere Kulturgut und Landschaftselement droht jedoch verloren zu<br />

gehen. Damit würde auch eine einmalige pflanzengenetische Ressource unwiederbringlich<br />

verschwinden, sollten nicht gezielte Massnahmen zum Erhalt der letzten bestehenden<br />

<strong>Kastanien</strong>haine und -einzelbäume ergriffen werden.<br />

Die Interessengemeinschaft Pro Kastanie Zentralschweiz (Gründungsjahr 2000) hat sich zum<br />

Ziel gesetzt, die Edelkastanie in der Zentralschweiz zu fördern und das vergessene Kulturgut<br />

wieder zum Leben zu erwecken. Dazu soll ein grösseres lokales Selvenrestaurationsprojekt in<br />

der Zentralschweiz einen wesentlichen Beitrag leisten. Das vorliegende <strong>Vorprojekt</strong> ist ein<br />

wichtiger Grundstein für ein solches Vorhaben. Es konnte realisiert werden mit der Unterstützung<br />

des Fonds Landschaft Schweiz (FLS), der Kantone LU, NW, OW, SZ, UR und ZG sowie<br />

der Gruppe Waldmanagement/Waldbau der ETHZ Zürich.<br />

Wie sich im Verlauf der Arbeit herausgestellt hat, darf der von der Alpensüdseite stammende<br />

Begriff der „Selve“ nicht ohne Weiteres auf die Alpennordseite übertragen werden, da die<br />

Kultur der Edelkastanie hier möglicherweise andere Formen aufwies, die wir nicht mehr genau<br />

eruieren können. Im Folgenden bezeichnen wir unser Pendant zu den Selven der Alpensüdseite<br />

als „<strong>Kastanien</strong>haine“.<br />

Typischer <strong>Kastanien</strong>hain. Chesteneweid Weggis LU<br />

Andreas Rudow und Patricio Borter, MOGLI solutions, 5400 Baden P31_schlussbericht2.0 / 18.02.2008


<strong>Vorprojekt</strong> <strong>Kastanien</strong>selvenrestauration Zentralschweiz Seite 4/19<br />

Schlussbericht<br />

2 Ziele<br />

Das <strong>Vorprojekt</strong> Selvenrestauration Zentralschweiz verfolgte folgende Ziele:<br />

2.1 Evaluation der Objekte<br />

• Erhebung der Verbreitung: Zusammenstellen bestehender Angaben (Lokale Inventare,<br />

Literatur, etc.), Befragen des Forstdienstes und lokaler Experten.<br />

• Erhebung spezifischer Objektdaten: Beurteilen von Eignungsfaktoren wie Bestockung,<br />

Vitalität, Gesundheitszustand, potentielle Sorten, enthaltene/angrenzende<br />

Naturschutz- oder Landschaftsobjekte (z.B. Trockenmauern), Eigentumsverhältnisse<br />

und Bereitschaft etc.<br />

• Objektwahl: Erarbeiten eines Vorschlags für ein Verbundnetz prioritärer Objekte (mit<br />

Varianten) zur Restauration oder Neubegründung von <strong>Kastanien</strong>hainen.<br />

2.2 Pilotprojekte Umsetzung<br />

• Selvenrestaurationsmassnahmen: Evaluieren der Erfahrungen früherer Selvenrestaurationsprojekte<br />

in der Schweiz (Zentralalpen und Alpensüdsseite).<br />

• Kronenschnitt: Durchführen von Baumpflege-Arbeiten in einer ausgewählten<br />

Pilotfläche.<br />

• <strong>Kastanien</strong>rindenkrebs: Zusammenführen der Erfahrungen von Spezialisten aus Praxis<br />

und Forschung der Schweiz.<br />

2.3 Projektierung Hauptprojekt<br />

• Koordinationsgruppe/Fachausschuss: Aufbauen einer Gruppe von Akteuren mit<br />

Vertretern aus Bund, Kantonen, Gemeinden, Sponsoren, IG Pro Kastanie, Lokalgruppen<br />

etc. zur Koordination des methodischen Projektablaufs.<br />

• Rechtsgrundlagen/Finanzierung: Zusammenstellen der nationalen Rechtsgrundlagen<br />

betreffend Selven und der nationalen und kantonalen Finanzierungsmöglichkeiten für<br />

Einrichtung und längerfristige Sicherstellung des Unterhalts.<br />

• Projektierung Hauptprojekt: Erarbeiten von Hauptprojektvarianten zur Restauration<br />

und Neubegründung von <strong>Kastanien</strong>hainen in der Zentralschweiz, insbesondere Objektwahl<br />

(Eignung, Verbund, Kosten, Finanzierung) und Projektorganisationsfragen<br />

(Integration Querschnittaufgaben wie z.B. Koordination Nachzucht,<br />

Kommunikationstools etc.)<br />

Andreas Rudow und Patricio Borter, MOGLI solutions, 5400 Baden P31_schlussbericht2.0 / 18.02.2008


<strong>Vorprojekt</strong> <strong>Kastanien</strong>selvenrestauration Zentralschweiz Seite 5/19<br />

Schlussbericht<br />

3 Organisation<br />

Die Projektorganisation ist wie folgt aufgebaut:<br />

Projektinitiantin/-inhaberin<br />

IG Pro Kastanie Zentralschweiz<br />

Kantone<br />

LU<br />

NW<br />

OW<br />

SZ<br />

UR<br />

ZG<br />

Projektleitung/-ausführung<br />

Andreas Rudow / Patricio Borter<br />

Ingenieurbüro MOGLI solutions<br />

Fachausschuss<br />

Fachexperten,<br />

Kontaktpersonen Kantone<br />

Partner<br />

Gde/Korp<br />

BAFU<br />

BLW/SKEK<br />

WSL<br />

ETH<br />

FLS<br />

Sponsoren<br />

Diese Organisation hat sich gut bewährt. Durch die kontinuierlich aufbauende Zusammenarbeit<br />

des ausführenden Ingenieurbüros MOGLI solutions mit dem Fachausschuss konnten die<br />

zuständigen Kantonsbehörden (bisher: Wald, Landwirtschaft) sowie der Fonds Landschaft<br />

Schweiz (FLS) sukzessive einbezogen und alle wesentlichen Entscheidungen bei der Projektentwicklung<br />

abgesprochen und auf einen breiten Konsens abgestützt werden.<br />

Der Einbezug der Natur-/Landschaftsschutz-Behörden wurde durch bilaterale Kontakte im<br />

Hinblick auf die objektweise Detailplanung im geplanten Umsetzungprojekt bereits<br />

vorbereitet.<br />

Bei speziellen Fragen konnten <strong>Kastanien</strong>-Fachexperten aus verschiedenen Bereichen und<br />

Institutionen situativ einbezogen werden, wodurch das bestehende Experten-Netzwerk weiter<br />

ausgebaut wurde.<br />

Andreas Rudow und Patricio Borter, MOGLI solutions, 5400 Baden P31_schlussbericht2.0 / 18.02.2008


<strong>Vorprojekt</strong> <strong>Kastanien</strong>selvenrestauration Zentralschweiz Seite 6/19<br />

Schlussbericht<br />

4 Leistungen und Produkte<br />

Leistungen<br />

4.1 Evaluation der Objekte<br />

Erhebung der Verbreitung<br />

Entwicklung von Erhebungsmethodik und GIS-<br />

Erhebungs-Applikation<br />

Mündliche Befragung (Experteninterview) von<br />

Forstdienst und lokalen Experten (22 Personen)<br />

Erhebung spezifischer Objektdaten<br />

Felderhebung I (20 Tage)<br />

Felderhebung II (6 Tage)<br />

Objektwahl<br />

Priorisierung von Objekten und Teilflächen,<br />

Prozessbegleitung Fachausschuss<br />

Produkte<br />

Erhebungssystem<br />

• Datenstruktur, Katalog Eignungskriterien<br />

• GISPAD-Applikation<br />

• Wegleitung<br />

Verbreitungsdaten (Punkte+Flächen), Objektlisten,<br />

Objektkarten<br />

• 100 Objekte (833 ha)<br />

• 1'763 Bäume (geschätzt, 154 als Einzelbaum)<br />

• 48 spezielle Individuen (Baumdenkmal,<br />

potentielle Lokalsorte)<br />

Objektdaten (Punkte+Flächen), Objektlisten,<br />

Objektkarten<br />

• 125 Objekte (542 ha)<br />

• 1'615 Bäume (gezählt, 887 als Einzelbaum)<br />

• 92 spezielle Individuen (Baumdenkmal,<br />

potentielle Lokalsorte)<br />

Teilflächendaten (Perimeter, Massnahmen,<br />

Kosten), Objektlisten, Objektkarten<br />

• 36 potentielle prioritäre Objekte (127 ha)<br />

• Daten je Objekt getrennt für Kern-, Ideal- und<br />

Ausweitungsperimeter<br />

(Entscheidungsgrundlage für die Priorisierung von<br />

Objekten und Teilflächen)<br />

Synthese der Objektdaten (Perimeter,<br />

Massnahmen, Kosten)<br />

• 27 prioritäre Objekte (110 ha)<br />

• Daten je Objekt für Gesamtperimeter +<br />

prioritäre Teilfläche aus Kern-/Idealperimeter<br />

4.2 Pilotprojekte Umsetzung<br />

Selvenrestaurationsmassnahmen<br />

Schriftliche Befragung (Formular) der Projektleiter,<br />

Auswertung und Zusammenstellen der Ergebnisse<br />

(erfolgte vorgängig hinsichtlich <strong>Vorprojekt</strong>)<br />

Publikation in Fachzeitschriften (SZF, Wald&Holz,<br />

La Forêt, Forestaviva)<br />

• Projektorganisation, -grösse, -kosten<br />

• Massnahmenaufwand +-kosten<br />

• Finanzierung<br />

• Spezielle Probleme und Massnahmen<br />

Andreas Rudow und Patricio Borter, MOGLI solutions, 5400 Baden P31_schlussbericht2.0 / 18.02.2008


<strong>Vorprojekt</strong> <strong>Kastanien</strong>selvenrestauration Zentralschweiz Seite 7/19<br />

Schlussbericht<br />

Pilotfläche „Zimmeriwald“<br />

Organisation und Durchführung exemplarischer<br />

Restaurationsmassnahmen mit Beizug eines<br />

Experten aus dem Tessin<br />

<strong>Kastanien</strong>rindenkrebs<br />

Organisation und Durchführung einer<br />

Erfahrungsaustausch-Tagung nationaler Experten<br />

(14 Teilnehmer aus allen CH <strong>Kastanien</strong>regionen)<br />

Restauration:<br />

• Freistellen + Kronenschnitt (4 Bäume)<br />

• Wissenstransfer Tessin - Zentralschweiz<br />

• Dokumentation der Ergebnisse/Erfahrungen<br />

Erfahrungs-/Wissenssammlung zu<br />

<strong>Kastanien</strong>rindenkrebs bei Selvenrestaurationen<br />

• Risikofaktoren<br />

• Präventive Massnahmen<br />

• Bekämpfungsmassnahmen (nach Befall)<br />

• Dokumentation der Ergebnisse/Erfahrungen<br />

4.3 Projektierung Hauptprojekt<br />

Koordinationsgruppe/Fachausschuss<br />

Aufbau Fachausschuss, Organisation und Leitung<br />

von 3 Koordinationssitzungen<br />

Rechtsgrundlagen/Finanzierung<br />

Einbezug/Sensibilisierung der zuständigen<br />

Behörden + deren Input/Entscheide zu<br />

Methoden/Vorgehen<br />

• Methode + Organisation Befragung<br />

• Methode Objektevaluation, Klärung Rechtsund<br />

Finanzierungsfragen<br />

• Vernehmlassung Objektwahl, Entwurf<br />

Hauptprojektvariante<br />

Abklärung und Zusammenstellung der relevanten<br />

nationalen Rechtsgrundlagen<br />

Abklärung und Zusammenstellung der nationalen<br />

und kantonalen Subventionsinstrumente<br />

Projektierung Hauptprojekt 2008-11<br />

Entwicklung, Vernehmlassung und<br />

Zusammenstellung der Projektunterlagen<br />

Übersicht nationale Rechtsgrundlagen betreffend<br />

Selven/<strong>Kastanien</strong>hainen<br />

Übersicht nationale und kantonale Subventionsinstrumente<br />

(Wald, Landwirtschaft) für<br />

Einrichtung + Unterhalt von <strong>Kastanien</strong>hainen<br />

Prototyp Projektunterlagen<br />

Ausarbeitung Beitragsgesuch FLS FLS-Beitrag von CHF 230’000<br />

Überarbeitung und Zusammenstellung der<br />

Projektunterlagen<br />

Projektunterlagen<br />

• Projektierung Verbundprojekt <strong>Kastanien</strong>haine<br />

Zentralschweiz 2008-11 (Anhang separat)<br />

• Objektkarte (Anhang 1)<br />

• Objektliste (Anhang 2, gelb markiert)<br />

• Objektsteckbriefe (Anhang 3)<br />

• Subventionsinstrumente (Anhang 4)<br />

Andreas Rudow und Patricio Borter, MOGLI solutions, 5400 Baden P31_schlussbericht2.0 / 18.02.2008


<strong>Vorprojekt</strong> <strong>Kastanien</strong>selvenrestauration Zentralschweiz Seite 8/19<br />

Schlussbericht<br />

5 Durchführung<br />

5.1 Evaluation der Objekte<br />

Die Evaluation der Objekte (=potentielle Flächen für die Restauration und/oder<br />

Neubegründung von <strong>Kastanien</strong>hainen) für ein interkantonales Verbundprojekt folgte einem<br />

mehrstufigen Vorgehen:<br />

Erhebung der Verbreitung<br />

Grundlegendes Werk zur Verbreitung der Edelkastanie in der Zentralschweiz ist Furrer (1958) 1 .<br />

Furrer hat die <strong>Kastanien</strong>vorkommen der Zentralschweiz als Letzter systematisch erfasst.<br />

Vereinzelte Daten aus lokalen Floren/Inventaren ergänzen die bereits 50-jährige<br />

Verbreitungskarte Furrers.<br />

Die aktuelle Verbreitung der Edelkastanie musste<br />

bei den Kennern der Zentralschweizer Wälder<br />

erfragt werden. So wurden in einer ersten<br />

Befragungsrunde in den Kantonen insgesamt 22<br />

Personen zur Verbreitung der Edelkastanie<br />

mündlich befragt (18 Revierförster, 1 Altförster, 3<br />

lokale Experten). Ihr Wissen zu Vorkommen,<br />

Flurnamen, geschätzter Anzahl Individuen,<br />

ungefähren Brusthöhendurchmessern, Vitalität,<br />

<strong>Kastanien</strong>rindenkrebsbefall, letzten Eingriffen für<br />

<strong>Kastanien</strong>förderung, Eigentümern sowie ihre<br />

subjektive Einschätzung der Eignung der Fläche<br />

wurden mit Hilfe des GIS-Erhebungsprogrammes<br />

GISPAD direkt während der Befragung digitalisiert.<br />

Diese Daten bildeten zusammen mit der<br />

Verbreitungskarte von Furrer 1958 die Grundlagen<br />

für die ersten Felderhebungen.<br />

Erhebung spezifischer Objektdaten<br />

Befragung und direkte digitale Erfassung<br />

In der Feldphase I wurden die Flächen und Einzelbäume gemäss den Verbreitungsangaben aus<br />

der Befragungsrunde im Gelände aufgesucht und mit detaillierten Erhebungen ergänzt. Durch<br />

Begegnungen und Gespräche hauptsächlich mit Bauern kamen laufend neue Angaben über<br />

<strong>Kastanien</strong>vorkommen hinzu und wurden in die Erhebungen integriert.<br />

Neben einer Vielzahl von bestandes- oder einzelbaumbeschreibenden Faktoren wurden für die<br />

Flächen Eignungskriterien beurteilt, die Aufschluss über die generelle Eignung des Objektes für<br />

die Einrichtung oder Restauration eines <strong>Kastanien</strong>haines geben:<br />

naturgegebene Eignungskriterien<br />

• aktuelles <strong>Kastanien</strong>vorkommen (Anzahl, Alter, Struktur)<br />

• Wert für den Natur-/Landschaftsschutz (wertvolle Elemente und Biotope, Lage)<br />

• Bodeneignung (Geologie, Muttergestein, pH, Gründigkeit, Wuchsfähigkeit)<br />

• Erreichbarkeit/Befahrbarkeit (Erschliessung, Topografie, Hangneigung)<br />

1 Furrer, E., 1958: Die Edelkastanie in der Innerschweiz. Mitt. Eidg. Forsch.anst. WSL, 33/3: 90-182.<br />

Andreas Rudow und Patricio Borter, MOGLI solutions, 5400 Baden P31_schlussbericht2.0 / 18.02.2008


<strong>Vorprojekt</strong> <strong>Kastanien</strong>selvenrestauration Zentralschweiz Seite 9/19<br />

Schlussbericht<br />

subjektive Eignungskriterien<br />

• Akzeptanz/Bereitschaft des Eigentümers<br />

• subjektive Einschätzung der Eignung durch die<br />

befragte Person<br />

• subjektive Einschätzung der Eignung durch<br />

den Autor der Felderhebung<br />

Für jedes Objekt wurden diese Eignungskriterien<br />

einer Eignungsklasse von 5=„sehr gut“ bis<br />

1=„schlecht“ zugeteilt und die Werte der sieben<br />

Eignungskriterien schliesslich arithmetisch<br />

gemittelt, woraus ein Wert für die generelle<br />

Eignung eines Objektes resultierte.<br />

Objekte mit einem Wert für die generelle Eignung<br />

>=3 (=“genügend“) waren Gegenstand einer<br />

zweiten, schriftlichen Befragungsrunde. Die<br />

Revierförster übermittelten dabei die Anschriften<br />

der Eigentümer dieser Objekte und machten<br />

soweit möglich Angaben zu ihrer<br />

Felderhebung mit GIS-Erhebungssystem<br />

Akzeptanz/Bereitschaft in Bezug auf die<br />

Eltbüel Weggis LU<br />

Realisierung von Restaurationsmassnahmen in<br />

ihren Objekten. Eine grundsätzlich positive Einstellung des Eigentümers dazu war<br />

grundlegende Voraussetzung für die Mitberücksichtigung eines Objektes im Verbundnetz.<br />

Die verbleibenden Objekte wurden dann in der Feldphase II tiefergehend untersucht. Die<br />

ergänzenden Erhebungen definierten für jedes Objekt:<br />

• den Projektperimeter<br />

• Teilflächen unterschiedlicher Prioritäten in Bezug auf Eignung: Kernperimeter, Idealperimeter<br />

und erweiterbarer Perimeter<br />

• Teilflächen unterschiedlicher Nutzungsart: bestockte Weide, Wald, Wiese/Weide, andere<br />

• Teilflächen unterschiedlicher Zielsetzungen der Selvenrestaurationsmassnahmen:<br />

selvenähnlicher <strong>Kastanien</strong>hain, parkähnlicher <strong>Kastanien</strong>hochwald, <strong>Kastanien</strong>hochwald.<br />

Hier wurde zudem der Aufwand geschätzt für die wichtigsten Massnahmen: Räumung der<br />

Baum- und Strauchschicht, Kronenschnitt (=Pflege- und Verjüngungsschnitt) und<br />

Freistellen bestehender <strong>Kastanien</strong>, Neupflanzungen.<br />

Kernperimeter in restaurationsbedürftigem <strong>Kastanien</strong>hain<br />

Chesteneweid Weggis LU<br />

Andreas Rudow und Patricio Borter, MOGLI solutions, 5400 Baden P31_schlussbericht2.0 / 18.02.2008


<strong>Vorprojekt</strong> <strong>Kastanien</strong>selvenrestauration Zentralschweiz Seite 10/19<br />

Schlussbericht<br />

Objektwahl<br />

Die Objektdaten aus allen Erhebungsschritten waren Grundlage für die Ausarbeitung von<br />

Variantenvorschlägen zur Objektwahl im Hauptprojekt. Die dahinter stehende Priorisierung der<br />

Objekte berücksichtigte alle erfassten Eignungskriterien.<br />

Die Hauptprojektvarianten wurden den Vertretern der Forst- und Landwirtschaftsämter der<br />

Kantone LU, NW, OW, SZ, UR, ZG wie auch des Fonds Landschaft Schweiz und der Interessengemeinschaft<br />

Pro Kastanie Zentralschweiz vorgestellt (vgl. Kap. 5.3). Die Mitglieder der<br />

Koordinationsgruppe erhielten einen Kartenausschnitt mit den für sie relevanten Objekten<br />

(Anhang 1) und zugehöriger Objektliste (Anhang 2) mit den Grössen der Projektperimeter, den<br />

Anteilen der Wald- und Landwirtschaftsflächen und den Daten zu den vorgesehenen<br />

Einrichtungsmassnahmen und deren Kosten. Die beteiligten Kantone wählten aus den<br />

vorgeschlagenen Objekten die für sie im Rahmen des Hauptprojektes 2008-11 realisierbaren<br />

Objekte aus. Ihre Rückmeldungen ergaben die dem Hauptprojekt zugrunde liegende<br />

Objektwahl.<br />

Für die ausgewählten Objekte wurde ein Objektsteckbrief verfasst mit Detailangaben zum<br />

Objekt und einem Kartenausschnitt im Massstab 1:10'000 (Anhang 3). Die Eigentümer der<br />

Objekte wurden telefonisch informiert, weiter für das Vorhaben sensibilisiert und ihre<br />

Bereitschaft für die nun bevorstehende Umsetzung geklärt.<br />

5.2 Pilotprojekte Umsetzung<br />

Selvenrestaurationsmassnahmen<br />

Im Vorlauf zum vorliegenden <strong>Vorprojekt</strong> hat das Ingenieurbüro MOGLI solutions die Daten von<br />

46 Selvenrestaurationsprojekten in der Schweiz (1979-2006, Kantone TI; GR; VS), zusammengetragen<br />

und ausgewertet. Zentrum des Interesses waren dabei die Art und die Kosten der<br />

durchgeführten Selvenrestaurationsmassnahmen. Die Resultate wurden veröffentlicht in der<br />

Schweizerischen Zeitschrift für Forstwesen (Rudow & Borter 2006 2 ) und in vereinfachter Form<br />

in den Fachzeitschriften La Forêt, Wald&Holz und Forestaviva, bzw. Agricoltore Ticinese.<br />

Aufgrund dieser breit angelegten Erfahrungssammlung bei bereits realisierten Selvenrestaurationsprojekten<br />

konnte im Rahmen der Pilotprojekte Umsetzung der Fokus verstärkt auf<br />

wesentliche offene Fragen gelenkt werden: die praktische Ausführung und Techniken für<br />

Kronenschnitt zur Revitalisierung eingewachsener Altbäume (Pilotfläche) sowie die Risiken und<br />

Probleme mit <strong>Kastanien</strong>rindenkrebsbefall bei Selvenrestaurationen.<br />

Pilotfläche „Zimmeriwald“<br />

Das Objekt „Zimmeriwald“, Kurhaus Sonnmatt Luzern, bot aus verschiedenen Gründen<br />

optimale Voraussetzungen für eine Pilotfläche:<br />

• Die Eigentümerin des Objekts, die Firma ANLIKER, Luzern, vertreten durch ihren Direktor<br />

Hansruedi Rüfenacht, war von Beginn an sehr interessiert an der Erhaltung der dort<br />

bestehenden Edelkastanien und auch an der Einrichtung einer <strong>Kastanien</strong>selve von<br />

mehreren Hektaren Gesamtfläche.<br />

• Die generelle Eignung des Objekts ist mit einem Wert von 3.8 gut. Der Flurname<br />

„Chestenewäldli“ einer Teilfläche des Objekts und seine spezifischen Eigenschaften lassen<br />

auf ehemalige <strong>Kastanien</strong>bewirtschaftung schliessen.<br />

• Der zuständige Revierförster Matthias Tanner hat im Zimmeriwald im Auftrag der Firma<br />

ANLIKER bereits im Frühling 2007 eine Fläche von 0.5 Hektaren geräumt und mit<br />

2 Rudow, A., Borter, P., 2006: Erhaltung der <strong>Kastanien</strong>kultur in der Schweiz – Erfahrungen aus 46<br />

Selvenrestaurationsprojekten. SZF 157(9) 413-418.<br />

Andreas Rudow und Patricio Borter, MOGLI solutions, 5400 Baden P31_schlussbericht2.0 / 18.02.2008


<strong>Vorprojekt</strong> <strong>Kastanien</strong>selvenrestauration Zentralschweiz Seite 11/19<br />

Schlussbericht<br />

Edelkastanien (in Rottenform; Waldbau A) bepflanzt. Im Zentrum jeder Rotte wurde nun<br />

zusätzlich eine veredelte Kastanie gepflanzt, um für die Zukunft auch die Option<br />

<strong>Kastanien</strong>hain offen zu halten. In den südlichen Waldrand des Zimmeriwaldes wurden<br />

ausserdem kleine Buchten geschlagen und damit die Waldrandstruktur wie auch die<br />

Lichtverhältnisse im Bestandesinnern verbessert.<br />

Im Rahmen des <strong>Vorprojekt</strong>es Selvenrestauration Zentralschweiz wurde im Zimmeriwald ein<br />

Pflegeeingriff an bestehenden Edelkastanien durchgeführt. Dazu luden wir am 14. März 2007<br />

Carlo Scheggia, Revierförster vom Malcantone TI und Experte für Selvenrestaurationen, nach<br />

Luzern ein. Unter seiner fachkundigen Anleitung führten zwei professionelle Baumpfleger den<br />

Kronenschnitt an vier im voraus freigestellten <strong>Kastanien</strong> aus. Dieser Eingriff mit Pilotcharakter<br />

sollte ein erstes Mal das Tessiner Knowhow zu Pflegeeingriffen bei der Edelkastanie in die<br />

Zentralschweiz bringen und erste lokale Baumpfleger mit diesen spezifischen Massnahmen<br />

vertraut machen. Instruktionen und Arbeiten waren sehr aufschlussreich und verliefen zur<br />

vollen Zufriedenheit aller Beteiligten.<br />

Kronenschnitt bei Edelkastanien, ausgeführt durch professionelle Baumpfleger. Zimmeriwald Luzern<br />

Aufbauend auf diesen ersten Erfahrungen soll im Rahmen des Hauptprojektes ein entsprechender<br />

Kurs für Restauration und Unterhalt von <strong>Kastanien</strong>hainen angeboten werden. Der Kurs soll<br />

Baumpflegern, Forstpersonal und interessierten Bauern der Zentralschweiz – künftigen<br />

Ausführenden der Restaurationsarbeiten – fachgerechtes Arbeiten mit <strong>Kastanien</strong>bäumen<br />

ermöglichen. Dabei können wir erneut auf eine weitere gute Zusammenarbeit mit Carlo<br />

Scheggia zählen.<br />

<strong>Kastanien</strong>rindenkrebs<br />

Der <strong>Kastanien</strong>rindenkrebs bedroht die Edelkastanienbestände der Alpennordseite. Seit den<br />

80er-Jahren tritt er hier in allen <strong>Kastanien</strong>regionen (Walchwil ZG, Weggis LU, Murg SG,<br />

Chablaîs VS) auf. Er richtet z.T. starke Schäden an und kann zum Absterben von Bäumen führen.<br />

Ein Zusammenhang des Krebsbefalls mit forstlichen Eingriffen in den <strong>Kastanien</strong>beständen<br />

wird vermutet, die relevanten begünstigenden und hemmenden Faktoren sind aber unklar.<br />

Die eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) beobachtet die<br />

Entwicklung des Krebsbefalls in ausgewählten Beständen und führt dort an befallenen<br />

Andreas Rudow und Patricio Borter, MOGLI solutions, 5400 Baden P31_schlussbericht2.0 / 18.02.2008


<strong>Vorprojekt</strong> <strong>Kastanien</strong>selvenrestauration Zentralschweiz Seite 12/19<br />

Schlussbericht<br />

Bäumen Impfversuche mit hypovirulenten Pilzstämmen durch. Ob sich die Hypovirulenz<br />

mittelfristig halten und etablieren kann, ist aber ebenfalls noch weitgehend unklar 3 .<br />

Die Sorge um eine Ausweitung des <strong>Kastanien</strong>rindenkrebses auf der Alpennordseite und die<br />

spärlichen fundierten Kenntnisse mit dessen Umgang veranlassten uns zur Organisation einer<br />

Erfahrungsaustausch-Tagung mit <strong>Kastanien</strong>- und <strong>Kastanien</strong>rindenkrebs-Spezialisten aus der<br />

ganzen Schweiz (Walchwil ZG, 03. Mai 2007).<br />

14 Teilnehmer aus Forschung und Praxis und allen <strong>Kastanien</strong>regionen der Schweiz diskutierten<br />

an ausgewählten Objekten im Gelände folgende Schwerpunktthemen:<br />

• Befallsrisiko bei Selvenrestaurationen<br />

• Präventive Massnahmen bei Selvenrestaurationen<br />

• Bekämpfungsmassnahmen bei <strong>Kastanien</strong>rindenkrebsbefall<br />

Die Tagung war sehr aufschlussreich, da sich trotz bleibender Unsicherheiten aus den vielen<br />

verschiedenen beobachteten Befallssituationen und vermuteten Zusammenhängen ein<br />

einigermassen kohärentes Bild ergab: Bei Restaurationsmassnahmen steht der positiven<br />

Revitalisierungswirkung (Freistellung; Kronenschnitt) die Gefahr einer <strong>Kastanien</strong>rindenkrebsförderung<br />

gegenüber. Die positive Wirkung überwiegt, wenn durch gleichzeitige<br />

präventive Massnahmen das Befallsrisiko bestmöglich eingedämmt wird. Solche Massnahmen<br />

sind:<br />

• Entfernen von Totholz am lebenden Baum und im Schlagraum (Nährböden für Pilze,<br />

erhöhter Befall durch Sporenflug!)<br />

• Vermeiden von zusätzlichen Stresswirkungen durch schonenden Eingriff (keine Bodenverdichtung,<br />

keine Stammverletzungen, mehrstufiges Freistellen stark eingewachsener<br />

Kronen)<br />

Teilnehmer der ERFA-Tagung <strong>Kastanien</strong>rindenkrebs<br />

diskutieren präventive Massnahmen bei<br />

Selvenrestaurationen.<br />

Juhen Walchwil ZG<br />

3<br />

Heiniger, U., 2007: Biologische Bekämpfung des <strong>Kastanien</strong>rindenkrebses auf der Alpennordseite der Schweiz: SZF<br />

158(11) 342-348.<br />

Andreas Rudow und Patricio Borter, MOGLI solutions, 5400 Baden P31_schlussbericht2.0 / 18.02.2008


<strong>Vorprojekt</strong> <strong>Kastanien</strong>selvenrestauration Zentralschweiz Seite 13/19<br />

Schlussbericht<br />

5.3 Projektierung Hauptprojekt<br />

Koordinationsgruppe/Fachausschuss<br />

Die Koordinationsgruppe dieses <strong>Vorprojekt</strong>es bestand anfangs aus je einem Vertreter der<br />

Forstämter der Kantone LU, NW, OW, SZ, UR und ZG. Sie wurde in der Phase der Hauptprojekt-<br />

Entwicklung um je einen Vertreter der kantonalen Landwirtschaftsämter und die Vertretung<br />

des Fonds Landschaft Schweiz ergänzt. Die Gruppe traf sich zu drei Koordinationssitzungen, an<br />

denen sie wichtige methodische und organisatorische Fragen klärte und Entscheide zur<br />

Projektentwicklung fällte. Die hauptsächlichen Inhalte der Koordinationssitzungen waren:<br />

• 1. Koordinationssitzung (Luzern, 18. Okt. 2006): Diskussion Vorgehen/Methodik bei<br />

Befragung und Felderhebungen, Organisation Befragung<br />

• 2. Koordinationssitzung (Stans, 02. April 2007): Kriterien der Objektwahl, Bereitschaft der<br />

Eigentümer, Rahmenbedingungen bez. Finanzierung/Gesetzgebung<br />

• 3. Koordinationssitzung (Sonnmatt, Luzern, 27. Aug. 2007): Hauptprojektvarianten<br />

(Objektwahl, Gesamtkonzeption Hauptprojekt); siehe auch unten Kapitel Projektierung<br />

Hauptprojekt.<br />

Die Kantonsvertreter organisierten die Treffen für die Befragung der Revierförster ihres<br />

Kantons und waren während des ganzen <strong>Vorprojekt</strong>es Ansprechpartner zur Klärung diverser<br />

Fragen.<br />

Im Zusammenhang mit Koordinationsaufgaben, Befragungen, Felderhebungen, Pilotprojekten<br />

und Abklärungen für die Projektierung des Hauptprojektes traten wir in Kontakt mit über 80<br />

Personen, die verschiedene Zuständigkeiten und Interessen rund um die <strong>Kastanien</strong> der Zentralschweiz<br />

abdecken. Dieses Netzwerk stellt eine wesentliche Grundlage für die Realisation des<br />

projektierten Hauptprojektes dar.<br />

Rechtsgrundlagen/Finanzierung<br />

Die in der Schweiz geltenden Rechtsgrundlagen betreffend Selven wurden zusammengestellt,<br />

in der 2. Koordinationssitzung diskutiert und durch die Kantonsvertreter ergänzt. Wichtig ist,<br />

dass die jeweilige Zone durch die agroforstliche Nutzung als <strong>Kastanien</strong>hain nicht geändert<br />

wird: Wald bleibt Wald (<strong>Kastanien</strong>hain als Sonderwald-Betriebsform), Landwirtschaftsland<br />

bleibt Landwirtschaftsland.<br />

Die abgeklärten Finanzierungsmöglichkeiten der Massnahmen für Restauration, Neubegründung/Ergänzungspflanzung<br />

und Unterhalt sind in Anhang 4 zusammengefasst. Bisher<br />

umfasst die Tabelle die massgeblichen Subventionen von Wald und Landwirtschaft auf<br />

Bundes- und Kantonsebene. Sie muss noch ergänzt werden um mögliche, ev. auch auf<br />

kommunaler Ebene vorgesehene Finanzierungsinstrumente von Natur- und Landschaftsschutz<br />

und Tourismus (Abklärungen dazu folgen im Rahmen der objektbezogenen Detailplanungen).<br />

Der Unterhalt kann mit den heutigen landwirtschaftlichen Subventionsinstrumenten auf<br />

Bundesebene (Direktzahlungsverordnung, Ökoqualitätsverordnung) zu grossen Teilen<br />

abgegolten werden. Auch landwirtschaftliche Nutzungen auf Waldfläche sind<br />

beitragsberechtigt. Der sich daraus ergebende Anreiz wird sich massgebend auf die<br />

Sicherstellung des Unterhalts auswirken. Darauf aufbauend sollen in allen Hainobjekten<br />

Unterhaltsverträge mit einem Zeithorizont von 20 Jahren abgeschlossen, durch ein geeignetes<br />

Controllig überwacht und vertraglich vereinbarte Leistungen ggf. durchgesetzt werden.<br />

Andreas Rudow und Patricio Borter, MOGLI solutions, 5400 Baden P31_schlussbericht2.0 / 18.02.2008


<strong>Vorprojekt</strong> <strong>Kastanien</strong>selvenrestauration Zentralschweiz Seite 14/19<br />

Schlussbericht<br />

Projektierung Hauptprojekt<br />

Aus den erfassten objektspezifischen Daten (Objektliste Anhang 2), Aufwandberechnungen<br />

und weiteren Abklärungen (z.B. Subventionsinstrumente Anhang 4) wurden Hauptprojektvarianten<br />

entworfen und in der 3. Koordinationssitzung mit den Vertretern der Wald- und<br />

Landwirtschaftsbehörden und des Fonds Landschaft Schweiz diskutiert. Im Anschluss teilten<br />

die einzelnen Vertreter/Behörden ihre Entscheide über folgende Kernfragen mit:<br />

• Objektwahl: Priorisierung von Objekten für ein erstes Umsetzungsprojekt 2008-11<br />

• Projektorganisation: Integration von zentral zu bearbeitenden Querschnittaufgaben<br />

Die Rückmeldungen folgten in der Regel den von der Projektleitung gemachten Vorschlägen<br />

zur Objektwahl. Teilweise wurden Objekte als prioritär eingestuft, ihre Bearbeitung muss aber<br />

wegen mangelndem Finanzierungsspielraum auf eine spätere Umsetzungsphase (2012-15)<br />

aufgeschoben werden.<br />

Die Vorschläge zur Projektorganisation wurden vollumfänglich unterstützt: a) Modularisierung<br />

der Projektinhalte, b) Einbezug ergänzender Umsetzungsmodule ausserhalb der Hainobjekte<br />

(Einzelbaumförderung/Baumdenkmäler, Sensibilisierung/Kurs zur waldbaulichen Förderung),<br />

c) zentrale Bearbeitung von Koordinationsaufgaben in einem Rahmenmodul (Vorbereitung/<br />

Unterstützung Umsetzungsmodule, Koordination Nachzucht Lokalsorten, Koordination<br />

Controlling Unterhalt, Allgemeine Kommunikationstools wie Infostelle, Projektdokumentation<br />

und Unterstützung Öffentlichkeitsarbeit). Darüber hinaus haben uns die positiven Rückmeldungen<br />

darin bestärkt, dass wir mit dem Vorgehen für das geplante Vorhaben auf dem<br />

richtigen Weg sind.<br />

Entscheide und objektbezogene Finanzierungsangaben der Kantone flossen vollumfänglich in<br />

einen gesamthaften Hauptprojektvorschlag ein, der von der Projektträgerin Anfang Oktober<br />

2007 mit Gesuch um einen massgeblichen Beitrag beim Fonds Landschaft Schweiz (FLS)<br />

eingereicht wurde. Der Fonds Landschaft Schweiz hat Ende Dezember 2007 dem Gesuch<br />

weitgehend entsprochen und einen Beitrag von 230'000 CHF an das erste Umsetzungsprojekt<br />

2008-11 beschlossen. Zusammen mit den über Subventionsinstrumente in Aussicht gestellten<br />

Beiträgen von Bund und Kantonen sind damit rund 75% des Gesamtbudgets gedeckt. Auf<br />

dieser Basis wurde das „Verbundprojekt <strong>Kastanien</strong>haine Zentralschweiz 2008-2011“ per Anfang<br />

Januar 2008 gestartet.<br />

Der ursprüngliche Projektvorschlag wurde gemäss<br />

den Rückmeldungen des FLS überarbeitet und<br />

gestrafft (Dokument „Projektierung<br />

Verbundprojekt <strong>Kastanien</strong>haine Zentralschweiz<br />

2008-11“). Der weitere Anhang (1-4) wird von<br />

<strong>Vorprojekt</strong>-Schlussbericht und Hauptprojekt-<br />

Projektierung gemeinsam genutzt.<br />

Impressionen aus der Felderhebung II<br />

Büel Walchwil ZG<br />

Andreas Rudow und Patricio Borter, MOGLI solutions, 5400 Baden P31_schlussbericht2.0 / 18.02.2008


<strong>Vorprojekt</strong> <strong>Kastanien</strong>selvenrestauration Zentralschweiz Seite 15/19<br />

Schlussbericht<br />

6 Finanzen<br />

6.1 Zeitaufwand<br />

Der Gesamtaufwand von 922 Std. gliedert sich wie folgt auf die verschiedenen Tätigkeiten. Die<br />

Standardrubriken (Arbeitszeiterfassung MOGLI solutions) wurden für dieses Projekt in der<br />

wichtigsten Rubrik 70_produktion weiter spezifiziert.<br />

Abb.: Zeitaufwand (Std.) nach Rubrik<br />

Zeitaufwand nach Rubrik<br />

400.0<br />

350.0<br />

344.5<br />

300.0<br />

Std<br />

250.0<br />

200.0<br />

150.0<br />

100.0<br />

50.0<br />

44.0<br />

191.0<br />

124.0<br />

93.5<br />

140.0<br />

28.0 27.0<br />

0.0<br />

30+40_projektleitung<br />

60_konzeption<br />

71_erhebung<br />

72_auswertung<br />

73_pilotprojekte<br />

74_projektierung<br />

80_kommunikation<br />

90_divers<br />

Rubrik/Unterrubrik<br />

Administration und Projektmanagement (30+40_projektleitung) sind mit weniger als 5% des<br />

Gesamtaufwands sehr straff erfolgt. Ausserdem wurde die für die Projektentwicklung<br />

wesentliche und entsprechend umfangreiche fortlaufende Konzeptions- und Koordinationsarbeit<br />

mit dem Fachausschuss unter Konzeption erfasst (19.3%).<br />

Die vier Unterrubriken im Bereich Produktion bilden den Hauptteil der Arbeit (70.8%). Rund die<br />

Hälfte davon entfällt auf die umfangreichen Erhebungen (Befragung, Felderhebungen). Die<br />

andere Hälfte entfällt zu ähnlichen Teilen auf die Datenauswertung/-visualisierung, die Pilotprojekte,<br />

bzw. Erfahrungssammlung und –austausch, sowie die Entwicklung des Hauptprojektes<br />

und die letztliche Projektierung der bevorzugten Variante.<br />

Die Kommunikation nach aussen (Fachpublikum und Öffentlichkeit) ist marginal, da<br />

unmittelbar vor dem <strong>Vorprojekt</strong> bereits umfassend in Fachzeitschriften publiziert worden ist<br />

und der Aufbau von Kommunikationsmitteln (Website, Projektflyer, Objektflyer) möglichst<br />

kongruent zum letztendlichen Hauptprojekt erfolgen soll (Detailplanung zusammen mit<br />

Fachausschuss, Hainkommissionen).<br />

Andreas Rudow und Patricio Borter, MOGLI solutions, 5400 Baden P31_schlussbericht2.0 / 18.02.2008


<strong>Vorprojekt</strong> <strong>Kastanien</strong>selvenrestauration Zentralschweiz Seite 16/19<br />

Schlussbericht<br />

6.2 Kosten<br />

Die Gesamtkosten betragen CHF 50'280.45 und beinhalten CHF 47'280.45 aufgewendete<br />

Finanzmittel und CHF 3'000.00 pauschal bewerteten Naturalienaufwand. Die Kosten gliedern<br />

sich wie folgt nach Kostenarten und den verschiedenen Rubriken, bzw. Unterrubriken (analog<br />

Zeitaufwand 6.1)<br />

Abb.: Personal-, Neben- und Sachkosten (CHF) nach Rubrik<br />

Kosten nach Rubrik<br />

15'000.00<br />

CHF<br />

10'000.00<br />

5'000.00<br />

Sachkosten<br />

Nebenkosten<br />

Personalkosten<br />

0.00<br />

30+40_projektleitung<br />

60_konzeption<br />

71_erhebung<br />

72_auswertung<br />

73_pilotprojekte<br />

74_projektierung<br />

80_kommunikation<br />

90_divers<br />

91_spesen<br />

Rubrik/Unterrubrik<br />

Aufgrund des hohen Anteils Personalkosten folgt die Verteilung insgesamt derjenigen des<br />

Zeitaufwandes.<br />

Die Nebenkosten enthalten die parallel zum Personalaufwand verrechneten Spesen an<br />

insgesamt 33 Reisetagen (91_spesen). Diese betreffen zu rund 60 % Erhebungen sowie in<br />

geringem Ausmass Leitungssitzungen (30+40_projektleitung), Fachausschusssitzungen<br />

(60_konzeption) und Pilotprojekte (73_pilotprojekte).<br />

Sachkosten fielen insbesondere für die Umsetzung in der Pilotfläche Zimmeriwald an<br />

(73_pilotprojekte). Die als Naturalbeitrag pauschal verbuchte Verwendung von ETH-<br />

Infrastruktur (Informatikmittel, Software) ist unter Diverses (90_divers) erfasst.<br />

6.3 Schlussabrechnung<br />

Der Abschluss des <strong>Vorprojekt</strong>es, bzw. Übergang ins anschliessende Hauptprojekt erfolgte per<br />

31.12.2007. Die nachfolgende Tabelle zeigt Aufwand, Ertrag und Bilanz.<br />

Einem Ertrag von CHF 50'280.45 stehen Aufwendungen von CHF 50'280.45 gegenüber (inkl.<br />

pauschal verbuchten Naturalleistungen von CHF 3’000). Die Bilanz ist also ausgeglichen.<br />

Allerdings konnten die Aufwendungen des beauftragten Ingenieurbüro MOGLI solutions nicht<br />

vollumfänglich abgegolten, sondern mussten wie vorgängig vereinbart beim Kostendach in der<br />

Höhe der tatsächlich zur Verfügung stehenden Mittel abgeschnitten werden.<br />

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<strong>Vorprojekt</strong> <strong>Kastanien</strong>selvenrestauration Zentralschweiz Seite 17/19<br />

Schlussbericht<br />

Schlussabrechnung<br />

Ertrag Finanzen Naturalien Gesamt<br />

FLS 25'000.00 0.00 25'000.00<br />

Kantone LU, NW, OW, SZ, UR 11'000.00 0.00 11'000.00<br />

IG Pro Kastanie (aus NAP03-20: sprZCH 07) 10'000.00 0.00 10'000.00<br />

IG Pro Kastanie 1'000.00 1'000.00 2'000.00<br />

Divers 280.45 2'000.00 2'280.45<br />

Gesamt 47'280.45 3'000.00 50'280.45<br />

Aufwand Finanzen Naturalien Gesamt<br />

Personalkosten 40'227.45 0.00 40'227.45<br />

Nebenkosten/Spesen 4'002.90 0.00 4'002.90<br />

Sachkosten 3'050.10 3'000.00 6'050.10<br />

Gesamt 47'280.45 3'000.00 50'280.45<br />

Bilanz Ertrag Aufwand Gewinn/Verlust<br />

Gesamt 47'280.45 47'280.45 0.00<br />

Castanea sativa – in vielerlei Hinsicht ein eindrücklicher Baum<br />

Mettlen Seelisberg UR<br />

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<strong>Vorprojekt</strong> <strong>Kastanien</strong>selvenrestauration Zentralschweiz Seite 18/19<br />

Schlussbericht<br />

7 Schlussfolgerungen und Dank<br />

Das <strong>Vorprojekt</strong> Selvenrestauration Zentralschweiz hat sein Hauptziel erreicht und konnte<br />

termingerecht abgeschlossen werden. Die vorgesehenen Umsetzungsarbeiten des ersten<br />

„Verbundprojektes <strong>Kastanien</strong>haine Zentralschweiz 2008-11“ in Objekten rund um den<br />

Vierwaldstätter- und den Zugersee sind ein erster bedeutender Grundstein zur Sicherung des<br />

Fortbestehens der <strong>Kastanien</strong>kultur in der Zentralschweiz. Viele weitere interessante und bereits<br />

evaluierte Objekte bieten die Möglichkeit, in allfälligen nachfolgenden Projektphasen (2012-15,<br />

2016-19, …) die Fläche der <strong>Kastanien</strong>haine auszudehnen und – vielleicht – die <strong>Kastanien</strong>kultur in<br />

der Zentralschweiz eines Tages wieder zum Blühen zu bringen.<br />

Wir danken an dieser Stelle dem Fonds Landschaft Schweiz (FLS) und den Forstämtern der<br />

Kantone LU, NW, OW, SZ, UR und ZG für die massgebliche finanzielle und inhaltliche<br />

Unterstützung des vorliegenden <strong>Vorprojekt</strong>es. Einen speziellen Dank richten wir an die<br />

Kontaktpersonen der genannten Kantone für ihre wertvolle und zuverlässige Mitwirkung und<br />

insbesondere auch an alle Förster, Bauern und <strong>Kastanien</strong>experten, die uns ihr Wissen über<br />

Vorkommen und Bewirtschaftung der Edelkastanie zur Verfügung gestellt haben.<br />

Im Namen der IG Pro Kastanie Zentralschweiz<br />

Die Projektleitung<br />

Andreas Rudow und Patricio Borter<br />

Baden, den 18. Februar 2008<br />

Baummonument Edelkastanie. Meisenberg Zug<br />

Andreas Rudow und Patricio Borter, MOGLI solutions, 5400 Baden P31_schlussbericht2.0 / 18.02.2008


<strong>Vorprojekt</strong> <strong>Kastanien</strong>selvenrestauration Zentralschweiz Seite 19/19<br />

Schlussbericht<br />

8 Anhang<br />

8.1 Projektierung Verbundprojekt Edelkastanie Zentralschweiz 2008-11<br />

8.2 Anhang (gemeinsam mit Projektierung Verbundprojekt 2008-11)<br />

1 Objektkarte<br />

2 Objektliste<br />

3 Objektsteckbriefe<br />

4 Subventionsinstrumente<br />

Andreas Rudow und Patricio Borter, MOGLI solutions, 5400 Baden P31_schlussbericht2.0 / 18.02.2008

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