Geschichte des Kindergartens in Bayern (3.950 kb)

Von der Wartfrau zur staatlich anerkannten Erzieherin
Die Ausbildung
der Erzieherinnen
... bis zum Ende des Ersten Weltkrieges
Die Zielbeschränkung der Bewahranstalten,
Kinder der ärmeren Schichten
zu erziehen, erforderte zunächst keine
besondere Ausbildung der Wartfrauen.
Die Anleitung der Kinder zu „Reinlichkeit
und Gehorsam“ und die „Gewöhnung
an einen frommen Sinn“ wurden vom
jeweiligen Trägerverein durch Aufsichtsdamen
überwacht.
„Es genügt vielmehr vollständig, wenn
dergleichen Leute das gegründete Zeugnis
eines frommen Sinnes, eines unbescholtenen
Rufes und eines tadellosen Wandels
für sich haben.“
Allgemeine Bestimmungen, 1839
Erst die Entwicklung eigener Ausbildungsgänge
auf der Basis der Fröbelschen
Kindergartenpädagogik sowie innerhalb
klösterlicher Kongregationen brachte eine
Ablösung von dieser Praxis.
Auf katholischer Seite wurde der erste
Ausbildungsgang in Bayern Anfang der
40er Jahre des 19. Jahrhunderts in München
von den „Armen Schulschwestern
von Unserer Lieben Frau“ eingerichtet
und im Laufe der Zeit zu einem einjährigen
Kursus ausgebaut. 1881 umfasste
der Lehrplan neben der pädagogischen
Unterweisung Sprach- und Sachunterricht,
Zeichnen, Handarbeitsunterricht, Musik
und Turnen. Diese Fächer wurden ergänzt
durch eine praktische Ausbildung in der
angeschlossenen Bewahranstalt sowie
durch eine hauswirtschaftliche Ausbildung.
Auf protestantischer Seite wurde
der erste Ausbildungsgang für Diakonissen
1854 in Neuendettelsau bei Ansbach
gegründet; diese Ausbildung verstand
sich vor allem als praktische Anleitung für
die religiöse Erbauung der Kinder.
Das erste spezifische Kindergärtnerinnenseminar
in Bayern, das auf den Ideen
Friedrich Fröbels gründete, wurde 1870 in
München als private Anstalt eingerichtet.
Das Münchener Seminar war zunächst
als einjähriger, ab 1911 als zweijähriger
Kursus ausgestaltet, der ein breites Fächerspektrum
unter anderem mit Deutsch
(einschließlich Literatur), Rechnen,
Geschichte, Geografie, Naturkunde und
methodischen Unterricht in weiblichen
Handarbeiten, Erziehungskunde und Kindergartenpädagogik
umfasste. Bis 1904
wurden im Münchener Seminar 678 Kindergärtnerinnen
ausgebildet. Die heutige
städtische Fachakademie für Sozialpädagogik
geht auf dieses Seminar zurück.
Am Ende des Ersten Weltkrieges bestanden
sieben Ausbildungsstätten in München,
Mallersdorf, Nördlingen, Würzburg,
Dillingen, Haag und Bamberg in katholischer
Trägerschaft und zwei Ausbildungsstätten
in Neuendettelsau und Augsburg
in evangelischer Trägerschaft.
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