Geschichte des Kindergartens in Bayern (3.950 kb)

Pädagogischer Richtungsstreit
Die Diskussion der
Erziehungs- und Bildungsziele
im 19. Jahrhundert
In Deutschland kam es Mitte des 19.
Jahrhunderts zu heftigen Auseinandersetzungen
zwischen Anhängern
der Fröbelpädagogik und Vertretern
der pädagogischen Grundsätze der
Kinderbewahranstalten.
Vertreter konfessioneller Kleinkinderschulen
und Kinderbewahranstalten
betonten ein konservatives Familienbild
mit strenger Rollenverteilung zwischen
Mann und Frau. Mütterliche Erwerbsarbeit
konnte nur als Notarbeit akzeptiert
werden. Man glaubte, deren unmittelbare
Folge sei eine Verwahrlosung der
Kinder. Die Lösung der sozialen Probleme
wurde in der Rückkehr zur alten,
gottgegebenen Familienform gesehen:
die Mutter in ihrer naturgegebenen
Aufgabe als ausschließliche Erzieherin
der Kinder.
Die Vertreter der Fröbelpädagogik argumentierten,
dass der Kindergarten jedem
Kind als eine Bildungsmöglichkeit neben
der Familie offen stehen sollte. Sie plädierten
für den Kindergarten als erste
Stufe des allgemeinen Bildungssystems.
Diese Forderung setzte sich jedoch nicht
durch, blieb aber bis heute virulent.
In der konfessionellen Kleinkinderbetreuung
gewannen die Spielgaben Fröbels
und die innere Differenzierung in der
Kindergartenarbeit an Bedeutung. Ein
Streitpunkt blieb jedoch: Der Selbstentfaltung
des Kindes bei Fröbel stand ein
theologischer Ansatz mit der Betonung
der Erbsünden- und Gnadenlehre gegenüber.
Die Unterschiede wurden nie
ausdiskutiert. Der Streit ist mit der Zeit
gewissermaßen eingeschlafen.
So wurden Kleinkinderanstalten bzw.
Kinderbewahranstalten lange als notwendige
Einrichtungen zur „Ersatzerziehung“
gesehen, ihre prinzipielle Existenzberechtigung
jedoch bestritten.
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