Wissenschaftliches Arbeiten - Doebler-online.de
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gen? Und weiter: Woran erkenne ich, welchen Radius dieser Zirkel<br />
hat - mit an<strong>de</strong>ren Worten: ob ein Thema mit meinen Möglichkeiten<br />
überhaupt bearbeitbar ist?<br />
Was liegt näher, als auf Handwörterbücher und Lexika zurückzugreifen?<br />
Doch Vorsicht, auch Handbuchartikel sind wissenschaftliche<br />
Beiträge, unterliegen also <strong>de</strong>m Prinzip <strong>de</strong>r Positionalität. Und<br />
oft sind solche Artikel gespickt mit Fachausdrücken, so daß ich<br />
nach <strong>de</strong>r Lektüre nicht vor einem, son<strong>de</strong>rn vor zehn o<strong>de</strong>r mehr hermeneutischen<br />
Zirkeln stehe.<br />
Da Sozialarbeit zu<strong>de</strong>m im Schnittfeld unterschiedlicher Aussagenund<br />
Wissenschaftssysteme liegt, fallen die Eingrenzung <strong>de</strong>s Themas,<br />
Präzisierung <strong>de</strong>r Fragestellung und inhaltliche Durchglie<strong>de</strong>rung<br />
oft beson<strong>de</strong>rs schwer. Es empfiehlt sich <strong>de</strong>shalb, zunächst<br />
mit einem Arbeitstitel und einer provisorischen Glie<strong>de</strong>rung zu operieren.<br />
Letztere sollte sich im Zuge Ihrer Studien jedoch so weit<br />
verdichten, daß einzelne Kapitel und Absätze in das Glie<strong>de</strong>rungsschema<br />
„eingehängt“ wer<strong>de</strong>n können. Je früher es steht, <strong>de</strong>sto<br />
weniger müssen Sie umformulieren und <strong>de</strong>sto eher wird die Glie<strong>de</strong>rung<br />
für Sie selbst zum Wegweiser, <strong>de</strong>r Ihrer Literatur-Recherche,<br />
Ihrem Denken und Schreiben die erfor<strong>de</strong>rliche Orientierung gibt.<br />
Im übrigen gilt zwar <strong>de</strong>r Grundsatz, daß <strong>de</strong>r Aufbau einer schriftlichen<br />
Arbeit umso schlüssiger gelingt, je mehr Informationen und<br />
Anregungen herangezogen wer<strong>de</strong>n. In bestimmten Phasen <strong>de</strong>r<br />
Wissensakkumulation fällt es jedoch schwer, vor lauter Bäumen<br />
<strong>de</strong>n Wald noch zu sehen. Dann kann und sollte Ihr Prüfer durch<br />
Anregungen beweisen, inwieweit er selbst die verschachtelten<br />
Wissenschaftsdiskurse verfolgt und verarbeitet hat. Dafür wird er<br />
schließlich bezahlt.<br />
3.2 Bibliographieren, <strong>Arbeiten</strong> mit Fachliteratur<br />
Informationen sind <strong>de</strong>r Schlüssel zum Erfolg - für <strong>de</strong>n „Erfolg“ wissenschaftlicher<br />
<strong>Arbeiten</strong> ist es die Sammlung, Auswertung und Integration<br />
<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Fachliteratur publizierten Forschungsergebnisse.<br />
Drei Schritte wollen wir hierbei unterschei<strong>de</strong>n: Erstens die Recherche,<br />
d.h das Bibliographieren und die Beschaffung <strong>de</strong>r einschlägigen<br />
Literatur; zweitens die Aufschlüsselung wissenschaftlicher<br />
Texte; und drittens die Materialsicherung.<br />
3.2.1 Bibliographieren: Materialsichtung, Titelaufnahme<br />
Sobald ich mir über mein Thema, <strong>de</strong>n Gegenstand und die Fragestellungen<br />
erste - in <strong>de</strong>r Regel: vorläufige - Klarheit verschafft habe,<br />
beginnt die Suche nach Literatur. Von ihr erhoffe ich mir Anregungen<br />
zur Strukturierung o<strong>de</strong>r Pointierung meiner Gedanken o<strong>de</strong>r einfach<br />
nur Informationen (Daten, Rechtsgrundlagen, politische Entscheidungen)<br />
zur Unterfütterung meiner Argumentation. Doch ist entsprechen<strong>de</strong><br />
Literatur überhaupt vorhan<strong>de</strong>n? Ist mein Thema bereits<br />
bearbeitet? Wenn ja, mit welchen Akzenten und Ergebnissen?<br />
Ganz erfüllt vom Glauben, meine Fragen schlüssig beantwortet zu<br />
bekommen, reserviere ich mir <strong>de</strong>n kommen<strong>de</strong>n Nachmittag für einen<br />
Bibliotheksbesuch - und wer<strong>de</strong> kalt erwischt. Entwe<strong>de</strong>r die Regale<br />
bzw. Kataloge sind vollgestopft mit geeignet scheinen<strong>de</strong>n Büchern,<br />
einige davon Wälzer mit über 500 Seiten. Zweifel an meiner<br />
Lebensplanung kommen auf. O<strong>de</strong>r ich stoße auf zwei dünne<br />
Publikationen aus <strong>de</strong>n 60er Jahren. Ist ausgerechnet mein Thema<br />
ein weißer Fleck in <strong>de</strong>r Forschungskartographie?<br />
Ehe Sie nun in <strong>de</strong>n Fängen eines Therapeuten lan<strong>de</strong>n, sollten Sie<br />
die folgen<strong>de</strong>n Empfehlungen beherzigen. Sie sind unter Umstän<strong>de</strong>n<br />
auch als Lebenshilfen zu verstehen - je nach seelischer Verfassung,<br />
in <strong>de</strong>r Sie sich zu Beginn Ihrer bibliographischen Bemühungen<br />
befin<strong>de</strong>n:<br />
l<br />
l<br />
Aufgabe und Themenstellung bestimmen Art und Umfang <strong>de</strong>s<br />
bibliographischen Aufwands, <strong>de</strong>r von Ihnen billigerweise<br />
erwartet wer<strong>de</strong>n kann. Konzentrieren Sie sich auf signifikante<br />
o<strong>de</strong>r beson<strong>de</strong>rs anregen<strong>de</strong> Vertreter einer Denkrichtung. Viele<br />
Epigonen (laut Du<strong>de</strong>n: unschöpferischer Nachahmer) verdienen<br />
höchstens einen Platz in <strong>de</strong>r Fußnote. Von 50 Büchern über<br />
“burn-out” sind 45 überflüssig. Vergleichen Sie Anmerkungsapparate,<br />
und es wird schnell <strong>de</strong>utlich, welcher Autor wirklich in<br />
die “hall of fame” gehört und welcher nicht.<br />
Als weiteres Selektionskriterium kann die Aktualität einer<br />
Veröffentlichung gelten. Zum einen, weil nicht nur die Sozialarbeitsforschung,<br />
son<strong>de</strong>rn auch Sozialarbeit selbst eigenen<br />
Paradigmenwechseln folgt, (Friedhelm G. Vahsen (Hg.),<br />
Paradigmenwechsel in <strong>de</strong>r Sozialpädagogik, Bielefeld 1992),<br />
zum an<strong>de</strong>ren, weil im Zuge <strong>de</strong>s gesellschaftlichen Wan<strong>de</strong>ls<br />
“Soziale Probleme” ständig recodiert und sozialpolitische<br />
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