28.11.2014 Aufrufe

Wissenschaftliches Arbeiten - Doebler-online.de

Wissenschaftliches Arbeiten - Doebler-online.de

Wissenschaftliches Arbeiten - Doebler-online.de

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

gen? Und weiter: Woran erkenne ich, welchen Radius dieser Zirkel<br />

hat - mit an<strong>de</strong>ren Worten: ob ein Thema mit meinen Möglichkeiten<br />

überhaupt bearbeitbar ist?<br />

Was liegt näher, als auf Handwörterbücher und Lexika zurückzugreifen?<br />

Doch Vorsicht, auch Handbuchartikel sind wissenschaftliche<br />

Beiträge, unterliegen also <strong>de</strong>m Prinzip <strong>de</strong>r Positionalität. Und<br />

oft sind solche Artikel gespickt mit Fachausdrücken, so daß ich<br />

nach <strong>de</strong>r Lektüre nicht vor einem, son<strong>de</strong>rn vor zehn o<strong>de</strong>r mehr hermeneutischen<br />

Zirkeln stehe.<br />

Da Sozialarbeit zu<strong>de</strong>m im Schnittfeld unterschiedlicher Aussagenund<br />

Wissenschaftssysteme liegt, fallen die Eingrenzung <strong>de</strong>s Themas,<br />

Präzisierung <strong>de</strong>r Fragestellung und inhaltliche Durchglie<strong>de</strong>rung<br />

oft beson<strong>de</strong>rs schwer. Es empfiehlt sich <strong>de</strong>shalb, zunächst<br />

mit einem Arbeitstitel und einer provisorischen Glie<strong>de</strong>rung zu operieren.<br />

Letztere sollte sich im Zuge Ihrer Studien jedoch so weit<br />

verdichten, daß einzelne Kapitel und Absätze in das Glie<strong>de</strong>rungsschema<br />

„eingehängt“ wer<strong>de</strong>n können. Je früher es steht, <strong>de</strong>sto<br />

weniger müssen Sie umformulieren und <strong>de</strong>sto eher wird die Glie<strong>de</strong>rung<br />

für Sie selbst zum Wegweiser, <strong>de</strong>r Ihrer Literatur-Recherche,<br />

Ihrem Denken und Schreiben die erfor<strong>de</strong>rliche Orientierung gibt.<br />

Im übrigen gilt zwar <strong>de</strong>r Grundsatz, daß <strong>de</strong>r Aufbau einer schriftlichen<br />

Arbeit umso schlüssiger gelingt, je mehr Informationen und<br />

Anregungen herangezogen wer<strong>de</strong>n. In bestimmten Phasen <strong>de</strong>r<br />

Wissensakkumulation fällt es jedoch schwer, vor lauter Bäumen<br />

<strong>de</strong>n Wald noch zu sehen. Dann kann und sollte Ihr Prüfer durch<br />

Anregungen beweisen, inwieweit er selbst die verschachtelten<br />

Wissenschaftsdiskurse verfolgt und verarbeitet hat. Dafür wird er<br />

schließlich bezahlt.<br />

3.2 Bibliographieren, <strong>Arbeiten</strong> mit Fachliteratur<br />

Informationen sind <strong>de</strong>r Schlüssel zum Erfolg - für <strong>de</strong>n „Erfolg“ wissenschaftlicher<br />

<strong>Arbeiten</strong> ist es die Sammlung, Auswertung und Integration<br />

<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Fachliteratur publizierten Forschungsergebnisse.<br />

Drei Schritte wollen wir hierbei unterschei<strong>de</strong>n: Erstens die Recherche,<br />

d.h das Bibliographieren und die Beschaffung <strong>de</strong>r einschlägigen<br />

Literatur; zweitens die Aufschlüsselung wissenschaftlicher<br />

Texte; und drittens die Materialsicherung.<br />

3.2.1 Bibliographieren: Materialsichtung, Titelaufnahme<br />

Sobald ich mir über mein Thema, <strong>de</strong>n Gegenstand und die Fragestellungen<br />

erste - in <strong>de</strong>r Regel: vorläufige - Klarheit verschafft habe,<br />

beginnt die Suche nach Literatur. Von ihr erhoffe ich mir Anregungen<br />

zur Strukturierung o<strong>de</strong>r Pointierung meiner Gedanken o<strong>de</strong>r einfach<br />

nur Informationen (Daten, Rechtsgrundlagen, politische Entscheidungen)<br />

zur Unterfütterung meiner Argumentation. Doch ist entsprechen<strong>de</strong><br />

Literatur überhaupt vorhan<strong>de</strong>n? Ist mein Thema bereits<br />

bearbeitet? Wenn ja, mit welchen Akzenten und Ergebnissen?<br />

Ganz erfüllt vom Glauben, meine Fragen schlüssig beantwortet zu<br />

bekommen, reserviere ich mir <strong>de</strong>n kommen<strong>de</strong>n Nachmittag für einen<br />

Bibliotheksbesuch - und wer<strong>de</strong> kalt erwischt. Entwe<strong>de</strong>r die Regale<br />

bzw. Kataloge sind vollgestopft mit geeignet scheinen<strong>de</strong>n Büchern,<br />

einige davon Wälzer mit über 500 Seiten. Zweifel an meiner<br />

Lebensplanung kommen auf. O<strong>de</strong>r ich stoße auf zwei dünne<br />

Publikationen aus <strong>de</strong>n 60er Jahren. Ist ausgerechnet mein Thema<br />

ein weißer Fleck in <strong>de</strong>r Forschungskartographie?<br />

Ehe Sie nun in <strong>de</strong>n Fängen eines Therapeuten lan<strong>de</strong>n, sollten Sie<br />

die folgen<strong>de</strong>n Empfehlungen beherzigen. Sie sind unter Umstän<strong>de</strong>n<br />

auch als Lebenshilfen zu verstehen - je nach seelischer Verfassung,<br />

in <strong>de</strong>r Sie sich zu Beginn Ihrer bibliographischen Bemühungen<br />

befin<strong>de</strong>n:<br />

l<br />

l<br />

Aufgabe und Themenstellung bestimmen Art und Umfang <strong>de</strong>s<br />

bibliographischen Aufwands, <strong>de</strong>r von Ihnen billigerweise<br />

erwartet wer<strong>de</strong>n kann. Konzentrieren Sie sich auf signifikante<br />

o<strong>de</strong>r beson<strong>de</strong>rs anregen<strong>de</strong> Vertreter einer Denkrichtung. Viele<br />

Epigonen (laut Du<strong>de</strong>n: unschöpferischer Nachahmer) verdienen<br />

höchstens einen Platz in <strong>de</strong>r Fußnote. Von 50 Büchern über<br />

“burn-out” sind 45 überflüssig. Vergleichen Sie Anmerkungsapparate,<br />

und es wird schnell <strong>de</strong>utlich, welcher Autor wirklich in<br />

die “hall of fame” gehört und welcher nicht.<br />

Als weiteres Selektionskriterium kann die Aktualität einer<br />

Veröffentlichung gelten. Zum einen, weil nicht nur die Sozialarbeitsforschung,<br />

son<strong>de</strong>rn auch Sozialarbeit selbst eigenen<br />

Paradigmenwechseln folgt, (Friedhelm G. Vahsen (Hg.),<br />

Paradigmenwechsel in <strong>de</strong>r Sozialpädagogik, Bielefeld 1992),<br />

zum an<strong>de</strong>ren, weil im Zuge <strong>de</strong>s gesellschaftlichen Wan<strong>de</strong>ls<br />

“Soziale Probleme” ständig recodiert und sozialpolitische<br />

12 13

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!