Wissenschaftliches Arbeiten - Doebler-online.de
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keit, die Varianz und Be<strong>de</strong>utung möglicher Situationen vorwegzunehmen<br />
und sich in diesen, gera<strong>de</strong> auch wenn die Erwartungen<br />
diffus sind, als sozial anerkannter Interaktionspartner zu behaupten.<br />
3. Die „Lösung“ wissenschaftlicher gleichermaßen wie sozialarbeiterischer<br />
Probleme liegt in <strong>de</strong>r kommunikativen Erörterung von<br />
Perspektiven und Handlungsmöglichkeiten, im wechselseitigen<br />
Sich-Verstehen, nicht in <strong>de</strong>r sozialtechnischen Aneignung o<strong>de</strong>r Herstellung.<br />
Zahlenwerke und Theoriekonstrukte mögen Argumentationshilfen<br />
bieten, letztlich fußt Sozialarbeit aber auf <strong>de</strong>r politischnormativen<br />
Verständigung über Hilfebedarfe und Eingriffsrechte.<br />
4. »Soziale Probleme« sind also gesellschaftliche, sozial- o<strong>de</strong>r<br />
berufspolitische Konstruktionen von Wirklichkeit. Überprüfen Sie<br />
sie auf ihren inneren Begründungszusammenhang sowie die darin<br />
zur Geltung gebrachten Normalitätsmaßstäbe: Ordnungen und vorgefun<strong>de</strong>ne<br />
bzw. propagierte Be<strong>de</strong>utungen sind erklärungsbedürftig,<br />
nicht Unordnung und Unverständlichkeit. (Vgl. G.Falk/H.Steinert:<br />
Über <strong>de</strong>n Soziologen als Konstrukteur von Wirklichkeit..., in:<br />
H.Steinert (Hg.), Symbolische Interaktion. <strong>Arbeiten</strong> zu einer reflexiven<br />
Soziologie, Stuttgart 1973, S.20f)<br />
5. Wahrheiten gibt es nicht, wohl aber wissenschaftliche Redlichkeit.<br />
Hierzu gehören Skepsis gegenüber <strong>de</strong>n eigenen Lösungen -<br />
Max Weber spricht von <strong>de</strong>r „Paradoxie <strong>de</strong>r Wirkung gegenüber <strong>de</strong>m<br />
Wollen“ -, Offenheit für Kritik (vgl. Bernd Otto: Die Wissenschaftsposition<br />
<strong>de</strong>s Kritischen Rationalismus und die SA/SP, hochschulinternes<br />
Papier) und vor allem die Bereitschaft, die eigenen Vor-<br />
Urteile, beispielsweise Vorstellungen von Ordnung, Moral, o<strong>de</strong>r<br />
Rationalität zu thematisieren. Ausgangspunkt je<strong>de</strong>r Untersuchung<br />
sind die selbstverständlichen Annahmen in <strong>de</strong>r Wahrnehmung bzw.<br />
Begriffsbildung <strong>de</strong>r wissenschaftlich arbeiten<strong>de</strong>n Person selbst.<br />
6. Hierzu gehört auch die Entmystifizierung <strong>de</strong>r eigenen Sprache.<br />
Nur zu oft hat <strong>de</strong>r »Sozpäd-Jargon« an<strong>de</strong>re Funktionen als die <strong>de</strong>r<br />
Verständigung - etwa Statuslagen im „Fachlichkeitsspiel“ (Stephan<br />
Wolff) zu konstituieren o<strong>de</strong>r die bloß symbolische Neuorganisation<br />
<strong>de</strong>r eigenen Arbeit zu verschleiern: ein neuer „out-look“ statt erweiterter<br />
Problemlösungskapazitäten. Holen Sie Ihre Kategorien aus<br />
<strong>de</strong>m Begriffshimmel ! Lösen Sie Ihre Fachausdrücke auf in Struktur-,<br />
Prozeß- und Handlungsbeschreibungen, so daß Sie mit Kollegen<br />
in einen offenen und wahrhaftigen Dialog eintreten können.<br />
(Auch wissenschaftliche Begriffe sind nur auf <strong>de</strong>n ersten Blick und<br />
nur für Nicht-Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Forschungsgemeinschaft kryptisch. Intern<br />
ermöglichen sie in <strong>de</strong>r Regel einen überaus präzisen Gedankenaustausch.)<br />
7. Schließlich ein letzter Hinweis: Wenn Sie Personen, Gruppen<br />
o<strong>de</strong>r Organisationen zum Gegenstand eigener kleiner Untersuchungen<br />
machen, treten Sie mit diesen in einen Austausch. Mit an<strong>de</strong>ren<br />
Worten: Sie greifen in <strong>de</strong>ren Handlungszusammenhänge ein. Forschung<br />
ist also Aktion, Forschungsergebnisse spiegeln unter Umstän<strong>de</strong>n<br />
diesen Interaktionszusammenhang. Was liegt also näher,<br />
als die Untersuchten zu Beteiligten zu machen, sie in <strong>de</strong>n Wissenschaftsprozeß<br />
zu integrieren...?<br />
2. Fel<strong>de</strong>r wissenschaftlichen <strong>Arbeiten</strong>s<br />
Unterhalb <strong>de</strong>r Ebene wissenschaftstheoretischer Aussagenbildung<br />
gibt es unterschiedliche Verwendungszusammenhänge, in <strong>de</strong>nen<br />
Ihnen die Fähigkeit zum systematischen und methodischen <strong>Arbeiten</strong><br />
abverlangt wird.<br />
Während <strong>de</strong>s Studiums sind es die verschie<strong>de</strong>nen Formen <strong>de</strong>s<br />
Leistungsnachweises: das Referat, die Hausarbeit, die Diplomarbeit,<br />
nicht zuletzt auch <strong>de</strong>r Praktikumsbericht, wenngleich nicht zu<br />
übersehen ist, daß die „Produktionsbedingungen“ hierfür mit einem<br />
wissenschaftlichen „work in progress“, d.h. <strong>de</strong>r kontinuierlichen Begleitung<br />
einer Arbeit und offenen Diskussion ihrer Teilergebnisse<br />
nicht zu vergleichen o<strong>de</strong>r schärfer noch: nicht zu vereinbaren sind.<br />
Prüfungen bil<strong>de</strong>n eben doch eine „Welt für sich“.<br />
Im anschließen<strong>de</strong>n Berufsleben zahlt sich die Fähigkeit zum wissenschaftlichen<br />
<strong>Arbeiten</strong> immer dann aus, wenn die praktische Sozialarbeit<br />
sich über Medien <strong>de</strong>r Verschriftlichung organisiert. Hierzu<br />
gehören, auch wenn sie Sysmbolsysteme mit jeweils eigenen<br />
Anfor<strong>de</strong>rungen hinsichtlich Zweck, Adressat, Inhalt und Sprache<br />
darstellen, Anträge, Verwendungsnachweise, Gutachten, Jahresberichte,<br />
Pressemitteilungen, Zeitungsartikel, Sitzungsprotokolle, Konzeptpapiere<br />
o<strong>de</strong>r Fachaufsätze.<br />
Die hierzu erfor<strong>de</strong>rlichen Fähigkeiten, komplexe Arbeitsprogramme<br />
von <strong>de</strong>r Informationsbeschaffung bis zur „Veröffentlichung“ zu<br />
organisieren, Gedanken zu strukturieren (argumentieren), Inhalte<br />
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