Wissenschaftliches Arbeiten - Doebler-online.de
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1 Wissenschaftliche Aussagensysteme<br />
<strong>Wissenschaftliches</strong> <strong>Arbeiten</strong> heißt Aussagenbildung unter Einhaltung<br />
allgemeiner, innerhalb <strong>de</strong>s sozialen Systems »Wissenschaft«<br />
anerkannter Regeln und Prinzipien.<br />
Erstes Prinzip ist die methodische Gewinnung neuer Erkenntnisse.<br />
Methodisches <strong>Arbeiten</strong> heißt dabei, daß ich meine Gedanken<br />
ordne, systematisch und begrün<strong>de</strong>t entwickle, so daß sie einer<br />
kritischen Betrachtung durch an<strong>de</strong>re Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r »scientific<br />
community« zugänglich sind. Zu je<strong>de</strong>m Zeitpunkt und in je<strong>de</strong>m<br />
Schritt <strong>de</strong>r Erkenntnisgewinnung müssen meine Überlegungen verständlich,<br />
prüfbar und nachvollziehbar sein, so daß sie ggf. als unzulänglich,<br />
i<strong>de</strong>ologisch eingefärbt o<strong>de</strong>r unhaltbar kritisiert wer<strong>de</strong>n<br />
können.<br />
«<br />
Dieses Prinzip <strong>de</strong>r Intersubjektivität ist zwar mit unterschiedlichen<br />
„intellektuellen Stilen“ (Johann Galtung) - eher sachsonischwohlwollen<strong>de</strong>n<br />
o<strong>de</strong>r teutonisch-vernichten<strong>de</strong>n - vereinbar. Es setzt<br />
in je<strong>de</strong>m Fall aber voraus, daß ich Anregungen offenlege, Positionen<br />
und Wertungen kenntlich mache und, sofern ich mit anerkannten<br />
Metho<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r empirischen Sozialforschung arbeite, <strong>de</strong>n Prozeß<br />
<strong>de</strong>r Datengewinnung, -aggregation und -interpretation transparent<br />
gestalte. Dies ist nur möglich, wenn ich zunächst <strong>de</strong>n Gegenstand<br />
meiner wissenschaftlichen Arbeit so weit eingrenze, Begriffe<br />
so präzise fasse (Definition) und Annahmen über das zu behan<strong>de</strong>ln<strong>de</strong><br />
Problem so schlüssig darlege (Explikation), daß überprüfbare<br />
Aussagen möglich sind.<br />
Wissenschafts- bzw. erkenntnistheoretisch ist es dabei längst ausgemacht,<br />
daß Forschung ihren Gegenstand nicht einfach nur abbil<strong>de</strong>t,<br />
son<strong>de</strong>rn immer auch konstituiert. Theorien und Begriffe, mit<br />
<strong>de</strong>nen ich arbeite, sind gegenüber <strong>de</strong>m Gegenstand also keineswegs<br />
„neutral“. Sie sind vielmehr Konstrukte (Aussagensysteme),<br />
mit <strong>de</strong>ren Hilfe ich die Komplexität von Welt auf ein überschaubares<br />
Maß reduziere, in<strong>de</strong>m ich bestimmte Vorannahmen hinsichtlich<br />
<strong>de</strong>r „Natur“ <strong>de</strong>s Untersuchungsgegenstands sowie adäquater Techniken<br />
<strong>de</strong>r Erkenntnisgewinnung treffe. Durch die Art und Weise,<br />
wie ich <strong>de</strong>finiere, beobachte o<strong>de</strong>r messe, bestimme ich maßgeblich<br />
<strong>de</strong>n jeweiligen Erkenntnisgewinn. Meine Ergebnisse sind also<br />
in einem gewissen Umfang immer auch Artefakte, d.h. Erzeugnisse<br />
<strong>de</strong>s von mir selbst gewählten Beobachtungsausschnitts, meiner<br />
Untersuchungsanlage o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r von mir bevorzugten Theoriebildung.<br />
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