PÃD... Kunst.pdf - Birgit Engel
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»Perspektivwechsel II« – Vom Augen-Schein zum Körper-Sein<br />
»Perspektivwechsel II«<br />
»Perspektivwechsel II« – Vom Augen-Schein zum Körper-Sein<br />
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agiere in eigener Verantwortung, kann das Spiel<br />
abbrechen wann ich will; wenn ich Fehler mache,<br />
muss ich sie ausbaden, sonst niemand.<br />
Anders meine Rolle im Zusammenhang mit dem<br />
Folgeprojekt: »Perspektivwechsel II – vom Augenschein<br />
zum Körpersein«. Dieses Mal waren die<br />
Schüler/innen die Akteure, ich hatte die Funktion<br />
Ich habe es nicht mit Kolleginnen und Kollegen zu<br />
tun. Weder kennen sie meine Fachsprache in Bezug<br />
auf Theater, noch kenne ich ihre Fachtermini in<br />
Bezug auf schulpädagogische Praxis, auch kenne<br />
ich nicht die organisatorischen Schwierigkeiten in<br />
Bezug auf Stundenplanerstellung und Raumbelegung<br />
…<br />
Hürden – Grenzen – Lösungen<br />
Mein Blick ist geschult und geprägt durch jahrelanges<br />
Beobachten – was machen die (Schau-)Spieler,<br />
was brauchen sie, um das in Ihnen steckende<br />
Potential zum Leben/nach Außen zu bringen. Wo<br />
habe ich Möglichkeiten, sie zu unterstützen, wo sind<br />
meine Grenzen im gemeinsamen Geben und<br />
Nehmen? Was können wir gemeinsam tun, um das<br />
anvisierte Ziel einer Aufführung zu erreichen.<br />
Die Lehrer/innen waren freundlich aber sehr daran<br />
interessiert, keine zusätzlichen Arbeiten erledigen<br />
zu müssen. Sie sind aber diejenigen, die mir am meisten<br />
weiterhelfen können, was organisatorische<br />
Überlegungen in ihren Klassen angeht. Grenzen, die<br />
aus dem Gefühl der Überlastung bestehen? Oder<br />
aus Desinteresse? Oder einfach konkreter Zeitmangel<br />
– die Besprechungszeiten der Teamlehrer<br />
waren, wenn überhaupt gemeinsam zu erreichen,<br />
äußerst knapp bemessen. Ein System wie die Schule<br />
lässt sich kaum erschüttern – es weiß um seine gut<br />
befestigten Grenzen – jedes System verlässt sich auf<br />
seine Eigendynamik – und die ist nicht so schnell zu<br />
erschüttern durch ein paar Störaktionen von außen …<br />
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Lösungen<br />
des Lehrens/Anleitens. Auch diese Rolle ist mir vertraut.<br />
Im Theaterbereich arbeite ich auch als<br />
Regisseurin und Theaterpädagogin/Trainerin. Was<br />
bedeutet diese Rolle aber in einer anderen<br />
Umgebung, in einem ganz anderen »Feld«? Um bei<br />
diesem Bild aus der Landwirtschaft zu bleiben:<br />
Schule und Theater sind beide sehr an Produkten/<br />
Ergebnissen orientiert und interessiert, aber welch<br />
ein Unterschied im Vorgehen! Es wird ganz anders<br />
gesäät, gedüngt, geackert, geerntet. Regeln? Gibt<br />
es da wie dort.<br />
Voneinander lernen – auf jeden Fall lohnenswert!<br />
Was beinhaltet meine Rolle als Leiterin eines Schul-<br />
Projektes:<br />
• in Bezug auf die Schüler/innen, die keine<br />
Schauspielschüler/innen sind<br />
• in Bezug auf mich, die ich in einer mir<br />
fremden Umgebung arbeite<br />
• in Bezug auf die Schule und ihre<br />
Gegebenheiten<br />
Was denken die Lehrer/innen über mich und<br />
meine Arbeit?<br />
Glauben sie an Schulentwicklungsmöglichkeiten mit<br />
Methoden, die aus dem Theaterbereich stammen,<br />
und noch dazu aus dem Straßentheaterbereich?<br />
Können Sie mich in meiner Funktion als Anleiterin/<br />
Regisseurin wahrnehmen, als Person, die viel und<br />
oft lehrt – Theaterwissen, Theaterhandwerk …?<br />
Oder bin ich für das Lehrerkollegium eine Exotin,<br />
eine, über die man nichts weiß und die eigentlich<br />
nicht reinpasst in den Schulalltag???<br />
Zunächst habe ich einfach die Befragung in den einzelnen<br />
Klassen der Jahrgänge 7 und 8 durchgeführt<br />
und beobachtet was passiert. Mit mir, mit den<br />
Schüler/innen, den Lehrer/innen, dem Schulsystem.<br />
Hürden/Grenzen<br />
Bei mir stieß ich ganz schnell auf Grenzen in Form<br />
von vielen Fragen – ich kenne den Schulalltag zu<br />
wenig. Wer organisiert was, wann darf man in einer<br />
Klasse stören, wann nicht? Wann fühlen sich Lehrer/-<br />
innen gestört, wann nicht, wer koordiniert was?<br />
Die Schüler/innen zogen ihre Grenzen unterschiedlich<br />
eng – die einen sagten klar »nein danke – keine<br />
neuen Erfahrungen, keine zusätzlichen Termine«;<br />
die anderen sagten klar »ja« – aber gleich hinterher –<br />
»mal gucken, ob ich kann. Nein, an dem Termin<br />
passt es mir nicht, könnten wir nicht dann und<br />
dann« … Grenzen aus Kaugummi!<br />
Dann gab es einige Umstrukturierungen, was den<br />
Verlauf des Projektes anging. Die Hausmeister der<br />
Schule stellten sich als Freunde und Helfer des<br />
Projektes heraus, ich bekam auf Vertrauens- und<br />
Unterschriftenbasis den Schlüssel zur Sporthalle.<br />
Ebenfalls große Unterstützung bekam ich von den<br />
Menschen im Sekretariat: Sie leiteten meine mails<br />
an die zuständigen Lehrer/innen weiter, und meine<br />
Post an die Schüler/innen, die im Praktikum waren.<br />
Überhaupt möchte ich den Mitarbeiterinnen im<br />
Sekretariat an dieser Stelle ein großes Dankeschön<br />
widmen. Sie hatten immer ein offenes Ohr für<br />
meine Fragen, immer einen Stift oder Tesafilm,<br />
oder, oder … zur Hand. Es gibt fast nichts, was diese<br />
Damen nicht besorgen können. Was mich am meisten<br />
beeindruckt hat, war ihr absolut höflicher<br />
Ton/Umgang mit den Schüler/innen. Egal wie viele<br />
Menschen im Raum standen und welch monströse<br />
Anfragen manchmal reinkamen, ...<br />
Nach anfänglichen Startschwierigkeiten kam das<br />
Projekt zum konkreten Kern – sprich die Schüler/<br />
innen kamen auf die Holzbeine, auf die Stelzen.