PÃD... Kunst.pdf - Birgit Engel
PÃD... Kunst.pdf - Birgit Engel
PÃD... Kunst.pdf - Birgit Engel
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
»Spuren« Ein interkulturelles KonzeptArt Projekt<br />
»Spuren« Ein interkulturelles Konzept<br />
»Spuren« Ein interkulturelles KonzeptArt Projekt<br />
Schüler/innen eines 7. Jahrgangs an der Bertolt- Brecht- Gesamtschule Löhne<br />
Projektleitung<br />
Katerina Mourati<br />
Bildende Künstlerin<br />
32<br />
Von September 2006 - Januar 2007<br />
arbeitete ich an der Bertolt-Brecht<br />
Gesamtschule Löhne wöchentlich mit<br />
je zwei Gruppen des 7. Jahrgangs an<br />
der künstlerischen Gestaltung eines<br />
Jahrgangsflurs.<br />
Als ich das Projekt »Spuren« angefangen<br />
habe, hatte ich etwas anderes<br />
in meinem Kopf als das, was sich später entwickelt<br />
hat. Am Ende des Projektes habe ich etwas<br />
Wichtiges festgestellt. Wenn man mit Kindern<br />
künstlerisch arbeitet und man möchte den Kindern<br />
alle Freiheiten im Namen der <strong>Kunst</strong> erlauben, dann<br />
sollte man von Anfang an flexible Vorstellungen<br />
haben und auch keine streng festgelegten<br />
Erwartungen. Die Dynamik in einem Schulprojekt<br />
entsteht durch »menschliche Seelen« und man kann<br />
und darf auch nicht über diese »Seelen« hinweg<br />
planen. Man kann nur eine Richtung vorgeben in<br />
einer weichen Art, so dass die Kinder fast gar nicht<br />
merken, dass eine Richtung vorgegeben worden ist.<br />
Zugleich muss man bereit sein, beim Leiten die<br />
Richtung zu spüren, in die einen die Kinder führen.<br />
Es ist ein Austauschprozess, der auf einer Ebene passiert,<br />
die unsichtbar und nur spürbar ist.<br />
Meine Idee im Rahmen der Ausschreibung<br />
»migrARTE« des fkf-owl e.V. >Transnationale<br />
schulische Räume<<br />
Im Rahmen des Projektkonzepts »Schule als<br />
<strong>Kunst</strong>Ort« werden Künstlerinnen damit beauftragt,<br />
eine künstlerische Antwort auf eine bestimmte<br />
Situation oder einen bestimmten Ort in der Schule<br />
zu entwickeln. Meine Idee war die folgende:<br />
Die Persönlichkeit des Menschen ist ein Ergebnis von<br />
»Spuren«. Sein Verhalten ist ein Ergebnis von<br />
Erfahrungen und Umgebungen. In einer jeden<br />
Umgebung gibt es Menschen, Objekte, Dokumente,<br />
die in ganz besonderer Weise Einfluss nehmen, so<br />
dass sie niemals vergessen werden. Sichtbare und<br />
unsichtbare Dinge berühren einen und hinterlassen<br />
ihre Abdrücke, ihre »Spuren«. In dem künstlerischen<br />
Projekt »Spuren« wollte ich gemeinsam mit<br />
Schüler/innen aus dem 7. Jahrgang nach ihren alltäglichen<br />
Spuren suchen und sie dabei unterstützen,<br />
diese in künstlerischer Weise zum Ausdruck zu bringen.<br />
Unser »sichtbares« Material sollten Objekte,<br />
Dokumente, Fotos, Fotokopien und andere<br />
Materialien sein, die dazu geeignet sind, »unsichtbare<br />
Dinge«, wie Gefühle oder Träume symbolisch<br />
bzw. als Ideogramme wahrnehmbar und mitteilbar<br />
zu machen.<br />
Ziel des Projektes war die Motivationsstärkung<br />
sowie die Stärkung des Selbstbewusstseins und der<br />
Selbstsicherheit durch Erweiterung der Ausdruckfähigkeit,<br />
die Verbesserung der nonverbalen<br />
Kommunikationsfähigkeit und als Ergebnis die<br />
künstlerische Gestaltung eines gemeinsamen<br />
Raums, des Jahrgangsflurs. Im Verlauf des Projektes<br />
sollte eine kollektive Installation entstehten, die sich,<br />
wenn möglich, über die Jahre weiterentwickelt und<br />
zugleich vergangene Spuren lebendig erhält.<br />
Entwicklung der Idee<br />
Während der Realisierung des Projektes sind neue<br />
Perspektiven entwickelt worden, die vorher<br />
»unsichtbar« trotz meiner Erfahrung waren. Dank<br />
der Flexibilität der Schüler/innen und unserer<br />
gemeinsamen Improvisierungen können heute alle,<br />
die am Schulleben beteiligt sind, den Schulflur als<br />
Lebensraum genießen und beleben. Die Momente,<br />
die eine wichtige und entscheidende Rolle bei dieser<br />
Entwicklung spielten, erzähle ich im Weiteren aus<br />
meiner Erinnerung.<br />
Mein erstes Erscheinen in den Klassen<br />
Frau Dr. <strong>Engel</strong> wollte mich bei den Schülern/innen<br />
vorstellen und als wir in die Klasse treten, herrscht<br />
eine sehr lebendige Atmosphäre. Der Lehrer hält in<br />
einer seiner Hände eine leere Gummibärchen-Tüte<br />
und sagt: »Und etwas wie das gehört nicht in den<br />
Flur!« Er macht eine Bewegung, um die Tüte in den<br />
Müll zu werfen. »Nein, nein sie gehört in den Flur,<br />
wir werden <strong>Kunst</strong> damit machen!« rufe ich, ohne<br />
mich vorzustellen. Frau Dr. <strong>Engel</strong> und der Lehrer<br />
lachen sympathisch und zwischen den Schülern und<br />
Schülerinnen herrscht weiterhin Unruhe und Lachen<br />
und wahrscheinlich auch der Gedanke «was sagt sie<br />
uns jetzt?«. Ich stellte mich nun vor und begann von<br />
meinen Ideen zu dem Projekt »Spuren« zu erzählen.<br />
Als erstes wollten wir <strong>Kunst</strong>werke aus Müll für den<br />
Flur gestalten. Die Idee entstand aus der geschilderten<br />
Situation, also wegen meiner schnellen Reaktion<br />
und meiner Ansicht, dass Müll sehr gut zum Thema<br />
»Spuren« passt. Die Fragen der Schüler/innen<br />
kamen wie ein Regenguss über mich und als ich<br />
fragte, wer sich anmelden möchte, gab es wesentlich<br />
mehr interessierte Schüler/innen, als wir, Frau<br />
<strong>Engel</strong> und ich, erwartet hatten.<br />
Auf diese Weise, in verschiedenen Variationen, habe<br />
ich das Projekt in den Klassen vorgestellt. Eigentlich<br />
sollten aus jeder Klasse nur vier bis fünf Schüler/<br />
innen teilnehmen, aber ich konnte nicht nein sagen<br />
und habe viel mehr genommen, weil sie so gespannt<br />
auf das Projekt und das Thema »Spuren« waren. So<br />
wurden aus 24 Schüler/innen 34, die ich in zwei<br />
Gruppen einteilte.<br />
Die Partyspuren<br />
Ich erinnere mich an die Tage, an welchen jedes<br />
Stück Müll von uns als ein kleines <strong>Kunst</strong>werk<br />
betrachtet worden ist. Reste von Gummibärchen,<br />
Chips und Schokoladen- Tütchen, alte CDs<br />
Flaschenkorken, Reste von Zigaretten, alles lag auf<br />
unserem Arbeitstisch und die Frage war »Wie arbeite<br />
ich mit Raum und Proportionen auf den großen<br />
Tafeln, 50cm x 200cm, die ich vor mir habe« eigentlich<br />
bekannte Fragen, aber …<br />
33