PÃD... Kunst.pdf - Birgit Engel
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Unwirtlichkeit oder Zugehörigkeit<br />
Unwirtlichkeit oder Zugehörigkeit<br />
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geschwungenen Formen gestaltet werden, die der<br />
geometrischen Rechtwinkligkeit des Raumes eine<br />
neue Lebendigkeit entgegensetzen würden. Die<br />
Farben sollten kräftig und warm sein. Spiegelmosaike<br />
sollten den pubertierenden Schüler/innen<br />
die Möglichkeit geben, sich selbst zu betrachten,<br />
aber auch Lichtreflektionen im Raum einfangen<br />
und den Raum optisch vergrößern. Die Klassenzimmertüren<br />
sollten von den Schüler/innen mit<br />
selbstentworfenen Zeichen gestalteten die jeweilige<br />
Klassenidentität zum Ausdruck bringen. Eine<br />
Pinnwand sollte als Austauschplattform dienen. Ich<br />
ging mit dem Modell in die Schule und besprach es<br />
zunächst mit der Projektinitiatorin Frau Doktor<br />
<strong>Birgit</strong> <strong>Engel</strong> und der Schulleiterin Frau Braun, die<br />
beide spontane Begeisterung für eine so grundsätzliche<br />
Umgestaltung zeigten, was mich wiederum<br />
dazu motivierte, weitere formale Hürden abzuklären.<br />
Ich lud die städtischen Vertreter der Schulbauaufsicht<br />
und des Brandschutzes ein, um ihnen das<br />
Projekt – an Hand des bestehenden Flurs und meines<br />
Modells – vorzustellen. Es gelang mir, sie zu<br />
überzeugen, dass eine solche bauliche Veränderung<br />
möglich ist und wir konnten klären, welcher Putz<br />
erlaubt ist, wo Bänke aufgestellt werden können<br />
und ob die Materialien nicht zu leicht entflammbar<br />
sind usw.<br />
Als die ersten Hürden genommen waren, ging ich<br />
mit dem fertigen Modell wiederum in jede einzelne<br />
Klasse des 8.Jahrgangs und stellte meinen Entwurf<br />
zur Diskussion vor. Die Schüler/innen zeigten sich an<br />
dem Modell, mit dem sie sich nun bildhaft eine<br />
andere mögliche Gestalt ihres Flures vorstellen<br />
konnten, sehr interessiert und die Projektidee<br />
gewann bei ihnen ein neues Stück Glaubwürdigkeit.<br />
Dennoch gab es nicht nur Zustimmung, das<br />
Grundkonzept kam zwar an, aber die Schüler/<br />
innen äußerten auch Unzufriedenheiten und neue<br />
Wünsche, da ihnen das Modell zu farbig war, ihnen<br />
einiges zu kindlich und zu harmonisch erschien. Ich<br />
griff Vorschläge für die farbliche Veränderung auf.<br />
So beschlossen wir, dass die Türrahmen dunkelblau<br />
werden sollten, die Türen nach außen weiß und die<br />
Motive darauf dunkelblau, die 4 Bänke dunkelrot,<br />
und der Farbton der Wände ein Lachston sein sollte.<br />
Danach kam das »Warten«, ob es gelingen würde,<br />
den finanziellen Rahmen für das Projekt zu klären.<br />
Einige der Schüler/innen zeigten sich inzwischen<br />
aktiv interessiert und gaben ein offizielles<br />
Statement an die Schulleitung weiter: »Wir Schüler<br />
und Schülerinnen des 8. Jahrgangs finden es gut,<br />
dass unser Jahrgangsflur neu gestaltet werden soll.<br />
In dem jetzigen Flur ist es total langweilig und<br />
ungemütlich, so dass wir uns hier nicht gerne aufhalten<br />
und wir uns dort auch nicht wohl fühlen. Wir<br />
wollen, dass Frau Künkeles Ideen in unserem<br />
Jahrgangsflur umgesetzt werden, weil wir denken,<br />
dass eine freundliche Umgebung sehr wichtig ist.<br />
Damit dieses schöne Projekt nicht am Geld scheitert,<br />
erklären wir uns bereit, an der Gestaltung<br />
unseres Flurs mitzuarbeiten. Wir wollen als Schüler/<br />
innen des 8. Jahrgangs unseren Teil dazu beitragen,<br />
dass die Räumlichkeiten des Jahrgangs neu gestaltet<br />
werden. Da es wahrscheinlich trotzdem Geld<br />
kosten wird, bitten wir alle Verantwortlichen, ihren<br />
Teil dazu beizutragen.«<br />
Durch die aktive Mitwirkung von Projektinitiatorin<br />
und Schulleitung, die sich um die Finanzierung aus<br />
unterschiedlichen Quellen bemühten, kam es nach<br />
einigem Warten zur Zusage, so dass wir das Projekt<br />
starten konnten.<br />
Zweite Projektphase – ein Sportfest und andere<br />
Hürden<br />
Um das Projekt umzusetzen, musste nun Zeit und<br />
eine Arbeitsform gefunden werden, die es möglich<br />
machte, dass alle fünf Klassen einbezogen werden<br />
konnten. Die Projektarbeit sollte eine wichtige und<br />
symbolische Aktivität werden, an der der ganze<br />
Jahrgang teilhaben sollte, um allen das Erlebnis zu<br />
vermitteln, was es bedeutet, die Schritte der<br />
Veränderung aktiv zu gestalten und zu begleiten.<br />
Leider war schnell ersichtlich, dass nicht alle<br />
Schüler/innen im Flur mitarbeiten konnten, sondern<br />
aus den einzelnen Klassen sich Gruppen von<br />
8 - 10 Schüler/innen zusammen finden mussten.<br />
Mit der Projektinitiatorin und den Lehrer/innen des<br />
Jahrgangs einigten wir uns auf die Möglichkeit, die<br />
Flurumgestaltung im Rahmen einer geplanten<br />
Projektwoche durchzuführen. Obwohl im Vorfeld<br />
die Arbeitsform gut durchdacht erschien, traten<br />
Widrigkeiten auf, die nicht von den Schüler/innen<br />
kamen, sondern von organisatorischer Seite.<br />
Obwohl mit den Lehrer/innen abgesprochen worden<br />
war, diese Woche, die kurz vor den Sommerferien<br />
lag, frei zu halten, waren um diese Tage<br />
herum eine Vielzahl an weiteren Aktivitäten<br />
geplant, wie Ausflüge, ein Sportfest usw. Es war<br />
schwierig, zu koordinieren, wann welche Klasse an<br />
der Arbeit teilnehmen konnte und wann die Klassen<br />
ganz gezielt für die Woche aufgeteilt werden mussten.<br />
Eine Klasse konnte dann gar nicht mitmachen,<br />
weil die Lehrerin den verabredeten Tag komplett<br />
verplant hatte. Eine andere Klasse sprang zum<br />
Glück ein. So war es für mich als Projektleiterin<br />
manchmal nicht ganz nachvollziehbar, ob die<br />
Lehrer/innen sich im Klaren darüber waren, was<br />
alles in der Woche zu leisten war und dass ich auf<br />
ihre Zusammenarbeit angewiesen war. Anerkennend<br />
kann ich feststellen, dass die beteiligten<br />
Schüler/innen sehr ausdauernd waren, das geplante<br />
Ziel zu erreichen.<br />
Die Projektwoche – Ideen werden Wirklichkeit<br />
Dies war eine Zeit, in der die Schüler/innen direkt<br />
erleben konnten, wie sie mit ihrem Einsatz den<br />
neuen offenen Raum zusammen veränderten. Sie<br />
erlebten, dass die Ideen, die im Modell steckten, und<br />
die wir nun in gemeinsamer Arbeit umsetzen, wirklich<br />
Gestalt annahmen.<br />
Der Flur, der an Weite gewonnen hatte, wurde<br />
durch die Wellenform, die die Wände in ein Oben<br />
und Unten aufteilte, aus der starren Geometrie<br />
gebracht. Der Farbton und die Art des Aufbringens<br />
war für die Schüler/innen eine Herausforderung,<br />
denn ein Lasurauftrag muss zügig durchgeführt<br />
werden, damit der Gesamteindruck nicht durchbrochen<br />
wird. Es ging dann nicht mehr darum wer mit<br />
wem am liebsten zusammen arbeiten möchte, sondern<br />
das gemeinsame Ziel zu erreichen. Jeden<br />
Morgen mussten Arbeiten verteilt werden: Wer<br />
klebt ab, wer lackiert die Türen, wer kann streichen,<br />
wer möchte die Spiegelmosaike freilegen, wer<br />
möchte die Pinnwände bearbeiten. Es gab<br />
Arbeiten, die mit einem schnellen Erfolg belohnt<br />
wurden, andere brauchten Ausdauer, oder waren<br />
wie, Putzen und Aufräumen, eher nervig, aber es<br />
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