MiÃbrauch im Chat - Online-Beratung
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Seite 32<br />
Dieses Äußern und Ausleben abnormer Bedürfnisse führt zu einer schrittweisen<br />
Enthemmung – nicht nur <strong>im</strong> Netz, sondern auch in der Realität. Das Finden anderer<br />
Personen mit ähnlichen Bedürfnissen und Gedanken verschiebt die Abnormalität<br />
unmerklich in den Bereich der Normalität. Täter fühlen sich mit ihren Gefühlen und<br />
Gedanken nicht mehr allein. Die Gemeinschaft macht sie stark. Langsam verwischt<br />
die Grenze zwischen Virtualität und Realität. Am Ende kann ein reales Verbrechen<br />
oder eine reale Vergewaltigung stehen. Ein Beispiel für so einen Prozess bietet der<br />
Fall des „Kannibalen von Rotenburg“, der kürzlich durch die Presse gegangen ist.<br />
• Jugendliche probieren Kontaktmöglichkeiten aus und finden die Grenze nicht mehr.<br />
Jugendliche sind neugierig und nutzen das Medium <strong>Chat</strong> auch, um mal zu sehen, was<br />
passiert, wenn ....... Sie fühlen sich hinter der Anonymität <strong>im</strong> Netz und <strong>im</strong> Angesicht<br />
der Ungestörtheit vor dem PC sicher. Grenzen, die in realen Kontakten klar<br />
eingehalten werden, fallen. Sowohl <strong>im</strong> sexuellen als auch <strong>im</strong> aggressiven Bereich<br />
werden neue Möglichkeiten und eventuelle eigene Stärken erprobt. Da <strong>im</strong> <strong>Chat</strong> sehr<br />
selten eine Kontrolle von außen erfolgt, sind sie auf ihre eigene Selbstkontrolle<br />
angewiesen. Das kann sehr schwierig werden und zu ungewollten, belastenden<br />
Erlebnissen führen.<br />
Die Täter und Opfer<br />
Weder bei den Tätern noch bei den Opfern lässt sich ein best<strong>im</strong>mter Typus<br />
herauskristallisieren.<br />
Die Täter zeichnen sich <strong>im</strong> <strong>Chat</strong> durch teilweise große Hemmungslosigkeit und ein<br />
selbstbewusstes Auftreten aus. Sie sind offensiv und in manchen Channels sehr zahlreich.<br />
Nicht selten kommen sie schnell und ohne große Umschweife auf ihr Anliegen zu sprechen<br />
und stellen das als völlig normales Bedürfnis dar.<br />
Opfer sind nicht die „typischen“ Opfertypen, wie man sie aus Beschreibungen zum sexuellen<br />
Missbrauch oder auch zum Mobbing aus der Literatur kennt. Gefährdet sind alle Kinder und<br />
Jugendlichen, die ins Internet gehen und auch chatten. Da der erste Kontakt mit dem PC<br />
<strong>im</strong>mer früher auftritt und auch die Computerkompetenz der jüngeren Kinder <strong>im</strong>mer mehr<br />
zun<strong>im</strong>mt, werden auch die Opfer <strong>im</strong>mer jünger. Die Scheu vor dem Medium hat ebenfalls<br />
eine abnehmende Tendenz, so dass Kinder und Jugendliche <strong>im</strong>mer offensiver und<br />
risikobereiter ins Netz gehen. Das steigert ihre Gefährdung.<br />
Prävention und Schutz<br />
Präventive Maßnahmen und Schutzmaßnahmen für die Nutzung von Internet und <strong>Chat</strong> sind<br />
noch nicht sehr lange Thema in unserer Gesellschaft. Lange wurde das Internet als quasi<br />
rechtsfreier Raum geduldet. Regeln entstanden bestenfalls aus der Nutzung heraus. Ethische<br />
und moralische Werte waren Privatsache. Langsam wird deutlich, dass das Internet zwar ein<br />
Medium mit gänzlich neuen Möglichkeiten ist, aber best<strong>im</strong>mte Prozesse der Interaktion und<br />
Kommunikation eine ähnliche Dynamik und Wirkung haben wie <strong>im</strong> realen Leben.<br />
Beleidigungen können z. B. eine genauso verletzende Wirkung in der virtuellen wie in der<br />
realen Welt haben. Auch über das Netz kann eine - kilometermäßig vielleicht weit entfernte -<br />
Person Macht über eine andere Person ausüben, sie einschüchtern und ihr Angst machen.