Diagnose Mittelstand 2012 - DSGV Deutscher Sparkassen- und ...
Diagnose Mittelstand 2012 - DSGV Deutscher Sparkassen- und ...
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S Finanzgruppe<br />
<strong>Deutscher</strong> <strong>Sparkassen</strong>- <strong>und</strong> Giroverband<br />
<strong>Diagnose</strong> <strong>Mittelstand</strong> <strong>2012</strong><br />
<strong>Deutscher</strong> <strong>Mittelstand</strong> –<br />
stabil auch in schwierigen Zeiten
Drei von vier Unternehmen in Deutschland vertrauen der <strong>Sparkassen</strong>-<br />
Finanzgruppe als K<strong>und</strong>en. Die Beratung <strong>und</strong> Finanzierung der mittelstän-<br />
dischen Wirtschaft hierzulande gehört zum Kern der Geschäftspolitik der<br />
<strong>Sparkassen</strong> <strong>und</strong> Landesbanken. Für dieses Ziel setzen sie ihre Stärken ein –<br />
die genaue Kenntnis ihrer K<strong>und</strong>en <strong>und</strong> deren persönlicher Situation ebenso<br />
wie die flächendeckende Präsenz in allen Regionen Deutschlands.<br />
Mit der <strong>Diagnose</strong> <strong>Mittelstand</strong> <strong>2012</strong> legt der Deutsche <strong>Sparkassen</strong>- <strong>und</strong><br />
Giroverband zum elften Mal repräsentatives Datenmaterial zur Situation<br />
<strong>und</strong> Zukunft der mittelständischen Unternehmen in Deutschland vor.<br />
<strong>Diagnose</strong> <strong>Mittelstand</strong> <strong>2012</strong> Inhalt<br />
1<br />
1 Das Wichtigste auf einen Blick<br />
<strong>Diagnose</strong> <strong>Mittelstand</strong> <strong>2012</strong>: Die Trends 04<br />
2 Im Fokus<br />
Der <strong>Mittelstand</strong>: Ein Fels in der Brandung 12<br />
2.1 Das Auf <strong>und</strong> Ab der vergangenen zehn Jahre 13<br />
2.2 Über alle Zyklen hinweg aufgebaute Stärken 21<br />
2.3 Vornehmlich externe Belastungsfaktoren 27<br />
3 Die Gr<strong>und</strong>lagen<br />
Quellen <strong>und</strong> Methoden 34<br />
3.1 Kennziffern im Überblick 36<br />
3.2 Berechnungsverfahren 38<br />
4 Die Bilanzdatenanalyse<br />
Übersichtlich informiert: Der <strong>Mittelstand</strong> in Zahlen 42<br />
4.1 Eigenkapitalausstattung 42<br />
4.2 Umsatzrentabilität 46<br />
4.3 Gesamtkapitalverzinsung 50<br />
4.4 Personalaufwandsquote 53<br />
5 Die Expertenbefragung<br />
Ausblick <strong>2012</strong>: Die Prognose der <strong>Sparkassen</strong> 58<br />
5.1 Bislang keine Eintrübung der Geschäftslage 59<br />
5.2 Fortsetzung des Eigenkapitalaufbaus 60<br />
5.3 Investitionsfinanzierungen nochmals etwas ausgeweitet 62<br />
5.4 Erweiterungsmotiv gewinnt an Bedeutung 65<br />
5.5 Verlangsamt fortgesetzter Beschäftigungszuwachs 68<br />
5.6 <strong>Mittelstand</strong> kaum von Finanzmarktturbulenzen berührt 70<br />
5.7 Betroffene Unternehmen verändern vor allem Investitionen,<br />
Beschäftigung <strong>und</strong> Liquiditätshaltung 72<br />
5.8 Fazit 75
Wachstum<br />
1 Das Wichtigste auf einen Blick<br />
<strong>Diagnose</strong> <strong>Mittelstand</strong> <strong>2012</strong>: Die Trends 04
<strong>Diagnose</strong> <strong>Mittelstand</strong> <strong>2012</strong> 1 Das Wichtigste auf einen Blick<br />
<strong>Diagnose</strong> <strong>Mittelstand</strong> <strong>2012</strong>:<br />
Die Trends<br />
Die <strong>Diagnose</strong> <strong>Mittelstand</strong> ist eine im Jahresturnus durchgeführte<br />
Analyse des bedeutendsten Teils der deutschen<br />
Wirtschaft, des sogenannten <strong>Mittelstand</strong>s. Sie stützt sich<br />
inhaltlich auf zwei Säulen:<br />
– zum einen die Bilanzdatenanalyse, welche die umfangreiche<br />
Sammlung von Bilanzen der <strong>Sparkassen</strong>-Firmenk<strong>und</strong>en<br />
auswertet,<br />
– zum anderen eine Expertenbefragung, die die Einschätzung<br />
der K<strong>und</strong>enbetreuer der <strong>Sparkassen</strong> zur aktuellen<br />
Geschäftslage mittelständischer Unternehmen<br />
untersucht.<br />
In die Bilanzdatenanalyse sind in den Jahrgängen bis einschließlich<br />
2009 jeweils bis zu 230 000 Jahresabschlüsse<br />
von Firmenk<strong>und</strong>en der <strong>Sparkassen</strong> <strong>und</strong> Landesbanken<br />
eingeflossen. Für das Geschäftsjahr 2010 liegen bereits<br />
r<strong>und</strong> 112 000 Bilanzen vor, auf deren Basis eine Trendrechnung<br />
für die wichtigsten betriebswirtschaftlichen<br />
Kennzahlen des <strong>Mittelstand</strong>s im aktuellsten Abschlussjahr<br />
vorgenommen wurde.<br />
Im diesjährigen Schwerpunktkapitel („Im Fokus“) werden<br />
die Trends beim <strong>Mittelstand</strong> in die langfristige Entwicklung<br />
eingeordnet, der Strukturwandel <strong>und</strong> das<br />
4<br />
<strong>Diagnose</strong> <strong>Mittelstand</strong> <strong>2012</strong> 1 Das Wichtigste auf einen Blick<br />
konjunkturelle Auf <strong>und</strong> Ab der vergangenen zehn Jahre<br />
nachvollzogen. Dabei zeigt sich, wie schwierig das<br />
Umfeld streckenweise für den <strong>Mittelstand</strong> war. Allerdings<br />
konnte er auch von der in diesem Zeitraum deutlich<br />
verbesserten Wettbewerbsfähigkeit der deutschen<br />
Volkswirtschaft profitieren, bewährte sich sogar als<br />
maßgeblicher Teil dieser Entwicklung. Der <strong>Mittelstand</strong><br />
war kein Schwungrad, das Rezessionen vertieft <strong>und</strong> die<br />
Krise der letzten Jahre verschärft hat, sondern ein das<br />
Land stabilisierender Faktor – gerade auch in schwierigen<br />
Zeiten.<br />
Beschäftigungs- <strong>und</strong> Ertragslage haben sich in den vergangenen<br />
Jahren erheblich verbessert. Die tiefe Rezession<br />
im Winter 2008/09 hat zwar Spuren in einigen<br />
Kennziffern hinterlassen. Insgesamt ist aber erstaunlich,<br />
wie robust <strong>und</strong> stabil die Entwicklung geblieben ist.<br />
Die Eigenkapitalquote hat sich in dem betrachteten Zeitraum<br />
stetig nach oben entwickelt. Im Median des gesamten<br />
<strong>Mittelstand</strong>s hat sie sich von 12,8 Prozent im Jahr<br />
2008 über 15,1 Prozent 2009 auf nunmehr 18,3 Prozent in<br />
der Trendrechnung des Bilanzjahrgangs 2010 erhöht.<br />
Diese ansteigende Entwicklung gilt für Unternehmen<br />
aller Größenklassen <strong>und</strong> Segmente – in Industrie, Handwerk,<br />
Handel <strong>und</strong> Bau. Die Quoten sind im <strong>Mittelstand</strong><br />
5
<strong>Diagnose</strong> <strong>Mittelstand</strong> <strong>2012</strong> 1 Das Wichtigste auf einen Blick<br />
zwar niedriger als bei Großunternehmen, die ebenfalls<br />
Verbesserungen erzielt haben. Der Anstieg geht im <strong>Mittelstand</strong><br />
allerdings schneller vonstatten.<br />
Die Umsatzrentabilität muss vor dem Hintergr<strong>und</strong> einiger<br />
Sonderentwicklungen bewertet werden. Die Rendite<br />
stellt sich im Median für das Rezessionsjahr 2009 mit<br />
6,8 Prozent besser dar, als noch vor Jahresfrist auf Basis<br />
der damaligen Trendrechnung berechnet. Dafür<br />
erscheint der neue Trendwert für 2010 mit 6 Prozent<br />
schwächer. Andere Kennziffern – etwa die absolute Höhe<br />
der gemeldeten Gewinne – legen aber nahe, dass sich die<br />
Ertragslage im Zuge der Erholung gleichfalls gebessert<br />
hat. Das gilt bei der Umsatzrendite auch für die Entwicklung<br />
in den einzelnen Größenklassen, jedoch nicht eindeutig<br />
für den Median des gesamten <strong>Mittelstand</strong>s. Wie<br />
auch immer diese kurzfristigen Schwankungen zu interpretieren<br />
sein mögen: Mit den in den vergangenen Jahren<br />
gemeldeten Werten bewegt sich die Ertragslage<br />
zweifellos auf einem sehr hohen Niveau.<br />
Die Gesamtkapitalverzinsung beeindruckt ebenfalls,<br />
obgleich sie in der Trendrechnung 2010 einen leichten<br />
Rückgang auf 11,2 Prozent zu verzeichnen hat. Dies lässt<br />
sich mit dem anhaltend niedrigen Zinsniveau aber leicht<br />
erklären. Die Gesamtkapitalverzinsung beinhaltet die<br />
6<br />
<strong>Diagnose</strong> <strong>Mittelstand</strong> <strong>2012</strong> 1 Das Wichtigste auf einen Blick<br />
für Fremdkapital bezahlten Zinsen, sodass sich Niedrigzinsen<br />
hier in immer stärkerem Maße niederschlagen.<br />
Auch auf Basis der jüngsten Gesamtkapitalverzinsung<br />
besteht ein hinreichender, die Risiken <strong>und</strong> Anstrengungen<br />
unternehmerischer Tätigkeit abdeckender Abstand<br />
zu den Zinssätzen risikoloser Anlageformen wie z. B.<br />
deutsche Staatsanleihen.<br />
Die Personalaufwandsquote ist mit zuletzt 19,1 Prozent<br />
fast unverändert geblieben. Hier schlagen sich zwei<br />
gegenläufige Trends nieder: die in der Konjunkturerholung<br />
<strong>und</strong> dank der Rückkehr zu höheren/regulären<br />
Arbeitszeiten stark gestiegene Pro-Kopf-Produktivität<br />
einerseits, eine wieder etwas dynamischere Lohnentwicklung<br />
andererseits.<br />
Um trotz des unvermeidlichen Zeitverzugs bei Bilanzvorlage<br />
<strong>und</strong> -auswertung ein möglichst aktuelles Bild<br />
von der Lage des <strong>Mittelstand</strong>s zeichnen zu können, wird<br />
die Bilanzanalyse der <strong>Diagnose</strong> <strong>Mittelstand</strong> traditionell<br />
um eine Expertenbefragung ergänzt. Mit ihr gelingt es,<br />
die jüngsten Entwicklungen abzubilden.<br />
Im November 2011 wurden alle <strong>Sparkassen</strong> gebeten, sieben<br />
Fragen zu fünf Themenkomplexen zu beantworten,<br />
7
<strong>Diagnose</strong> <strong>Mittelstand</strong> <strong>2012</strong> 1 Das Wichtigste auf einen Blick<br />
wobei gezielt die Verantwortlichen des Firmenk<strong>und</strong>engeschäfts<br />
angesprochen wurden. Die Rücklaufquote<br />
erreichte – ähnlich wie in den Vorjahren – mit 81 Prozent<br />
wieder ausgesprochen hohe Werte. Damit ist eine annähernd<br />
flächendeckende, repräsentative Lagebestimmung<br />
des deutschen <strong>Mittelstand</strong>s per Ende 2011 möglich.<br />
Die Ergebnisse sind detailliert genug, um sie nach B<strong>und</strong>esländern<br />
zu untergliedern.<br />
Trotz der eingetrübten Konjunkturaussichten <strong>und</strong> der<br />
großen Verunsicherung im Zuge der Staatsschuldenkrise<br />
zeichnen die Firmenk<strong>und</strong>en-Experten der <strong>Sparkassen</strong><br />
ein weiterhin robustes Bild des <strong>Mittelstand</strong>s. Mehr<br />
als 50 Prozent der Befragten halten die Lage ihrer K<strong>und</strong>enunternehmen<br />
für besser als im Vorjahr, während fast<br />
alle Institute der anderen Hälfte keine Veränderung<br />
erkennen. Nur gut 2 Prozent beobachten bislang eine<br />
Verschlechterung.<br />
Auch die schon aus dem langfristigen Trend bekannte<br />
Verbesserung der Eigenkapitalausstattung scheint sich<br />
Ende 2011 fortgesetzt zu haben. Dafür spricht die Relation<br />
von positiven (gut 58 Prozent) zu negativen Meldungen<br />
(nur 3,5 Prozent).<br />
Von weiteren Steigerungen berichten die <strong>Sparkassen</strong> im<br />
Herbst 2011 zudem beim Volumen der ausgereichten<br />
Investitionsfinanzierungen, wenngleich diese nicht so<br />
deutlich ausfallen wie noch im Vorjahr. Der Saldo aus<br />
„mehr“ <strong>und</strong> „weniger“ ist aber weiterhin positiv.<br />
Ersatzinvestitionen sind nach wie vor das vorrangige<br />
Investitionsmotiv. Allerdings werden Erweiterungsinvestitionen,<br />
die in der Umfrage mit 35 Prozent genannt sind,<br />
zurzeit häufiger angegeben. Der verstärkte Kapazitätsausbau<br />
ist ein starkes Signal für den anhaltenden Optimismus<br />
des <strong>Mittelstand</strong>s – trotz Krise bei den Staatsfinanzen.<br />
8<br />
<strong>Diagnose</strong> <strong>Mittelstand</strong> <strong>2012</strong> 1 Das Wichtigste auf einen Blick<br />
Ähnlich positive Erwartungen sind bei den Beschäftigungsaussichten<br />
in den Regionen zu verzeichnen. Fast<br />
27 Prozent der antwortenden <strong>Sparkassen</strong> erwarten <strong>2012</strong><br />
einen weiteren Beschäftigungsaufbau bei ihren mittelständischen<br />
K<strong>und</strong>en. Die nicht einmal 5 Prozent der<br />
<strong>Sparkassen</strong>, die sich auf Beschäftigungsverluste in ihrer<br />
Region einrichten, sind deutlich in der Minderheit.<br />
In der Sonderfrage der diesjährigen Expertenbefragung<br />
wurde erhoben, bei welchem Anteil der K<strong>und</strong>enunternehmen<br />
eine markante Änderung zu vorsichtigerem Verhalten<br />
als Reaktion auf die Finanzmarktturbulenzen <strong>und</strong><br />
die Staatsschuldenkrise auszumachen ist. 70 Prozent der<br />
<strong>Sparkassen</strong> erkennen dies nur bei weniger als jedem fünften<br />
K<strong>und</strong>en. 45 Prozent der Institute meinen sogar, dass<br />
nicht einmal jedes zehnte Unternehmen betroffen ist.<br />
Bei der Frage nach der Art der Verhaltensänderung dieser<br />
Teilgruppe werden Investitionszurückhaltung, vorsichtigere<br />
Beschäftigungspläne <strong>und</strong> gesteigerte<br />
Liquiditätshaltung als dominante Muster genannt. Insgesamt<br />
zeigt die geringe Betroffenheit der <strong>Mittelstand</strong>sunternehmen,<br />
wie stetig <strong>und</strong> weitgehend unberührt<br />
diese ihr Geschäft fortführen. Der <strong>Mittelstand</strong> ist in der<br />
aktuellen Situation ein weiteres Mal der sprichwörtliche<br />
Fels in der Brandung, der die gesamtwirtschaftliche Situation<br />
stabilisiert.<br />
9
2 Im Fokus<br />
Der <strong>Mittelstand</strong>: Ein Fels in der Brandung 12<br />
2.1 Das Auf <strong>und</strong> Ab der vergangenen zehn Jahre 13<br />
2.2 Über alle Zyklen hinweg aufgebaute Stärken 21<br />
2.3 Vornehmlich externe Belastungsfaktoren 27<br />
tabilität
<strong>Diagnose</strong> <strong>Mittelstand</strong> <strong>2012</strong> 2 Im Fokus<br />
Der <strong>Mittelstand</strong>:<br />
Ein Fels in der Brandung<br />
Dass in Deutschland die kleinen <strong>und</strong> mittleren Unternehmen<br />
einen größeren Teil der Wirtschaftsleistung<br />
ausmachen als in vielen anderen Industrieländern, ist<br />
bekannt. Ebenso oft wird die Bedeutung des <strong>Mittelstand</strong>s<br />
für Beschäftigung, Ausbildung <strong>und</strong> Innovation gewürdigt.<br />
Hinzu kommt die weniger offenk<strong>und</strong>ige, gleichwohl<br />
umso bedeutendere Rolle als wirtschaftlicher Stabilisator<br />
des Landes. Vielfältig differenzierte, kleinteilige<br />
Strukturen erweisen sich als anpassungsfähiger <strong>und</strong><br />
weniger krisenanfällig als wirtschaftliche Monokulturen.<br />
Anders gesagt: In besonders bewegten Zeiten offenbart<br />
der <strong>Mittelstand</strong> erst recht seine Robustheit.<br />
Gerade die erste Dekade des neuen Jahrtausends war<br />
von ausgeprägten Zyklen gekennzeichnet. Dabei überlagerten<br />
sich konjunkturelle <strong>und</strong> strukturelle Phänomene,<br />
<strong>und</strong> in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts erlebten<br />
sowohl die realwirtschaftlichen als auch die finanziellen<br />
Sphären der Weltwirtschaft die größten Erschütterungen<br />
in Friedenszeiten seit 80 Jahren. Auch im vierten<br />
Jahr ist die Phase erhöhter Volatilität nicht abgeschlossen.<br />
Allerdings hat die Krise in ihrem Verlauf mehrfach<br />
ihren Charakter gewechselt.<br />
Stets war der deutsche <strong>Mittelstand</strong> dabei der sprichwörtliche<br />
Fels in der Brandung. Er hat die Krise weder<br />
12<br />
<strong>Diagnose</strong> <strong>Mittelstand</strong> <strong>2012</strong> 2 Im Fokus<br />
verursacht noch verstärkt. Vielmehr hat der <strong>Mittelstand</strong><br />
in allen Teilphasen in unterschiedlichen Funktionen stabilisierend<br />
gewirkt <strong>und</strong> dabei neue Stärken entwickelt.<br />
Dieses Kapitel der <strong>Diagnose</strong> soll die gesamtwirtschaftlichen<br />
Trends der vergangenen zehn Jahre <strong>und</strong> die<br />
wechselvollen Rahmenbedingungen des <strong>Mittelstand</strong>s<br />
nachzeichnen. Die Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit,<br />
die über alle Phasen hinweg erreicht werden konnte,<br />
ist dabei ein Leitmotiv. Allerdings darf man die Belastungen<br />
<strong>und</strong> Risiken, denen sich der <strong>Mittelstand</strong> gegenübersah<br />
– <strong>und</strong> aktuell immer noch beziehungsweise in<br />
veränderter Form gegenübersieht –, nicht verschweigen.<br />
Sie drohen vor allem aus dem Ausland.<br />
2.1 Das Auf <strong>und</strong> Ab der vergangenen zehn Jahre<br />
Ein Rückblick ist hilfreich, um das langfristige Bild zu<br />
erfassen: Das neue Jahrtausend begann mit dem Boom<br />
der sogenannten New Economy. Dank der Nutzung<br />
neuer Kommunikations- <strong>und</strong> Informationstechnologien<br />
glaubte man sich damals am Anfang eines starken, dauerhaften<br />
Wachstumstrends <strong>und</strong> hielt Konjunkturzyklen<br />
für überw<strong>und</strong>en. Die Euphorie wurde von der Realität<br />
bald eingeholt. Die „great moderation“, die den Industrieländern<br />
vor allem aufgr<strong>und</strong> verantwortungsvoller<br />
Geldpolitik in den 80er <strong>und</strong> 90er Jahren lange ein recht<br />
stabiles, inflationsfreies Wachstum beschert hatte, stand<br />
13
<strong>Diagnose</strong> <strong>Mittelstand</strong> <strong>2012</strong> 2 Im Fokus<br />
zur Jahrtausendwende vor ihrem Finale. Die überbewerteten<br />
Marktkapitalisierungen der „dotcom bubble“ brachen<br />
ab dem Frühjahr 2000 in sich zusammen <strong>und</strong> zogen<br />
spätestens ab 2002 die Gesamtwirtschaft mit.<br />
Mittelständische Unternehmen waren auch in der New<br />
Economy vertreten. Junge, kleine Firmen <strong>und</strong> Neugründungen<br />
waren in manchem neuen Sektor sogar prägend.<br />
Doch der größte Teil des <strong>Mittelstand</strong>s zählte weiterhin<br />
zur Old Economy in Industrie, Bau, Handwerk, Handel<br />
<strong>und</strong> im Dienstleistungssektor. Dennoch litten fast alle<br />
Branchen – egal ob „new“ oder „old“ – unter der infolge<br />
der geplatzten Blase ausgebrochenen Rezession 2002.<br />
Stagnation nach dem Dotcom-Boom<br />
In der Phase von 2002 bis 2005 war kaum Wachstum zu<br />
verzeichnen. Das galt auch für Deutschland, das in vier<br />
Jahren beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) gerade einmal<br />
einen Zuwachs von kumuliert 1,5 Prozent erreichte. Im<br />
Jahresdurchschnitt entsprach das weniger als 0,4 Prozent.<br />
Deutschland war geprägt von verkrusteten Strukturen.<br />
Der Dienstleistungssektor war unterentwickelt, der<br />
Arbeitsmarkt überreguliert.<br />
Der Start in die Währungsunion half der deutschen Wirtschaft<br />
zunächst nicht in jeder Hinsicht. Zwar profitierte<br />
der Außenhandel von der geschaffenen Wechselkurssicherheit,<br />
<strong>und</strong> die Produktionsprozesse ließen sich in<br />
Europa noch stärker miteinander verzahnen. Der mit<br />
der gemeinsamen Währung vollendete Binnenmarkt<br />
erlaubte einen neuen Grad der Arbeitsteilung.<br />
Der endgültig fixierte Umtauschkurs beim Eintritt in die<br />
Euro-Ära basierte jedoch auf einer recht hohen Bewertung<br />
der D-Mark. Dieser Aufschlag war zuvor, als die<br />
Mark als Hart- <strong>und</strong> Quasi-Leitwährung im europäischen<br />
Währungssystem gedient hatte, berechtigt gewesen.<br />
14<br />
<strong>Diagnose</strong> <strong>Mittelstand</strong> <strong>2012</strong> 2 Im Fokus<br />
Doch mit dem Einstieg in die Währungsunion profitierten<br />
auch die anderen Mitgliedländer von niedrigen Zinsen.<br />
Sie lösten einen Boom aus – mit langfristig durchaus<br />
ambivalenten Folgewirkungen, etwa in Form der Kredit-<br />
<strong>und</strong> Immobilienblase in Spanien oder des überbordenden<br />
Staatskonsums Griechenlands. Heute leiden diese<br />
Staaten unter den Folgen. Zu Beginn der Dekade genossen<br />
Konsumenten, Bauherren, Investoren <strong>und</strong> Regierungen<br />
jedoch zunächst gelockerte Budgetbeschränkungen.<br />
Deutschlands schwieriger Start in die Währungsunion<br />
Für Deutschland, das als traditionelles Hartwährungsland<br />
an niedrige Zinsen gewöhnt war, gab es keinen<br />
solchen Extra-Schub. Im Gegenteil: Im Rahmen der<br />
einheitlichen Geldpolitik für den gesamten Währungsraum<br />
waren die dynamischere Wirtschaftsentwicklung<br />
<strong>und</strong> Preissteigerungen in anderen Regionen zu<br />
berücksichtigen. Die Realzinsen lagen für die deutsche<br />
Volkswirtschaft deshalb zu hoch – real sogar höher als in<br />
den Boomländern der Währungsunion, da die Preisentwicklung<br />
hierzulande unterdurchschnittlich verlief. Die<br />
hohen Realzinsen bei stagnierender Wirtschaft belasteten<br />
die Investitionstätigkeit ungemein.<br />
Langfristig stärkte dies die deutsche Volkswirtschaft<br />
durchaus. Die preisliche Wettbewerbsfähigkeit verbesserte<br />
sich dank der niedrigeren Kostendynamik, <strong>und</strong> die<br />
Außenhandelsposition reagierte – zunächst verhalten,<br />
später umso stärker – positiv.<br />
Exportgetriebener Boom ab Mitte des Jahrzehnts<br />
2006 führte dies zu einem exportinduzierten Aufschwung:<br />
Deutsche Produkte waren auf den Weltmärkten<br />
gefragt wie nie zuvor. Das investitionsgüterlastige<br />
Sortiment der deutschen Industrie profitierte von einem<br />
Wachstums- <strong>und</strong> Ausrüstungsschub in den Schwellenländern.<br />
Auch die preisliche Wettbewerbsfähigkeit hatte<br />
15
<strong>Diagnose</strong> <strong>Mittelstand</strong> <strong>2012</strong> 2 Im Fokus<br />
sich dank der Anstrengungen der Unternehmen <strong>und</strong> der<br />
Katharsis der vorangegangenen Phase deutlich verbessert.<br />
Der Exportüberschuss wurde unterfüttert von der<br />
hohen Spartätigkeit in Deutschland, die einen korrespondierenden<br />
Kapitalexport erlaubte.<br />
Dieser war allerdings ein ambivalentes Phänomen.<br />
Leistungsbilanzüberschuss <strong>und</strong> Kapitalexport waren<br />
zugleich Kennzeichen einer Investitionszurückhaltung<br />
oder gar -schwäche im Land selbst. Tatsächlich hielt die<br />
Entwicklung der Binnennachfrage in Deutschland 2006<br />
<strong>und</strong> 2007 mit dem exportgetriebenen Boom <strong>und</strong> Wachstum<br />
nicht Schritt. Die Steigerungsraten des BIP waren in<br />
diesen beiden Jahren mit 3,7 beziehungsweise 3,3 Prozent<br />
dennoch beachtlich.<br />
Deutschland stand zu diesem Zeitpunkt an der Schwelle<br />
eines Übergreifens des Booms auf die Binnenwirtschaft<br />
– ein Muster, das aus früheren Aufschwüngen durchaus<br />
vertraut war. Zunächst zündet in der sehr offenen Volkswirtschaft<br />
Deutschlands der Export; Investitionen <strong>und</strong><br />
Konsum ziehen nach. Dieses Muster war auch 2007 zu<br />
erwarten. Bekanntlich machte eine globale Krise einen<br />
Strich durch die Rechnung.<br />
Einschnitt durch die Subprime-Krise<br />
In den USA brach der von sogenannten Subprime-Finanzierungen<br />
unseriös angeheizte Bau- <strong>und</strong> Immobilienboom<br />
zusammen. Das Bankensystem wurde erschüttert.<br />
Verluste <strong>und</strong> Misstrauen breiteten sich international aus,<br />
vor allem nach Europa. Gerade hier hatten viele Kreditinstitute<br />
aus jenen Ländern, die zuvor über Kapitalexporte<br />
die Leistungsbilanzdefizite der USA mitfinanziert<br />
hatten, komplexe Wertpapiere erworben, die auf fragwürdigen<br />
Immobilienengagements beruhten. Das Entsetzen<br />
über Verluste bei vermeintlich sicheren Anlagen<br />
16<br />
<strong>Diagnose</strong> <strong>Mittelstand</strong> <strong>2012</strong> 2 Im Fokus<br />
saß tief. Der Interbankenmarkt kollabierte. Einzelne Institute<br />
mussten gestützt werden.<br />
Einen vorläufigen Höhepunkt erreichte die Krise im<br />
September 2008 mit dem Zusammenbruch der US-<br />
Investmentbank Lehman Brothers, der letztendlich die<br />
Realwirtschaft erschütterte. Der Welthandel verzeichnete<br />
einen scharfen Einbruch. Deutschland ereilte ein<br />
Export-Schock; weltweit herrschte Abbestell-Panik; Lager<br />
wurden geräumt, bereits erteilte Aufträge storniert;<br />
investiert wurde erst recht nicht mehr. Die Ungewissheit<br />
über den weiteren konjunkturellen Fortgang <strong>und</strong> die<br />
Tiefe <strong>und</strong> Dauer der kommenden Rezession war so groß,<br />
dass jegliche Wirtschaftsaktivität gelähmt schien.<br />
Auch echte oder vermeintliche Finanzierungsengpässe<br />
spielten bei diesem realwirtschaftlichen Glattstellen als<br />
Motiv eine Rolle, obwohl es in Deutschland keine Kreditklemme<br />
gab. Das lag auch daran, dass mit den <strong>Sparkassen</strong><br />
<strong>und</strong> Genossenschaftsbanken zwei große Sektoren<br />
der Kreditwirtschaft bereitstanden, die nicht direkt Verlusten<br />
aus internationalen Engagements ausgesetzt <strong>und</strong><br />
die vorwiegend einlagenfinanziert waren – <strong>und</strong> damit<br />
nicht auf die angespannten Geld- <strong>und</strong> Kapitalmärkte<br />
angewiesen. Diese dezentralen Institute konnten die<br />
Finanzierung des <strong>Mittelstand</strong>s durchgehend sichern.<br />
Insgesamt kam es mit einem Einbruch um 5,1 Prozent bei<br />
der Wirtschaftsleistung im Jahr 2009 zu der schwersten<br />
Rezession in der Geschichte der B<strong>und</strong>esrepublik. Genau<br />
genommen war die Rezession zeitlich schon im Schlussquartal<br />
2008 <strong>und</strong> im Auftaktquartal 2009 zu verorten.<br />
Aber in der Jahreszahl für das BIP kam dies 2008 wegen<br />
der hohen Ausgangsbasis aus den ersten Quartalen noch<br />
nicht zum Ausdruck. Umgekehrt konnte die bereits im<br />
Frühjahr 2009 einsetzende Erholung den Jahreswert<br />
2009 nicht mehr retten.<br />
17
<strong>Diagnose</strong> <strong>Mittelstand</strong> <strong>2012</strong> 2 Im Fokus<br />
Ohne Beschäftigungsverlust durch die Rezession<br />
Als besonders robust erwies sich über den gesamten Zyklus<br />
– in scharfem Kontrast zur Lage in anderen Ländern –<br />
der deutsche Arbeitsmarkt. Die Beschäftigungszeiten<br />
wurden in der Rezession hierzulande sehr flexibel heruntergefahren.<br />
Dies geschah einerseits mit dem Instrument<br />
der Kurzarbeit, das von der Politik sehr konstruktiv<br />
begleitet wurde. Andererseits wurden Mechanismen wie<br />
das Abschmelzen von Überst<strong>und</strong>en- <strong>und</strong> Lebenszeitarbeitskonten<br />
genutzt. Die Beschäftigtenzahl blieb auf<br />
diese Weise bemerkenswert konstant. Ein Strukturwandel<br />
zwischen den Branchen fand gleichwohl statt. Die<br />
besonders getroffene exportorientierte Industrie setzte<br />
Beschäftigte frei; die binnenwirtschaftlich orientierten<br />
Dienstleistungsunternehmen konnten dies aber fast<br />
kompensieren.<br />
Der Arbeitsplatzabbau in der Industrie war gemessen am<br />
Ausmaß der Produktionseinbrüche ohnehin ausgesprochen<br />
moderat. Ein Gr<strong>und</strong> dafür war, dass der Engpass<br />
bei Fachkräften, der sich im Aufschwung 2006/07 bereits<br />
deutlich abgezeichnet hatte, noch frisch im Gedächtnis<br />
haftete. Mit Blick auf die demografischen Perspektiven<br />
taten Unternehmen gut daran, Mitarbeiter mit Schlüsselqualifikationen<br />
zu halten. In der <strong>Diagnose</strong> <strong>Mittelstand</strong><br />
des Vorjahrs wurde im Rahmen der Expertenbefragung<br />
untersucht, wo die kritischsten Engpässe für eine Erholung<br />
gesehen wurden. Mit großem Abstand stand der<br />
Fachkräftemangel an erster Stelle. Stammbelegschaften<br />
wurden deshalb vielerorts trotz der Produktionseinbrüche<br />
gehalten. Stellenspezifisches Know-how wurde so<br />
bewahrt, <strong>und</strong> die Unternehmen konnten im bald einsetzenden<br />
Aufschwung ihre Produktion zügig wieder hochfahren.<br />
Der Rückgang der Wirtschaftstätigkeit in Deutschland<br />
blieb auf zwei Quartale begrenzt. Die Erholung war<br />
18<br />
<strong>Diagnose</strong> <strong>Mittelstand</strong> <strong>2012</strong> 2 Im Fokus<br />
zunächst der wirtschaftspolitischen Stimulierung zu<br />
verdanken. Niedrige Leitzinsen <strong>und</strong> Konjunkturpakete<br />
entfalteten ihre Wirkung. Im Gegensatz zu anderen Ländern<br />
– die USA hängen bis heute am Tropf solcher Maßnahmen<br />
– wurde die deutsche Wirtschaft bald wieder<br />
von der Marktnachfrage getragen. Sie profitierte einmal<br />
mehr von der sich in der Krise als robust erweisenden<br />
<strong>und</strong> danach schnell wieder sehr dynamischen Entwicklung<br />
in den Schwellenländern. Erneut ließ der Export<br />
den Konjunkturmotor anspringen.<br />
Deutliche Erholung ab Frühjahr 2009<br />
Die Dynamik gewann schnell an Breite. Sie erfasste<br />
sowohl die Investitionen als auch, wenngleich in moderatem<br />
Maße, den Konsum. Im Frühjahr 2010 wurde die<br />
Spitze des Wachstumsschubs erreicht – im zweiten Quartal<br />
gar mit „chinesischer“ Dynamik <strong>und</strong> einem beachtlichen<br />
Quartalsplus von 1,9 Prozent. Im Gesamtjahr 2010<br />
waren es starke 3,7 Prozent.<br />
Der Jahresauftakt 2011 brachte ebenfalls kräftiges<br />
Wachstum. Deutschland war inzwischen eindeutig zur<br />
Wachstumslokomotive in Europa – wenn nicht aller<br />
Industrieländer – geworden. Das BIP erreichte Vorkrisenniveau.<br />
2011 wurde im Gesamtjahr nochmals ein Wachstum<br />
in der Größenordnung von 3 Prozent verbucht.<br />
Dass ein Übertreffen des vorherigen Niveaus schwierig<br />
sein würde, war zu erwarten gewesen. Die hohen Wachstumswerte<br />
von 2010 <strong>und</strong> 2011 sind als Aufholbewegung<br />
zu sehen. Sie zeigen eine Rückkehr zum Pfad des Potenzialwachstums<br />
an, nicht einen dauerhaft steileren Trend.<br />
2011 waren wieder annähernd normale Auslastungsgrade<br />
der Produktionskapazitäten erreicht. Eine Verlangsamung<br />
stand deshalb ohnehin an, eine Korrektur<br />
der bis dahin euphorischen Stimmungsindikatoren war<br />
sinnvoll. Sie setzte im Frühjahr 2011 ein.<br />
19
<strong>Diagnose</strong> <strong>Mittelstand</strong> <strong>2012</strong> 2 Im Fokus<br />
Doch bei einer begrenzten Korrektur blieb es nicht.<br />
Die weiterhin labile Weltwirtschaft machte ein Durchstarten<br />
der deutschen Konjunktur unwahrscheinlich.<br />
Japan wurde von mehreren Naturkatastrophen <strong>und</strong><br />
dem nuklearen Desaster von Fukushima getroffen, die<br />
USA haben die Strukturprobleme ihrer Kredit- <strong>und</strong><br />
Immobilienblase noch immer nicht überw<strong>und</strong>en. Hinzu<br />
kamen deutlichere Probleme in den Peripherieländern<br />
des Euroraums. Weite Teile der Weltwirtschaft stecken in<br />
einer Schuldenkrise.<br />
Staatsschuldenkrise beendet den Aufschwung<br />
Nicht nur der akut gewordene Konsolidierungsbedarf<br />
bremste die Konjunktur. Vor allem waren es die von<br />
Zweifeln an der Tragfähigkeit mancher Staatsfinanzen<br />
ausgehenden Erschütterungen an den Finanzmärkten,<br />
die für Verunsicherung sorgten. Die Risikoprämien<br />
stiegen. Der Interbankenmarkt geriet erneut in eine<br />
Klemme. Die Aktienkurse brachen im Sommer 2011<br />
deutlich ein – angeführt von Finanztiteln, aber schließlich<br />
in der Breite in allen großen Ländern <strong>und</strong> Branchen.<br />
Der DAX büßte zwischen Juli <strong>und</strong> September r<strong>und</strong> ein<br />
Drittel seines Wertes ein. Die seit Herbst 2011 gehandelten<br />
Prognosen gehen für einige Wirtschaftsräume sogar<br />
von einer neuerlichen Rezession aus. Die deutsche Wirtschaft<br />
dürfte gemäß dem Mainstream der wichtigsten<br />
Prognosen zwar etwas besser abschneiden, im Winter<br />
2011/12 aber stagnieren.<br />
Der <strong>Mittelstand</strong> war abermals nicht Auslöser dieser Entwicklung,<br />
sondern hat erneut als Stabilisator <strong>und</strong> Puffer<br />
gewirkt. Dennoch können die Investitions- <strong>und</strong> Beschäftigungspläne<br />
der mittelständischen Unternehmen von<br />
den schweren Erschütterungen der Weltwirtschaft,<br />
der Schuldenkrise <strong>und</strong> den neuerlichen Finanzmarktturbulenzen<br />
nicht unberührt bleiben. Im Rahmen der<br />
20<br />
<strong>Diagnose</strong> <strong>Mittelstand</strong> <strong>2012</strong> 2 Im Fokus<br />
diesjährigen Expertenbefragung der <strong>Diagnose</strong> <strong>Mittelstand</strong><br />
wurde deshalb ermittelt, in welchem Maße <strong>und</strong><br />
auf welche Weise die Unternehmen reagiert haben. Hieraus<br />
lassen sich die Weichenstellungen <strong>und</strong> künftigen<br />
Entwicklungen des <strong>Mittelstand</strong>s nach einer turbulenten<br />
Dekade ablesen.<br />
2.2 Über alle Zyklen hinweg aufgebaute Stärken<br />
So wechselvoll das makroökonomische Umfeld in den<br />
vergangenen zehn Jahren auch war: Die betriebswirtschaftlichen<br />
Trends im deutschen <strong>Mittelstand</strong> zeichnen<br />
sich in diesem Zeitraum durch Stetigkeit aus. Die<br />
Unternehmen haben die wichtigsten Parameter – Produktivität,<br />
Kosten- <strong>und</strong> Ertragslage sowie Eigenkapitalausstattung<br />
– mit enormem Aufwand verbessert.<br />
Bei den Großunternehmen sind sich Beobachter in der<br />
Regel dieses Trends bewusst. Konzerne sind oft börsennotiert<br />
<strong>und</strong> stehen im Rampenlicht der öffentlichen<br />
Berichterstattung sowie im Wettbewerb um internationale<br />
Investoren. Hier hat der Druck des Kapitalmarkts<br />
zu Effizienzsteigerungen geführt. Aber auch bei kleinen<br />
<strong>und</strong> mittleren Unternehmen gab es vergleichbare<br />
Anstrengungen, wenngleich aus einer Vielzahl von<br />
Motiven heraus – sei es der Erhalt von Familienvermögen<br />
für die nächste Generation, die Bewahrung einer Traditionsmarke<br />
oder die Sicherung von Arbeitsplätzen in<br />
der Heimatregion. Der <strong>Mittelstand</strong> zeichnet sich in vieler<br />
Hinsicht durch verantwortungsbewusstes, nachhaltiges<br />
Handeln aus.<br />
Anstrengungen von Politik <strong>und</strong> Betrieben<br />
Die Stagnation <strong>und</strong> Verkrustung der deutschen Wirtschaft<br />
zu Beginn der Dekade hat vielen politischen<br />
Entscheidungsträgern, aber auch den Verantwortlichen<br />
in Unternehmen den Handlungsbedarf verdeutlicht.<br />
Im Großen zog dieses Bewusstsein ordnungspolitische<br />
21
<strong>Diagnose</strong> <strong>Mittelstand</strong> <strong>2012</strong> 2 Im Fokus<br />
Reformanstrengungen nach sich, im Kleinen – auf<br />
betrieblicher Ebene – ein Streben nach Innovation <strong>und</strong><br />
Effizienz, sowohl bei langfristigen Investitionen als auch<br />
bei alltäglichen Entscheidungen.<br />
Dies gilt allerdings nur im Durchschnitt beziehungsweise<br />
für die große Mehrheit des <strong>Mittelstand</strong>s. Ausnahmen<br />
bestätigen die Regel. Einzelne Unternehmen<br />
oder Branchen, die in der veränderten internationalen<br />
Arbeitsteilung am Standort Deutschland nicht mehr<br />
mit komparativen Kosten zu betreiben waren, blieben<br />
durchaus auf der Strecke. So waren die Insolvenzzahlen<br />
zu Beginn der Dekade im langfristigen Vergleich überdurchschnittlich<br />
hoch. Das ist für eine Marktwirtschaft<br />
allerdings kein befremdliches oder schlechtes Zeichen,<br />
sondern Symptom einer Bereinigung <strong>und</strong> Effizienzsteigerung.<br />
Verbesserte Wettbewerbsfähigkeit<br />
Die Hausaufgaben wurden gemacht, <strong>und</strong> die Wettbewerbsfähigkeit<br />
<strong>und</strong> Robustheit der deutschen Wirtschaft<br />
verbesserten sich. Dabei schuf die gesamtwirtschaftliche<br />
Stagnation in den Jahren 2002 bis 2005 zunächst ein<br />
Umfeld, das die betrieblichen Bemühungen erschwerte.<br />
Ein einfaches Herauswachsen aus Problemen, Überkapazitäten<br />
<strong>und</strong> ineffizienten Strukturen war in diesem<br />
Rahmen nicht möglich. Dafür gab es umso mehr Anreize<br />
für eine Neuaufstellung.<br />
Der gesamtwirtschaftliche Trend war in einer Hinsicht,<br />
der moderaten Preisentwicklung, hilfreich. Sie bringt<br />
zwar zunächst eine unbequeme Einschränkung der<br />
Überwälzungsspielräume in den Unternehmensumsätzen<br />
mit sich. Doch bei einer überschaubaren Entwicklung<br />
der Kostenbasis lässt sich damit diszipliniert<br />
auskommen. Die Tarifparteien zeigten in dieser Phase<br />
großes Verantwortungsbewusstsein, die Forderungen<br />
22<br />
<strong>Diagnose</strong> <strong>Mittelstand</strong> <strong>2012</strong> 2 Im Fokus<br />
der Gewerkschaften waren maßvoll. Es wurde eine<br />
stabilitätsorientierte Lohnpolitik betrieben, die Verteilungsspielräume<br />
nicht ausschöpfte, sondern der<br />
Beschäftigungssicherung <strong>und</strong> -expansion Vorrang vor<br />
Lohnsteigerungen einräumte. Gerade innerhalb einer<br />
Währungsunion ist dies eine sehr Erfolg versprechende<br />
Strategie. Was überzogene Steigerungen in dieser Konstellation<br />
anrichten können, zeigen die verlorene Wettbewerbsfähigkeit<br />
<strong>und</strong> die Leistungsbilanzdefizite der<br />
Krisenländer im Euroraum.<br />
Export- <strong>und</strong> Beschäftigungsboom als Lohn der Mühe<br />
Es dauerte durchaus eine Weile, bis die Saat der Lohnmoderation<br />
aufging. Aber seit 2006 können die Früchte<br />
in Form einer verbesserten Wettbewerbsfähigkeit,<br />
anziehender Exporte <strong>und</strong> letztlich deutlich steigender<br />
Beschäftigung geerntet werden. Damit wurden im Spannungsfeld<br />
von Lohn <strong>und</strong> Produktivität jene Reserven<br />
aufgebaut, die Deutschland in der Rezession 2008/09<br />
eine bemerkenswert robuste Beschäftigungssituation<br />
bescherten. Der deutsche Arbeitsmarkt ist mit einer fast<br />
halbierten Arbeitslosigkeit in einem steten Trend in den<br />
vergangenen fünf Jahren die internationale Erfolgsstory.<br />
Kritische Stimmen haben bemängelt, dass die Arbeitnehmer<br />
von den Anstrengungen <strong>und</strong> vom Wachstum im<br />
Boom 2006/07 lange nicht direkt über Lohnsteigerungen<br />
profitiert haben. Das trifft zu. Aber solange eine hohe<br />
Arbeitslosenquote besteht, muss ihr Abbau Vorrang<br />
haben. Gemessen an diesem Ziel war die Tarif- <strong>und</strong><br />
Reformpolitik höchst erfolgreich.<br />
Es stimmt, dass trotz der steigenden Beschäftigung<br />
die Bruttolohnquote zwischen 2004 <strong>und</strong> 2008 deutlich<br />
gesunken ist. Die Kapital- <strong>und</strong> Gewinneinkommen haben<br />
zunächst überproportional von der wieder gewonnenen<br />
Wachstumsdynamik profitiert. Die Bruttolohnquote als<br />
23
<strong>Diagnose</strong> <strong>Mittelstand</strong> <strong>2012</strong> 2 Im Fokus<br />
Anteil der Arbeitseinkommen abhängig Beschäftigter<br />
am Volkseinkommen sank von gut 72 Prozent (2000) auf<br />
nur noch gut 63 Prozent (2007). Hier spiegeln sich nicht<br />
nur nationale Entwicklungen wider, sondern auch die<br />
weltweit verschobenen Relationen von Arbeit <strong>und</strong> Kapital.<br />
Zu denken ist etwa an die Integration von mehreren<br />
H<strong>und</strong>ert Millionen Arbeitskräften in die weltmarktorientierte<br />
Produktion in bevölkerungsreichen Ländern wie<br />
China <strong>und</strong> Indien. Dass die Tarifpolitik hierzulande auf<br />
diese Verschiebung Rücksicht genommen hat, ist sinnvoll<br />
– reflektiert sie doch veränderte Knappheiten.<br />
Dabei ist dieser Weg keine Einbahnstraße. So hat sich die<br />
Entwicklung in der Rezession 2009 abrupt umgekehrt.<br />
Die Gewinneinkommen konnten als Puffer für Produktions-<br />
<strong>und</strong> Einkommensverluste dienen <strong>und</strong> haben diese<br />
absorbiert. Die Bruttolohnquote stieg 2009 wieder auf<br />
über 68 Prozent. Im Masseneinkommen hinterließ die<br />
Rezession trotz eines BIP-Rekordeinbruchs von mehr<br />
als 5 Prozent praktisch keine Spuren. Dadurch blieb der<br />
Konsum konstant <strong>und</strong> bereitete einer schnellen Erholung<br />
den Boden.<br />
Ertragslage <strong>und</strong> Eigenkapital als Puffer<br />
Insgesamt ist die Ertragslage trotz des zwischenzeitlichen<br />
Rückschlags durch die Rezession heute in weiten<br />
Teilen der deutschen Unternehmenslandschaft gut, in<br />
vielen Bereichen des <strong>Mittelstand</strong>s sogar noch besser als<br />
bei den Großunternehmen. Diese Entwicklung lässt sich<br />
in den betriebswirtschaftlichen Kennzahlen des Bilanzanalyse-Teils<br />
der <strong>Diagnose</strong> nachvollziehen.<br />
Auch der Trend bei der Eigenkapitalausstattung ist<br />
positiv. Hier ist praktisch über die gesamte vergangene<br />
Dekade ein stetiges Anwachsen der Quoten<br />
erkennbar. Die alte, zur Jahrtausendwende noch vermeintlich<br />
verinnerlichte These von der schwachen<br />
24 25<br />
<strong>Diagnose</strong> <strong>Mittelstand</strong> <strong>2012</strong> 2 Im Fokus<br />
Eigenkapitalausstattung des deutschen <strong>Mittelstand</strong>s<br />
– auch <strong>und</strong> gerade im internationalen Vergleich – trifft<br />
so heute nicht mehr zu. Selbst Kleinstunternehmen, ein<br />
früher beim Eigenkapital besonders kritisches Segment,<br />
haben kräftig aufgeholt.<br />
Sogar 2009 hat sich der Anstieg der Eigenkapitalquoten<br />
fortgesetzt – also in einer schwierigen Phase, in<br />
der man hätte erwarten können, dass das Eigenkapital<br />
seine Pufferfunktion erfüllen müsste. Dies war bei<br />
einzelnen Unternehmen <strong>und</strong> Branchen durchaus der<br />
Fall, aber eben nicht in der Breite des <strong>Mittelstand</strong>s. Die<br />
in der Rezession zwar gedrückte, im Mittel aber noch<br />
immer positive Ertragslage hat als Puffer ausgereicht,<br />
das Eigenkapital als nachgelagerte Reserve musste nicht<br />
angegriffen werden. Diese Entwicklung ist in der <strong>Diagnose</strong><br />
des Vorjahrs ausführlich kommentiert worden.<br />
Jetzt ist es auf Basis der 2010er Bilanzen keine Überraschung<br />
mehr, sondern geradezu eine Selbstverständlichkeit,<br />
dass sich der Anstieg der Quoten in der Phase<br />
der zügigen gesamtwirtschaftlichen Erholung erst recht<br />
fortgesetzt hat.<br />
Angemessene Kapazitäten <strong>und</strong> Finanzierungsvorteil<br />
Ein weiterer stabilisierender Faktor ist, dass – ungeachtet<br />
von Sondersituationen in bestimmten Branchen – in der<br />
gesamtwirtschaftlichen Breite keine Überkapazitäten<br />
bestehen. Dies ist eine Folge der Investitionszurückhaltung<br />
im vergangenen Jahrzehnt. Eine mögliche Rezession<br />
hätte bei den Kapazitäten der meisten Branchen in<br />
Deutschland keinen vorherigen Expansionsexzess zu<br />
korrigieren. Dies gilt gleichermaßen für Produktionsanlagen<br />
wie für Bauten im Wohn- <strong>und</strong> Gewerbebereich.<br />
Die öffentliche Infrastruktur fällt trotz mancher Akzentsetzung<br />
in den Konjunkturpaketen 2009/10 ebenfalls<br />
nicht durch Überversorgung auf. Das mag mitunter<br />
zu beklagenswerten Engpässen bei der Nutzung von
Kredite an Unternehmen <strong>und</strong> Selbstständige (ohne Finanzdienstleister)<br />
Marktanteile nach Kreditinstitutsgruppen in %<br />
45<br />
40<br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009<br />
2010 Ende<br />
Sept.<br />
– <strong>Sparkassen</strong> <strong>und</strong> Landesbanken<br />
2011<br />
– Kreditbanken<br />
– Darunter Großbanken<br />
– Genossenschaftsbanken<br />
26 27<br />
<strong>Diagnose</strong> <strong>Mittelstand</strong> <strong>2012</strong> 2 Im Fokus<br />
Wachstumschancen führen. Die vorsichtige Sachkapitalausstattung<br />
begrenzt jedoch das Rückschlagpotenzial<br />
durch einen Konjunktureinbruch. Einfach gesagt: Wo vorher<br />
nicht viel passiert ist, kann auch nicht viel wegfallen.<br />
Ein weiterer Vorteil – zumindest im direkten Vergleich<br />
mit den europäischen Wettbewerbern – sind die Kapitalkosten,<br />
da hierzulande deutlich geringere Risikoprämien<br />
anfallen. Ein genereller Landesrisiko-Zuschlag entfällt in<br />
der relativ solide aufgestellten B<strong>und</strong>esrepublik.<br />
Dass dieser Finanzierungsvorteil die mittelständischen<br />
Unternehmen erreicht, wird von den auf diese Klientel<br />
ausgerichteten, in intensivem Wettbewerb stehenden<br />
dezentralen Kreditinstitutsgruppen der <strong>Sparkassen</strong> <strong>und</strong><br />
Genossenschaftsbanken sichergestellt. Die dezentrale<br />
Struktur der Kreditwirtschaft ist einmal mehr ein Faktor,<br />
der die Stärken des <strong>Mittelstand</strong>s zur Geltung kommen<br />
lässt. Dabei ist die <strong>Sparkassen</strong>-Finanzgruppe der<br />
langjährig etablierte Marktführer wie ein Blick auf die<br />
Anteile an den an Unternehmen <strong>und</strong> Selbstständige vergebenen<br />
Kredite belegt.<br />
2.3 Vornehmlich externe Belastungsfaktoren<br />
Gefahren für den deutschen <strong>Mittelstand</strong> drohen Ende<br />
2011 <strong>und</strong> Anfang <strong>2012</strong> vor allem aus dem Ausland. Die<br />
vergleichsweise anfällige Lage in vielen wichtigen Partnerländern<br />
könnte ausstrahlen. Die Probleme einiger<br />
Peripherieländer des Euroraums sind bekannt. Griechenland<br />
schuldet de facto um. Portugal <strong>und</strong> Irland werden<br />
von der EU gestützt. Italien <strong>und</strong> Spanien zahlen hohe<br />
Risikoprämien bei der Refinanzierung ihrer Staatsschulden.<br />
Spanien hat zugleich mit extrem hoher Arbeitslosigkeit<br />
zu kämpfen, besonders unter Jugendlichen.<br />
Diese Schwierigkeiten sind auch eine Folge der vorangegangenen<br />
Boom-Phase bis 2007. Die Korrektur der
<strong>Diagnose</strong> <strong>Mittelstand</strong> <strong>2012</strong> 2 Im Fokus <strong>Diagnose</strong> <strong>Mittelstand</strong> <strong>2012</strong> 2 Im Fokus<br />
damaligen Übertreibungen <strong>und</strong> das Herausschrumpfen<br />
aus den aufgebauten Überkapazitäten im Wohnungs-<br />
<strong>und</strong> Bausektor werden viele Jahre in Anspruch nehmen.<br />
Ein Deleveraging nach einer Kredit- <strong>und</strong> Spekulationsblase<br />
ist schmerzhaft, aber notwendig. Es bleibt zu<br />
hoffen, dass Umfang <strong>und</strong> Dauer der Durststrecke nicht<br />
„japanische Dimensionen“ mit einer vollen verlorenen<br />
Dekade erreichen – umso mehr, als es durchaus Parallelen<br />
zur Situation Japans zu Beginn der 90er Jahre gibt.<br />
Dies gilt gleichermaßen für die USA <strong>und</strong> Großbritannien.<br />
Auch dort gab es Immobilienpreisblasen, <strong>und</strong> der private<br />
Sektor war <strong>und</strong> ist recht hoch verschuldet.<br />
Viele Industrieländer im Konsolidierungszwang<br />
Fast alle Industrieländer – auch jene, die kleinere strukturelle<br />
Lasten abzuarbeiten haben – müssen finanzpolitische<br />
Anstrengungen unternehmen <strong>und</strong> ausgereizte<br />
Verschuldungsspielräume konsolidieren. Dies bremst<br />
die Konjunktur. In der großen Rezession zum Jahreswechsel<br />
2008/09 waren keynesianische Maßnahmen<br />
zunächst erfolgreich. Damals gelang der Umschwung<br />
unter anderem mit fiskalischen Konjunkturpaketen.<br />
Allerdings haben viele Regierungen bei dieser Stimulierung<br />
gewissermaßen ihr letztes Pulver verschossen. In<br />
einer neuerlichen Schwächephase stehen viele Staaten,<br />
denen die Kapitalmärkte wegen ihrer Verschuldung<br />
ohnehin mit großer Skepsis begegnen, mit dem Rücken<br />
an der Wand. Sie müssen nun konsolidieren, weitgehend<br />
ohne Rücksicht auf die konjunkturelle Lage. Viele Länder<br />
der Euro-Peripherie – an erster Stelle ist wieder Griechenland<br />
zu nennen – sind nicht ohne Gr<strong>und</strong> in einer<br />
Anpassungsrezession gefangen.<br />
Die Gesamtlage ist an der Schwelle zum Jahr <strong>2012</strong> nicht<br />
ohne Gefahren für Weltkonjunktur <strong>und</strong> -handel. Die<br />
globale Wirtschaft steckt noch immer in einer Deleveraging-Phase<br />
nach einer Kreditblase. Hinzu kommen<br />
28 29<br />
höhere Eigenkapitalanforderungen im Bankwesen. So<br />
sinnvoll diese langfristig sein mögen: Kurzfristig tragen<br />
sie zur falschen Zeit zur Kontraktion der Geld- <strong>und</strong><br />
Kreditkreisläufe bei. Denn gleichzeitig muss die Politik<br />
sparen, müssen viele Investoren <strong>und</strong> Konsumenten<br />
weiter ihre Bilanzen sanieren. Verschuldungswilligkeit<br />
<strong>und</strong> -fähigkeit sind gering, die Sparneigung ist dagegen<br />
hoch. Das kann zu einem weltweiten Überangebot an<br />
Ersparnissen, zu Nachfragemangel <strong>und</strong> einer im Kern<br />
deflationären Situation führen. Nicht ohne Gr<strong>und</strong> sind<br />
die Zinssätze – abgesehen von den an vielen Stellen aus<br />
dem Ruder laufenden Risikoprämien – weltweit so niedrig.<br />
Dies liegt nicht nur an der geldpolitischen Positionierung,<br />
sondern auch an den realen Knappheitsrelationen<br />
von Ersparnissen <strong>und</strong> Investitionsmöglichkeiten.<br />
Schwellenländer als Stütze – wie lange noch?<br />
Stabilisierend könnten die Schwellenländer wirken. Sie<br />
tun dies bisher im Rahmen ihrer Möglichkeiten. In vielen<br />
aufstrebenden Volkswirtschaften der Welt verläuft die<br />
Entwicklung noch vergleichsweise dynamisch; dort wird<br />
durchgängig in erheblichem Maße investiert. In Ländern<br />
wie China, Brasilien <strong>und</strong> der Türkei drohen nicht Stagnation<br />
<strong>und</strong> Wachstumsschwäche, sondern weiterhin eher<br />
Überhitzungen. Kapitalzuflüsse <strong>und</strong> Preissteigerungen<br />
können in diesen Märkten zu Übertreibungen führen.<br />
Solange die Wachstumsraten hoch sind, bleiben manche<br />
in euphorischem Umfeld getätigte Fehlinvestitionen <strong>und</strong><br />
-allokationen unbemerkt <strong>und</strong> überlagert von der allgemeinen<br />
Dynamik. Früher oder später steht indes eine<br />
Korrektur an, die Schwachstellen offenlegt. Für die ohnehin<br />
labile Weltwirtschaft käme eine solche Entwicklung<br />
zu einem höchst ungünstigen Zeitpunkt.<br />
Deutschland ist teilweise mit den Schwellenländern<br />
verwoben, befindet sich in mancher Hinsicht sogar in<br />
einer ähnlichen Situation. Zum einen spielt es als zurzeit
<strong>Diagnose</strong> <strong>Mittelstand</strong> <strong>2012</strong> 2 Im Fokus <strong>Diagnose</strong> <strong>Mittelstand</strong> <strong>2012</strong> 2 Im Fokus<br />
dynamischstes Industrieland selbst die Rolle einer<br />
Wachstumslokomotive der Weltwirtschaft. Zum anderen<br />
gingen der Aufschwung bis 2007 <strong>und</strong> die Erholung ab<br />
Mitte 2009 maßgeblich auf die Nachfrage nach Investitionsgütern<br />
zurück, die in Schwellenländer exportiert<br />
wurden. Diese Nachfragestütze des Auslands wird sich<br />
abschwächen.<br />
Ferner ist Deutschland – ähnlich wie die Schwellenländer<br />
– Kapitalzuflüssen ausgesetzt. Die B<strong>und</strong>esrepublik<br />
ist zwar noch immer Netto-Kapitalexporteur, wie der<br />
Leistungsbilanzsaldo ausweist. Zunehmend erfolgt der<br />
Kapitalexport aber in Form staatlicher Forderungen,<br />
etwa über Rettungsschirme oder Verrechnungssalden<br />
im Notenbanksystem. Private Kapitalflüsse ins Ausland<br />
werden dagegen von gestiegener Risikoaversion<br />
gebremst. Andere Kapitalflüsse ergießen sich im Zuge<br />
des gestiegenen Sicherheitsbedürfnisses vermehrt ins<br />
Inland, insbesondere in B<strong>und</strong>esanleihen. Die davon<br />
ausgehende Aufwertung – per Wechselkurs gegenüber<br />
Ländern außerhalb der Währungsunion oder als „reale“<br />
Aufwertung hierzulande bei einer zu erwartenden relativ<br />
höheren Inflationsrate gegenüber anderen Ländern<br />
des Euroraums – wird den Außenhandelssaldo Deutschlands<br />
reduzieren. Dies ist eine notwendige Korrektur von<br />
30<br />
Ungleichgewichten. Für das Wachstum in Deutschland<br />
bedeutet es zugleich aber auch ein Hemmnis.<br />
Verlagerung hin zur Binnenwirtschaft<br />
Schon 2011 kam das insgesamt noch solide Wachstum<br />
hauptsächlich aus der Binnenwirtschaft. <strong>2012</strong> wird<br />
sich diese Verschiebung fortsetzen, wobei der Außenhandel<br />
nach den meisten aktuellen Prognosen sogar<br />
einen negativen Beitrag leisten dürfte. Das Wachstum in<br />
Deutschland würde im Idealszenario von Konsum <strong>und</strong><br />
(vor allem) Investitionstätigkeit getragen werden – allerdings<br />
in einem von Krisenmeldungen <strong>und</strong> Misstrauen<br />
geprägten Umfeld.<br />
Selbst bei hierzulande ges<strong>und</strong>en, robusten Strukturen<br />
wachsen die Bäume dann nicht mehr in den Himmel.<br />
Deutschland kann sich nicht als Insel der Glückseligen<br />
von der Weltwirtschaft isolieren, erst recht nicht von Turbulenzen<br />
in Eurostaaten. Für <strong>2012</strong> weisen die meisten Prognosen<br />
ein Wachstum von nur noch knapp 1 Prozent aus.<br />
Der deutsche <strong>Mittelstand</strong> befindet sich damit in einem<br />
deutlich schwierigeren Umfeld. So stabil er auch aufgestellt<br />
sein mag: Aus dem Ausland drohen Risiken. Einmal<br />
mehr muss sich der <strong>Mittelstand</strong> als Fels in der Brandung<br />
bewähren.<br />
31
ertrauen<br />
3 Die Gr<strong>und</strong>lagen<br />
Quellen <strong>und</strong> Methoden 34<br />
3.1 Kennziffern im Überblick 36<br />
3.2 Berechnungsverfahren 38
<strong>Diagnose</strong> <strong>Mittelstand</strong> <strong>2012</strong> 3 Die Gr<strong>und</strong>lagen<br />
Quellen <strong>und</strong> Methoden<br />
Thema <strong>und</strong> Untersuchungsgegenstand der seit 2002 jährlich<br />
veröffentlichten <strong>Diagnose</strong> <strong>Mittelstand</strong> sind die r<strong>und</strong><br />
3,7 Millionen Unternehmen in Deutschland. Nach den<br />
Schlüsselzahlen des Instituts für <strong>Mittelstand</strong>sforschung<br />
Bonn lassen sich 99,7 Prozent aller deutschen Firmen<br />
als „kleine <strong>und</strong> mittlere Unternehmen“ (KMU) charakterisieren.<br />
Dem stehen gut 12 000 Großunternehmen<br />
gegenüber. Abgrenzungskriterium ist der Jahresumsatz:<br />
Zum <strong>Mittelstand</strong> zählen Unternehmen mit einem Jahresumsatz<br />
von bis zu 50 Millionen Euro. Dies entspricht in<br />
der Regel einer Betriebsgröße von bis zu 500 Mitarbeitern.<br />
Die <strong>Diagnose</strong> <strong>Mittelstand</strong> des Deutschen <strong>Sparkassen</strong>- <strong>und</strong><br />
Giroverbands basiert auf zwei Quellen:<br />
– Gr<strong>und</strong>lage des Branchenkennzahlensystems der <strong>Sparkassen</strong>-Finanzgruppe<br />
ist das zentral gespeicherte Datenmaterial<br />
der Firmenk<strong>und</strong>enbilanzen. Diese Sammlung<br />
ist in Deutschland in Größe <strong>und</strong> Gliederungstiefe einmalig.<br />
Von <strong>Sparkassen</strong> <strong>und</strong> Landesbanken werden die<br />
Jahresabschlüsse der K<strong>und</strong>enunternehmen anonymisiert<br />
eingeliefert <strong>und</strong> doppelt vorliegende Bilanzen aussortiert.<br />
Der <strong>DSGV</strong> nimmt im Anschluss die Prüfung <strong>und</strong><br />
Auswertung der Daten vor.<br />
34<br />
Bis einschließlich 2009 liegen vollständige Bilanzsammlungen<br />
vor, die in den meisten Jahrgängen r<strong>und</strong><br />
<strong>Diagnose</strong> <strong>Mittelstand</strong> <strong>2012</strong> 3 Die Gr<strong>und</strong>lagen<br />
35<br />
200 000 Unternehmenssätze umfassen, im zuletzt komplettierten<br />
Bilanzjahr (2009) sogar mehr als 230 000. Seit<br />
der <strong>Diagnose</strong> <strong>Mittelstand</strong> 2011 sind alle verwendeten<br />
Bilanzen nach der aktuellen Wirtschaftszweigsystematik<br />
(WZ 2008) gegliedert.<br />
Aus dem aktuellen Bilanzjahrgang 2010 lagen bei<br />
Erstellung der <strong>Diagnose</strong> bereits r<strong>und</strong> 112 000 Datensätze<br />
vor. Das entspricht annähernd der Hälfte der<br />
endgültigen Jahrgangsstärke 2009 <strong>und</strong> repräsentiert<br />
bei vergleichbarem Erhebungszeitpunkt innerhalb des<br />
Jahres eine nochmals gesteigerte Anzahl von Bilanzen.<br />
Damit ist eine noch zuverlässigere Trendrechnung<br />
zur Lage des <strong>Mittelstand</strong>s zum Zeitpunkt des jüngsten<br />
Jahresabschlusses – in diesem Fall 2010 – möglich. Die<br />
Trendrechnung beinhaltet auch gut 4 000 Bilanzen von<br />
Großunternehmen, deren Werte denen des <strong>Mittelstand</strong>s<br />
vergleichend gegenübergestellt werden.<br />
– Eine Expertenbefragung in allen <strong>Sparkassen</strong> ergänzt die<br />
Bilanzdatensammlung. Hierzu wurden im November<br />
2011 die Firmenk<strong>und</strong>enberater in den <strong>Sparkassen</strong> um<br />
ihre Bewertung der Geschäftslage mittelständischer<br />
Unternehmen gebeten. Investitionstätigkeit, Kreditvergabe<br />
<strong>und</strong> Beschäftigungsaussichten wurden ebenfalls<br />
analysiert. Neben diesen in den Vorjahren etablierten<br />
Standardfragen standen wieder aktuelle Sonderthemen<br />
zur Debatte. So wurde ermittelt, wie stark die Finanzmarktturbulenzen<br />
seit Sommer 2011 auf die deutsche<br />
Realwirtschaft durchschlugen. Die Experten der <strong>Sparkassen</strong><br />
schätzten, welcher Anteil ihrer Firmenk<strong>und</strong>en<br />
spürbar auf die Krise reagiert hat – <strong>und</strong> auf welche<br />
Weise.<br />
Mit dieser Umfrage wird dank eines hohen Rücklaufs<br />
von gut 80 Prozent aller <strong>Sparkassen</strong> ein differenziertes<br />
Bild der Lage im <strong>Mittelstand</strong> gezeichnet. Da Institute
Quote der bereits vorliegenden Unternehmensbilanzen für das Jahr<br />
2010 im Verhältnis zur vollständigen Zahl für 2009 nach Jahresumsatz<br />
In % nach Unternehmensgrößenklassen<br />
0 bis 50 Mio. €: <strong>Mittelstand</strong> 47,3<br />
0 bis 0,25 Mio. € 37,1<br />
0,25 bis 0,5 Mio € 34,9<br />
0,5 bis 2,5 Mio. € 44,6<br />
2,5 bis 5 Mio. € 60,1<br />
5 bis 12,5 Mio. € 69,6<br />
12,5 bis 50 Mio. € 78,0<br />
über 50 Mio. €: Großunternehmen 87,4<br />
<strong>und</strong> Unternehmen in sämtlichen Regionen berücksichtigt<br />
wurden, ist ein hohes Maß an Repräsentativität<br />
gewährleistet.<br />
3.1 Kennziffern im Überblick<br />
Die Eigenkapitalquote – der Anteil des Eigenkapitals an<br />
der Bilanzsumme – ist eine Kennziffer <strong>und</strong> strategische<br />
Zielgröße für die Robustheit eines Unternehmens. Sie<br />
gibt an, in welchem Umfang die Eigentümer selbst unmittelbar<br />
in der Haftung stehen. Eigenkapital kann Verluste<br />
abdecken <strong>und</strong> in schwierigen Zeiten als Puffer dienen.<br />
Eine hohe Eigenkapitalquote begrenzt die Insolvenzgefahr<br />
<strong>und</strong> die Risiken für Fremdkapitalgeber. Eine sehr niedrige<br />
Eigenkapitalquote war in Deutschland in früheren Jahren<br />
oft ein beschränkender Faktor für die Aktivitäten mittelständischer<br />
Unternehmen.<br />
Die Umsatzrentabilität setzt das Betriebsergebnis ins<br />
Verhältnis zur unternehmerischen Gesamtleistung.<br />
Diese Gesamtleistung entspricht üblicherweise der wertmäßigen<br />
Produktion. Sie ist definiert als Nettoumsatz<br />
beziehungsweise Umsatzerlös, der um die Netto-Bestandsentwicklung<br />
<strong>und</strong> andere aktivierte Eigenleistungen<br />
ergänzt wird. Bei reinen Handelsunternehmen stimmt die<br />
Gesamtleistung mit den Umsatzerlösen überein. Gr<strong>und</strong>sätzlich<br />
gilt: Produktionsprozesse müssen Gewinne in<br />
36 37<br />
Quantitative Abgrenzung des <strong>Mittelstand</strong>s*<br />
Unternehmensgröße Beschäftigte Jahresumsatz<br />
Klein bis 9 bis 1 Mio. €<br />
Mittel 10 bis 499 1 bis 50 Mio. €<br />
Groß 500 <strong>und</strong> mehr 50 Mio. € <strong>und</strong> mehr<br />
<strong>Mittelstand</strong> (KMU) bis 499 bis 50 Mio. €<br />
*Quelle: Institut für <strong>Mittelstand</strong>sforschung (IfM) Bonn<br />
ausreichender Höhe erzielen, um ein Unternehmen ohne<br />
Ressourcenverschwendung dauerhaft am Markt erhalten<br />
zu können. Eine befriedigende Umsatzrentabilität erleichtert<br />
zudem die Aufbesserung des Eigenkapitals über einbehaltene<br />
Gewinne.<br />
Die Gesamtkapitalverzinsung gibt das Verhältnis der<br />
Summe aus Betriebsergebnis <strong>und</strong> Zinsaufwand zur<br />
Bilanzsumme wieder. Sie ist somit eine Kennzahl für die<br />
Wirtschaftlichkeit des in dem Unternehmen eingesetzten<br />
Kapitalstocks. Erzielt eine Anlage am Kapitalmarkt eine<br />
höhere Rendite als die Gesamtkapitalverzinsung, steht<br />
der Sinn der Geschäftstätigkeit letztlich infrage. Die alternativ<br />
erzielbare Kapitalmarktverzinsung gibt somit eine<br />
„Mindestverzinsung“ für profitable Unternehmensaktivitäten<br />
vor. Mit einem Teil der Gesamtkapitalrendite sollte<br />
zusätzlich ein Ausgleich für das unternehmerische Risiko<br />
erwirtschaftet werden.<br />
Die Personalaufwandsquote weist den Personalaufwand in<br />
Prozent der Gesamtleistung des Unternehmens aus. Damit<br />
ist ein wichtiger Kostenblock umrissen. Gerade im <strong>Mittelstand</strong><br />
sind personalintensive Produktionen mit entsprechend<br />
hoher Personalaufwandsquote häufig zu finden. In<br />
ihr spiegeln sich Produktivitäts- <strong>und</strong> Lohnveränderungen<br />
wider. Die Entwicklung der Personalaufwandsquote im
<strong>Diagnose</strong> <strong>Mittelstand</strong> <strong>2012</strong> 3 Die Gr<strong>und</strong>lagen<br />
Zeitablauf lässt auf zu- oder abnehmenden Kostendruck<br />
<strong>und</strong> auf verbleibende Ertragsspielräume schließen.<br />
Neben den genannten Kennziffern sind weitere Eckdaten –<br />
nämlich Zinsaufwandsquote, Cashflow-Rate, Bankverbindlichkeiten<br />
<strong>und</strong> Eigenkapitalrentabilität – im statistischen<br />
Anhang der <strong>Diagnose</strong> <strong>Mittelstand</strong> <strong>2012</strong> verfügbar. Dieser<br />
umfangreiche Anhang ist auf der Website www.dsgv.de<br />
(Rubrik „Fakten & Positionen“/„Publikationen“) zu finden.<br />
3.2 Berechnungsverfahren<br />
Bei der Kommentierung der Branchenkennzahlen verwendet<br />
die <strong>Diagnose</strong> <strong>Mittelstand</strong> vornehmlich den Median<br />
(Zentralwert). Er stellt die statistischen Verteilungen bei<br />
starker Ungleichverteilung anschaulicher dar als das<br />
arithmetische Mittel, das von extremen Werten verzerrt<br />
sein kann. Der Median gibt den in der Praxis „typischen“<br />
Wert an. Beim Bilanzvergleich werden zur Auswertung der<br />
Kennzahlen deshalb am besten Mediane eingesetzt. Eine<br />
angegebene Eigenkapitalquote von 18,3 Prozent bedeutet<br />
beispielsweise, dass genau die Hälfte der Unternehmen<br />
eine Eigenkapitalquote von unter oder gleich 18,3 Prozent<br />
realisiert. Die andere Hälfte der Unternehmen weist einen<br />
Wert über dieser Schwelle auf.<br />
Die ebenfalls in der vorliegenden Studie untersuchte<br />
Nullpunktquote gibt an, wie viele Unternehmen (in Prozent)<br />
bei der jeweiligen Kennziffer einen Wert von null<br />
oder darunter verzeichnen. Beispiel: Eine Nullpunktquote<br />
von 25,3 Prozent beim Eigenkapital bedeutet, dass<br />
25,3 Prozent der Unternehmen über kein Eigenkapital<br />
verfügen oder eine Unterbilanz mit negativem Wert ausweisen.<br />
38 39<br />
Schlüsselzahlen des <strong>Mittelstand</strong>s in Deutschland<br />
Insgesamt 1 KMU 1 KMU-Anteil 1<br />
Unternehmensbestand 2010² 3,68 Mio. 3,67 Mio. 99,7 %<br />
darunter:<br />
Unternehmen lt. Unternehmensregister 2009³ 3.597.248 3.584.760 99,7 %<br />
Umsatzsteuerpflichtige Unternehmen 20094 3.135.542 3.125.894 99,7 %<br />
Handwerksbetriebe (31.12.2010) 987.818<br />
Freie Berufe (01.01.2011)<br />
Umsatz der Unternehmen<br />
1.143.000<br />
Umsatz der Unternehmen lt. Unternehmensregister<br />
20093 (in €)<br />
4.978,94 Mrd. 1.947,97 Mrd. 39,1 %<br />
Umsatz von umsatzsteuerpflichtigen Unternehmen<br />
20094 (in €)<br />
Beschäftigte/Auszubildende in Unternehmen<br />
4.897,94 Mrd. 1.903,56 Mrd. 38,9 %<br />
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in<br />
Unternehmen lt. Unternehmensregister 20093 25,17 Mio. 15,29 Mio. 60,8 %<br />
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in Betrieben<br />
(einschl. Auszubildende) 31.12.20105 26,29 Mio. 20,91 Mio. 79,6 %<br />
Auszubildende (in Betrieben) 31.12.2010<br />
Selbstständige<br />
1,62 Mio. 1,35 Mio. 83,2 %<br />
Selbstständige 20106 4,26 Mio.<br />
Selbstständigenquote 20106,7 nachrichtlich:<br />
10,9 %<br />
Selbstständige 20108 ohne Landwirtschaft 4,03 Mio.<br />
Selbstständigenquote 20107,8 ohne Landwirtschaft 10,5 %<br />
Nettowertschöpfung der Unternehmen 20099 51,3 %<br />
Quelle: Institut für <strong>Mittelstand</strong>sforschung (IfM) Bonn<br />
1) Alle Angaben beziehen sich auf die gewerbliche Wirtschaft <strong>und</strong> die freien Berufe (WZ A-N, P-S der Wirtschaftszweigsystematik<br />
WZ 2008). Ausnahmen sind gekennzeichnet.<br />
2) Revidierte Schätzung des IfM Bonn. Nur Unternehmen mit mehr als 17.500 Euro steuerpflichtigen Jahresumsatz oder<br />
mindestens einem sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Alle Wirtschaftszweige der gewerblichen Wirtschaft <strong>und</strong><br />
freien Berufe ohne Land- <strong>und</strong> Forstwirtschaft, Fischerei <strong>und</strong> Fischzucht, d.h. WZ B-N, P-S der WZ 2008. Basisdaten: Zahlen des<br />
Unternehmensregisters 2009. Abgrenzung der KMU nach Merkmal Beschäftigtenzahl <strong>und</strong> Umsatzgröße.<br />
3) Zahlen des Unternehmensregisters. Alle Wirtschaftszweige der gewerblichen Wirtschaft <strong>und</strong> freien Berufe ohne Land- <strong>und</strong><br />
Forstwirtschaft, Fischerei <strong>und</strong> Fischzucht, d.h. WZ B-N, P-S der WZ 2008. Abgrenzung der KMU nach Merkmal Beschäftigtenzahl<br />
<strong>und</strong> Umsatzgröße.<br />
4) Zahlen der Umsatzsteuerstatistik. Alle Wirtschaftszweige der gewerblichen Wirtschaft <strong>und</strong> freien Berufe, d.h. WZ A-N, P-S der<br />
WZ 2008. Abgrenzung der KMU nach Merkmal Umsatzgröße.<br />
5) Zahlen der Beschäftigtenstatistik für Betriebe. Abgrenzung der KMB nach Merkmal Beschäftigtenzahl. KMB sind Betriebe mit<br />
weniger als 500 Beschäftigten.<br />
6) Zahlen des Mikrozensus. Alle Wirtschaftszweige insgesamt (WZ A-U der WZ 2008), d.h. jedoch nur einschließlich private<br />
Haushalte mit Bedienungspersonal (WZ T), da in der öffentlichen Verwaltung (WZ O) <strong>und</strong> in den exterritorialen Organisationen<br />
(WZ U) keine Selbstständigen vorhanden sind.<br />
7) Selbstständigenquote = Anteil der Selbstständigen an den Erwerbstätigen in %.<br />
8) Zahlen des Mikrozensus. Alle Wirtschaftszweige insgesamt ohne Land- <strong>und</strong> Forstwirtschaft, Fischerei <strong>und</strong> Fischzucht, d.h. WZ<br />
B-U der WZ 2008.<br />
9) Schätzung des IfM Bonn. Basisdaten: Umsatzsteuerstatistik. Alle Wirtschaftszweige der gewerblichen Wirtschaft <strong>und</strong> freien<br />
Berufe, d.h. WZ A-N, P-S der WZ 2008. Abgrenzung der KMU nach Merkmal Umsatzgröße.
4 Die Bilanzdatenanalyse<br />
Übersichtlich informiert:<br />
Der <strong>Mittelstand</strong> in Zahlen 42<br />
4.1 Eigenkapitalausstattung 42<br />
4.2 Umsatzrentabilität 46<br />
4.3 Gesamtkapitalverzinsung 50<br />
4.4 Personalaufwandsquote 53<br />
achhaltigkeit
<strong>Diagnose</strong> <strong>Mittelstand</strong> <strong>2012</strong> 4 Die Bilanzdatenanalyse<br />
Übersichtlich informiert:<br />
Der <strong>Mittelstand</strong> in Zahlen<br />
4.1 Eigenkapitalausstattung<br />
Die stetige Verbesserung der Eigenkapitalquoten ist der<br />
auffälligste Langfristtrend in den betriebswirtschaftlichen<br />
Kennzahlen des deutschen <strong>Mittelstand</strong>s. Als<br />
eigentliche Sensation dokumentierte die vorangegangene<br />
<strong>Diagnose</strong>, dass die Quoten sogar im Rezessionsjahr<br />
2009 weiter angestiegen sind.<br />
Diese vor Jahresfrist noch auf Basis der Trendrechnung<br />
vermeldete Beobachtung bestätigt der nunmehr vollständig<br />
vorliegende Bilanzjahrgang 2009. Der Anstieg<br />
war für den gesamten <strong>Mittelstand</strong> – also über alle Größenklassen<br />
– auf einen Median von endgültig 15,1 Prozent<br />
zwar weniger ausgeprägt, als in der Trendrechnung<br />
prognostiziert (15,6 Prozent). An der vor Jahresfrist<br />
getroffenen qualitativen Aussage ändert diese graduelle<br />
Verschiebung jedoch nichts. Bei den kleinen Unternehmen<br />
mit Umsätzen von weniger als 1 Million Euro war<br />
der anschließend gemessene Anstieg auf 9,3 Prozent<br />
sogar größer als vermutet.<br />
Für die neue Trendrechnung auf Basis der 2010er Jahresabschlüsse<br />
liegen bereits über 110 000 Bilanzen vor, die<br />
eine gute Abschätzung erster Tendenzen ermöglichen.<br />
42<br />
<strong>Diagnose</strong> <strong>Mittelstand</strong> <strong>2012</strong> 4 Die Bilanzdatenanalyse<br />
Neuerlicher Anstieg 2010 keine große Überraschung<br />
Vor dem Hintergr<strong>und</strong> der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung<br />
überrascht nicht, dass die Eigenkapitalquoten<br />
im wachstumsstarken Jahr 2010 weiter gestiegen<br />
sind. Die Konjunktur war geprägt von einem schnellen<br />
Wiederaufholen nach dem markanten Einschnitt der<br />
Rezession. Die Umsatzlage der Unternehmen hat sich<br />
2010 deutlich gebessert, die Ertragslage stabilisiert – eine<br />
solide Gr<strong>und</strong>lage für höhere einbehaltene Gewinne.<br />
Gleichzeitig verbesserte sich die Kapazitätsauslastung<br />
in der Erholungsphase, wenngleich noch unterdurchschnittlich,<br />
sodass es wenig Anlass für Investitionen,<br />
eine Ausweitung der Bilanzsumme <strong>und</strong> die Aufnahme<br />
von Fremdkapital gab. Der Nenner der Eigenkapitalquote<br />
wurde durch diese moderate Entwicklung kaum<br />
nach oben getrieben. Die Investitionen der frühen <strong>und</strong><br />
mittleren Erholungsphase waren vielmehr überwiegend<br />
innen- <strong>und</strong> eigenkapitalfinanziert.<br />
Im Ergebnis ist die Eigenkapitalquote des <strong>Mittelstand</strong>s<br />
im Median aller Unternehmen – also bis zur Obergrenze<br />
von 50 Millionen Euro Jahresumsatz – von 15,1 Prozent<br />
(2009) deutlich auf 18,3 Prozent (Trend 2010) gestiegen.<br />
Die Entwicklung zeigte sich sowohl bei den mittelgroßen<br />
Unternehmen (nun 21,4 Prozent) als auch bei Kleinunternehmen<br />
mit Umsätzen unter 1 Million Euro, bei denen<br />
43
Entwicklung der Eigenkapitalquote von Unternehmen<br />
In % nach Umsatzgrößenklassen<br />
0 bis 1 Mio. €<br />
Kleinunternehmen<br />
1 bis 50 Mio. €<br />
Mittelunternehmen<br />
0 bis 50 Mio. €<br />
<strong>Mittelstand</strong><br />
> 50 Mio. €<br />
Großunternehmen<br />
44<br />
6,9<br />
9,3<br />
12,1<br />
16,9<br />
19,5<br />
21,4<br />
12,8<br />
15,1<br />
18,3<br />
27,7<br />
29,6<br />
30,3<br />
0 5 10 15 20 25 30 35<br />
die Quote traditionell am niedrigsten ist. Dies hat mit<br />
der Rechtsform <strong>und</strong> der persönlichen Haftung bei diesen<br />
Firmen zu tun, in denen oft Einzelunternehmer mit<br />
ihrem Privatvermögen haften. Gleichwohl weisen selbst<br />
Kleinunternehmen mit einem Wert von 12,1 Prozent im<br />
Median nun nennenswert Eigenkapital aus.<br />
Bei Großunternehmen lag die Eigenkapitalausstattung<br />
schon immer deutlich höher. Aber auch dort ist zuletzt<br />
ein weiterer Aufwuchs zu verzeichnen, der allerdings<br />
weniger umfangreich ausfällt. Die Quote steigt bei<br />
den gut 4 300 Großunternehmen, von denen für 2010<br />
Bilanzen vorliegen <strong>und</strong> die damit fast den gesamten<br />
Jahrgang abbilden, im Median auf 30,3 Prozent.<br />
Bei den Großunternehmen sind auch die Nullpunktquoten<br />
traditionell am kleinsten. Nur r<strong>und</strong> jedes zwanzigste<br />
Großunternehmen weist überhaupt kein Eigenkapital<br />
oder eine Unterdeckung aus. Mit 5,1 Prozent ist die<br />
Quote in der Trendrechnung 2010 nach dem rezessionsbedingten<br />
Anstieg 2008 <strong>und</strong> 2009 fast wieder auf das<br />
Vorkrisenniveau von 2007 (5 Prozent) gesunken. Bei<br />
kleineren Unternehmen liegen die Nullpunktquoten aus<br />
dem bereits genannten Gr<strong>und</strong> der personenbezogenen<br />
Haftung deutlich höher.<br />
2008<br />
2009<br />
2010<br />
Anteil der Unternehmen mit <strong>und</strong> ohne Eigenkapital<br />
In % nach Umsatzgrößenklassen<br />
0 bis 1 Mio. €<br />
Kleinunternehmen<br />
1 bis 50 Mio. €<br />
Mittelunternehmen<br />
0 bis 50 Mio. €<br />
<strong>Mittelstand</strong><br />
> 50 Mio. €<br />
Großunternehmen<br />
Die Nullpunktquoten sind 2009 in der endgültigen<br />
Bilanzsammlung weniger stark zurückgegangen, als<br />
zum Zeitpunkt der Trendrechnung vor Jahresfrist vermutet.<br />
Dies mag an dem Umstand liegen, dass die ausschlaggebenden<br />
Unternehmen ohne Eigenkapital ihre<br />
Bilanzen häufig sehr spät einreichen. Die vermeldete<br />
Besserung in den Nullpunktquoten von 2008 auf 2009<br />
gilt dennoch in allen Größenklassen <strong>und</strong> hat sich in der<br />
aktuellen Trendrechnung für 2010 fortgesetzt.<br />
Eigenkapitalquoten in Ostdeutschland höher als im Westen<br />
Vergleicht man die Eigenkapitalquoten in der regionalen<br />
Verteilung, zeigen sich in der Trendrechnung<br />
weiterhin leicht höhere Werte im Osten (22,1 Prozent für<br />
den Gesamtmittelstand) als im Westen (17,9 Prozent).<br />
Auch wenn diese Relation noch nicht von jedem verinnerlicht<br />
worden ist: Sie ist bereits seit Jahren gültig.<br />
Lediglich bei Großunternehmen, die durch ihre stärkere<br />
Medienpräsenz die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit<br />
dominieren, ist das Verhältnis umgekehrt, denn in Ostdeutschland<br />
gibt es sehr wenige Großunternehmen. Konzernsitze<br />
fehlen dort fast völlig. Und selbst bei den knapp<br />
300 in die Auswertung einfließenden ostdeutschen<br />
Unternehmen mit Umsätzen über 50 Millionen Euro ist<br />
die Eigenkapitalquote – im Median 26,1 Prozent – für<br />
diese Größenklasse recht gering.<br />
45<br />
56,7<br />
59,3<br />
63,6<br />
66,6<br />
68,7<br />
74,7<br />
78,1<br />
80,0<br />
83,1<br />
43,3<br />
40,7<br />
36,4<br />
21,9<br />
20,0<br />
16,9<br />
33,4<br />
31,3<br />
25,3<br />
94,0 6,0<br />
94,2 5,8<br />
94,9 5,1<br />
0 20 40 60 80 100<br />
2008<br />
2009<br />
2010<br />
Jeweils mit Eigenkapital<br />
2008<br />
2009<br />
2010<br />
Jeweils ohne Eigenkapital
Entwicklung der Umsatzrentabilität<br />
In % nach Umsatzgrößenklassen<br />
0 bis 1 Mio. €<br />
Kleinunternehmen<br />
1 bis 50 Mio. €<br />
Mittelunternehmen<br />
0 bis 50 Mio. €<br />
<strong>Mittelstand</strong><br />
> 50 Mio. €<br />
Großunternehmen<br />
Vor allem die Dienstleister stocken Eigenkapital auf<br />
In allen vier großen Segmenten der Volkswirtschaft –<br />
Bau, Dienstleistungen, Handel <strong>und</strong> Verarbeitendes<br />
Gewerbe – sind die Eigenkapitalquoten zuletzt gestiegen.<br />
Auch hier ist der Zuwachs im <strong>Mittelstand</strong> durchweg ausgeprägter<br />
als bei Großunternehmen. Am schwächsten ist<br />
der Anstieg unter den Mittelständlern der Bauwirtschaft<br />
mit nur 1,7 Prozentpunkten. Dieser Sektor weist in der<br />
Trendrechnung 2010 mit 11,3 Prozent im Median sowieso<br />
immer noch das niedrigste Niveau auf. Am meisten<br />
wurde das Eigenkapital bei den mittelständischen Dienstleistungsunternehmen<br />
gestärkt. Der Anstieg betrug<br />
markante 5,3 Prozentpunkte auf im Mittel nunmehr<br />
18,5 Prozent. Dabei waren Dienstleister ohnehin nicht<br />
Hauptleidtragende der vorangegangenen Rezession gewesen,<br />
sondern die Firmen der exportorientierten Industrie.<br />
4.2 Umsatzrentabilität<br />
Bei der Umsatzrendite kann es zwischen Trendrechnung<br />
<strong>und</strong> endgültigem Wert erfahrungsgemäß noch zu größeren<br />
Verschiebungen kommen. So wurden für 2009<br />
offenbar renditestarke Jahresabschlüsse nachgereicht,<br />
die in die Trendrechnung nicht eingeflossen waren. Die<br />
damals vermeldete Reduzierung der Umsatzrendite war<br />
für das Rezessionsjahr 2009 plausibel, hat indes abschließend<br />
nicht stattgef<strong>und</strong>en. Auf Basis des vollständigen<br />
46<br />
1,5<br />
1,5<br />
2,2<br />
4,2<br />
4,2<br />
4,2<br />
6,6<br />
6,8<br />
6,0<br />
10,5<br />
11,1<br />
11,6<br />
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12<br />
2008<br />
2009<br />
2010<br />
Anteil der Unternehmen mit Gewinnen <strong>und</strong> Verlusten<br />
In % nach Umsatzgrößenklassen<br />
0 bis 1 Mio. €<br />
Kleinunternehmen<br />
1 bis 50 Mio. €<br />
Mittelunternehmen<br />
0 bis 50 Mio. €<br />
<strong>Mittelstand</strong><br />
> 50 Mio. €<br />
Großunternehmen<br />
Jahrgangs stellt sich die Ertragslage der deutschen Unternehmenslandschaft<br />
noch robuster dar als erwartet.<br />
Andererseits ist nun in der Trendrechnung für 2010<br />
ein überraschender Rückgang im Vergleich zum Vorjahr<br />
zu verzeichnen. Dieses vorläufige Ergebnis sollte<br />
allerdings nicht überbewertet werden. Da die Mehrzahl<br />
der berücksichtigten Unternehmen 2010 ein absolutes<br />
Gewinnwachstum verzeichnen konnte, kann der Rückgang<br />
der Renditekennzahl nicht auf einen allgemeinen<br />
Gewinnmangel zurückgehen. Es wäre ausgesprochen<br />
ungewöhnlich, die Spitze der Renditen ausgerechnet im<br />
Rezessionsjahr 2009 zu verorten.<br />
In der Detailbetrachtung der Umsatzgrößenklassen spiegeln<br />
die Mediane fast durchgängig einen Renditeanstieg<br />
wider. Dies gilt selbst in der Gruppe der kleinen Firmen,<br />
während die mittelgroßen Unternehmen immerhin Konstanz<br />
zeigen. Nur in der Zusammenfassung des gesamten<br />
<strong>Mittelstand</strong>s kippt der Trend. Statistisch betrachtet<br />
ist dies beim Median durchaus möglich, wenn sich die<br />
Struktur der Stichprobe verändert <strong>und</strong> Mittelfeld <strong>und</strong><br />
Ränder sich unterschiedlich entwickeln. Die Kennzahl<br />
für 2010 stellt offenbar eine solche Ausnahme dar, bei<br />
der die Entwicklung des Medians nicht die typische Richtung<br />
anzeigt.<br />
47<br />
79,7<br />
79,1<br />
79,2<br />
80,8<br />
79,7<br />
82,0<br />
80,2<br />
79,3<br />
80,8<br />
72,2<br />
70,7<br />
78,4<br />
20,3<br />
20,9<br />
20,8<br />
19,2<br />
20,3<br />
18,0<br />
19,8<br />
20,7<br />
19,2<br />
27,8<br />
29,3<br />
21,6<br />
0 20 40 60 80 100<br />
2008<br />
2009<br />
2010<br />
Gewinnunternehmen<br />
2008<br />
2009<br />
2010<br />
Verlustunternehmen
<strong>Diagnose</strong> <strong>Mittelstand</strong> <strong>2012</strong> 4 Die Bilanzdatenanalyse <strong>Diagnose</strong> <strong>Mittelstand</strong> <strong>2012</strong> 4 Die Bilanzdatenanalyse<br />
Erklärungen der vermeintlich antizyklischen Schwankung<br />
Dieses eigentümliche, für 2010 ohnehin noch vorläufige<br />
Ergebnis lässt sich dennoch inhaltlich unterfüttern.<br />
Dafür muss man berücksichtigen, dass sich Konjunktur-<br />
<strong>und</strong> Produktionsschwankungen nicht nur in der Ertragslage<br />
(dem Zähler dieser Kennziffer) niederschlagen,<br />
sondern auch in den Umsätzen (also im Nenner) – wobei<br />
die Ausschläge normalerweise stärker auf den Zähler<br />
wirken. Der Hinweis auf die gleichfalls schwankenden<br />
Umsätze erklärt das antizyklische Pendeln der Rendite<br />
im Median über alle Größenklassen deshalb nicht<br />
vollständig. Denkbar ist aber, dass bei der verbuchten<br />
Ertragslage Bewertungsspielräume genutzt wurden, die<br />
Unternehmen also 2009 stille Reserven aufgelöst <strong>und</strong><br />
2010 wieder gebildet haben.<br />
Insgesamt haben sich die volatilen Konjunkturbewegungen<br />
der Jahre 2008 bis 2010 offenbar deutlicher in<br />
den Umsätzen als in den Erträgen widergespiegelt. Dies<br />
legt die Interpretation nahe, dass die Unternehmen<br />
ihre Kostenbasis sehr diszipliniert im Griff hatten. Die<br />
Kosten konnten 2009 mindestens in gleichem Maße<br />
wie die Umsatzeinbußen gedrückt werden. Großzügige<br />
Kurzarbeitsregeln halfen etwa beim Management des<br />
Personalaufwands. Bei den Materialkosten könnte die<br />
zyklische Entwicklung der Energie- <strong>und</strong> Rohstoffpreise<br />
2009 entlas tet, 2010 dann wieder belastet haben.<br />
Egal wie die erhöhte Volatilität in den jüngsten Jahrgängen<br />
abschließend zu bewerten sein mag: Im langfristigen<br />
Vergleich bewegt sich die Umsatzrendite aller<br />
jüngeren Jahrgänge auf gutem Niveau. Gewinnmargen<br />
von 6 oder mehr Prozent sollten auskömmlich sein – erst<br />
recht, wenn die Kostenbasis stabil <strong>und</strong> unter Kontrolle<br />
ist. Eine Ausnahme bildet allerdings die Unternehmenslandschaft<br />
in Ostdeutschland. So erfreulich die dort<br />
im Vergleich zum Westen höheren Eigenkapitalquoten<br />
48<br />
(vgl. Teil 4.1) sind: Bei den Umsatzrenditen gilt diese Relation<br />
nicht. Vielmehr liegen sie mit einem Median von<br />
3,7 Prozent deutlich unter dem gesamtdeutschen Niveau,<br />
das maßgeblich vom Westen mitbestimmt wird.<br />
Unternehmen mit kritischen Margen gibt es natürlich<br />
auch im Westen Deutschlands. Die Nullpunktquoten –<br />
sie zeigen bei der Umsatzrendite an, welcher Anteil der<br />
Gesellschaften mit Verlust abgeschlossen hat – sind an<br />
dieser Stelle aufschlussreich. In der Trendrechnung 2010<br />
liegt die Quote gesamtdeutsch bei 19,2 Prozent, während<br />
sie im Rezessionsjahr 2009 noch 20,7 Prozent betrug.<br />
Hier zeigt sich also die zu erwartende Besserung im Zuge<br />
der konjunkturellen Erholung.<br />
Diese Beobachtungen lassen weitere Erklärungsansätze<br />
für die verblüffenden Trends im Median zu. Die Rezession<br />
zum Jahreswechsel 2008/09 konzentrierte sich auf<br />
die exportorientierte Industrie. Hier gab es Reduktionen<br />
der Ertragslage <strong>und</strong> – wie die Nullpunktquote ausweist –<br />
auch mehr Verlustunternehmen. Der Median wird dagegen<br />
offenbar von der weitaus größeren Zahl von Firmen<br />
determiniert, die eben nicht von der Krise betroffen<br />
waren. Diese nicht in Mitleidenschaft gezogenen Sektoren<br />
könnten den Median der Umsatzrendite 2009 auf<br />
einem erstaunlich hohen Wert gehalten haben.<br />
Dass es etwa viele Dienstleistungsunternehmen gab,<br />
die selbst 2009 expandieren konnten, ist aus der guten<br />
Beschäftigungsentwicklung dieses Sektors bekannt.<br />
Dort sind die Umsatzrenditen ohnehin am höchsten – sie<br />
erreichten 2009 im Median 9,5 Prozent <strong>und</strong> in der Trendrechnung<br />
9 Prozent. Im Verarbeitenden Gewerbe waren<br />
es dagegen in beiden Jahren 5,5 Prozent. Dort ist der<br />
erklärungsbedürftige antizyklische Spitzenstand 2009<br />
de facto nicht aufgetreten.<br />
49
Gesamtkapitalverzinsung<br />
In % nach Umsatzgrößenklassen<br />
0 bis 1 Mio. €<br />
Kleinunternehmen<br />
1 bis 50 Mio. €<br />
Mittelunternehmen<br />
0 bis 50 Mio. €<br />
<strong>Mittelstand</strong><br />
> 50 Mio. €<br />
Großunternehmen<br />
4.3 Gesamtkapitalverzinsung<br />
Bei der Gesamtkapitalverzinsung bestätigen die endgültigen<br />
Ergebnisse des nunmehr vollständigen Bilanzjahrgangs<br />
2009 die Trends der Vorjahresdiagnose. Bei<br />
dieser Kennziffer sind die in einem Rezessionsjahr zu<br />
erwartenden Rückgänge der Verzinsung tatsächlich zu<br />
beobachten.<br />
In der Trendrechnung für 2010 sind die Renditen auf das<br />
gesamte eingesetzte Kapital allerdings weiter gesunken.<br />
Das will auf den ersten Blick nicht recht zur wirtschaftlichen<br />
Erholung passen. Doch ist der vermeintliche Widerspruch<br />
hier leichter aufzulösen als bei der Umsatzrendite,<br />
denn in der Kapitalverzinsung schlägt sich auch der allgemeine<br />
Zinstrend nieder. Die Niedrigzinsphase dauerte<br />
2010 an <strong>und</strong> ist über die anstehenden Refinanzierungen<br />
in immer weitere Teile der Unternehmensbilanzen eingedrungen.<br />
Die Fremdkapitalverzinsung ist ein wesentlicher<br />
Teil der Gesamtkapitalverzinsung.<br />
Nicht nur das von Geldpolitik <strong>und</strong> Kapitalmarkt vorgegebene<br />
Zinsniveau ist 2010 niedrig geblieben. Im Zuge der<br />
konjunkturellen Erholung konnten auch die Risikoprämien<br />
für viele wirtschaftliche Aktivitäten, die 2009 noch<br />
kritischer ausgesehen hatten, zurückgeführt werden.<br />
50<br />
5,7<br />
5,1<br />
6,3<br />
14,8<br />
13,3<br />
11,9<br />
11,7<br />
11,0<br />
10,8<br />
13,1<br />
12,1<br />
11,2<br />
0 5 10 15 20<br />
2008<br />
2009<br />
2010<br />
<strong>Diagnose</strong> <strong>Mittelstand</strong> <strong>2012</strong> 4 Die Bilanzdatenanalyse<br />
Hinreichender Abstand zu gesunkenen Renditen von<br />
B<strong>und</strong>esanleihen<br />
Das Zinsniveau ist ein Vergleichsmaßstab, wenn es<br />
darum geht, die Ergiebigkeit <strong>und</strong> ökonomische Sinnhaftigkeit<br />
unternehmerischen Handelns zu bewerten. Bei<br />
einer Umlaufsrendite von 2,4 Prozent für börsennotierte<br />
B<strong>und</strong>eswertpapiere im Durchschnitt des Jahres 2010 lag<br />
die Benchmark recht niedrig. Auch wenn man zurzeit<br />
mit Blick auf die Krisenländer nicht mehr vorbehaltlos<br />
von Staatsanleihen als „risikolosen“ Vergleichs-Assets<br />
sprechen kann, trifft dies auf deutsche Staatsanleihen<br />
weiterhin zu. Mit einer Kapitalrendite von 11,2 Prozent<br />
in mittelständischen Unternehmen dürfte ein hinreichender<br />
Abstand gegeben sein.<br />
Allerdings gilt dies nur für das „typische“ Unternehmen,<br />
das im Median beschrieben wird. Gerade bei der Gesamtkapitalverzinsung<br />
ist die Streubreite im <strong>Mittelstand</strong><br />
enorm. Ein Anzeichen dafür liefert das untere Quartil –<br />
jene grenzwertige Gesamtkapitalverzinsung, die von<br />
einem Viertel der Unternehmen nicht übertroffen wird.<br />
Dieser Quartilswert liegt in der Trendrechnung 2010 bei<br />
4 Prozent. Für das schlechteste Viertel der Unternehmen<br />
ist die Bedienung des Fremd- <strong>und</strong> Eigenkapitals<br />
mit diesem mageren Rohertrag auf das Betriebskapital<br />
somit schwierig. In Ostdeutschland liegt der Wert für das<br />
51
<strong>Diagnose</strong> <strong>Mittelstand</strong> <strong>2012</strong> 4 Die Bilanzdatenanalyse <strong>Diagnose</strong> <strong>Mittelstand</strong> <strong>2012</strong> 4 Die Bilanzdatenanalyse<br />
untere Quartil nur bei 2,3 Prozent, mithin sogar knapp<br />
unter dem Vergleichswert der B<strong>und</strong>esanleihen. Den<br />
gefährlich niedrigen Werten am unteren Ende des Spektrums<br />
stehen jedoch im oberen Bereich Unternehmen<br />
mit sehr guten Kapitalverzinsungen gegenüber.<br />
In Bezug auf die Branchenstruktur ist es vor allem der<br />
Handel, der bei der Umsatzrendite mit engsten Margen<br />
auskommen musste, wegen der geringeren Kapitalintensität<br />
aber bei der Gesamtkapitalverzinsung am besten<br />
dasteht: Der Sektor erreicht in der 2010er Trendrechnung<br />
im Median 14 Prozent.<br />
Die beste Veränderung im Zeitverlauf – nämlich trotz<br />
sinkenden Zinsniveaus einen leichten Anstieg der<br />
Gesamtkapitalrendite – erzielte 2010 das Verarbeitende<br />
Gewerbe mit einem Plus von 0,4 Prozentpunkten auf<br />
12,4 Prozent. In diesem Sektor spiegelt sich die Erholung<br />
nach der Rezession konzentriert wider. Dies gilt auch für<br />
Großunternehmen, vor allem jene des Verarbeitenden<br />
Gewerbes. Die Großindustrie – <strong>und</strong> in geringerem Maße<br />
große Unternehmen der Bereiche Handel <strong>und</strong> Dienstleistungen<br />
– konnte 2010 eine höhere Kapitalverzinsung<br />
realisieren. Insgesamt ist der Median in der Trendrechnung<br />
2010 für Großunternehmen von 5,1 auf 6,3 Prozent<br />
gestiegen.<br />
52<br />
4.4 Personalaufwandsquote<br />
Die Personalaufwandsquote lag 2009 – wie schon vor<br />
Jahresfrist in der Trendrechnung gemeldet – in fast allen<br />
Größenklassen über dem Vorjahreswert. Eine Ausnahme<br />
bilden die kleinsten Unternehmen, bei denen der Personalaufwand<br />
ohnehin eine weniger bedeutende Rolle<br />
spielt. Dort ist oft der Unternehmer selbst ein wesentlicher<br />
Teil der Arbeitskraft, <strong>und</strong> seine „Entlohnung“ wird<br />
aus dem Gewinneinkommen bestritten.<br />
Beim <strong>Mittelstand</strong> insgesamt <strong>und</strong> bei den Großunternehmen<br />
machte sich der höhere Aufwand 2009 aber<br />
deutlich bemerkbar. Dies ist angesichts der Entwicklung<br />
der Durchschnittsproduktivität in einer Rezession keine<br />
Überraschung. Die Produktion in Deutschland sank 2009<br />
um 5,1 Prozent, während die Zahl der Beschäftigten fast<br />
unverändert blieb. Die Pro-Kopf-Produktivität fiel entsprechend.<br />
Da die durchschnittliche Arbeitszeit 2009 gleichfalls<br />
um einiges reduziert wurde, war der Rückgang der<br />
Produktivität je Arbeitsst<strong>und</strong>e weit weniger ausgeprägt.<br />
Arbeitszeitkonten <strong>und</strong> -flexibilität, aber auch<br />
formale Kurzarbeitsregelungen wurden genutzt.<br />
Diese hilfreichen, entlastenden Maßnahmen konnten<br />
die Personalkosten jedoch nicht proportional<br />
53
Personalaufwandsquote<br />
In % nach Umsatzgrößenklassen<br />
0 bis 1 Mio. €<br />
Kleinunternehmen<br />
1 bis 50 Mio. €<br />
Mittelunternehmen<br />
0 bis 50 Mio. €<br />
<strong>Mittelstand</strong><br />
> 50 Mio. €<br />
Großunternehmen<br />
zurückführen – mit der Folge des beobachteten Anstiegs<br />
der Personalaufwandsquote. Die oben bereits kommentierten,<br />
überraschend guten Umsatzrenditen im Jahr<br />
2009 kann die eher erwartungsgemäß verlaufene Entwicklung<br />
des Personalaufwands somit nicht erklären.<br />
Verharren auf leicht erhöhtem Niveau<br />
2010 haben sich die Relationen aus Personalaufwand<br />
<strong>und</strong> Umsatz gemäß der Trendrechnung nicht wesentlich<br />
verändert. Eine schnelle Korrektur der rezessionsbedingten<br />
Verschiebungen hat hier offenbar noch nicht<br />
stattgef<strong>und</strong>en, obwohl die Arbeitszeiten <strong>und</strong> die Durchschnittsproduktivität<br />
im Zuge der gesamtwirtschaftlichen<br />
Erholung wieder deutlich hochgefahren werden<br />
konnten. Für die Großunternehmen blieb die Personalaufwandsquote<br />
mit 14,7 Prozent gleich; im <strong>Mittelstand</strong><br />
erhöhte sie sich leicht von 18,9 auf 19,1 Prozent. Unter<br />
dem Strich glichen sich höhere Produktivität <strong>und</strong> die<br />
mit der konjunkturellen Belebung wieder einsetzenden<br />
Lohnsteigerungen ungefähr aus.<br />
Eine Rückführung der Personalaufwandsquoten auf die<br />
niedrigen Werte von 2007 <strong>und</strong> 2008 gelang somit bislang<br />
nicht. Dennoch sind die Kostenbelastungen auf Basis<br />
der jüngsten Zahlen im langfristigen Vergleich für die<br />
54<br />
16,5<br />
15,8<br />
13,6<br />
13,3<br />
14,7<br />
14,7<br />
18,4<br />
18,9<br />
19,1<br />
20,4<br />
22,2<br />
22,2<br />
0 5 10 15 20 25<br />
2008<br />
2009<br />
2010<br />
<strong>Diagnose</strong> <strong>Mittelstand</strong> <strong>2012</strong> 4 Die Bilanzdatenanalyse<br />
meisten Mittelständler erträglich. Die Firmen bleiben<br />
auch mit ihren Personalaufwendungen international<br />
höchst wettbewerbsfähig.<br />
Einmal mehr zeigt sich an dieser Stelle eine günstige<br />
Entwicklung im Bereich der Dienstleistungsunternehmen<br />
– <strong>und</strong> zwar sowohl der großen wie der mittleren.<br />
Die Dienstleister mit Umsätzen von mehr als 50 Millionen<br />
Euro konnten ihre Personalaufwandsquote von<br />
37,4 Prozent (2009) auf 32,4 Prozent (Trend 2010) reduzieren.<br />
Die mittelständischen Unternehmen dieses Sektors<br />
verzeichneten im Median immerhin einen Rückgang von<br />
21,7 auf 19,4 Prozent. Die Beschäftigungsgewinne in diesem<br />
vom Strukturwandel tendenziell begünstigten Sektor<br />
haben also weder zu einem Verlust an Produktivität<br />
noch zu überproportional steigendem Personalaufwand<br />
geführt. Vielmehr entwickeln sich Produktivität <strong>und</strong><br />
Umsatz erfreulich <strong>und</strong> scheinen auch mit den Personalaufwendungen<br />
Schritt zu halten.<br />
55
ukunft<br />
5 Die Expertenbefragung<br />
Ausblick <strong>2012</strong>: Die Prognose der <strong>Sparkassen</strong> 58<br />
5.1 Bislang keine Eintrübung der Geschäftslage 59<br />
5.2 Fortsetzung des Eigenkapitalaufbaus 60<br />
5.3 Investitionsfinanzierungen nochmals etwas ausgeweitet 62<br />
5.4 Erweiterungsmotiv gewinnt an Bedeutung 65<br />
5.5 Verlangsamt fortgesetzter Beschäftigungszuwachs 68<br />
5.6 <strong>Mittelstand</strong> kaum von Finanzmarktturbulenzen berührt 70<br />
5.7 Betroffene Unternehmen verändern vor allem<br />
Investitionen, Beschäftigung <strong>und</strong> Liquiditätshaltung 72<br />
5.8 Fazit 75
<strong>Diagnose</strong> <strong>Mittelstand</strong> <strong>2012</strong> 5 Die Expertenbefragung<br />
Ausblick <strong>2012</strong>:<br />
Die Prognose der <strong>Sparkassen</strong><br />
Die Bilanzdatenanalyse (Teil 4) stützt sich auf über<br />
230 000 Unternehmensabschlüsse pro Jahr – eine mehr<br />
als solide quantitative Unterfütterung. Allerdings liegen<br />
die Bilanzen naturgemäß erst mit einer zeitlichen Verzögerung<br />
auswertbar <strong>und</strong> gesammelt vor. Um dennoch ein<br />
möglichst aktuelles Bild von der Lage des deutschen <strong>Mittelstand</strong>s<br />
zeichnen zu können, setzt die <strong>Diagnose</strong> ergänzend<br />
ein zweites Instrument ein: die Expertenbefragung.<br />
Dafür werden alle <strong>Sparkassen</strong> auf Vorstandsebene angeschrieben<br />
<strong>und</strong> um Antworten ihrer <strong>Mittelstand</strong>sexperten<br />
gebeten. Der mehrteilige Fragebogen umfasst sowohl<br />
Standardfragen, die Zeitreihenanalysen erlauben, als<br />
auch jährlich wechselnde Sonderfragen aus aktuellem<br />
Anlass.<br />
345 der 426 <strong>Sparkassen</strong> haben verwertbare Antworten<br />
geliefert. Diese außerordentlich hohe Rücklaufquote von<br />
81 Prozent schließt an die sehr guten Erfahrungen in den<br />
Vorjahren an. Alle Regionen sind vertreten, sodass wieder<br />
eine nach B<strong>und</strong>esländern gegliederte Auswertung<br />
möglich ist. Dies ist sinnvoll, weil die Wirtschaftslage<br />
im föderal geprägten Deutschland mit seinen regional<br />
unterschiedlichen Branchenstrukturen nicht überall<br />
gleich ist. Die Einschätzungen geben den Stand per<br />
November 2011 wieder; die Zukunftserwartungen beziehen<br />
sich somit auf das Jahr <strong>2012</strong>.<br />
58<br />
<strong>Diagnose</strong> <strong>Mittelstand</strong> <strong>2012</strong> 5 Die Expertenbefragung<br />
5.1 Bislang keine Eintrübung der Geschäftslage<br />
Bei der Einschätzung der aktuellen Geschäftslage der<br />
K<strong>und</strong>enunternehmen war vor Jahresfrist ein Rekordwert<br />
erreicht worden. Ende 2010 meldeten fast 96 Prozent<br />
aller <strong>Sparkassen</strong> eine Verbesserung der Lage ihrer<br />
mittelständischen K<strong>und</strong>en. Nie zuvor war das Votum<br />
so einhellig positiv ausgefallen – ein Ergebnis, das im<br />
Umfeld einer starken konjunkturellen Erholung plausibel<br />
erschien.<br />
Ende 2011 drohten dagegen Gefahren, die von der Weltkonjunktur<br />
<strong>und</strong> insbesondere der Staatsschuldenkrise<br />
ausgehen. Insofern wären vorsichtigere Voten der<br />
befragten Institute zu erwarten gewesen. Umso überraschender<br />
ist es, wie positiv die Einschätzungen auch in<br />
diesem Jahr ausfallen. Per Saldo wird nochmals eine Verbesserung<br />
der Lage gemeldet – sogar recht deutlich. Gut<br />
50 Pro zent der <strong>Sparkassen</strong> erwarten trotz aller Erschütterungen<br />
eine „Verbesserung“. Noch erstaunlicher sind<br />
die fast gar nicht vorhandenen „Verschlechterungs“-<br />
Meldungen, die nur 2,3 Pro zent ausmachen. Der Rest, die<br />
knappe Hälfte der Institute, sieht die Lage unverändert.<br />
Diese Einschätzung gilt im Kern für alle Regionen<br />
Deutschlands. Sämtliche B<strong>und</strong>esländer melden ein mehr<br />
59
<strong>Diagnose</strong> <strong>Mittelstand</strong> <strong>2012</strong> 5 Die Expertenbefragung<br />
oder weniger eindeutiges Verhältnis von „Verbesserungen“<br />
zu „Verschlechterungen“: in vielen macht keine<br />
einzige Sparkasse eine negative Entwicklung aus. Besonders<br />
ausgeprägt ist der Optimismus in Berlin/Brandenburg,<br />
wo mehr als 71 Prozent der antwortenden Institute<br />
eine nochmalige Belebung spüren. Damit wird sogar der<br />
regionale Verbesserungssaldo des Vorjahrs übertroffen.<br />
Am zwiespältigsten fällt die Lageeinschätzung in Sachsen-Anhalt<br />
aus. Dort ist der Anteil der „Unverändert“-<br />
Meldungen auffallend gering. Die „Besser“-Meldungen<br />
erreichen zwar sogar noch höhere Werte als in Brandenburg,<br />
doch werden in Sachsen-Anhalt auch die meisten<br />
„Verschlechterungen“ gemeldet – obgleich diese mit<br />
nicht einmal 10 Prozent das Gesamtbild des B<strong>und</strong>eslands<br />
nur wenig trüben können.<br />
Am verhaltensten ist der Optimismus bei den <strong>Sparkassen</strong><br />
in Rheinland-Pfalz. Hier erkennt nur gut jedes fünfte<br />
Institut eine „Verbesserung“ der Lage seiner K<strong>und</strong>enunternehmen.<br />
„Verschlechterungen“ werden allerdings gar<br />
nicht benannt. Dementsprechend ist dort der Anteil der<br />
„Unverändert“-Nennungen am höchsten.<br />
5.2 Fortsetzung des Eigenkapitalaufbaus<br />
Eine deutliche Mehrheit der <strong>Sparkassen</strong> beschreibt eine<br />
Verbesserung der aktuellen Eigenkapitalquoten ihrer<br />
60 61<br />
Einschätzung der gegenwärtigen Lage der K<strong>und</strong>enunternehmen im Vergleich zum Vorjahr<br />
In % der antwortenden <strong>Sparkassen</strong><br />
Baden-Württemberg<br />
Bayern<br />
Berlin/Brandenburg<br />
Hessen<br />
Mecklenburg-<br />
Vorpommern<br />
Niedersachsen/<br />
Bremen/Hamburg<br />
Nordrhein-Westfalen<br />
Rheinland-Pfalz<br />
Saarland<br />
Sachsen<br />
Sachsen-Anhalt<br />
Schleswig-Holstein<br />
Thüringen<br />
7,3<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
2,5<br />
5,2<br />
21,7<br />
9,1<br />
18,2<br />
28,6<br />
36,6<br />
39,7<br />
42,9<br />
42,5<br />
44,9<br />
42,9<br />
42,9<br />
43,8<br />
50,0<br />
50,0<br />
50,0<br />
50,0<br />
56,1<br />
55,2<br />
57,1<br />
55,0<br />
55,1<br />
57,1<br />
57,1<br />
56,3<br />
71,4<br />
72,7<br />
78,3<br />
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100<br />
Eher besser<br />
Eher schlechter<br />
Unverändert<br />
Deutschland<br />
insgesamt 2011<br />
Deutschland<br />
insgesamt 2010<br />
Deutschland<br />
insgesamt 2009<br />
Abweichungen der Summe von 100 % aufgr<strong>und</strong> von R<strong>und</strong>ungen<br />
50,6<br />
2,3<br />
47,1<br />
95,7<br />
3,7<br />
0,6<br />
14,6<br />
65,0<br />
20,4
<strong>Diagnose</strong> <strong>Mittelstand</strong> <strong>2012</strong> 5 Die Expertenbefragung<br />
mittelständischen Firmenk<strong>und</strong>en. Der im Bilanzzahlenteil<br />
festgestellte Trend dürfte sich demnach auch<br />
2011 fortgesetzt haben. In der Vergangenheit hatten<br />
die <strong>Sparkassen</strong> den Aufwuchs an Eigenkapital ex ante<br />
meist unterschätzt <strong>und</strong> in den Jahren 2009 <strong>und</strong> 2010 den<br />
später tatsächlich verbuchten Anstieg nicht erwartet.<br />
Sollte sich diese konservativ verzerrte Ersteinschätzung<br />
der Eigenkapitallage fortsetzen, sind in den Bilanzjahrgängen<br />
2011 <strong>und</strong> <strong>2012</strong> weiter klar steigende Quoten zu<br />
erwarten. So positiv wie jetzt – mit über 58 Prozent der<br />
Nennungen – hat die Rubrik „Verbesserung“ bei dieser<br />
Standardfrage noch nie abgeschnitten.<br />
Der Saldo aus „Verbesserungen“ <strong>und</strong> „Verschlechterungen“<br />
ist zudem in allen Regionen positiv. Sehr ausgeprägt<br />
ist der Trend in Baden-Württemberg; noch besser<br />
schneiden indes Hessen <strong>und</strong> vor allem Thüringen ab.<br />
Dort berichten drei von vier <strong>Sparkassen</strong> von höheren<br />
Eigenkapitalquoten ihrer K<strong>und</strong>enunternehmen. Recht<br />
verhalten sind dagegen die Meldungen aus dem Saarland.<br />
5.3 Investitionsfinanzierungen nochmals etwas ausgeweitet<br />
Die Frage, ob im Herbst 2011 mehr oder weniger Mittel<br />
für Investitionsfinanzierungen ausgereicht wurden<br />
62 63<br />
Entwicklung der Eigenkapitalausstattung der K<strong>und</strong>enunternehmen im Vergleich zum Vorjahr<br />
In % der antwortenden <strong>Sparkassen</strong><br />
Baden-Württemberg<br />
Bayern<br />
Berlin/Brandenburg<br />
Hessen<br />
Mecklenburg-<br />
Vorpommern<br />
Niedersachsen/<br />
Bremen/Hamburg<br />
Nordrhein-Westfalen<br />
Rheinland-Pfalz<br />
Saarland<br />
Sachsen<br />
Sachsen-Anhalt<br />
Schleswig-Holstein<br />
Thüringen<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
2,4<br />
1,7<br />
5,6<br />
4,3<br />
7,3<br />
14,3<br />
28,6<br />
25,0<br />
30,8<br />
31,7<br />
28,6<br />
34,1<br />
34,8<br />
39,7<br />
43,5<br />
41,7<br />
45,5<br />
42,9<br />
50,0<br />
50,0<br />
52,2<br />
59,6<br />
57,1<br />
58,3<br />
54,5<br />
58,6<br />
57,1<br />
63,4<br />
61,0<br />
71,4<br />
69,2<br />
75,0<br />
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100<br />
Eher verbessert<br />
Eher verschlechtert<br />
Unverändert<br />
Deutschland<br />
insgesamt 2011<br />
Deutschland<br />
insgesamt 2010<br />
Deutschland<br />
insgesamt 2009<br />
Abweichungen der Summe von 100 % aufgr<strong>und</strong> von R<strong>und</strong>ungen<br />
58,4<br />
3,5<br />
38,1<br />
15,4<br />
27,4<br />
57,1<br />
2,0<br />
61,7<br />
36,3
Vergabe von Investitionsfinanzierungen im Vergleich zum Vorjahr<br />
In % der antwortenden <strong>Sparkassen</strong><br />
Baden-Württemberg<br />
Bayern<br />
Berlin/Brandenburg<br />
Hessen<br />
Mecklenburg-<br />
Vorpommern<br />
Niedersachsen/<br />
Bremen/Hamburg<br />
Nordrhein-Westfalen<br />
Rheinland-Pfalz<br />
Saarland<br />
Sachsen<br />
Sachsen-Anhalt<br />
Schleswig-Holstein<br />
Thüringen<br />
0<br />
6,3<br />
12,2<br />
9,8<br />
14,3<br />
15,4<br />
19,0<br />
14,3<br />
14,3<br />
14,3<br />
14,3<br />
20,2<br />
18,2<br />
31,0<br />
28,6<br />
32,6<br />
36,6<br />
38,5<br />
39,1<br />
34,8<br />
26,1<br />
46,3<br />
33,3<br />
25,0<br />
41,7<br />
36,4<br />
37,5<br />
46,2<br />
42,9<br />
43,9<br />
47,2<br />
45,5<br />
51,2<br />
50,0<br />
57,1<br />
57,1<br />
56,3<br />
71,4<br />
71,4<br />
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100<br />
Mehr Mittel<br />
Weniger Mittel<br />
Gleich viele Mittel<br />
Deutschland<br />
insgesamt 2011<br />
Deutschland<br />
insgesamt 2010<br />
Deutschland<br />
insgesamt 2009<br />
Abweichungen der Summe von 100 % aufgr<strong>und</strong> von R<strong>und</strong>ungen<br />
64 65<br />
36,2<br />
17,4<br />
46,4<br />
50,9<br />
9,9<br />
39,2<br />
22,4<br />
41,7<br />
35,9<br />
<strong>Diagnose</strong> <strong>Mittelstand</strong> <strong>2012</strong> 5 Die Expertenbefragung<br />
als im Vorjahr, liefert wieder einen positiven Saldo. Gut<br />
36 Prozent der <strong>Sparkassen</strong> berichten von Steigerungen,<br />
nur gut 17 Prozent von Reduzierungen. Das insgesamt<br />
vermittelte Bild deckt sich mit der immer noch günstigen<br />
Geschäftslage der meisten K<strong>und</strong>enunternehmen. Allerdings<br />
schwächt sich das Kreditwachstum tendenziell ab:<br />
Im Vorjahr lag das Verhältnis von „Steigerung“ zu „Einschränkung“<br />
noch bei 50 Prozent zu 10 Prozent.<br />
Nur in Berlin/Brandenburg werden im Saldo aktuell<br />
weniger Finanzmittel ausgereicht. Das ist insofern überraschend,<br />
als gerade dort von einer offenk<strong>und</strong>ig guten<br />
Geschäftslage der K<strong>und</strong>enunternehmen berichtet wurde<br />
(vgl. Teil 5.1). Möglicherweise war hier die recht schwache<br />
Verbesserung beim Eigenkapital (vgl. Teil 5.2) ein Faktor,<br />
der eine stärkere Investitionsfinanzierung ausbremste.<br />
Ein ähnlicher Zusammenhang scheint im Saarland <strong>und</strong><br />
in Schleswig-Holstein zu bestehen. Dort berichtet jeweils<br />
nur jede siebte Sparkasse von „mehr Finanzierungen“<br />
– ein Anteil, der in beiden Ländern dem der „weniger“-<br />
Meldungen entspricht.<br />
5.4 Erweiterungsmotiv gewinnt an Bedeutung<br />
Die <strong>Mittelstand</strong>sexperten der <strong>Sparkassen</strong> können bis<br />
zu zwei Investitionsmotive benennen – schon deshalb<br />
verteilen sich die Antworten auf die angebotenen
Finanzierungsziele der Unternehmen<br />
In % aller Nennungen (bei max. 2 Nennungen je Sparkasse)<br />
Baden-Württemberg<br />
Bayern<br />
Berlin/Brandenburg<br />
Hessen<br />
Mecklenburg-<br />
Vorpommern<br />
Niedersachsen/<br />
Bremen/Hamburg<br />
Nordrhein-Westfalen<br />
Rheinland-Pfalz<br />
Saarland<br />
Sachsen<br />
Sachsen-Anhalt<br />
Schleswig-Holstein<br />
Thüringen<br />
0<br />
16,7<br />
25,0<br />
16,7<br />
15,4<br />
14,3<br />
20,3<br />
18,3<br />
22,6<br />
39,4<br />
43,4<br />
23,3<br />
33,3<br />
25,0<br />
16,7<br />
23,7<br />
31,6<br />
18,2<br />
27,3<br />
20,7<br />
33,0<br />
33,3<br />
30,8<br />
34,5<br />
40,6<br />
39,1<br />
38,1<br />
44,3<br />
42,3<br />
44,7<br />
47,6<br />
47,4<br />
44,8<br />
50,0<br />
53,8<br />
52,6<br />
54,5<br />
58,3<br />
58,3<br />
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100<br />
Ersatzinvestition<br />
Rationalisierung<br />
Erweiterung/Expansion<br />
Deutschland<br />
insgesamt 2011<br />
Deutschland<br />
insgesamt 2010<br />
Deutschland<br />
insgesamt 2009<br />
Abweichungen der Summe von 100 % aufgr<strong>und</strong> von R<strong>und</strong>ungen<br />
66 67<br />
44,7<br />
35,0<br />
20,3<br />
49,4<br />
24,8<br />
25,8<br />
56,1<br />
12,5<br />
31,4<br />
<strong>Diagnose</strong> <strong>Mittelstand</strong> <strong>2012</strong> 5 Die Expertenbefragung<br />
Kategorien. Dramatische Verschiebungen hat es von<br />
2010 auf 2011 nicht gegeben. Der Gr<strong>und</strong>bestand an<br />
Ersatz- <strong>und</strong> Rationalisierungsinvestitionen ist weiterhin<br />
markant. Trotzdem ist bemerkenswert, dass der Anteil<br />
der für das Wachstum besonders bedeutsamen Erweiterungsinvestitionen<br />
zuletzt noch einmal zugenommen<br />
hat. Diese Kategorie ist in der aktuellen Befragung mit<br />
immerhin 35 Prozent vertreten – gut 10 Prozentpunkte<br />
mehr als im Vorjahr.<br />
Diese Einschätzung passt durchaus zur konjunkturellen<br />
Situation in der Spätphase einer Erholung. Während es<br />
Ende 2009 <strong>und</strong> 2010 zunächst galt, nach den Einbrüchen<br />
der Rezession die vorhandenen unterausgelasteten<br />
Kapazitäten wieder auszuschöpfen, sind im Laufe des<br />
Jahres 2011 in vielen Branchen wieder normale Auslastungsgrade<br />
erreicht worden. Erst dann ist es sinnvoll,<br />
eine Expansion einzuleiten.<br />
Dennoch ist es ein kraftvolles Signal, dass diese Erweiterungsinvestitionen<br />
Ende 2011 tatsächlich vermehrt<br />
vorgenommen wurden. Angesichts der eingetrübten<br />
Wachstumsperspektiven <strong>und</strong> der großen Verunsicherung<br />
im Zuge der Staatsschuldenkrise ist das keine<br />
Selbstverständlichkeit. Offenbar bleibt der deutsche<br />
<strong>Mittelstand</strong> recht optimistisch.
<strong>Diagnose</strong> <strong>Mittelstand</strong> <strong>2012</strong> 5 Die Expertenbefragung<br />
In Sachsen-Anhalt, Thüringen <strong>und</strong> Niedersachsen (ohne<br />
Einrechnung von Bremen <strong>und</strong> Hamburg) übertrifft<br />
der Anteil der Erweiterungsinvestitionen sogar die<br />
40-Prozent-Marke. Für alle drei B<strong>und</strong>esländer ist dies der<br />
höchste jemals in der Zeitreihe der <strong>Diagnose</strong> gemessene<br />
Wert.<br />
5.5 Verlangsamt fortgesetzter Beschäftigungszuwachs<br />
Die stets gute Entwicklung des deutschen Arbeitsmarkts<br />
war in den vergangenen volatilen Jahren anfangs überraschend;<br />
inzwischen ist sie dank einer gewissen Gewöhnung<br />
anscheinend zu einer Konstanten geworden. Der<br />
Arbeitsmarkt hat allen Krisen <strong>und</strong> Rezessionen getrotzt<br />
<strong>und</strong> zeigt seit nunmehr einer halben Dekade einen stetigen<br />
Aufwärtstrend.<br />
Die <strong>Sparkassen</strong> erwarten <strong>2012</strong> im <strong>Mittelstand</strong> eine<br />
weitere Fortsetzung des Beschäftigungsaufbaus, wenngleich<br />
nicht mehr mit ganz so hohem Tempo wie zuvor.<br />
Über 68 Prozent der Institute beschreiben ihre Erwartungen<br />
jetzt mit „etwa unverändert“. Aber noch immer<br />
glauben fast 27 Prozent an einen weiteren Anstieg der<br />
Zahl der Arbeitsplätze in ihrer Region. Im Vorjahr lagen<br />
die Erwartungen – inzwischen von der realen Entwicklung<br />
bestätigt – noch deutlich höher. Die seltenen<br />
negativen Nennungen („eher sinkend“) werden jedoch<br />
weiterhin um ein Vielfaches von den positiven Einschätzungen<br />
übertroffen.<br />
Am stärksten ist der positive Beschäftigungstrend in<br />
der zusammengefassten Ländergruppe Niedersachsen/<br />
Bremen/Hamburg. Hier macht mehr als jede zweite Sparkasse<br />
positive Beschäftigungsperspektiven bei ihren<br />
K<strong>und</strong>en aus. Eher verhalten – aber im Saldo immer noch<br />
positiv – sind die Aussichten in Rheinland-Pfalz <strong>und</strong><br />
Sachsen-Anhalt.<br />
68 69<br />
Einschätzung der Entwicklung der Zahl der Arbeitsplätze im Jahr <strong>2012</strong><br />
In % der antwortenden <strong>Sparkassen</strong><br />
Baden-Württemberg<br />
Bayern<br />
Berlin/Brandenburg<br />
Hessen<br />
Mecklenburg-<br />
Vorpommern<br />
Niedersachsen/<br />
Bremen/Hamburg<br />
Nordrhein-Westfalen<br />
Rheinland-Pfalz<br />
Saarland<br />
Sachsen<br />
Sachsen-Anhalt<br />
Schleswig-Holstein<br />
Thüringen<br />
7,7<br />
0<br />
16,7<br />
5,6<br />
13,0<br />
8,7<br />
14,3<br />
0<br />
9,1<br />
0<br />
4,9<br />
3,4<br />
14,3<br />
0<br />
14,3<br />
2,4<br />
14,3<br />
0<br />
12,5<br />
25,0<br />
29,3<br />
31,0<br />
30,8<br />
28,6<br />
37,5<br />
43,9<br />
50,0<br />
57,1<br />
53,7<br />
61,5<br />
65,9<br />
65,5<br />
77,8<br />
78,3<br />
75,0<br />
85,7<br />
85,7<br />
85,7<br />
90,9<br />
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100<br />
Eher ansteigend<br />
Eher sinkend<br />
Unverändert<br />
Deutschland<br />
insgesamt <strong>2012</strong><br />
Deutschland<br />
insgesamt 2011<br />
Deutschland<br />
insgesamt 2010<br />
Abweichungen der Summe von 100 % aufgr<strong>und</strong> von R<strong>und</strong>ungen<br />
26,9<br />
4,9<br />
68,2<br />
58,5<br />
3,7<br />
37,8<br />
9,3<br />
51,3<br />
39,4
<strong>Diagnose</strong> <strong>Mittelstand</strong> <strong>2012</strong> 5 Die Expertenbefragung<br />
5.6 <strong>Mittelstand</strong> kaum von Finanzmarktturbulenzen<br />
berührt<br />
In den vergangenen zwei Jahren hatte die Expertenbefragung<br />
der <strong>Diagnose</strong> eruiert, in welchem Maße die<br />
K<strong>und</strong>enunternehmen der <strong>Sparkassen</strong> von der realwirtschaftlichen<br />
Rezession 2008/09 betroffen waren. In ähnlicher<br />
Form untersucht die diesjährige Studie, wie stark<br />
sich die jüngste Phase der Staatsschuldenkrise <strong>und</strong> die<br />
davon ausgelösten Finanzmarktturbulenzen realwirtschaftlich<br />
niederschlagen.<br />
Insbesondere die mit hohen Kursverlusten an den<br />
Aktien- <strong>und</strong> Anleihemärkten verschärfte Phase seit<br />
Sommer 2011 <strong>und</strong> die spätestens seit Herbst 2011 wieder<br />
gestörten Interbanken-Geldmärkte sind hier von<br />
Interesse. Die makroökonomischen Statistiken liefern<br />
bislang nur erste Indizien für die konjunkturellen Folgen;<br />
das abschließende Bild ist noch unklar. Umso erhellender<br />
sind in dieser Situation die Einschätzungen der<br />
<strong>Mittelstand</strong>sexperten vor Ort, die das Verhalten ihrer<br />
K<strong>und</strong>en genau beobachten.<br />
Im ersten Teil der zweiteiligen Sonderfrage des diesjährigen<br />
Durchgangs sollten die Institute zunächst beziffern,<br />
welcher Anteil ihrer K<strong>und</strong>enunternehmen mit<br />
nennenswerten Verhaltensänderungen auf die Krise<br />
reagierte (siehe nebenstehende Grafik). Auf den ersten<br />
Blick zeigt sich, dass sich das Gros der Antworten in der<br />
Spanne unter 20 Prozent ballt. Gut 45 Prozent sind sogar<br />
unterhalb der 10-Prozent-Marke angesiedelt. Einige<br />
– allerdings sehr wenige – <strong>Sparkassen</strong> verteilen sich im<br />
Bereich bis zu 70 Prozent. Dies müssen Institute sein,<br />
die regional besonders betroffen sind, etwa durch eine<br />
Branchenballung im Umfeld.<br />
70 71<br />
Welcher Anteil der K<strong>und</strong>enunternehmen hat auf die Finanzmarktturbulenzen seit Sommer 2011<br />
spürbar (negativ/vorsichtiger) reagiert?<br />
Ausprägungswerte in % / Verteilung der Nennungen auf Prozentspannen<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
19,4<br />
0<br />
bis<br />
5<br />
25,8<br />
6<br />
bis<br />
10<br />
7,8<br />
11<br />
bis<br />
15<br />
16,2<br />
16<br />
bis<br />
20<br />
6,1<br />
21<br />
bis<br />
25<br />
10,7<br />
26<br />
bis<br />
30<br />
2,9<br />
31<br />
bis<br />
35<br />
2,3<br />
36<br />
bis<br />
40<br />
0,6<br />
41<br />
bis<br />
45<br />
2,9<br />
46<br />
bis<br />
50<br />
0<br />
51<br />
bis<br />
55<br />
2,0<br />
56<br />
bis<br />
60<br />
0,6<br />
61<br />
bis<br />
65<br />
1,2 1,2<br />
Welcher Anteil der K<strong>und</strong>enunternehmen hat auf die Finanzmarktturbulenzen seit Sommer 2011<br />
spürbar (negativ/vorsichtiger) reagiert?<br />
Arithmetisches Mittel der Nennungen in %<br />
Deutschland gesamt<br />
Baden-Württemberg<br />
Bayern<br />
Berlin/Brandenburg<br />
Hessen<br />
Mecklenburg-Vorpommern<br />
Niedersachsen/Bremen/Hamburg<br />
Nordrhein-Westfalen<br />
Rheinland-Pfalz<br />
Saarland<br />
Sachsen<br />
Sachsen-Anhalt<br />
Schleswig-Holstein<br />
Thüringen<br />
0<br />
14,3<br />
13,6<br />
14,3<br />
15,5<br />
16,3<br />
17,6<br />
19,3<br />
18,9<br />
20,8<br />
20,7<br />
21,1<br />
66<br />
bis<br />
70<br />
23,2<br />
71<br />
bis<br />
75<br />
25,0<br />
0,3<br />
76<br />
bis<br />
80<br />
0<br />
81<br />
bis<br />
100<br />
0 5 10 15 20 25 30
<strong>Diagnose</strong> <strong>Mittelstand</strong> <strong>2012</strong> 5 Die Expertenbefragung<br />
Ein Indiz, welche Bereiche dies sind, liefert die Berechnung<br />
eines arithmetischen Mittels nach B<strong>und</strong>esländern.<br />
In Sachsen <strong>und</strong> Baden-Württemberg sehen die <strong>Sparkassen</strong><br />
im Schnitt r<strong>und</strong> ein Viertel ihrer K<strong>und</strong>en stärker<br />
betroffen <strong>und</strong> machen deutlichere Reaktionen aus. Dies<br />
sind B<strong>und</strong>esländer mit exportorientierten Industrieclustern.<br />
Dort wird offenbar am ehesten ein realwirtschaftlicher<br />
Niederschlag der Finanzmarktturbulenzen<br />
erwartet, möglicherweise infolge einer spürbar abkühlenden<br />
Weltkonjunktur.<br />
Als Zwischenfazit kann angesichts der in der Breite eher<br />
niedrigen Betroffenheitsquoten festgehalten werden,<br />
dass der größte Teil des <strong>Mittelstand</strong>s sein Verhalten<br />
wenig verändert hat <strong>und</strong> nicht vorsichtiger agiert. Das<br />
Gros der Unternehmen setzt sein Geschäft recht ungerührt<br />
fort.<br />
5.7 Betroffene Unternehmen verändern vor allem<br />
Investitionen, Beschäftigung <strong>und</strong> Liquiditätshaltung<br />
Im zweiten Teil der Sonderfrage wurde erhoben, auf<br />
welche Art <strong>und</strong> Weise die wenigen Unternehmen, bei<br />
denen Verhaltensanpassungen zu beobachten waren,<br />
reagiert haben. Dafür wurden sieben verschiedene plausible<br />
Reaktionsmuster als Antwortrubriken vorgegeben.<br />
Mit diesem Spektrum waren offenbar die wichtigsten<br />
auftretenden Änderungen abgedeckt: Nur acht Institute<br />
machten von der ebenfalls eingeräumten Möglichkeit<br />
Gebrauch, „sonstige“ Aspekte zu benennen. Diese frei<br />
formulierten Antworten gehen allesamt als „vorsichtigeres<br />
Agieren“ in eine ähnliche Richtung wie die explizit<br />
angebotenen Kategorien.<br />
Jede Sparkasse konnte bis zu zwei Kategorien markieren.<br />
Hieraus ergeben sich insgesamt 592 Nennungen bei 345<br />
erhaltenen Antwortbögen. Im Schnitt haben die Experten<br />
demnach 1,7 Rubriken gewählt. Die im Schaubild<br />
72 73<br />
Welcher Art sind die bei diesen Unternehmen festzustellenden Veränderungen?<br />
(bis zu zwei Antwortmöglichkeiten)<br />
In % aller Nennungen<br />
Eine stärker zurückhaltende Investitionstätigkeit<br />
Vorsichtigere Beschäftigungspläne<br />
Gesteigerte Liquiditätshaltung<br />
Zusätzliche Kostensenkungsanstrengungen<br />
Andere Bestell- <strong>und</strong> Lagerdispositionen<br />
Aufbau von mehr Eigenkapitalreserven<br />
Anstreben von zusätzlichen vorsorglichen Kreditlinien<br />
Sonstige<br />
verzeichneten Prozentsätze beziehen sich rechnerisch<br />
auf die Gesamtheit der 592 benannten Beobachtungen.<br />
Mit knapp einem Viertel der Voten steht eine stärkere<br />
Zurückhaltung bei Investitionen auf dem ersten Platz.<br />
147 Spar kassen haben dies bei einem Teil ihrer K<strong>und</strong>enunternehmen<br />
ausgemacht. Dies zeigt einen Unterschied<br />
zu der bei den Standardfragen noch recht gut abschneidenden<br />
Investitionskonjunktur, den gestiegenen Mittelausreichungen<br />
<strong>und</strong> dem Optimismus signalisierenden<br />
höheren Anteil von Erweiterungsinvestitionen. Doch bei<br />
dieser Sonderfrage geht es nicht um den Trend im breiten<br />
<strong>Mittelstand</strong>, sondern dezidiert um jenen Teil der Unternehmen,<br />
der sich von den Finanzmarktturbulenzen<br />
beeinflusst sieht. Auch wenn dieses Segment der Volkswirtschaft<br />
recht klein ist: In den betroffenen Sektoren ist<br />
mit Einbußen bei der Investitionstätigkeit zu rechnen.<br />
Auf den Plätzen zwei <strong>und</strong> drei der Reaktionsmuster<br />
folgen mit jeweils ca. einem Fünftel aller Antworten<br />
vorsichtigere Beschäftigungspläne <strong>und</strong> eine gesteigerte<br />
Liquiditätshaltung. Zusätzliche Kostensenkungsanstrengungen<br />
werden ebenfalls häufiger genannt.<br />
Dagegen spielen vorsorgliche Kreditlinien <strong>und</strong> Eigenkapitaldispositionen<br />
nur eine untergeordnete Rolle.<br />
4,1<br />
1,4<br />
5,6<br />
8,8<br />
16,4<br />
20,1<br />
18,9<br />
24,8<br />
0 5 10 15 20 25 30
<strong>Diagnose</strong> <strong>Mittelstand</strong> <strong>2012</strong> 5 Die Expertenbefragung<br />
Offenbar fühlen sich die von den <strong>Sparkassen</strong> betreuten<br />
Unternehmen hinreichend sicher, selbst in Zeiten volatiler<br />
Finanzmärkte. Dies mag bei mittelständischen<br />
K<strong>und</strong>en anderer Kreditinstitute, die womöglich selbst<br />
stärker von Turbulenzen betroffen sind, anders aussehen.<br />
Es liegt in der Natur der Sache, dass die <strong>Diagnose</strong> mit<br />
ihrem sparkassenorientierten Ansatz die Mittelständler<br />
mit anderen Hausbankverbindungen nicht erreicht.<br />
Von gleichfalls nachrangiger Bedeutung mit nicht<br />
einmal 9 Prozent der Nennungen ist ein verändertes<br />
Bestell- <strong>und</strong> Lagerverhalten. Dies ist eine gute Nachricht<br />
für die konjunkturelle Folgenabschätzung der jüngsten<br />
Phase der Finanzmarktkrise. Denn nach der Insolvenz<br />
von Lehman Brothers im September 2008 führte gerade<br />
die gegenseitige, an Panik grenzende Stornierung von<br />
Aufträgen zur tiefen Rezession – insbesondere im internationalen<br />
Geschäft, aber auch innerhalb Deutschlands.<br />
Dieses Verhaltensmuster ist jetzt weniger stark auszumachen.<br />
Ein rezessives Schwungrad fehlt somit.<br />
74 75<br />
<strong>Diagnose</strong> <strong>Mittelstand</strong> <strong>2012</strong> 5 Die Expertenbefragung<br />
5.8 Fazit<br />
Aus der Expertenbefragung ergibt sich das Bild eines<br />
sehr robusten <strong>Mittelstand</strong>s. Geschäftslage, Beschäftigungspläne<br />
<strong>und</strong> Investitionstätigkeit werden zwar nicht<br />
mehr ganz so expansiv wie vor Jahresfrist bewertet,<br />
aber auch Ende 2011 noch als gut. Bei den Investitionen<br />
ist sogar ein wachsender Anteil von Erweiterungsmaßnahmen<br />
zu verzeichnen.<br />
Von der Staatsschuldenkrise <strong>und</strong> den davon ausgehenden<br />
Finanzmarktturbulenzen zeigt sich der <strong>Mittelstand</strong><br />
in weiten Teilen unberührt. Nur bei einer<br />
Minderheit ihrer K<strong>und</strong>enunternehmen beobachten die<br />
<strong>Sparkassen</strong> vorsichtigeres Agieren. In der Mehrheit fungiert<br />
der <strong>Mittelstand</strong> – wie schon so oft im vergangenen<br />
Jahrzehnt – als Puffer, der die konjunkturellen Perspektiven<br />
des Landes stabilisiert.
<strong>Diagnose</strong> <strong>Mittelstand</strong> <strong>2012</strong><br />
Die <strong>Diagnose</strong> <strong>Mittelstand</strong> <strong>2012</strong> <strong>und</strong> zahlreiche ergänzende<br />
Tabellen sind als PDF-Dateien im Internet unter<br />
www.dsgv.de – „Fakten & Positionen“ – „Publikationen“<br />
– „<strong>Diagnose</strong> <strong>Mittelstand</strong>“ abrufbar.<br />
http://www.dsgv.de/de/fakten-<strong>und</strong>-positionen/publikationen/diagnose-mittelstand.html<br />
Impressum<br />
Herausgeber<br />
<strong>Deutscher</strong> <strong>Sparkassen</strong>-<br />
<strong>und</strong> Giroverband<br />
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Telefon 030 20225-0<br />
Telefax 030 20225-250<br />
www.dsgv.de<br />
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Kommunikation <strong>und</strong><br />
Medien<br />
Daten<br />
Abteilung Marktservice,<br />
Abteilung Volkswirtschaft<br />
<strong>und</strong> Finanzmärkte<br />
Text<br />
Abteilung Volkswirtschaft<br />
<strong>und</strong> Finanzmärkte<br />
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