Eu-Verordnung 1370/2007 Sachstand und Situationsbeschreibung ab ...
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EU-<strong>Verordnung</strong> <strong>1370</strong>/<strong>2007</strong><br />
<strong>Sachstand</strong> <strong>und</strong> <strong>Situationsbeschreibung</strong><br />
<strong>ab</strong> dem 3. Dezember 2009<br />
ÖPNV-Kongress des WBO<br />
Sindelfingen, den 31.3.2009<br />
Dr. Winrich Ipsen<br />
Rechtsanwalt MR aD
Dr. Winrich Ipsen<br />
Inhalt<br />
• 1. <strong>Sachstand</strong><br />
• 2. Verhältnis PBefG – EGVO<br />
• 3. Betroffene PBefG-Vorschriften<br />
• 4. Anzuwendende Vorschriften der EGVO<br />
• Fazit
Dr. Winrich Ipsen<br />
1. <strong>Sachstand</strong><br />
• Ab 3.12.2009 gelten nebeneinander für den<br />
ÖPNV auf der Straße PBefG <strong>und</strong> EGVO<br />
<strong>1370</strong>/<strong>2007</strong><br />
• Sehr umstritten, ob <strong>und</strong> in welchem Umfang das<br />
PBefG mit der EGVO kollidiert <strong>und</strong> angepasst<br />
werden muss.<br />
• BMVBS-Änderungsentwurf zum PBefG 2008<br />
• 2009 wohl keine PBefG-Novelle mehr
2. 1 Verhältnis PBefG – EGVO<br />
• Beide Regelungen h<strong>ab</strong>en Gesetzesrang <strong>und</strong><br />
gelten unmittelbar. Im Fall eines Konfliktes hat<br />
die EGVO Vorrang.<br />
• Anwendungsbereiche beider Regelungen:<br />
- PBefG ist grds. Gewerbeordnungsrecht<br />
- EGVO ist Beihilfe- <strong>und</strong> Verg<strong>ab</strong>erecht<br />
• - PBefG gilt als Verfahrensrecht stets<br />
- EGVO gilt inhaltlich nur bei Marktversagen<br />
Dr. Winrich Ipsen
2. 2 Verhältnis PBefG – EGVO<br />
• Kernelemente des PBefG<br />
• Primär Unternehmerrecht mit Genehmigungsvorbehalt<br />
für alle Verkehre (§ 2)<br />
− Prinzip der Eigenwirtschaftlichkeit, Vorrang für<br />
solche Verkehre vor gemeinwirtschaftlichen<br />
(behördeninitiierten) (§ 8 Abs. 4 Satz 1 <strong>und</strong> 3)<br />
− Unterschiedliche Genehmigungen für eigen- <strong>und</strong><br />
gemeinwirtschaftliche Verkehre (§§ 13, 13a)<br />
Dr. Winrich Ipsen
2. 2 Verhältnis PBefG – EGVO<br />
• Kernelemente der EGVO<br />
− Ausschließliche Initiative des Aufg<strong>ab</strong>enträgers<br />
– Beihilferechtliche Erfassung grds. aller<br />
öffentlichen Finanzierungen bzw.<br />
ausschließlicher Rechte im ÖPNV, soweit<br />
Gegenleistung für gemeinwirtschaftliche<br />
Verpflichtungen<br />
– Gr<strong>und</strong>lage ist ein öffentlicher Dienstleistungsauftrag<br />
(Art. 3 Abs. 1) oder eine allgemeine<br />
Vorschrift (Art. 3 Abs. 2 Satz 1)<br />
Dr. Winrich Ipsen
2. 2 Verhältnis PBefG – EGVO<br />
– Inhaltliche Mindestvorg<strong>ab</strong>en für öffentliche<br />
Dienstleistungsaufträge <strong>und</strong> allgemeine<br />
Vorschriften (Art. 4)<br />
– Klare Regeln zur Berechnung der Höhe der<br />
Ausgleichsleistungen (Art. 6 <strong>und</strong> Anhang VO)<br />
– Pflicht zur Verg<strong>ab</strong>e jedes öffentlichen<br />
Dienstleistungsauftrages (Art. 5)<br />
– Transparenz- <strong>und</strong><br />
Veröffentlichungsverpflichtungen<br />
(Art. 6 Abs. 2, Art. 7 <strong>und</strong> 8 Abs. 4 3. U<strong>ab</strong>s.)<br />
Dr. Winrich Ipsen
2. 3 Verhältnis PBefG – EGVO<br />
• Ergebnis: unterschiedliche Zielrichtungen<br />
− PBefG zielt <strong>ab</strong> auf die ausreichende <strong>und</strong><br />
ordnungsgemäße ÖPNV-Versorgung der<br />
Bevölkerung mit Priorität für Unternehmerinitiativen<br />
− EGVO ist fokussiert auf die Beihilferecht<br />
gemäße, d.h. wettbewerbsneutrale <strong>und</strong> EUoffene<br />
öffentliche Unterstützung des ÖPNV<br />
Dr. Winrich Ipsen
2. 3 Verhältnis PBefG – EGVO<br />
− Wo Unternehmerinitiative fehlt oder nicht genügt,<br />
dürfen Aufg<strong>ab</strong>enträger im ÖPNV intervenieren<br />
nach Maßg<strong>ab</strong>e der EGVO durch Vorg<strong>ab</strong>e<br />
gemeinwirtschaftlicher Verpflichtungen <strong>und</strong><br />
wirtschaftliche Unterstützung (Art. 1 Abs. 1)<br />
− EGVO lässt nationale ordnungspolitische<br />
Entscheidung zugunsten des Vorrangs der<br />
Unternehmerinitiative unberührt, nicht <strong>ab</strong>er<br />
Abgrenzung Eigen- <strong>und</strong> Gemeinwirtschaftlichkeit<br />
Dr. Winrich Ipsen
3.1 Betroffene PBefG-Vorschriften<br />
• § 8 Abs. 4 Satz 2 <strong>und</strong> 3<br />
− Abgrenzung eigen-/gemeinwirtschaftlich ist im<br />
Prinzip weiter möglich, <strong>ab</strong>er unter engeren<br />
Voraussetzungen<br />
− Verkehre, deren öffentliche Unterstützung nur<br />
aufgr<strong>und</strong> eines öffentlichen Dienstleistungsauftrages<br />
zulässig, sind nicht mehr als eigenwirtschaftlich<br />
anzusehen sondern vom<br />
Aufg<strong>ab</strong>enträger zu vergeben<br />
Dr. Winrich Ipsen
3.2 Betroffene PBefG-Vorschriften<br />
− Umgekehrt können nicht verg<strong>ab</strong>epflichtige<br />
Verkehre weiter als eigenwirtschaftlich/<br />
kommerziell angesehen werden<br />
− Beispiele: Finanzierung nur durch<br />
Fahrgeldeinnahmen oder zusätzlich durch<br />
Zuschüsse, die nicht unter die EGVO fallen<br />
(§§ 45 a, 148 SGB IX bzw. Art. 9 Abs. 2), oder<br />
Tarifsubventionen aufgr<strong>und</strong> allgemeiner<br />
Vorschriften (Art. 3 Abs. 2 Satz 1) sind<br />
Dr. Winrich Ipsen
3.3 Betroffene PBefG-Vorschriften<br />
• § 8 Abs. 4 Satz 3 – Verweis auf EGVO 1191/69.<br />
Diese entfällt mit Inkrafttreten EGVO <strong>1370</strong>/<strong>2007</strong>.<br />
Da PBefG-Vorschrift nicht angepasst wird, läuft<br />
sie leer.<br />
• § 13 a: Gleicher Verweis - Vorschrift läuft wie<br />
auch VO geringste Kosten ebenfalls leer.<br />
• Folge: Auch für gemeinwirtschaftliche Verkehre<br />
nur noch Genehmigungsverfahren nach § 13<br />
(d.h. wie vor 1995)<br />
Dr. Winrich Ipsen
4.1 Anzuwendende Vorschriften<br />
Dr. Winrich Ipsen<br />
der EGVO<br />
• Die EGVO tritt am 3.12.2009 in Kraft<br />
• Damit gelten sofort alle beihilferechtlichen<br />
Vorschriften (Art. 3, 4, 6 <strong>und</strong> Anhang)<br />
• Die Verg<strong>ab</strong>evorschriften (Art. 5) gelten nach<br />
Maßg<strong>ab</strong>e einer Übergangsregelung (§ 8)<br />
• Die Vorschriften über Transparenz <strong>und</strong><br />
Veröffentlichung gelten sofort, soweit sie<br />
einschlägig sind (Art. 6 Abs. 2, Art. 7)
4.2 Anzuwendende Vorschriften<br />
Dr. Winrich Ipsen<br />
der EGVO<br />
• Künftig dürfen eine Ausgleichsleistung oder ein<br />
ausschließliches Recht zur Abgeltung gemeinwirtschaftlicher<br />
Verpflichtungen grds. nur noch<br />
aufgr<strong>und</strong> eines öffentlichen Dienstleistungsauftrages<br />
gewährt werden (Art. 3 Abs. 1).<br />
• Für diesen macht Art. 4 zwingende inhaltliche<br />
Vorg<strong>ab</strong>en, die z.T. mit den Altmark-Kriterien<br />
übereinstimmen.
4.2 Anzuwendende Vorschriften<br />
Dr. Winrich Ipsen<br />
der EGVO<br />
• Dazu gehören<br />
− Ang<strong>ab</strong>e der gemeinwirtschaftlichen<br />
Verpflichtungen <strong>und</strong> ihr geografischer<br />
Geltungsbereich<br />
− Objektive <strong>und</strong> transparente Aufstellung der<br />
Parameter zur Berechnung der Ausgleichsleistung<br />
(z.B. Kosten, Mindereinnahmen, Boni, Mali)<br />
bzw. Art <strong>und</strong> Ausmaß der Ausschließlichkeit –<br />
Zweck: Überkompensation verhindern
4.2 Anzuwendende Vorschriften<br />
Dr. Winrich Ipsen<br />
der EGVO<br />
− Aufzählung der Kostenarten, die berücksichtigt<br />
werden sollen (Durchführungsvorschrift)<br />
− Regelung über die Aufteilung der Fahrgeldeinnahmen<br />
zwischen Aufg<strong>ab</strong>enträger <strong>und</strong> VU<br />
− Aufführen der vorgegebenen Qualitätsstandards<br />
• Laufzeit des Dienstleistungsauftrags –<br />
höchstens 10 Jahre für Omnibusverkehre<br />
(8 Jahre nach § 16 Abs. 2 Satz 2 PBefG)
4.3 Anzuwendende Vorschriften<br />
Dr. Winrich Ipsen<br />
der EGVO<br />
• Öffentliche Dienstleistungsaufträge sind zu<br />
vergeben – vorläufig nach Maßg<strong>ab</strong>e der<br />
Übergangsvorschriften (Art. 5 <strong>und</strong> 8)<br />
• Im Omnibus- <strong>und</strong> Straßenbahnverkehr nach<br />
VOL/A, wenn ein Dienstleistungsauftrag i.S. der<br />
EG-RL 2004/18/EG<br />
• Sonst im wettbewerblichen Verfahren (Art. 5<br />
Abs. 3), d.h. wahrscheinlich nach VOL/A, oder<br />
Direktverg<strong>ab</strong>e (Vorbehalt nat. Recht)
4.3 Anzuwendende Vorschriften<br />
Dr. Winrich Ipsen<br />
der EGVO<br />
• Direktverg<strong>ab</strong>e möglich bei<br />
− Selbsteintritt eines Aufg<strong>ab</strong>enträgers<br />
− Verg<strong>ab</strong>e an ein eigenes Unternehmen des<br />
Aufg<strong>ab</strong>enträgers – enge Bedingungen<br />
− Geringen Verkehrsleistungen (< 300 000 km/a<br />
oder < 1 Mio. €/Jahr Umsatz)<br />
− KMU mit bis zu 23 Kfz (< 600 000 km/a<br />
oder < 2 Mio. €/a)<br />
− Notfällen – ggf. auch Auferlegung
4.4 Anzuwendende Vorschriften<br />
Dr. Winrich Ipsen<br />
der EGVO<br />
• Einschränkung bei SubVU-Leistungen:<br />
− Beauftragter Dritter als Betreiber muss<br />
bedeutenden Teil des Verkehrs selbst erbringen<br />
(< 20 % ? – Art. 4 Abs. 7 Satz 2)<br />
− interner Betreiber muss bei Direktverg<strong>ab</strong>e den<br />
überwiegenden Teil (> 50%) selbst erbringen<br />
(Art. 5 Abs. 1 e)
4.5 Anzuwendende Vorschriften<br />
Dr. Winrich Ipsen<br />
der EGVO<br />
• Übergangsvorschrift (Art. 8) gilt nur für<br />
Verg<strong>ab</strong>eregelungen von Art. 5<br />
− Vor 3.12.2009 getroffene Finanzierungsregelungen<br />
können grds. bis zum 2.12.2019 aufrecht<br />
erhalten bleiben, ohne vergeben werden zu<br />
müssen (Art. 8 Abs. 3)<br />
− Ab 3.12.2009 für Bus- <strong>und</strong> Straßenbahnverkehre<br />
erteilte Dienstleistungsaufträge sind nach<br />
VOL/A zu vergeben (Art. 8 Abs. 1)
4.5 Anzuwendende Vorschriften<br />
Dr. Winrich Ipsen<br />
der EGVO<br />
− Wettbewerbliche Verfahren (für Dienstleistungskonzessionen)<br />
bzw. Direktverg<strong>ab</strong>en müssen erst<br />
<strong>ab</strong> 3.12.2019 nach EGVO durchgeführt werden<br />
(Art. 8 Abs. 2). Vorher gelten für letztere weder<br />
die vorgesehenen Beschränkungen (Art. 5 Abs.<br />
2, 4) noch die Pflichten zu vorheriger<br />
Veröffentlichung (Art. 7 Abs. 2)
4.6 Anzuwendende Vorschriften<br />
Dr. Winrich Ipsen<br />
der EGVO<br />
• Auch ohne öffentlichen Dienstleistungsauftrag<br />
zulässig sind Tarifsubventionen aufgr<strong>und</strong><br />
allgemeiner Vorschriften, die Höchsttarife für alle<br />
oder bestimmte Fahrgastgruppen festlegen<br />
(Art. 3 Abs. 2).<br />
• Allgemeine Vorschrift ist Maßnahme, die diskriminierungsfrei<br />
für gesamten ÖPNV in einem<br />
bestimmten geografischen Gebiet im Zuständigkeitsbereich<br />
der zuständigen Behörde gilt
4.6 Anzuwendende Vorschriften<br />
Dr. Winrich Ipsen<br />
der EGVO<br />
• Nur über allgemeine Vorschriften, d.h.<br />
Tarifsubventionen finanzierte Verkehre müssen<br />
nicht vergeben werden.<br />
• Interessante Möglichkeit insbesondere für<br />
Verb<strong>und</strong>verkehre un<strong>ab</strong>hängig davon, ob<br />
Verb<strong>und</strong> nur von Aufg<strong>ab</strong>enträgern, nur von<br />
Unternehmern oder beiden (§ 9 ÖPNVG BW).<br />
• Verb<strong>und</strong>zugehörigkeit ist gemeinwirtschaftliche<br />
Verpflichtung, deren Folgen auszugleichen
4.7 Anzuwendende Vorschriften<br />
Dr. Winrich Ipsen<br />
der EGVO<br />
• Höhe der Ausgleichsleistung – stets gilt das<br />
Verbot der Überkompensation<br />
• Bei nach VOL/A vergebenen Aufträgen entscheidend<br />
das vereinbarte Entgelt<br />
• Bei direkt vergebenen öffentlichen Dienstleistungsaufträgen<br />
oder einer allgemeinen<br />
Vorschrift ist nach Maßg<strong>ab</strong>e des Anhangs<br />
<strong>ab</strong>zurechnen (Art. 6 Abs. 1 Satz 2, Nr. 2<br />
Anhang)
4.7 Anzuwendende Vorschriften<br />
Dr. Winrich Ipsen<br />
der EGVO<br />
• Berechnungsschema (liniengenau):<br />
Kosten der gemeinwirtschaftlichen Verpflichtung<br />
./. Positiver Netzauswirkungen<br />
./. Fahrgeld- u. aller anderer Einnahmen aus<br />
Verkehr<br />
+ angemessener Gewinn/Kapitalrendite (ROI)<br />
= finanzieller Nettoeffekt (Obergrenze)
4.7 Anzuwendende Vorschriften<br />
Dr. Winrich Ipsen<br />
der EGVO<br />
• Getrennte Kontenführung verlangt für<br />
− Gemeinwirtschaftliche <strong>und</strong> kommerzielle Linien<br />
− ÖPNV <strong>und</strong> jede andere Geschäftstätigkeit<br />
• Abrechnung muss Anreiz geben zu<br />
− objektiv nachprüfbarer wirtschaftlicher<br />
Geschäftsführung (4. Altmark-Kriterium)<br />
− hoher Qualität der Verkehrsbedienung
Dr. Winrich Ipsen<br />
Fazit<br />
• Nebeneinander von geltendem PBefG <strong>und</strong><br />
EGVO <strong>ab</strong> 3.12.2009 ohne praxisrelevanten<br />
rechtlichen Unklarheiten bei Anwendung beider<br />
Regelungen<br />
• Unbedingte Anpassung bestehender Verkehrsverträge<br />
an beihilferechtliche Bestimmungen der<br />
EGVO vor 3.12.2009 erforderlich<br />
• Ab 3.12.2009 neu getroffene fin. Vereinbarungen<br />
für Busverkehre nach VOL/A zu vergeben
Dr. Winrich Ipsen<br />
Fazit<br />
Keine Panik<br />
Vielen Dank