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Sommer 2,79 MB - Institut St. Philipp Neri

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darstellungen immer wieder begegnet<br />

-, und als Petrus von Christus<br />

erfahren will, wer denn der Jünger<br />

sei, der Ihn verraten würde: Da<br />

wendet er sich nicht etwa direkt<br />

an Christus, sondern er winkt dem<br />

Johannes, dem Lieblingsjünger des<br />

Herrn, und der stellt daraufhin die<br />

Frage.<br />

Diese Szene des Abendmahls, die<br />

uns aus der Malerei so vertraut ist,<br />

kommt uns aus heutiger Sicht und<br />

aus der Sicht unseres Kulturkreises<br />

merkwürdig vor, wenn nicht sogar<br />

anstößig. Aber vor 2000 Jahren, im<br />

Orient, da bedeutete das schlicht<br />

und einfach, daß Johannes eben der<br />

Lieblingsjünger war, daß er seinem<br />

Herrn und Meister besonders zugetan<br />

war. Ich denke sogar, nur von<br />

dieser Szene her können wir verstehen,<br />

wer Johannes in Wirklichkeit<br />

ist, und nur von dieser Szene her<br />

können wir auch verstehen, wie er in<br />

seinen Schriften, im Evangelium, in<br />

der Apokalypse und in den Briefen,<br />

von Christus und von den göttlichen<br />

Geheimnissen spricht. Johannes liegt<br />

an der Brust Christi, oder, nach<br />

anderer Übersetzung, er liegt an<br />

Seiner Seite: Das bedeutet, er hat<br />

eine ganz besonders starke, eine ganz<br />

besonders innige Verbindung zum<br />

Herrn. Und es ist ja genau in diesem<br />

Moment, daß Christus zum ersten<br />

Mal das Sakrament Seines Leibes<br />

und Seines Blutes spendet, und genau<br />

in diesem Moment lehnt Johannes<br />

Rogier van der Weyden: Johannes unter<br />

dem Kreuz<br />

an diesem göttlichen Leib, in dem<br />

dieses göttliche Blut ießt.<br />

Wir wissen nicht, was in Johannes in<br />

diesen Minuten vorgegangen ist, aber<br />

es ist wohl ziemlich sicher, daß ihn<br />

diese Augenblicke tief bewegt haben,<br />

wenn sie ihn nicht sogar zutiefst verwandelt<br />

haben. Spätestens jetzt, ab<br />

diesem Moment, wo er die reale Gegenwart<br />

des Herrn erfahren hat, ist<br />

er nicht mehr der Donnersohn, der<br />

früher auf ein Dorf, das Jesus abgewiesen<br />

hatte, ein göttliches <strong>St</strong>rafgericht<br />

heruntergewünscht hat, spätestens<br />

jetzt ist er nicht mehr der<br />

vermessene Jünger, der für sich und<br />

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