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Hrvatska kulturna zajednica Wiesbaden e.V.

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KROATISCHE KULTURGEMEINSCHAFT WIESBADEN e. V.<br />

<strong>Hrvatska</strong> <strong>kulturna</strong> <strong>zajednica</strong> <strong>Wiesbaden</strong> e.V.<br />

Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

Poštovane gospođe, poštovana gospodo, dragi prijatelji Hrvatske kulturne zajednice <strong>Wiesbaden</strong><br />

Liebe Freunde der Kroatischen Kulturgemeinde <strong>Wiesbaden</strong><br />

Das 20-jährige Jubiläum dieses Vereins toppt bei weitem nicht die dieser Tage gefeierte<br />

Wiedervereinigung der Deutschen Länder, ist jedoch ebenfalls ein Anlass, welcher gebührend gewürdigt<br />

werden sollte.<br />

Wir sind, trotz aller gebotenen Bescheidenheit, stolze Staatsbürger eines in Europa vergleichsweise<br />

jungen Staates und gleichzeitig Angehörige einer der ältesten europäischen Völker mit eigener<br />

Kulturgeschichte.<br />

Die Republik Kroatien verkörpert erstmalig in der Geschichte die Sehnsüchte einer der ältesten<br />

Nationen auf dem alten Kontinent nach Selbständigkeit.<br />

Viele von uns leben nicht in der kroatischen Heimat, sondern verstreut über die ganze Welt, fast die<br />

Hälfte der kroatischen Bevölkerung wanderte aus. Eine der größten kroatischen Migrationsgemeinden<br />

befindet sich hier in der Bundesrepublik Deutschland.<br />

Laut den Angaben des deutschen Statistischen Bundesamtes leben 2008 in Deutschland 223.056<br />

kroatische Staatsangehörige. Zu dieser Zahl kommen noch 156.804 Staatsbürger aus Bosnien und<br />

Herzegowina.<br />

Die genaue Zahl der Einwohner mit kroatischem Migrationshintergrund ist nicht allerdings bekannt.<br />

Die Gesamtzahl der in Deutschland lebenden Menschen mit direktem Bezug zu Kroatien wird auf über<br />

400.000 Personen geschätzt. Erfreulich, dass fast die Hälfte der kroatischen Schüler und Schülerinnen in<br />

Deutschland den Gymnasialabschluss erreichen.<br />

An dieser Stelle möchte ich den Schirmherren dieser Veranstaltung, Herr Dr. Ante Bilokapić, von der<br />

kroatischen katholischen Mission, recht herzlich begrüßen. Die kroatische katholische Mission<br />

verzeichnet 305.000 katholische Kroaten in der Bundesrepublik, welchen 81 Seelsorge- Instanzen zur<br />

Verfügung stehen.<br />

Hier, im Bundesland Hessen leben 31.207 Kroatinnen und Kroaten, davon allein 1.263 in <strong>Wiesbaden</strong>.<br />

Von den in <strong>Wiesbaden</strong> und Umgebung lebenden Kroatinnen und Kroaten sind etwa 200 Mitglieder<br />

und/oder Freunde der Kroatischen Kulturgemeinschaft <strong>Wiesbaden</strong>, einem eingetragenen Verein.<br />

www.hkz-wi.de<br />

ivica.kosak@online.de<br />

1


Das 20 jährige Bestehen dieses, unseres Vereins ist ein positives Beispiel dafür, wie wir Kroaten unsere<br />

Verbundenheit mit unserem Heimatland, unser Kulturgut, unsere Sprache und Traditionen auch fern von<br />

Kroatien zeigen, pflegen und leben können.<br />

Die Wiedervereinigung Deutschlands war für alle in diesem Land lebenden Personen von großer<br />

Bedeutung, auch viele von uns haben diesen Tag direkt in Deutschland miterlebt. Wir leben und arbeiten<br />

in der Bundesrepublik, fühlen uns hier wohl und zu Hause, dennoch schätzen wir die Möglichkeit, die<br />

uns dieser Verein seit 20 Jahren gibt:<br />

Es ist nicht nur die Möglichkeit, der fernen Heimat nahe zu sein, es ist auch die Möglichkeit unseren<br />

deutschen Freunden, Familien, Kollegen und Mitbürgern ein Stück unserer Heimat zu zeigen.<br />

Aus der Vereinsdatenbank der Stadt <strong>Wiesbaden</strong>:<br />

Zweck des Vereins:<br />

Verständigung zwischen kroatischen, deutschen und anderen Mitbürger durch die Darstellung des<br />

kroatischen Beitrags zum europäischen Kulturgut fördern. Darüber hinaus die Ausgabe eines<br />

zweisprachigen Mitteilungsblattes, Arbeit mit der kroatischen Jugend, Förderung von Sprach - und IT -<br />

Kenntnissen, zwecks besserer Integration in der Schule, am Arbeitsplatz und in der Gesellschaft. Hilfe<br />

für Kriegsopfer und Mittellose in Kroatien und Bosnien-Herzegowina.<br />

http://www.wiesbaden.de/leben-in-wiesbaden/freizeit/vereine/vereinsdatenbank.php<br />

2010 - Internationales Jahr der<br />

Annäherung der Kulturen<br />

(UN-Generalversammlung am 17. Dezember 2007)<br />

Die Republik Kroatien<br />

hat es während der UNESCO-<br />

Konferenz in Abu Dhabi im Jahre<br />

2009 geschafft, sich mit insgesamt<br />

sieben (7) Kulturphänomenen in das<br />

UNESCO Weltkulturerbe<br />

einzureihen.<br />

www.hkz-wi.de<br />

ivica.kosak@online.de<br />

2


DIE SLAWISCHE BARRIKADE, Wien, 26. Mai 1848.<br />

Ferenc Kollarž, KROATISCHES HISTORISCHES MUSEUM, Zagreb<br />

Der Kroaten neue Kleider<br />

Der ehemalige Präsident der<br />

Kroatischen Republik, Herr Stipe<br />

Mesić, äußerte in seiner Laudatio<br />

an den Karlspreisträger im Jahre<br />

2007, den Außenbeauftragten der<br />

Europäischen Union, Herrn Javier<br />

Solana in Aachen Folgendes: „Wir<br />

sollen selbstkritisch werden, damit<br />

wir ehrlich miteinander umgehen<br />

können.“ Damit dies möglich ist,<br />

müssen wir viele Seiten des langen<br />

nationalen Werdegangs der<br />

einzelnen Völker betrachten. Für<br />

mich persönlich steht da natürlich<br />

zuerst die eigene, d.h. die<br />

kroatischen Geschichte in Europa<br />

www.hkz-wi.de<br />

ivica.kosak@online.de<br />

und insbesondere im<br />

deutschsprachigen Raum im<br />

Vordergrund als ein gutes Beispiel<br />

für Integration.<br />

An dieser Stelle möchte ich an die<br />

dunklen Zeiten erinnern, als die<br />

Kroaten nicht als Gäste hier zu<br />

Lande, sondern als „die Wilden“ im<br />

Dreißigjährigen Krieg angesehen<br />

wurden.<br />

Die „Wilden Kroaten“, so nannte<br />

vor 350 Jahren der Buchautor<br />

Grimmelshausen in seinem Roman<br />

„Simplicissimus“ die kroatische<br />

Reitermiliz, die in der kaiserlichen<br />

Armee des Dreißigjährigen Krieges<br />

diente.<br />

Mehrere deutsche Städte, darunter<br />

Heidelberg, Marburg und<br />

Kaiserslautern, wurden durch diese<br />

kroatische Reitermiliz verwüstet,<br />

die dort mordete und brandschatzte.<br />

Es waren diese, wie es der<br />

österreichischer Historiker Rudolph<br />

Kiszlyng in seinem Buch, „Die<br />

Kroaten“ aus dem Jahre 1956<br />

beschrieb, à la Turca verkleideten<br />

kroatischen Kämpfer, die Angst<br />

und Schrecken verbreiteten.<br />

3


Das Halstuch dieser „à la Turca<br />

Armada“ wurde später zu einem<br />

weltweit akzeptierten Kleidungsstück.<br />

Nun fragen Sie sich sicher,<br />

von welchem Kleidungsstück hier<br />

die Rede ist?! Es ist die Krawatte.<br />

Ein Kleidungs-stück, das gesellschaftlichen<br />

Rang und Ruhm<br />

erlangte. Doch als die Kroaten es<br />

erstmals trugen, war es ein von der<br />

Außenwelt negativ bewertetes<br />

Merkmal.<br />

Doch zu diesem Erbe gehört noch<br />

mehr: Die Kultur. Die kroatischen<br />

Veteranen aus diversen deutschen<br />

Kriegen brachten europäisches<br />

Kulturgut und die Aufklärung in<br />

ihre Heimat mit.<br />

Einer von ihnen war der<br />

Hauptmann Matija Antun<br />

Reljković (1732-1798), der die<br />

Bildung eines einheitlichen<br />

kroatischen Volkes anstrebte, eine<br />

kroatische Grammatik schrieb, ein<br />

Lehrbuch zur Schafzucht verfasste<br />

und klassische Fabeln (eines der<br />

wichtigsten Genres der um<br />

Volksbildung bemühten Aufklärung)<br />

ins Kroatische übersetzte. Sein<br />

literarisches Hauptwerk ist das<br />

Lehrgedicht in mehreren Gesängen<br />

„Satir iliti divji čovik“ (Satyr, oder<br />

der wilde Mann), das 1762<br />

erschien und seine slawonischen<br />

Landsleute dazu aufrief, unnütze<br />

Volksbräuchen (die durch die<br />

Türkenherrschaft(!) beeinflusst<br />

seien) aufzugeben. Er spielte darauf<br />

an, dass der Tanz Kolo getanzt<br />

wurde, auf spezielle Hochzeitsgelage<br />

und vieles mehr. Stattdessen<br />

sollten sie sich nützlicheren und<br />

sinnvolleren Dingen widmen.<br />

Ausgerechnet diese Kolo, die<br />

Reljković, inspiriert durch die<br />

Kultur der Deutschen abschaffen<br />

wollte, ernannte die UNESCO im<br />

letzten Jahr zum Weltkulturerbe. So<br />

sieht man, dass sich die Meinungen<br />

über gewisse Bräuche im Lauf der<br />

Zeit durchaus ändern können.<br />

Es gibt, wie Sie sehen, viele<br />

interessante Ereignisse in der<br />

gemeinsamen deutsch- kroatischen<br />

Geschichte.<br />

Der heutige souveräne kroatische<br />

Staat, welcher inzwischen ein<br />

berechtigter Anwärter auf die<br />

Mitgliedschaft der Europäischen<br />

Union ist, hat seine Unabhängigkeit<br />

unter anderem der Europäische<br />

Initiative zu verdanken.<br />

Wussten sie, dass einer der<br />

Kommandanten der o.g. kroatischen<br />

Krieger, Graf Fran Krsto<br />

Frankopan, von dem deutschen<br />

Kaiser des Heiligen ‚Römischen<br />

(Europäischen?) Reichs, Leopold<br />

I. 1671 in Wien enthauptet wurde<br />

Das ihm zur Last gelegte<br />

Verbrechen war das Verlangen<br />

nach einem unabhängig-en Staat<br />

Kroatien. Auch hier sieht man<br />

wieder, wie sich die Dinge im<br />

Laufe der Zeit ändern können:<br />

Einst schlug man den Kroaten die<br />

Köpfe ab, um einen souveränen<br />

kroatischen Staat zu verhindern,<br />

320 Jahre später unterstütze man<br />

sie in diesem Ansinnen.<br />

Dass es keine Selbstverständlichkeit<br />

ist, dass die Kroaten und die<br />

anderen Europäer, ihre Staaten und<br />

Völker, eine Gemeinschaft bilden,<br />

haben wir schon bei diesem kleinen<br />

Blick in die gemeinsame Geschichte<br />

verstehen können. Und so<br />

wird uns bewusst, wie sehr die<br />

weiteren Anstrengungen aller<br />

Völker gefragt bleiben werden.<br />

Gefragt und gefordert, um nicht zu<br />

vergessen, welche gemeinsame<br />

Geschichte hinter uns liegt. Gefragt<br />

und gefordert, um zu verstehen, wie<br />

aus dieser gemeinsamen Geschichte<br />

eine Gemeinschaft entstehen<br />

Kroatisches Lied aus dem Burgenland- Joseph Haydens Vorlage<br />

für die deutsche Nationalhymne<br />

konnte.<br />

Die gemeinsame Anstrengung ist<br />

gefragt und gefordert um zu<br />

verstehen, wie aus den einst als<br />

„Wilde“ betitelten Kroaten<br />

Freunde, Teile einer Familie und<br />

geschätzte Nachbarn, sowohl auf<br />

persönlicher, als auch auf<br />

staatlicher Ebene, werden konnten.<br />

Ivica Košak<br />

www.hkz-wi.de<br />

ivica.kosak@online.de<br />

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