Streckensprecher-Porträts - Motor Klassik
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Sachsen Classic 2012<br />
<strong>Streckensprecher</strong>-<strong>Porträts</strong><br />
LUTZ WEIDLICH<br />
Wie kamen Sie zur Moderation bei den <strong>Motor</strong> <strong>Klassik</strong> Rallyes?<br />
Auf Empfehlung des sächsischen ADMV-‐Sportpräsidenten Manuel Köster, wenn ich mich recht<br />
entsinne. Das muss 2008 gewesen sein. Meine Sprechstelle befand sich in Bischoffswerda.<br />
2009 war ich nicht dabei, aber 2010 und 2011. Vor zwei Jahren hatte ich drei Sprechstellen: in<br />
Glauchau, Johanngeorgenstadt und Glashütte, 2011 in Dippoldiswalde und Oschatz. Ich<br />
moderiere und kommentiere an den Strecken mit historischen Rennfahrzeugen pro Jahr<br />
mindestens zehn bis 14 Veranstaltungen. Also seit 1997 sind das schon wieder rund 150<br />
Events, darunter vorwiegend Rennen.<br />
2011 habe ich im Auftrag des AvD kommentierend die 99 Teilnehmer der Histo Monte vor der<br />
Semperoper in Dresden in Richtung Bad Homburg verabschiedet. Das war für mich durch<br />
mein Hintergrundwissen eine sehr erfolgreiche und für Fahrer und Zuschauer erfreuliche<br />
Sache.<br />
Woher kommt Ihre Affinität zum Automobil?<br />
Schon als dreijähriges Kind lag ich unter einem Oberleitungsbus, um den <strong>Motor</strong> zu suchen.<br />
Schließlich hatten doch Busse die <strong>Motor</strong>en immer vorn unter der <strong>Motor</strong>haube. Aber der O-‐Bus<br />
hatte ja einen E-‐<strong>Motor</strong>, also unter dem Fahrzeugboden? Meine Eltern gaben das später öfter<br />
zum Besten. Mit fünf Jahren klemmte ich mir die Finger in der Beifahrertür eines alten Adler-‐<br />
Lieferwagens ein – Arztbesuch. Der Adler war für mich interessant, weil er einen Kessel mit<br />
Holzvergaser hatte! Onkel Altermann fuhr damit 1945 Ware für unsere Drogerie heran.<br />
Mit 12 stand ich im Fahrerlager des Leipziger Stadtparkrennens am AFM von Hans Stuck.<br />
Durch meine Neugier und viele Fragen aufmerksam geworden, erklärte mir der Altmeister<br />
den Küchenmotor und ich durfte mal kurz hinter dem Lenkrad Platz nehmen. Das war der<br />
reine Wahnsinn für mich! Mit Onkel Bastian fuhr ich als kleiner Junge im Fiat Topolino auf<br />
dem hinteren Notsitz mit. War das spannend!<br />
Ich verpasste kein Rennen in der damaligen DDR und mein Onkel nahm mich zu vielen<br />
Rennen mit. Mit dem Fahrrad fuhr ich 1957 1500 km durch Westdeutschland und machte<br />
eine Stippvisite zum Nürburgring und sah Fangio im Lancia-‐Maserati vor Teamkollege Jean<br />
Behra gewinnen.<br />
Ich wollte unbedingt zum <strong>Motor</strong>sport, egal ob Auto-‐ oder <strong>Motor</strong>radrennen. Selbst fahren ging<br />
aus finanziellen Gründen nicht, aber als Streckesprecher müsste es doch klappen. Und so<br />
ging's halt 1961 los. Auf dem Sachsenring beim ersten WM-‐Lauf der <strong>Motor</strong>räder. Aber schon<br />
im September kommentierte ich ein hochkarätiges Rennen der Formel-‐Junior mit<br />
internationaler Bestbesetzung. Jetzt wussten alle, der hat die meiste Ahnung von den<br />
Rennwagen und deren Fahrern. Wenn mehrere Reporter eingesetzt waren, kommentierte ich<br />
vorzugsweise immer die Autorennen.<br />
Übrigens: Mein erstes Auto war 1965 ein NSU-‐Fiat von 1937. 1,1-‐Liter, 4-‐Zylinder, 85 km/h.<br />
Danach hatte ich bis heute weitere 34 PKW. 2 x EMW 340, Opel Kadett 1941, DKW F7 Cabrio,<br />
Fiat-‐Neckar 1,1, mehrere Trabbis und Ladas aller Hubräume, Wartburg, Dacia, Polkski-‐Fiat, 2<br />
x Renault R16. Nach der Wende 2 x Ford Fiesta, dann Escort 1600 Rsi (Ford <strong>Motor</strong>sport
limitiert), BMW 325i und sechs Opel (Astra, Omega, Vectra). Autorennen bin ich gefahren von<br />
1970 bis 1980 (Tourenwagenrennen im Spezialtrabant und Rallyes). Meine <strong>Motor</strong>en habe ich<br />
selbst getunt!<br />
Von 1993 bis etwa 2006 habe ich Testfahrten für Fahrberichte mit den unterschiedlichsten<br />
Autotypen für verschiedene Printmedien durchgeführt, dabei auch auf Rennstrecken wie dem<br />
Sachsenring und Most.<br />
Seit 1996 bin ich als Streckenkommentator alljährlich bei vielen Renn-‐ und Gleichmäßigkeits-‐<br />
oder Präsentationsveranstaltungen mit historischer Renntechnik tätig. Dazu gehören der<br />
Classic-‐GP Schleiz, Classic-‐GP Zschorlauer Dreieck, Classic-‐GP Lausitzring und und und …<br />
Wie bereiten Sie sich auf die Rallyes vor?<br />
Durch Studium aller Infos, die ich während der Vorbereitung der Sachsen Classic aus Stuttgart<br />
bekomme, sowohl, was die Fahrzeuge und deren Technik betrifft, als auch das Wichtigste über<br />
Fahrer und Beifahrer. Bei den Teilnehmern sind es viele Dinge, die man einfach im Kopf hat.<br />
Zahlreiche Teilnehmer kommen ja nicht zum ersten Mal, dann schaut man sich das Material<br />
vom Vorjahr noch mal an und erinnert sich wieder. Dann nehme ich die Starterliste, streiche<br />
besonders wichtige oder interessante Fahrzeuge und Namen an, notiere dazu noch wichtige<br />
Details.<br />
Bei besonders prominenten Personen krame ich in meinem Gedächtnis nach netten kleinen<br />
Episoden, die man zum Besten geben kann -‐ kurzes Stichwort hinter dem Namen, damit ich es<br />
nicht vergesse.<br />
Was ist die besondere Herausforderung bei einer Rallye Live-Moderation?<br />
In deutlicher Sprache artikulieren, alle Zuschauer müssen den Moderator gut verstehen<br />
können! Auch dass man im richtigen Moment die passenden Worte zu den jeweiligen<br />
Fahrzeugen und deren Insassen findet. Manchmal nur kurz und knapp, hin und wieder, je<br />
nach Zeitdruck, auch etwas ausführlicher. Natürlich muss ich den Zuschauern die<br />
Besonderheiten einer solchen historischen Rallye erläutern, dazu die Sonderprüfung, der sie<br />
gerade beiwohnen. Aber wenn beispielsweise Prof. Carl Hahn ankommt, habe ich immer ein<br />
kurzes Gespräch mit ihm über seine sächsische Heimat und seine Erfolge mit VW in Sachsen<br />
geführt, oder ein schnelles Gespräch mit Urban Priol über eine Episode aus seinem Buch „Hirn<br />
ist aus“, oder bei Dieter Quester über sein Duell 1970 in der Formel 2 mit Clay Regazzoni beim<br />
EM-‐Lauf in Hockenheim mit Crash und dennoch Sieg (Quester: „Du weißt ja Details, die mich<br />
ins Schwärmen bringen. Mensch, war das ein Wahnsinnsrennen damals, jaja, ich erinnere<br />
mich sehr gut!“). Oder Uwe Steimle dazu zu bringen, in drei, vier Sätzen Erich Honecker zu<br />
parodieren. Da lachte der ganze Marktplatz in Dippoldiswalde. Oder den ehemaligen<br />
Rennfahrer Gerold Pankl als Beifahrer in einem Oldtimer zu erkennen und mit ihm kurz zu<br />
sprechen, natürlich den vielen Zuschauern immer auch zu erklären, welche Bedeutung er<br />
hatte oder hat. Auch Schauspieler zu erkennen und mit ihnen zu reden ist wichtig. 2011 fuhr<br />
Katharina Jakob unter ihrem Namen Neumann mit, aber ich habe sie erkannt, als<br />
Kommissarin in „Der Bulle von Tölz“. Oder der Schauspieler Henri Hübchen alias Commissario<br />
Laurenti von Triest. Natürlich werden auch Direktoren, Wissenschaftler, bekannte<br />
Journalisten (wie Bernd Ostmann) oder Autohaus-‐Chefs besonders vorgestellt.<br />
Selbstverständlich müssen die tollen Autos, besonders die seltenen Exoten, aber auch die<br />
Schönsten der Vergangenheit, vorgestellt werden. Vor allem das Besondere an ihnen. Oftmals<br />
reicht die Zeit gar nicht aus. So muss man sich kurz fassen und dennoch das Wesentliche<br />
treffen. Auch die sportliche Prominenz in Vorwagen und Schlussfahrzeug darf man nicht
vergessen, denn zumeist sind es große Namen vom Sachsenring-‐Verkehrssicherheitszentrum<br />
wie Ruben Zeltner, Peter Corazza oder Uwe Wächtler – alles aktuelle erfolgreiche Rallye-‐ und<br />
Rennfahrer.<br />
Zusammengefasst: Der Moderator muss bei einer Rallye mit Classic-‐Fahrzeugen nicht nur<br />
„Fachidiot“ sein, sondern auch ein umfassendes Allgemeinwissen im richtigen Moment<br />
einsetzen können.<br />
Sind Ihnen schonmal die Worte ausgegangen?<br />
Nein. Höchstens zwangsläufig, als ich aufgefordert wurde, mich ganz kurz zu fassen, um den<br />
durch meine Interviews verursachten Stau in Glauchau 2010 zu beenden.<br />
JOHANNES HÜBNER<br />
Wer hat Sie für die Moderation bei den <strong>Motor</strong> <strong>Klassik</strong> Rallyes angeworben?<br />
Durch meine Tätigkeit als <strong>Streckensprecher</strong> bei Oldtimer-‐Rennen fragte mich Richard Stolz,<br />
den ich schon aus einer Verlagszusammenarbeit kannte, ob ich nicht Freude an der Begleitung<br />
der Silvretta Classic hätte -‐ und schon ging es los. Deshalb gebe ich mir große Mühe, damit ich<br />
auch weiterhin dabei sein darf.<br />
Wie erklären Sie sich ihre Liebe zum Automobil?<br />
Im elterlichen Arzthaushalt mit drei Geschwistern gab es eigentlich keine große Auto-‐<br />
Affinität. Es liegt wohl an meiner Freude an schönen Formen, dass ich schon als Kind kein<br />
einziges meiner Modellautos kaputt gemacht habe, sie alle heute noch da sind und ich schon<br />
mit meiner ersten Dacora-‐Kamera so etwa ab 1966 auch alle schönen Automobile auf meinem<br />
Schulweg fotografiert habe. Gegenüber von uns gab's einen silbernen Lamborghini GT 350,<br />
neben meinem Freund wohnte eine Dame, die später ein kupferfarbenes Intermeccanica<br />
Indra Coupé kaufte, eine Anwaltspraxis um die Ecke hatte einen dunkelblauen ISO Grifo und<br />
am Schulweg stand ein Maserati 3500 GTi -‐ kann man das ignorieren? Übrigens habe ich auch<br />
all die Negative der Fotos noch sauber archiviert. Sie sind Basis meiner Oldtimer-‐Recherche<br />
und ich staune, wenn ich die ansehe und heute makellos scannen kann.<br />
Bereiten Sie sich für die Rallyes vor?<br />
Trotz aller Erfahrung geht's nie ohne Vorbereitung -‐ jeder andere übt oder trainiert ja auch.<br />
Ich fange bei den Top-‐Raritäten an, für die ich oft noch Sachen raussuchen kann, die die<br />
Besitzer manchmal selbst nicht wissen. Oft lese ich auch in <strong>Motor</strong> <strong>Klassik</strong> Einzelheiten, die<br />
wenig bekannt sind: etwa, dass die als "Gullydeckel" gescholtenen neuen Räder der zweiten<br />
SL-‐Generation des R 107 zeitgleich mit den neuen Flachfelgen des Porsche 928 S2 kamen und<br />
geschickt verbergen, dass alle Hersteller auf den von Walter Treser bei Audi erfundenen<br />
"Lenkrollradius Null" umgestiegen sind. Diese Achsgeometrie ist so gut, dass sie heute alle<br />
Autos haben und es keine Tiefbettfelgen mehr gibt. Wenn man so etwas bei Rallyes erzählt,<br />
verstehen die Zuschauer unterschwellig wahrgenommene Zusammenhänge -‐ und das mögen<br />
sie.
Was fordert Sie besonders bei einer Rallye Live-Moderation?<br />
Zum Einen ist es natürlich die Überraschung, dass man nie weiß, wer wann in welcher<br />
Reihenfolge kommt. Die größte Herausforderung ist aber die Benennung der Teams: sitzt nun<br />
wirklich Strietzel Stuck am Steuer, der angekündigt war? Das Auto rollt heran, die<br />
Frontscheibe spiegelt, da stehen massig Leute im Sichtfeld und meistens siehst Du die Autos<br />
von der Beifahrerseite -‐ also wählt man dann meist die Möglichkeitsform oder fordert das<br />
Publikum auf, genau hinzuschauen, ob denn tatsächlich der Hans-‐Joachim Stuck am Steuer<br />
sitzt. Ich merke dann spätestens, wenn viel fotografiert wird, dass der Promi wirklich da ist.<br />
Peinlicher ist, wenn Teams während der Fahrt tauschen und man stolz die Fahrerin erwähnt,<br />
die dann doch Co-‐Pilotin ist, oder die junge Freundin zur Ehefrau macht ... oder, wenn man<br />
Klaus Ludwig mit Jochen Mass verwechselt, weil man die falsche Zeile der Liste erwischt hat.<br />
Da wäre Hinschauen besser gewesen.<br />
Waren Sie schon mal ohne Worte?<br />
Die Gefahr besteht vor allem bei Prominenten und Zeitgenossen, vor denen man große<br />
Achtung hat. Als ich den <strong>Motor</strong>presse-‐Gründer Paul Pietsch zu seinem 100. Geburtstag 2011<br />
plötzlich doch vor tausenden von Menschen vor dem Mercedes-‐Museum mit dem Mikrofon<br />
interviewen konnte, bekam ich schon bei seinen ersten Worten einen Kloß im Hals, denn man<br />
fühlt, dass man ganz aktuell und unwiederholbar ein Stück Geschichte gestaltet, wenn jemand<br />
Dinge erzählt, die man kaum mehr aus Büchern kennt. Dann muss ich tief Luft holen, an meine<br />
Steuererklärung denken und weiter geht's.<br />
ANDREAS HOFFMANN-‐SINNHUBER<br />
Wie wurden Sie Moderator bei den <strong>Motor</strong> <strong>Klassik</strong> Rallyes?<br />
Als Radio-‐ und TV-‐Sprecher bin ich seit vielen Jahren bei großen Oldtimer-‐Rallyes und<br />
Concours auch als Moderator unterwegs. So wurde ich eines Tages -‐ noch von der früheren<br />
Organisationsleitung der MPS -‐ gerufen. Seitdem bin ich mit viel Freude ein Teil dieses netten<br />
und entspannt-‐professionellen Teams.<br />
Woher stammt Ihr Interesse für das Automobil?<br />
Als Berliner Bengel gab es in der engsten Familie kein Auto. Was nicht vorhanden ist, ist<br />
natürlich von höchstem Interesse. Und daher war alles, was Räder und Verbrennungsmotoren<br />
hatte oder darüber schrieb, überaus spannend. Auch hatten die Fahrstunden (1976er Käfer,<br />
orange) und der Erwerb des ersten Autos (1967er Audi, marineblau) höchste Priorität.<br />
Als Student in den frühen 80ern war der An-‐ und Verkauf von Automobilen, welche heute auf<br />
Oldtimer-‐Rallyes die Starterlisten füllen, ein kleines Zubrot zum kargen BAföG. Dank meines<br />
damaligen direkten Nachbarn "Auto-‐Hans", der in einer Zeit ohne Händler-‐Gewährleistung<br />
einen gut gehenden Alt-‐Auto-‐Handel betrieb, wurde ich in die Geheimwissenschaften der<br />
zielorientierten und kostenoptimierten Kfz-‐Instandsetzung eingeweiht. Dies hat mir in<br />
späteren Jahren beim Restaurieren meiner Oldtimer geholfen.<br />
Die Liebe zum klassischen Automobil ist also nicht nur platonisch, sondern beinhaltet auch<br />
schmutzige Fingernägel und ölige Wunden ... auch heute noch.
Wie sieht die Vorbereitung auf eine Rallye aus?<br />
Koffer packen, Tanken, Einsatzplan unter die Sonnenblende stecken.<br />
Gibt es besondere Tricks und Kniffe bei der Live-Moderation?<br />
Während man über ein Auto spricht, sich schon die Moderationen für die nächsten, im<br />
Augenwinkel wartenden "Kandidaten" zurecht zu legen.<br />
Elegant zu reagieren, wenn sich der in der Starterliste aufgeführte Beifahrer als Beifahrerin<br />
entpuppt.<br />
Timing, Timing, Timing, um in ein 30-‐sekündiges Startfenster eine runde Geschichte zu<br />
bringen.<br />
Standen Sie schon einmal sprachlos da?<br />
Ähm, öh...nein!<br />
Können Sie Ihr Heim-Studio kurz beschreiben?<br />
Als Profi-‐Sprecher und Autor -‐ mein eigentlicher Beruf -‐ bin ich die "Stimme" einiger wichtiger<br />
Firmen und Institutionen. Daher ist stets "state of the art"-‐Studiotechnik angesagt. Da in<br />
meinem Studio jedoch kein Publikumsverkehr stattfindet, zeigt der Schreibtisch durchaus mal<br />
eine gewisse kreative Unordnung...