Traxcavator T2 - Modellbörse
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Eisenbahn Eisenbahn<br />
Die Bülach-<br />
Regensbergerbahn<br />
Die Dampfeisenbahn, im Volksmund<br />
„Herdöpfelbahn“ genannt, diente der<br />
Erschliessung der Bezirke Bülach und<br />
Regensberg und verkehrte in der Zeit vom<br />
30. April 1865 bis zum 31. Dezember 1876.<br />
Die Strecke verlief von Oerlikon nach Bülach<br />
mit einer Abzweigung von Oberglatt bis nach<br />
Dielsdorf. Sie war die erste Nebenbahn in der<br />
Schweiz. Bis dahin waren nur Hauptlinien gebaut<br />
worden. Die Erfahrung mit dem Betrieb<br />
von Nebenlinien fehlte. Das in erster Linie<br />
zu transportierende Gut verhalf ihr zum<br />
Uebernamen „Herdöpfelbahn“.<br />
Eine Nebenbahn entsteht<br />
Bereits vor der Mitte des 19. Jahrhunderts<br />
waren im Kanton Zürich die Seebezirke durch<br />
Dampfschiffe erschlossen. Das Limmattal besass<br />
seit 1847 die „Spanischbrötlibahn“, welche<br />
durch die Schweizerische Nordbahn betrieben<br />
wurde. Fast alle übrigen Bezirke<br />
waren von Eisenbahnlinien durchzogen,<br />
die zwischen 1855 und 1857 erbaut worden<br />
waren. Für den Bezirk Affoltern war<br />
eine Linie in Planung. Einzig für die beiden<br />
Unterländer Bezirke Bülach und Regendberg<br />
stand noch kein zeitgemässes Transportmittel<br />
zur Verfügung. Pläne für eine Verbindung von<br />
Kloten nach Bülach und weiter bis Waldshut<br />
der Vereinigten Schweizerbahnen (VSB) mit<br />
Anschluss an die Glatttalbahn in Wallisellen<br />
scheiterten an Geldmangel.<br />
In dieser Lage regten die Gemeinnützigen<br />
Gesellschaften der beiden Unterländer Bezirke<br />
am 7. Juli 1856 eine Bahn ins untere Glatttal an.<br />
In der Schrift „Pferdeeisenbahn in die Bezirke<br />
Bülach und Regensberg“ gedruckt 1861 wird<br />
die missliche Lage des Unterlandes in jenen<br />
Jahren geschildert. Seit der Eröffnung der<br />
Rheinfallbahn Winterthur-Schaffhausen 1857<br />
war der Durchgangsverkehr auf der Strasse<br />
Schaffhausen - Bülach - Zürich jäh versiegt.<br />
Die Handwerker litten an Umsatzschwund<br />
und suchten ein Nebeneinkommen in der<br />
Kleinlandwirtschaft. Die Transporte mit der<br />
Postkutsche waren teuer. Von der Eisenbahn<br />
erwartete man eine deutliche Reduktion der<br />
Transportpreise. Ja, sogar der Aermste sollte<br />
durch die Eisenbahn seine Produkte auf dem<br />
Zürcher Markte verkaufen können. Aufgrund<br />
des bescheidenen Durchgangsverkehrs zweifelte<br />
aber der Nordostbahndirektor Escher an<br />
der Rentabilität der Strecke. Zur Verminderung<br />
von Anlage- und Betriebskosten wurde ein<br />
Pferdebahnbetrieb vorgeschlagen. Stallungen<br />
mit je 8 Pferden waren in Oerlikon, Oberglatt,<br />
Bülach und in Dielsdorf vorgesehen. Die<br />
Schwellen sollten längs unter den Schienen<br />
liegen, damit die Pferde besser traben konnten.<br />
Man erwartete gegenüber der Strasse<br />
eine verkürzte Fahrzeit. Nachteilig war jedoch<br />
dass die Lasten gegen Oerlikon mit 5<br />
Promille Steigung gezogen werden mussten.<br />
Betrieb mit Lokomotiven und Pferden<br />
Am 6. Juni 1863 wurde ein Vertrag mit<br />
der Nordostbahn und dem Komitee<br />
der beteiligten Gemeinden abgeschlossen.<br />
Die Erstellungskosten sollten sich<br />
zu je einem Drittel auf die NOB, den<br />
Kanton und die Gemeinden verteilen.<br />
Aufgrund eines eingeholten Gutachtens anerbot<br />
die Direktion der NOB für den Betrieb<br />
eine kleine Dampflokomotive, eine zierliche<br />
zweiachsige Tenderlokomotive der<br />
Maschinenmeisters Krauss zum Stückpreis<br />
von Fr. 25‘000.--. Die Konkurrenzofferte<br />
der Firma Maffei in München lautete auf Fr.<br />
31‘500.--. Die Zweiglinie Oberglatt-Dielsdorf<br />
sollte mit der Pferdebahn betrieben werden.<br />
Drei Pferdebahnwagen wurden von der Firma<br />
Reifert in Bockenheim bei Frankfurt hergestellt.<br />
Der Pferdebetrieb der Zweiglinie befriedigte<br />
jedoch nicht. Oft musste ein weiteres<br />
Pferd vorgespannt werden und der<br />
Wagen erreichte Oberglatt nicht rechtzeitig.<br />
Der Anschluss wurde verpasst und es musste<br />
ein besonderer Anschlusszug eingesetzt werden.<br />
Ein Dampftriebwagen<br />
Um diesen Nachteilen abzuhelfen machte<br />
NOB-Maschinenmeister Krauss 1864 den<br />
Vorschlag die Zweiglinie ebenfalls mit<br />
Dampf zu betrieben, und zwar mit einem<br />
Dampftriebwagen. Er schlug vor auf dem<br />
Pferdebahnwagen eine Dampfmaschine samt<br />
Kessel zu installieren. Der grosse Vorteil wäre<br />
die höhere Geschwindigkeit von 12 km/h gegenüber<br />
dem Pferdewagen von 8 km/h gewesen.<br />
Dieser aussergewöhnliche Vorschlag<br />
wurde leider nicht weiter verfolgt. Es wäre ein<br />
einmaliges Gefährt gewesen, ein selbstfahrender,<br />
rauchender, gemächlich dahinschnaubender<br />
Pferdebahnwagen.<br />
Lokomotivbetrieb<br />
Im Februar 1865 beschloss das<br />
Eisenbahnkomitee, dass auch die Dielsdorfer<br />
Linie mit Lokomotivbetrieb eingeführt werden<br />
solle. Es sei nicht ratsam auf einer Bahn<br />
mit einem Streckennetz von insgesamt 2o<br />
km Länge mit zwei Betriebsarten zu fahren.<br />
Zwei Lokomotiven waren im Winter in der<br />
Werkstätte in Zürich bereits bestellt worden.<br />
Die insgesamt 4 Lokomotiven waren wie folgt<br />
eingesetzt: Eine Lokomotive für Zürich-Bülach,<br />
eine für Oberglatt - Dielsdorf, eine für den<br />
Rangierdienst in Zürich sowie die Vierte als<br />
Reserve. Die niedlichen Lokomotiven waren<br />
sehr sparsam, leisteten 100 PS, erreichten 45<br />
km/h und waren bis 1882 in Betrieb.<br />
Das Rollmaterial<br />
Auf der Suche nach günstigen<br />
Occasionswagen stiess man auf die seit<br />
1858 abgestellten Nordbahnwagen, also<br />
die Original-Spanischbrötlibahnwagen von<br />
1847. Die Wagen erhielten einen neuen<br />
Anstrich und die Fenster und Vorhänge<br />
wurden erneuert. Insgesamt standen<br />
drei Kompositionen zur Verfügung mit je<br />
einem Zweit- und zwei Drittklasswagen.<br />
Diese Wagen waren 1847 von Schmieder und<br />
Mayer Karlsruhe an die Nordbahn Zürich-<br />
Baden geliefert worden. Als Besonderheit<br />
hatten diese Wagen einachsige Drehgestelle,<br />
die eine Radialeinstellung der Achsen in den<br />
Kurven erlaubten. Die Drittklasswagen hat-<br />
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