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Genauigkeitsuntersuchungen und Vergleich mehrerer

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<strong>Genauigkeitsuntersuchungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Vergleich</strong> <strong>mehrerer</strong><br />

Real-Time-GPS-Systeme<br />

A. Bilajbegovic <strong>und</strong> M. Vierus, HTW Dresden - University for Applied<br />

Zusammenfassung<br />

Science<br />

Im folgenden Beitrag wurde die Genauigkeit <strong>und</strong> Zuverlässigkeit von<br />

RTK-Systemen verschiedener Hersteller (Empfänger-Typen Ashtech GG 24,<br />

Geotracer 2200 <strong>und</strong> 2204, Leica SR 399 <strong>und</strong> SR 9500, Trimble 4000 SSi,<br />

4400 <strong>und</strong> 4800, Zeiss RM 24) untersucht. Bei nahezu identischen<br />

ionosphärischen <strong>und</strong> troposphärischen Bedingungen sowie<br />

Satellitenkonstellationen wurden Punkte eines Testnetzes<br />

dreidimensional bestimmt <strong>und</strong> abgesteckt. Bei dem Testnetz handelte es<br />

sich um das terrestrisch bestimmte Elbenetz in Dresden, dessen Punkte<br />

variable Abschattungensbedingungen aufweisen.<br />

Summary<br />

In this paper, the accuracy and reliability of various GPS receivers<br />

(Ashtech GG 24, Geotracer 2200 and 2204, Leica SR 399 and SR 9500,<br />

Trimble 4000 SSi, 4400 and 4800, Zeiss RM 24) has been tested with<br />

different RTK softwares in the process of three-dimensional<br />

determination and setting out of points in, so to say, identical<br />

ionosphere and troposphere conditions and equal satellite<br />

constellation.<br />

The terrestrical geodetic Elbe-Net in Dresden with various degrees of<br />

horizon coverage for the receipt of satellite signals was used as a<br />

test network.<br />

1 Einleitung<br />

Seit die Firma Trimble Navigation 1993 das erste RTK-GPS-System<br />

(Einfrequenzsystem) auf den Markt brachte, liegt der Schwerpunkt bei<br />

der Entwicklung der GPS-Technologie in diesem Sektor. Die Anbieter<br />

entwickelten in kurzer Zeit immer neue, leistungsfähigere Hard- <strong>und</strong><br />

Software-Produkte. Aus diesem kurzen Zeitraum liegen bislang wenige<br />

Untersuchungen <strong>und</strong> Erfahrungsberichte aus der Praxis vor. Das gilt<br />

auch für den qualitativen <strong>Vergleich</strong> verschiedener Systeme (s. Kuhn <strong>und</strong><br />

andere 1998). An der Hochschule für Technik <strong>und</strong> Wirtschaft Dresden<br />

1


(FH) wurden in den letzten drei Jahren RTK-Systeme<br />

2<br />

verschiedener<br />

Anbieter untersucht <strong>und</strong> miteinander verglichen, um Bewertungsmaßstäbe<br />

für deren Einsatz in der Praxis zu gewinnen (s. Tab. 1 <strong>und</strong> 2). Geprüft<br />

werden sollte insbesondere, inwieweit solche Systeme für die<br />

koordinatenmäßige Bestimmung der Aufnahmepunkte tauglich sind.<br />

Weiteres Ziel der Untersuchungen war es, die verschiedenen RTK-Systeme<br />

zu benoten sowie Stärken <strong>und</strong> Schwächen zu benennen, um Impulse für<br />

Verbesserungen <strong>und</strong> Weiterentwicklungen zu geben. Unsere Erfahrungen<br />

von 1996 zeigen, daß Chancen dafür gegeben sind. Die ersten von uns<br />

getesten RTK-Software-Versionen lieferten bei Punkten mit starken<br />

Abschattungen schlechte Ergebnisse. Nach unseren Untersuchungen<br />

brachten die Firmen schnell neue, verbesserte Versionen auf den Markt.<br />

Tab. 1 Übersicht über die Simultanuntersuchungen von RTK-Systemen an der HTW Dresden (FH)<br />

Jahr Ashtech Geotracer Leica Trimble Zeiss<br />

1996 2200<br />

(Software-<br />

Version 1.1)<br />

4000 SSi<br />

1997 2200<br />

4000 SSi 4400 RM 24<br />

(Software-<br />

(Software-<br />

Version 1.12)<br />

Versionen 3.6<br />

<strong>und</strong> 3.6b)<br />

1998 2204<br />

4000 SSi 4800<br />

(Software-<br />

(TDC1 (TSC1;<br />

Version 1.14)<br />

Software- Modem<br />

Version 4.15; Trimtalk Radio<br />

Modem<br />

Satelline<br />

2ASx)<br />

450)<br />

1998 2204<br />

(Software-<br />

Version 1.14)<br />

SR 9500<br />

1998 GG 24<br />

Für die Untersuchung der Systeme wurde ein klassisch bestimmtes Netz<br />

von 113 Punkten (maximale Lagestandardabweichung 4 mm) <strong>und</strong> zwei<br />

weitere mit Rapid Static bestimmte GPS-Netze verwendet. Die Netzpunkte<br />

wiesen praxisnahe Abschattungsbedingungen auf. 1998 wurden die<br />

Auswertungen hinsichtlich des Abschattungsgrades differenziert. Vor<br />

den Testmessungen wurden die Antennenphasenzentren aller Systeme<br />

untersucht.<br />

Als Testmethode wurde Stop-and-Go-Messung mit OTF-Initialisierung<br />

gewählt. Die Transformationsparameter für das Testgebiet wurden im<br />

voraus durch Rapid-Static-Messung auf 8 Punkten bestimmt <strong>und</strong> jeweils<br />

vor Beginn der RTK-Messung in alle Feldcomputer eingegeben. Lediglich<br />

mit dem Zeiss-Empfänger RM 24 mußten die Parameter durch RTK-Messung


3<br />

auf den 8 Punkten bestimmt werden, da dort manuelle Eingabe nicht<br />

vorgesehen war.<br />

Tab. 2: Meßgrößen, die von verschiedenen Empfängern verwendet werden<br />

Ashtech<br />

GG 24<br />

Geotracer<br />

2200 <strong>und</strong><br />

2204<br />

Leica<br />

SR 399<br />

<strong>und</strong><br />

SR 9500<br />

Trimble<br />

4000 SSi,<br />

4400 <strong>und</strong><br />

4800<br />

Zeiss<br />

GePoS<br />

RM 12<br />

Anzahl<br />

der<br />

Kanäle<br />

L1<br />

C/A-Code<br />

12 Ja<br />

GPS <strong>und</strong><br />

GLONASS!<br />

L1<br />

P-Code/<br />

Y-Code<br />

L1<br />

volle Phase<br />

(C/A)<br />

Nein Ja<br />

GPS <strong>und</strong><br />

GLONASS!<br />

L1<br />

volle Phase<br />

(P bzw. Y)<br />

L2 L2<br />

P-Code/ volle Phase<br />

Y-Code (P bzw. Y)<br />

Nein Nein Nein<br />

12 Ja Ja Ja Ja Ja Ja<br />

9<br />

Ja Ja Ja Nein Ja Ja<br />

12<br />

9 Ja Nein Ja Nein Ja Ja<br />

12 Ja Nein Ja Nein Ja Ja<br />

Die Referenzstationen aller Systeme maßen bei den Simultan-Untersuchungen<br />

unter gleichen Sichtbedingungen. Die Punktbesetzung durch die Roverstationen<br />

erfolgte unmittelbar nacheinander mit minimalen Zeitabständen. Um annähernd<br />

gleiche ionosphärische Bedingungen zu realisieren, beschränkten sich die<br />

Simultan-Untersuchungen auf maximal drei Systeme. Dabei war jeweils eine<br />

Lagestandardabweichung von 20 mm einzuhalten.<br />

Das Verhalten bei Neuinitialisierungen nach verschiedenen Abdeckungszeiten<br />

der Roverantenne war ebenfalls Gegenstand der vorliegenden Untersuchung. Als<br />

Bewertungskriterien für die verschiedenen Systeme wurden Zuverlässigkeit,<br />

Genauigkeit, Bedienkomfort, Reichweite des Radiomodems, Stromversorgung,<br />

Tragekomfort, Verkabelung, Dauer der Initialisierung <strong>und</strong> Bedienungsanleitung<br />

angehalten.<br />

Die Untersuchungen zeigen, daß die Genauigkeitsangaben der Firmen für die<br />

Lagestandardabweichung (innere Genauigkeit) in den meisten Fällen erfüllt<br />

wurde, während hinsichtlich der Zuverlässigkeit Defizite zu verzeichnen<br />

waren, insbesondere bei der Höhenbestimmung. Für die<br />

<strong>Genauigkeitsuntersuchungen</strong> wurden die mathematischen Modelle der wahren<br />

Fehler sowie Doppelmessungen mit systematischen Fehlern benutzt. Alle<br />

Ergebnisse wurden tabellarisch <strong>und</strong> graphisch aufbereitet.<br />

2 Antennenuntersuchungen


Bei diesen Untersuchungen wurde das mittlere Phasenzentrum<br />

4<br />

einer<br />

Antenne (für die Frequenzen L1 <strong>und</strong> L2) softwareunabhängig bestimmt,<br />

indem die Rohdaten mit fünf verschiedenen Firmen-Softwarepaketen<br />

verarbeitet <strong>und</strong> die Ergebnisse gemittelt wurden. So erhaltene<br />

Ergebnisse wurden für verschiedene Antennen gleichen Typs zu einer<br />

Gruppenlösung zusammengeführt.<br />

Die Antennen der Firma Geotracer (geodätische Antenne mit Gr<strong>und</strong>platte,<br />

kinematische Antenne) wiesen geringe Phasenzentren-Exzentrizitäten auf<br />

(e < 3 mm), geodätische <strong>und</strong> kinematische Antenne von Trimble<br />

erreichten Exzentrizitäten e < 5 mm. Weniger günstig stellte sich die<br />

Situation bei den Zeiss-Antennen RM 24 (e < 7 mm) <strong>und</strong> RD 24<br />

(e < 12 mm) dar. Bei der Untersuchung der Antennenphasenzentren der<br />

Ashtech-Antenne Marine IV wurden wider Erwarten unterschiedliche<br />

Exzentrizitäten der baugleichen Antennen ermittelt, was bei<br />

ungünstiger Punktkonstellation zu einem Fehler bis 7 mm führen kann.<br />

Einen Qualitätssprung zeigten 1998 die neuen mikrozentrieren Antennen<br />

der Firma Trimble (Compact L1/2 mit Gr<strong>und</strong>platte <strong>und</strong> 4800; für beide<br />

e < 1 mm). Die Beträge der Phasenexzentrizitäten wurden getrennt für<br />

die Frequenzen L1 <strong>und</strong> L2 in Diagrammen dargestellt (s. Abb. 1 <strong>und</strong> 2).


Hochwert Nord (mm)<br />

Phasenzentren-Exzentritäten<br />

<strong>Vergleich</strong> aller Antennentypen Frequenz L1<br />

12<br />

8<br />

4<br />

0<br />

-12 -8 -4 0 4 8 12<br />

-4<br />

-8<br />

-12<br />

Rechtswert Ost (mm)<br />

Abb.1: Phasenzentren-Exzentrizitäten<br />

Geotracer Geodetic L2 w GP<br />

Geotracer Compact L2<br />

Zeiss GePos RD 24<br />

Trimble Geodetic 4000 ST/SSE<br />

L1/2<br />

Trimble Compact L1/2 w GP<br />

Trimble 4800 micro centered<br />

5<br />

Trimble Compact L1/2 w GP micro<br />

centered<br />

Ashtech GG 24 L1-GPS Nr. 5503<br />

Ashtech GG 24 L1-Glonass Nr.<br />

5503<br />

Ashtech GG 24 L1-GPS Nr. 5518<br />

Ashtech GG 24 L1-Glonass Nr.<br />

5518<br />

Leica AT 302


Hochwert Nord (mm)<br />

Phasenzentren-Exzentrizitäten<br />

<strong>Vergleich</strong> aller Antennentypen Frequenz L2<br />

12<br />

8<br />

4<br />

0<br />

-12 -8 -4 0 4 8 12<br />

-4<br />

-8<br />

-12<br />

Rechtswert Ost (mm)<br />

Abb. 2:Phasenzentren-Exzentrizitäten<br />

Geotracer Geodetic L2 w<br />

GP<br />

Geotracer Compact L2<br />

Zeiss GePos RD 24<br />

Trimble Geodetic 4000<br />

SE/SSE L1/2<br />

Trimble Compact L1/2 w<br />

GP<br />

Trimble 4800 micro<br />

centered<br />

Trimble Compact L1/2 w<br />

GP micro centered<br />

Leica AT 302<br />

3 Untersuchung der Zuverlässigkeit <strong>und</strong> Genauigkeit verschiedener RTK-<br />

Systeme<br />

Wegen der speziellen Aufnahmesituation für ein<br />

Echtzeitvermessungssystem (Positionsbestimmung aus wenigen Epochen)<br />

ist zu erwarten, daß systematische <strong>und</strong> kurzzeitig wirkende<br />

Fehlereinflüsse in den Satellitensignalen sich negativ auf die<br />

Qualität der Ergebnisse auswirken. Besonders sind die Einflüsse von<br />

falschen Initialisierungen (falsche Bestimmung der<br />

Phasenmehrdeutigkeiten), Mehrwegeeffekten <strong>und</strong> Probleme bei schlechter<br />

Datenübertragung von Referenzstationen signifikant. Grobe Fehler kann<br />

man nicht durch doppelte RTK-Messungen bei Verwendung zweier<br />

Referenzstationen zu verschiedenen Zeitpunkten ausschließen.<br />

6


Daher ist die Frage der die Zuverlässigkeit der RTK-Vermessung<br />

weiterhin das entscheidende Problem. Um die Genauigkeit <strong>und</strong> besonders<br />

die Zuverlässigkeit der verschiedenen RTK-Systeme zu untersuchen,<br />

wurden die Punkte des Elbe-Netzes durch Doppelmessungen bestimmt.<br />

3.1 Eliminierung grober Fehler<br />

Als grobe Fehler haben wir Abweichungen von den terrestrischen<br />

Koordinaten größer als 4 cm in der Lage <strong>und</strong> größer als 6 cm für die<br />

Höhen definiert (s. AP-Erlaß 98 <strong>und</strong> Tab. 3 <strong>und</strong> 4).<br />

Tab. 3: Anteil grober Fehler bei den Messungen 1997<br />

RTK-System Grobe Fehler<br />

Soll – Doppel-<br />

messungen<br />

In der<br />

Lage<br />

> 40 mm<br />

in %<br />

in der<br />

Höhe<br />

> 60 mm<br />

in %<br />

Grobe Fehler<br />

Soll –<br />

Einzelmessungen<br />

in der<br />

Lage<br />

> 40 mm<br />

in %<br />

in der<br />

Höhe<br />

> 60 mm<br />

in %<br />

Grobe Fehler<br />

erste – zweite<br />

Messungen<br />

in der<br />

Lage<br />

> 40 mm<br />

in %<br />

in der<br />

Höhe<br />

> 60 mm<br />

in %<br />

GEOTRACER 2200; Softw. 1.12 13,6 18,0 3,5 16,7 9,1 19,7<br />

TRIMBLE 4400 13,7 5,4 11,6 6,8 15,3 16,7<br />

ZEISS GePoS RM 24 3,0 0,0 2,1 8,6 3,0 4,5<br />

LEICA SR 399 E 5,4 57,3 5,1 26,6 5,0 3,3<br />

Nachdem bei den Untersuchungen von 1996 die Messungen mit Zeiss RM 24<br />

(Softwareversion 3.6) <strong>und</strong> Geotracer 2200 (Softwareversion 1.1) einen<br />

gravierenden Anteil grober Fehler aufgewiesen hatten, ergaben auch die<br />

Messungen von 1997 für die Systeme Geotracer 2200 (Softwareversion<br />

1.12) <strong>und</strong> Trimble 4400 bzw. 4000 SSi einen unvertretbar hohen Anteil<br />

grober Fehler. Nur die Messungen mit Zeiss-Empfängern mit der<br />

Softwareversion 3.6b zeigten in dieser Beziehung eine optimistische<br />

Tendenz (s. Tab. 3).<br />

7


Tab.4 : Anteil grober Fehler bei den Messungen 1998<br />

RTK-System Grobe Fehler<br />

Soll – Doppel-<br />

messungen<br />

In der<br />

Lage<br />

> 40 mm<br />

in %<br />

in der<br />

Höhe<br />

> 60 mm<br />

in %<br />

Grobe Fehler<br />

Soll –<br />

Einzelmessungen<br />

in der<br />

Lage<br />

> 40 mm<br />

in %<br />

in der<br />

Höhe<br />

> 60 mm<br />

in %<br />

Grobe Fehler<br />

erste – zweite<br />

Messungen<br />

in der<br />

Lage<br />

> 40 mm<br />

in %<br />

in der<br />

Höhe<br />

> 60 mm<br />

in %<br />

ASHTECH GG 24 11,9 11,3 9,7 13,9 11,9 10,7<br />

GEOTRACER 2204; Softw. 1.14 2,4 3,0 2,8 6,4 3,6 6,0<br />

LEICA SR 9500 1,5 5,1 5,0 4,9 0,0 3,0<br />

TRIMBLE 4000 SSi 1,6 19,4 1,2 30,4 4,9 40,7<br />

TRIMBLE 4800 2,3 4,6 4,5 6,8 3,5 4,6<br />

Die Untersuchungen im Jahr 1998 wurden größtenteils mit neuen<br />

Empfängern <strong>und</strong> neuer Software durchgeführt. Dabei zeigte sich eine<br />

Verbesserung der Zuverlässigkeit, die aber noch immer nicht als<br />

zufriedenstellend bezeichnet werden kann (s. Tab. 4). Die Systeme<br />

Leica 9500 <strong>und</strong> Geotracer 2204 hatten den geringsten Anteil grob<br />

falscher Messungen, während das hybride System Ashtech GG 24 (mit der<br />

„Jungfern“-Softwareversion) ca. 11 % Ausreißer für Lage <strong>und</strong> Höhe<br />

lieferte. Auffällig schlecht waren auch die Höhenbestimmungen mit dem<br />

System Trimble 4000 SSi (s. Tab. 4).<br />

3.2 Analyse der Differenzen (Soll – Ist <strong>und</strong> 1. – 2. Messung)<br />

Nach Eliminierung der groben Fehler wurde untersucht, welcher<br />

prozentuale Anteil der Abweichungen 2 cm in der Lage <strong>und</strong> 3 cm in der<br />

Höhe nicht überschritt (s. Tab. 5 <strong>und</strong> 6).<br />

Tab 5: Anteil der Messungen unter der geforderten Genauigkeitsgrenze 1997<br />

RTK-System Abweichungen<br />

Soll – Doppel-<br />

messungen<br />

In der<br />

Lage<br />

≤ 20 mm<br />

in %<br />

in der<br />

Höhe<br />

≤ 30 mm<br />

in %<br />

Abweichungen<br />

Soll –<br />

Einzelmessungen<br />

in der<br />

Lage<br />

≤ 20 mm<br />

in %<br />

in der<br />

Höhe<br />

≤ 30 mm<br />

in %<br />

Abweichungen<br />

erste – zweite<br />

Messungen<br />

in der<br />

Lage<br />

≤ 20 mm<br />

in %<br />

in der<br />

Höhe<br />

≤ 30 mm<br />

in %<br />

GEOTRACER 2200; Softw. 1.12 86,0 68,3 70,1 61,1 78,3 84,9<br />

TRIMBLE 4400 85,7 67,9 81,0 65,1 73,8 73,3<br />

ZEISS GePoS RM 24 95,3 89,1 90,2 81,1 78,1 73,0<br />

LEICA SR 399 E * 85,7 14,5 85,6 23,0 94,7 96,5<br />

* Geotracer 2200, Trimble 4400 <strong>und</strong> Zeiss RM 24 wurden simultan im beschriebenen Netz getestet. Die<br />

Untersuchung des Empfängers Leica SR 399 E erfolgte zu einem anderen Zeitpunkt in einem anderen Netz.<br />

Hinsichtlich dieser Qualitätskriterien schnitt das System Zeiss RM 24<br />

(Softwareversion 3.6b) am besten ab, die anderen Systeme folgen auf<br />

etwa gleichem Niveau. Es ist nicht auszuschließen, daß das schwache<br />

8


9<br />

Ergebnis für Leica SR 399 E bei der Höhenbestimmung auf fehlerhafte<br />

Sollhöhen zurückzuführen ist.<br />

Tab 6: Anteil der Messungen unter der geforderten Genauigkeitsgrenze 1998<br />

RTK-System Abweichungen<br />

Soll – Doppel-<br />

messungen<br />

In der<br />

Lage<br />

≤ 20 mm<br />

in %<br />

in der<br />

Höhe<br />

≤ 30 mm<br />

in %<br />

Abweichungen<br />

Soll –<br />

Einzelmessungen<br />

in der<br />

Lage<br />

≤ 20 mm<br />

in %<br />

in der<br />

Höhe<br />

≤ 30 mm<br />

in %<br />

Abweichungen<br />

erste – zweite<br />

Messungen<br />

in der<br />

Lage<br />

≤ 20 mm<br />

in %<br />

in der<br />

Höhe<br />

≤ 30 mm<br />

in %<br />

ASHTECH GG 24 * 95,9 83,6 83,6 75,4 73,0 93,3<br />

GEOTRACER 2204; Softw. 1.14 85,4 75,4 76,6 77,7 91,4 60,8<br />

LEICA SR 9500 72,7 76,8 70,0 69,2 85,7 84,6<br />

TRIMBLE 4000 SSi 73,8 83,0 72,4 50,0 92,2 77,1<br />

TRIMBLE 4800 89,3 69,4 78,6 71,0 90,4 87,8<br />

* Die Messungen mit dem Ashtech GG 24 wurden im gleichen Netz, aber zu einem anderen Zeitpunkt durchgeführt.<br />

Dieser Empfänger hat für 20 Punkte mit stärkeren Abschattungen eine Lösung erzielt, davon 13 mit korrekten<br />

Koordinaten <strong>und</strong> 7 mit Float-Lösungen bzw. mit groben Fehlern.<br />

1998 erwies sich Ashtech GG 24 als Spitzenreiter mit einer Einhaltung<br />

des Lagekriteriums von r<strong>und</strong> 96 % <strong>und</strong> des Höhenkriteriums von r<strong>und</strong><br />

84 %, gefolgt von Geotracer 2204 <strong>und</strong> Trimble 4800.<br />

3.3 Untersuchung der äußeren <strong>und</strong> „inneren“ Genauigkeit<br />

Aus den Differenzen der Sollkoordinaten <strong>und</strong> des Mittels aus erster <strong>und</strong><br />

zweiter Messung wurden die Standardabweichungen für die untersuchten<br />

Systeme ermittelt (äußere Genauigkeit). Die Gegenüberstellung der<br />

Ergebnisse der ersten <strong>und</strong> zweiten Messung spiegeln nicht die reale<br />

innere Genauigkeit wider, weil sie zu verschiedenen Zeitpunkten<br />

(Satellitenkonstellationen) mit separaten Zentrierungen <strong>und</strong> mit<br />

verschiedenen Referenzstationen durchgeführt wurden (s. Tab. 7). Grobe<br />

Fehler gingen nicht in die Betrachtungen ein.


Tab. 7: Genauigkeit der 1997 untersuchten Echtzeit-Systeme<br />

RTK-System <strong>Vergleich</strong> des Mittels<br />

aus 1. <strong>und</strong> 2. Messung<br />

mit Sollkoordinaten<br />

<strong>Vergleich</strong> der<br />

Differenzen aus<br />

1. <strong>und</strong> 2. Messung<br />

Standardabweichung der Doppelmessungen<br />

Lage Höhe Lage Höhe<br />

in mm in mm in mm in mm<br />

GEOTRACER 2200; Softw. 1.12 14 28 9 10<br />

TRIMBLE 4400 11 28 9 14<br />

ZEISS GePoS RM 24 11 20 8 15<br />

Wie schon der Test auf Einhaltung der Genauigkeitskriterien vermuten<br />

ließ (s. Abschnitt 3.2), lieferte das System Zeiss RM 24 die<br />

genauesten Ergebnisse.<br />

Tab. 8: Genauigkeit der 1998 untersuchten Echtzeit-Systeme<br />

RTK-System <strong>Vergleich</strong> des Mittels<br />

aus 1. <strong>und</strong> 2. Messung<br />

mit Sollkoordinaten<br />

<strong>Vergleich</strong> der<br />

Differenzen aus<br />

1. <strong>und</strong> 2. Messung<br />

Standardabweichung der Doppelmessungen<br />

Lage Höhe Lage Höhe<br />

in mm in mm in mm in mm<br />

ASHTECH GG 24 12 21 8 9<br />

GEOTRACER 2204; Softw. 1.14 15 25 6 10<br />

LEICA SR 9500 19 25 10 16<br />

TRIMBLE 4000 SSi 16 26 6 11<br />

TRIMBLE 4800 15 27 6 10<br />

Ähnlich stellte sich auch die Situation 1998 dar: Für den<br />

Spitzenreiter bei der Einhaltung der Genauigkeitskriterien, Ashtech<br />

GG 24, wurden die geringsten Standardabweichungen ermittelt.<br />

4 Untersuchung der Zuverlässigkeit <strong>und</strong> Genauigkeit unter<br />

Berücksichtigung der Abschattungsbedingungen<br />

Um eine eventuelle Abhängigkeit der Zuverlässigkeit <strong>und</strong> Genauigkeit<br />

der Messungen von den Abschattungsbedingungen festzustellen, wurden<br />

die Differenzen Soll - Mittelwert aus 1. <strong>und</strong> 2. Messung als Funktion<br />

des Abschattungsgrades untersucht (s. Tab. 9).<br />

10


Die Unterscheidung der drei Stufen geringe, mittlere <strong>und</strong><br />

11<br />

starke<br />

Abschattungen wurde wie folgt definiert:<br />

• geringe Abschattungen: Abschattungen bleiben gr<strong>und</strong>sätzlich unter 20°<br />

Elevation, nur nach Norden hin sind größere Abschattungen zulässig<br />

• mittlere Abschattungen: mindestens 50 % des Horizontes sind<br />

abschattungsfrei<br />

• starke Abschattungen: weniger als 50 % des Horizontes sind<br />

abschattungsfrei<br />

Tab. 9: Zuverlässigkeit <strong>und</strong> Genauigkeit als Funktion der Abschattungsbedingungen<br />

RTK-System Anzahl der<br />

gemessenen Punkte<br />

Anzahl der<br />

Messungen mit<br />

groben Fehlern<br />

Anteil grober Fehler<br />

in Prozent<br />

Standardabweichg.<br />

nach Eliminierung<br />

grober Fehler in<br />

mm<br />

Lage Höhe<br />

Lage Höhe Lage Höhe Lage Höhe<br />

> 40 mm > 60 mm > 40 mm > 60 mm<br />

geringe Abschattungen<br />

ASHTECH GG 24 37 28 3 3 8,1 10,7 12 23<br />

GEOTRACER 2204 45 38 0 0 0,0 0,0 15 24<br />

LEICA SR 9500 36 30 0 0 0,0 0,0 16 20<br />

TRIMBLE 4000 SSi 43 35 1 7 2,3 20,8 15 28<br />

TRIMBLE 4800 44 35 1 1 2,3 2,9 14 28<br />

mittlere Abschattungen<br />

ASHTECH GG 24 27 21 0 0 0,0 0,0 12 18<br />

GEOTRACER 2204 30 24 0 0 0,0 0,0 15 28<br />

LEICA SR 9500 26 24 0 1 0,0 4,2 21 27<br />

TRIMBLE 4000 SSi 32 25 0 4 0,0 16,0 19 23<br />

TRIMBLE 4800 33 25 1 2 3,0 8,0 15 24<br />

starke Abschattungen<br />

ASHTECH GG 24 20 13 7 4 35,0 30,8 11 21<br />

GEOTRACER 2204 9 5 2 2 22,2 40,0 16 21<br />

LEICA SR 9500 4 4 1 2 25,0 50,0 11 43<br />

TRIMBLE 4000 SSi 6 2 0 1 0,0 50,0 17 35<br />

TRIMBLE 4800 7 2 0 0 0,0 0,0 19 34<br />

Da nicht alle im Testnetz gemessenen Punkte mit Sollhöhen zur Verfügung standen, ist die Anzahl der lagemäßig<br />

auswertbaren Punkte in der Regel größer als die der höhenmäßig auswertbaren.<br />

Bei geringen Abschattungen waren Geotracer 2204 <strong>und</strong> Leica SR 9500 die<br />

zuverlässigsten Systeme, da dort keine groben Fehler festgestellt<br />

wurden. Geotracer 2204 konnte dieses Ergebnis auch bei mittleren<br />

Abschattungen bestätigen; dort maß auch das System Ashtech GG 24 ohne<br />

grobe Fehler. Bei starken Abschattungen änderte sich diese positive<br />

Bild: Die Zahl der Ausreißer war bei allen drei genannten Systemen<br />

recht hoch. Trimble 4800 maß im <strong>Vergleich</strong> zu Ashtech GG 24 nur wenige<br />

Punkte unter diesen Bedingungen, aber sehr zuverlässig. Nach<br />

Eliminierung der groben Fehler erreichte Ashtech GG 24 die kleinsten<br />

Standardabweichungen.


5 Untersuchung der Zuverlässigkeit <strong>und</strong> Genauigkeit der Absteckung mit<br />

RTK-Systemen<br />

Die Absteckungen wurden ebenso wie die Aufmessungen im gesamten<br />

Elbenetz durchgeführt.<br />

Tab. 10: Untersuchung der Zuverlässigkeit <strong>und</strong> Genauigkeit bei der Absteckung<br />

RTK-System Anzahl der<br />

gemessenen<br />

Punkte<br />

Lage Höhe Lage<br />

> 40<br />

mm<br />

Anzahl der<br />

Messungen mit<br />

groben Fehlern<br />

Höhe<br />

> 60<br />

mm<br />

Anteil grober<br />

Fehler in<br />

Prozent<br />

Lage<br />

> 40<br />

mm<br />

Höhe<br />

> 60<br />

mm<br />

Standardabweichung<br />

nach<br />

Eliminierung<br />

grober Fehler<br />

in mm<br />

Mittelwert der<br />

Abweichung<br />

von den Sollkoordinaten<br />

in mm<br />

Lage Höhe Lage Höhe<br />

GEOTRACER 2204 76 62 1 7 1,3 11,3 15 23 12 -10<br />

LEICA SR 9500 67 59 1 3 1,5 5,1 19 25 15 2<br />

TRIMBLE 4000 SSi 79 64 6 17 7,6 26,6 19 36 16 -25<br />

TRIMBLE 4800 80 64 3 8 3,7 12,5 17 28 15 - 3<br />

Die Anmerkung zu Tab. 9 gilt hier gleichermaßen.<br />

Als zuverlässigste Systeme für die Absteckung erwiesen sich Leica<br />

SR 9500 <strong>und</strong> Geotracer 2204. Auffällige Defizite bei der<br />

Höhenabsteckung sowohl bei der Zuverlässigkeit als auch bei der<br />

Genauigkeit zeigten sich beim RTK-System Trimble 4000 SSi. Der Anteil<br />

grober Fehler (Abweichungen > 60 mm) an den Messungen erreichte dort<br />

26,6 %! Es muß daher als unzuverlässig <strong>und</strong> ungeeignet für<br />

Höhenabsteckungen eingeschätzt werden. Die Lagestandardabweichungen<br />

nach Eliminierung der groben Fehler ähnelten sich bei allen<br />

Herstellern (15 - 19 mm). Das System Ashtech GG 24 konnte in diese<br />

Untersuchung nicht einbezogen werden, da die Ausleihfrist abgelaufen<br />

war.<br />

6. Untersuchung des Verhaltens bei Neuinitialisierungen nach<br />

Abdeckungen der Roverantenne<br />

Eine korrekte Initialisierung ist Voraussetzung für die Richtigkeit<br />

der Messungsergebnisse. Interessant ist außerdem die Länge der<br />

Initialisierungszeit. Solange initialisiert wird, kann keine<br />

Positionsbestimmung erfolgen. Dies spielt vor allem nach einem<br />

Signalverlust bei kontinuierlichen Messungen zur Bahnbestimmung<br />

bewegter Objekte eine Rolle. Ursachen für Signalverluste sind meist<br />

Abschattungen durch Bäume, Brücken, Viadukte oder Tunnel. Bei<br />

12


13<br />

Empfängern bzw. Antennen auf Flugzeugen kann dessen Neigung in Kurven<br />

ebenfalls zu einem Signalabriß führen. Um zu prüfen, wie genau <strong>und</strong><br />

zuverlässig die Initialisierungen erfolgen, wurden durch das<br />

vollständige Abdecken der Roverantenne mit einem Metallzylinder für<br />

0,5, 2 <strong>und</strong> 30 Sek<strong>und</strong>en die oben erwähnten praxisrelevanten<br />

Abschattungen simuliert. Um statistische Aussagen machen zu können,<br />

wurden pro Abdeckzeit 40 Versuche durchgeführt (s. Tab. 11).<br />

Tab. 11: <strong>Vergleich</strong> der Initialisierungszeiten - Ergebnisse von 1996<br />

RTK-System Behaltene IniDurchschnitt- Minimale Maximale<br />

tialisierungenliche Initialisierungszeit in Minuten:Sek<strong>und</strong>en<br />

Abdeckzeit 0,5 Sek<strong>und</strong>en<br />

GEOTRACER 2200; Softw. 1.1 32 von 40 0:10 0:03 0:22<br />

TRIMBLE 4000 SSi 11 von 40 0:39 0:02 1:31<br />

Abdeckzeit 2 Sek<strong>und</strong>en<br />

GEOTRACER 2200; Softw. 1.1 2 von 40 0:39 0:05 4:51<br />

TRIMBLE 4000 SSi 0 von 40 1:03 0:05 3:22<br />

Abdeckzeit 30 Sek<strong>und</strong>en<br />

GEOTRACER 2200; Softw. 1.1 2 von 40 1:53 0:10 6:08<br />

TRIMBLE 4000 SSi 0 von 40 1:38 0:56 4:10<br />

Tab. 12: <strong>Vergleich</strong> der Initialisierungszeiten - Ergebnisse von 1997<br />

RTK-System Behaltene IniDurchschnitt- Minimale Maximale<br />

tialisierungenliche Initialisierungszeit in Minuten:Sek<strong>und</strong>en<br />

Abdeckzeit 0,5 Sek<strong>und</strong>en<br />

GEOTRACER 2200; Softw. 1.12 34 von 40 0:12 0:28 2:28<br />

ZEISS RM 24; Softw. 3.6b 6 von 40 1:38 0:08 2:45<br />

Abdeckzeit 2 Sek<strong>und</strong>en<br />

GEOTRACER 2200; Softw. 1.12 2 von 40 1:13 0:17 4:12<br />

ZEISS RM 24; Softw. 3.6b 0 von 40 1:53 1:01 5:17<br />

Abdeckzeit 30 Sek<strong>und</strong>en<br />

GEOTRACER 2200; Softw. 1.12 0 von 40 2:34 1:42 6:27<br />

ZEISS RM 24; Softw. 3.6b 0 von 35 1:56 1:20 4:29<br />

Mit weiterentwickelter Software wurden 1997 ähnliche Untersuchungen<br />

durchgeführt (s. Tab. 12). Geotracer 2200 <strong>und</strong> Zeiss RM 24 wurden<br />

simultan untersucht. Die Untersuchung des ZEISS RM 24 wurde durch<br />

Kollision der Gondel eines Heißluftballons mit der Antenne vorzeitig<br />

beendet. Deshalb kam es beim letzten Durchgang nur zu 35 Tests statt<br />

der üblichen 40. Trimble 4400 konnte nicht untersucht werden, da die<br />

Leihfrist schon abgelaufen war.<br />

Die Toleranz gegenüber kurzzeitigen Abdeckungen der Roverantenne<br />

(0,5 s) war bei Geotracer 2200 bei beiden Softwareversionen deutlich<br />

größer als bei Zeiss <strong>und</strong> Trimble (s. Tab. 11 <strong>und</strong> 12). Nur bei ca. 20 %<br />

aller Abdeckungen war eine Neuinitialisierung erforderlich (Zeiss<br />

85 %, Trimble ca. 70 %). Die Geotracer-Empfänger initialisierten sich


14<br />

nach Abdeckung deutlich schneller als die von Zeiss (Faktor 9) <strong>und</strong><br />

Trimble (Faktor 4).<br />

Bei der Abdeckungszeit von 2,0 s war bis auf Ausnahmen bei allen<br />

Empfängern eine Neuinitialisierung erforderlich. Auch hier zeigte<br />

Geotracer Geschwindigkeitsvorteile gegenüber der Konkurrenz. Erst bei<br />

einer Bedeckungszeit von 30 s kehrte sich das Bild um. Da<br />

initialisierten die Trimble 4000 SSi am schnellsten (98 s), Zeiss<br />

RM 24 (V. 3.6b) war ca. 10 %, Geotracer 2200 (V. 1.11) um den Faktor<br />

1,5 langsamer.<br />

Von 115 Initialisierungen waren bei Zeiss alle korrekt. Geotracer 2200<br />

hatte für beide Versionen je eine im Dezimeterbereich falsche<br />

Initialisierung (von je 120). Am unzuverlässigsten stellten sich die<br />

Trimble 4000 SSi mit 6 im Dezimeterbereich falschen Initialisierungen<br />

dar (von ebenfalls 120).<br />

Tab. 13: <strong>Vergleich</strong> der Initialisierungszeiten - Ergebnisse von 1998<br />

RTK-System Behaltene IniDurchschnitt- Minimale Maximale<br />

tialisierungenliche Initialisierungszeit in Minuten:Sek<strong>und</strong>en<br />

Abdeckzeit 0,5 Sek<strong>und</strong>en<br />

GEOTRACER 2204; Softw. 1.14 6 von 40 0:40 0:11 1:57<br />

TRIMBLE 4800 0 von 40 0:30 0:22 1:00<br />

TRIMBLE 4000 SSi 0 von 40 1:02 0:47 0:47<br />

ASHTECH GG 24 22 von 40 0:09 0:02 0:31<br />

LEICA SR 9500 0 von 40 1:26 0:44 2:47<br />

Abdeckzeit 2 Sek<strong>und</strong>en<br />

GEOTRACER 2204; Softw. 1.14 0 von 40 0:43 0:16 2:18<br />

TRIMBLE 4800 0 von 40 0:31 0:22 1:03<br />

TRIMBLE 4000 SSi 0 von 40 1:18 0:59 2:05<br />

ASHTECH GG 24 9 von 38 0:11 0:01 0:34<br />

LEICA SR 9500 0 von 40 1:26 1:01 2:45<br />

Abdeckzeit 40 Sek<strong>und</strong>en<br />

GEOTRACER 2204; Softw. 1.14 0 von 40 2:20 0:40 15:14<br />

TRIMBLE 4800 0 von 40 0:51 0:23 2:23<br />

TRIMBLE 4000 SSi 0 von 40 1:26 0:54 2:54<br />

ASHTECH GG 24 0 von 40 0:54 0:11 3:20<br />

LEICA SR 9500 0 von 40 1:25 1:10 2:49<br />

In Tabelle 13 sind die 1998 bei Initialisierungsuntersuchungen erreichten<br />

Ergebnisse zusammengefaßt. Für Geotracer 2204 <strong>und</strong> Trimble 4800 erfolgte die<br />

Untersuchung simultan. Der Empfänger Trimble 4000 SSi war zu dieser Zeit<br />

defekt <strong>und</strong> wurde später bei gleicher Satellitenkonstellation untersucht, so<br />

daß man mit unterschiedlichen ionosphärischen <strong>und</strong> troposphärischen<br />

Bedingungen rechnen muß. Ashtech GG 24 <strong>und</strong> Leica SR 9500 wurden jeweils<br />

separat untersucht.


15<br />

Zum Ashtech GG 24 ist folgendes anzumerken: Bei Abdeckzeit 0,5 s lieferten<br />

die 22 beibehaltenen Initialisierungen neunmal falsche Koordinaten. Von den<br />

18 Neuinitialisierungen waren 4 falsch. Bei Abdeckzeit 2 s lieferten die 9<br />

beibehaltenen Initialisierungen achtmal falsche Koordinaten. Von 29<br />

Neuinitialisierungen war eine falsch. Bei Abdeckzeit 30 s waren alle 40<br />

Neuinitialisierungen zuverlässig. Wenn man Neuinitialisierung per Reset<br />

herbeiführte, gab es keine Fehlinitialisierungen.<br />

Beim Zeitvergleich war Ashtech GG 24 unschlagbar bei allen<br />

Abdeckungszeiten. Das konnte man erwarten, da bei diesem System das<br />

Anti-Spoofing der Amerikaner umgangen werden kann. Das System Trimble<br />

4800 initialisiert sich sehr schnell. Von 120 Initialisierungen waren<br />

bei Trimble 4800, Geotracer 2204, Leica 9500 <strong>und</strong> Trimble 4000 SSi<br />

(Softwareversion V. 4.15) alle korrekt.<br />

7. Bewertung der RTK-Systeme<br />

Die Bewertung der Systeme erfolgte nach subjektiv festgelegten<br />

Kriterien <strong>und</strong> Gewichtungen. Die größten Gewichte erhielten die<br />

Kriterien Zuverlässigkeit <strong>und</strong> Genauigkeit, die für die<br />

Praxistauglichkeit von hervorragender Bedeutung sind. Besonders die<br />

Zuverlässigkeit erwies sich als neuralgischer Punkt, bei dem für die<br />

Zukunft Verbesserungen wünschenswert sind. Folgende Maßstäbe wurden<br />

für die Bewertung der Kriterien Zuverlässigkeit, Genauigkeit <strong>und</strong><br />

Initialisierungsdauer zugr<strong>und</strong>egelegt (Tab. 14):


Tab. 14: Maßstäbe für die Bewertung der Zuverlässigkeit, Genauigkeit <strong>und</strong> Initialisierungsdauer<br />

Kriterium Zuverlässigkeit Genauigkeit Initialisierungsdauer<br />

für Lage <strong>und</strong> Für die Lage für die Höhe Abdeckungszeit Abdeckungszeit<br />

Höhe<br />

0,5 s <strong>und</strong> 2,0 s 30 s<br />

Meßgröße grobe Fehler Differenzen Sollkoordinaten -<br />

Doppelmessungen<br />

Zeitdauer<br />

Maßeinheit<br />

Note<br />

Prozent Millimeter Sek<strong>und</strong>en<br />

1 0 < 16 < 25 < 15 < 60<br />

2 1 25 35 30 80<br />

3 2 - - 50 100<br />

4 4 - - 70 150<br />

5 ≥ 6 - - > 70 > 150<br />

Benotungen für Zwischenwerte wurden linear interpoliert.<br />

Die Beurteilung der Empfänger erfolgte unter Berücksichtigung der Genauigkeit<br />

<strong>und</strong> Zuverlässigkeit bei den durchgeführten Testmessungen. Außerdem wurden<br />

auch Kriterien wie Bedienkomfort, Funkverbindung, Stromversorgung,<br />

Tragekomfort, Verkabelung, Meßgeschwindigkeit <strong>und</strong> Bedienungsanleitung für das<br />

RTK-System in Betracht gezogen (s. Tab. 15 <strong>und</strong> 16)<br />

Tab. 15: Bewertung der RTK-Systeme; Ergebnisse von 1997<br />

Gewicht 10 10 10 10<br />

RTK-System Benotung<br />

Zuverlässigkeit Genauigkeit (ohne<br />

grobe Fehler)<br />

Aufmessung Aufmessung<br />

(Sollkoordinaten – (Sollkoordinaten –<br />

Doppelmessungen) Doppelmessungen)<br />

Lage Höhe Lage Höhe<br />

> 40 mm > 60 mm<br />

GEOTRACER 2200 5,0 5,0 1,0 1,3<br />

TRIMBLE<br />

4000 SSi/4400<br />

5,0 5,0 1,0 1,3<br />

ZEISS RM 24 3,5 1,0 1,0 1,0<br />

Gewicht 10 10 7 7 10 8 5<br />

RTK-System Benotung<br />

BedieFunkverStromTrageVerInitialiBedieGesamtnungsbindungversorkomfortkabelungsierungsnungsnotekomfortgungdaueranleitungen GEOTRACER 2200 3 3 3 2 3 3,0 2 2,91<br />

TRIMBLE<br />

4000 SSi/4400<br />

3 2 3 3 4 4,3 2 3,09<br />

ZEISS RM 24 4 2 3 3 3 4,4 3 2,55<br />

Bewertet wurde für das System Geotracer 2200 die Softwareversion 1.12, für das System Zeiss RM 24 die<br />

Softwareversion 3.6b. Beim Test der Trimble-Ausrüstung wurde ein 4000 SSi-Empfänger als Basisstation mit einem<br />

4400-Rover kombiniert.<br />

In der Bewertung von 1997 erzielte das System Zeiss RM 24 klar die<br />

besten Ergebnisse. Das System Geotracer 2200 wies geringfügige<br />

Vorteile gegenüber dem Trimble 4000 SSi auf (s. Tab. 15).<br />

16


Tab. 16: Bewertung der RTK-Systeme; Ergebnisse von 1998<br />

Gewicht 10 10 10 10 10 10 10 10<br />

RTK-System Benotung<br />

Zuverlässigkeit Genauigkeit (ohne grobe Fehler)<br />

Aufmessung Absteckung Aufmessung Absteckung<br />

(Sollkoordinaten – (Sollkoordinaten - (Sollkoordinaten - (Sollkoordinaten -<br />

Doppelmessungen) Einzelmessungen) Doppelmessungen) Einzelmessungen)<br />

Lage Höhe Lage Höhe Lage Höhe Lage Höhe<br />

> 40 mm<br />

> 60 mm<br />

> 40 mm<br />

> 60 mm<br />

ASHTECH GG 24 5,0 5,0 - - 1,0 1,0 - -<br />

GEOTRACER 2204 3,2 4,0 2,3 5,0 1,0 1,0 1,0 1,0<br />

LEICA SR 9500 2,5 4,5 2,5 4,5 1,3 1,0 1,2 1,0<br />

TRIMBLE 4000 SSi 2,6 5,0 5,0 5,0 1,0 1,1 1,2 2,1<br />

TRIMBLE 4800 3,2 4,3 3,8 5,0 1,0 1,2 1,1 1,3<br />

Gewicht 10 10 7 7 10 8 5<br />

RTK-System Benotung<br />

BedieFunkverStromTrageVerInitialiBedieGesamtnungsbindungversorkomfortkabelungsierungsnungsannotekomfortgungdauerleitungen ASHTECH GG 24 3 3 3 3 5 1,0 2 2,99<br />

GEOTRACER 2204 3 3 3 3 3 3,4 2 2,59<br />

LEICA SR 9500 2 2 3 4 4 4,1 2 2,60<br />

TRIMBLE 4000 SSi 3 3 3 3 4 4,3 2 3,04<br />

TRIMBLE 4800 2 2 2 2 1 1,7 2 2,27<br />

Bei den analogen Untersuchungen 1998 erhielt das System Trimble 4800<br />

die beste Gesamtbeurteilung. Die zweitplazierten Systeme Geotracer<br />

2204 <strong>und</strong> Leica SR 9500 wiesen keine großen Unterschiede auf. Die<br />

schlechte Endnote für Ashtech GG 24 ist auf die mangelhafte<br />

Zuverlässigkeit zurückzuführen. Auch beim Schlußlicht Trimble 4000 SSi<br />

(Softwareversion 4.15) liegt der Hauptgr<strong>und</strong> bei den Defiziten in<br />

puncto Zuverlässigkeit, insbesondere bei der hohen Anzahl grober<br />

Fehler bei der Höhenbestimmung (s. Tab 16).<br />

8. Schluß<br />

Diese Untersuchung veranschaulicht, daß man beim Arbeiten mit<br />

kinematischen Echtzeit-Systemen die zweifellos vorhandenen Vorteile<br />

gegenüber den noch gewichtigen Nachteilen für die eigenen speziellen<br />

Anwendungsgebiete abwägen muß. In der Regel hängt die Qualität der<br />

Messungsergebnisse sehr von den Abschattungsbedingungen ab (Ausnahme:<br />

Trimble 4800 bei großen Abschattungen). Eine topographische Aufnahme<br />

in stark bebauten Gebieten ist wegen Mehrwegeausbreitungen <strong>und</strong><br />

häufigen Initialisierungsverlusten durch Abschattungen nahezu<br />

unmöglich bzw. mit unvertretbar hohem Aufwand verb<strong>und</strong>en.<br />

17


18<br />

Bei der Auswertung der Daten konnte festgestellt werden, daß die Zahl<br />

grober Fehler mit zunehmender Abschattung wuchs. Die Lagebestimmung<br />

wurde bei starken Abschattungen wesentlich beeinträchtigt, während für<br />

die Höhen schon bei geringen Abschattungen negative Auswirkungen<br />

beobachtet wurden (besonders beim RTK-System Trimble 4000 SSi).<br />

Die Untersuchungen zeigen, daß man grobe Fehler nicht durch doppelte<br />

RTK-Messungen bei Verwendung zweier Referenzstationen zu verschiedenen<br />

Zeitpunkten eliminieren kann.<br />

Deswegen bleibt die Zuverlässigkeit noch immer das Hauptproblem der<br />

Echtzeitvermessung. Sie ist nur in abschattungsfreien Gebieten<br />

zufriedenstellend gewährleistet. Ihre Abhängigkeit vom Grad der<br />

Abschattung wurde nachgewiesen.<br />

Fazit: RTK-Systeme können bei Genauigkeitsforderungen von 2 cm für die<br />

Lage eingesetzt werden, wenn im Messungsgebiet nur geringfügige<br />

Abschattungen vorhanden sind. Bei Absteckungen sollten auf klassische<br />

Kontrollmöglichkeiten nicht verzichtet werden.<br />

Die 1998 untersuchten RTK-Systeme Trimble 4800, Geotracer 2204 <strong>und</strong><br />

Leica SR 9500 unterscheiden sich kaum in bezug auf Genauigkeit <strong>und</strong><br />

Zuverlässigkeit. Nur bei Komfort <strong>und</strong> Bedienung sind Unterschiede zu<br />

erkennen. Der <strong>Vergleich</strong> der Bewertungen von 1997 <strong>und</strong> 1998 zeigt die<br />

schnelle technische Weiterentwicklung. Die Firma Trimble stellte 1997<br />

mit dem System 4800 ein völlig neu konzipiertes RTK-System vor, das<br />

für andere Anbieter vorbildlich wurde.<br />

Es bleibt zu hoffen, daß durch künftige Hard- <strong>und</strong><br />

Softwareentwicklungen Real-Time-GPS zu einer wirklich universellen<br />

Methode vervollkommnet werden kann.<br />

9 Danksagung<br />

Die Messungen für diese Untersuchungen wurden im Rahmen <strong>mehrerer</strong><br />

Diplomarbeiten durchgeführt. Aus diesem Gr<strong>und</strong> gilt unser Dank<br />

folgenden Diplomandinnen <strong>und</strong> Diplomanden: Frau Sibylle Hartig, Frau<br />

Manuela Lattke, Frau Katrin Mudra, Frau Paula Pfefferkorn, Frau<br />

Solveig Schoen, Herrn Dirk Band, Herrn Torsten Groetchen, Herrn André<br />

Hofmann, Herrn Andreas Kell, Herrn Kai Liebe, Herrn Steffen Markert,


19<br />

Herrn Ralf Meißner, Herrn Dirk Peukert, Herrn André Totterwitz <strong>und</strong><br />

Herrn Torsten Weber.<br />

Literatur<br />

1. Kuhn M., Obermeier S. <strong>und</strong> Heck B. (1998): Untersuchungen zum Einsatz<br />

von GPS-Echtzeitvermessungssystemen in der Praxis; ZfV (5/98), 140-<br />

149.<br />

2. Handbücher für GPS-Echtzeitvermessungssysteme: Ashtech GG 24,<br />

Geotracer 2200 <strong>und</strong> 2204, Leica SR 399 <strong>und</strong> SR 9500, Trimble 4000 SSi,<br />

4400 <strong>und</strong> 4800 <strong>und</strong> Zeiss GePos RM 24.

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